Dafür wirst du hängen: Western - Luke Sinclair - E-Book

Dafür wirst du hängen: Western E-Book

Luke Sinclair

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Beschreibung

Die Reiter hatten ihre staubigen Pferde auf dem Kamm des Höhenzugs angehalten. Sie schauten auf die kleine Stadt zu ihren Füßen, die in der Hitze des Tages dahin döste. Für Ben Colter war das ein vertrauter Anblick. Nur die Eisenbahnschienen, die sich wie zwei dünne Fäden durch das staubige Tal dahinzogen, kannte er noch nicht. Man hatte sie erst gebaut, als er schon von zu Hause weg gewesen war. Aber der Schienenstrang hatte die Stadt nicht wesentlich wachsen lassen. Es war noch der gleiche verschlafene Ort wie sieben Jahre zuvor.

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Luke Sinclair

Dafür wirst du hängen: Western

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Inhaltsverzeichnis

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Dafür wirst du hängen: Western

Luke Sinclair

Die Reiter hatten ihre staubigen Pferde auf dem Kamm des Höhenzugs angehalten. Sie schauten auf die kleine Stadt zu ihren Füßen, die in der Hitze des Tages dahin döste.

Für Ben Colter war das ein vertrauter Anblick. Nur die Eisenbahnschienen, die sich wie zwei dünne Fäden durch das staubige Tal dahinzogen, kannte er noch nicht. Man hatte sie erst gebaut, als er schon von zu Hause weg gewesen war. Aber der Schienenstrang hatte die Stadt nicht wesentlich wachsen lassen. Es war noch der gleiche verschlafene Ort wie sieben Jahre zuvor.

Ben Colter löste seinen Blick von den verstaubten Häusern, die sich kaum von dem ockerfarbenen Land abhoben, und schaute mit ausdruckslosem Gesicht unbehaglich an der Phalanx der Reiter entlang, die rechts und links von ihm in fast gerader Reihe angehalten hatten. Einige der Pferde tänzelten nervös und unruhig und ließen feinen Staub zwischen den Hufen aufwirbeln.

Barny Tucker, der Mann neben Colter, reckte seine schlanke, fast dürre Gestalt und blickte Ben in das kantige Gesicht mit der dünnen, winkligen Messernarbe auf der Wange. Tucker grinste schwach, aber seine Augen blieben forschend und misstrauisch.

„Nicht sehr erfreut, wieder daheim zu sein, wie? Das wäre ich an deiner Stelle auch nicht. Trotzdem wollen wir uns hier nicht länger aufhalten. Du hast noch gut zwei Stunden bis zum Eintreffen des Mittagszuges, und du wirst diese Zeit brauchen, nehme ich an. Godwin, Kendall und Cameron werden dich begleiten und aufpassen, dass dir da unten nichts passiert.“ Das Grinsen verstärkte sich. „Und vergiss nicht, dass wir dich in der Hand haben, Freund Ben!“

Colter nickte wortlos und trieb seinen schlanken Falben den sandigen Hang hinunter. Holt Godwin, Butch Cameron und Simon Kendall folgten ihm schweigend. Bis sie die ersten Häuser erreichten, sprach niemand von ihnen ein Wort.

Sie durchquerten das Bett des Bid Draw, in dem nur noch ein kümmerliches Rinnsal floss, und ließen ihre Pferde ein Stück neben den matt schimmernden Schienen gehen.

Der Bahnhof, ein schmales, langgezogenes Gebäude, lag dicht neben den übrigen Häusern des Ortes. An der Bahnstation begann die Straße, die den eigentlichen Kern von Dragoon darstellte. Daneben gab es nur noch einige winklige Gassen, die überwiegend von Mexikanern bevölkert waren.

Als sie am Gebäude der Bahnstation vorbei waren, hielten Bens Begleiter ihre Pferde an, und Simon Kendall sagte: „Ist nicht unbedingt nötig, dass man uns zusammen kommen sieht. Wir werden uns erst ein wenig umsehen. Und vergiss nicht, Colter, wohin du auch gehst, wir sind in der Nähe!“

Ben sagte kein Wort, sondern ließ sein Pferd einfach weitertrotten. Das Gebäude der Bank lag ungefähr in der Mitte des Ortes. Colter betrachtete es im Vorbeireiten mit einem ungemütlichen Blick. Am liebsten hätte er dem Falben die Sporen in die Flanken gedrückt und Dragoon auf der anderen Seite wieder verlassen. Es gab zu viele unangenehme Begegnungen, die er lieber vermieden hätte.

Aber Tucker hatte ihn in der Hand!

Er dirigierte sein Pferd auf die andere Straßenseite und stellte es im Mietstall ein. Dann trat er wieder hinaus ins grelle Sonnenlicht und schaute über die Straße. Der Store an der Ecke schräg gegenüber gehörte, wie das Schild über der Tür auswies, offenbar noch immer dem kleinen, gebeugten Juden wie einst.

Ben prüfte mit einem schnellen Blick den Sonnenstand. Er durfte seine Zeit nicht vertrödeln, denn er hatte nur noch knapp zwei Stunden zur Verfügung. Eine Verlängerung der Frist würde es nicht geben, falls der Mittagszug pünktlich war. Und auf eine Verspätung konnte er sich nicht verlassen.

Er blickte noch einmal zum Gebäude der Bank hin, beschloss dann aber, zunächst das Office des Marshals aufzusuchen.

Der kleine Raum kam ihm dämmrig vor im Vergleich zum hellen Sonnenlicht auf der Straße, das nur spärlich durch die schmutzigen Scheiben schimmerte. Auf dem zerschundenen Schreibtisch herrschte die gleiche Unordnung wie überall im Büro. Neben einer halbleeren Flasche lag ein umgeworfener Zinnbecher, und ein großes Schlüsselbund war halb von einem Stapel Steckbriefe heruntergerutscht. Bens Blick fiel auf die Zellen im Hintergrund. Eine davon war offen, und ein Mann lag schlafend auf der Pritsche.

Der oberste Steckbrief interessierte Ben Colter sehr. „Frank Manley“ war der Name darauf. Tausend Dollar Belohnung waren auf ihn ausgesetzt, tot oder lebendig.

Die Pritsche in der Zelle knarrte. Ben sah über die Schulter. Der Mann hinter den Gitterstäben hatte sich auf die Ellbogen gestützt und starrte ihn verwundert an wie jemand, der aus tiefem Schlaf geweckt worden war. Er erhob sich von seiner Pritsche und verharrte zögernd, als müsse er erst die Verlässlichkeit seiner Beine prüfen. Dann kam er langsam näher. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Unbehagen und Erstaunen.

„Ben? Ben, bist du es wirklich?“

„Die Freude, mich zu sehen, scheint dich nicht gerade zu überwältigen.“

Der Marshal fuhr sich schnaufend mit der Hand über das Gesicht, als könne er auf diese Weise die Nachwirkungen des Whiskys wegwischen.

„Du warst lange fort, Ben. Wir haben nie etwas von dir gehört.“

„Sieben Jahre. Mir sind sie schnell vergangen.“

Der Marshal war einige Jahre jünger als Ben, aber sein Gesicht wirkte schlaff, und in seinen Augen war etwas, das an einen Hund erinnerte, den man durch schlechte Behandlung verdorben hatte.

„Du hast dich verändert“, sagte er zu Ben, dessen Blick missbilligend die Whiskyflasche auf dem Schreibtisch streifte.

„Du dich nicht, Ernie.“

Ernie packte die fast leere Flasche und ließ sie verschwinden.

„Kaum bist du da, geht es schon wieder los mit deinem Gemecker“, brummte der Marshal.

„Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten, Ernie, ich will auch nicht lange bleiben. Immerhin hast du es zum Marshal gebracht. Wie, das ist deine Sache. Wie geht es Jenny?“

„Nun ja ...“ Ernie ging um den Tisch herum und brachte ihn zwischen sich und Ben. „Ja, weißt du, Ben...“

„Ich habe nur gefragt, wie es ihr geht“, sagte Ben verächtlich. „Dass du sie geheiratet hast, habe ich längst erfahren. Meine Freunde wissen über alles hier sehr genau Bescheid.“

„Deine Freunde? Was für Freunde?“

Ben hatte Kendall und Cameron drüben bei der Schmiede herumlungern sehen und deutete mit dem Kopf durch die blinden Scheiben nach draußen.

„Da drüben stehen ein paar von ihnen. Sie sind sehr besorgt um mich, weißt du. Übrigens, wo ist Dad?“

Ernie hatte Bens Worte nur mit halbem Ohr wahrgenommen. Seine Gedanken beschäftigten sich noch immer mit einem anderen Problem.

„Du musst das verstehen mit Jenny.“ Er machte eine bedauernde Geste. „Sie befand sich in keiner sehr schönen Lage, als du so plötzlich weg musstest. Und du hast ihr nie geschrieben. Sie hätte kaum einen anderen Mann bekommen nach der Sache mit dir. Das war nicht gut für ihren Ruf, versteht du? Und schließlich...“ Er hielt inne.

„...hast du dich als mein Bruder verpflichtet gefühlt“, vollendete Ben sarkastisch den Satz. „Wie anständig von dir. Du musst dich doch ziemlich verändert haben.“ Er machte eine Pause und trat ans Fenster. „Ist Dad noch in der Bank?“

Ernie nickte, aber als Ben zur Tür ging, sagte er: „Du kannst dir den Weg sparen. In einer halben Stunde kommt er nach Hause.“

„Gut“, sagte Ben, „dann werde ich dort auf ihn warten.“ Er hatte bereits die Türklinke in der Hand, als er sich noch einmal umdrehte. „Ich hätte dich auch gern dabei, Ernie.“

Der andere nickte. „Trautes Familientreffen, wie?“ sagte er unbehaglich.

Ben Colter ging langsam am Mietstall vorbei und bog weiter unterhalb um die Ecke. Das Haus seines Vaters lag etwas zurück und war in vornehmer Entfernung zur Straße erbaut worden. Er betätigte den großen, eisernen Klopfer und wartete, dass jemand öffnete.

Einige Augenblicke vergingen, ehe Ben kleine, schnelle Schritte jenseits der Tür vernahm. Die Tür schwang geräuschlos in den Angeln, und die junge Frau, die sie geöffnet hatte, starrte ihn mit großen dunklen Augen ungläubig an.

„Hallo“, sagte Ben, als habe er sie erst Stunden zuvor gesehen.

„Komm herein, Ben“, sagte sie schließlich stockend, nachdem sie ihre Überraschung gemeistert hatte. Sie folgte ihm in die Diele und in das geräumige Wohnzimmer. Sie schaute ihn nicht an, als sie fragte: „Hast du schon mit Ernie gesprochen?“

„Ja.“

Sie stand am Fenster und blickte eine Weile auf die Straße.

„Warum hast du nie geschrieben, Ben?“ Sie drehte sich zu ihm um, und die Erregung malte eine zarte Röte in ihr schönes Gesicht. „Ein einziger Brief von dir hätte genügt, und ich wäre gekommen, wohin du gewollt hättest. Ich habe so gewartet, Ben.“

Seine Blicke glitten über die schweren Samtvorhänge vor den Fenstern und über die teure Tapete.

„Bist du nicht glücklich?“

Die Erwartung ihrer Antwort ließ seinen Puls schneller schlagen. Ihre Haltung entspannte sich etwas, und sie blies langsam die Luft aus.

„Wie kann man in diesem Haus glücklich sein?“

Ben nickte. „Ich habe mich schon gefragt, warum du nicht mit Ernie von hier weggegangen bist.“

Sie machte eine verzweifelte Geste. „Mit Ernie? Du kennst ihn doch. Er hätte nie den Mut dazu. Ernie ist ein Versager.“

„Aber du hast ihn geheiratet.“

„Ja, ich habe ihn geheiratet“, sagte Jenny leise. „Der Grund dafür war wohl ein gewisser Trotz. Zuerst hatte ich noch gehofft, Ben, aber dann habe ich mich verschmäht gefühlt, und ich wollte dir und allen anderen beweisen, dass ich keine sitzengelassene Jungfer bin. Das war dumm von mir. Hättest du mir nur einmal geschrieben — nur einmal!“

Ben schüttelte den Kopf. Er wollte noch etwas erwidern, aber auf dem Kiesweg vor dem Haus knirschten Schritte.

Jenny schaute aus dem Fenster.

„Das ist Ernie, er bringt deinen Vater mit.“ Sie lief schnell aus dem Zimmer, um die Tür zu öffnen.

Matt Colter war trotz seiner sechzig Jahre noch ein großer, kräftiger Mann, den das Alter nicht gebeugt hatte. Er sah Ben kurz an, ohne dass ein Muskel in seinem Gesicht gezuckt hätte, und hängte seinen Hut an den Haken in der Diele.

„Was willst du?“, fragte er ohne eine Spur von Freundlichkeit in der Stimme.

„Ich war in der Nähe“, entgegnete Ben, „und wollte mal reinschauen.“

Ernie betrachtete misstrauisch zuerst Jenny und dann seinen Bruder.

„Hast du keine andere Begrüßung für deinen Sohn, den du sieben Jahre nicht gesehen hast?“, fragte Jenny missbilligend.

„Halt dich da heraus“, knurrte Matt unwirsch. „Das ist eine Angelegenheit unter Männern.“

„Es tut mir leid, dass ich dir widersprechen muss“, sagte Jenny mit mühsam unterdrückter Erregung. „Ich weiß, dass du in diesem Haus das nicht gewohnt bist. Aber die Angelegenheit betrifft mich genauso. Oder zählst du mich nicht zur Familie?“

Matt schnappte mit der Unterlippe nach seinem buschigen braunen Schnurrbart.

„Wann wirst du endlich lernen, dass es gewisse Dinge gibt, in die man sich nicht einzumischen hat?“, schnauzte er grob. „Ich dulde das weder von dir noch von einem anderen!“

Jenny presste die Lippen aufeinander. Ernie stand mit betretenem Gesicht da und sagte kein Wort. Jenny schaute ihn und dann wieder Matt an. Schließlich drehte sie sich wortlos um und verließ hastig den Raum.

Ernie räusperte sich verlegen. „Ich glaube nicht, dass das nötig...“

„Halt den Mund!“, fuhr Matt ihn an, und Ernie schwieg. Er und Ben folgten Matt ins Wohnzimmer.

„Es hat sich nichts verändert“, bemerkte Ben.

Matt drehte sich nach ihm um. „Ja, es herrscht noch die gleiche Ordnung, in die du dich nie einfügen konntest. Und ich hatte früher immer gedacht, dass du derjenige werden würdest, auf den ich stolz sein könnte. Seit du auf der Welt bist, habe ich versucht, dir den Unterschied zwischen Recht und Unrecht beizubringen, und was war der Erfolg? Du hast dich betrunken und das Eigentum anderer Leute missachtet.“

„Dad“, sagte Ben bestimmt, „ich bin damals im Streit von zu Hause weggelaufen. Aber inzwischen sind sieben Jahre vergangen. Es hat doch wirklich keinen Sinn, diesen Streit jetzt dort fortzusetzen, wo wir ihn damals unterbrochen haben.“

„Nicht einmal geschrieben hast du, wo du dich aufhältst!“

„Ich wüsste nicht, was es dich interessierte.“

„Nicht ein Wort, dass es dir leid tut.“

„Na schön, es tut mir leid“, sagte Ben ungeduldig, aber Matt ließ es damit nicht genug sein.

„Ich habe deinetwegen eine Menge Ärger ausstehen müssen, und das Geschäft hat darunter gelitten. Ich möchte wissen, für wen ich das alles aufgebaut habe.“

„Ich habe doch gesagt, dass es mir leid tut.“

Matt ließ sich in einen der bequemen Plüschsessel fallen. „Und was hast du jetzt vor?“

Ben zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete: „Ich werde nicht hierbleiben, ich wollte dich nur um einen Gefallen bitten.“

Matt sah ihn einen Augenblick mit seinen harten Augen an.

„In welcher Klemme steckst du, dass du deswegen hierherkommst?“

Ben ging einmal im Zimmer auf und ab und blieb dann stehen.

„Sagt dir der Name Frank Manley etwas?“

„Nein. Müsste ich ihn kennen?“

„Tausend Dollar, tot oder lebendig“, sagte Ernie. „Ich habe seinen Steckbrief auf meinem Schreibtisch liegen. Es ist noch nicht lange her, seit er mit der Post kam.“

Matt kniff die Augen zusammen. „Ich nehme nicht an, dass du etwas mit ihm zu tun hast.“

Ben zuckte mit den Achseln. „Mir ist es nicht immer gutgegangen. Und durch Zufall habe ich Manley in Socorro kennengelernt. Ich wurde Zeuge, wie er und seine Leute zwei Männer aus dem Gefängnis holten. Damit ich nicht gegen sie aussagen konnte, zwangen sie mich, an dem Lynchmord teilzunehmen. Später erpressten sie mich und zogen mich in andere Sachen hinein, die mich Kopf und Kragen kosten können, wenn sie ans Licht kommen. Manley hat mich in der Hand, aber viel schlimmer ist etwas anderes: Er ist in der Lage, dich, Ernie und noch viele andere hier in Dragoon zu töten, wenn wir nicht tun, was er will.“

Matt schwieg eine ganze Weile, während er Ben anstarrte.

„Und was will er?“, fragte er schließlich.

„Fünfzigtausend aus deiner Bank.“

Matt fuhr hoch. „Und das wagst du mir zu sagen? Weshalb holt er sich das Geld nicht selbst, wenn er dazu in der Lage ist?“

„Der Boden hier ist ihm schon reichlich heiß. Er möchte keinen großen Wirbel machen und über die Grenze verschwinden. Mit dem Geld will er eine Weile in Mexiko leben.“

„Du kannst dir diesen Gedanken aus dem Kopf schlagen“, fuhr Matt ihn an. „Ich kann kein Geld weggeben, das mir nicht gehört. Eher lasse ich mich umbringen.“

„Du hast es mit Frank Manley zu tun“, sagte Ben eindringlich. „Er nimmt dieses ganze verdammte Nest hier auseinander. Und Ernie wird der erste sein, den er umlegt, weil er hier Marshal ist.“

Matt erhob sich aus seinem Sessel und trat an das Fenster. „Ich kann das nicht tun, es richtet sich gegen die Grundprinzipien, nach denen ich bisher gelebt habe.“

„Sind dir Prinzipien mehr wert als Menschenleben? Kannst du nicht einmal in deinem Leben darauf verzichten? Wenn Frank Manley ungeschoren über die Grenze kommt, ist das für mich die Chance, endlich ein neues Leben zu beginnen.“

Matt wandte sich mit einem entschlossenen Ruck um. „Ernie, du gehst sofort zum Telegrafenbüro und schickst eine Depesche an den Gouverneur der Territorien in Tucson und an Colonel Dawson, den Kommandanten von Fort Lowell. Wir brauchen dringend Hilfe.“

„Das geht nicht“, wandte Ben ein. „Erstens beobachten sie jeden unserer Schritte, und zweitens kommt Manley mit dem Mittagszug hier an und fährt mit ihm weiter. Die Zeit ist viel zu kurz. Der Zug braucht zum Tanken und zur Holzaufnahme kaum eine Viertelstunde. Manley fährt mit dem Geld weiter und verlässt unterwegs den Zug an einer Stelle, an der er von einigen seiner Leute erwartet wird. Manley hat an alles gedacht, er ist kein Anfänger.“

Matt zog seine goldene Uhr aus der Rocktasche und ließ den Deckel aufspringen. „Noch mehr als eine Stunde“, sagte er. „Ernie, du telegrafierst an Colonel Dawson, er soll die Halunken an der Grenze abfangen, ganz gleich, was wir tun werden. Ich kenne Dawson persönlich, er wird mich nicht im Stich lassen. Aber pass auf, dass dich niemand sieht.“

Ben sagte nichts. Er wusste, dass er seinen Vater nicht davon abbringen konnte. Aber er wusste auch, dass Manley kein Dummkopf war.