Eher friert die Hölle zu: Western - Luke Sinclair - E-Book

Eher friert die Hölle zu: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Sie waren zu viert und warteten auf einen Mann, der ihnen tagelang durch die Wüste gefolgt war. Sie wussten, dass der Mann kommen würde, denn sie kannten seinen unbeugsamen Willen und sein Prinzip, eine begonnene Sache auf jeden Fall zu Ende zu führen. Der Mann, auf den sie warteten, war Kopfgeldjäger. Sein Name lautete Warlock. Und dieser Name verbreitete Panik und Schrecken bei allen Outlaws, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. Die vier Männer, die auf Warlock warteten, machten keine Ausnahme. Aber sie glaubten, zu viert stärker zu sein als er. Denn Warlock sollte sterben...

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Luke Sinclair

Eher friert die Hölle zu: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Eher friert die Hölle zu: Western

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Alfred Bekker

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Eher friert die Hölle zu: Western

Luke Sinclair

Sie waren zu viert und warteten auf einen Mann, der ihnen tagelang durch die Wüste gefolgt war. Sie wussten, dass der Mann kommen würde, denn sie kannten seinen unbeugsamen Willen und sein Prinzip, eine begonnene Sache auf jeden Fall zu Ende zu führen. Der Mann, auf den sie warteten, war Kopfgeldjäger. Sein Name lautete Warlock. Und dieser Name verbreitete Panik und Schrecken bei allen Outlaws, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. Die vier Männer, die auf Warlock warteten, machten keine Ausnahme. Aber sie glaubten, zu viert stärker zu sein als er. Denn Warlock sollte sterben...

*

Ein heißer Wind wehte mit dünnem Zischen über das flache Land, das sich zwischen den Gebirgszügen dehnte. Er trieb Staub und kollernde Tumbleweeds vor sich her, strich mit seinen grauen, alles gleichmachenden Schleiern um die zerfallenen, geisterhaft stummen Gebäude und ließ das hölzerne Schild des einsamen und verwahrlosten Hotels in unregelmäßigem Takt gegen die Wand schlagen.

Der Mann, der in der Tür dieses brüchigen Hotels stand und eine Weile nach draußen gestarrt hatte, fluchte mit kratzender Stimme vor sich hin und drehte sich um. Der Staub, der seinen tagealten Stoppelbart grau färbte, ließ ihn älter erscheinen, als er war.

„Nichts zu sehen. Ich glaube, du hast dich verrechnet, Lanky. So wichtig bist du ihm nicht.“

Der mit Lanky angeredete war ein dürrer Kerl, dessen herabgezogene Mundwinkel an ein Haifischmaul erinnerten. Er nahm die langen Beine vom Tisch, erhob sich und spuckte auf den Boden.

„Der kommt, verlass dich drauf!“ Die Dielen knarrten unter seinen Schritten, mit denen er ebenfalls zur Tür trat und einen Blick über die halbhohen, geschwungenen Flügel warf.

„Verdammte Gegend“, knurrte er vor sich hin. „Gerade richtig, um zu verrecken.“

„Das sagst du schon seit gestern“, murrte ein dritter Mann, der an der Bar stand und mit einem Whiskeyglas spielte. Seine Augen saugten sich dabei an der prallen Bluse einer rothaarigen Frau fest, die jenseits des Tresens gerade die Flasche beiseite stellte, aus der sie eingegossen hatte.

„Ich will jetzt endlich ein bisschen Spaß haben.“

„Sauf nicht so viel!“, schnarrte Lanky ihn an, ohne den Kopf zu wenden. Sein Gesicht spannte sich plötzlich, und sein Haifischmaul verzog sich zu einem Grinsen. „Na also. Wusste ich’s doch.“

Aus der Weite und den ziehenden Staubschleiern wuchs schemenhaft die dunkle Gestalt eines einzelnen Reiters heraus.

„Haltet eure Schießeisen bereit!“

„Es wäre mir lieber, ihr würdet eure Streitigkeiten woanders austragen“, sagte die rothaarige Frau. „Ich kann derartige Reklame nicht gebrauchen.“

„Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Mit diesem Burschen sind wir gleich fertig“, knurrte Lanky selbstsicher.

Er schielte wieder auf die Rothaarige.

„Du brauchst keine Angst um uns zu haben, Kindchen“, grinste er mit bereits schwer werdender Zunge. „Wir jagen diesem Bastard nur ein paar Kugeln in den Wanst, und dann wird gefeiert, so wie du es lange nicht mehr erlebt hast.“

„Wer ist der Mann?“, fragte die Frau besorgt.

„Halt’s Maul!“ zischte Lanky grob von der Tür her. „Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten!

Slim und Buck, raus auf eure Posten!“

Slim, der an der Bar gestanden hatte, und ein vierter Mann verdruckten sich wortlos durch die Tür und verschwanden rasch nach den Seiten.

„Das hier ist ein Zufluchtsort“, begehrte die Frau wieder auf. „So mancher bekam hier eine Atempause, weil nie ein Marshal oder Sheriff hierher kam. Niemand weiß, dass dieses Hotel hier überhaupt noch existiert. Und ihr macht das alles zunichte, wenn ihr hier herumknallt und jemanden umbringt.“

„Hör mal zu, du rothaarige Kellerpflanze“, sagte Lanky beinahe leise. „Wir sind dabei, uns eine Laus aus dem Pelz zu lesen. Und wenn du klug bist, dann setzt du dich still in eine Ecke und wartest, bis das hier vorbei ist, oder es fliegen die Fetzen. Hast du mich verstanden?“

Sie kam um den Tresen herum, und ihr Busen wallte zornig vor Erregung.

„Jetzt hör du mal zu, du Ziegenbock!“ Ihr Zeigefinger stach in die Luft, genau in Lankys Richtung. „In dieser miesen Bude hier hat immer nur euresgleichen verkehrt. Ich bin daran gewöhnt, und ihr könnt mir keine Angst einjagen. Aber es sind einige darunter, die diesen Ort hier schätzen und immer wieder gern herkommen. Und die würden es euch ganz schön übelnehmen, wenn ihr euch an mir vergreift. Das nur als Warnung.“

Lanky grinste freundlich wie eine Klapperschlange.

„Wir gehören nicht zu der Sorte, die sich einschüchtern lässt. Schon gar nicht von deinesgleichen. Niemand wird erfahren...“ Er stieß einen derben Fluch aus, als er wieder nach draußen blickte. „Verdammt, der Kerl war doch eben noch da!“ Nervös überflog sein Blick das Gelände, die zerfallenen Adobehütten, Jacales und Bretterbuden, die sich ohne geordnetes Schema um das alte Hotel gruppierten. Alles lag schweigend, ruinenhaft und nur vom Wind berührt da. Kein Reiter. Keine Bewegung, abgesehen vom Staub, der sich an den Ecken empor kräuselte und über den Boden wehte.

Die Frau ging hinter die Bar zurück und lachte.

„Vielleicht seht ihr schon Gespenster. Ihr wäret nicht die ersten, die hier in dieser Einöde durchdrehen.“

„Quatsch. Ich habe ihn auch gesehen!“, schnauzte der Kerl neben Lanky. „Er muss etwas gemerkt haben.“

Lanky stellte sich vorsichtshalber hinter die Wand und lugte nach draußen. Er rief: „Slim, Buck, haltet die Augen offen! Der Bursche muss etwas gerochen haben.“

Buck kam aus dem Eingang einer Adoberuine zum Vorschein, von der nur noch drei Wände in die Luft ragten, und winkte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, mit der Hand.

Lanky sah, wie ihn plötzlich ein unsichtbarer Schlag in den Rücken traf, und der dünne Knall eines Gewehrschusses peitschte herüber. Buck bog ruckartig die Schultern nach hinten, stolperte zwei Schritte vorwärts und schlug mit dem Gesicht in den Schmutz.

Lanky stand wie erstarrt da, und eine seltsame Angst würgte mit einem Male in ihm. Der Adamsapfel hüpfte in seinem mageren Hals auf und nieder, als er trocken schluckte.

„Der Hund hat Buck erwischt!“, kreischte Slim völlig unnötigerweise, blieb aber wohlweislich in seiner Deckung verborgen.

Lanky fuhr herum, als sich die Starre von ihm löste.

„Los, French, hinten ’raus!“, bellte er. „Aber benimm dich nicht so blöd wie Buck. Wir haben es mit einem Profi zu tun.“

Die rothaarige Frau versuchte, draußen etwas zu erkennen. Aber der mysteriöse fremde Reiter blieb weiterhin unsichtbar.

French war inzwischen verschwunden, und Lanky stand, den Revolver schussbereit in der Faust, neben der Tür. Draußen strich hohl der Wind vorbei. Das Schild über der brüchigen Veranda schlug klappernd gegen die Bretter. Lankys Faust mit der Waffe zuckte hoch, als ein Tumbleweed hinter einer Ecke hervor kollerte. Ein Fluch starb unhörbar auf seinen Lippen. Dieser Bursche war ihm unheimlich. Aber er musste ihn erledigen - er musste! Schließlich war er nur ein einzelner Mann, der genauso an einer Kugel sterben konnte wie jeder andere.

Neben einem alten Jacal, dort, wo noch die Reste eines ehemaligen Stangencorrals sichtbar waren, bewegte sich etwas. Lankys Revolver donnerte los. Dreck spritzte hoch, als das Blei einen Adobeziegel zertrümmerte.

Lanky fluchte heiser. Er hatte auf einen huschenden Schatten geschossen, den man nicht treffen konnte.

Weiter links tauchte Slim auf. Er winkte mit der Hand, musste irgendetwas entdeckt haben.

Lanky stieß die Türflügel auseinander und rannte geduckt über den knochenhart getrockneten Boden zur anderen Seite. Er hatte sich die Stelle gemerkt, wo Slim wieder verschwunden war. Zuversicht erfüllte ihn.

Ganz in der Nähe schnaubte ein Pferd. Slim fuhr herum. Es knackte leise, als er den Hahn seiner Waffe in die Feuerraste zog. Er ging mit leisen, aber zielstrebigen Schritten auf das Geräusch zu, bog um die Ecke einer verrotteten Mauer und blieb ruckartig stehen. Sein Bewusstsein erfasste eine dunkel gekleidete, staubbedeckte Gestalt, ehe es verlöschte. Er brachte nicht einmal mehr den Lauf seines Sechsschüssers herum. Etwas Hartes knallte schnell und erbarmungslos gegen seinen Schädel und warf ihn zu Boden.

Das Pferd am Ende der Mauer, ein großer, schwarzer Cayuse-Hengst, warf abermals schnaubend den Kopf hoch. Der dunkel gekleidete Fremde glitt rasch auf ihn zu und riss die Zügel von der Mauer los.

„Jetzt reicht es, du schlappohriger Ziegenbock!“, knurrte er dabei. „Oder willst du, dass diese Burschen dir ein Loch in dein verlaustes Fell blasen?“

Mit einem Satz war er im Sattel und zog das widerspenstige Tier mit harter Hand herum.

Eine Kugel pfiff an seinem Hals vorbei. Der Hengst bockte bei dem scharfen Knall und warf ihn ab. Er landete neben der Mauer. Sein Hut rollte über den Boden. Er selbst blieb liegen.

Lanky kam hinter einem Bretterschuppen hervor und schwenkte den rauchenden Lauf gen Himmel. Er ließ die Waffe in die geöffnete Hand rutschen und ging auf den Mann zu.

„French, ich hab‘ ihn!“, rief er laut. Er kniff die Augen gegen den Staub zusammen. Mit der Daumenwurzel drückte er den Hammer der Waffe nach hinten. Eine Kugel mehr war sicherer, ehe er heran war. Bei diesem Burschen konnte man nie wissen... Er musste daran denken, wie kaltblütig dieser Kerl Buck erledigt hatte.

Der Mann am Boden bewegte sich plötzlich, als hätte das Knacken von Lankys Waffe irgendeinen Kontakt ausgelöst. Es waren genau noch fünf Schritte bis zu ihm. Ein Revolver explodierte und schleuderte Lanky Feuer und Rauch entgegen. Er spürte den Einschlag dicht über dem Hüftknochen und erschrak heftig. Seine eigene Kugel zischte irgendwo hin. Er warf sich zurück und sah noch, wie sich sein Gegner herumschnellte, prallte mit dem Rücken gegen morsche Bretter und rollte sich in deren Deckung. Eine Kugel fetzte durch das verwitterte Holz.

Lanky keuchte mit weit geöffnetem Mund und presste die linke Hand auf die Wunde an seiner Seite. Brennende Schmerzen breiteten sich in seinen Eingeweiden aus. Die Rechte hielt noch krampfhaft den Revolver.

Der verdammte Halunke hat mich reingelegt, dachte er. Aber noch bin ich nicht am Ende.

Er zog ein Knie an und stützte sich etwas hoch, um aus seiner Deckung herausschauen zu können.

Die Stelle, wo der andere eben noch gelegen hatte, war leer. Es war höchste Zeit für Lanky, von hier zu verschwinden.

Er presste die linke Hand fest auf das schmerzende Kugelloch an seiner Seite und huschte, sich stets in Deckung der Gebäude haltend, davon.

Bereits nach zehn Schritten jedoch blieb er wieder stehen. Stöhnend lehnte er sich zusammengekrümmt mit dem Rücken gegen die Wand. Schweiß brach ihm aus den Poren und bedeckte mit dicken Tropfen die Stirn. Er sah nach rechts und nach links. Keine Bewegung. Wo steckte Warlock, der Killer, der wegen der Kopfprämie hinter ihm her war? Wo befanden sich Slim und French?

Warlock schlüpfte indessen an der schief in den Angeln hängenden Tür vorbei in das Innere eines ehemaligen Ladens. Auf den Regalen an der Wand lag dicker Staub. Er stieg über eine am Boden liegende leere Flasche hinweg und stellte sich an die Wand.

Eine Kugel schlug mit mattem Klirren durch die Scheibe und bohrte sich neben Warlock in die Wand. Der wich rasch in die Ecke zurück und stand still. Der Lauf seines fünfundvierziger Colts zeigte zur Vorderfront. Er beging nicht den Fehler, zurückzuschießen auf ein Ziel, das er nicht sehen konnte. So blieb der Gegner im Unklaren darüber, ob seine Kugel getroffen hatte oder nicht.

Der Schuss war von jenseits der Gasse gekommen. Von dort aus musste ihn jemand gesehen haben. Wahrscheinlich beim Hereingehen, denn hier drinnen dürfte er kaum auszumachen sein. Der Schütze war nervös oder ein Narr oder beides.

Warlock wartete mit der Geduld einer Schlange. Irgendwann würde er kommen und nachsehen.

Aber er kam nicht. Er rief draußen nach seinen Kumpanen. Das gefiel Warlock nicht. Dieser Raum hier hatte nur einen Ausgang, dort, wo er hereingekommen war. Er durfte sich hier nicht festnageln lassen.

Langsam schob er sich nach vorn bis zu der schräg auf dem Boden aufsitzenden Tür und spähte nach draußen. Nichts regte sich zwischen den Adoberuinen und morschen Bretterwänden.

Warlock sprang mit einem langen Satz nach draußen in das helle Licht. Er feuerte dabei zur anderen Seite und sah, wie eine seiner Kugeln einen langen Splitter aus einem Stützpfeiler riss. Von rechts donnerte ein Revolver.

Warlock begann zu laufen. Er durfte sich von den Burschen nicht umzingeln lassen. Ein paar Revolver schossen wild hinter ihm her. Eine Kugel traf Warlocks Oberarm. Er zuckte zusammen und drückte sich schweratmend an die Hauswand hinter der Ecke. Mit eisiger Wut hob er den Revolver. Er suchte nach seinen Gegnern. Sie kamen hinter ihm her.

Sein Schuss streifte leicht die Hausecke und trieb French zurück. Der andere ging ebenfalls wieder in Deckung, und Warlock rannte zwischen den alten Hauswänden weiter. Er spürte, wie ihm das Blut am linken Arm herunterlief. Irgendwo musste er diese Wunde verbinden.

Als er den Flankenschutz der Gemäuer verließ, knallte rechts von ihm eine Waffe. Die Kugel pfiff so nahe vor seinem Gesicht entlang, dass sie fast seine Nasenspitze berührte. Er fuhr zurück, und im Reflex kam sein eigener Colt hoch. Er feuerte auf den verschwindenden Schatten, aber es ging alles viel zu schnell, um etwas treffen zu können.

Er rannte nach links, vier, fünf lange Sätze, und duckte sich hinter die Reste einer Corralfenz. Mit dem Revolver in der Faust wartete er, während der Schmerz in seinem Arm zu hämmern begann. Er hörte Stimmen und Geräusche, konnte aber niemanden sehen.

Keiner seiner Gegner ließ sich blicken, und das signalisierte Gefahr. Seine Deckung war hier überdies mehr als spärlich. Er sah sich um. Es gab noch eine Menge verlassener Hütten und Schuppen in der Nähe, sowie verfallene Zäune und Gestrüpp.

Er schlich geduckt hinter dem Corral entlang und verschwand dann zwischen Gestrüpp im Schatten eines kleinen Gebäudes. Hinter ihm blieb alles ruhig. So leise und unauffällig wie möglich bewegte er sich weiter. Als er schließlich eine etwas abgelegene Hütte betrat, war er sicher, dass ihn niemand gesehen hatte.

Die Luft hier drinnen war heiß und stickig, und Spinnweben hingen überall herum. An der einen Wand stand ein langer, rechteckiger Tisch vor einer Bank.

Warlock schaute an sich herab. Sein schwarzer Anzug war verstaubt, schmutzig und blutig. Er zog die Jacke aus und warf sie auf den Tisch. Die Wunde am Arm war nur ein Streifschuss, aber sie blutete stark. Er riss sich den Ärmel vom Hemd und wickelte den Stoff fest um seinen Arm. Dann zog er die Jacke wieder an und lud seinen Revolver nach.

Einen Moment stand er da und überlegte. Lanky hatte er angekratzt, aber das hatte ihn offensichtlich nicht außer Gefecht gesetzt. Wenn er hier weiter mit ihnen Räuber und Gendarm spielte, konnte er selbst dabei zu leicht in eine Kugel hineinlaufen. Er musste sich also etwas einfallen lassen, und er kannte eine Menge Tricks, wie man andere aus der Reserve lockte. Die meisten in seinem Gewerbe wurden nicht so alt wie er es war.

Er trat zum Eingang und blinzelte hinaus. Dann ging er ins Freie. Der Wind säuselte wispernd um die Ecke und trieb feinen Staub an ihm hoch. Eine seltsame Spannung lag in der Luft.

Er kniff die Augen zusammen und blickte zu dem verwahrlosten Hotel hinüber, in dem die Burschen sich aufgehalten hatten. Ihre Gäule waren nicht zu sehen. Also hatten sie dieselben nach hinten gebracht, in der einfältigen Hoffnung, dass er arglos heran reiten würde.

Ein spöttisches Grinsen überzog sein kantiges Gesicht. Dies hier war eine gottverlassene Gegend mit sonnendurchglühten, wasserlosen Weiten. Wenn sie hörten, dass er ihre Pferde abknallte, dann würden sie ganz bestimmt kommen. Und Zorn war ein schlechter Kampfgefährte.

Auf Umwegen näherte er sich der Rückseite des Hotels, indem er die Zwischenräume zwischen den Deckungen mit schnellen Sprüngen hinter sich brachte.

Die Pferde standen tatsächlich dort. Bei seiner Annäherung wandten zwei von ihnen die Köpfe und schnaubten nervös.

Warlock spannte den Schlagbolzen seiner Waffe und trat näher an sie heran. Dabei beobachtete er die Fenster und die rückwärtige Tür des Gebäudes. Alles war brüchig und vom Zahn der Zeit zernagt.

Er richtete den Sechsschüsser auf den Kopf des ihm am nächsten stehenden Tieres und zögerte einen winzigen Moment. Es waren gute Pferde. Ein bisschen abgetrieben zwar, doch sie würden einiges Geld bringen.

Der Schuss dröhnte brutal durch die Stille. Das schwere Geschoss riss den Kopf des Tieres zur Seite, warf es gegen die anderen und tötete es auf der Stelle. Die übrigen Pferde wichen schrill wiehernd zurück.

Warlock wartete eine Weile und benützte die Zeit dazu, in aller Ruhe die leergeschossene Hülse durch eine frische Patrone zu ersetzen. Beim ersten Schuss würde Lanky noch rätseln, was los war.

Der zweite Schuss löste bei den Tieren eine wilde Panik aus. Warlock hatte dicht über ihre Köpfe gehalten. Er erzielte dieselbe Wirkung, wenn er kein weiteres der Pferde opferte. Der Blutgeruch machte sie rasend, und sie zerrten an den Zügeln, mit denen sie festgebunden waren. Ihr Wiehern schallte weit über die Dächer der verlassenen Hütten in die Ebene hinaus.

Abermals füllte Warlock sogleich die Kammern in der Trommel seines Revolvers wieder auf.

Plötzlich gewahrte er an der Hintertür des Hotels eine Bewegung. Der Colt lag sicher und ruhig in seiner Hand. Mit dem Zeigefinger spürte er den leichten Widerstand des Druckpunktes. Wenn der Bursche sich zeigte, würde er in der nächsten Sekunde tot sein.

Aber Warlock schoss nicht. Halb ärgerlich und halb ungläubig starrte er über den stählernen Lauf hinweg auf die Tür. Was dort erschien, war eine Frau, und das konnte man zu ihrem Glück wirklich nicht übersehen. Eine Frau mit brennendroten Haaren und einer Greener Schrotflinte in den schmalen Händen.

„Was, zum Teufel, tun Sie hier?“, schnarrte Warlock sie an. „Wäre doch jammerschade gewesen, wenn ich Sie dort weggepustet hätte. Und beinahe hätte ich’s getan, verdammt noch mal!“

„Sie knallen hinter meinem Hotel herum, Mister“, erwiderte die Frau scharf. „Und töten unschuldige Pferde.“

Warlock ließ seine Waffe ein wenig sinken. Diese Frau machte nicht den Eindruck, als wollte sie auf ihn schießen, wenngleich er sie dazu durchaus für fähig hielt.

„Hotel?“, wiederholte er verwundert. „Eine elende Bruchbude, in der sich kein Gast mehr verirrt in dieser Gegend.“

„Ein Mann wie Sie sollte das eigentlich besser wissen.“

Warlock kniff die Augen zusammen. „Ach so, verstehe.“

Das Gewehr in den Händen der Frau zuckte plötzlich leicht hoch.

„Vorsicht!“, zischte sie warnend. Aber Warlock reagierte bereits. An ihren Augen hatte er schon vor ihrer Warnung erkannt, was los war. Einen Moment hatte er durch das Erscheinen dieser Frau seine Gegner vergessen, und fast wäre ihm dieser Umstand zum Verhängnis geworden.