Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 668 - Regina Rauenstein - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 668 E-Book

Regina Rauenstein

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Beschreibung

Als junger Seekadett von knapp siebzehn Jahren begegnet Hanno Bergstein der Komtess von Aichthausen inmitten eines dunklen, verwunschenen Waldes, den der Mondschein in silbriges Licht taucht. Sie sei die Elfenkönigin, erzählt das bildhübsche Geschöpf ihm. Hanno ist von der Schönheit des Mädchens wie verzaubert. Er glaubt sogar an die Zauberkraft des Erlenzweiges, den Komtess Cindy ihm schenkt. Glück soll er ihm bringen, doch das Glück ist ihm nicht hold. Denn als Hanno seine Elfenkönigin nach vielen Jahren wiedersieht und in Liebe zu ihr entbrennt, ist aus dem romantisch-verträumten Mädchen eine adelsstolze Dame geworden, die niemals einem Bürgerlichen ihre Hand zum Ehebunde reichen würde ...


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Inhalt

Cover

Seine Elfenkönigin

Vorschau

Impressum

Seine Elfenkönigin

Meisterwerk um die verzweifelte Hoffnung auf Glück

Als junger Seekadett von knapp siebzehn Jahren begegnet Hanno Bergstein der Komtess von Aichthausen inmitten eines dunklen, verwunschenen Waldes, den der Mondschein in silbriges Licht taucht. Sie sei die Elfenkönigin, erzählt das bildhübsche Geschöpf ihm. Hanno ist von der Schönheit des Mädchens wie verzaubert. Er glaubt sogar an die Zauberkraft des Erlenzweiges, den Komtess Cindy ihm schenkt. Glück soll er ihm bringen, doch das Glück ist ihm nicht hold. Denn als Hanno seine Elfenkönigin nach vielen Jahren wiedersieht und in Liebe zu ihr entbrennt, ist aus dem romantisch-verträumten Mädchen eine adelsstolze Dame geworden, die niemals einem Bürgerlichen ihre Hand zum Ehebunde reichen würde ...

Das Mondlicht fiel durch die dunklen Tannen und tauchte den Wald in ein silbriges Licht. Aus dem Tal kam ein frischer Wind, und irgendwo schrie ein Käuzchen.

Leise vor sich hin pfeifend schritt Hanno Bergstein dem heimatlichen Hof zu, der auf der anderen Seite des Waldes lag.

Er hatte im Forsthaus bei seinen Großeltern einen Besuch gemacht, und es war spät geworden.

Zwei Jahre hatte Hanno die Großeltern nicht gesehen, und so war es kein Wunder, dass die alten Leutchen, die im Forsthaus ein bescheidenes Leben führten, sehr glücklich gewesen waren, den stattlichen Enkel endlich wieder einmal für ein paar Stunden bei sich zu haben.

Er musste in Gedanken leise vor sich hin lächeln, als er sich erinnerte, wie lebhaft es plötzlich in dem sonst so stillen Forsthaus zugegangen war.

Die Großeltern hatten die drei Kinder der Tochter für einige Monate zu sich genommen, da die Tante, die Hanno kaum kannte, schwer erkrankt war. Die quirligen Enkel und besonders der vierjährige Peter hielten die Großmutter immer auf Trab.

»Die Kinder sind wie ein Jungbrunnen für uns Alte, mein Junge«, hatte die Großmutter gesagt, als Hanno sie gefragt hatte, ob es ihr nicht zu viel wurde. »Manchmal ist es ein bisschen anstrengend, aber trotzdem bin ich sehr glücklich. Es ist gut, wenn man noch gebraucht wird.«

Er hatte mit einer zärtlichen Gebärde über das schneeweiße Haar der Großmutter gestrichen, für die er immer eine besonders herzliche Zuneigung gehabt hatte.

»Du wirst immer gebraucht, Omi, du bist doch der Mittelpunkt unserer Familie, das Herz, ohne das alles nicht bestehen kann. Was sollte nur aus uns allen werden, wenn wir dich nicht hätten?«

Sie hatte verlegen gelächelt. Alles, was sie tat, geschah aus ihrem liebevollen Mutterherzen heraus, und so wie sie einst ihre Kinder geliebt und umsorgt hatte, so galt ihre ganze Sorge nun den heranwachsenden Enkelkindern.

Der Wald war nun lichter geworden, und ein kleines Tal, durch das sich ein Fluss wie ein breites Silberband zog, lag vor Hannos Blick. An dem Ufer standen Erlen und Trauerweiden.

Es war ein vertrauter Anblick, und doch verzauberte er den jungen Seekadetten jedes Mal aufs Neue, und er spürte bis in die kleinste Faser seines Herzens, wie sehr er mit diesem Fleckchen Erde verbunden war.

Vom Fluss her klangen klagende Unkenstimmen auf, ganz dicht über ihm flogen zwei Käuzchen und verschwanden in der Dunkelheit.

Er schritt den Abhang hinunter, blieb stehen und kniff etwas die Augen zusammen.

Unweit von ihm blitzte es plötzlich hell durch den Nebel. Es war wie ein kleines Flämmchen, das auf und nieder tanzte, zwischen den Bäumen verschwand und wieder auftauchte.

Ein Irrlicht? Hanno schüttelte verwundert den Kopf. Ihm fiel ein, dass man sich im Dorf seltsame Geschichten erzählte. Es sollte im Moorgrund nicht geheuer sein. Einige der Dorfbewohner schworen sogar darauf, dass nachts Irrlichter über das Moor tanzten und jedem Unerfahrenen, der sich hier nicht auskannte, zum Verhängnis werden konnten.

Hanno glaubte nicht an Geisterspuk. Vielleicht sollte er diesem tanzenden Irrlicht einmal nachgehen, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte.

Entschlossen schritt er schneller den Abhang hinunter. Er kannte sich hier aus, und das Moor bedeutete für ihn keine Gefahr.

Ganz plötzlich stand das kleine Flämmchen still.

»Warum seid ihr mir gefolgt?«, hörte er eine energische junge Stimme sagen. »Macht, dass ihr ins Haus zurückkommt. Ich lasse mir nicht verbieten, hierhin zu gehen, wenn es mich danach gelüstet. Verschwindet, oder soll ich euch Beine machen?«

Das Licht kam näher, und nun erkannte der verblüffte Seekadett eine zierliche, kleine Mädchengestalt. Tiefschwarze, zornige Augen, in denen sich das helle Mondlicht widerspiegelte, sahen ihn an. Ein langes weißes Gewand hüllte sie ein. Nackte Füße lugten darunter hervor.

Jetzt erkannte das kleine Mädchen, dass es ein Fremder war, der da vor ihr stand, und nicht das bekannte Gesicht eines Dieners.

»Wer bist du?«, fragte das Kind entgeistert. »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«

Hanno lachte leise und betrachtete das zierliche Mädchen staunend.

»Auf alles war ich gefasst, aber nicht darauf, um diese Zeit hier noch so ein kleines Mädchen anzutreffen. Sag mal, was tust du eigentlich hier? Du gehörst doch längst ins Bett.«

Der volle rote Kindermund verzog sich verächtlich. Die schwarzen Augen blitzten aus dem ovalen, fein geschnittenen Kindergesicht, das von langem silberblondem Haar umrahmt wurde.

»Pah, das glauben die da drüben auch. Niemand ahnt, dass ich jede Nacht hierherkomme. Sie dürfen es nicht wissen, es geht niemanden etwas an.«

»Fürchtest du dich denn nicht, nachts hier so allein?«, fragte Hanno fassungslos.

»Fürchten?«, wiederholte das Kind mit deutlicher Verwunderung in der Stimme. »Warum sollte ich mich denn fürchten? Hier ist doch mein Reich, hier regiere ich. Wer sollte es wagen, der Elfenkönigin ein Leid anzutun?«

»Elfenkönigin?« Hanno Bergstein schüttelte den Kopf und starrte das Kind wie ein Fabelwesen an. Obwohl er noch sehr jung war, knapp siebzehn, so war er doch schon aus dem Alter heraus, noch an Märchen zu glauben.

Ein melodisches Lachen klang auf.

»Du scheinst wirklich fremd hier zu sein, Wanderer, sonst wüsstest du, dass man die Komtess von Aichthausen überall nur die Elfenkönigin nennt. Bisher hat es noch niemand gewagt, mich hier zu stören. Als du auftauchtest, da habe ich befürchtet, sie habe die Diener hinter mir hergeschickt. Aber sie haben alle große Furcht hierherzukommen. Sie fürchten die Geister, die mir untertan sind.«

Der junge Seekadett war wie verzaubert von der aparten Schönheit des Mädchens. Niemals zuvor hatte er ein schöneres Kind gesehen als dieses seltsame Geschöpf.

War es die eigenartige Stimmung der zauberhaften Nacht, die auch ihn einspann wie in einem fremden Bann? Er spürte, wie ein eigenartiges Gefühl ihn ergriff, und auf einmal schien es ihm gar nicht mehr so unglaubwürdig, dass er eine kleine Elfe vor sich hatte.

»Dann muss ich dir dankbar sein, dass du mich nicht wie einen unliebsamen Eindringling behandelst und die bösen Geister gegen mich anrufst.« Es sollte scherzhaft klingen, aber seine Stimme klang doch etwas unsicher.

»Du bist nicht mein Feind«, erwiderte die Komtess. »Ich habe für so etwas ein gutes Gefühl. Willst du mir nicht sagen, woher du kommst und wohin du gehst?«

»Ich komme aus dem Forsthaus. Dort habe ich meine Großeltern besucht. Nun bin ich auf dem Heimweg. Der Hof meiner Eltern liegt unten im Tal. Vielleicht kennst du ihn, den Bergsteinhof?«

»Nein, ich kenne hier niemanden, nur den Förster und seine Frau. Sie sind deine Großeltern?«

»Ja. Ich habe sie lange Zeit nicht gesehen, da ich keinen Urlaub hatte. Und wo wohnst du?«

Sie streckte ihre kleine Hand aus und wies in eine Richtung, die auf der anderen Seite des Flusses lag.

»Ich bin Cindy von Aichthausen, und das Schloss da drüben gehört mir. Aber meine Stiefmutter tut, als wäre sie die Schlossherrin, und leider bin ich noch zu klein, um ihr klarzumachen, dass sie dort gar nichts zu sagen hat. Sie ist sehr böse, eine Hexe, die nur Unheil um sich verbreitet. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass sie hier keine Ruhe findet und so schnell wie möglich wieder in die Residenz zurückkehrt.«

»Und was sagt dein Vater dazu?«, fragte Hanno.

»Mein Vater ist sehr krank«, erzählte die Komtess traurig. »Deshalb bin ich heute Nacht heimlich hierher geschlichen, um die neun Kräuter zu holen, die man in der Johannisnacht pflücken muss, wenn sie ihre Zauberkraft entfalten sollen. Ich werde meinem Vater davon einen Tee machen, und dann wird er ganz schnell wieder gesund werden.«

Sie hob den kleinen Beutel, den sie zwischen den Falten ihres Nachthemdes verborgen und in dem sie die Kräuter gesammelt hatte.

»Ich habe auch ein paar Erlenzweige gepflückt. Willst du einen davon haben?«

Hanno erinnerte sich daran, was seine Großmutter ihm einmal erzählt hatte.

»Wenn du in der Johannisnacht einen Erlenzweig brichst und ihn unter dein Kopfkissen legst, dann geht dein Traum in Erfüllung.«

Offenbar wusste auch die kleine Komtess von dem Zauber des Erlenzweigs.

Er nahm den Zweig aus der Kinderhand entgegen und sah die Kleine dankbar an.

»Vielen Dank, Elfenkönigin. ich werde den Erlenzweig hüten wie meinen Augapfel. Er soll mich immer an unsere nächtliche Begegnung erinnern, wenn ich wieder auf hoher See bin.«

»Solange du ihn bei dir trägst, wird dir kein Leid geschehen, die Elfenkönigin wird dich beschützen.«

Mit diesen Worten wandte das Kind sich ab, bog die Weidenzweige auseinander und stieg in den Fluss.

»Was hast du vor?«, fragte Hanno erschrocken und trat schnell neben sie.

»Ich muss hinüber«, kam es gelassen zurück.

»Warte, das Wasser ist doch viel zu kalt, du kannst dir den Tod holen. Schau, ich habe hohe Stiefel an. Ich trage dich hinüber.«

Kritisch betrachtete die Kleine ihn von oben bis unten, dann nickte sie gönnerhaft.

»Wenn du unbedingt willst, dann sage ich nicht Nein, obwohl ich es auch ohne deine Hilfe schaffen würde. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich hier durchwate.« Sie nahm seine Hand und zog ihn am Ufer entlang. »Komm, ich kenne eine Stelle, an der das Wasser seichter und der Boden gleichmäßiger ist.«

Ein Stück entfernt blieb die kleine Komtess stehen und sah ihn aufmerksam an.

»Willst du mich wirklich hinübertragen?«, fragte sie skeptisch. Vielleicht traute sie dem jungen Kadetten so viel Kraft nicht zu.

Hanno fühlte sich in seiner Mannesehre gekränkt und hielt es unter seiner Würde, ihr darauf zu antworten. Kurz entschlossen nahm er die federleichte Gestalt auf seine Arme.

Der seidene Stoff ihres Nachthemdes war von dem Nachtnebel feucht geworden. Die breiten Spitzen lagen kühl auf seiner Haut. An ihrem Hals flimmerte ein goldenes Kettchen, und das Licht des Mondes spiegelte sich in dem roten funkelnden Stein.

Mühelos trug der junge Kadett seine leichte Last durch das Wasser und setzte sie erst ab, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

»Vielen Dank, edler Ritter«, sagte die Komtess mit einem Aufleuchten ihrer dunklen Augen und reichte ihm die Hand. »Vergiss den Erlenzweig nicht, Kadett, er wird dir Glück bringen.« Ehe Hanno noch etwas sagen konnte, war das Kind leichtfüßig zwischen den Bäumen verschwunden.

Der junge Kadett starrte zu dem Schloss hinüber. Er fragte sich, was seine Omi wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er ihr von dieser nächtlichen Begegnung erzählte.

Hanno wandte sich ab und durchschritt den Fluss, während er leise vor sich hin pfiff.

Dass er dabei den Erlenzweig krampfhaft mit seinen Fingern umschlossen hielt, als fürchte er ihn zu verlieren, das wurde ihm gar nicht bewusst. Noch weniger aber gab er sich darüber Rechenschaft, warum er den Zweig wirklich unter sein Kopfkissen legte und am anderen Tag sorgsam in seinem Gepäck verstaute.

♥♥♥

Die Zeit spann ihre lautlosen Fäden, die Jahre eilten dahin. Aus dem kleinen Elfchen war ein schönes, stolzes Mädchen geworden, dem die Blicke der Männer bewundernd folgten.

Komtess Cindy galt überall als hochmütig. Sie vermied jeden näheren Kontakt mit ihrer Umgebung, nur ein paar Menschen bildeten eine Ausnahme.

Hinner, der alte Schäfer, bei dem sie als Kind stundenlang gesessen und dessen Geschichten sie mit leuchtenden Augen gelauscht hatte, und die Menschen aus dem Forsthaus, zu denen es die Komtess immer wieder hintrieb.

Hier bei den einfachen Menschen wurde die stolze Komtess zu einem fröhlichen, unbeschwerten Mädchen. Elke, das älteste der Enkelkinder, die noch immer im Forsthaus wohnten, da die Mutter ihrem schweren Leiden erlegen war, hatte mit der Komtess Freundschaft geschlossen.

Während Elke ihrer Freundin Kochen und Backen beibrachte, bestand die Komtess darauf, dass die Freundin an ihrem Privatunterricht teilnahm, Französisch und Englisch lernte und auch sonst eine Bildung erhielt, wie man sie sonst nur bei höheren Töchtern fand.

»Sie machen das Kind eitel, Komtess. Wozu soll es ihr nützlich sein?«, fragte die Försterin bekümmert. »Ihre Welt ist nicht unsere Welt. Es ist nicht gut, wenn man zu hoch hinauswill.«

Komtess Cindy wehrte energisch ab.

»Sie machen sich unnütze Sorgen, Omi. Ich werde Elke mit in die Residenz nehmen, wenn ich bei Hofe vorgestellt werde. Wenn sie mag, so wird sie meine Gesellschafterin sein, meine engste Vertraute.«

Fast erschrocken wehrte die alte Frau ab.

»Nein, Komtess, das geht nicht. Man würde das Kind nur zu deutlich spüren lassen, dass sie nicht in diese Kreise gehört.«

»Das sollte niemand wagen, Omi, denn der bekommt es mit mir zu tun. Elke ist meine Freundin, meine Blutsschwester. Wer sie beleidigt, beleidigt auch mich.«

Es kostete die Komtess noch große Mühe, alle Bedenken der Försterin und des Försters zu zerstreuen. Doch am Ende gaben die beiden alten Leutchen seufzend nach. Es fiel ihnen nicht leicht, aber sie wollten dem Glück der Kinder nicht im Wege stehen.

So war es beschlossene Sache, dass Elke die Freundin an den Hof begleiten würde.

»Ich werde auf sie aufpassen wie auf meine Schwester«, beteuerte die Komtess, die die Sorge der beiden alten Menschen, welche nie aus ihrem Wald herausgekommen waren, sehr gut verstand.

Der Winter war vergangen, und die ersten Blumen zeigten den jungen Frühling an. Heute wurde das Forsthaus auf Hochglanz gebracht.

Elke ging der Großmutter eifrig zur Hand. Sie schrubbte und bohnerte, dass es eine Freude war, während Ina, die um zwei Jahre jüngere Schwester, es übernommen hatte, die Betten auszuklopfen und frisch zu überziehen.

Der alte Förster hatte sich in seinen geliebten Wald geflüchtet und sich geschworen, erst am späten Abend zurückzukommen.

Peter, das jüngste Geschwisterkind, verfügte mit seinen zehn Jahren schon über enorme Kräfte, und doch musste der Junge sich gewaltig anstrengen, die schweren Möbel von der Wand wegzurücken, damit Elke dahinter sauber machen konnte. Er tat es, wenn auch mit Protest. Viel lieber wäre er mit seinen Schulfreunden zusammen gewesen, als hier mit dem Weibervolk Hausputz zu halten.

»Herrgott, warum macht ihr eigentlich jedes Jahr das gleiche Theater?«, fauchte er die Schwester an, die ihm einen energischen Schubs versetzte.

»Knurre nicht, Peter, sondern fass an, dann sind wir auch schneller fertig. Omi will es nun einmal so, und da hilft kein Maulen und Zetern.«

»Du grüne Neune, hier geht es ja heiter zu.« Eine lachende Mädchenstimme riss Peter herum. Seine hellen Augen leuchteten freudig auf, als er die Komtess erkannte, die seine erklärte Busenfreundin war.

Komtess Cindy trat näher, kletterte über den Eimer hinweg, der ihr im Weg stand, und sah Peter lachend an.

»Lieber Gott, seid ihr fleißig, da schäme ich mich ja direkt meiner Faulheit. Wie lange soll der Osterputz denn noch dauern?«

»Da fragst du am besten unsere Omi!«, erwiderte Elke vergnügt. »Sie richtet das Haus her, als erwarte sie den Kaiser von China persönlich. Glaube mir, Cindy, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Ecken ein solches Haus hat und wie viele versteckte Winkel. Erst wenn du einen Hausputz unter Omis Anleitung durchführst, lernst du sie alle kennen.«

Sie sagte es so komisch, dass selbst Peter lachen musste.

»Weißt du, Cindy, ich lasse es mir ja gefallen, dass man mich mit einspannt, wenn es auch eigentlich für einen Mann entwürdigend ist, eine solche Arbeit zu verrichten«, jammerte er dann sofort. »Und das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass es noch nicht einmal etwas Ordentliches zu futtern gibt. Findest du das richtig, Cindy?«

Erwartungsvoll sah er die Freundin an, die schon immer eine Schwäche für den aufgeweckten Jungen gehabt hatte.

»Nein«, sagte sie. »Das kann man dir wirklich nicht zumuten. Du Ärmster, du siehst ja völlig mitgenommen aus.«

Die Komtess dachte kurz nach.

»Ich mache euch einen Vorschlag«, sagte sie dann. »Ich backe ein paar Waffeln, damit ihr zuerst einmal euren gröbsten Hunger stillen könnt.«

»Hurra!«, schrie Peter begeistert.