Das Gold der Juaristas: Western - Luke Sinclair - E-Book

Das Gold der Juaristas: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Die Hufe der Pferde und Maultiere wirbelten graubraunen Staub auf, der wie ein Schleier hinter den Reitern her schwebte, ehe er sich langsam und bedächtig wieder auf ihre Fährte senkte. Hank Lorrimar drehte sich im leise knarrenden Sattel um und schaute zurück an der Reihe der Reiter entlang, die staubbedeckt und müde auf ihren Pferden hockten, und über die Mulis, die lustlos unter ihren hölzernen Packgestellen dahin trotteten. Auch Lorrimer war von dieser feinen Staubschicht überzogen, die sein Gesicht maskenhaft erscheinen ließ und die kleinen Fältchen an seinen Augen zu tiefen Rissen machte. Er ließ seinen Blick wieder hoffnungsvoll nach vorwärts wandern und versuchte, zwischen Felsen, Sand, Kakteen und Mesquitedickichten irgendwelche Adobemauern, einen Kirchturm oder etwas Ähnliches zu entdecken, das die ordnende Hand von Menschen verriet. Aber hinter der wabernden Luft war nichts der¬gleichen auszumachen. Immer noch nicht. Er fluchte halblaut vor sich hin.

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Luke Sinclair

Das Gold der Juaristas: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Das Gold der Juaristas: Western

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Das Gold der Juaristas: Western

von Luke Sinclair

Die Hufe der Pferde und Maultiere wirbelten graubraunen Staub auf, der wie ein Schleier hinter den Reitern her schwebte, ehe er sich langsam und bedächtig wieder auf ihre Fährte senkte.

Hank Lorrimar drehte sich im leise knarrenden Sattel um und schaute zurück an der Reihe der Reiter entlang, die staubbedeckt und müde auf ihren Pferden hockten, und über die Mulis, die lustlos unter ihren hölzernen Packgestellen dahin trotteten. Auch Lorrimer war von dieser feinen Staubschicht überzogen, die sein Gesicht maskenhaft erscheinen ließ und die kleinen Fältchen an seinen Augen zu tiefen Rissen machte.

Er ließ seinen Blick wieder hoffnungsvoll nach vorwärts wandern und versuchte, zwischen Felsen, Sand, Kakteen und Mesquitedickichten irgendwelche Adobemauern, einen Kirchturm oder etwas Ähnliches zu entdecken, das die ordnende Hand von Menschen verriet. Aber hinter der wabernden Luft war nichts der¬gleichen auszumachen. Immer noch nicht.

Er fluchte halblaut vor sich hin.

Der Reiter neben ihm, ein Mexikaner mit einem breitrandigen Sombrero, über der Brust gekreuzten Patronengurten und einer Macheta, die er nur selten aus der Hand legte, wandte ihm sein bärtiges Gesicht zu.

„Wir müssen gleich auf die Straße stoßen“, erklärte er knapp. Der scharfe Blick seiner dunklen Augen gab seinem Gesicht einen Hauch ungezügelter Wildheit.

„Hol’s der Teufel!“ knurtte Lorrimer. „Ich frage mich nur, ob uns noch genügend Zeit bleibt. Mit den Mulis kommen wir nicht schnell voran, wenn sie erst das Gold schleppen müssen.“

*

Der Mexikaner grinste Lorrimer selbstsicher an.

„Machst du dir Sorgen wegen der Franceses, Amigo? Unsere Leute werden sie schon aufhalten.“

Deinen Optimismus möchte ich haben, dachte Lorrimer und schaute zu den Cerros hinüber, einer langgezogenen Kette kahler, felsiger Hügel, die sich hinter der heißen Luft gespenstisch bewegte. Eine Handvoll todesmutiger Juaristas hatte dort die Aufgabe, die französischen Soldaten so lange aufzuhalten, bis sie das Gold in Sicherheit gebracht hatten, das die Juaristas so dringend für den Ankauf von tausend Repetiergewehren in den Staaten benötigten.

Seit der Ankunft von Kaiser Maximilian in Vera Cruz hatten die französichen Truppen, die seinen Thron stützen sollten, die schlecht organisierten Horden von Benito Juarez weit nach Norden zurückgedrängt. Und ohne dieses Gold, das in Ojo de Agua versteckt lag, würde ihr Kampf noch aussichtsloser werden.

Der Ort war von seinen Bewohnern, die durchweg mit den Juaristas sympathisierten, in aller Eile verlassen worden, denn der Feind stand bereits hinter diesen Hügeln. Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie überquerte.

„Da ist die verdammte Straße!“, rief Mel Coogan, der ein Stück vorausgeritten war, und drehte sein Pferd einmal im Kreis. Er war einen ganzen Kopf kleiner als Lorrimer, und wenn er den Mund aufmachte, dann hörte man sofort, dass er aus New Orleans stammte.

„Dann kann es nicht mehr weit sein“, stellte Raoul Oviedo, der Mexikaner neben Lorrimer, fest.

Lorrimer hob den Kopf, als der schwache Wind das Geknatter von heftigem Gewehrfeuer im Süden zu ihnen trug.

„Hoffentlich irrst du dich nicht.“

Sie erreichten die kaum erkennbare Straße, mehr ein Karrenweg, der sich durch das dürre Land zog, und Hank Lorrimer hob die Hand. Der Zug der Reiter hielt an.

Er ließ seinen Blick über die harten, ausgezehrten Gesichter gleiten. Die meisten der Männer kannte er nicht, und die, die er kannte, waren nicht geeignet, ihnen großes Vertrauen entgegenzubringen. Und Gold hatte schon andere als sie in Versuchung gebracht. Nur ein paar Mexikaner waren unter ihnen, wohl zur Sicherheit, weil man ihnen nicht ganz traute. Alles andere waren Söldner von jenseits der Grenze, die sich vom bezahlten Kampf hier in Mexiko mehr versprachen, als von dem gerade beendeten Bürgerkrieg in den Staaten, auf dessen Schlachtfeldern man sich außer Heldentod bestenfalls einen Orden und Ehre hatte verdienen können. Vorausgesetzt, man gehörte zu den Siegern.

Aber davon konnte ein Mann nicht leben, und in gewisser Weise verstand er diese Männer auch. Er selbst, Lorrimer, war auch nur ein Söldner. Doch der feine Unterschied zwischen ihm und den anderen war, dass er der einzige dieser Americanos war, dem General Escobedo Vertrauen entgegenbrachte. Und Lorrimer war fest entschlossen, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.

„Patra und Galloway“, ordnete Lorrimer an, „ihr reitet voraus und seht nach, ob in Ojo de Agua noch alles in Ordnung ist.“

Oviedo erklärte ungeduldig: „Damit verlieren wir nur Zeit. Der Kampfeslärm beweist, dass die Franceses noch jenseits der Cerros sind.“

„Ich führe das Kommando“, erinnerte Lorrimer ihn unnachgiebig. Er gab Frank Patra und Jake Galloway einen Wink. Sie machten sich wortlos auf den Weg.

„Ich verstehe dich nicht“, sagte Oviedo, noch immer nicht einverstanden, als die beiden Reiter längst weg waren. „Du befürchtest, dass uns nicht genügend Zeit bleibt, und dann verschenkst du sie.“

Lorrimer nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit dem staubigen Ärmel über die schwitzende Stirn.

„Euer südländisches Temperament ist immer wieder Schuld an eurem Misserfolg“, erklärte er. „Falls der Gegner von dem Gold Wind bekommen hat, wäre es durchaus denkbar, dass Teile von ihm irgendwo durchgebrochen sind oder unsere Leute umgangen haben, während andere sie in ein Gefecht verwickeln. Ich habe wenig Lust, in eine Falle zu reiten.“

Oviedo nickte und drängte seine Ungeduld zurück.

„Und was willst du tun, wenn sie wirklich schon dort sind?“, fragte er provozierend. „Uns bleibt keine Wahl. Wir müssen dieses Gold haben. Oder willst du wieder umkehren?“

Die blaugrauen Augen musterten den Mexikaner kalt.

„Wenn sie schon dort sind, werden wir sie wieder vertreiben. Aber das können wir nicht, wenn wir ahnungslos in ihr Feuer reiten.“ Er winkte den anderen mit der Hand. „Los, weiter!“

Ehe der Ort Ojo de Agua in Sicht kam, stießen Patra und Galloway wieder zu ihnen und berichteten, dass alles ruhig wäre. Keine Menschenseele hielte sich dort auf.

Kanonendonner rollte dumpf über die Hügelkette.

„Sie haben Kanonen“, stellte Nelson Boone beunruhigt fest.

Auch Oviedo machte nun ein besorgtes Gesicht.

„Dem werden sie nicht lange standhalten können“, räumte er ein.

„Dann lasst uns keine Zeit verlieren“, drängte Lorrimer.

*

Der Ort lag leer und verlassen vor ihnen und wartete in stiller Ergebenheit auf die neuen Eroberer.

Lorrimer beobachtete die menschenleere Straße, die zwischen den flachen Adobehütten hindurch bis zur Plaza führte, über die der Glockenturm der Kirche stumm und ehrfürchtig aufragte. Alles war still, bis auf das dumpfe Pochen der Hufe, das Klirren von Metall und Knarren von Leder. Und natürlich der Geschützlärm, der immer deutlicher zu ihnen drang. Von der Sonne geschwärzte Balkenenden ragten aus den hellen Adobemauern wie die brüchigen Knochen eines verendeten Tieres, und die schwarzen Öffnungen der Fenster starrten die Reiter an wie die leeren Augenhöhlen eines Totenschädels.

Sie ließen die Tiere die Straße entlang trotten, und jeder hielt sein Gewehr schussbereit in den Händen. Ihre Blicke suchten jede Nische, jedes Fenster und jede Gasse ab, obwohl Galloway und Patra den Ort bereits ausgekundschaftet hatten. Sie waren Profis, die nur ihrer eigenen Wachsamkeit trauten und sich nicht so leicht überraschen ließen.

„Das Gold ist in der Kirche“, sagte Oviedo.

Die Männer lenkten ihre Tiere zur Plaza und saßen neben dem Brunnen ab. Lorrimers befehlende Stimme übertönte das Schnauben der Tiere und das Klappern von Waffen und Ausrüstung.

„Wasserflaschen vollmachen! Bautista und Boone, ihr übernehmt das Tränken der Pferde! Zuerst sind die Mulis dran, die ihr danach zur Kirche bringt.“

Dann ging er mit den anderen zur Kirche.

„McNeff, du bleibst hier draußen“, ordnete er an, als sie das schwere geschnitzte Holzportal erreichten.

Oviedo führte sie über glatten Steinboden zwischen leeren Bänken hindurch, und ihre Schritte hallten von den hohen Wänden wider. Die Mexikaner machten das Zeichen des Kreuzes. Ihre Gesichter waren ernst und verschlossen.

Hinter dem Altar befand sich eine Steinplatte, die zwei Männer nur mit großer Kraftanstrengung hochzuheben vermochten. In Stein gehauene Stufen führten in ein dunkel gähnendes Gewölbe, aus dem kühle, muffige Luft emporstieg.

Lorrimer zündete eine der dicken Altarkerzen an und stieg als erster hinab. Der Raum war nicht groß und außer etlichen prallgefüllten Zurrens, derben ledernen Beuteln, befand sich nichts hier unten.

Lorrimer öffnete einen dieser Beutel, und das Licht der Kerze fiel auf mattschimmernde Goldmünzen. Der Anblick brachte seinen Atem zum Stocken. Er schätzte den Inhalt dieser Beutel auf mindestens sechzigtausend Dollar.

Rasch band er den Zurron wieder zu. Es war besser, wenn dieser Anblick den anderen verborgen blieb.

Er blickte zu Oviedo und sagte: „Die Männer sollen kommen.“ Dann legte er sein Henry-Gewehr auf den Boden der düsteren Gruft, stellte die Kerze so hin, dass sie nicht umfiel, und schnappte sich einen dieser Beutel. Das Ding war verdammt schwer. Er wartete, bis Oviedo die schmalen Stufen herunter war, und schleppte das Gold keuchend nach oben.

Mel Coogan stand mit der Schrotflinte neben dem Altar. Nelson Boon wartete im Mittelgang und Bautista kam gerade herein.

„Du solltest doch die Gäule tränken“, sagte Lorrimer ärgerlich zu Boone.

„Ich habe es Patra überlassen“, erwiderte Boone leichthin.

„Wer gibt hier eigentlich die Befehle?“ Lorrimers Stimme hatte einen drohenden Klang angenommen.

„Reg dich nicht auf, die Mulis stehen bereit, wie du es wolltest.“

Ein dumpfer Donner ertönte, und sie alle spürten das leichte Beben unter ihren Füßen.

„Das war verdammt nahe“, murmelte Benito Montolo, ein hagerer Mexikaner, und bekreuzigte sich mit einer flüchtigen Handbewegung.

„Andale!“, schnauzte Lorrimer. „Was steht ihr herum und gafft! Seht zu, dass ihr diese verdammten Säcke auf die Mulis bekommt, oder wollt ihr euch von Maximilians Zinnsoldaten erwischen lassen.“

Bautista warf Nelson Boone einen fragenden Blick zu, und Boone nickte ihm kaum merklich zu.

Als Lorrimer wieder in die Kirche zurückkehrte, kamen ihm Oviedo und Coogan entgegen.

„Habe mir schon immer mal gewünscht, so viel Gold in den Fingern zu haben.“ Coogan grinste. Oviedo warf ihm einen misstrauischen Blick zu, und Lorrimer fühlte sich veranlasst, ihn zurechtzuweisen. „Wir haben jetzt keine Zeit für dumme Witze!“

Einer nach dem anderen schleppten sie das Gold zu den Maultieren und befestigten es rechts und links auf den hölzernen Packsätteln. Zum Glück hatten sie genügend Tiere, so dass sie keines allzu schwer beladen mussten. Sie würden schnell vorankommen.

Wieder lag ein Geschützeinschlag nahe bei den Häusern. Der Feind musste die Hügel bereits erstürmt haben.

Mit einem Fluch eilte Lorrimer durch die Kirche.

„Sie sind schon oben auf den Cerros“, rief er den anderen zu.

„Noch ein Beutel“, sagte Galloway, der gerade an ihm vorbeilief. Eine Kanonenkugel schlug krachend zwischen die Adobehütten jenseits der Plaza.

Lorrimer rutschte die unebenen Stufen hinunter. Fluchend rieb er sich das Bein. Er hatte nicht damit gerechnet, einen Sonntagsausflug zu unternehmen, aber wenn sie jetzt mit den Franzosen zusammenstießen, dann würde keiner von ihnen mit dem Leben davonkommen.

Er hob den letzten Beutel auf und rannte die schmalen holprigen Stufen rauf. Dort prallte er mit Mel Coogan zusammen, der ihm unerklärlicherweise im Wege stand.

„Pass doch auf!“, grollte er und hielt den schweren Zurron fest. Als Mel Coogan überhaupt nicht reagierte, sah er verwundert auf und erstarrte.

Raoul Oviedo stand stocksteif neben dem Altar, und in seinen dunklen Augen brannte eine gefährliche Wut. Nelson Boone hielt sein Gewehr auf ihn gerichtet und lächelte ihn kalt an. Patrick McNeff, Galloway und Miguel Bautista hielten Coogan und nun auch Hank Lorrimer mit ihren Waffen in Schach.

„Was soll der Unsinn?“, keuchte Lorrimer, obwohl das ungute Gefühl einer beklemmenden Erkenntnis schon ihn ihm hochstieg.

Frank Patra trat von der Seite an ihn heran und zog ihm den Revolver aus dem Halfter, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, denn seine Hände hielten noch immer den Beutel mit den Goldmünzen.

Patra riss auch Mel Coogan die Schrotflinte aus den Händen und nahm dessen Revolver an sich.

„Das Gold gehört der Revolution“, sagte Oviedo mit vor Zorn mühsam beherrschter Stimme. Das kalte Lächeln in Boones Gesicht verstärkte sich, während Patra schnell auch ihm den Revolver abnahm.

„Ihr Trottel würdet es doch nur für eine längst verlorene Sache zum Fenster hinauswerfen. Oder glaubst du noch immer, dass ihr gegen eine ausgebildete Armee gewinnen könnt?“

Die Lippen unter dem schwarzen Bart pressten sich zusammen. Dann griff Oviedo schnell und spontan nach seiner Macheta, die er auf einem Sims des Altars abgelegt hatte, wo sie von Patra prompt übersehen worden war.

Er stürmte mit einem wilden Schrei auf Nelson Boone zu, und seine Hand mit der Macheta schwang nach oben. Boones Spencer donnerte los. Das schwere Geschoss traft Oviedo. Die Macheta klirrte auf den Boden und der Getroffene presste beide Hände auf seine Brust. Einen Moment stand er, vom Anprall der Kugel gestoppt, hochaufgerichtet da, während Boone eine neue Patrone in den Lauf hebelte.

Oviedo taumelte dann gegen den Altar. Sein aufgerissener Mund war eine finstere Öffnung inmitten seines Bartgeflechtes. Er sackte nun langsam zu Boden und blieb mit dem Gesicht nach unten still liegen.

„Narren leben nun mal nicht lange“, konstatierte Bone ohne jedes Bedauern.

„Lass den Beutel fallen“, sagte Galloway sanft zu Lorrimer.

Hank Lorrimer sah die Männer einen nach dem anderen an. Außer Oviedo, der nun tot war, Coogan und ihm selbst, schienen alle an dem Komplott beteiligt zu sein.

„Überlegt es euch genau, ob ihr da mitmacht“, sagte er beschwörend. „Ihr alle wisst, wie Verrat in diesem Land bestraft wird. Und alle außer Boone können noch zurück.“

„Bei so viel Geld gibt es nichts zu überlegen“, erklärte Galloway fest. „Und nun lass endlich den Beutel los, Mann! Dein Job ist hiermit zu Ende.“

Lorrimer ließ den Zurron mit einem hellen Knirschen auf die Steinplatten fallen und trat einen Schritt zur Seite.

McNeff hob ihn auf und schleppte ihn nach draußen.

Ein Einschlag in unmittelbarer Nähe ließ den Boden erzittern. Die Pferde auf der Plaza drängten wiehernd durcheinander. Mörtel rieselte in grauen Wölkchen aus den Rissen der Wände.

„Sie beschießen den Ort“, drängte Lester Higgins, ein dürrer, blonder Kerl, nervös. „Lass uns abhauen, Nels.“

„Mach dir nicht in die Hose“, sagte Nelson Boone, der die Detonation völlig ignorierte. „Wenn du reich werden willst, musst du schon was riskieren, und wenn es das verdammte Leben ist.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Lorrimer. „Was soll er sagen? Bleibt hier zurück und hat nichts von all dem schönen Gold. Und die Franzosen werden ihn zum Dank für seinen Heroismus das Hirn aus dem Schädel pusten.“

Benito Montolo, der hagere Mexikaner, erschien im offenen Portal der Kirche.

„Es ist alles bereit“, rief er. „Worauf wartet ihr noch, verdammt noch mal?“

Nelson Boone schaute Mel Coogan an.

„Du kannst entscheiden, ob du bei uns mitmachst oder hierbleiben willst.“

Coogan warf Lorrimer einen scheuen Seitenblick zu.

„Du brauchst auf mich keine Rücksicht nehmen“, sagte Lorrimer ruhig.

Coogans Blick wanderte zu dem Toten hin, der neben dem Altar in seinem Blut lag, und sagte: „Ich bleibe lieber hier. Vielleicht lebe ich so länger.“

Nelson Boone zuckte mit den Achseln.

„Ich bin sicher, dass du dich irrst, Mel. Aber es ist deine Entscheidung. Halte ihm von mir aus die Treue und verrecke mit ihm. Wir lassen eure Waffen da draußen liegen. Sie werden euch zwar nicht viel nützen, aber ihr könnt damit noch ein paar Franzosen für uns umlegen und ein bisschen Verwirrung stiften.“

Lorrimer ballte die Hände.

„Für dich ist es besser, wenn du uns gleich umlegst, Nels. Denn wenn wir hier davon kommen, hilft dir kein Gott mehr.“

Nelson Boone ließ diese Prophezeiung völlig unbeeindruckt. Zynisch erwiderte er: „Du warst schon in der grauen Konföderiertenuniform ein Träumer, der von Idealen lebte. Und was hast du davon? In ein paar Stunden wird man hier irgendwo deinen Leichnam verscharren. Adios, Captain Lorrimer!“

Sie zogen sich zurück und verschwanden nach draußen. Kaum schlug das schwere Portal zu, da rannte Lorrimer die schmalen Stufen der Gruft hinunter, schnappte sein Gewehr und rannte wieder hinauf. Mit hallenden Schritten eilte er zum Portal und warf sich dagegen. Doch die großen, verzierten Holztüren gaben nicht nach. Er trat gegen das harte Holz und hämmerte mit den Fäusten dagegen, ohne den geringsten Erfolg. Fluchend ließ er von seinem Vorhaben ab und marschierte in die Kirche zurück.