Familie mit Herz 32 E-Book

Maria Treuberg

• Herausgeber: Bastei Entertainment
• Kategorie: Gesellschafts- und Liebesromane
• Serie: Familie mit Herz
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2018

Seitenzahl: 92

Beschreibung

Bieten Papi - suchen Mami - Drei Kinder wünschen sich wieder eine Familie


Zwei Jahre ist es her, seit Ellen bei einem Unfall starb und ihren Mann mit drei Kindern allein zurückließ. So gut er kann, versucht Sven, die Kleinen über den schrecklichen Verlust hinwegzutrösten, doch er weiß, dass ihm das nur teilweise gelingt. Oft hat er zu wenig Zeit, und manchmal ist seine eigene Trauer so groß, dass er unfähig ist, allen Schmerz zu bannen.
Julia vermisst ihre Mami noch am wenigsten. Sie war mit ihren zwei Jahren zu klein, um das Entsetzliche zu begreifen. Der sechsjährige Lukas schon eher. Aber am schlimmsten ist es für Lea. Das Mädchen ist jetzt dreizehn, in einem Alter also, wo es seine Mutter besonders dringend braucht. Hilflos muss Sven mit ansehen, wie seine Älteste den Verführungen einer Clique erliegt, die falschen Zielen hinterherjagt. Wenn er doch bloß eine Frau fände, die bereit wäre, ihm mit fast übermenschlichem Verständnis bei der Lösung seiner Probleme zu helfen! Da tritt plötzlich Corinna in das Leben der Familie ...

***

Familie ist da, wo man lebt, liebt und lacht. Familie ist da, wo man Trost und Wärme findet. Und eben jene Geschichten, wie sie nur das Leben schreibt, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Hier erwarten sie Glück und Geborgenheit, Ängste und Sorgen, hier wird es mal lustig, mal dramatisch, es wird getanzt und gelacht, gestritten und verziehen - hier werden Erinnerungen geschaffen, die unvergesslich bleiben.

Alle 14 erscheint eine neue Folge von Familie mit Herz.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

Leseprobe

Inhalt

Cover

Impressum

Bieten Papi − suchen Mami

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: evgenyatamanenko / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7148-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Bieten Papi – suchen Mami

Drei Kinder wünschen sich wieder eine Familie

Von Maria Treuberg

Zwei Jahre ist es her, seit Ellen bei einem Unfall starb und ihren Mann mit drei Kindern allein zurückließ. So gut er kann, versucht Sven, die Kleinen über den schrecklichen Verlust hinwegzutrösten, doch er weiß, dass ihm das nur teilweise gelingt. Oft hat er zu wenig Zeit, und manchmal ist seine eigene Trauer so groß, dass er unfähig ist, allen Schmerz zu bannen.

Julia vermisst ihre Mami noch am wenigsten. Sie war mit ihren zwei Jahren zu klein, um das Entsetzliche zu begreifen. Der sechsjährige Lukas schon eher. Aber am schlimmsten ist es für Lea. Das Mädchen ist jetzt dreizehn, in einem Alter also, wo es seine Mutter besonders dringend braucht. Hilflos muss Sven mit ansehen, wie seine Älteste den Verführungen einer Clique erliegt, die falschen Zielen hinterherjagt. Wenn er doch bloß eine Frau fände, die bereit wäre, ihm mit fast übermenschlichem Verständnis bei der Lösung seiner Probleme zu helfen! Da tritt plötzlich Corinna in das Leben der Familie …

»Geschafft! Das wär’s für heute!« Energisch schloss Corinna Bachmann den Deckel der Akte, die vor ihr auf dem Tisch lag. Anschließend massierte sie mit der linken Hand ihre Schläfe. »Ich glaube, ich bekomme Migräne.«

Sabine Schröder, ihre Kollegin, fuhr ihren Computer herunter und erwiderte mit gespielter Strenge: »Pass bloß auf, dass du morgen wieder fit bist. Es wird ein harter Tag werden.«

»Na ja, ein entspannendes Bad wird mich schon wieder nach vorne bringen«, meinte Corinna optimistisch.

»Freu dich nicht zu früh!« Sabine machte eine vielsagende Kopfbewegung auf eine Tür im Hintergrund. »Wenn er nicht wieder was von dir will!«

Corinna sah ihre Kollegin fest aus ihren nussbraunen Augen an.

»Was willst du damit andeuten?«

»Na, was wohl? Das weiß doch jeder, wie der Chef um dich herumschleicht!«

»Dann müsste auch jeder wissen, dass ich mich überhaupt nicht für ihn interessiere.« Corinna legte die Betonung auf das Wort »jeder«.

»Sebastian Steinhauser ist mir so gleichgültig wie nur sonst wer. Er ist mein Chef, und damit hat es sich!«

»Ja«, seufzte Sabine gedehnt, »das sagst du. Und ich glaube dir auch! Aber er scheint das nicht zu bemerken! Leider …«

Sabine Schröder sprach mit einem wehmütigen Unterton. Sie hätte genau gewusst, was sie getan hätte, wenn Sebastian Steinhauser Interesse an ihr gezeigt hätte. Seit sie in seiner Anwaltskanzlei angefangen hatte, liebte sie ihn heimlich. Eine Zeit lang hatte sie sogar geglaubt, dass sie ihm ebenfalls nicht völlig gleichgültig war, aber dann hatte er Corinna eingestellt, und seitdem hatte er nur noch Augen für die neue Kollegin.

»Ich weiß ja, dass du nichts von ihm willst. Obwohl ich es nicht ganz verstehe. Er ist doch ein so attraktiver Mann«, geriet sie ins Schwärmen.

»Er ist halt nicht mein Typ«, erwiderte Corinna schlicht.

»Wer wäre denn dein Typ?«, hakte Sabine neugierig nach.

»Ich bin nicht auf Äußerlichkeiten festgelegt. Aber ich würde es merken, wenn er vor mir steht«, erklärte Corinna leichthin. Damit war für sie das Thema Sebastian Steinhauser erledigt. »Ich mache jetzt, dass ich wegkomme!« Mit einer flüchtigen Handbewegung strich sich Corinna eine widerspenstige Locke aus der Stirn.

Sabine begann ebenfalls, ihre Sachen zusammenzuräumen. Die beiden Frauen arbeiteten jetzt seit fast einem halben Jahr zusammen, und abgesehen von Sabines Vorliebe für Sebastian Steinhauser kamen sie gut miteinander aus. Es war sogar fast so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen entstanden.

Für Corinna war diese Entwicklung eine völlig neue Erfahrung. Ihre Eltern waren im diplomatischen Dienst tätig gewesen. Zudem hatten beide eine Vorliebe für exotische Gegenden und Aufregungen aller Art gehabt – Dinge, die sich nur schlecht mit der Erziehung eines kleinen Mädchens vereinbaren ließen. So hatten sie Corinna von Internat zu Internat geschleppt, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob das Kind sich gerade eingelebt hatte.

In den Ferien war Corinna zwar meist bei ihren Eltern gewesen, doch gesellschaftliche Verpflichtungen hatten ihnen nur wenig Zeit für ihr Töchterchen gelassen. So war das Kind Dienstboten und Angestellten der Botschaft überlassen gewesen.

Es war Corinna unmöglich gewesen zu irgendjemandem, ihre Eltern eingeschlossen, eine engere vertraute Beziehung zu entwickeln.

Später hatte sie dann die Ferien bei ihrer Großmutter verbracht. Die Mutter ihres Vaters war eine strenge Frau mit höchsten moralischen Grundsätzen. Aber sie gab ihrer Enkelin dennoch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Als Corinna alt genug gewesen war, um zu entscheiden, wo sie leben wollte, war sie zu ihrer Großmutter gezogen. Ihre Eltern hatten zunächst entsetzt reagiert. Ihre Tochter, der sie alles geben konnten, was sie haben wollte, zog es vor, in einer deutschen Kleinstadt als Sekretärin zu versauern. Sie hatten nicht verstehen können, dass alles, was Corinna wollte, eine gewisse Beständigkeit war.

Vor zwei Jahren dann waren ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Corinna war sehr traurig gewesen. Da sie aber nie viel von ihrem Zuhause gehabt hatte, war sie schließlich darüber hinweggekommen.

Ihre Anstellung in der Anwaltskanzlei Steinhauser & Partner hatte sie durch ein Inserat bekommen. Die Arbeit war leicht zu bewältigen, und sie wurde gut bezahlt.

Das Gehalt ermöglichte es ihr, eine kleine Wohnung und ein eigenes Auto zu unterhalten. Wenn jetzt auch noch Sebastian Steinhauser sein Interesse an ihr verlieren würde, wäre alles in Ordnung.

Gerade wollte sie nach ihrer Tasche greifen, als sie das Knarren der Sprechanlage auf dem Tisch vernahm: »Frau Bachmann, bevor Sie gehen, hätte ich gerne noch die Unterlagen Meier gesehen«, ertönte die Stimme ihres Chefs.

Sabine Schröder warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, verbiss sich aber eine Bemerkung.

Resigniert schob Corinna ihre Tasche beiseite und griff nach den gewünschten Unterlagen. Sie winkte Sabine noch kurz zu und betrat das Zimmer ihres Chefs.

Sebastian Steinhauser saß erwartungsvoll hinter seinem Schreibtisch. Er war nur wenig mehr als mittelgroß, und so zog er es vor, hinter seinem Tisch zu sitzen. Gerade so, als mache das mehr Eindruck.

Seine kräftige Statur füllte den Sessel voll aus. Von sportlicher Betätigung schien er nicht allzu viel zu halten. Sein blondes Haar war über der Stirn schon gelichtet.

Corinna fiel ein, dass Sabine ihn für einen attraktiven Mann hielt. Auf eine gewisse Weise war er nicht hässlich, aber unter attraktiv stellte sie sich etwas anderes vor.

Auf seine Handbewegung nahm Corinna ihm gegenüber Platz und schob ihm die Akte über den Tisch zu. Er warf keinen Blick darauf.

»Ah, Frau Bachmann, Sie wollten sicher gerade gehen«, stellte er nach einem Blick auf seine goldene Armbanduhr fest.

Corinna nickte nur. Ihre Kopfschmerzen waren stärker geworden. Sie wollte wirklich gern nach Hause.

»Sie sind nun schon eine ganze Weile bei uns, nicht wahr?«

Corinna fragte sich, worauf er hinauswollte, antwortete aber höflich: »Fast ein halbes Jahr.«

»Wir müssten einmal über Ihr Gehalt sprechen, Frau Bachmann. Sie haben sich wirklich ganz hervorragend eingearbeitet!«

Corinna nahm das Lob dankend an. »Es freut mich, dass Sie so denken, Herr Steinhauser.«

»Vielleicht sollten wir uns abends einmal bei einem Glas Wein zusammensetzen und darüber reden«, ließ Sebastian Steinhauser die Katze aus dem Sack.

Corinna betrachtete angestrengt seine Krawatte, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sie befürchtete, dass ihr ihre Ablehnung nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand.

Sebastian Steinhauser beugte sich vor. Corinna wurde heiß und kalt.

»Oder gibt es da jemanden in Ihrem Leben, der sehr eifersüchtig wäre«, versuchte er zu scherzen.

Corinna hatte keine Lust, jemanden zu erfinden.

Sie lächelte gequält und erwiderte: »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«

Als Sebastian Steinhauser nun um den Schreibtisch herumging, wäre Corinna am liebsten davongelaufen. Sie nahm die verschmähte Akte Meier wieder an sich und hielt sie ihm entgegen. So gelang es ihr, wenigstens eine kleine Barriere zwischen ihnen zu schaffen.

Steinhauser lächelte auf eine unangenehme Art und Weise.

»Sie sind sehr zurückhaltend. Überlegen Sie es sich, Corinna!«

»Ich glaube nicht, dass es da viel zu überlegen gibt, Herr Steinhauser. Was wir zu besprechen haben, können wir doch auch hier bereden.« Damit erhob sie sich und ging in Richtung Tür.

Raus hier!, war alles, was sie denken konnte. Also hatte Sabine doch recht gehabt mit ihrer Vermutung.

»Ich fände es wirklich viel netter, wenn Sie nicht so abweisend wären. Sie sollten in Ruhe darüber nachdenken, was ich Ihnen angeboten habe!«

Er hielt ihr die Tür auf, und Corinna musste dicht an ihm vorbei. Draußen warf sie die Akte auf den Tisch, griff hastig nach Jacke und Tasche und verließ beinahe fluchtartig das Büro.

Wie sollte sie bloß aus dieser Situation herauskommen? Wenn es ihr nicht gelang, Steinhauser auf eine Art abzuwehren, die ihn nicht beleidigte, konnte sie sich einen neuen Job suchen.

***

In der Tiefgarage stieg Corinna in ihren Wagen und blieb erst einmal ein paar Minuten sitzen.

Selbst auf die Gefahr hin, dass Steinhauser das Büro gleich nach ihr verlassen hatte, war sie nicht imstande, sofort loszufahren. Ihre Kopfschmerzen waren inzwischen noch stärker geworden. Sie lehnte sich im Sitz zurück und versuchte, sich zu entspannen.

Wieso merkte Steinhauser nicht, dass sie nichts von ihm wollte? Oder war es ihm egal? Nahm er sich für gewöhnlich, was er wollte?

Corinna kam zu keinem Ergebnis und beschloss, diese Gedanken für heute aus ihrem Gehirn zu verbannen.

Sie hatte nur wenig Erfahrung mit Männern. Zwar war sie ein paar Mal verliebt gewesen, aber es war nie etwas Ernstes daraus geworden, denn ihre sittenstrenge Großmutter hatte alle ihre Bekanntschaften mit Argusaugen überwacht.

Corinna fand auch in der heutigen Zeit nichts dabei, auf den Richtigen zu warten. Das mochte in den Augen anderer Leute, wie zum Beispiel Sebastian Steinhauser, spießig und altmodisch sein. Aber sie glaubte nicht, dass der beste Weg darin lag, so viele Männer wie möglich »auszuprobieren«. Der Richtige würde schon kommen, und sie würde es sofort merken, davon war sie überzeugt.

Corinna sehnte sich wie jede junge Frau nach Liebe und Geborgenheit. Und sie hoffte, beides letztendlich auch zu finden.

Langsam fuhr sie aus der Tiefgarage. So bald es möglich war, bog sie von der Hauptstraße in eine wenig befahrene Nebenstraße ein, um die vielen Ampeln zu vermeiden. Hier war höchstens Tempo dreißig erlaubt, aber Corinna fuhr noch ein wenig langsamer, weil die Straße eng und von beiden Seiten zugeparkt war.

Ein paar Meter vor ihr fuhr ein Junge auf einem Fahrrad. Das Rad war ein wenig zu groß für den Knirps. Bei jedem Tritt in die Pedale eierte es ein bisschen. Außerdem fuhr der Kleine wohl absichtlich Schlangenlinien.

Du könntest die Verkehrsregeln auch schon besser beherrschen, dachte Corinna, als der Junge mit seinem Fahrrad plötzlich einen Schlenker machte und nur wenige Meter vor ihr auf die Straße stürzte.