Dorian Hunter 150 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 150 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Die Wolkendecke riss auf, ein gähnendes, schwarzes Loch entstand. Ein Tor ins Nichts, in andere Dimensionen.
»Malkuth!«, schrien die fünf Janusköpfe. »Heimatwelt, Große Mutter, nimm uns wieder auf! Wir wollen in dich zurückkehren!«
Das vorher noch ruhige Wasser der Sargassosee kochte, wallte und sprudelte. Ein Dunstschleier trübte die Sicht nach allen Seiten. Es herrschten keine normalen Verhältnisse mehr.
Da geschah etwas Unerwartetes. Ein riesenhaftes Monster erschien in dem schwarzen Loch, eine Bestie, die jeden Urzeitsaurier beschämt hätte ...

Der Baphomet-Zyklus, in der Erstauflage aufgrund einer Indizierung durch den Jugendschutz unvollendet geblieben, strebt allmählich dem Finale zu. In diesem Teil, der erstmals als Romanheft veröffentlicht wird, strandet ein albtraumhaftes Ungeheuer von Malkuth auf der Erde und verbreitet Angst und Schrecken!

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DAS MONSTER AUS DEM NICHTS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt. Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth. Olivaro, das ehemalige Oberhaupt der Schwarzen Familie und selbst ein Januskopf, beschließt, seine auf der Erde gestrandeten Artgenossen zu jagen. Der Tempel des Hermes Trismegistos wird zerstört, aber kurz zuvor zeigt der magische Tisch sieben düstere Prophezeiungen. Sechs davon haben sich bereits bewahrheitet, auch jene über Martin Zamis: Der Sohn des Dämonenkillers wurde vom Kinddämon Baphomet, der Reinkarnation des Skarabäus Toth, entführt. Miss Pickford opfert ihr Leben, um Martin aus der Gewalt Baphomets zu befreien. Ein Diener des Januskopfes Pyko hext Dorian eine magische Pest an. Der Dämonenkiller droht bei lebendigem Leib zu verfaulen. Die Vampirin Rebecca trinkt von Baphomets Blut, und damit gehen dessen Wissen und Fähigkeiten auf sie über. Rebecca lässt Dorian, Coco und Martin auf der Insel des Hermann Lebius stranden. Dort begegnet ihnen das mysteriöse Mädchen Tina Bauer. Coco kann Lebius dank eines überraschenden Überlappens der Dimensionen besiegen.

DAS MONSTER AUS DEM NICHTS

von Earl Warren

Pyko war tot.

Fünf Janusköpfe gab es noch auf der Erde. Zeno, Ogliv, Xyno, Hesto und Spyd. Und einen sechsten, der aber kein echter Januskopf mehr war: Olivaro, den Entarteten, den Jäger. Die fünf Janusköpfe hatten keinerlei Verbindung mit ihrer Heimatwelt Malkuth mehr. Sie wollten zurück, denn das Leben auf der Erde wurde immer schwerer und gefährlicher für sie. Luguri und die Schwarze Familie der Dämonen wollten sie vernichten. Dann gab es noch eine geheimnisvolle, unbekannte Macht, deren Auswirkungen in der letzten Zeit auf der Erde zu spüren waren. Zudem litten die Janusköpfe an einer heftigen Sehnsucht nach ihrer Heimatwelt, wo ihre Magie besser funktionierte, wo alles ganz anders war. Dämonischer, mehr ihrem Wesen entsprechend.

Die fünf schwebten in einer magischen Sphäre über dem Wasser. Sie befanden sich in der Nähe von Krösus-Island, jener Insel, die Pykos letzter Stützpunkt gewesen war. Jetzt gehörte sie den Totengeistern. Gelblicher Schein umgab die fünf Gestalten mit den bis zum Boden reichenden Mänteln aus einem spinnwebartigen Material, den leeren Augen und den stilisierten Totenkopfgesichtern.

1. Kapitel

Sie hatten einen Stich ins Grünliche, ein lila Schein oberhalb der hohen Stirn mit dem V-Zeichen umgab die langschädeligen Köpfe. Sie unterhielten sich in der Janussprache.

»Schnell, Brüder«, sagte Zeno. »In diesem Gebiet hier haben wir die einzige Möglichkeit, nach Malkuth zurückzukehren. Wir müssen die Beschwörung schleunigst durchführen.«

Ogliv und Xyno hatten Bedenken.

»Die Dämonen der Schwarzen Familie werden uns aufspüren, wenn wir alle zusammen einen starken Zauber anwenden«, warnten sie. »Mit Luguri ist nicht zu spaßen.«

Hesto, der Unbeherrschteste von den Fünfen, konnte sich nicht länger zügeln.

»Ihr Nonsens-Kreaturen!«, schrie er. Damit war die Beschimpfung in der Malkuth-Sprache noch am besten übersetzt. »Wollt ihr unsere letzte Chance verspielen? Hier im Bermuda-Dreieck gibt es Dimensionsüberlappungen, geheimnisvolle Kräfte sind wirksam. Nach unseren Berechnungen steht ein seltener Effekt unmittelbar bevor, mit dessen Energie wir vielleicht nach Malkuth zurückgelangen können. Wenn wir diese Chance außer Acht lassen, müssen wir vielleicht hundert Jahre und länger warten. Wie viel Zeit wollt ihr noch verplempern?«

»Wir stimmen ab«, sagte Spyd. »Ich bin dafür, etwas zu riskieren. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Im Lauf der Zeit spüren uns die Dämonen doch auf. Wenn unser Versuch fehlschlägt, können wir den letzten Kampf ebenso gut gleich hinter uns bringen.«

Die Abstimmung begann. Drei Janusköpfe waren für das Experiment. Xyno enthielt sich der Stimme. Ogliv stimmte dagegen. Damit war alles klar. Über den unbewegten Wassern des Sargassomeers mit seinen Algenwäldern schwebend, setzten die Janusköpfe ihre magischen Kräfte frei. Unsichtbare Kraftlinien gingen von ihnen aus.

Beschwörungen verstärkten den Effekt, der an dieser Stelle im Bermuda-Dreieck stattfand. Eine Weile geschah nichts. Dann erhob sich ein eisiger Wind. Die Wolkendecke riss auf, ein gähnendes, schwarzes Loch entstand. Ein Tor ins Nichts, in andere Dimensionen.

»Malkuth!«, schrien die fünf Janusköpfe. »Heimatwelt, Große Mutter, nimm uns wieder auf! Wir wollen in dich zurückkehren!«

Das vorher noch ruhige Wasser der Sargassosee kochte, wallte und sprudelte. Ein Dunstschleier trübte die Sicht nach allen Seiten. Es herrschten keine normalen Verhältnisse mehr.

»Malkuth!«, riefen die Janusköpfe. »Mal – kuth!«

Unsichtbare Wirbel packten sie, schüttelten sie durch. Sie wurden emporgehoben, auf das schwarze Loch zugerissen. Da raste ein weiß und grünlich glühender Komet über den Himmel, einen langen Schweif hinter sich herziehend. Er stoppte am Rand der magischen Sphäre. In den Flammen, die den Kometen umspielten, manifestierte sich ein Gesicht. Die Fratze Luguris, des Herrn der Schwarzen Familie. Lang und bleich war das Gesicht, mit glotzenden Froschaugen, einer scharfrückigen Nase, einem Mund wie eine Messernarbe, mit einem einzigen langen Zahn darin. Ein Gesicht von satanischer Bosheit, jetzt voller Triumph.

»Janusgezücht!«, donnerte eine Stimme. »Habe ich euch endlich gefasst. Jetzt sollt ihr die geballte Macht zu spüren bekommen!«

Die Aufwärtsbewegung der Janusköpfe hörte auf. Flammenzungen rasten von dem Kometen auf die magische Sphäre zu, griffen sie an und vermengten sie. Die fünf Janusköpfe schrien vor Überraschung und Schreck auf. Ihre Gesichter spiegelten Panik wider. Der Komet umkreiste die Sphäre spiralförmig, gewann mehr und mehr an Geschwindigkeit, immer wieder Protuberanzen schleudernd. Gleich würde der Komet, in den sich der Erzdämon verwandelt hatte, mit alles vernichtender Wucht in die magische Sphäre einschlagen.

Da geschah etwas Unerwartetes. Für alle Seiten unerwartet. Ein grässlicher Schrei gellte, furchtbare Laute, wie sie noch nie auf der Erde gehört worden waren.

»Kriiähhhh! Krchchch! Krrrrr!«

Ein riesenhaftes Monster purzelte aus dem schwarzen Loch, eine Bestie, die jeden Urzeitsaurier beschämt hätte. Selbst Tyrannosaurus Rex hätte sich vor ihr verstecken müssen. Das Monster hatte riesige Flügel, einen weißen Bauch und einen gedrungenen, hornigen Körper. Die Schnauze war hornig, glich aber dennoch der eines Hundes. Zähne von der Länge eines ausgewachsenen Mannes bleckten darin. Das Ungeheuer hatte vier Beine mit langen Krallen und einen dreizackigen Schwanz. Es schrie protestierend, als es aus der vertrauten Umgebung in eine ihm völlig fremde Welt gerissen wurde. Die Dimensionsüberlappung, die Verbindung mit einer anderen Welt, hatte es entführt.

Der Luguri-Komet hielt inne. Die fünf Janusköpfe vergaßen ihre Angst über das Auftauchen des Erzdämons und starrten das Drachenmonster an. Der eisigkalte Luftstrom hörte auf; sein Heulen verstummte. Das schwarze Loch verschwand, Wolken zogen wieder über die Stelle. Das Wasser des Sargassomeers beruhigte sich.

Das Drachenmonster bewegte seine blaugrünen Flügel und schwebte auf der Stelle in der Luft. Es blinzelte mit seinen glühenden Augen, schaute sich um, witterte und schnupperte. Es orientierte sich in seiner neuen Umgebung. Zuerst fiel ihm der glühende Komet auf.

»Kriiääähhh?«, machte es. Es klang fragend. Es grabschte mit einer krallenbewehrten Pfote nach dem Kometen und hieb voll hinein. Luguri schrie auf. Sein magischer Schutz nützte ihm nicht viel. Das Monster war völlig fremdartig, es sprach nicht auf die Magie an, die Luguri derzeit anwandte. Auch die Hitze, die der Komet abstrahlte, schien es nicht sonderlich zu stören. Luguri, aus seiner Bahn gebracht, wäre fast ins Wasser gestürzt. Er war aus dem Konzept gebracht. Die fünf Janusköpfe nutzten die günstige Gelegenheit und verflüchtigten sich. Von einem Moment zum andern verschwanden sie, ihre magische Sphäre brach zusammen.

Der als weißer und giftgrüner Komet auftretende Luguri schrie voller Wut, denn jetzt würde es ihm wieder sehr viel Mühe bereiten, die Janusköpfe auf der ganzen Welt zu suchen und aufzutreiben. Er fauchte vor Zorn. Das Drachenmonster grabschte nochmals nach ihm. Eine dolchartige Zunge, dreimal so lang wie der Körper des Ungeheuers, schoss aus der Schnauze. Sie traf den Kometen, verwundete Luguri, wenn auch nicht tödlich. Die mit Widerhaken versehene Zunge blieb im Kometen stecken. Luguri wurde zu dem Monster hingezogen. Er sträubte sich mit allen seinen Kräften, die nicht gering waren, doch das Ungeheuer aus einer anderen Welt war stärker. Meter um Meter musste Luguri nachgeben. Er schickte Protuberanzen gegen das Monster, bombardierte es mit rot glühenden Brocken. Es heulte auf, doch es ließ nicht nach. Die rechte Kralle raste auf Luguri zu. Der Erzdämon wartete nicht, bis sie traf. Er hatte es nicht auf das Monster abgesehen. Sollte er sich selbst etwas beweisen und mit ihm kämpfen? Luguri war Jahrtausende alt, über derlei Dinge war er hinaus, zumal es keine Zeugen gab und sein Ruf nicht auf dem Spiel stand. Der Komet wurde durchsichtig, sein langer Schweif erlosch. Die Pranke des Monsters fand keinen Widerstand mehr. Luguri war verschwunden. Das Monster wunderte sich, flatterte und glotzte umher. Aber es war nicht sehr intelligent, bald hatte es andere Interessen. Es vergaß den Zwischenfall. Gemächlich flog es in südlicher Richtung davon, auf die Bahamainseln zu, um seinen neuen Lebensraum zu inspizieren. Der Monsterdrache konnte in der irdischen Atmosphäre leben, obwohl seine Lungen eigentlich ein anderes Gasgemisch gewöhnt waren. Als er die Schnauze ins Salzwasser steckte und davon trank, merkte er, dass es nicht giftig war. Aber es schmeckte einfach scheußlich. Der Monsterdrache wollte Land finden, und hoffentlich Nahrung.

Dorian Hunter saß am Strand auf einem Felsen und schaute zu der fernen grünen Insel hinüber. Sie war zehn bis zwölf Kilometer weit entfernt. Normalerweise hätte der Dämonenkiller diese Strecke schwimmend bewältigen können. Aber er sah die Haifischflossen im Wasser. Die Mörder der Meere hätten ihn zerrissen. Dorians Lage und die seiner Gefährten war schlecht, sie waren auf ihrer Insel gefangen. Auf einer von dreihundertsechzig, abseits von den Schifffahrts- und Fluglinien.

Dorians Gesicht brannte und juckte. Er spürte, wie die Wucherungen wuchsen, die ihm, sobald sie voll entwickelt waren, wieder abfaulen würden. Der Gestank der Verwesung war um Dorian Hunter. Er war zu einem Ausgestoßenen und Verzweifelten geworden, der sein Gesicht mit einer schwarzen Kapuze verhüllen musste.

Coco Zamis, seine Lebensgefährtin, und sein drei Jahre und sieben Monate alter Sohn Martin waren bei dem Dämonenkiller. Und ein seltsames Mädchen namens Tina Bauer, acht Jahre alt, aus dem Dorian nicht klug wurde. Tina Bauer hatte behauptet, ihre Eltern bei einem Schiffbruch verloren zu haben. Aber für ein Kind, dessen Eltern gerade erst den Tod gefunden hatten, benahm sie sich erstaunlich gefasst. Außerdem hatte sie eine schwache magische Ausstrahlung, die aber auch von dem Kontakt mit einem starken Dämon herrühren konnte. Dorian hatte genug eigene Sorgen, um sich viel über Tina Bauer den Kopf zu zerbrechen. Er wollte nach Castillo Basajaun in Andorra, und zwar dringend. Aber auf der Insel gab es kein Magnetfeld mehr. Auch kein Wasser und keine Nahrung. Es war nicht einmal Holz da, um ein Boot bauen zu können. Dorian, Coco, Martin und Tina mussten darauf hoffen, von einem zufällig vorbeifahrenden Schiff oder einem Flugzeug gesichtet zu werden. Wenn das ausblieb, hatten sie nur die Wahl, entweder zu verdursten oder von den Haien gefressen zu werden. Dorian hingen die Kleider in Fetzen herunter. Er war von den Strapazen gezeichnet. Mit einer müden Bewegung zog er den Kommandostab aus der Tasche und sprach in die Öffnung am verdeckten Ende. Er glaubte nicht, dass er mit Unga Verbindung aufnehmen konnte, der gleichfalls mit einem Kommandostab ausgerüstet war. Zu oft schon, seit sie auf der Insel festsaßen, hatte Dorian es versucht. Unga war ganz einfach zu weit weg.

»Hier Dorian«, sagte der Dämonenkiller. »Unga, hörst du mich?«

Er war auf das Äußerste überrascht, als er Antwort erhielt.

»Ja, hier ist Unga. Warte einen Moment, Dorian, ich melde mich gleich wieder. Geht es um Sekunden?«

»Nein.«

Die Verbindung brach ab. Dorian schöpfte neue Hoffnung. Es war, als strömte ihm frische Kraft zu. Der Dämonenkiller hatte schon viele Leben gehabt, seit er als Baron Nicolas de Conde 1484 mit Asmodi I. einen Unsterblichkeitspakt geschlossen hatte. Dorian hatte sich schon oft in den extremsten Situationen befunden und den Mut nie sinken lassen. Er rief nach Coco. Sie saß zwanzig Meter entfernt mit Martin und Tina im Schatten einer verdorrten Palme. Sie hatte, wie Dorian, seit über vierundzwanzig Stunden nichts gegessen und getrunken. Genauso wie bei Dorian war ihre Bekleidung abgerissen. Ihr Gesicht hatte ein paar Kratzer von Dornen. Sie hob den Kopf. Dorian stand auf und fuchtelte mit den Armen.

»Komm her, Coco, komm schnell her!«, rief er. »Ich habe Verbindung mit Unga aufnehmen können.«

Coco sprang hoch. Ihr wurde schwindelig. Die glühende Junisonne in Äquatornähe, der Mangel an Nahrung und Wasser und die hinter ihr liegenden Strapazen, das war einfach zu viel für sie. Sie ging zu Dorian. Tina blieb unter der verdorrten Palme sitzen, den blonden Kopf in die Hände gestützt. Martin folgte Coco.

»Mama«, greinte er mit weinerlicher Stimme. »Ich habe solchen Durst. Warum gibst du mir nichts zu trinken? Ich will etwas trinken. Du bist böse.«

Um Cocos Mund zuckte es. Martin war einfach unausstehlich. Er quengelte schon den ganzen Morgen und nervte sie in einem fort. Coco wusste, dass er unter der Hitze und den Entbehrungen litt, dass er das alles nicht verstand und ihr und Dorian die Schuld anlastete, weil sie ihn hierher gebracht hatten. Doch Cocos Nerven waren auch nicht mehr die besten.

»Jetzt sei aber ruhig!«, sagte sie heftig. »Ich habe auch nichts zu trinken und jammere nicht ständig.«

Martin fing an zu weinen. Sofort tat es Coco leid, dass sie ihn so angefahren hatte. Sie hob ihn auf und tröstete ihn.

»So ein großer Junge! Wer wird denn so weinen? Bald kriegst du zu essen und zu trinken. Papa ruft Onkel Unga herbei. Du kannst gleich mit ihm sprechen.«

Martin vergaß seinen Kummer.

»Unga?«

Er hatte den Cro Magnon in New York kennen gelernt, während des magielosen Zustandes dort, und war von ihm fasziniert. Seinem Vater stand Martin mit sehr zwiespältigen Gefühlen gegenüber. Er hatte ein paarmal das Stigma des Dämons Srasham in seinem Gesicht gesehen und fürchtete sich vor Dorian. Er fühlte sich zu ihm hingezogen und zugleich abgestoßen. Mit feinem Instinkt spürte Martin jetzt, dass mit Dorian etwas nicht in Ordnung war. Er hatte noch nie unter die Kapuze geblickt, diesen Schock hätte er nicht ertragen. Der üble Geruch, der seinen Vater umgab, dessen Benehmen und das Cocos ließen Martin Furchtbares ahnen.

Dorian hatte sich erhoben. Die Sonne stand tief, er warf einen langen Schatten, der bis an die Wasserlinie reichte. Es war Ebbe. Tang und einige Seesterne lagen auf dem feuchten Sand, den das zurückweichende Wasser freigegeben hatte. Ungas Stimme tönte aus dem Kommandostab, den Dorian in der rechten Hand hielt. Schönere Töne hatten Dorian und Coco noch nie vernommen.

»Okay«, sagte der Cro Magnon. »Ich habe einen stillen Winkel gefunden. Vorhin war ich in der Cocktail Lounge des Hamilton Airports. Da konnte ich nicht ungestört sprechen.«

»Du bist auf den Bahamas?«, fragte Dorian freudig überrascht. Die Verbindung war so klar und deutlich wie ein Ortsgespräch per Telefon. »Das ist ausgezeichnet.«

»Abi Flindt ist bei mir. Wir haben auf Castillo Basajaun eure Nachricht erhalten, Dorian. Als ihr dann nicht kamt, machten wir uns Sorgen, zumal wir Jeff Parker in Nassau, der Hauptstadt der Bahamainseln, telefonisch erreichen konnten. Er sagte, er hätte Coco, dich und Martin auf einer kleinen Insel abgesetzt. Ihr hättet per Magnetfeld nach Castillo Basajaun reisen wollen. Jeff macht sich Sorgen wegen euch, weil ihr schon einen Tag überfällig seid.«

»Dazu hat er auch allen Grund«, sagte Dorian.