Dorian Hunter 152 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 152 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Der medizinische Sachverständige schwang das Fleischerbeil. »Und so führte der Angeklagte den Streich mit voller Wucht, dass ...«
Er brach ab, denn er fühlte kein Gewicht mehr in der Hand. Alle starrten auf die leere rechte Hand des Medizinalrats, die eben noch das Hackebeil gehalten hatte.
»Was ist mit dem Metzgerbeil, Herr Medizinalrat?«, fragte der Richter.
»Es ist einfach verschwunden«, stammelte der fassungslose Mediziner. »Als hätte es sich in Luft aufgelöst.«
Auf der Anklagebank warf Karl Ganzert, die »Bestie von Simmering«, den Kopf zurück und lachte schallend.

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DÄMONENREIGEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach dem Erbe des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Die Invasion der Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth wird mit Dorians Hilfe abgewehrt.

Hermes Trismegistos wird klar, dass er für das Entstehen der Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht er durch eins der letzten Tore nach Malkuth. Olivaro, das ehemalige Oberhaupt der Schwarzen Familie und selbst ein Januskopf, beschließt, seine auf der Erde gestrandeten Artgenossen zu jagen. Ein Diener des Januskopfes Pyko hext Dorian eine magische Pest an. Der Dämonenkiller droht bei lebendigem Leib zu verfaulen. Die Vampirin Rebecca trinkt vom Blut des Kinddämons Baphomet, und damit gehen dessen Wissen und Fähigkeiten auf sie über. Sie plant, nach der Macht über die Schwarze Familie zu greifen.

Inzwischen haben die Janusköpfe Spyd, Hesto und Zeno die Paimon-Dämonensippe unter ihre Kontrolle gebracht und wollen sie opfern, um ein neues Tor nach Malkuth zu öffnen. Dorian, Olivaro, Jeff Parker und Abi Flindt erreichen die Insel der Paimons und können Spyd, Hesto und Zeno nach erbitterten Kämpfen ausschalten. Doch mit dem Tod der Janusköpfe schwindet Dorians Hoffnung, von der magischen Pest geheilt zu werden. Inzwischen versuchen Coco und Unga, das mysteriöse Mädchen Tina Bauer nach Hause zu bringen – nach Wien ...

DÄMONENREIGEN

von Earl Warren

Flug 328 von ›Austrian Airlines‹ war auf dem Flughafen Wien Schwechat gelandet.

Die Passagiere hatten die aus New York kommende Maschine bereits verlassen. Jetzt wurde sie entladen und die Luftfracht mit dem Elektrokarren in die große Gepäckabfertigungshalle gebracht, wo die Stücke erst einmal sortiert werden sollten.

Nach dem Sortieren kamen sie in die vollautomatische Gepäckabfertigungsanlage, die sie zu den Ausgabestationen oder zu den Luftfrachtspeditionen schleuste, über die die weitere Auslieferung erfolgen würde.

Zwei Flughafenarbeiter fuhren einen Gepäckkarren und entluden Kisten in der großen Halle.

Es musste alles schnell gehen, die Fluggäste warteten schon auf ihr Gepäck.

Plötzlich hielt der eine Arbeiter inne.

»Sieh mal, Karl, aus der Kiste tropft roter Saft.«

1. Kapitel

Karl, sein Arbeitskollege, war ein großer, mürrischer Mann, der sich nur einmal die Woche rasierte. Am Montag. Heute war Donnerstag, und er hatte lange Bartstoppeln.

»Was geht mich das an?«, fragte er. »Das bezahlt alles die Versicherung.« Er las die Adresse, die auf einem Aufkleber, der sich auf der Kiste befand, stand. »Das ist eine Adresse in Wien Stadt. Die Kiste kommt da drüben hin und dann auf Band C.«

Sein Kollege, jünger als Karl, blond, rund, ein wenig dicklich, stippte den Zeigefinger in die rote Flüssigkeit und kostete.

»Du, das ist Blut!«

»Du spinnst ja. Beeil dich, damit wir keinen Anpfiff kriegen.«

»Ach wo, das war unsere letzte Fuhre. Karl, wenn ich es dir sage, da stimmt etwas nicht. Mit der Kiste ist etwas nicht in Ordnung. Ich habe so ein komisches Gefühl!«

»Gefühle kann ich mir bei der Arbeit nicht leisten – höchstens ab und zu mal ... eine ... Flasche ... Bier ...«

Es war, als würde sich ein Nebelschleier über die Augen des Stoppelbärtigen gezogen.

Sein Kollege bemerkte es nicht. Karls Haltung wurde steifer, seine Stimme klang monotoner.

»Wenn ... du ... meinst, dann ... können ... wir ... ja ... einen ... Blick ... in ... die ... Kiste ... werfen ...«

Karl sprach eigentümlich langsam. Sein Kollege Hubert, ganz mit dem Rätsel der Lattenkiste beschäftigt, bemerkte es nicht.

»Das ist ganz bestimmt Blut«, sagte Hubert. »Ich weiß, wie Blut schmeckt. Ich habe mal eine Weile am Schlachthof gearbeitet.«

Die beiden Männer mit den blauen Arbeitsanzügen sortierten die Kisten bis auf die eine. Sie stellten die Kisten auf die Förderbänder, die sie in die Abfertigungshallen leiten sollten. Normalerweise war ein Lagerarbeiter da, der darauf achtete, dass die Kisten richtig zugestellt wurden, und auch selbst mit anpackte. Aber der war heute krank.

Karl und Hubert lenkten den Elektrokarren in die Ecke, denn andere Maschinen wurden entladen. In der großen Halle herrschte ständig Verkehr, surrten Elektrokarren und Gabelstapler und riefen Arbeiter. Karl und Hubert nahmen die Kiste, unter der sich eine rote Lache gebildet hatte. Sie trugen sie hinter ein paar Hochregale, wo Ware, die später abgehen sollte, gestapelt wurde. Neben einem Stapel von Kaffeesäcken stellten sie die Kiste ab. Hubert lief los und holte ein kurzes Stemmeisen. Karl starrte die Kiste an, verfolgte die rote Tropfenspur, die sie hinterlassen hatte. Sein Atem ging flach. Sein Gesicht war ein wenig gerötet.

Hubert sprengte die Metallbänder, die die Kiste umschlossen, und stemmte die Fichtenholzbretter auf. In der Kiste war rot verfärbte Holzwolle. Ein süßlicher Blutduft stieg auf.

»Sollte ... mich ... gar ... nicht ... wundern, wenn ... wir ... ein ... totes ... Kind ... drinnen ... finden ...«, sagte Karl.

Hubert schaute kurz auf.

»Du bist es, der spinnt. Manchmal redest du ein Zeug, Mann. Weiß der Teufel, was in der Kiste ist. Blutkonserven vielleicht. Ich bin nun mal ein neugieriger Mensch und will es wissen. Vielleicht kommen wir sogar einem Verbrechen auf die Spur.«

»Du ... wirst ... es ... schon ... merken, auf ... was ... für ... eine ... Spur ... du ... stößt ...«

Hubert schaute Karl an, dessen seltsamer Ton ihm jetzt doch auffiel. Aber er schüttelte nur den Kopf und wühlte die Holzwolle in der Kiste auseinander. Zuerst stieß er auf einen Arm. Bleich war er, so dass er wie aus Wachs wirkte. Hubert wühlte eifrig weiter und riss Holzwolle aus der Kiste. Er legte einen Körper frei, den eines kleinen Jungen von etwa vier Jahren mit einem blauen Matrosenanzug und blondem Lockenhaar. Das Kindergesicht war starr, die Augen weit offen. Qual und Verzweiflung standen darin. Und ein Ausdruck, der zu einem so kleinen Kind nicht passen wollte.

»Mich laust der Affe!«, sagte Hubert, während Karl tatenlos dabei stand, die Arme herabhängend. »Was habe ich dir gesagt, ein Verbrechen! Wir müssen sofort die Flughafenpolizei verständigen.«

»Er ... lebt ... noch ...«, sagte Karl.

Jetzt bemerkte auch Hubert, dass die starren blauen Augen des Kindes auf ihn gerichtet waren. Die Lippen bewegten sich, aber es war kein Ton zu hören. Hubert beugte sich über das in der blutigen Holzwolle liegende Kind. Jetzt vernahm er ein Flüstern. »Rebecca ... rettet mich ...«

Hubert richtete sich auf, sah seinen Arbeitskollegen an. »Was stehst du so herum? Ein Krankenwagen muss her! Die Polizei!«

»Ich erledige das!«, sagte da eine befehlsgewohnte Frauenstimme.

Hubert und Karl schauten in die Richtung, aus der sie gesprochen hatte. In dem engen Durchgang zwischen den Regalen und den Kaffeesäcken stand eine Frau, über einssiebzig und sehr schlank. Sie trug einen schwarzen Umhang und einen gleichfalls schwarzen Damenhut mit einem Schleier und breiter Krempe. Ihr Gesicht war lang und blass. Ihre Augen schienen Löcher in den Schleier zu brennen. Ihre schmalen roten Lippen öffneten sich zu einem maliziösen Lächeln.

»Ich erledige alles, was mit Baphomet zusammenhängt«, sagte die unheimliche Frau mit wohlklingender Stimme. »Der arme kleine Baphomet. Durch die veränderten Druckverhältnisse in 10.000 Meter Höhe hat sich seine Nackenwunde wieder geöffnet, er ist fast ausgelaufen. So ein Missgeschick! Wie viel von seinem süßen Blut mir auf diese Weise entgangen ist!«

Die Frau war niemand anderes als die Dämonin Rebecca. Sie hatte Baphomet nach Wien verschickt, lieblos in eine Kiste verpackt. Sie war in der gleichen Maschine geflogen wie der Kinddämon und hatte gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war.

Rebecca ließ die Handtasche fallen und näherte sich langsam dem entsetzten und fassungslosen Hubert.

»So ein Unglück«, sagte sie ironisch.

Hubert starrte auf ihre langen, blassen Hände, in das bleiche Gesicht, das jetzt einen hungrigen Ausdruck trug.

»Wer ... wer sind Sie?«, stammelte er. »Was wollen Sie hier?«

»Dein Blut will ich«, flüsterte Rebecca. »Komm her, mein Geliebter! Du sollst eine meiner Vampirfledermäuse werden!«

Die zwingende Kraft von Rebeccas dämonischen Augen zehrte an Huberts Widerstandskraft. Seine Knie wurden schwach. Er wollte weglaufen, um Hilfe schreien, aber er konnte es nicht. Er spürte, wie seine Hände selbstständig handelten und den Hemdkragen aufrissen.

»Karl, so hilf mir doch!«, stammelte er.

Aber sein Arbeitskollege stand nur tatenlos dabei. Rebecca hatte die Tür magisch gesichert. Karl war ihr Sklave geworden. Wäre die Vampirin nicht persönlich eingeschritten, Karl hätte seinen Arbeitskollegen Hubert umgebracht, um Baphomets Entdeckung zu verhindern.

Hubert brach in die Knie. Rebecca beugte sich über ihn. Sie hob den schwarzen Schleier. Ihre Augen glühten dämonisch. Lange Eckzähne waren entblößt. Rebeccas schwarzer Umhang hüllte den knienden Hubert ein.

Er spürte einen glühenden Schmerz an seinem Hals, dann ein Brennen, das durch seine Adern lief, und schließlich nur noch ein Gefühl angenehmer Schwäche. Sein Geist, seine Persönlichkeit, alles in ihm veränderte sich. Er hatte noch eine Weile Zeit, sich einen verborgenen dunklen Schlupfwinkel zu suchen. Bald würde er zu einer Vampirfledermaus werden. Normalerweise hielt Rebecca sich genau fünfzig Fledermäuse, die sie aus früheren Liebhabern rekrutierte. Ausschließlich aus Männern, die ihr Schicksal verdient hatten. Aber jetzt verfolgte Rebecca große Pläne, da konnte sie nicht mehr so wählerisch sein. Sie trank Huberts Blut. Als sie genug davon hatte, richtete sie sich auf und wandte sich Karl zu. Hubert stand mit weichen Knien auf und wankte davon – in den Keller, wo er in einer dunklen Ecke und in einer Kiste verkrochen auf die Nacht warten wollte. In der Nacht würde er Rebecca auf magische Weise finden und fortan eine ihrer Kreaturen sein.

Rebecca tupfte mit einem schwarzen Seidentüchlein das Blut von ihren Mundwinkeln. Ihr Blick bohrte sich in die stumpfen und teilnahmslosen Augen von Karl.

»Du verschließt die Kiste wieder und bringst sie persönlich zu der Anschrift, die auf dem Aufkleber angegeben ist«, sagte Rebecca mit zwingender Stimme. »Jetzt sofort.«

Karl nickte. Er war von dem Willen erfüllt, Rebecca zu gehorchen. Er kannte nichts anderes mehr. Er würde sich unter einem Vorwand von der Arbeit abmelden, die Kiste in den Kofferraum seines alten Ford laden und vom Flughafengelände fahren. Die Kontrollen wurden nicht sehr streng gehandhabt. Karl sah da keine Schwierigkeiten. Der stoppelbärtige Mann verneigte sich und küsste Rebeccas kalte und bleiche Hand.

»Ja, Herrin«, sagte er leise.

Rebecca sah zu, wie er die Holzwolle wieder in der Kiste verstaute und sie zunagelte. Wenn er seinen Auftrag erfüllt hatte, würde Karl nach Hause fahren und alles vergessen. Rebecca brauchte ihn nicht, und ihr Blutdurst war gestillt. Karl würde sich am nächsten Tag sehr wundern, aber sich an nichts erinnern können.

Die drei Janusköpfe Hesto, Zeno und Spyd waren auf der Bermudainsel zur Strecke gebracht worden. Jetzt lebten außer Olivaro nur noch zwei Malkuthgeborene auf der Erde. Xyno und Ogiv. Olivaro hatte Hinweise auf ihren Aufenthaltsort bei der Lagerstätte der drei zur Strecke gebrachten Janusköpfe gefunden. Der Januskopf und die Männer von der Erde hatten sich auf den Nordteil der Insel zurückgezogen. Es konnte sein, dass die beiden noch lebenden Janusköpfe mit ihren Artgenossen Kontakt aufnehmen wollten. Wenn der Kontakt nicht zustande kam, würden sie den Stützpunkt von Hesto, Zeno und Spyd magisch überprüfen. Dabei durften sie den Dämonenkiller und seine drei Gefährten nicht entdecken. Dann würden sie glauben, ihre drei Artgenossen hätten den Stützpunkt aus irgendwelchen Gründen verlassen und würden keinen schwerwiegenden Verdacht schöpfen. Verwüstungen waren im Stützpunkt der drei Janusköpfe keine angerichtet worden. Alles dort sah so aus, wie sonst auch. Nur dass Hesto, Spyd und Zeno fehlten. Mit den Mitteln seiner Janusmagie wollte Olivaro herausfinden, wo Xyno und Ogiv steckten. Dorian, Jeff und Abi konnten ihm dabei nicht helfen. Sie gingen am Strand spazieren, besorgten, was es im Lager zu tun gab, und versuchten, sich auszuruhen und auf andere Gedanken zu kommen.

Jeff Parker war voller Zorn, weil die Janusköpfe seine Jacht ›Sacheen‹ rauben ließen und die Besatzungsmitglieder zu ihren Kreaturen gemacht hatten. Sie waren nicht mehr zu retten gewesen und hatten, mit auf den Rücken gedrehten Gesichtern, sterben müssen.

Dorian, Jeff und Abi achteten darauf, den konzentriert arbeitenden Olivaro so wenig wie möglich zu stören.

Es war Abend, als er seine drei Gefährten auf der Insel zu sich rief. Das Feuer brannte und prasselte. Abi Flindt hatte drei große Fische gefangen, die Jeff Parker über dem Lagerfeuer briet und die einen würzigen Duft verbreiteten.

»Jetzt habe ich die verschlüsselten Aufzeichnungen von Hesto, Spyd und Zeno endgültig entziffert«, sagte Olivaro. »Es war nicht einfach, die drei schlauen Malkuthier hatten ein paar Bannsprüche in den Text eingeflochten, die jeden, der sich unbefugt damit beschäftigt, hätten töten sollen.«

»Erst sollten wir mal unsere Fische essen«, sagte Jeff Parker. »Du bastelst seit anderthalb Tagen an den Janustexten herum, Olivaro. Die paar Minuten können wir auch noch warten.«

Olivaro hatte im Stützpunkt der drei Janusköpfe eine Knotenschrift gefunden, ähnlich einem Quipu. Er steckte sie jetzt in die Tasche seines grünen Sporthemdes und setze sich ans Feuer.

»Der Körper verlangt sein Recht«, sagte er.

Eigentlich benötigte Olivaro keine menschliche Nahrung, aber in der langen Zeit, in der er auf der Erde weilte, hatte er sich ein wenig an diese Nahrung gewöhnt. Ein paar Spurenelemente, die er als Malkuthgeborener brauchte, verschaffte er sich einmal im Monat durch eine Zusatznahrung.

Olivaro, Dorian, Jeff Parker und Abi Flindt aßen mit gutem Appetit. Nur ein paar Gräten, Fischköpfe und Schwänze blieben von den Fischen übrig, von denen jeder nach dem Fang über zwei Pfund gewogen hatte. Nach dem Essen gab es einen Verdauungsschluck aus der Whiskyflasche, die Jeff Parker von der ›Sacheen‹ geholt hatte.

Die Luxusjacht lag immer noch in der Bucht, in der die Paimon-Dämonen sie vertäut hatten. Olivaro, Dorian Hunter und die beiden anderen Männer mochten sich nicht auf ihr aufhalten, weil die ›Sacheen‹ längere Zeit der Janusmagie ausgesetzt gewesen war. Sie fürchteten, die Jacht könnte immer noch von den beiden noch lebenden Janusköpfen kontrolliert werden.

Dorian steckte sich eine Zigarette an. Es sah grotesk aus, wie er den Rauch aus dem Mundschlitz seines völlig bandagierten Kopfs blies. Der Dämonenkiller dachte an Coco Zamis und ihren gemeinsamen Sohn Martin.

Dorian sehnte sich nach Coco und nach seinem Sohn. Seitdem er durch Janusmagie an der magischen Pest erkrankt war, befand er sich in einem schlimmen Zustand. Er war deprimiert. Er hatte kaum noch Hoffnung. Sein Leben und sein Kampf gegen die Dämonen erschienen ihm sinnlos. In seinen düsteren Augenblicken sagte er sich, dass die Schwarze Familie letzten Endes doch triumphieren würde, sei es unter Luguri oder einem anderen Führer. Der Januskopf Hesto hatte Dorian gesagt, die magische Pest würde ihn trotz des augenblicklichen Stillstands in absehbarer Zeit zu einem unförmigen Fleischklumpen werden lassen, in voller Körpergröße. Das waren keine rosigen Aussichten.

»Was ist, Olivaro?«, fragte Dorian.

Der Januskopf starrte auf die Knotenschrift, die das Notizbuch eines der drei Janusköpfe von der Insel dargestellt hatte. Es war Nacht, die Sterne funkelten am Himmel. Eine kühle Brise wehte vom Meer her. Die Männer hatten leichte Jacken übergezogen. Aus dem wuchernden Dschungel der Insel erklangen die verschiedensten Geräusche.

»Xyno und Ogiv standen ständig mit dieser Insel in Verbindung«, sagte Olivaro. »Auf ein magisches Signal sollten sie herkommen.«

»Wann?«, fragte Abi Flindt.

»Sobald das Tor nach Malkuth gestanden hätte, das Hesto, Zeno und Spyd errichten wollten. Wenn überhaupt noch eine Möglichkeit besteht, nach Malkuth zurückzukehren, dann hier vom Bermuda-Dreieck aus.«

Über die besonderen Verhältnisse im Bermuda-Dreieck brauchte Olivaro sich nicht auszulassen. Seine Zuhörer waren informiert. Im Bermuda-Dreieck überlappten sich Dimensionen. Immer wieder gab es Verbindungszonen, in denen Schiffe und Flugzeuge oder manchmal auch nur deren Besatzungen spurlos verschwanden. Im Bermuda-Dreieck lagen auch große Teile des versunkenen Atlantis. Eine gewaltige Katastrophe hatte diesen Kontinent mit seiner von Magie geprägten Hochkultur elftausendfünfhundert bis zwölftausend Jahre vor Christi Geburt im Ozean untergehen lassen. Viele Anzeichen sprachen dafür, dass bestimmte Mechanismen der alten Atlanter noch heute wirksam waren und zu den Phänomenen im Bermuda-Dreieck beitrugen.

»Dann sollten wir das magische Signal senden, Xyno und Ogiv herlocken und gefangen nehmen«, sagte Jeff Parker. Auch die Glatze, die er seit seiner Zeit als Padma Sadhu trug, hatte seinem Gesicht dem jungenhaften Ausdruck nicht nehmen können. »Das ist doch die ideale Möglichkeit.«