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ie blutjunge Mercedes Haßling weilt mit ihren Eltern zu Besuch bei einem Freund ihres Vaters, dem Baron von Borkert. Auf einem ihrer Spaziergänge lernt sie den Grafen Brecht von Fischering kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Doch ihr Vater will sie zwingen, den Sohn seines Freundes zu heiraten. Mit jeder Faser ihres liebenden Herzens lehnt Mercedes sich dagegen auf, bis sie erfährt, was dahintersteckt: Es ist nämlich in Wahrheit der alte Baron, der auf dieser Ehe besteht, und der hat ihren Vater in der Hand. Sogar ins Zuchthaus könnte er ihn bringen. Das kann Mercedes, die ihren Vater innig liebt, nicht zulassen. Daher schickt sie sich in ihr bitteres Los.
Als sie sich mit dem unsympathischen Baron Roger verlobt, hofft sie noch immer insgeheim auf ein Wunder, dass ihr die Ehe mit ihm erspart bleiben möge ...
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Durch die Schuld des Vaters
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Impressum
Durch die Schuld des Vaters
Ein Herz zwischen Licht und Schatten
Die blutjunge Mercedes Haßling weilt mit ihren Eltern zu Besuch bei einem Freund ihres Vaters, dem Baron von Borkert. Auf einem ihrer Spaziergänge lernt sie den Grafen Brecht von Fischering kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Doch ihr Vater will sie zwingen, den Sohn seines Freundes zu heiraten. Mit jeder Faser ihres liebenden Herzens lehnt Mercedes sich dagegen auf, bis sie erfährt, was dahintersteckt: Es ist nämlich in Wahrheit der alte Baron, der auf dieser Ehe besteht, und er hat ihren Vater in der Hand. Sogar ins Zuchthaus könnte er ihn bringen. Das kann Mercedes, die ihren Vater innig liebt, nicht zulassen. Daher schickt sie sich in ihr bitteres Los.
Als sie sich mit dem unsympathischen Baron Roger verlobt, hofft sie noch immer insgeheim auf ein Wunder, dass ihr die Ehe mit ihm erspart bleiben möge ...
Unbarmherzig brannte die Sonne auf die Erde nieder. Gräser und Blumen ließen traurig die Köpfe hängen.
Brecht Graf von Fischering trabte auf seiner edlen Stute Barka den Feldweg entlang und strebte dem Walde zu. Immer wieder fuhr seine Hand über die Stirn, um sich den Schweiß abzuwischen.
»Wenn es nur bald regnen würde«, sagte der Mann laut vor sich hin.
Endlich war der Wald erreicht. Im Schatten der Bäume ritt Graf von Fischering dem nahen See zu, in dem er ein Bad zu nehmen gedachte.
Schon sah er die schimmernde Wasserfläche vor sich liegen. Während er das Pferd im Schatten des Waldes zurückließ, lief er in eiligen Sprüngen dem See zu. Noch im Laufen zog er das blütenweiße, schweißnasse Hemd aus und warf es ans Ufer. Sekunden später stürzte er sich in die kühlen Fluten und schwamm in ruhigen Zügen tiefer in den See hinein. Plötzlich stutzte der Graf. Was war das?
Hatte das eben nicht wie ein Hilferuf geklungen? Er reckte unwillkürlich den Kopf in die Höhe und ließ seinen Blick über die spiegelnde Wasserfläche gleiten. Da! Etwa fünfzig Meter von ihm entfernt glaubte er für Sekunden einen Kopf und eine Hand erblickt zu haben. Nur Sekunden zögerte er. Dann schwamm er hastig auf die Stelle zu, sie nicht aus den Augen lassend.
Da! Wieder glaubte er sekundenlang, ein weißes Etwas zu sehen. Dann war es wieder verschwunden. Nur noch wenige Meter trennten ihn von der betreffenden Stelle. Nichts! Schon tauchte er unter, und nun sah er die Gestalt ganz deutlich. Sie hatte sich rettungslos im Schilf verfangen.
Erst jetzt erkannte er, dass es sich um ein weibliches Wesen handelte, dessen Badekappe zweimal kurz aus dem Wasser aufgetaucht war. Unerschrocken machte er sich daran, sie aus dem Schilf zu befreien.
Endlich hatte er es geschafft. Graf Brecht zog die Fremde, die kein Lebenszeichen mehr von sich gab, durchs Wasser ans Ufer. Keuchend von der Anstrengung, trug er sie an Land und begann sogleich mit Wiederbelebungsversuchen. Der Schweiß rann ihm aus allen Poren, als die Fremde schließlich die Augen aufschlug.
»Endlich«, knurrte Graf Brecht. »Ich dachte schon, Sie würden gar nicht wieder zu sich kommen.«
»Was ist mit mir geschehen?«, fragte die Unbekannte flüsternd.
»Sie wären um ein Haar ertrunken, mein kleines Fräulein. Der See ist tückisch, und unter der schimmernden Oberfläche lauern tausend Gefahren.«
Das Mädchen schien allmählich zu begreifen. Langsam richtete sie sich auf und zog sich die Badekappe vom Kopf. Eine Fülle kastanienbrauner Locken fiel ihr bis auf die Schultern herab.
Graf von Fischering sah wie gebannt auf die Lockenpracht, die wie pures Gold in der Sonne glänzte.
»Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Herr ...« Sie brach ab und sah fragend zu ihm auf.
»Fischering, Brecht Graf von Fischering«, stellte er sich vor.
»Ich bin zu Gast auf Gut Borkert, Herr Graf«, erzählte sie. »Der See lud mich zum Baden ein, aber anscheinend habe ich meine Kräfte überschätzt.«
»Keineswegs. Sie sind an dem seichten Ufer in die Schlingpflanzen geraten. Das kann jedem passieren«, sagte er freundlich.
»Nochmals herzlichen Dank. Wenn Sie nicht gekommen wären, würde ich jetzt dort unten ...« Wieder brach sie ab und legte erschauernd die Hände vor das blasse Gesicht.
»Es ist ja alles gut gegangen, kleines Fräulein. Erkälten werden Sie sich in der glühenden Sonne bestimmt nicht. Wie mir scheint, haben Sie Ihre Sachen am anderen Ufer liegen, nicht wahr?«
»Ganz recht. Ich kam von drüben zum See herunter. Durch Zufall entdeckte ich ihn gestern, als ich einen Spaziergang durch den Wald machte. Bestimmt werde ich niemals wieder hier baden.«
»Wenn man den See kennt, kann einem nichts geschehen. Seit wann sind Sie zu Gast auf Gut Borkert?«
»Ich bin vorgestern angekommen.«
»So, so.« Nachdenklich sah der junge Graf in ihr immer noch bleiches Gesicht, in dem die dunklen Augen wie zwei feurige Kohlen glühten.
Sie ist schön, dachte er bei sich. Wer sie nur sein mag? Gast auf Gut Borkert! Das wollte nicht viel besagen. Die Borkerts hielten ein großes Haus und genossen in der Umgebung nicht den allerbesten Ruf. Baron von Borkert war ein Schürzenjäger erster Güte.
Das einstmals stolze Gut verlotterte mit jedem Jahre mehr, und es war nur noch eine Frage von Jahren, bis es völlig unter dem Hammer sein würde. Und bei diesen Menschen weilte diese junge Dame zu Gast.
»Ich muss jetzt wohl gehen. Oder besser gesagt, ich muss zum anderen Ufer schwimmen, damit ich zu meinen Sachen komme«, hörte er sie nun sagen.
»Vielleicht ist es besser, wenn ich hinüberschwimme, um Ihre Kleidungsstücke zu holen. Sie könnten dann auch von hier aus zu Fuß nach Borkert zurückkehren.«
Zuerst lehnte Mercedes ab, aber als er ihr versprach, ihre Sachen trocken herüberzubringen, willigte sie schließlich ein.
Graf von Fischering lief zum See hinunter und schwamm mit kräftigen Zügen zum anderen Ufer. Dort sah er, wenige Meter entfernt, einen Bademantel und einige Kleidungsstücke im Gras liegen. Er bündelte alles fein säuberlich und ging damit zum Wasser zurück. Dann schwamm er, die Sachen vorsichtig aus dem Wasser haltend, zurück.
Als er nach einer Weile wieder am anderen Ufer anlangte, blickte ihm das fremde Mädchen erwartungsvoll entgegen.
»Sie sind wirklich ein ausgezeichneter Schwimmer«, lobte sie ihn anerkennend und griff dankbar nach ihren Sachen.
»Pah, das war keine Leistung«, wehrte er ab.
Mercedes sah sich suchend um.
»Drüben hinter dem Gebüsch können Sie sich umkleiden.«
»Und wo ist der Weg, der mich nach Gut Borkert führt?«, wollte sie wissen.
»Haben Sie es so eilig zurückzukommen?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
Sie schaute verlegen an ihm vorbei.
»Man könnte mich sonst vermissen.«
»Schade, ich hätte gern noch ein Weilchen mit Ihnen geplaudert. Ich gehe inzwischen zum Waldrand hinauf, wo mein Pferd auf mich wartet. Vielleicht überlegen Sie es sich noch und kommen ebenfalls dorthin. Später werde ich Ihnen gern den Weg nach Gut Borkert zeigen.«
Sie nickte. Dann schritt sie eilig davon.
Graf Brecht sah ihr nach. Sie war groß und schlank. Ihre Haut war sonnengebräunt und schimmerte matt im Licht der gleißenden Sonne. Erst als sie hinter dem Gebüsch verschwunden war, ging er langsam zum Walde hinauf. Die Stute graste friedlich am Waldrand und kam auf seinen Lockruf herbei.
»Da sind wir noch gerade früh genug gekommen, Barka«, sagte er leise und klopfte zärtlich den schlanken Hals des Tieres. »Ein sehr nettes Mädchen.«
Da Graf Brecht den größten Teil des Tages auf dem Rücken seiner Stute zubrachte, war es ihm zur Gewohnheit geworden, mit dem Tier zu reden.
Während die Stute sich wieder den Gräsern zuwandte, ließ Graf Brecht sich am Waldrand nieder. Nach einer geraumen Weile sah er die Fremde hinter dem Gebüsch hervortreten. Sie blickte sich suchend nach allen Seiten um. Dann hatte sie ihn entdeckt und kam langsam auf ihn zu. Das bunte Sommerkleid stand ihr ausgezeichnet. Und dazu trug sie hübsche Sandalen.
»Da bin ich«, sagte sie. Ohne seine Aufforderung abzuwarten, ließ sie sich an seiner Seite nieder.
»Nett, dass Sie gekommen sind.«
»Ich musste ja, da ich den Weg zurück nicht kenne.«
»Nur darum sind Sie gekommen?«
»Gewiss, warum sonst?«
»Nun ja, es hätte immerhin sein können, dass Sie mir noch ein wenig Gesellschaft leisten wollen«, meinte er treuherzig.
Ein Lächeln glitt über ihre noch kindhaft jungen Züge.
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass Ihnen so viel daran gelegen ist.«
»Doch, es ist so. Hier auf dem Lande sieht man fast immer die gleichen Gesichter und trifft selten mal einen Fremden.«
»Kennen Sie die Bewohner von Gut Borkert?«, fragte Mercedes ihn.
»Ja, ich kenne sie.«
»Hm, sehr gern scheinen Sie darüber nicht zu sprechen.«
»Dazu habe ich kaum Veranlassung. Schließlich sind Sie dort zu Gast und kennen die dortigen Bewohner besser als ich, der ich nur flüchtige, nachbarliche Beziehungen mit ihnen unterhalte.«
»Das klingt nicht sehr begeistert.«
»Sind Sie eine Verwandte der Borkerts?«, fragte Graf Brecht, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.
Sie schüttelte ernst den Kopf. Fast schien es so, als atme er erleichtert auf.
»Noch nicht.« Es hatte wie ein Hauch geklungen, und doch war es ihm nicht entgangen.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Es hat keine Bedeutung, entschuldigen Sie«, murmelte Mercedes.
Verständnislos sah er in ihr ernstes Gesicht. Warum machte sie so geheimnisvolle Andeutungen? Warum war sie auf Gut Borkert?
Roger von Borkert, der einzige Sohn und Erbe des herabgewirtschafteten Gutes, hatte vor mehr als fünf Jahren die Heimat verlassen und sollte irgendwo im Ausland untergetaucht sein. Eine recht unliebsame und unehrenhafte Geschichte sollte ihn seinerzeit dazu veranlasst haben, das Gut seiner Eltern zu verlassen. Genaues wusste niemand darüber zu sagen, es waren nur Gerüchte, die damals durchgesickert waren. Seither hatte man Roger von Borkert fast vergessen.
»Kennen Sie die Familie Borkert näher?«, fragte Graf Brecht aus seinen Gedanken heraus.
»Nein, nicht sehr gut.«
»Trotzdem sind Sie dort zu Gast?«
»Ich bin mit meinen Eltern dort«, sagte sie fast widerwillig.
»So ist das«, murmelte er.
Eine Weile schwiegen sie beide und hingen ihren Gedanken nach.
»Werden Sie morgen wieder hierherkommen?«, fragte er dann.
»Nein, sicherlich nicht, wenigstens nicht, um im See zu baden«, erwiderte sie ausweichend.
»Wenn Sie unter meinem Schutz baden, kann Ihnen nichts passieren.«
»Dazu müsste ich wissen, wann Sie hier anzutreffen sind.«
»Hm, sagen wir morgen um die gleiche Zeit?«
»Vielleicht. Versprechen kann ich es Ihnen nicht, da ich nicht frei über meine Zeit verfügen kann. Ich werde es jedoch versuchen.«
»Wirklich? Das freut mich.«
Sie lächelte schwach. Aber sogleich wurde sie wieder ernst.
»Ich muss jetzt fort.« Plötzlich sprang sie auf und griff nach ihren Badesachen. »Bitte, sagen Sie mir, welchen Weg ich gehen muss. Es ist besser, wenn Sie mich nicht begleiten, verstehen Sie? Ich möchte nicht, dass man uns zusammen sieht.«
Ein wenig beleidigt zuckte er die Schultern.
»Gehen Sie hier am Waldrand entlang, bis der See zu Ende ist. Dann, gleich rechter Hand, führt eine Waldstrecke geradewegs auf Gut Borkert zu.«
»Wie lange werde ich laufen müssen?«
»Etwa eine Viertelstunde.«
In einer Aufwallung von Dankbarkeit streckte sie ihm die Hand hin.
»Haben Sie vielen Dank für Ihre Ritterdienste, Herr Graf. Bitte, sprechen Sie nicht über mein Missgeschick, da man auf Borkert nicht weiß, wohin ich heute Nachmittag gegangen bin. Bestimmt würde ich sonst keine Minute mehr ohne Aufsicht sein«, bat sie flehentlich.
»Ich verspreche es Ihnen«, sagte er feierlich.
»Danke.«
Ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen, ging Mercedes eilig davon. Versonnen sah er ihr nach. Warum tat sie so geheimnisvoll?
Fast hatte er das Gefühl, als bedrückte sie irgendetwas, worüber sie nicht sprechen wollte. Nachdenklich ritt der Graf nach Gut Fischering zurück.
♥♥♥
Der Großindustrielle Robert Haßling stand seinem Freunde, dem Baron von Borkert, in dessen Arbeitszimmer gegenüber.
»Dann sind wir uns also einig, lieber Robert«, sagte der Baron abschließend. »Natürlich bleibt die Angelegenheit unter uns Männern, da die Frauen den Mund ohnehin nicht halten können. Ich überlasse es nun dir, deine Tochter von der Notwendigkeit einer baldigen Heirat mit Roger zu überzeugen.«
»Mercedes war immer eine folgsame Tochter und wird mir auch dieses Mal keine Schwierigkeiten bereiten. An diesbezüglichen Andeutungen habe ich es bisher nicht fehlen lassen, damit sie sich auf das Bevorstehende seelisch vorbereiten konnte. Wie steht es mit Roger?«
»Keine Sorge«, erwiderte der Baron mit breitem Lachen. »Nachdem er wie ein reumütiger Sünder in sein Elternhaus zurückgekehrt ist, wird er froh sein, mir diesen Wunsch erfüllen zu können. Außerdem tut er sich damit selbst den allergrößten Gefallen, da es ihm lieber sein muss, ein schuldenfreies Gut zu übernehmen, als heimatlos zu werden.«
»Das wäre also geregelt. Gehen wir jetzt zu den Damen zurück, damit sie nicht ungeduldig werden.«
Ida Baronin von Borkert saß der Gattin des Großindustriellen Robert Haßling beim Tee gegenüber.
Helma Haßling war die zweite Gattin des reichen Industriemagnaten und mindestens zwanzig Jahre jünger als dieser. Sie hasste ihre Stieftochter Mercedes schon darum, weil diese jünger und schöner war als sie selbst. Außerdem wusste sie nur zu gut, dass der Gatte in seiner Tochter seine erste Frau zu sehen glaubte, der sie wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Seit ihrer Vermählung mit dem reichen Industriellen intrigierte Helma gegen Mercedes, und nicht selten kam es ihretwegen zu Streitigkeiten zwischen den Eheleuten. Aus diesen Beweggründen heraus war sie darauf bedacht, die unbequeme Stieftochter so bald wie möglich zu verheiraten.
Strahlend sah sie den beiden Herren entgegen, die eben den Salon betraten. Baron von Borkert eilte zu seiner Gattin und neigte sich ehrfürchtig über ihre Hand.
»Es hat geklappt, Ida«, raunte er ihr dabei leise zu.
»Wie reizend von euch, uns beim Tee Gesellschaft zu leisten«, flötete die Baronin übertrieben liebenswürdig. Sie ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich den Tee in die hauchdünnen Schalen zu gießen, dabei plauderte sie so charmant und angeregt, dass die Zeit wie im Fluge verging.
Eine halbe Stunde später erschien Baron Roger. Er mochte etwa dreißig Jahre alt sein, wirkte aber älter. Sein Gesicht sah verlebt und müde aus. Er war groß und schlank, fast mager zu nennen. An den Schläfen lichtete sich sein Haar schon, und um den Mund lag ein verkniffener Zug, der ihn unsympathisch erscheinen ließ.
»Da bist du ja endlich, Roger. Wo ist Mercedes?«, empfing ihn die Mutter.
»Mercedes? Ich denke, sie ist hier.«
»Aber du bist doch nach Tisch mit Mercedes in den Park gegangen«, erinnerte sich der Vater.
»Ganz recht. Da ich noch eine Kleinigkeit in der Stadt zu erledigen hatte und Mercedes mich nicht begleiten wollte, fuhr ich allein.«
»Sie wird spazieren gegangen sein«, warf Frau Haßling ein.
Baron Roger saß mit übereinandergeschlagenen Beinen gelangweilt in einem Sessel. Plötzlich horchten alle auf. Leichte Schritte waren in der Halle hörbar geworden, die sich schnell in die obere Etage entfernten.
»Das war Mercedes«, rief der Vater.
Es war ihm deutlich anzusehen, wie froh er war, seine Tochter wieder im Hause zu wissen. Wenig später betrat Mercedes den Salon. Sie trug ein weißes Leinenkleid, das vorzüglich zu ihrem kastanienbraunen Haar kontrastierte.