Erfolgreich den Erfolg vermeiden - Nicole Diercks - E-Book

Erfolgreich den Erfolg vermeiden E-Book

Nicole Diercks

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Beschreibung

Es sieht so aus, als würden viele wie hypnotisiert "dem Erfolg" nachlaufen. Kritisch beleuchtet zeigt sich aber: Erfolg macht viel Arbeit, erzeugt Stress, schafft Probleme, Erfolg kann sogar den Charakter versauen - kurz: Erfolg nervt! Diese anektotischen "Anti-Memoiren" beleuchten die Gefahren des Erfolges und geben lebendige Ratschläge zu dessen nachhaltiger Vermeidung. Das ungewöhnliche Regelwerk richtet sich besonders an Frauen, denn es werden viele "typisch weibliche" Mechanismen und Denkfallen intensiv auf die Schippe genommen. Das Buch ist ein temporeicher Mix aus Erfahrung, Psychologie und Comedy. Es soll sicherstellen, dass wir uns in krisensicheres Phlegma einkuscheln können, ohne jemals ein schlechtes Gewissen bekommen zu müssen.

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Inhalt

Selbstsabotage und Erfolgsvermeidung

Über den Erfolg

Kapitel 1

Die Anti-Waltons

Kapitel 2

Mutti würde niemals lügen

Kapitel 3

Hanni und Nanni

Kapitel 4

Für immer und ewig!

Kapitel 5

Es muss keinen Spaß machen

Kapitel 6

Die andere Wahrheit

Kapitel 7

Endlich Liebe!

Kapitel 8

Die lange Suche

Kapitel 9

Jetzt wird endlich alles gut!

Kapitel 10

Lektionen gegen die Selbstachtung

Quellennachweise

Selbstsabotage und Erfolgsvermeidung

Wenn wir über die Mechanik der Erfolglosigkeit sprechen, müssen wir dabei auch tief in die vielfältige Welt der Selbstsabotage eintauchen. Diese liegt nämlich der hartnäckigen Nichterreichung von Zielen, dem permanenten Scheitern glorreicher Pläne, dem Vergessen reich machender Ideen und dem wiederholten Verfehlen persönlicher Erfolge heimlich oft zugrunde.

Mit Selbstsabotage hat man es immer dann zu tun, wenn …

- einem plötzlich etwas viel Wichtigeres einfällt, das man jetzt dringend machen muss …

- man plötzlich zu müde ist, um heute überhaupt anfangen zu können …

- man mysteriöserweise gar nicht erst an das neue Projekt denkt …

- man seine Unterlagen nicht zusammenhat. Wenn wichtige Dinge entweder unauffindbar, plötzlich kaputt oder eigentlich sowieso völlig unbrauchbar sind …

- man noch ganz wichtige Dinge/Infos/Kontakte braucht, um anfangen zu können, und irgendwie nicht an diese herankommt …

- man stundenlang persönliche E-Mails beantwortet, obwohl man eigentlich ja …

- man aus dem „schnellen Nickerchen vorher“ einfach nicht mehr hochkommt …

- man sich plötzlich dabei erwischt, wie man die Speisekammer aufräumt …

- man plötzlich irgendwo sehr unangenehme Befindlichkeiten/Schmerzen hat …

- man sich plötzlich in eine zehrende Diskussion verstrickt wiederfindet …

- man plötzlich Hunger bekommt und danach so elend vollgefressen ist, dass außer auf dem Sofa zu flacken, wirklich gar nichts mehr geht …

- man „nur ganz kurz noch eben“ eine Sendung im TV fertig anschauen wollte und dann irgendwie stundenlang hypnotisiert vor der Mattscheibe kleben blieb …

- man eine völlige Handlungsblockade erleidet und nicht mal anfangen kann …

- man den innerlichen Kontakt zum Projekt vollkommen verloren hat …

- man Sachen denkt wie: „Das ist doch alles Murks, wen soll das eigentlich interessieren??“

- man sich vor dramatischen Stimmungsrutschen nicht retten kann …

- man plötzlich glaubt, von einem völlig falschen Ansatz ausgegangen zu sein und alles noch einmal von vorne, diesmal dann richtig, aufziehen zu müssen …

- man so schlecht geplant hat, dass einem alles wie ein riesiges, Angst machendes und unüberwindliches Knäuel vorkommt …

- man „toxische Spielkameraden“ um sich hat, die einem eigentlich gar nicht guttun, die einen in ihre Probleme verstricken und die einem die Energie absaugen …

- man einen Fehler entdeckt hat und nun glaubt, daran gescheitert zu sein, oder dass man überhaupt zu doof für das ganze Vorhaben sei …

- man plötzlich der Meinung ist, all das dauere doch viel zu lange und lohne sich am Ende eigentlich gar nicht …

- man einfach nicht richtig denken kann und den Kickstarter fürs Kurzzeitgedächtnis nicht wiederfindet: Birne leer …

- man tausend unwichtige Dinge vorschiebt, weswegen man jetzt nicht anfangen kann. Dieses Phänomen ist umgangssprachlich bekannt als

Aufschieberitis

, der korrekte Fachbegriff dafür lautet

Prokrastination …

- man plötzlich übergangslos das Interesse an seiner eigenen Arbeit und seiner eigenen Idee verloren hat …

- man einfach, verflixt noch mal, die Zeit nicht findet, um sich endlich mal dranzusetzen. Immer ist irgendwas anderes los …

- man der Meinung ist, dass man ganz entspannt im Urlaub damit anfängt oder, noch besser, in den Weihnachtsferien …

- man der Meinung ist, nur in einem ganz speziellen Umfeld die angepeilte Leistung erbringen zu können. Dieses Umfeld ist aber irgendwie nicht herstellbar …

- man glaubt, seinen Job und dieses Vorhaben niemals unter einen Hut bringen zu können. Wenn man glaubt, das sowieso nur ohne geregelten Job je hinzukriegen …

- man glaubt, dass man zur Durchführung viel mehr Geld benötigt, als man mittelfristig zur Verfügung stellen kann …

- man schlechte Kritik einfordert und sich dann damit so verhält, als hätte Gott gerade höchstpersönlich ein Spott-Fax geschrieben …

- man plötzlich glaubt, zu unwürdig für die eigenen Ideen zu sein …

- man mit tausend täglichen Tücken zu kämpfen hat: von verlorenen Autoschlüsseln bis hin zu Virusinfektionen. Man will ja wirklich anfangen, aber das Leben lässt einen irgendwie einfach nicht …

- man heimlich glaubt, dass man es eigentlich gar nicht nötig haben sollte, sich so dermaßen anstrengen zu müssen …

- man auf die „große Chance“, die „überfällige Rettung“ oder die „glorreiche Entdeckung“ wartet, anstatt den Popo einfach mal vom Sofa zu stemmen und etwas Reales dafür zu tun …

- man solchen (Liebes-)Kummer hat, dass es einem einfach nicht zumutbar ist, jetzt damit anfangen zu müssen. Außerdem kann man gerade wirklich nicht, man fühlt sich viel zu elend, um brillant zu sein …

- man ständig das Ziel wechselt und nichts je zu Ende bringt …

- man tausend verschiedene, spannende Ziele hat und nur hin und her springt. Wenn diese Ziele in keinem sinnvollen Überbau zueinanderstehen. Wenn nichts jemals richtig fertig wird und alles in einem undurchdringlichen Netzwerk von „erst-wenn-dies-dann-geht-das“ zusammenhängt …

- man glaubt, dass diese Entscheidung jetzt zu 100 % richtig zu sein hat …

- man fürchtet, dass man „in dieser Sache hier“ dann für immer und alle Zeit einzementiert sein wird und daher keine Entscheidung dafür treffen kann …

- man weiß, dass nur ein absolut lückenlos perfektes Ergebnis den eigenen Ansprüchen auch nur ansatzweise wird genügen können …

- alle Lösungsvorschläge auf scheinbare Probleme sofort mit „Ja, aber …!“ beantwortet werden …

- man sich nicht die Erlaubnis gibt, ganz klein anzufangen und auch Fehler machen zu dürfen. Wenn man glaubt, sofort sterben zu müssen, wenn man scheitern sollte …

- man nur die ganz großen Fragen stellt, nur weltumspannend zu planen bereit ist und heute mindestens noch schnell das quadratische Rad erfinden muss. Wenn man nur hypnotisiert auf „das ganz große Ding“ starrt …

- man sich mit niedrigfrequenter Zerstreuung volldröhnt, anstatt Nahrung für die Seele und das Projekt aufzunehmen …

- man sich nicht erlaubt hat, sich bei dieser Arbeit amüsieren zu dürfen. Wenn man glaubt, dass es anstrengend, hart und schwer sein muss …

- man unzutreffende und grausame Selbsturteile anwendet. Man erlaubt sich nicht, blockiert zu sein, man ist schlichtweg nur zu faul und von Haus aus zu blöd …

- man eigentlich gar nicht daran glaubt, dass man es schaffen kann …

- man glaubt, man wolle dieses Projekt. In Wahrheit sucht man aber eigentlich etwas ganz anderes, was man sich aber nicht einzugestehen traut …

- . . .

Klingt das jetzt irgendwie fast lustig? Ist es aber nicht, hier wird echtes Leid geschmiedet. Wer in einer Selbstsabotage-Schleife festhängt, fühlt sich dem Tode näher als dem Leben. Er fühlt sich von seinen Kräften, seiner Inspiration, seiner Vision auf magische Weise abgeschnitten, als läge plötzlich ein schrecklicher Bann auf ihm. Er fühlt sich als Versager, und das ist er auch tatsächlich, denn er versagt sich den eigenen Erfolg. Das Geheimnis dahinter lautet: Wer sich selber sabotiert, der will eigentlich gar nicht erfolgreich sein! Interessant dabei ist nun natürlich: Und warum will er das eigentlich gar nicht, obwohl er doch genau das vorzuhaben glaubt???

Dazu müssen wir erkennen: Selbstsabotage ist nur ein Symptom, aber nicht die Ursache. Das heißt, wir können uns jetzt lebenslang mit der Aufdeckung, der Benennung und Herkunft von verschiedensten Spielarten der Selbstsabotage beschäftigen und kommen der Lösung unserer Blockaden doch keinen Millimeter näher. Wir müssen wissen: Selbstsabotage ist die Auswirkung eines inneren Widerstandes. Und wo kommt dieser Widerstand her??? Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig und absolut individuell. Ein paar Gesetzmäßigkeiten kann man jedoch festlegen: Widerstand tritt immer dann auf, „wenn nicht alle Teilnehmer eines Teams im selben Boot sitzen und in die gleiche Richtung blicken“. Das gilt für weltliche Teams genauso wie für „Innere Teams“ (siehe: Friedemann Schulz von Thun „Miteinander Reden, Teil 3“). Wenn in unserem „Inneren Team“ die Stimme eines Angsthasen hockt und von grausamen Weltuntergangsfantasien faselt, dann wird er so lange alles blockieren, bis er angehört und ganzheitlich beruhigt wurde. Wir müssen uns mit allen Aspekten unseres Selbst versöhnen! Solche inneren Nörgelstimmen holt man sich nur dadurch auf die Seite der zuversichtlichen Macher, indem man dann das Tempo drosselt und/oder die Schritte verkleinert. So weit verkleinert, bis sie keine Angst mehr machen. Dieser kleine Angsthase braucht Sicherheit! Und das ist auch gut so, denn das ist unser evolutionäres Programm der vorausahnenden Gefahrenvermeidung: Veränderungen machen Probleme – Probleme machen Angst – Angst heißt, es gibt eine Bedrohung – Bedrohungen können ganz schnell tödlich ausgehen! Man bedenke nur mal: Unser Höhlen-Urahn veränderte seinen Status von „in-der-Höhle-am-Feuer-rumhocken“ in „aus-der-Höhle-rauslatschen“… Und mit Pech war er dann sogleich eine Lebendfutterspende! Unsere Biologie hinkt uns einfach in mehrfacher Hinsicht ein paar Jahrtausende hinterher, so ist das nun einmal. Und die Angst vor Veränderungen hat uns, trotz eines Lebens voll schnellster Veränderungen, leider immer noch nicht verlassen. Dass der Wechsel der präferierten Eissorte nicht konsequent lebensbedrohliche Konsequenzen hat, das wissen wir zwar, trotzdem fühlen wir uns oft irgendwie auch ein bisschen unwohl dabei, jetzt einfach mal etwas ganz Neues zu wagen. Wer weiß schon, was dabei dann hinterher rauskommt …

Aber wie erwischt man nun diesen ängstlichen Störenfried? Man muss lernen, sich aufmerksam zuzuhören und auf seine „gemischten“ oder gar „widerstreitenden“ Gefühle zu achten … Irgendwo da stiftet er seine Unruhe. Wenn er hörbar ist, dann meistens mit folgender Textbeilage: „Ja, aber …!!!“ Das ist ein untrügliches Zeichen für einen höchst aktiven Widerstand. Man meint, man habe es mit einem normalen dreidimensionalen Problemchen zu tun? Man kann es aber einfach nicht auflösen, weil von irgendwoher immer ein mehr oder weniger logischer Einwand kommt? Da hat jemand Angst und versucht, das heimlich unserem Gehirn als „rationale Bedenken“ unterzuschieben! Das ist die Stelle, wo viele Erfolge einfach versterben. Weil wir gefangen sind in einem Labyrinth aus Widerständen, Widerworten, klugen Einwänden und nicht allzu klugen, aber dramatisch sehr gut inszenierten Einwänden aus unserem Inneren. Und all das, bevor wir den verdammten Pinsel überhaupt mal in der Hand gehabt haben, um unser Meisterwerk zu kreieren …!

Die größte Krux auf der Jagd nach dem Erfolg ist und bleibt jedoch der beschädigte oder mangelnde Selbstwert und die unzureichende oder gar fehlende Selbstliebe. Wenn wir nicht wissen und nicht formulieren können, wer wir sind und was wir wollen, dann sind wir überall zum Scheitern verurteilt, weil wir zum Spielball derer werden, die das nämlich ganz genau wissen. Wenn wir uns persönlich nicht erfolgreich fühlen (und das heißt: anerkannt, geliebt, zugehörig, positiv wirksam), dann werden wir auch nirgendwo anders im Leben Erfolg haben können. Das ist ein universelles Gesetz, auf das man sich immer verlassen kann. Warum es so todsicher funktioniert: Wenn die Festplatte einen Virus hat, haben auch alle darauf programmierten Anwendungen diesen Virus. Der Virus der mangelnden Selbstakzeptanz wirkt wie folgt: Wir suchen uns Projekte, in denen wir glänzen könnten, wenn sie überhaupt zu stemmen wären (was sie in aller Regel nicht sind), um uns, unserer Herkunftsfamilie und der Welt allgemein zu beweisen, dass wir doch wer sind und dass wir doch was können! Endlich doch noch manuell nachlegitimiert als „normal“ und „o.k.“. Das sind leider sogenannte „toxische Motive“: Sie scheinen einem Sachzwang zu folgen, haben es aber in Wirklichkeit nur auf Anerkennung, Selbstwertkorrektur, Heilung und Wiedergutmachung abgesehen. Es handelt sich um ein „Kompensationsprojekt“. Und das bedeutet glashart: Der Sprit wird in den falschen Tank gefüllt und das arme Projekt verhungert …

Ein schwerer Denkfehler auf dem Weg zum Erfolg ist außerdem der in Deutschland verbreitete Irrglaube, dass man nur dann brillant sein kann, wenn man sich auch brillant und „super-duper-gut“ fühlt. Seien wir doch auch mal realistisch zur Abwechslung und fragen uns: Wann ist das denn bitte schon mal der Fall? In aller Regel doch nur im Anfangsschub einer vermeintlich genialen Idee. Ein euphorischer Zustand, der einer Verliebtheit nicht ganz unähnlich ist: beschleunigter Puls, Gedankenrasen, Benebeltheit, leichte Besessenheitsgefühle. Dann kommt die Realität, und sobald die ersten Hürden auftauchen, hängt das Köpfchen doch ganz schnell wieder runter, oder? Man kann so nicht weitermachen, weil man sich so uninspiriert und derangiert fühlt. Morgen. Übermorgen. Nächste Woche. Nächsten Monat. Ostern … Tja.

Alles in allem ist das vielleicht der größte GAU überhaupt, denn wir haben wahrscheinlich vorher niemanden gecastet, der uns dabei hilft, das Formtief zu ignorieren, weiter an die Idee (und an uns!) zu glauben und einfach weiterzumachen. Wir glauben: Wenn wir uns schlecht mit unserer Idee fühlen, dann liegt das unzweifelhaft nur daran, dass die Idee schlecht ist und wahrscheinlich wir selber auch! Merke: Triff niemals eine Entscheidung, wenn Du Dich nicht gut fühlst. Mach einfach nur weiter. Das ist übrigens ein Geheimnis, das die Erfolgreichen von den Erfolglosen unterscheidet: Die Erfolglosen haben aufgegeben, wenn sie sich nicht mehr gut mit ihrer Idee fühlten. Die Erfolgreichen haben einfach weitergemacht, so lange, bis sie sich wieder gut fühlten.

Es ist wichtig, Erfolge nicht alleine zu planen und nicht alleine durchziehen zu wollen. Ohne Mannschaft in den Kulissen sind wir schnell verloren. Selbst die größten Revolutionäre waren nicht alleine: weder Jesus Christus noch Che Guevara oder Christoph Kolumbus! Viele von uns nutzen nicht die Kraft von Teams, von Freunden oder der Familie oder auch der von ausgebildeten, externen Unterstützern und Beratern.

Es ist zum Beispiel meine Berufung, diese Lücke für Sie zu schließen, Ihnen zu helfen, Ihre Sabotagemechanismen auszuhebeln, Sie dabei zu unterstützen, herauszufinden, was Sie eigentlich wirklich wollen, und Sie dann dazu zu bringen, auch wirklich den Erfolg zu haben, den Sie schon immer verdienen!

Über den Erfolg

Ich habe Euch kollektiv unbekannterweise geduzt, jedoch gemeint ist diese Anrede wie das britische respektvoll-höfliche YOU. Unter Freunden spricht es sich oft einfach leichter, wenn man sich duzen darf – nicht wahr?

Natürlich erreicht man sowieso nichts, wenn man gar nicht erst losgegangen ist und vorsichtshalber auch gar nicht erst auf etwas Bestimmtes abzielte … Komischerweise schaffen wir es aber dennoch, uns dann trotzdem damit „erfolglos“ zu fühlen. Wir haben wohl oft damit gerechnet, dass sich unterwegs was Passendes ergeben würde und dass wir dann nebenbei irgendwas Nettes erreichen könnten. Ganz ohne das Risiko eines Plans und des möglichen Scheiterns, wohlgemerkt! Irgendwann sind wir dann schließlich total enttäuscht von uns selber, weil wir es gar nicht erst gewagt hatten, mal irgendwas zu wollen … Das ist schon mal ein guter Grundstein für latente Depressionen, Sinnkrisen, diätophobes Übergewicht, Schulden, Selbstwertverlust und ausgedehnte Midlife-Crisis …

Trotzdem kann hier ein findiger Therapeut immer noch schnell den Hebel finden und Euch dann wieder voll auf die Startbahn „Richtung Erfolg“ verhelfen. Wollt Ihr das etwa?! Ist Euch denn überhaupt klar, was das dann bedeutet?! Erfolg heißt: richtig gut zu investieren. Und Investitionen verpflichten bekanntermaßen. Verlorene oder versenkte Investitionen aller Art können einen übrigens jahrelang, manchmal sogar lebenslang, komplett von der Erfolgsbahn radieren. Und man hat immer eine gute Ausrede zur Hand: seine Depressionen! Es ist ganz logisch, denn wir alle sind ressourcenabhängig, und das heißt: Wir brauchen ein Repayment – einen angemessenen Tauschwert für unsere Investitionen. Sonst fühlen wir uns erst betrogen, dann sinnentfremdet und schließlich ausgebrannt.

Die große Gefahr gelungener Investitionen ist jedoch auch jedem klar: Wer einmal Erfolg hatte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach süchtig davon und will dann 1. den Erfolg behalten und 2. immer mehr davon! Eine Schleife blinder Betriebsamkeit, blinden Strebertums und permanenter Verlustangst setzt ein. Der Erfolg, so wie wir ihn heutzutage benutzen, ist ja komplett vom Außen her beantwortet (mit Geld, Machtzuwachs und Ruhm). Das heißt: Unser Erfolg macht uns zum Sklaven eines so launischen, wie auch vergesslichen Publikums. Die da draußen sagen, was sie haben wollen, und wir versuchen dann halt, die richtige Mischung für deren momentanen Geschmack herzustellen. Viele Überlegungen, wie großer Erfolg funktioniert, hat es schon gegeben, eigentlich bleibt davon nur eine einzige brauchbare Erkenntnis: „Eine Idee, dessen Zeit gekommen ist, ist durch nichts aufzuhalten!“

Und die glücklichen Erfolgreichen haben diesen unterirdischen Gesellschafts-Stream, diese Zeitgeistquelle zufällig dann mal angestochen. Dafür spricht, dass die meisten Erfolgreichen berichten, „von der plötzlich herausschießenden Welle des Erfolgs selber vollkommen überspült worden zu sein … Sie hatten doch eigentlich nur mal … Wer konnte denn so was ahnen??“ Weil nämlich der launische Publikumsgeschmack sich zwar permanent im Untergrund entwickelt, aber erst dann offen anspringt, wenn er eine passende Resonanz im Außen findet. Das kann ein Song von Madonna sein, ein iPhone, ein Facebook-Account, ein Band von Harry Potter, eine Designerjeans oder eine Zigarettenmarke. Es ist etwas, über das sich das Publikum in ihrem aktuellen Zeitgeist identifizieren, angleichen und ausdrücken kann.

So, nun stelle man sich aber nur mal vor, unsere Madonna habe plötzlich keine Lust mehr auf blonde Haare … Sich in so einer Position des Welteigentums das Platinblond einfach rauswachsen zu lassen, kann man dann aber mal vergessen. Denn wenn unsere Madonna jetzt eine andere Haarfarbe will, benötigt sie aber auch eine Änderung, in der Philosophie und in der Stilrichtung. Ansonsten kauft das Publikum ihr die Veränderung nicht ab und wird sie prompt fallen lassen. Einfach, weil sie 1. nicht mehr „unsere Madonna“ ist und 2. sie dabei dann auch nichts Neues bringt. Großer einseitiger Erfolg ist irgendwann immer unverbrüchlich mit dem Aussehen und dem Auftreten der Person verbunden. Der Star wird zum Symbol seines eigenen Erfolges und zugleich sein Sklave und Schatten. Die Person verschwindet quasi hinter der Leuchtkraft des Symbols, das überhaupt erst den Erfolg geschaffen hat. Viele tragische Geschichten gibt es, in denen das Symbol die eigentliche Person dahinter schließlich vollkommen verschlang. Denn das Publikum lässt ein geliebtes Symbol nicht mehr los, egal, wie sehr der Protagonist dahinter auch strampeln mag! Um die vierzig herum scheinen viele Menschen diese Art der Selbstgeißelung dann nicht mehr zu ertragen und brechen schließlich aus. Marylin Monroe versuchte sich vergeblich, in die ernste Schiene zu verlegen und das dumme Blondinenimage abzustreifen. Sie überlebte die Metamorphose nicht und tötete sich schließlich selber. Prinzessin Di sattelte auf Charity-Queen und Popprinzessin um und machte mit ihrer privaten Flucht in die Öffentlichkeit die Gier nach intimen Einblicken nur noch schlimmer. Romy Schneider litt „unter dieser verdammten Kaiserin, die wie Zuckerwatte an mir klebt …!“, schaffte den Sprung in die ernste Schiene auch nicht und ging schließlich in den Freitod. Ihr folgte Sylvia Seidel, die aus dem jugendlichen Schatten der Ballettmaus „Anna“ nicht mehr heraustreten konnte. Losgelassen hat das Publikum, trotz des Todes ihrer Stars, bis heute keines ihrer vielen, tragischen Symbole – egal, wofür die Inhaber eigentlich selber hatten stehen wollen …

Nur zwei Extremfälle bringen das Publikum zum Loslassen. Erster Extremfall: Veränderungen ohne Verbesserungen. Wie zum Beispiel Prince und Vaya con Dios, die sich so lange umbenannten, bis keiner mehr durchblickte. Oder Gloria von Thurn und Taxis, die Berühmtheit durch ihre unbedachten verbalen Schnaxeleien sowie ihr schräges Outfit erlangte – und die mit Pottschnitt und Perlenkette keine müde Schlagzeile mehr wert ist. Der zweite Extremfall endet oft tragisch: mit Misserfolg. Rex Gildo realisierte erst in den Neunzigern, dass er kein Comeback hatte, sondern dass die Leute ihn auslachten – und stürzte sich in den Tod. Ebenfalls ein Ende setzte sich einer der beiden Brüder von Milli Vanilli, der den Spott nicht ertrug. Als bei einem Auftritt nämlich das Playback hängen blieb, wurde allen klar, dass da mal wieder Frank Farian trällerte und die süßen Jungs einfach nur gut zucken konnten. Man kann es nun natürlich auch übertreiben mit der Erfolglosigkeit …

Das zumindest heißt aber in unserem Sinne, den Erfolg mal richtig zu gebrauchen: um sich damit nach Leibeskräften psychisch zu ruinieren. Und sei es nur, damit man den Rest seines Lebens dann was vorhat: über den verlorenen Erfolg zu jammern! Nichts führt schneller in die Erfolglosigkeit als ein vorangegangener, nicht mehr wiederholbarer Erfolg! Je jünger man im Fall des Erfolges ist und desto psychisch ungefestigter, umso härter trifft einen dann die Abkehr des Publikums. Je überraschender das Unvermeidliche dann eintritt, umso nachhaltiger ist schließlich der Absturz. Und wer nicht schon gleich mit dem Erfolg beigebracht kriegt, dass er sich mit einer zu guten Rolle lebenslang auch gleich selber verbrennt, muss zwangsläufig am Erfolg scheitern. Einige wenige nur haben es begriffen: Sean Connery stieg nach nur sechs Folgen als „Agent 007“ aus – und blieb dennoch für immer der James Bond. Bully Herbig hat es kapiert – und wird dennoch immer „Winnitouch“ bleiben. Daniel Radcliff zum Beispiel hat es bisher nicht mal probiert. Ihn sich als Chefarzt in einer Krankenhausserie vorzustellen ist schwierig, denn man erwartet ja trotz Gummihandschuhen und Skalpell trotzdem jeden Moment das Auftauchen von Lord Voldemort …

Das Fazit ist: Erfolg nervt! Erfolg ist superanstrengend. Erfolg ist launisch. Erfolg macht süchtig. Erfolg macht Stress. Erfolg ist gefährlich für die psychische und physische Gesundheit. Erfolg marodiert die moralische Integrität. Erfolg macht bei seinem Scheitern dann möglicherweise erst richtig unzufrieden. Erfolg rückt einen aus der entspannten Anonymität mitten in das Leben als öffentliches Eigentum. Erfolg macht uns zum Sklaven seiner eigenen Erfolgsprinzipien, Erfolg muss immer gesteigert werden, und so beherrscht er schließlich vielleicht sogar unser Leben. Erfolg macht uns zum Eigentum von anderen, deren Bedürfnisse wir erfüllen sollen. Mit Erfolg hast Du Probleme, die sich meistens nur um den Erfolg selber drehen und die Du ohne Erfolg niemals gehabt hättest. Erfolg kann den Charakter verdrängen und sogar ersetzen. Erfolg sagt uns, wer wir sind. Erfolg hält uns oft da fest, wo wir einmal erfolgreich waren. Erfolg hält uns davon ab, wichtige Fragen zu stellen. … Fragen wie: Wer bei Verstand könnte so was eigentlich wollen?!

Nach dieser Aufstellung ist selbst dem größten Löffel klar: Erfolg macht überhaupt keinen Spaß, außer in dem Moment, wo er sich dann endlich warm über einen ergießt! Aber dieser Moment ist kurz, und das war noch die gute Nachricht. Die schlechte ist: Er währt auch nicht lang. Er dauert nicht an und er trägt mysteriöserweise auch nicht. Er verraucht wie ein goldener Schatten und hinterlässt ein Gefühl von schaler Leere. Er macht süchtig nach diesem tollen Gefühl, das die Leere wieder auffüllen soll – und so beginnen wir dem Erfolg schließlich nachzulaufen wie ein Junkie dem nächsten Schuss …

Jeder muss sich also zwingend an irgendeiner Stelle seines Lebens fragen: „Was will ich erreichen?“ und „Will ich Erfolg haben?“ Da er dann sowieso schon in der Sprechstunde bei sich selber sitzt: „Was bedeutet Erfolg denn für mich?“ Wer irgendwo ganz nebenbei mal entschieden hatte, dass er keinen Erfolg braucht und auch keine genaue Ahnung hat, was Erfolg bedeutet, der ist auf dem richtigen Weg in die erfolgreiche Erfolgsvermeidung und unser Kunde! So wie man einen Erfolg minutiös festlegt, sollte auch erfolgreiches Erfolglossein lückenlos geplant und sauber durchgeführt werden. Larifari könnte dazu führen, dass man doch unversehens einmal mit einer tollen Idee irgendwo auf der Startrampe zum Erfolgsorbit landet. Da es allerdings äußerst unflott ist, heutzutage keinen Erfolg haben zu wollen, sollte man sich nicht öffentlich als Erfolgsverweigerer denunzieren. Das führt nur in jede Menge fruchtlose Diskussionen und eventuell zur Herabsetzung Eurer Wertschätzung bei anderen.

Gebt Euch selber und dem Außen stets den Anschein harter Arbeit und verbissener Überzeugung! Alles in diesem Ratgeber ist dergestalt angelegt, dass niemandem (am wenigsten Euch selber) je auffallen muss, was Ihr da eigentlich gerade tut. Das kurzfristige Ziel ist es auf jeden Fall, Eure Vorstellungen zu verwirklichen, nur dass es dann eben zu … so Sachen kommt!

Zu Beginn einige Erfolgsregeln, die in jeder Lektion dringend zu beherzigen sind:

Das langfristige Endziel (Beispiel: „fitter werden“) muss Euch stets in klaren Umrissen unsichtbar bleiben und einen Untertitel wie „Jetzt schau’n wir doch erst mal!“ haben. Je unklarer Euch das Ziel selber ist, umso authentischer können die heimlichen Vermeidungsstrategien ausgerichtet werden.

Die kurzfristigen Ziele (Beispiel: „Erst mal die Ausrüstung kaufen!“) sollten Euren Fokus stets vollkommen vereinnahmen. Sie müssen mit dem Endziel nichts zu tun haben, lose Assoziationsbrücken reichen daher völlig.

Zu beachten ist, dass Ihr Euch in nicht zielgerichteten Handlungsimpulsen erschöpfen könnt. Stets „irgendwas im Außen“ sollte Euch spontan steuern, auf das Ihr jetzt dringend reagieren müsst. (Beispiel: „Mein Computer spinnt, dabei geht die eBay-Auktion für die Turnschuhe meines Lebens bald zu Ende!“)

Sehr gut ist es, wenn in die Erreichung Eurer eigenen Ziele andere Personen mit eingebunden werden, die keine eigenen Interessen verfolgen, die meistenteils planlos und bestenfalls sogar verrückt agieren. Gut geeignet sind Leute, die keine Ahnung, keinen Drive und keinen Bock haben. Das führt zu vielen Projektgesprächen, die hinterher dann allen immer unheimlich viel gebracht haben.

Fragt viel um Rat! Informationen kann man niemals genug haben, sammelt daher alle Informationen, die Ihr nur bekommen könnt. Meidet allerdings die Fachleute, die wollen Euch immer nur was verkaufen! Geht zu Leuten, die eine kritische, negative Einstellung zum Leben, zu Eurem Thema oder zu Euch selber haben. Sie nennen sich gerne „Bedenkenträger“. Umgebt Euch dringend mit vielen Bedenkenträgern! Sie allein werden Euch ungeschminkt die Wahrheit über Euer Vorhaben sagen.

Eine Möglichkeit ist es allerdings auch, Euch vorsichtshalber mal gar nicht zu informieren. Jeder weiß schließlich, dass neue Informationen Euch meistens nur noch mehr verwirren. Außerdem sind sie überflüssig, wenn Ihr ja sowieso schon wisst, was Ihr wollt! (Beispiel: „fitter werden“).

Zeigt jedem ungeprüft Eure ersten Ergebnisse und bittet um aufrichtige Kritik. Insbesondere die Bedenkenträger oder Leute, die Euch nicht wohlgesinnt sind, sollten dringend ausführlich Stellung nehmen. Nur hier seid Ihr vor Schleimerei und falscher Bestätigung sicher.

Kritik ist immer ernst zu nehmen, auch ungebetene oder von Leuten, die Euch erwiesenermaßen nicht mögen. Immerhin haben die sich jetzt ja auch die Mühe gemacht, Euch zu kritisieren. Kritik zeigt unmissverständlich auf, dass Ihr gerade auf einem vollkommen falschen Weg seid! Alles zurück auf Anfang, geht nicht über Los, zieht keine …

Beharrlichkeit heißt nur, dass jemand zu unflexibel war, mal den Kurs zu ändern. Glaubt bloß nicht, was so über Konsequenz und Kontinuität verbreitet wird! Das Leben ist nun mal ständige Veränderung! Darum solltet Ihr auch alles immer wieder jeder neuen Vorstellung, Anregung, Kritik, Idee und jedem auftauchenden Zweifel zeitnah anpassen.

Wenn es dann schiefgeht, preist intensiv den Tag, an dem Ihr beschlossen hattet, Gott sei Dank nichts weiter zu beschließen. „Als hätte ich es nicht wieder geahnt!“ – Achtet auf Eure Eingebungen diesbezüglich, die würden Euch niemals täuschen.

Es liegt an dieser Stelle natürlich nahe, Euch sowieso mal gleich Zielen zuzuwenden, die das Scheitern schon inkludiert haben. Bitte dann aber dergestalt, dass Ihr davon vorher nichts bemerken musstet, dann hinterher aber bescheiden Eure guten Instinkte rühmen könnt …

Im Falle des Scheiterns stellt Euch bitte keine Fragen in Richtung auf den Sinn oder das große Ganze. Sucht besser die Schuld „in den Umständen“, bei den anderen, im eigenen Fehlverhalten und in der eigenen Unzulänglichkeit. Das hält dann auch das Selbstwertgefühl und den Risikoindex dezent in Schach.

Stürzt Euch, ohne Zeit an einen Trauerzyklus oder tiefgehende Überlegungen zu verschwenden, sofort wieder ins Getümmel und versucht, die erlittenen Fehler auf einem höheren Niveau zu wiederholen.

Wisst immer: Egal, was passiert ist, Ihr habt einfach nur noch nicht genug getan! Die Lösung hat 100%ig gestimmt, allein die Dosis war noch zu gering … Nur nicht nachlassen jetzt!

Schuld an allem, was Euch Negatives widerfährt, sind immer die Umstände oder die anderen!

Es gibt aber noch so viel mehr zu lernen! Ich habe jedes Kapitel jeweils einem GESETZ unterstellt und dieses in verschiedene Regeln gegliedert. Innerhalb des Textes sind kleine Merke-Regeln eingestreut, die bei Beherzigung eine Menge Unklarheit und so kräftezehrendes, wie auch zeitraubendes Durcheinander erzeugen können. Und das ist es, worauf es eigentlich im Kern ankommt: Durcheinander, Vergeblichkeit, Enttäuschung! Das allgemeine Alltagschaos, sinnloses Krisenmanagement, geistverwirrende Romanzen und der alles fordernde Job haben nur einen einzigen Zweck: Durcheinander zu erzeugen! Manchmal folgt über alle Ebenen des Lebens dann so viel Durcheinander, dass der Akteur sich schließlich irgendwann mit einer Sucht, einem Unfall, einer Krankheit oder einem Burnout lieber erst mal selber vom Platz schickt …

Das Ziel, das es bei erfolgreicher Erfolglosigkeit anzupeilen gilt, ist kein statisches, es ist ein Prozess. Und wie wir alle ja wissen, haben Prozesse keinen Anfang und kein Ende, die passieren einfach – und wir sind dann eben irgendwie mittendrin! Wir haben ein Ziel, wenn auch kein klar erklärbares, wir wollen es ja auch nicht so genau wissen! Wir wollen zum Beispiel gerne unliebsamen, traumatischen Erkenntnissen ausweichen oder komische Gefühle vermeiden. Wir sind immer unterwegs, leider eben nur in relativ zielloser Bewegung, weil die Bewegung im Prozess an sich ja schon das Ziel ist … Wie sich das früher mal in meinem speziellen Fall ausgewirkt hat, soll Euch unterhalten, amüsieren, bestärken, nachdenklich machen und Euch nach besten Kräften zum Lachen bringen!

Es ist hier nur ein kleiner Teil möglicher Spielarten zur Erfolgsvermeidung vorgestellt. Im Endeffekt kann man jeden Prozess dazu benutzen, sich unglücklich und erfolgreich unwirksam zu machen. Damit werden dann Defizite in Selbstwert und Selbstliebe ebenso zu kompensieren versucht wie fehlender Mut zum eigenen Lebensentwurf.

Jede Art einer Übertreibung enthält schon in sich den Keim der Erfolglosigkeit, denn gerade das Herausfinden und Halten der richtigen Dosis ist ein wichtiger Meilenstein bei der Erreichung eines jeglichen Erfolges.

Das vorliegende Buch richtet sich eher an die weibliche Leserschaft, da besonders auch „typisch weibliche“ Mechanismen der Erfolgsvermeidung, der Übertreibung und des irregeleiteten Denkens hier ausführlich beschrieben werden.

Ich wünsche euch jedenfalls viel Freude mit meinem wirklich schlecht gemeinten Ratgeber! Wenn ihr euch doch zum Erfolg entschlossen haben solltet, macht bitte einfach das Gegenteil von dem, was ich euch hier rate ☺.

Gotts sei mit euch!

Eure Nicole Diercks

Kapitel 1

Die Anti-Waltons

„Die Waltons“ ist eine US-amerikanische Familienserie, die in Deutschland 1975–1977 mit 65 Folgen jeden zweiten Sonntag um 18:10 Uhr lief. Die Serie beschrieb in Tagebuchform, aus der Sicht des ältesten Sohnes John-Boy (mit einer entsetzlichen Riesenwarze auf der Backe), das Leben einer Baptisten-Großfamilie. Diese umfasste drei Generationen in einem Blockhaus mit Sägewerk am Waldrand in Virginia zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1930–1940). Der Familienzusammenhalt war ihnen stets alles und Konflikte ergaben sich immer nur von außen. Jede Episode endete damit, dass man das nächtliche Haus in der Totalen sah und nun nacheinander die Lichter ausgingen. Es wurde ein kurzer Gutenachtdialog zwischen einzelnen Mitgliedern geführt, welcher zumeist endete mit: „Gute Nacht, John-Boy“ – „Gute Nacht, Elizabeth“ – „Gute Nacht, Jim-Bob“ … Nun sagt doch mal selbst: Sind sie nicht alle zuckersüß???

Davon träumte ich, das war meine Traumfamilie! Die Waltons, einer für alle und alle für das Sägewerk! Das Interesse, die Liebe und die Achtung für jeden Einzelnen war stets spürbar und auch die Not verhärtete den Waltons niemals die Herzen. Bisher hatte ich meine eigene Familie ja immer als normal empfunden, aber dann lernte ich die Waltons kennen! So gehörte das eigentlich! So eine Familie wollte ich auch haben! Wir dagegen waren allesamt wohl mal irgendwie leicht vom Kurs abgekommen … Aber jetzt griff ich ja ein und es konnte doch noch alles gut werden!

Merke: Es gibt keinen Unterschied zwischen Realität und dargestellter Realität.

Es war ja alles da, um loszulegen, was spontan fehlte, waren eigentlich nur noch ein paar Geschwister, der Wald, das Sägewerk und die Dachkammer.

Aber das Leben ist nun mal nicht perfekt, wir würden eben improvisieren müssen!

Merke: Mit dieser Phrase kann man jeden nur denkbaren Mist erklären. Mit der „Das Leben ist nun mal nicht perfekt“-Phrase ist es a. möglich, inakzeptable Umstände in einfach eben „nicht perfekte Umstände“ zu transformieren, und b. so zu tun, als könne man damit trotzdem noch irgendwas anfangen.

Nun muss ich mal kurz anmerken, dass ich zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung neun Jahre alt war (mein Bruder war dreieinhalb). Es handelte sich also um eine höchst emotionale, kindliche Prägung, die ungefiltert auf eine höchst beeindruckbare Seele tröpfelte. Das könnte vielleicht auch ihre Hartnäckigkeit erklären. Da saß ich also mit brennendem Herzen und erlebte es in Farbe: Es geht auch anders! Es könnte auch alles ganz anders sein!

Merke: Es könnte immer alles ganz anders sein. Zum Beispiel noch schlimmer.

1. GESETZ: Die Relativierung der Realität

Man unternehme niemals eine Trennung zwischen dem Denkbaren und dem Machbaren.

Man vermeide strikt, seine Vorstellungen mit den herrschenden Umständen in Einklang zu bringen.

Man ignoriere oder bekämpfe die Realität, soweit es irgend möglich ist. Notfalls, indem man alle anderen und schließlich auch sich selber für verrückt erklärt.

Wenn man der Theorie anhängt, dass das Denkbare stets auch immer das Machbare ist, landet man zielsicher irgendwann immer im Off damit. Je weniger man zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden vermag, umso besser kann man diesen Irrtum zementieren: Denn was man beim Betrachten der Fiktion fühlt, ist ja wohl echt! Die dargestellten Werte rufen ja wohl eine echte Identifikation hervor! Und was sich echt anfühlt, kann auch nur echt sein, Qued!

Merke: Je mehr Leute etwas auf ähnliche Weise fühlen, umso höher wird der Wahrheitsgehalt.

Gefühle sind gute Ratgeber, und das gilt umso mehr, wenn man ihre Quelle nicht zweifelsfrei ausmachen kann. Dann sind sie nämlich Intuition, Bauchgefühl oder sogar Visionen – und so was sollte man keineswegs einfach ignorieren!

Merke: Wenn Gefühle plötzlich, heftig und dann auch noch beidseitig auftreten, handelt es sichimmerum göttliche Eingebungen.

Am besten hängt man sein Sinnen und Trachten an etwas Fiktives, das die eigenen Werte widerspiegelt. Das erzeugt dann einen herrlichen Knoten, in dem sich die Gefühle, welche fiktive Ereignisse ausgelöst hatten, mit dem eigenen Leben irgendwie miteinander verknäulen. Cool. Übrig bleibt die resignierende Erkenntnis: Es könnte ja auch alles ganz anders sein …!

Meine persönliche Realitätsignoranz war schon früh hoch ausgebildet, wahrscheinlich bin ich ein Naturtalent. „Mutti“ hatte übrigens einen ähnlichen Traum wie ich, zumindest quantitativ.

Merke: Träume kann man sich mit etwas Mühe immer so beibiegen, dass sie überall dann doch noch irgendwie reinpassen.

Göttin ihres Traumes war Ruth Leuwerik mit ihrer vielköpfigen Kinderschar. Sieben Kinder hatte auch „Mutti“ eigentlich haben wollen, Zwillinge inklusive. Der Älteste ist Architekturstudent, und wenn der dann (aller Mode zum Trotz immer noch mit Horst-Frank-blondem Existenzialisten-Haarschnitt) nach Hause kommt, öffnet „Mutti“ ihm in einer blütenweißen Rüschenschürze die Tür zum heimischen Anwesen. Dann ruft er über seinen ganzen Papprollen glücklich aus: „Hallo, Mutter! Wo sind die Zwillinge?“ Als hätte er keine Ziele im Leben: Wo sind die Zwillinge?! Fragte er das, weil sie ihm die Reifen aufgeschlitzt hatten? Kam er mit seinem ganzen Zeug angelatscht, weil er gerade Vadders Auto besoffen breitgemacht hatte? Oder war er wegen der schicken Haartolle einfach nur von der Straße abgekommen? Trotzdem: Wollten wir denn nicht eigentlich dasselbe, bis auf die Sache mit der Frisur vielleicht?

Merke: Was unsere Träume angeht, wollen wir eigentlich immer alle dasselbe. Bis auf die Frisur vielleicht.

Das Wenige aus ihrer Traumfamilie erzählte sie stets mit dem gleichen glasigentrückten Blick, in dem immer gleichen Wortlaut. Es gab keine emotionale Botschaft dazu oder so was wie einen Mittelteil. Oder ob der geplante Erzeuger dieses Spektakels in die Pläne damals überhaupt mal grob eingeweiht war. Es gab nur den immer gleichen bravourösen Auftritt des gut frisierten Sohnes: „Hallo, Mutter! Wo sind die Zwillinge?“ Und der würde dann seiner kleinen Schwester immer das Fahrrad reparieren, sagte „Mutti“. Hatte ja auch sonst keine Ziele, der Gute – außer der Frisur vielleicht mal. Ich konnte es nicht benennen, aber mich befielen stets ungute Gefühle dabei. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn ich war offenbar eine einzige Enttäuschung. Ich war kein erstgeborener Sohn, meine Haare waren fusselig und sahen irgendwie immer scheiße aus, und ich konnte auch kein Fahrrad reparieren. Zum Architekten würde ich es mit meiner Dyskalkulie niemals bringen und ich hätte es mit den ganzen Papprollen nie unfallfrei nach Hause geschafft. Die Hälfte wäre serienmäßig im Bus alleine weiter bis in den Verwahrhof gegondelt, und ich hätte den Job verloren, wie peinlich! Ich fühlte mich sogar schlecht, weil ich es nur auf einen einzigen jähzornigen Bruder gebracht hatte. Da war ja nun so gar nichts von Contenance, Haartolle und intellektueller Überlegenheit zu sehen!

Merke: Sich für Dinge verantwortlich, besser noch schuldig zu fühlen, an denen man keinerlei Anteil hat, ist sehr produktiv für die Erfolglosigkeit. Es passiert ständig irgendwas oder ist schon passiert, da sollte man sich dringend einmischen.

Wir hatten es also alle beide voll vercheckt: Ohne Extensions und Haarlack würde ich es nicht mal auf eine müde Föhnwelle bringen, und was meinen Bruder anging: Aus dem konnte man ganz sicher keinen Architekten machen! Man stellte sich nur vor, wie der Herr Architekt sich mit rot-violetter Rübe kreischend am Boden wälzte, während der völlig zerfetzte Bauplan sich sachte im Luftzug bewegte. Ahnungslos Hereinkommende traf dann spontan ein tieffliegender Winkelmesser an der Stirn, und das Letzte, was der Kollege im Zusammenbrechen dann noch wahrnehmen könnte, wäre der in das Reißbrett tief eingerammte Zirkel … Entweder mussten wir was Passendes adoptieren oder ich musste mich einfach mehr anstrengen! Es stellte sich raus: Eine Adoption kam nicht infrage, die Sache schien doch wieder mal lückenlos an mir hängenzubleiben.

Merke: Diesen Eindruck zu prägen kann man nicht früh genug anfangen. Wer – wenn nicht Ihr???