1,99 €
Nach dem bestandenen Examen auf der Modefachschule schenkt der alte Graf von Nordhof seiner Tochter Ava eine Reise nach Sizilien. Schon am ersten Tag dort verliebt sich die hübsche Komtess bis über beide Ohren in einen feurigen Italiener. Dass er ebenfalls in der Modebranche tätig ist, macht das Glück perfekt.
Nach einer rauschenden Verlobungsfeier schmieden die Verliebten eifrig Zukunftspläne. Einen Modesalon für eine exklusive Kundschaft wollen sie in Rom eröffnen. Leider ist Claudio di Arisi vollkommen mittellos, und so stammt das benötigte Anfangskapital ausschließlich von Ava. Es ist gut investiert, so glaubt die Komtess, doch dann erfährt sie, dass sie auf einen niederträchtigen Betrüger hereingefallen ist. Der ist plötzlich spurlos verschwunden, und Ava trägt sein Kind unter dem Herzen ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 130
Cover
Wer mit dem Feuer spielt ...
Vorschau
Impressum
Wer mit dem Feuer spielt ...
Für ihren Traum riskiert Ava ihr Seelenheil
Nach dem bestandenen Examen auf der Modefachschule schenkt der alte Graf von Nordhof seiner Tochter Ava eine Reise nach Sizilien. Schon am ersten Tag dort verliebt sich die hübsche Komtess bis über beide Ohren in einen feurigen Italiener. Dass er ebenfalls in der Modebranche tätig ist, macht das Glück perfekt.
Nach einer rauschenden Verlobungsfeier schmieden die Verliebten eifrig Zukunftspläne. Einen Modesalon für eine exklusive Kundschaft wollen sie in Rom eröffnen. Leider ist Claudio di Arisi vollkommen mittellos, und so stammt das benötigte Anfangskapital ausschließlich von Ava. Es ist gut investiert, so glaubt die Komtess, doch dann erfährt sie, dass sie auf einen niederträchtigen Betrüger hereingefallen ist. Der ist plötzlich spurlos verschwunden, und Ava trägt sein Kind unter dem Herzen ...
»Den diesjährigen Preis für Entwurfskunde erhält Ava Komtess von Nordhof!«
Professor Hagemann sah von seinem Stehpult auf und blickte hinunter in die Aula. Lauter Beifall folgte seinen Worten. Die Studierenden der Modefachschule brachten ihrer Kommilitonin eine Ovation.
Aus einer der hinteren Sitzreihen erhob sich ein junges Mädchen, strich sich das lange braune Haar aus dem Gesicht und ging mit anmutigen Bewegungen nach vorn zu Professor Hagemann, dem Leiter der Modefachschule.
»Sie sieht selbst aus wie ein Mannequin«, hörte sie aus den Bankreihen jemanden flüstern.
»Es ist für mich eine besondere Freude gewesen, Sie als Schülerin haben zu dürfen, Komtess«, sagte der Professor lächelnd und drückte ihr die Hand. Von seinem Pult nahm er eine goldgeränderte Urkunde und überreichte sie ihr mit einer galanten Verbeugung.
»Ohne Sie als meinen Lehrer hätte ich diesen Preis nie erhalten, Herr Professor«, gab Ava von Nordhof das Kompliment zurück und bedachte den alten Herrn mit einem charmanten Lächeln.
Die Schüler klatschten wieder Beifall.
»Was wirst du nach der Schule beginnen?«, fragte Suse Pütz die Klassenkameradin, neben der sie drei Jahre in der Modefachschule gesessen hatte. Die beiden jungen Mädchen schritten die Stufen der Treppe ein letztes Mal hinunter.
Ava von Nordhof ließ den Blick ihrer dunkelbraunen Augen über den Großstadttrubel schweifen.
»Zunächst werde ich mich auf Gut Nordhof erholen«, erwiderte sie sinnend. »Ich habe die Großstadt erst mal gründlich satt. Danach werde ich vielleicht reisen, um die Welt kennenzulernen.«
»Und wann willst du deine Kenntnisse endlich verwerten?«, fragte Suse. Sie stammte von weniger wohlhabenden Eltern ab und war gezwungen, gleich ihr Geld zu verdienen. Sie hatte schon während ihres Studiums eine Stellung in einem großen Konfektionshaus versprochen bekommen.
»Ich schwärme natürlich von einem eigenen kleinen Modesalon«, meinte Ava. »Es muss ein Salon sein, dessen Modelle ausschließlich von mir entworfen werden für eine ganz exklusive Kundschaft.«
»Du hast tolle Pläne«, sagte Suse seufzend. »Jeder von uns hier schwärmt von so etwas, aber die wenigsten können sich ihre Träume erfüllen.«
»Das sind doch nur Hirngespinste, Suse«, tröstete Ava die Freundin lächelnd. »Gut Nordhof könnte einen solchen Modesalon niemals finanzieren. Aber trotzdem gestatte ich mir, davon zu träumen. Warum nicht? Das Leben ist nüchtern genug.«
Ein wenig mitleidig blickte Suse die Freundin an. Keine liebende Mutter würde Komtess Ava an ihr Herz ziehen, wenn diese in das alte Schloss in der Lüneburger Heide zurückkehrte! Avas Mutter war schon früh an einer heimtückischen Krankheit gestorben.
»Ich muss mich jetzt verabschieden, Suse. Mein Zug geht in einer Stunde.« Ava schüttelte der Kameradin herzlich die Hand. Dann schwang sie sich auf eine eben anfahrende Straßenbahn und hatte bald Suses braunen Kopf aus den Augen verloren.
♥♥♥
Zwei Stunden später saß Ava im Zug. Sie hatte das Abteil für sich allein und war froh darüber.
Wie werde ich es zu Hause antreffen?, fragte sie sich gespannt. Karsten, ihr Bruder, hatte sich erst kürzlich verlobt. Ava hatte an der Feier nicht teilnehmen können, da sie zu der Zeit mitten im Examen gestanden hatte, und sie kannte die Braut noch nicht.
Ihr Vater hatte ihr geschrieben, dass sie auf ihn einen ziemlich herben und strengen Eindruck gemacht habe. Auch ein Brief von der Mamsell knisterte in Avas Handtasche. Darin hieß es:
Wir hätten alle nicht gedacht, dass Ihr Bruder Reinhilt von Lowitz heimführen würde. Sie scheinen so gar nicht zueinanderzupassen. Gewiss, sie ist sehr reich, aber wie ich Graf Karsten kenne, ist das für ihn nicht die Hauptsache. Nun ja, Gegensätze ziehen sich oft an.
In diesem Stil schrieb die alte Haushälterin weiter. Die Mamsell hatte an Ava und ihrem Bruder Karsten Mutterstelle vertreten und durfte sich erlauben, ihre Meinung zu äußern. Ava lächelte im Gedanken an das alte, runzelige Gesicht der guten Mamsell.
Der Zug näherte sich der Station, an der Komtess Ava aussteigen musste. Sie lehnte sich aus dem Fenster. Gewiss würde der Kutscher Hannemann mit seinen beiden Braunen schon ungeduldig auf sie warten.
Doch wie erstaunt war Ava, als ihr statt Hannemann ein Chauffeur in eleganter Livree entgegenkam.
»Sind Sie die Komtess von Nordhof?«, fragte er, und auf Avas Nicken führte er sie zu einem luxuriösen Wagen.
»Wissen Sie, was aus dem alten Hannemann geworden ist?«, fragte Ava enttäuscht. Sie hatte sich so auf eine Kutschfahrt gefreut.
Der Chauffeur schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nur, dass der Herr Graf den alten Kutscher entlassen hat, als der Braune verendete. Seitdem stehe ich in seinen Diensten.«
Seltsam, dachte Ava, das hätte ich nicht gedacht, dass Vater sich noch auf seine alten Tage ein Auto anschafft!
Die Heidelandschaft glitt an Ava vorbei und wich dann einer breiten Allee, die zum Schloss führte. Ava bemerkte, dass alles in einem gepflegteren Zustand war als zu dem Zeitpunkt, als sie das Schloss verlassen hatte.
Und als sie es betrat, stellte sie fest, dass es auch da allerhand Neuerungen gab. Die weiträumige Halle hatte eine neue Tapezierung erhalten, und die schadhaften Marmorplatten des Fußbodens waren ausgewechselt worden.
Ava schritt auf das Wohnzimmer zu, in dem sich der alte Graf von Nordhof am liebsten aufhielt.
In einem Lehnstuhl am Fenster saß er und blickte seiner Tochter entgegen.
»Willkommen daheim, mein Kind!«, sagte er warm.
»Ich freue mich, dass ich wieder bei euch sein kann, Vater!«, erwiderte Ava und küsste den Vater auf die Stirn.
»Entschuldige, mein Kind, dass ich sitzen bleibe, aber meine Beine wollen nicht mehr so recht!« Der alte Graf lächelte etwas hilflos.
»Aber davon weiß ich ja gar nichts. Warum hat mich niemand benachrichtigt?«, fragte Ava erschrocken. »Seit wann fällt dir das Gehen schwer, Vater?«
»Seit Karstens Verlobung geht es nicht mehr mit mir!«, meinte der alte Herr und fuhr sich durch das weiße Schläfenhaar. »Ich hatte einen leichten Schlaganfall, und seitdem ist es aus.«
Ava zog sich einen Sessel dicht an den des Vaters.
»Das tut mir leid, Vater. Es ist alles so anders hier geworden. Schade, dass mich nicht der alte Hannemann mit seinen Pferden abgeholt hat.«
»Karsten konnte doch nicht mit diesen alten Kutschpferden seine Braut besuchen. Er muss jetzt häufig in die Stadt und braucht ein zuverlässiges Fahrzeug.«
»Da hat er natürlich recht«, sagte Ava. Dann sprang sie plötzlich auf. »Ich muss jetzt ganz schnell der Mamsell Guten Tag sagen, sonst ist die Gute noch beleidigt.«
Durch die verzweigten Gänge des Schlosses begab sich Ava in die große blitzende Küche.
»Nein, so etwas!«, klang es vom Herd her, und das Gesicht der alten Dienerin überzog sich mit freudigem Rot. »Komtess Ava! Wie hübsch Sie ausschauen!«
Die Mansell schüttelte Ava herzlich die Hand.
»Nun sind Sie zurück, und ich habe meinen Abschied bekommen«, sagte die alte Dienerin dann. »Ich gehe in mein Heimatdorf zurück.«
»Man hat Sie fortgeschickt?« Erschrocken sah Ava die Vertraute an. »Hat mein Vater Sie entlassen?«
»Nein, nicht der alte Herr. Es war Graf Karsten, der meinte, ich sei nun zu alt, um einem so großen Haushalt vorzustehen.«
Gedankenvoll kehrte Ava in das Zimmer ihres Vaters zurück.
»Wann kommt eigentlich Karsten zurück?«, fragte sie ihn. Sie hatte stets ein gutes Verhältnis zu dem älteren Bruder gehabt und sehnte sich danach, ihn wiederzusehen.
»Karsten musste gestern plötzlich im Auftrag seines Schwiegervaters nach New York fliegen. Es gibt dort geschäftliche Dinge zu regeln, die der alte Herr von Lowitz in seinem schlechten körperlichen Zustand nicht bewältigen kann.«
»Schade. Dann werde ich Karsten lange Zeit nicht sehen, denn ich will ja auch verreisen, bevor ich anfange zu arbeiten.«
»Das habe ich mir gedacht, Ava«, entgegnete der alte Graf lächelnd. »Dich zog es immer in die Ferne. Aus diesem Anlass und weil du die Modeschule so erfolgreich abgeschlossen hast, darfst du dir eine Reise von mir wünschen.«
Die Tochter flog dem Vater um den Hals.
»Ich möchte so gern nach Sizilien, Vater!«, flüsterte sie dem alten Herrn ins Ohr.
»Die Sonneninsel war auch immer mein Traum, mein Kind. Doch so eine Reise wäre nun zu anstrengend für mich. Stattdessen werde ich mit meiner Schwester eine Badereise machen. Wenn du aus Sizilien zurück bist, werde ich wieder besser bei Kräften sein.«
»Das würde mich sehr freuen, Vater.«
♥♥♥
Ganz in der Nähe von Palermo lag ein kleiner idyllischer Fischerort. Ihn hatte sich Ava als vorläufiges Urlaubsziel gewählt.
»Sind meine Koffer schon angekommen?«, fragte sie den Portier des Hotels. »Mein Name ist Ava von Nordhof.«
»Sie sind bereits oben in Ihrem Zimmer, Signorina!«, versicherte der Portier. Mit unverhohlener Bewunderung streifte er das aparte Gesicht der Deutschen, während er die breite Treppe zum ersten Stock vor ihr hinaufschritt.
Ava war mit ihrem Zimmer sehr zufrieden. Es hatte von einem kleinen Balkon Ausblick auf das Meer. Direkt vor ihr befand sich der Jachthafen. Ava war entzückt. Sie beugte sich über die Balkonbrüstung. Unter ihr wiegten sich prächtige Segel- und Motorjachten im Wind. Auf einem der Schiffe bemerkte sie einen hochgewachsenen jungen Mann, der zu ihr hinaufblickte.
Sein Blick ist unverschämt, dachte Ava. Aber er kann es sich leisten, er sieht wunderbar aus.
Jetzt winkte der Fremde sogar in ihre Richtung und ließ eine Reihe blitzender Zähne sehen.
Wie ein Seeräuber sieht er aus, dachte Ava und verließ den Balkon. Sie wollte den jungen Mann nicht noch mehr ermutigen.
An Avas Zimmer schloss sich ein himmelblau gekacheltes Badezimmer an, das sie nun aufsuchte, um sich frisch zu machen.
In einem bunten Sommerkleid stieg sie schließlich die Treppe hinunter. Sie wollte noch ein wenig die Gegend erkunden, ehe es dunkel wurde.
Ava schlenderte durch den kleinen Ort und erregte Aufsehen, wohin sie kam. Die Kinder hefteten sich an ihre Fersen und bettelten um Geld. Ava beging den Fehler, ihre Tasche zu öffnen und ein paar Lire zu verteilen. Die Schar ihrer kleinen Verfolger wurde immer größer.
Und bis zum Hotel ist es noch so weit, dachte Ava verzweifelt. Kam ihr denn niemand zu Hilfe?
Doch da nahte wie ein rettender Engel ein Mann in einem orangefarbenen Hemd und einer weißen Leinenhose und strahlte Ava an.
Es war der Fremde von der Segeljacht.
»Darf ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er und begann auch schon mit energischem Händeklatschen die Kinderschar zu verscheuchen.
»Der Graf!«, riefen die Kinder wie aus einem Mund und verschwanden wie der Wind um die Ecke.
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Signore!«, sagte Ava erleichtert.
»Claudio di Arisi heiße ich«, stellte sich der Graf mit tiefer Verbeugung vor. »Und ich weiß auch, wie Sie mir danken können, Signorina Nordhof. Gestatten Sie mir, dass ich Sie zurück zu Ihrem Hotel begleite!«
»Woher kennen Sie meinen Namen, Graf?«, fragte Ava erstaunt.
»Jeder hier im Ort weiß doch, dass die Contessa Nordhof heute angekommen ist. Man hält Sie für sehr reich! Daher auch die vielen bettelnden Kinder, die Sie belästigten.«
»Das ist ja unglaublich!«, murmelte Ava.
Wie selbstverständlich schritt Claudio di Arisi mit ihr die Uferpromenade zum Hotel entlang. Ava war sehr froh über seine Begleitung. Jetzt fühlte sie sich sicher.
»Es war vielleicht ein Fehler von mir, allein zu reisen!«, gestand sie ihrem Begleiter freimütig.
»Wer so schön ist wie Sie, darf hier nicht allein ausgehen«, bestätigte der Graf. »Aber dieses Problem können wir sehr einfach lösen. Von heute an gehen Sie nur noch mit mir zusammen aus!«
Ava wollte gerade ablehnen, doch sein Blick war so flehentlich und erwartungsvoll auf sie gerichtet, dass sie ihren Widerstand aufgab.
»Es ist sehr lieb von Ihnen, dass Sie auf mich aufpassen wollen. Da Sie hier zu Hause sind, werden Sie mir sicher viel von der schönen Gegend zeigen können!«
In der Hotelhalle verabschiedete sich der Graf von ihr und verabredete für den morgigen Tag ein Treffen auf seiner Jacht.
»Es ist ein wunderbares Schiff. Ich habe es erst seit kurzer Zeit. Sie müssen mit mir eine Probefahrt machen, Contessa!«
Sie willigte lächelnd ein. Der Urlaub begann, ihr mehr und mehr zu gefallen. Wer hätte gedacht, dass sie schon am ersten Tag eine so interessante Bekanntschaft machen würde!
♥♥♥
Am nächsten Tag fand sich Ava in sportlicher Kleidung auf der Jacht des Grafen ein.
Er empfing sie mit leuchtenden Blicken und ließ ihre Hand nicht mehr los.
»Sie könnten zu leicht über die Taue stürzen«, beharrte er, als sie sie ihm entziehen wollte.
»Da hätten Sie mich mal auf unserer rauen Nordsee segeln sehen sollen!«, erwiderte Ava mit einem hellen Lachen. »Dort ist das Stehen schon ein Problem!«
»Ihnen ist der Segelsport also nicht fremd. Dann wollen wir es einmal zusammen probieren, ja?«
Eifrig machte Ava sich daran, dem Grafen beim Setzen der Segel zu helfen.
Weit draußen in der blauen Bucht überließ er das Schiff sich selbst und nahm Ava in seine Arme.
»Du bist sehr schön, liebe Contessa aus Deutschland!«, sagte er und küsste sie sanft auf die Lippen.
Bei seiner Berührung überlief Ava ein Schauer und erweckte ein nie gekanntes süßes Gefühl in ihr. Gegen ihren Willen erwiderte sie den Kuss, zuerst zögernd, dann immer leidenschaftlicher. Schließlich ließen sie voneinander ab und sahen sich in die Augen. Unergründlich schienen die Augen Claudio di Arisis.
»Ava, willst du meine Frau werden?«, fragte er.
»Wir kennen uns doch gerade erst vierundzwanzig Stunden!«, gab sie lachend zurück.
»Mir ist es, als habe ich dich schon immer gekannt!«, sagte er schmeichelnd und nahm ihre Hand. »Heute Abend zeige ich dir das Schloss, in dem du meine Herrin sein wirst.«
Sie gingen eng umschlungen in die Kajüte. Ava ließ sich willenlos von ihm führen. Ihr Verstand hatte aufgehört zu existieren.
Da streifte sie mit der Hüfte ein paar Blätter hinunter, die auf einem Tisch lagen. Sie bückte sich, um sie näher zu betrachten. Waren das nicht Modezeichnungen? Sogleich war ihr Interesse geweckt.
»Das sind ja wunderbare Entwürfe!«, rief sie aus. »Wer hat die gemacht? Derjenige muss ein Künstler sein!«
»Du verstehst etwas von Mode?«, fragte Claudio erstaunt.
»Ich bin selbst Entwurfzeichnerin, und keine schlechte, wie ich glaube«, sagte sie stolz.
»Dann hat mein Herz mir den richtigen Weg gewiesen!«, sagte Claudio begeistert. »Ich habe mir eine Frau ausgesucht, die die Leidenschaft für die Mode mit mir teilt!«
»Falls du diese Zeichnungen angefertigt hast, musst du ein berühmter Mann sein, Claudio!«, stellt Ava bewundernd fest.
Claudio schüttelte den Kopf und lächelte traurig.
»Leider nicht. Mein Geschlecht ist verarmt. Unser Schloss ist halb verfallen. Ich habe nicht das Geld, um diese Entwürfe zu realisieren.«
»Das ist sehr schade.« Ava dachte fieberhaft nach. Diesen begabten Mann musste man unterstützen.
»Mein Traum ist ein kleiner Modesalon in Rom«, erzählte Claudio. »Ich habe auch schon mit einem Hausbesitzer verhandelt. Aber die Miete ist sehr hoch, und in den ersten Monaten werden kaum Einnahmen da sein!«
»Mir steht das Erbteil meiner verstorbenen Mutter zu«, sagte Ava. »Wir werden den Modesalon gemeinsam eröffnen. Was sagst du dazu?« Sie fuhr ihm zärtlich durch das gepflegte schwarze Haar.
Der Graf nahm sie wortlos in seine Arme. Sie sah nicht das triumphierende Lächeln, das er in ihrem schönen Haar verbarg.