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Unerbittlich folgte Dan Logan einer heißen Fährte. Der große, hagere Mann jagte den Mörder seines Bruders, und Dan hatte geschworen, nicht eher zu ruhen, bis er den Mörder gestellt hatte. Er dachte auch dann nicht an eine Umkehr, als er sich mitten im feindlichen Indianerland befand und ihm plötzlich skalplüsterne Apachen im Nacken saßen. Dan Logan wich nicht ab von dem Weg, den er einmal eingeschlagen hatte. Es gab für ihn kein Zurück mehr. Und in einer verlassenen Stadt stieß er dann auf seinen Todfeind. Hier sollte sich ihr Schicksal erfüllen.
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Seitenzahl: 165
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Die Totenstadt im Niemandsland: Western
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Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Alles rund um Belletristik!
von Luke Sinclair
„ Hier war das Ende aller Fährten“
Unerbittlich folgte Dan Logan einer heißen Fährte. Der große, hagere Mann jagte den Mörder seines Bruders, und Dan hatte geschworen, nicht eher zu ruhen, bis er den Mörder gestellt hatte. Er dachte auch dann nicht an eine Umkehr, als er sich mitten im feindlichen Indianerland befand und ihm plötzlich skalplüsterne Apachen im Nacken saßen. Dan Logan wich nicht ab von dem Weg, den er einmal eingeschlagen hatte. Es gab für ihn kein Zurück mehr. Und in einer verlassenen Stadt stieß er dann auf seinen Todfeind. Hier sollte sich ihr Schicksal erfüllen.
*
Schon seit der Stadt Globe war Dan Logan der Fährte gefolgt, doch nun sah es mächtig nach einer Falle aus. Es war nicht das erste Mal, dass er hinter jemandem her war, und er kannte die meisten Tricks, mit denen sich ein Flüchtiger seinen Verfolger vom Halse schaffte.
Aber der Bursche hatte die Stelle gut gewählt. Das musste er anerkennend feststellen. Um den Felsen auszuweichen, die sich von den Dripping Spring Mountains bis fast an das Ufer des Gila zogen, musste er den Fluss überqueren. Und dabei würde er eine vortreffliche Zielscheibe abgeben. Es gab also nur zwei Möglichkeiten für ihn: Umkehren oder auf der Fährte weiterreiten.
Dan Logan entschied sich für das letzere. Er musste es riskieren. Denn wenn er mit seiner Umkehr Hal Farrow einen Vorsprung verschaffte, musste er ihm immer tiefer ins Apachenland hinein folgen. Es war wohl ungefährlicher, hier eine Kugel zu riskieren.
Vor ihm befand sich ein Gewirr von Felsen und Steinblöcken, zwischen denen niedriges Gesträuch wucherte. Er war bis auf hundert Yards herangekommen, und der Wind trieb ihm heiße Luft entgegen, die zwischen den Felsen flimmerte.
Plötzlich musste das Pferd irgendeine Witterung bekommen haben. Es stellte die Ohren auf, blähte die Nüstern und warf den Kopf hoch. In diesem Moment traf ein Schlag den Pferdekopf, und der Wind brachte den Knall eines Gewehres mit.
Logan griff nach der Winchester und zog gleichzeitig die Stiefel aus den Bügeln. Das Pferd brach auf der Stelle in die Knie, und noch während er aus dem Sattel glitt, fielen zwei weitere Schüsse, von denen einer den Pferdekörper traf und der andere über ihn hinweg pfiff.
Logan blieb hinter seinem toten Pferd liegen und rührte sich nicht. Aber er blickte aufmerksam zu den kleinen Pulverwölkchen hinüber, die in der flimmernden Luft davonzogen. Sand klebte in seinem verschwitzten Gesicht.
Minutenlang tat sich nichts, dann sah er zwei Reiter zwischen den Felsen auftauchen und über einen sandigen Hang wieder verschwinden. Doch soweit er es erkennen konnte, handelte es sich um zwei Männer. War er einer falschen Fährte gefolgt?
Er wusste genau, dass Farrow eine Frau bei sich hatte, eine Frau und zwanzig Pfund Goldstaub.
Die beiden Reiter waren fortgeritten, ohne sich von der Wirksamkeit ihrer Schüsse zu überzeugen. Und wenn er darüber nachdachte, so kam er zu dem Schluss, dass es auch gar nicht nötig war. Ein Mann ohne Pferd war in der Wüste verloren. Auf keinen Fall aber konnte er noch jemanden verfolgen. Wenn er Glück hatte, würde er es in ein paar Tagen bis nach Globe zurück schaffen, wenn die Apachen nicht kamen...
Fluchend stand er auf und klopfte sich mit dem Hut den Staub aus den Kleidern. Eine Weile blickte er ratlos auf das tote Pferd hinab und presste die trockenen Lippen zusammen. Er dachte an den Mann, der seinen Bruder Ray umgebracht hatte.
Mit zwanzig Pfund Goldstaub war Ray Logan in Prescott angekommen. Dan Logan presste die schmalen Lippen zusammen, als er daran dachte, wie viel bitteren Schweiß dieses Gold gekostet hatte, das jetzt Hal Farrow besaß. Dan und Ray hatten in Prescott ein Transportunternehmen gründen wollen. Ray war vorausgeritten und hatte schon ein Haus für sie beide gekauft. Aber er hatte auch gemerkt, dass man für ihr Unternehmen mehr Geld brauchte. Jedenfalls musste ihm Farrow das eingeredet haben, und Ray machte ihn zu ihrem Partner.
Logan hatte Hal Farrow noch nie im Leben gesehen. Er wusste, dass es nur einmal geschehen würde und dann nie wieder, denn er würde Farrow töten! Im Moment allerdings war er so weit davon entfernt wie nie zuvor.
Er nahm die Wasserflasche an sich, schnallte die Deckenrolle ab und setzte seinen Weg zu Fuß fort. Als erstes musste er die Berge erreichen, wo er sich verstecken konnte. Und dann durfte er sich bei Tage nicht mehr in der Ebene zeigen, denn wenn die Apachen ihn ohne Pferd entdeckten, dann hatte er keine Chance mehr.
Er hatte die Deckenrolle über die Schulter gelegt und schritt kräftig aus. Die Schüsse waren weithin zu hören gewesen, und wenn sich Indianer in der Nähe befanden, dann würden bald welche hier auftauchen.
Nachdem er ein Drittel der Strecke bis zu den Felsen zurückgelegt hatte, blickte er sich um und fand seine Befürchtung bestätigt. Vom Gila River her näherte sich eine Staubwolke. Sie war noch einige Meilen entfernt, aber das war keine Entfernung für Pferde, und er war zu Fuß. Er beschleunigte seine Schritte und blickte zu den Bergen hin. Ein Felsen, der etwas vorgeschoben vor den im bläulichen Dunst liegenden Bergen stand, fiel ihm auf. Er sah wie ein riesiger Baumstumpf aus und hatte zahlreiche Löcher. Wenn es ihm gelang, da hinaufzukommen, dann konnte er sich bis zum Abend verteidigen, vielleicht auch noch etwas länger. Er blickte sich nach der Staubwolke um. Sie war bereits näher gekommen.
Logan lief keuchend in einer Bodenrinne entlang. Wenn die Apachen ihn einholten, dann würde es einen kurzen und erbitterten Kampf geben, aber überleben würde er ihn nicht.
Die Berge waren greifbar nahe. Der monolithartige Felsen, auf den er zuhielt, war noch näher. Aber für einen sattelgewohnten Mann, der die Indianer im Nacken hat, war es zu Fuß ziemlich weit.
Das schnelle Laufen brachte Dan Logan zum Keuchen und machte seinen Atem kurz. Das Hemd unter der Jacke war nass und klebte am Körper. Gehetzt blickte er sich um. Er konnte sie bereits sehen. Es waren mehr als ein Dutzend Reiter, und bald mussten sie ihn bemerken oder auf seine Fährte stoßen.
Er schätzte die Entfernung bis zu jenem Felsen ab. An der Südseite schien es eine Möglichkeit zu geben, ihn zu erklimmen. Logan schwenkte etwas nach links, umrundete eine kleine Mulde und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Er blickte zurück. Die Apachen hatten ihn entdeckt, denn sie schwenkten herum und kamen direkt auf ihn zu.
Logan hob die Winchester und feuerte sie ab. Einer der Apachen zuckte und fiel vom Pferd. Dan Logan lief weiter, erreichte ein schmales Felsband und klomm auf ihm empor. Unten knallten Schüsse, aber die Pferde der Indianer waren zu unruhig, um von ihrem Rücken aus sicher zu treffen. Die Kugeln klatschten gegen den Felsen, und einige Querschläger flogen hässlich quarrend an ihm vorbei.
Er zog den Kopf ein, blieb aber nicht stehen. Das Felsband wurde steiler und stellenweise bedenklich schmal, aber es führte ihn hoch hinauf. In einer Höhe von ungefähr hundert Fuß erreichte Logan eine kleine Plattform. Dort befand sich eine Höhlung, in der drei Männer Platz hatten. In der hintersten Ecke dieser Plattform führte ein breiter Riss weiter in den Fels hinein, der sich tief gespalten hatte.
Dan Logan richtete sich auf und setzte sich mit dem Rücken an den Felsen gelehnt hin. Das Gewehr lag über seinen Knien. Von hier aus konnte er das Felsband gegen einen ganzen Stamm verteidigen.
Die Zeit verstrich, ohne dass etwas geschah. Allmählich versank die Sonne hinter der Wand in seinem Rücken und brachte wohltuenden Schatten. Er musste an Big Tigos’ Worte denken, und er war ein Narr, dass er nicht auf seine Warnung gehört hatte.
Der Schatten des Felsens wurde länger. Das Büschelgras, das das ockerfarbene Land mit dunklen Tupfen übersäte, wirkte fast schwarz in dem schwindenden Licht. Die Wolken über dem Horizont färbten sich rot und dann golden. Logan blickte den Felsgrat hinunter. Er sah und hörte nichts. Nur der Wind sang hohl in den Spalten und Schrunden.
Plötzlich versteifte sich seine Haltung. Da war doch ein Geräusch, ein leises Kratzen von Metall auf Stein, schien ihm. Es musste von hinten gekommen sein, aber da konnte sich niemand aufhalten. Doch da fuhr er mit einem Ruck herum. Die Felsspalte! Noch in der Drehung riss er das Gewehr hoch und betätigte den Ladebügel. Er sah ein dunkles Etwas und jagte die Kugel in dem Moment aus dem Lauf, als der Apache sich auf ihn werfen wollte. Der Krieger prallte zurück und wurde gegen den Felsen geworfen. Ein zweiter hinter diesem schoss sein Gewehr ab. Logan spürte den Luftzug der Kugel an seinem Hals und hörte ihr dünnes Pfeifen. Dann schoss er ein zweites und drittes Mal. Danach war es totenstill. Er schien mit den beiden toten Indianern ganz allein zu sein. Einen Moment stand er reglos da und starrte auf die dunkle Felsspalte, bis der Schreck sich unter Zurückbleiben hohler Schwäche von ihm löste. Er hätte sich um diesen Einschnitt kümmern sollen.
Seine Nachlässigkeit hätte ihn fast das Leben gekostet. Es musste also noch einen zweiten Weg hier herauf geben. Das verschlechterte seine Lage. Er fluchte und stieg über einen der Toten hinweg. Die Spalte wurde nach oben hin breiter und schien sich durch den ganzen Felsen zu ziehen. Von weitem war sie nicht sichtbar gewesen.
Er bedauerte, dass Big Tigos nicht bei ihm war. Man sagte Tigos nach, er kenne jeden Meter dieses Landes. Aber Big Tigos hatte auch eine Nase dafür, wann man verschwinden musste.
Der Felsenriss endete in einem kleinen, trichterartigen Kessel, dessen Boden dicht mit Gestrüpp bewachsen war. Es war bereits zu dunkel, um weiterzusuchen. Enttäuscht und stark beunruhigt kehrte Dan Logan auf die Plattform zurück. Er konnte es sich auf keinen Fall leisten, in dieser Nacht zu schlafen.
*
Die Farben am Himmel waren zu einem grauen Lichtstreifen verblasst, der sich am westlichen Horizont entlang zog. Vielleicht bekam Logan in dieser Nacht noch einmal Besuch.
Er zog sich in die kleine Höhle zurück und kauerte sich im Schutz ihrer Dunkelheit auf den Boden. Das Gewehr hielt er in der Armbeuge, den Finger am Abzug und die Mündung auf die hellere Eingangsöffnung gerichtet.
Seine Augenlider wurden immer schwerer. Von Zeit zu Zeit nahm er einen Schluck Wasser, um die Müdigkeit zu verscheuchen. Auf diese Weise würde sein Wasservorrat bald zur Neige gehen. Aber wenn sie ihn im Schlaf überraschten und umbrachten, nützte es ihm auch nichts mehr.
Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, aber mit einem Male ruckte erschrocken sein Kopf hoch. Er war eingenickt. Leise fluchend erhob er sich. In dem Felsenloch konnte er nicht aufrecht stehen, also ging er nach draußen. Die Luft war klar und kühl und die Sterne über ihm seltsam groß und zum Greifen nahe. Er reckte sich in die Höhe und hielt inne, lauschte mit schiefgehaltenem Kopf. Er war nicht ganz sicher, ob er wirklich etwas gehört hatte. Eine Weile stand er so, dann presste er sich mit dem Rücken an das Gestein und spähte in den Felsspalt. Aber seine Augen vermochten das Dunkel nicht zu durchdringen. Minuten vergingen. Logan rührte sich nicht von der Stelle. Jetzt hörte er wirklich ein Geräusch und hob den Lauf des Gewehres um einige Zoll.
Plötzlich vernahm er eine Stimme.
„ Dan. He, Dan Logan. Nicht schießen.“
Logans Hand tastete über sein Ohr, als ob ein Spuk ihn narrte, aber er hatte es selbst gehört, und er kannte diese Stimme gut.
„ Antworte, wenn du noch da bist. Ich bin...“
„ Hab’ dich schon erkannt“, brummte Logan und fühlte mit einem Male eine unsägliche Erleichterung. Er hörte leise Schritte und sah dann die dunkle Gestalt auf sich zukommen.
Big Tigos war nur mittelgroß und sehr hager, seine Schultern nicht gerade schmal, aber eckig. Trotz seiner knochigen Gestalt war er zäh und konnte sich mit einer unglaublichen Geschmeidigkeit bewegen.
Das alles wusste Dan Logan, obwohl er es jetzt nicht sehen konnte. Und er roch den herben Geruch von Schweiß und Holzrauch, der Big Tigos stets begleitete.
„ Du sitzt ganz schön in der Klemme, schätze ich“, sagte Big Tigos und blieb neben ihm stehen.
Logan ließ das Gewehr sinken und versuchte, etwas von Tigos’ Gesicht zu erkennen, was ihm nicht gelang.
„ Bevor wir beide ins Gras beißen, sag mir, wie du hierhergekommen bist.“
Big Tigos ließ sein leises, dünnes Kichern hören.
„ Meinst du, ich reite wie der Teufel durch diese Wüste, um hier mit dir zu sterben? Wir werden von hier verschwinden. Pack deine Sachen zusammen.“
Logan wollte noch etwas sagen, aber er lief schweigend zu der Höhle hinüber und holte Deckenrolle und Wasserflasche. Er hatte schon viele seltsame Dinge über Big Tigos gehört und auch selbst mit ihm erlebt. Dinge, die unglaublich klangen. Aber jetzt begann ihm dieser Mann fast unheimlich zu werden. Er hasste alles, was eine rote Haut hatte, und die Apachen waren verdammt scharf auf seinen Skalp. Trotzdem kam er mit einer Selbstverständlichkeit hier herauf, als gäbe es keine Indianer. Auch er musste von diesem zweiten Weg wissen, der hier heraufführte.
Als er wieder bei Tigos ankam, fragte er ihn: „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“
Einen Moment schwieg Big Tigos, dann erwiderte er: „Die Apachen haben mich geführt und deine Fährte.“ Er deutete mit dem Arm in die nächtliche Wüste hinaus. „Ich war dort unten, als die Schüsse fielen. Und ich kenne diesen Platz hier schon lange. Bin den roten Teufeln selbst einmal von hier entwischt, und dabei haben sie den zweiten Pfad entdeckt.“
Er zog Logan am Arm mit sich. „Komm, ehe sie bemerken, dass ich hier oben bin.“
Logan folgte ihm schweigend durch den Felsspalt und verließ sich dabei völlig auf den Mann, der vor ihm ging. Sie erreichten den kleinen Kessel, und Logan zwängte sich hinter Big Tigos durch die Büsche.
Durch ein enges, schlauchartiges Loch, das sie nur kriechend passieren konnten, gelangten sie in einen schmalen Kamin, der sie nach unten brachte. Er endete auf einem Geröllfeld, auf dem spärliche Mesquitebüsche wuchsen.
Gerade als sie dort ankamen, ging der Mond auf und tünchte die Felsen mit geisterhafter Blässe. Dicht neben dem Ende des Kamins lag ein dunkles Etwas. Dan Logan bückte sich und schrak leicht zusammen, als er die Leiche eines Indianers herumdrehte.
Logan blickte Big Tigos an, der ein paar Schritte voraus war und jetzt stehenblieb und sich umwandte.
„ Er hätte mich nicht hinauf gelassen“, sagte Tigos nur.
Dan Logan erhob sich und folgte ihm schweigend. Sie überquerten das Geröllfeld und verschwanden zwischen den Felsen. Dort mussten sie noch fast eine Meile zurücklegen, ehe sie Big Tigos’ Pferd erreichten. Es stand in einer steinigen Senke.
An deren Rand blieb Tigos stehen und blickte vorsichtig hinunter, dann wandte er sich zu Dan Logan um.
„ Wir brauchen ein Pferd“, sagte er schlicht.
Logan nickte. „Ja, das scheint mir auch so, aber hier haben nur die Apachen welche. Vielleicht tauschen sie eins gegen einen Skalp. Willst du, dass ich es versuche?“
„ Nein, du nicht. Ich kann besser mit ihnen verhandeln.“
Dan Logan dachte an den toten Indianer hinter dem Geröllfeld und nickte abermals.
„ Ja, das kannst du. Aber nun lass den Unsinn und verschwinde. Ich kann mir jetzt allein weiterhelfen.“
„ Glaubst du.“ Big Tigos sprang in die Senke hinab, und Logan folgte ihm. Tigos machte das Pferd los und sagte: „Ich habe es kommen sehen, dass sie dich irgendwo erwischen. Du warst schon immer ein dickköpfiger Narr. Als wir uns in Globe trennten, da wusste ich genau, dass du diesem verdammten Farrow nachreiten würdest. Also bin ich dir gefolgt. Aber nicht deinetwegen, sondern weil ich den Apachen deinen Skalp nicht gönne.“
„ Schön“, gab Logan ruhig zurück, „und weshalb erzählst du mir das hier mitten in der Nacht?“
„ Um dir klarzumachen, dass wir ein Pferd brauchen, sonst bekommen unsere Freunde zwei Skalps statt einem.“ Er drückte Logan die Zügel in die Hand. „Du kannst meinen Gaul nehmen und verschwinden. Ich besorge mir ein Indianerpony. Wetten, dass ich eins bekomme?“
„ Ganz sicher, Big, aber du hast nur einen Skalp, und was tust du, wenn du mal wieder ein Pferd brauchst?“
Big Tigos lachte dünn. „Wie wir uns doch gleichen. Ich versuche es trotzdem. Wir treffen uns in Globe.“
Er stieg den Rand der Senke hinauf, und Logan hob die Zügel über den Kopf des Pferdes.
„ Na schön“, sagte er, „also dann in Globe.“
Er kletterte in den Sattel und winkte mit der Hand, als er ebenfalls die Senke verließ. Er wusste, dass Big Tigos nicht nach Globe reiten würde. Er liebte es, die Apachen an der Nase herumzuführen, und würde sie von Logans Fährte weglocken. Dann würde er im Gila seine eigene verwischen.
Logan lächelte vor sich hin, als er daran dachte, dass sie sich dort wiedertreffen würden. Er ritt nach Südosten.
Bevor er den Fluss erreichte, hörte er hinter sich Schüsse, dann war es wieder still. Er lauschte. Ein Windstoß fuhr über die Wüste und brachte wütendes Geschrei mit sich. Dan Logan trieb sein Pferd vorwärts. Nach wenigen Minuten erreichte er den Fluss. Er ritt in das Wasser und wandte sich stromaufwärts. Der Mond ließ die Wasseroberfläche glitzern und die Uferböschung schwarz und groß wirken.
Logan ritt sehr langsam. Es dauerte kaum eine Viertelstunde, da hörte er den Hufschlag einer ganzen Reiterhorde. Oder hatte Tigos etwa alle Pferde mitgenommen?
Logan trieb sein Pferd in den Schatten der Uferböschung und blieb angespannt im Sattel sitzen. Sie kamen rasch näher. Ein Reiter ritt mit platschenden Hufen in den Fluss, der hier sehr seicht war. Logan erkannte Big Tigos auf einem scheckigen Indianerpony. Die Verfolger mussten noch ein Stück weiter hinten sein.
Logan reckte sich hoch und spähte über die Felskante, die hier die Uferböschung bildete. Er sah die dunklen Schatten der indianischen Reiter herankommen und hob das Gewehr über den Rand.
Der erste Schuss ging fehl, der zweite verwandelte Pferd und Reiter in ein wild um sich schlagendes Knäuel. Big Tigos hielt mitten im Fluss verdutzt sein Pferd an, drehte sich um und feuerte einen Schuss ab. Dann blickte er wieder zu Logan hin, der ebenfalls wieder schoss.
Die Apachen erwiderten das Feuer. Neben Tigos spritzten Wasserfontänen hoch.
„ Los, da ’rüber!“, schrie er und trieb sein Pferd wild an.
Logan jagte noch einen Schuss hinaus und riss dann sein Pferd herum. Unbarmherzig setzte er die Sporen ein und trieb das erschrockene Tier durch den flimmernden Fluss. Big Tigos verschwand soeben in dem niedrigen Gestrüpp am jenseitigen Ufer und begann sofort zu schießen. Logan blickte kurz über die Schulter und sah die Mündungslichter in der Nacht. Das rettende Ufer schien hundert Meilen weit fort zu sein. Hart trieb er das Pferd an. Schließlich erreichte er das Ufer und riss es so scharf zur Seite, dass es in der Hinterhand einknickte. Feiner, trockener Sand spritzte hoch, als sich das Tier auf die Seite warf, und überschüttete Logan mit einem dünnen Regen. Er hielt das Pferd nieder und blickte über den Fluss.
Die Mündungslichter zuckten und spiegelten sich in dem schwarzen Wasser. Ein Stück rechts von ihm schoss Big Tigos. Auch Logans Gewehr fiel wieder ein. Von drüben klangen ein paar schrille Schreie, das Schießen hörte auf, und die Apachen drehten ab.