Dorian Hunter 113 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 113 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Schon als sie mit dem Postbus in Darendorf einfuhren, fiel ihnen die unheimliche Atmosphäre im Ort auf. Man sah kaum Menschen auf der Straße, und wenn doch, dann flüchteten sie vor dem großen, gelben Bus oder malten mit den Händen seltsame Zeichen in die Luft, fletschten die Zähne oder schnitten Grimassen.
Auf dem Marktplatz entdeckten Coco Zamis, Unga, Donald Chapman und Burian Wagner das Denkmal. Es wurde von einem schwarzen Tuch verhüllt.
»Es ist ein Dämonenstandbild«, flüsterte Coco leise, als hätte sie Angst, gehört zu werden. »Wenn mich nicht alles täuscht, stellt es Luguri dar ...«

Die Nachrichten über seltsame Vorkommnisse im Bayerischen Wald reißen nicht ab. Offenbar stehen die Menschen dort unter Luguris Bann. Aber was genau hat der Erzdämon vor? - Die Antwort darauf gibt Earl Warren in Band 113, "Herrin der Seelen"!


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Seitenzahl: 141

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

HERRIN DER SEELEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Bald darauf veranlassen die Erinnerungen an seine Existenz als Michele da Mosto Dorian, nach der Mumie des Dreimalgrößten Hermes Trismegistos zu forschen. Er findet jedoch »nur« den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon einst gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos und richtet sich in dessen Tempel ein. Wie es sein Vorgänger Grettir prophezeit hat, verspürt Dorian schon bald keinen Drang mehr, in sein altes Leben zurückzukehren, zumal er von seinen Freunden seit Monaten für tot gehalten wird: Nur Coco, die einen Doppelgänger von Dorian vernichtet hat, weiß, dass er, ausgestattet mit den Kräften des Hermes Trismegistos, die Gestalt des harmlosen Richard Steiner angenommen hat.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada war er damals im Auftrag seines Herrn, des Kokuo no Tokoyo, aktiv – bei dem es sich um niemand Geringeren handelte als Olivaro, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, unternimmt derweil alles, um den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln. In der Not lüftet »Richard Steiner« gegenüber seinem Freund Abi Flindt das Geheimnis, dass Dorian noch lebt. Abi schwört, den Dämonenkiller zu finden – aber dafür muss zunächst Luguri zurückgeschlagen werden ...

HERRIN DER SEELEN

von Earl Warren

Schon als sie mit dem Bus in Darendorf einfuhren, fiel ihnen die unheimliche Atmosphäre im Ort auf. Es war ein kleiner Flecken im Bayerischen Wald in der Nähe der Donau. Man sah kaum einen Menschen auf der Straße. Die wenigen Leute gebärdeten sich merkwürdig. Entweder flüchteten sie vor dem großen, gelben Bus oder sie machten seltsame Zeichen mit den Händen in der Luft, fletschten die Zähne oder schnitten Grimassen.

Der Bus hielt auf dem Marktplatz. Coco Zamis, Unga und Burian Wagner stiegen aus. Unga, der Cro Magnon, den magische Kräfte in die Gegenwart hinübergerettet hatten, trug den Zwergmann Don Chapman in einer Ledertasche bei sich. An der Haltestelle wartete niemand, und der Fahrer des Busses wollte schnell wieder wegkommen. Man sah es ihm an, wie er ungeduldig auf dem Fahrersitz herumrutschte und schon mit dem Schalthebel spielte.

Coco Zamis tippte ihm auf die Schulter. »Was ist denn das für ein Denkmal auf dem Marktplatz?«, fragte sie. »Dort – das verhüllte Standbild?«

Der Fahrer vermied es, sie anzusehen. »Ich weiß es nicht.«

1. Kapitel

Coco ließ nicht locker. »Sie kommen doch öfter hier durch. Haben Sie nicht mitbekommen, wie das Denkmal aufgestellt wurde? In dieser Gegend sollen seltsame Dinge vorgehen, wie man hört.«

Jetzt zuckte der Fahrer zusammen. »Ich tue nur meine Arbeit«, erwiderte er. »Auf alberne Gerüchte höre ich nicht. Es ist dummes Gerede, dass es hier Menschen geben soll, die sich wie Wölfe betragen, dass Wölfe umherstreifen und viele Menschen den Verstand verloren haben. Sogar blutleere Leichen sollen im Bayerischen Wald gefunden worden sein. So ein Unsinn!«

Er sah aber gar nicht so aus, als hielte er das alles für Unsinn – im Gegenteil: er hatte eine Heidenangst.

Coco überlegte, ob sie diesen Mann hypnotisieren sollte. Aber es lohnte sich nicht; er wusste zu wenig.

Unga und Burian Wagner waren schon ausgestiegen. Coco folgte ihnen. Der Fahrer stieg aus dem Bus, öffnete das Gepäckfach und stellte drei Koffer heraus. Dann kletterte er eilig in seinen Bus zurück, dessen Motor er nicht abgestellt hatte, gab Vollgas und brauste davon.

Kopfschüttelnd schaute Burian Wagner ihm nach. »Den hat es aber wirklich erwischt.«

Von den drei Neuankömmlingen, die auf dem Marktplatz von Darendorf standen, passte nur Burian Wagner in dieses bayerische Dorf. Wagner war ein Urbayer – stämmig, kräftig, mit einer gesunden rosigen Gesichtsfarbe.

Er stammte aus dieser Gegend. Zur Feier seiner Heimkehr hatte er sogar knielange Lederhosen angezogen, und er trug einen Hut mit einem Gamsbart auf dem Kopf und einen derben Knotenstock in der Hand.

Die bildschöne aparte schwarzhaarige Coco mit ihrem modischen blauen Reisekostüm und der zwei Meter große, wie ein männlicher Heldendarsteller aussehende Unga wirkten gegen ihn exotisch. Don Chapman, den dreißig Zentimeter großen Zwerg, sollte vorerst niemand sehen. Er blieb in der Tasche.

Unga und Burian Wagner nahmen die drei Koffer auf. Zuerst gingen sie zu dem Denkmal, das sie magisch anzog.

Sie konnten sich nicht vorstellen, was es darstellen sollte. Die Konturen waren seltsam.

Noch verhüllte ein schwarzes Tuch das Denkmal.

Coco trat heran, hob einen Zipfel an und spähte unter das Tuch. Sie musste sich anstrengen, um etwas zu erkennen. Dann fuhr sie zurück.

»Was ist?«, fragte Burian Wagner.

»Es ist ein Dämonenstandbild«, flüsterte Coco leise, als hätte sie Angst, gehört zu werden. »Wenn mich nicht alles täuscht, stellt es Luguri dar, den Erzdämon.«

»Bist du sicher?«, fragte Burian.

Coco nickte. Alle drei schauten nun besorgt auf das überlebensgroße Standbild.

Auch Don Chapman steckte den Kopf aus der Tasche. »Ich kann unter dem Tuch an dem Denkmal hochklettern und es mir genau ansehen«, erbot sich der Zwerg.

»Das kommt nicht infrage«, sagte Coco entschieden. »Dämonenstatuen sind oft mehr als bloße Standbilder.«

Als sollten ihre Worte bestätigt werden, ertönte in diesem Augenblick ein dumpfes Grollen.

Es kam von dem Standbild.

Ein Windstoß bewegte das Tuch, und man sah einen monströsen steinernen Krallenfuß.

»Geht weg!«, sagte eine Stimme. »Wartet, bis die Zeit sich erfüllt hat und die Enthüllung erfolgt! Dann könnt ihr mich sehen.«

»Die Statue hat gesprochen«, sagte Unga. »Wir sollten uns zurückziehen – vorerst jedenfalls.«

Keiner von den anderen hatte etwas dagegen. Eilig traten sie den Rückzug an.

Welche Verhältnisse herrschten hier im Bayerischen Wald, dass die Statue des furchtbarsten Dämons mitten auf dem Marktplatz aufgestellt wurde?

Die vier zweifelten kaum noch daran, dass es sich um eine Luguri-Statue handelte.

Das unheimliche Fluidum, das das Standbild verbreitete und das sie jetzt immer deutlicher spürten, bestätigte ihre Vermutung. Die Statue hielt etwas in den Händen. Den Konturen nach konnte es eine Opferschale sein.

Die vier Besucher gingen über den Marktplatz, um den herum sich das Rathaus, die Post und ein paar Geschäfte gruppierten. Die Kirche lag am anderen Ende des Dorfes, das sicher nicht mehr als fünfzehnhundert Einwohner zählte.

Coco, Burian Wagner, Unga und auch Don Chapman spürten, dass sie von allen Seiten beobachtet wurden. Die Darendorfer spähten heimlich aus Fenstern und Türen. Die wenigen Leute, die sich auf der Straße oder auf dem Marktplatz befanden, vermieden es, die vier Fremden direkt anzuschauen.

Es gab zwei Gasthöfe am Marktplatz. Coco steuerte den Gasthof »Zum Arber« an. In der Schankstube sah sie niemanden, was um diese Tageszeit in Bayern ungewöhnlich war. Normalerweise hätten ein paar Leute Brotzeit machen müssen.

Unga und Burian Wagner stellten die Koffer ab, und Coco rief nach dem Wirt und der Bedienung.

Endlich kam jemand durch die Tür hinter der Theke: ein feister, kleiner Mann mit weiten Hosen und Augen, die nicht mehr Leben hatten als erloschene Asche.

Der Mann – er konnte Mitte der fünfzig sein – schlurfte herbei. »Sie wünschen?«

Außer Burian Wagner mussten sich alle Mühe geben, seinen Dialekt zu verstehen.

Coco, Don Chapman und auch Unga beherrschten die deutsche Sprache. Don Chapman hatte in seiner Vergangenheit als Secret-Service-Agent Deutsch gelernt, und Unga, der sprachlich recht begabt war, beherrschte inzwischen die englische, deutsche und französische Sprache fließend und machte auch im Spanischen sehr gute Fortschritte. Burian Wagner wiederum konnte außer seiner Muttersprache ein mit bayerischem Akzent gefärbtes Englisch und einigermaßen Französisch sprechen.

Da sie sich in Deutschland befanden, redeten die vier meistens deutsch, seltener auch englisch.

Burian fiel es auf, dass der Wirt nicht das übliche »Grüß Gott« gebrauchte. Dämonen und auch die von ihnen Besessenen vermieden es, den Namen Gottes in den Mund zu nehmen.

Burian fasste den Mann schärfer ins Auge. »Kennst du mich nicht mehr, Sepp Unterebner?«, fragte er dann. »Ich stamme aus Winden und bin etliche Male bei dir eingekehrt.«

Der Wirt schüttelte den Kopf, so langsam wie eine Marionette, die ein ungeübter Puppenspieler bediente.

Burian stemmte die Fäuste in die Seiten. »Ich bin Burian Wagner, der Kräuterdoktor aus Winden. Der Naturheilpraktiker, der deine Tochter Grete vom Keuchhusten geheilt hat. Willst du etwa wirklich behaupten, dass du mich nicht kennst, Sepp?«

»Doch«, leierte der Wirt. »Jetzt erkenne ich dich, Burian Wagner.« Er sagte es mit so viel Begeisterung, als spräche er zu einer Fliege an der Wand.

Burian Wagner sah Coco an. Er wollte wissen, ob sie vorhatte, den Wirt zu hypnotisieren. Coco schüttelte unmerklich den Kopf.

»Wir brauchen drei Zimmer«, sagte Burian zu dem Wirt. »Hast du welche frei?«

Unterebner nickte wie eine Marionette. Er wollte sich zur Tür wenden, die ins Treppenhaus führte, aber Burian hielt ihn zurück. »Zuerst gibst du mir mal 'ne Maß, Sepp! Da, wo ich die ganze Zeit war, gab es alles, aber kein vernünftiges Bier. Und was ist ein Bayer ohne Bier?«

»Muss das jetzt sein, Burian?«, fragte Coco.

»O ja, des muss sei'. Es wär' a Sünd', in eine Wirtschaft zu gehen, in der ich früher schon verkehrt habe, ohne eine Maß Bier zu trinken. Sepp kann euch bereits auf die Zimmer bringen, wenn er meine Maß gezapft hat.«

Coco war es ganz recht, dass Burian Wagner noch eine Weile in der Gaststube sein wollte. Bei der einen Maß würde es bei ihm nicht bleiben.

Sie sah zu, wie der Wirt das Bier in einen Steinkrug zapfte. Burian Wagner leckte sich schon über die Lippen.

Wenn er auch zur Besatzung von Castillo Basajaun in Andorra gehörte und magische Kenntnisse und Fähigkeiten hatte, so blieb er doch ein rechter Urbayer.

Burian Wagner stürzte sich auf die Maß, kaum dass sie gezapft war. Er trank einen Schluck und verdrehte die Augen.

»Arberbräu«, sagte er und leerte den Krug gleich zur Hälfte.

Der Wirt führte Coco, Unga und den in der Tasche befindlichen Don Chapman nach oben. Er zeigte ihnen zwei Zimmer, die zwar nicht gerade feudal, aber sauber und gemütlich eingerichtet waren. Dann ging er wieder.

Unga kam in Cocos Zimmer, und sie schlossen die Tür ab und ließen Don Chapman aus der Tasche. Er reckte und streckte sich.

»Endlich kann ich mich wieder bewegen«, sagte er. »Auf die Dauer ist es doch recht unangenehm, in eine Tasche eingesperrt zu sein.«

»Wir müssen mit Dorian Verbindung aufnehmen«, sagte Coco. »Unga, nimm deinen Kommandostab und versuche ihn zu erreichen!«

Es war jetzt kurz vor elf Uhr vormittags. Der Cro Magnon nahm seinen Kommandostab aus einem Koffer und hielt die Öffnung an den Mund. »Dorian«, sagte er. »Ich, Unga, rufe dich. Coco Zamis ist bei mir.«

Ein Stöhnen kam aus dem Kommandostab.

»Coco«, sagte eine Stimme, die ziemlich geschwächt klang. »Unga – wo seid ihr?«

»In Darendorf«, sagte Coco, die ihren Mund der Öffnung des Kommandostabs genähert hatte. »Wo bist du, Dorian? Und was ist mit dir?«

Ein Brausen und Zischen kam aus der Öffnung des Kommandostabs. Dämonische Einflüsse störten die Verbindung. Coco, Unga und Don Chapman vernahmen noch ein paar undeutliche Worte. Nur etwas verstanden sie, denn es wurde lauter und deutlicher gesprochen. »... Falkreuther Steinbruch ...«

Dann brach die Verbindung ab. Coco nahm den Stab und klopfte mit dem Knöchel dagegen, aber sie hörte nichts mehr. Sie schaute Unga an und blickte dann auf Don Chapman nieder.

»Wir müssen zum Falkreuther Steinbruch gehen«, sagte der zwei Meter große schwarzhaarige Hüne Unga.

Burian Wagner war bei der dritten Maß angelangt, als Coco und Unga die Treppe herunterkamen. Don Chapman befand sich wieder in der Reisetasche, die Unga trug. Burian hatte eine ordentliche Prise Schnupftabak genommen, und jetzt nieste er in ein großes rot und blau gemustertes Taschentuch. Seine Augen tränten. Er nieste noch zweimal.

»Was für eine Wohltat!«, sagte er dann. »Trotz allem ist es schön, wieder zu Hause zu sein.«

Coco hatte es längst aufgegeben, sich über Burian Wagners Marotten zu wundern. Er hatte seine Fähigkeiten und Vorzüge und war zuverlässig, man musste ihn eben nehmen, wie er war.

Coco rief nach dem Wirt, und Sepp Unterebner schlurfte herbei.

»Wo ist denn der Falkreuther Steinbruch?«, fragte Coco.

Der Wirt streckte abwehrend die Hände von sich und begann heftig zu zittern. Sein Mund klappte auf und zu, und seine Glieder zuckten wie bei einem Epileptiker. Mit diesem Steinbruch musste es eine besondere Bewandtnis haben, wenn der zweifellos von Dämonen kontrollierte Wirt so reagierte.

Coco sah ihm in die Augen. Ihr hübsches Gesicht mit den grünen Augen und den hohen Wangenknochen wurde starr vor Anstrengung. In ihrem bis auf die Schultern herabfallenden schwarzen Haar schienen Funken zu knistern.

Coco musste all ihre magischen Fähigkeiten aufbieten. Der Wirt stand unter einem starken Bann. Es war sehr schwer für Coco, ihn zu hypnotisieren.

Endlich hatte sie ihn in Trance versetzt. Der Wirt stand ruhig da, die Hände an der Naht seiner ausgebeulten Hose.

»Was geht hier vor?«, fragte Coco.

»Ich weiß es nicht«, antwortete der Wirt mit monotoner Stimme. »Da ist etwas, ein unerklärlicher Einfluss, dem ich gehorchen muss, wie die meisten hier.«

»Wo befindet sich der Falkreuther Steinbruch, und was geht dort vor?«

Der Schweiß brach dem Wirt aus. Er presste die Zähne zusammen, dass sie knirschten.

»Antworte!«, befahl Coco.

»Ich – weiß – nichts.«

Urplötzlich brach der Wirt zusammen. Coco und Burian Wagner bemühten sich um ihn. Er war ohnmächtig geworden. Sein Gesicht hatte einen kalkigen Schimmer, aber Puls und Atmung gingen regelmäßig. Es schien nichts Ernstes zu sein.

»Wo der Falkreuther Steinbruch ist, weiß ich auch«, sagte Burian Wagner. »Ich stamme schließlich aus dieser Gegend. Von den Leuten hier können wir nichts erfahren.«

Das sahen Coco und Unga ein. Die schöne, schwarzhaarige Frau und der stämmige Urbayer, Burian Wagner, bemühten sich um den Bewusstlosen, bis er die Augen wieder aufschlug. Er stand auf, stellte sich, als hätte er überhaupt keine Erinnerung an das Geschehene, wieder hinter den Tresen.

»Wir gehen jetzt«, sagte Coco freundlich und zeigte ihr hinreißendstes Lächeln.

Der Wirt nickte nur. Die beiden unterschiedlichen Männer, Coco Zamis und der in der Tasche befindliche Don Chapman verließen das Gasthaus. Sie standen nun wieder draußen auf dem Marktplatz.

»Wie weit ist es bis zum Falkreuther Steinbruch?«, fragte Coco.

»So acht, neun Kilometer«, antwortete Burian Wagner. »Wir sollten erst einmal eine Brotzeit machen, bevor wir dorthin gehen. In dem Wirtshaus gegenüber kann man ganz ausgezeichnet essen – und preiswert.«

»Du denkst wohl immer nur ans Essen und Trinken«, sagte Unga und grinste auf den stämmigen Bayer herab.

»Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen und sorgt für das innere Gleichgewicht«, sagte Burian Wagner gelassen. »Außerdem macht es wohl keinen Unterschied, ob wir eine halbe Stunde früher oder später zu dem Steinbruch kommen.«

»Doch, es macht einen«, antwortete Coco. »Unga hat eine Nachricht von Hermes Trismegistos erhalten. Einer von unseren Freunden ist in großer Gefahr. Genaueres weiß ich nicht.«

Coco wollte ihre Karten nicht auf den Tisch legen, denn Burian Wagner durfte manches nicht wissen.

Der Bayer seufzte, als er seine Brotzeit entschwinden sah. »Das ist natürlich etwas anderes«, sagte er. »Packen wir's!« Er gab an, in welche Richtung sie sich wenden mussten, um zum Falkreuther Steinbruch zu kommen.

Menschen kamen jetzt aus den Häusern. Sie bewegten sich wie Schlafwandler. Ein paar schoben Schubkarren oder zogen Handwagen. Sie beachteten die drei Fremden nicht.

»Was ist denn nun los?«, fragte Coco.

Die drei traten zu der Menschenmenge, blieben aber im Hintergrund.

Die Reisetasche wurde geöffnet, sodass Donald Chapman den Kopf herausstrecken konnte, wenn er wollte.