Die Verfluchten der Blizzard-Hölle: Wichita Western Roman 139 - Luke Sinclair - E-Book

Die Verfluchten der Blizzard-Hölle: Wichita Western Roman 139 E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Es war die schlimme Zeit des Hasses zwischen Weißen und Roten. Es waren die bitteren Jahre der unerbittlichen Indianer­kriege, in denen von beiden Seiten die entsetzlichsten Gräueltaten begangen wurden. Viele unschuldige Menschen wurden Opfer des sinnlosen Mordens, so auch Elk Woman, die Indianer-Squaw des Mountain Man Jake Stone. Als er vor ihrer verstümmelten Leiche stand, schwor er gnadenlose Rache. Und sein rauer Trail trieb ihn nicht nur zwischen seine Feinde, sondern auch in die mörderische Hölle eines tobenden, alles vernichtenden Blizzards ... (299XE)

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Luke Sinclair

Die Verfluchten der Blizzard-Hölle: Wichita Western Roman 139

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Inhaltsverzeichnis

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Die Verfluchten der Blizzard-Hölle: Wichita Western Roman 139

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Die Verfluchten der Blizzard-Hölle: Wichita Western Roman 139

Luke Sinclair

Es war die schlimme Zeit des Hasses zwischen Weißen und Roten. Es waren die bitteren Jahre der unerbittlichen Indianer­kriege, in denen von beiden Seiten die entsetzlichsten Gräueltaten begangen wurden. Viele unschuldige Menschen wurden Opfer des sinnlosen Mordens, so auch Elk Woman, die Indianer-Squaw des Mountain Man Jake Stone. Als er vor ihrer verstümmelten Leiche stand, schwor er gnadenlose Rache. Und sein rauer Trail trieb ihn nicht nur zwischen seine Feinde, sondern auch in die mörderische Hölle eines tobenden, alles vernichtenden Blizzards ...

*

Als Jakob Stone den Schuss hörte, beschlich ihn ein unangenehmes Ge­fühl. In diesem Gebiet jagte sonst nie­mand außer ihm. Die Blackfeet kamen nicht selten bis hierher, und es gab nur sehr wenige Weiße, die mit ihnen zu­sammenkommen konnten, ohne ihren Skalp zu verlieren. Aber die Blackfeet jagten nicht mit Gewehren. Die weni­gen Flinten, die einige von ihnen besa­ßen, benützten sie nur zum Kampf. Doch gegen wen, zum Teufel, sollten sie hier kämpfen? Sie wussten, dass es sein Gebiet war, und kein anderer Weißer hatte sich seit Jahren hier blicken lassen.

Trotzdem dieser Schuss!

Jakob Stone hatte den Kopf gehoben und gelauscht, aber es blieb ruhig. Hatte jemand unbeabsichtigt einen Schuss ausgelöst oder nur zum Spaß geschossen? So etwas passierte höch­stens einem Greenhorn, und so einer würde nie lebend bis hierher kommen. Und, verdammt noch mal, wer außer ihm und den Blackfeet hatte hier et­was zu suchen? Jake hasste diese ver­dammten Gegenden, wo man alle paar Tage einem anderen Menschen begeg­net, und er war froh, dass es hier in sei­nen Bergen nicht so war.

Er verließ das seichte Wasser des Flusses und stieg die mit Schilfgras bewachsene Uferböschung hinauf, wo seine alte Mountain-Büchse an einem Baum lehnte. Er nahm das Gewehr in die Hand und spähte unschlüssig zu den Berghängen hinauf, von denen der Knall des Schusses gekommen war.

Er war noch nicht damit fertig, seine Fallen abzugehen, aber wenn in einer so menschenleeren Gegend wie dieser ein Schuss fiel, konnte man nicht ein­fach weitermachen und so tun, als ob nichts geschehen sei. Man musste stets wissen, was um einen herum vorging, es sei denn, man hatte die Absicht, bald irgendwo unter der Erde zu lie­gen.

Er würde mehr als zwei Stunden brauchen bis dort hinauf, aber es half nichts, er musste es tun.

So warf er sich die frischen Biber­felle über die Schulter, die er bis jetzt erbeutet hatte, nahm sein Gewehr in die Rechte und marschierte los.

Obwohl die Nächte schon empfind­lich kalt waren und sich morgens das erste zaghafte Eis an den Flussufern zeigte, schien ihm jetzt am Tage die Sonne warm auf den Rücken, und er hatte seinen dicken Mantel bis jetzt noch nicht gebraucht. So trug er nur seine leichtere Hirschlederkleidung, in der er gut vorankam.

Er wusste, wie gut man hier unten von dort oben aus zu erkennen war, und wählte für seinen Weg Stellen, an denen Bäume standen, auch wenn es weiter war. Es war ohnehin niemals gut, auf das Geräusch eines Schusses direkt loszugehen. Deshalb schlug er nicht diese Richtung ein, sondern ver­suchte, den Eindruck zu erwecken, als kehrte er zu seiner Hütte zurück.

Erst als er den Wald erreichte, än­derte er seinen Weg und stieg die dicht bewachsenen Hänge empor.

Es dauerte etwas mehr als zwei Stunden, bis er jene Stelle erreicht hatte, wo nach seiner Meinung der Schuss gefallen war. Die Sonne war be­reits ein beträchtliches Stück weiter nach Westen gewandert.

Jakob Stone blieb stehen und schaute um sich. Es war nichts zu se­hen. Der Wind zischte leise in den Bäumen über ihm. Nichts deutete auf die Anwesenheit von Menschen hin.

War es vielleicht doch woanders ge­wesen?

Er bewegte sich vorsichtig am Rande einer kleinen Schlucht entlang. Ein paar bunte Blätter des Bergahorn se­gelten vor der leichten Brise in die Tiefe. Sonst gab es keine Bewegung. Jakob suchte mit den Augen den jen­seitigen Rand ab, wo zahlreiche Felsklippen das dunkle Grün des Waldes unterbrachen. Dort drüben konnte sich eine ganze Kriegsschar Blackfeet verstecken, ohne dass er sie bemerkte. Zwar hatten sie ihm noch nie etwas ge­tan, und die Tatsache, dass er mit einer Blackfeet-Squaw zusammenlebte, war eine ganz gute Rückversicherung. Aber Indianer waren immer unberechenbar, und niemand konnte voraus­sehen, was in ihren Köpfen vorging. Wie bei allen Menschen, so gab es auch bei ihnen Quertreiber, die sich nicht an übliche Normen hielten. Deshalb hatte Jakob Stone beim Umgang mit ihnen Vorsicht zum Leitfaden seines Han­delns gemacht. Ein Bruder Leichtfuß konnte in dieser Wildnis nicht lange überleben.

Besonders einen gab es unter den Blackfeet, vor dem sich der Trapper in acht nehmen musste. Wenn Big Knife ihn irgendwo hier draußen unvorbe­reitet erwischte, würde Jakob keinen Schuss Pulver für sein Leben geben.

Big Knife hatte lange um Elk Woman geworben, aber das Mädchen hatte sich schließlich für den weißen Jäger entschieden, der einen Winter lang bei ihnen gelebt hatte, und war mit ihm gegangen. Seit dieser Zeit hasste Big Knife ihn mehr als einen Crow.

Jakob Stone hatte immer befürchtet, dass Big Knife einmal bei ihm auftau­chen würde, um sich Elk Women ein­fach zu holen. Aber bis jetzt hatte er es nicht getan. Doch das sollte nicht hei­ßen, dass die Gefahr vorüber war. Jake wusste, wie lange Indianer ihren Hass mit sich herumtragen konnten.

Er blieb plötzlich stehen, als er einen Fußabdruck an einer sandigen Stelle am Boden entdeckte. Es war der Ab­druck eines Mokassins, nur ein einzi­ger, dann war die Spur wieder auf dem steinigen Grund verschwunden.

Also doch Blackfeet!

Der Trapper hob den Kopf und suchte mit seinen Blicken jeden Strauch, jeden Baum und Felsen in seiner Umgebung ab. Wenn es sich um Blackfeet handelte, konnte man nicht wachsam genug sein, egal ob Freund oder Feind.

Vielleicht hielt Big Knife seine Stunde doch jetzt für gekommen, und der Schuss hatte nur dazu gedient, ihn hierher zu locken? Er verwarf diesen Gedanken wieder, denn auch Big Knife wusste, dass ein Schuss das Wild warnte.

Der Trapper überzeugte sich noch einmal, dass sein Gewehr schussbereit war und das Zündhütchen sicher auf dem Piston saß. Dann schlich er im Schutz der Büsche weiter am Rand der Schlucht entlang. Von Zeit zu Zeit schickte er einen forschenden Blick zur anderen Seite hinüber. Aber sein Hauptaugenmerk richtete sich auf seine nähere Umgebung, denn von jen­seits der Schlucht konnte man nicht so schnell an ihn heran.

Dann sah er den Blackfoot, oder we­nigstens dessen Beine, die in fransen­besetzten Leggins und geschwärzten Mokassins steckten und hinter einem Felsblock hervorschauten. Der Krieger lag am Boden und musste entweder tot oder verwundet sein.

Er musste allein gewesen sein, sonst hätte er nach so langer Zeit nicht mehr dort gelegen. Aber es war durchaus denkbar, dass noch weitere in der Ge­gend waren und genauso wie er den Schuss gehört hatten.

Aber wer, zum Teufel, hatte da ge­schossen?

Vorsichtig ging Jakob Stone, die Büchse im Anschlag, um den Felsblock herum. Er stellte mit einem raschen Blick an der seltsam verkrümmten Lage des Indianers fest, dass dieser tatsächlich tot war, und musterte schon wieder wachsam seine Umgebung. Aber er blieb allein.

Langsam trat er an den Toten heran und drehte ihn auf den Rücken. Er kannte ihn. Es war Painted Face, un­verkennbar, mit dem dunklen Mutter­mal auf der Wange. Die Kugel musste ihn mitten im Sprung erwischt haben, als er hinter jenem Felsblock Deckung gesucht hatte. Sie war ihm von der Seite un­ter dem linken Arm in die Brust ge­drungen und musste ihn auf der Stelle getötet haben.

Painted Face war ein verschlossener junger Mann gewesen, der zum Wolfs-Clan von Big Knife gehörte.

Jakob Stone suchte die nähere Um­gebung ab, fand jedoch außer der Fährte des Toten keine andere. So kam er zu dem Schluss, dass der Schütze sich auf der anderen Seite der Schlucht be­funden haben musste.

Wer konnte es gewesen sein? Diese Frage beunruhigte den Trapper, aber er fand keine Antwort.

Er hatte kein Pferd bei sich und der Indianer offenbar auch nicht, oder er hatte es irgendwo versteckt, weil er ja­gen wollte. So konnte Jake ihn nicht mitnehmen und beschloss, zunächst nach Hause zurückzukehren und ihn später zu holen, wenn ihn nicht bis da­hin schon seine Stammesgenossen ge­funden hatten. Und wenn er mit sei­nem Pferd und dem Muli zurückkam, konnte er auf der anderen Seite der Schlucht nach Spuren suchen.

Der Trapper beeilte sich. Der Ge­danke, dass sich in diesen Bergen je­mand herumtrieb, der wahllos tötete, erfüllte ihn mit Sorge.

In der Nähe seiner Behausung fand er Pferdelosung, die erst einige Stun­den alt war. Misstrauisch suchte Jake den Boden ab und fand Spuren von be­schlagenen Hufen. Es waren drei Pferde gewesen, von denen eines deutlich abgelaufene Hufeisen getragen hatte.

Weiße!

Jakob Stone richtete sich auf und schaute dorthin, wo sich hinter einem Waldgürtel seine Hütte befand. Sehen konnte er sie noch nicht, aber die Un­ruhe in ihm wuchs, wurde beinahe unerträglich.

Vermutlich handelte es sich um die Mörder von Painted Face, und Elk Woman war allein zu Hause!

Mit schnellen Schritten strebte der Trapper dem Waldgürtel zu. Erst als sich vor ihm die Bäume lichteten, blieb er wieder stehen und spähte aus zu­sammengekniffenen Augen zu der Hütte hinüber, die sich an eine graue, verwitterte Felswand anlehnte. Die Tür stand offen, und kein Rauch stieg aus dem Kamin. Pferde waren nir­gends zu entdecken.

Trotzdem, und trotz der nagenden Ungewissheit, blieb der Trapper vor­sichtig und überquerte nicht die freie Fläche bis zu seiner Behausung. Falls die Fremden Elk Woman etwas ange­tan hatten, würde es niemandem nüt­zen, wenn sie ihn auch noch erwischten. In Gefahrenmomenten wie diesem hier nüchtern zu bleiben und sich nicht ir­gendwelchen Emotionen hinzugeben, war eines der wichtigsten Dinge, die man lernen musste, denn die Wildnis verzeiht keine Fehler.

Rasch, aber ohne aufzufallen, huschte er im Schutz der Bäume ent­lang und schlug einen Bogen um seine Hütte, bis er auf die Fährte der Reiter stieß, die von seiner Heimstatt weg­führte.

Er zählte drei Pferde, und es sah so aus, als hätten die Reiter es eilig ge­habt.

Seine beiden Biberfelle hatte er am Waldsaum fallen gelassen. Jetzt nahm er die Büchse in beide Hände und zog den Hahn in die Feuerraste. Geduckt rannte er auf die Blockhütte zu.

In der offenen Tür blieb er stehen, und der Lauf seines Gewehres sank langsam und still herab.

Elk Woman lag mit seltsam verrenk­ten Gliedmaßen auf dem Boden hinter dem groben, aus rohen Stangen zu­sammengebauten Tisch. Sie hatten ihr das Kleid mit Messerschnitten zer­fetzt. Sie hatten sie entehrt und sie dann mit Messerstichen umgebracht. Diese Kerle mussten wie reißende Be­stien über sie hergefallen sein, wie wilde, blutrünstige Tiere, die ohne jeden Sinn mordeten. Jake war solchen Menschen schon wiederholt begegnet, und meistens waren sie weiß gewesen.

Er legte das Gewehr auf den Boden, hob mit zitternden Fingern die Fetzen ihres blutigen Kleides hoch und starrte auf den skalpierten Schädel von Elk Woman hinab.

Nicht einmal das hatten sie ausge­lassen. Sie gehörten offenbar zu jener Sorte, die sich mit Indianerskalps brü­steten, auch wenn sie Frauen gehörten.

Das im Tode erstarrte Gesicht und die weit aufgerissenen Augen spiegel­ten noch das Entsetzen wider, mit dem sie gestorben war.

Jake musste sich eingestehen, dass Elk Woman ihm nicht alles bedeutet hatte. Er hatte sich zwar mit ihr ver­ständigen, aber nie richtig unterhalten können. Dennoch hatte sie eine ge­wisse Wärme in sein Leben gebracht. Sie war ihm eine gute, ruhige Frau gewesen, aber er hatte sie nicht beschüt­zen können.

Langsam erhob er sich und spürte den heißen Schmerz, der sich unter seinen dumpfen Groll mischte. Der Schrei, mit dem seine aufgestauten Gefühle plötzlich explodierten, bran­dete zur offenen Tür hinaus und wurde von der dunklen Front des Waldes zurückgeworfen. Dabei schleuderte er den schweren Tisch mit einer einzigen ungestümen Bewegung krachend ge­gen die Wand. Er zerschlug einen Schemel am Boden und versetzte ei­nem Topf einen wuchtigen Tritt, der ihn nach draußen beförderte. Wild blickten seine Augen aus dem bärti­gen, von zottigem Haar umrahmten Gesicht heraus. Schweratmend lehnte er sich gegen den Pfosten der offenen Tür und schaute in den sterbenden Tag hinaus. Die Sonne versank in einem See aus Blut jenseits der dunklen, bi­zarren Gipfel.

Ebenso schnell wie seine Gefühle empor geschäumt waren, wurde er auch wieder ruhig. Er hob seine Moun­tain-Büchse auf, ließ den Hahn behut­sam auf das Zündhütchen zurückglei­ten und lehnte sie gegen die Wand. Dann machte er Feuer, denn von drau­ßen strömte kalte Luft herein. Im flackernden Flammenschein wusch er den Körper von Elk Woman, legte ihn da­nach auf sein Lager und bedeckte ihn mit einem Bärenfell. Dabei sprach er mit ihr, so wie er es getan hatte, als sie noch am Leben gewesen war.

Die Mörder waren nach ihrer Tat ei­lig fortgeritten und hatten sich nicht die Zeit genommen, nach Fellen und anderen Habseligkeiten des Trappers zu suchen. So hatten sie auch nicht den Stall gefunden, der seitlich hinter der Blockhütte in eine Aushöhlung des Felsens hinein gebaut worden war.

Jakob Stone aß an diesem Abend nichts mehr. Noch ehe das Feuer aus­gegangen war, nahm er seine Decke und ging in den Stall. Er war ein aber­gläubischer Mensch und wollte bei le­benden Wesen schlafen. Die Nähe des Todes war ihm unbehaglich.

Aber ehe er sich schlafen legte, wollte er noch die beiden Felle holen, die er am Waldsaum hatte fallen las­sen. Das Licht würde gerade noch aus­reichen, um sie finden zu können. Ihm war kalt, und er beeilte sich. Der Atem stand als kleine, dampfende Wolke vor seinem Gesicht. Eine einzelne Krähe gaukelte über den verlöschenden Him­mel. Ihr krächzender Ruf verhallte in der dämmrigen Weite. Von Nordosten schoben sich dunkle Wolken heran. Vielleicht brachten sie den ersten Schnee.

Zehn Schritte vor dem Wald stockte plötzlich Jakes Fuß, und er blieb ste­hen.

Die Krähe, die gerade auf die Wipfel der Bäume herunterging, um sich ei­nen Schlafplatz zu suchen, war hastig wieder aufgeflattert und zog davon, als wäre sie durch etwas erschreckt worden. Er selbst konnte es nicht ge­wesen sein, denn der Vogel hätte ihn zweifellos schon viel früher bemerkt.

Vielleicht hatte der Geruch der fri­schen Felle einen Wolf angelockt? Aber Wölfe waren scheu und um diese Jahreszeit noch nicht so ausgehungert, dass sie den Geruch des Menschen ein­fach nicht beachteten.

Zu dumm, dass er sein Gewehr in der Hütte zurückgelassen hatte, ein bei­nahe unverzeihlicher Fehler. So hatte er jetzt als einzige Waffen eine alte Kentucky-Pistole und sein Messer bei sich.

Während er noch dastand, durch das Verhalten der Krähe misstrauisch ge­macht, und fieberhaft überlegte, bra­chen sie urplötzlich aus dem Wald her­aus. Jake zählte vier, fünf, sechs Blackfeet, die auf ihn zustürzten. Aber vielleicht waren noch mehr zwischen den Bäumen. Auf alle Fälle waren es genug für ihn, und sie waren sich ihrer Sache sehr sicher, denn sie schossen nicht auf ihn, sondern versuchten, ihn im Zweikampf zu töten. Und wenn sie ihm den Weg zurück verlegten, war er tatsächlich verloren.

Jake riss die Kentucky-Pistole aus dem Gürtel und schoss dem vordersten der Angreifer in die Brust. Aber das hielt die anderen nicht auf. Noch ehe der Schuss verhallt war, machte Jake kehrt und rannte zurück. Dicht hinter sich hörte er die Schreie der Blackfeet und lief um sein Leben.

In all den Jahren, die er hier gehaust hatte, war ihm nie zu Bewusstsein ge­kommen, wie weit seine Hütte von dem verdammten Wald entfernt war. Jetzt erst wurde es ihm mit keuchender Lunge gewahr. Mit langen Sätzen rannte er wie ein aufgescheuchtes Wild über den steinigen, mit welkem Gras spärlich bedeckten Boden.

Er war ziemlich sicher, dass es ihm gelingen würde, vor ihnen seine Hütte zu erreichen. Im Laufen hatte er es stets mit den schnellsten der Blackfeet aufgenommen, aber kein Mann konnte so schnell laufen wie ein Toma­hawk oder gar eine Kugel flog.

Der Trapper hörte an ihren Rufen, dass sie zurückblieben. Sie mochten er­kannt haben, dass sie ihn auf diese Weise nicht erwischen konnten, doch bis zu seiner Hütte musste er noch fast fünfzig Yards zurücklegen. Genug Zeit also, um zielen und treffen zu können.

Er lief mit wilden Sprüngen im Zick­zack hin und her. Ein Tomahawk flog mit leisem Fauchen an ihm vorbei und landete knirschend einige Schritte vor ihm.

Noch dreißig Yards bis zur Hütte - noch zwanzig. Etwas fetzte durch sein ledernes Hemd und riss ihm die Haut an den Rippen auf, der scharfe Knall einer Büchse holte ihn ein.

Jake Stone fluchte und presste im Laufen die Hand auf die brennende Stelle an seiner Seite. Hoffentlich ha­ben sie nur das eine Gewehr, dachte er dabei.

Dann prallte er gegen die schwere Tür und stolperte in seine Behausung hinein. Fürs erste war er ihnen ent­wischt. Er warf die Tür zu und hängte den Querriegel in die Halterung. Dann griff er nach seiner Mountain Rifle und stellte sich an das Fenster, stieß den hölzernen Laden auf.