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Chakravartins leere, tiefschwarze Augenhöhlen starrten Croyd an. Immer größer wurden sie vor den Augen des Dämons, wurden zu schwarzen, unergründlichen Schächten. Eine eherne Stimme hallte, und eine eisige Kälte ließ Croyd am ganzen Körper zittern.
»Sei mein Sklave, Croyd Breydur! Unterwirf dich!«
Der Dämon ächzte und bot seine ganze Willenskraft auf, um sich gegen den fremden Einfluss zu wehren. Als seine Zunge ihm endlich wieder gehorchte, brüllte er vor Schmerzen und Wut. Ihm war, als würde das Gehirn aus seinem Schädel gerissen.
Croyd wurde wahnsinnig ...
Der mächtige Januskopf Chakravartin setzt alles daran, einen Weg zurück in seine Heimat zu finden - und eine Spur führt ihn direkt zum Tempel des Hermes Trismegistos!
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Seitenzahl: 144
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Was bisher geschah
DER WAHNSINNIGE
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
mystery-press
Vorschau
Impressum
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.
Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.
Auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.
Eine neue Gefahr zieht am Horizont auf: Der ehemalige Fürst der Finsternis Olivaro, ein Januskopf, erklärt, dass seine Artgenossen von der Parallelwelt Malkuth eine Invasion der Erde planen. Im Tempel des Hermes Trismegistos erhält Dorian einen Hinweis auf das Wirken von Janusköpfen in Indien. Dort bekämpfen sich die beiden Sekten der Padmas und der Chakras bis aufs Blut. Während die parapsychisch begabten Padmas dem Padmasambhawa Bodhisattwa folgen, dienen die Chakras den Janusköpfen, in denen selbst der Erzdämon Luguri, Olivaros Nach-Nachfolger als Oberhaupt der Schwarzen Familie, eine Gefahr sieht. Schließlich kommt es in der Festung der Padmas zur Entscheidung. Es stellt sich heraus, dass der Padmasambhawa niemand anderes als Hermes Trismegistos ist. Dorian beweist Hermon, dass er für das Entstehen der fürchterlichen Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um seine Sünden zu büßen, begibt sich der Padmasambhawa durch eins der letzten Tore nach Malkuth, bevor sich dieses schließt. Dorian und seine Gefährten entkommen, die Dämonen stoßen ins Leere. Nur Trigemus, der Psycho des Hermes Trismegistos, fällt ihnen in die Hände. Zehn Janusköpfe sind aber auf der Erde gestrandet.
DER WAHNSINNIGE
von Earl Warren
Das Messer zuckte durch die Luft, und der Arm des geduckt rennenden Mannes fiel ab. Ein furchtbarer Schrei übertönte das Heulen des Sturmes. Aus dem Armstumpf sprudelte Blut. Der Verstümmelte brach zusammen und wälzte sich auf dem Boden.
Die dunkle Gestalt, die von hinten an ihn herangeflogen war, erhob sich ein paar Meter in die Lüfte. Reglos verharrte sie dort, von Schneeflocken und Eisgraupeln umweht, und starrte mit glühenden Augen auf den Stöhnenden herab.
Das dampfende Blut färbte den Schnee rot. Der Dämon hielt ein breites, schweres Messer in der Rechten. Er ergötzte sich an der Qual des Menschen, den er verstümmelt hatte.
Der schwarze Umhang des Dämons war ausgebreitet. Er hatte ein verwittertes Gesicht mit einem eisengrauen, zerzausten Vollbart, an dem einige Blutspritzer klebten, böse blickende Glotzaugen, gelbe Zähne und eine Glatze, die ein zotteliger Haarkranz umgab. Seine Hände waren abnorm groß, und unter dem Umhang trug er dunkle Kleidung. Seine Füße steckten in schweren Stiefeln.
Das Gesicht des Dämons verzerrte sich zu einer teuflischen Grimasse. Ein lautloses Lachen erschütterte seinen kräftigen Körper.
Die furchtbaren Schreie und das Stöhnen des verstümmelten Mannes auf der Straße riefen Leute aus den Häusern. Wie der auf dem Boden Liegende dick mit Pelzen vermummt, eilten sie in den Eissturm hinaus.
Kalt war es, eisig kalt; dreißig Grad unter null. Vom Nordpol war die eisige Sturmzone übers Meer gezogen und tobte jetzt über Island. Man konnte nur ein paar Meter weit sehen. Die ersten Menschen erreichten den im Schnee Liegenden. Sie umringten ihn, starrten auf seinen Arm, der zwei Meter von ihm entfernt lag.
Einer von den Männern schaute nach oben. Sein Schrei alarmierte die anderen. »Da!«, schrie er. »Es ist Croyd – dieser Satan.«
Der Dämon brüllte vor Lachen. »Ja, ich bin Croyd. Croyd mit dem Messer. Ich hacke euch die Köpfe ab, die Arme und die Beine, wenn ihr mir in die Quere kommt. Zittert vor Croyd Breydur!«
Die Menschen duckten sich, und ein paar flüchteten in die Häuser an der Hauptstraße des Dorfes Burdhadalur.
Lachend, zufrieden mit dieser Demonstration seiner Macht, flog Croyd davon. Das Schneetreiben verschluckte ihn, und sein brüllendes Gelächter verklang.
Die Männer und Frauen bei dem Verletzten bekreuzigten sich, bevor sie es wagten, dem Stöhnenden Erste Hilfe zu leisten. Eilig wurde er ins nächste Haus getragen, und im Nu war die Straße wie leer gefegt.
Alle fürchteten, dass er wiederkommen würde, um noch einmal sein Spiel zu treiben – Croyd, der Sturmdämon, den jeder auf Island fürchtete. Er liebte es, mit dem Sturm zu fliegen, und wenn er einen Menschen im Freien sah oder witterte, dann flog er manchmal an ihn heran und schlug ihm mit seinem großen Messer einen Arm, ein Bein oder sogar den Kopf ab.
Aber diesmal kam der Dämon nicht zurück. Sein Mütchen war gekühlt. Er wollte zurückkehren zu den anderen Breydurs, von denen er bei Weitem der wildeste und furchtbarste war.
Croyd verachtete die Sippe, zu der er zählte, zumindest dem Namen nach. Es gab Gerüchte, nach denen Asmodi selbst ihn gezeugt haben sollte bei einem Sabbat. Croyds Mutter konnte sich dazu nicht mehr äußern. Sie war kurz nach der Geburt gestorben. Eingeweihte wollten wissen, dass die Breydurs sie wegen des Fehltritts ermordet hatten. Den Knaben Croyd wagten sie nicht zu beseitigen, denn Asmodi behielt ihn im Auge. Später konnte Croyd auf sich selbst aufpassen. Er blieb bei der Breydur-Sippe, denn er fühlte sich wohl auf Island. Er sah die Insel als sein Königreich an – von ein paar Punkten abgesehen, die er lieber mied. Schmerzliche Erfahrungen hatten es ihn gelehrt.
Croyd flog mit dem Sturm nach Südosten. Sein Mantel trug ihn. Der Dämon konnte das zerklüftete, verschneite, bergige Land unter sich nicht sehen, aber er wusste genau, wo er sich befand. Wie tausend hungrige Wölfe heulte der Sturm, doch in Croyds Ohren war das Musik.
Mit rauer, misstönender Stimme sang er. Der Sturmwind zauste an seinem Haupt- und Barthaar, in dem sich Eisgraupeln verfangen hatten, und Schneeflocken umwehten ihn.
Croyd spürte die Kälte kaum. Sein schwarzes Blut war nicht empfindlich. Er freute sich schon auf den Blutmet, jenes berauschende, vergorene Getränk, das außer der Inzucht der Hauptgrund für den Untergang der Breydurs war.
Bald wusste der Dämon den Berg Skjaldbreidur und das Anwesen seiner Sippe unter sich. Jäh stieß er herab. In einer unzugänglichen Kesselschlucht lag das Gehöft. Der Zugang ließ sich leicht mit Eis- und Felslawinen sperren und war für normale Menschen durch magische Sperren abgesichert.
Der Sturm pfiff und heulte um die Felsklippen, während Croyd zu Boden schwebte. Er stand auf dem Hof des verwahrlosten Anwesens, das aus einem Haupthaus, einem Nebengebäude und Scheunen und Ställen bestand. Vom Blut allein konnten die Breydurs nicht leben; sie brauchten auch andere Nahrungsmittel. Sie hielten sich Sklaven, Menschen, die sie unterjocht hatten. Diese mussten für sie die Arbeiten auf dem Hof verrichten, und zudem wurde ihnen noch das Blut abgezapft. Nicht so viel, dass sie sofort starben. Aber nach ein, zwei Jahren war so ein Breydur-Sklave am Ende und gab den letzten Rest seines Blutes für die Dämonensippe.
Croyd merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, als er zum Haupthaus ging – einem wuchtigen Holzgebäude. Bei dem Sturm und der Kälte hielt sich keiner im Freien auf. Selbst am hellen Tag war es düster durch das Schneetreiben und die tief hängenden Wolken. Die Atmosphäre war es, die Croyd störte.
Er spürte eine starke, fremdartige Ausstrahlung, aber noch dachte sich Croyd nichts dabei. Ein fremder Dämon konnte zu Besuch gekommen sein, obwohl das bei den Breydurs nicht eben häufig vorkam.
Croyd Breydur trat sich die Schuhe ab und ging ins Haupthaus. Er lief durch den kurzen, düsteren Flur zur Halle und riss die Tür auf.
Da saßen sie alle. Skjald Breydur, der Sabberer, der Mann, mit dem Croyds Mutter die Dämonenehe eingegangen war. Die langnasige Vigdis, seine zweite Frau, ihr buckliger Sohn Höglund und der fette Kare, der so degeneriert war, dass er einem Freak ähnelte. Seine Ärmchen waren winzig. Vajhall Gafner, Vigdis scheeläugiger Bruder, saß mit auf der Bank; und Snorri, Skjalds Bruder, den keiner für voll nahm, hockte auf dem Boden. Snorri war ein Werwolf, aber ein Exemplar, an dem nichts stimmte. Er hatte in Wolfsgestalt die Räude und andere Gebrechen, und um einen gesunden, starken Menschen zu reißen, konnte man ihn nicht losschicken. Höchstens einen Kranken oder einen Betrunkenen schaffte er.
Im gemauerten Kamin prasselte ein großes Feuer von Buchenscheiten. Der Sturm heulte und tobte um das Haus. Groß und dämmrig war die Halle mit der niedrigen, von Stützbalken durchzogenen Decke. Die Einrichtung war primitiv, und blakende Ölfunzeln warfen ein spärliches Licht.
Die Breydurs schwiegen. Ein Krug mit schäumendem Blutmet stand vor ihnen auf dem Tisch, aber sie waren nicht sinnlos betrunken wie sonst so oft; sie glotzten vor sich hin.
Aus Skjalds halb geöffnetem Mund troff Speichel. Kare bewegte seinen Wasserkopf hin und her wie ein Pendel. Croyd räusperte sich. Wie immer beim Anblick seiner Sippe überkamen ihn Abscheu und ein ungeheures Überlegenheitsgefühl.
»Was ist denn hier los?«, röhrte Croyd. »Was sitzt ihr herum wie die Ölgötzen? Los, redet! Ich wittere einen starken Dämon. Wo ist er, ihr Kretins?«
Ein Knall, und das Feuer im Kamin loderte auf, und der Schein erfüllte für Augenblicke die ganze große Halle.
Schreiend sprangen die Breydurs von der Bank am langen Tisch auf. Croyd wich zurück und schlug die Hände vor die Augen. Als er wieder sehen konnte, stand er da, beim Kamin, die Rechte auf den Sims gestützt, in herrischer Pose. Er war groß und trug einfache dunkle Kleidung. Schwarze Handschuhe bedeckten seine Hände. Sein Gesicht war das eines Inders – schwarzes Haar und mandelförmige Augen. Es ging eine starke fremdartige Ausstrahlung, wie Croyd sie noch bei keinem Dämon gespürt hatte, von ihm aus.
»Wer bist du?«, fragte Croyd.
»Du wirst mir gehorchen«, sagte der Fremde. »Deine Sippe habe ich bereits unterjocht.« Er deutete auf die Breydurs, die zitternd bei dem langen Tisch standen. »Du bist Croyd, ja?«
Croyd verstand den Fremden, der die Sprache der Dämonen sprach, jene Sprache, in der sie sich zu verständigen pflegten.
Der graubärtige Dämon mit dem schwarzen Umhang riss sein Messer aus der Scheide am Gürtel. Seine Augen blitzten. »Einen Dreck werde ich dir gehorchen«, sagte er. »Und wenn du Luguri selbst wärest. Die Breydurs sind eine freie, unabhängige Sippe. Mit den anderen magst du fertig werden, aber ich werde es dir zeigen.«
Drohend näherte er sich dem fremden Dämon. Da drehte sich dessen Kopf um hundertachtzig Grad herum. Das Haar am Hinterkopf teilte sich, und ein zweites Gesicht kam zum Vorschein. Knöchern und furchtbar war es, mit einem Stich ins Grünliche. Die Augenhöhlen waren leer, und eine unergründliche Schwärze lauerte in ihnen. Die hohe Stirn trug ein V-Zeichen und wurde von einem lila Schein begrenzt, der gewiss kein Heiligenschein war. Schlohweißes Haar umkränzte den Kopf.
Croyd hatte noch nie etwas von einem Januskopf gehört, geschweige denn einen gesehen in seinem abgelegenen Winkel der Welt. Er blieb stehen, als die unergründlichen schwarzen Augen sich auf ihn richteten, denn er spürte die Kraft und die Macht, die in ihnen wohnten.
»Ich bin Chakravartin«, sagte der Januskopf mit herrischer Stimme. »Wirf dein Messer weg, dreckiger Kretin!«
Croyds Hand zitterte, aber er ließ die schwere Klinge nicht fallen. Er fixierte den Januskopf und stürzte sich mit einem Aufschrei auf ihn. Das Messer zischte auf das stilisierte Totenkopfgesicht zu. Der Januskopf packte Croyds Handgelenk. Die beiden rangen miteinander und stürzten zu Boden.
Die Breydurs griffen nicht ein; sie befanden sich bereits im Bann des Januskopfes. Diese Zerrbilder von Dämonen hatten Chakravartins magischen Kräften nichts entgegenzusetzen gehabt.
Chakravartins Rechte umklammerte Croyd Breydurs Kehle. Der starke Dämon spürte, wie alle Kraft aus ihm wich. Er wollte eine Bannformel sprechen, aber seine Zunge wurde steif, verknotete sich. Croyd Breydur, der Sturmdämon, röchelte. Er konnte sich nicht mehr rühren.
Chakravartin zwang ihn auf den Rücken, setzte sich auf seine Brust und hatte Croyds Arme an den Handgelenken gepackt.
Die Breydurs kreischten, jubelten und grölten, denn Croyd, der Bastard, wie sie ihn heimlich nannten, war nicht beliebt. Er behandelte sie zu schroff, so als seien sie der Dreck unter seinen Stiefeln.
Chakravartins leere, tiefschwarze Augenhöhlen starrten Croyd an. Immer größer wurden sie vor den Augen des Dämons, wurden zu schwarzen, unergründlichen Schächten. Eine eherne Stimme hallte, und eine eisige Kälte ließ Croyd am ganzen Körper zittern.
»Sei mein Sklave, Croyd Breydur! Unterwirf dich!«
Der Dämon ächzte. Er bot seine ganze Willenskraft auf, um sich gegen den fremden Einfluss zu wehren. Er wollte nicht in diese schwarzen Schächte stürzen, niemals. Instinktiv ahnte Croyd, dass er nie mehr der Gleiche sein würde, wenn er sich Chakravartin unterwarf. Er wusste aber nicht, dass ihm ein noch schlimmeres Schicksal drohte, wenn er es nicht tat; ein Schicksal, das ein Dämon sich nicht vorstellen konnte.
Plötzlich hörte der unheilvolle Einfluss auf. Der Kopf des Chakravartin drehte sich wieder um hundertachtzig Grad, und das Gesicht des Inders schaute auf Croyd herab, das nichtssagende Gesicht eines Mannes im mittleren Alter.
Croyd atmete auf, brüllte, als seine Zunge ihm wieder gehorchte, und wollte den Januskopf abwerfen. Aber dessen Kopf drehte sich wieder, und das Totenschädelantlitz starrte erneut Croyd an. Wieder schaute er in die furchtbaren Augenhöhlen, in die Leere und grauenvolle Schwärze. Grässliche Schmerzen rasten durch seinen Kopf. Ihm war, als würde das Gehirn aus seinem Schädel gerissen.
»Gibst du auf, Croyd Breydur?«, fragte Chakravartin.
Croyd konnte nicht antworten. Sein Gesicht war furchtbar verzerrt, aber er wehrte sich noch. Und abermals begann das Wechselspiel. Er sah das Gesicht des Inders, das Totenschädelantlitz, das Gesicht des Inders und dann wieder das andere.
In Croyds Gehirn drehte sich alles. Er stöhnte und geiferte, stieß schrilles Gelächter und abgehackte Laute aus. Das furchtbare Wechselspiel raubte ihm den Verstand.
Croyd wurde wahnsinnig. Als er sich nicht mehr länger sträubte, ließ Chakravartin von ihm ab und richtete sich auf. Auch Croyd erhob sich, mit zuckendem Gesicht. Ein höhnisches Grinsen umspielte die Lippen Chakravartins. »Wirst du mir jetzt gehorchen, Croyd Breydur?«
Croyd lallte, lachte und sabberte. Er fiel zu Boden und umklammerte Chakravartins Knie. »Meister!«, heulte er. »Großer Meister!«
Die Breydurs wurden trotz des Bannes unruhig. Sie spürten die Ausstrahlungen von Croyds wahnsinnigem Gehirn und wollten flüchten, doch der Januskopf hielt sie zurück. »Jetzt werde ich euch meine Befehle erteilen«, sagte er.
Die Luft flimmerte in der großen Halle von Castillo Basajaun, und Burkhard Kramers Schrei gellte durchs Haus. Er stürzte zur Alarmanlage und schlug auf den Knopf. Sofort klingelte es überall, und rote Warnlampen flackerten.
Die Alarmanlage war nach dem Angriff von Luguris Horden bei der Restaurierung eingebaut worden, damit das ganze Castillo blitzschnell in Alarmbereitschaft versetzt werden konnte.
Gestalten erschienen aus dem Nichts. Burkhard Kramer gingen die Augen über, als er sich einer ganze Invasion gegenübersah, aber einer Invasion, die er kannte – bis auf drei Ausnahmen.
Er sah Dorian Hunter, Coco Zamis, Unga, den Zwergenmann Don Chapman, Jeff Parker, der jetzt einen kahl geschorenen Kopf hatte, den Zyklopenjungen Tirso und den Hermaphroditen Phillip. Dann waren da noch zwei Männer, die Burkhard Kramer zum ersten Mal sah, und eine exotisch schöne Inderin.
Bei den beiden Männern handelte es sich um den Privatdetektiv Fred Archer und den Januskopf Olivaro, der sich als weißes Schaf unter all den schwarzen erwiesen hatte. Die junge, schöne Inderin war die Padma-Sadhu Reena.
Die Bewohner von Castillo Basajaun liefen mit Dämonenbannern und magischen Waffen herbei. Hideyoshi Hojo, der zierliche Japaner, trug einen Drudenfuß und einige silberne Wurfmesser, in die magische Runen eingegraben waren. Virgil Fenton hatte ein Silberschwert ergriffen, und Abi Flindt, vor Kurzem erst aus Russland zurückgekehrt, seine Pyrophor-Pistole, die Flammenkugeln verschoss.
Sie staunten alle Dorian Hunter und seine Begleiter an.
Der Dämonenkiller nickte ihnen freundlich zu, als sei er nur ein paar Minuten weg gewesen, um sich draußen die Beine zu vertreten. »Kalt hier drinnen«, sagte er und grinste Virgil Fenton und Abi Flindt freundlich an. »Wollt ihr Salut für uns schießen?«
Die Kleidung des Dämonenkillers – dunkle Jacke, blaues Hemd und braune Hose – wirkte etwas mitgenommen. Als er die Rolle des Hermes Trismegistos übernahm, hatte Dorian sich seinen Schnurrbart abrasiert. Mit seinen grünen Augen, dem schwarzen Haar und dem etwas dunklen Teint wirkte er noch dämonisch genug. Er war sehr groß – ein Meter neunzig –, breitschultrig, schlank, aber kräftig. Ein beeindruckender Mann, den die meisten Frauen attraktiv fanden.