Essenz des Vajrayana - Geshe Kelsang Gyatso - E-Book

Essenz des Vajrayana E-Book

Geshe Kelsang Gyatso

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Beschreibung

Mit diesem Buch erläutert der Ehrwürdige Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche mit Klarheit und Genauigkeit, wie wir die erhabenen Meditationen des Heruka Körpermandalas üben können und dadurch allmählich unsere gewöhnliche Welt und unsere gewöhnlichen Erfahrungen in die eines Buddha, eines vollerleuchteten Wesens, verwandeln. Dem folgen definitive Anleitungen zu den Vollendungsstufenübungen, die uns direkt zum höchsten Glück der vollen Erleuchtung in diesem einen Leben führen können. Ein Schatz praktischer Anleitungen für diejenigen, die ernsthaft daran interessiert sind, dem tantrischen Pfad zu folgen. Die erste vollständige Erklärung der Höchsten Yoga Tantra Praxis des Heruka Körpermandalas auf Deutsch. Erhabene Methoden, um unseren gewöhnlichen Geist zu verwandeln und reine, selbstlose Freude zu erlangen. Die eigentliche Methode, um das höchste Glück der vollen Erleuchtung in diesem Leben zu vollenden. "Im Allgemeinen ist Vajrayana der eigentliche schnelle Pfad zur Erleuchtung, doch ob wir durch die Praxis des Vajrayana schnell Erleuchtung erlangen oder nicht, hängt davon ab, dass wir starkes Vertrauen in die Anleitungen haben sowie ein klares Verständnis ihrer Bedeutung. Und ob wir die Verwirklichungen des Heruka Körpermandalas, die eigentliche Essenz des Vajrayana, erlangen, hängt von unserem starken Vertrauen in die Anleitungen ab und dem klaren Verständnis ihrer Bedeutung. Dann sollten wir mit einer reinen Motivation, frei von selbstsüchtiger Absicht, diese Anleitungen aufrichtig und kontinuierlich üben, bis wir unser letztendliches Ziel erreichen." Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche

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Über den Autor

Der Ehrwürdige Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche ist ein vollkommen verwirklichter Meditationsmeister und international anerkannter Lehrer des Buddhismus, der den Weg für die Einführung des modernen Buddhismus in unsere heutige Gesellschaft ebnete. Er ist der Autor von 23 hochangesehenen Büchern, die die alte Weisheit des Buddhismus in vollkommener Weise in unsere moderne Welt übertragen. Des Weiteren ist er der Gründer von über 1.200 Zentren und Gruppen des Kadampa Buddhismus auf der ganzen Welt.

Mehr auf www.tharpa.com/de

 

Empfohlene Reihenfolge für Anfänger, in der die Bücher des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche studiert oder gelesen werden sollten:

 

Wie wir unser Leben verwandeln

Wie wir den Geist verstehen

Freudvoller Weg

Der Spiegel des Dharma mit Ergänzungen

Das neue Herz der Weisheit

Moderner Buddhismus

Tantrische Ebenen und Pfade

Führer ins Dakiniland

Essenz des Vajrayana

Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra

Große Schatzkammer der Verdienste

Acht Schritte zum Glück – Neuausgabe

Einführung in den Buddhismus

Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen

Sinnvoll zu betrachten

Das Bodhisattva Gelübde

Allumfassendes Mitgefühl

Das neue Meditationshandbuch

Sinnvoll leben, freudvoll sterben

Ozean von Nektar

Herzjuwel

Das klare Licht der Glückseligkeit

Mahamudra Tantra

 

Dieses Buch wurde unter der Schirmherrschaft des

Internationalen Tempelprojekts der NKT-IKBU 

veröffentlicht und der Verkaufserlös ist

durch diesen Fonds für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt.

Eingetragen unter VR 33517 B

Mehr dazu unter

tharpa.com/de/allen-helfen-weltfrieden

EHRWÜRDIGER GESHE KELSANG GYATSO RINPOCHE

Essenz des Vajrayana

DIE HÖCHSTE YOGA TANTRA PRAXIS DES HERUKA KÖRPERMANDALAS

Originaltitel: Essence of Vajrayana

1. Auflage 2020

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen.

Herausgeber:

Tharpa Verlag Deutschland, ein Teil des Dipankara Kadampa Meditationszentrum e.V. (VR 33517 B)

Chausseestraße 108

10115 Berlin

Der Tharpa Verlag hat überall auf der Welt Niederlassungen und Tharpa Bücher werden in den gängigsten Sprachen veröffentlicht.

Kontaktadressen siehe hier

© Deutsche Übersetzung Ehrwürdiger Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche und Neue Kadampa Tradition – Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2020

Gestaltung des Einbands: © NKT-IKBU 2020

ISBN 978-3-947058-25-9

ISBN ePub 978-3-947058-26-6

ISBN Kindle 978-3-947058-27-3

Satz: Tharpa Verlag Deutschland

Druck: PieReg Druckcenter Berlin

Inhaltsverzeichnis
Titel
Abbildungen
Danksagung
Vorwort
TEIL EINS:Erzeugungsstufe
Vorbereitende Erklärung
Schulung in den grundlegenden Übungen
Der Yoga des Gurus
Die drei Körper in den Pfad bringen
Prüfende Meditation über das Mandala und Basis-Heruka
Das Mandala und die Gottheiten des Körpermandalas erzeugen
Die eigentliche Erzeugungsstufenmeditation
Die abschließenden Übungen
TEIL ZWEI:Vollendungsstufe
Vorbereitende Erklärung
Die fünf Stufen der Vollendungsstufe
Widmung
Anhang I: Die zusammengefasste Bedeutung des Kommentars
Anhang II: Sadhanas
Befreiendes Gebet
Der Yoga von Buddha Heruka
Die neue Essenz des Vajrayana
Die Essenz des Vajrayana
Versammlung des Glücks
Vorbereitendes Juwel für Heruka Retreat
Heruka Körpermandala Feuerdarbringung
Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens
Anhang III : Das Wurzeltantra von Heruka und Vajrayogini
Anhang IV: Glückselige Reise - Wie wir ein Annäherungsretreat des Heruka Körpermandalas durchführen
Anhang V: Tabellen und Abbildungen
Tabellen der Gottheiten
Samenbuchstaben
Ritualgegenstände
Glossar
Bibliografie
Studienprogramme des Kadampa Buddhismus
Tharpa Niederlassungen weltweit
Leseempfehlungen
So finden Sie Ihr nächstgelegenes Kadampa Meditationszentrum

Abbildungen

Kommentar

Zwölfarmiger Heruka

Vajrayogini

Saraha

Nagarjuna

Shawari

Luyipa

Darikapa

Dingkiwa

Ghantapa

Dzalandharapa

Krishnapada

Tilopa

Naropa

Malgyur Lodrö Drag

Je Tsongkhapa

Je Phabongkhapa

Vajradhara Trijang Rinpoche

Einzackiger Vajra

HAM, HUM, Kurz-AH

Dorjechang Kelsang Gyatso Rinpoche(eingefügt auf Bitte vertrauensvoller Schüler)

Sadhanas

Buddha Shakyamuni

Tantrische Verpflichtungsobjekte: innere Darbringung in der Kapala, Vajra, Glocke, Damaru, Mala

Guru Sumati Buddha Heruka

Vajrasattva Vater und Mutter

Zwölfarmiger Heruka

Nada & HUM

Zweiarmiger Heruka

Vajrasattva Vater und Mutter

Zwölfarmiger Heruka

Zweiarmiger Heruka

Dorje Shugden

Khandarohi

Feuergottheit

Tabellen und Abbildungen

Tabellen der Gottheiten

Samenbuchstaben

Danksagung

Dieses Buch, Essenz des Vajrayana, ist eine vollständige und maßgebliche Erklärung der Höchsten Yoga Tantra Praxis des Heruka Körpermandalas, einer kraftvollen Methode, um volle Erleuchtung in diesem Leben zu erlangen.

Der Autor, der Ehrwürdige Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche, arbeitete unermüdlich mehrere Jahre an diesem tiefgründigen Text, in den er seine eigene unschätzbare, große Gelehrsamkeit und meditative Erfahrung einfließen ließ. Aus tiefstem Herzen danken wir ihm für seine unvorstellbare Geduld und Güte, dass er uns diesen kostbaren Kommentar gegeben hat, der westlichen Praktizierenden zum ersten Mal die Geheimnisse dieser erhabenen Praxis erschließt.

Wir danken auch all den hingebungsvollen langjährigen Dharma Schülern, die dem Autor bei der englischen Übersetzung geholfen und das endgültige Manuskript für die Veröffentlichung vorbereitet haben.

Roy Tyson

Verwaltungsdirektor

Manjushri Kadampa

Meditationszentrum

Juni 1997

Vorwort

Das Hauptthema dieses Buches, Essenz des Vajrayana, ist die Schulung in den Stufen des Pfades des Höchsten Yoga Tantra. Um authentische Verwirklichungen der außergewöhnlichen Pfade des buddhistischen Tantra zu erlangen, müssen wir uns in den allgemeinen Pfaden der Sutra Lehren Buddhas schulen, wie in den einundzwanzig Meditationen der Stufen des Pfades. Diese sind in den Büchern Freudvoller Weg und Das neue Meditationshandbuch erklärt.

Zunächst müssen wir verstehen, was Meditation ist und wie wichtig Meditation ist, um sowohl vorübergehendes Glück in diesem und zukünftigen Leben als auch das endgültige Glück der Befreiung und vollen Erleuchtung zu erlangen. Meditation ist ein geistiges Gewahrsein, das sich auf ein tugendhaftes Objekt konzentriert. Sie ist notwendigerweise geistiges Gewahrsein und kein Sinnesgewahrsein. Die Sinnesgewahrseinsarten eines Buddha sind tugendhaft, während die Sinnesgewahrseinsarten fühlender Wesen immer neutral sind. Während zum Beispiel unsere körperlichen Handlungen je nach unserer Motivation tugendhaft oder nichttugendhaft sein können, ist unser Körpergewahrsein selbst immer neutral. In gleicher Weise sind die Handlungen unseres Augengewahrseins tugendhaft oder nichttugendhaft, unser Augengewahrsein selbst ist jedoch immer neutral. Da Meditation notwendigerweise ein tugendhafter Geist ist, während unsere Sinnesgewahrseinsarten zwangsläufig neutral sind, folgt, dass wir nicht mit unseren Sinnesgewahrseinsarten meditieren können.

Ein anderer Grund, weshalb wir nicht mit unseren Sinnesgewahrseinsarten meditieren können, ist, dass für uns das direkte Meditationsobjekt das allgemeine Bild eines Objekts ist und unsere Sinnesgewahrseinsarten allgemeine Bilder nicht wahrnehmen können. Außerdem können sich Augen-, Ohren-, Nasen-, Zungen- und Körpergewahrseinsarten zwar auf Formen, Klänge, Gerüche, Geschmäcke und Tastobjekte richten, aber sie können sich nicht an sie erinnern. Da es zur Meditation gehört, sich für eine längere Zeitspanne an ein Objekt zu erinnern oder es mit Achtsamkeit zu halten, ist das einzige Gewahrsein, mit dem wir meditieren können, das geistige Gewahrsein.

Meditation ist eine geistige Handlung, oder geistiges Karma, die dazu führt, dass wir geistigen Frieden erleben. Anfangs spielt es keine Rolle, ob unsere Meditation erfolgreich ist oder nicht, da wir einfach durch das Erzeugen einer guten Motivation und den Versuch zu meditieren die Ursache für zukünftigen geistigen Frieden erschaffen. Wir Menschen brauchen gewisse Grundbedingungen wie Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Geld. Ob uns diese Dinge jedoch glücklich machen oder nicht, hängt vom Frieden unseres Geistes ab. Ist unser Geist nicht friedvoll, werden wir nicht glücklich sein, selbst unter sehr guten äußeren Bedingungen.

Meditation ist die Quelle allen geistigen Friedens und Glücks. Es stimmt zwar, dass Menschen, die nicht meditieren, und sogar Tiere gelegentlich geistigen Frieden erleben, doch das ist einzig die Folge des tugendhaften geistigen Karmas, das sie in früheren Leben erschaffen haben. Schulen wir uns in Meditation, können wir eine dauerhafte Beendigung unserer Verblendungen erlangen und dadurch den beständigen inneren Frieden der Befreiung, oder Nirvana, erleben. Wir müssen Befreiung erlangen, denn solange wir in Samsara, dem Teufelskreis von unkontrolliertem Tod und Wiedergeburt, gefangen sind, werden wir nie wirklichen Frieden und Glück finden.

Wir können den endgültigen Frieden der Erleuchtung erlangen, indem wir uns in den Meditationen schulen, die in diesem Buch erklärt werden. Wir müssen Erleuchtung erlangen, damit wir allen Lebewesen helfen können. Gegenwärtig ist unser Geist durch die innere Dunkelheit der Unwissenheit verfinstert, was uns daran hindert, die wahre Natur aller Phänomene zu sehen. Durch Schulung in Weisheit und Mitgefühl können wir diese innere Dunkelheit jedoch vollständig beseitigen. Haben wir dies einmal erreicht, werden unser sehr subtiler Körper, Rede und Geist zu innerem Licht, das die Natur allwissender Weisheit ist. Dies ist Erleuchtung, oder Buddhaschaft. Haben wir alle Dunkelheit aus unserem Geist vertrieben, so sind wir ein Buddha und sehen alle Phänomene der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft direkt und gleichzeitig. Dann sind wir in der Lage, allen Lebewesen ohne Ausnahme zu helfen, indem wir Segnungen gewähren, alles ausstrahlen, was sie brauchen, und sie entlang spiritueller Pfade führen.

Um uns zu ermutigen, uns in den Stufen des Pfades zur Erleuchtung zu schulen, sollten wir uns fortwährend an die drei besonderen Merkmale unseres menschlichen Lebens erinnern: an seine Freiheit und Ausstattung, an seine Seltenheit und an seine große Bedeutung. Aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Einschränkungen haben zum Beispiel diejenigen, die als Tier wiedergeboren wurden, keine Möglichkeit, den Pfad zur Befreiung zu verstehen und zu üben. Nur Menschen sind frei von solchen Hindernissen und haben alle «Ausstattungen» genannten notwendigen Bedingungen, um sich spirituellen Pfaden zu widmen, die allein zu immerwährendem Glück führen. Diese Freiheit und Ausstattung ist das erste besondere Merkmal, das unser menschliches Leben so kostbar macht.

Das zweite besondere Merkmal unseres menschlichen Lebens ist seine Seltenheit. Obwohl es viele Menschen in dieser Welt gibt, hat jeder von uns nur ein Leben. Jemand kann zwar viele Autos und Häuser besitzen, doch selbst der reichste Mensch der Welt kann nicht mehr als ein Leben haben und wenn dieses zu Ende geht, kann er oder sie kein anderes kaufen, sich leihen oder herstellen. Wenn wir dieses Leben verlieren, wird es sehr schwierig sein, zukünftig ein ähnlich geeignetes Leben zu finden. Deshalb ist unser menschliches Leben sehr selten.

Das dritte besondere Merkmal unseres menschlichen Lebens ist seine große Bedeutung. Nutzen wir unser menschliches Leben, um spirituelle Verwirklichungen zu erlangen, so hat unser Leben eine immense Bedeutung. Nutzen wir es in dieser Weise, dann verwirklichen wir unser volles Potenzial und schreiten vom Zustand eines gewöhnlichen, verblendeten Wesens zu dem eines vollerleuchteten Wesens, dem höchsten aller Wesen. Wenn wir dies geschafft haben, haben wir die Kraft, allen Lebewesen ohne Ausnahme zu helfen. Nutzen wir also unser menschliches Leben für spirituelle Entwicklung, können wir alle unsere menschlichen Probleme lösen und alle unsere Wünsche und die Wünsche anderer erfüllen. Was könnte sinnvoller sein?

Indem wir über diese drei Merkmale nachdenken, kommen wir zu folgendem Entschluss:

Ich werde mein Leben nicht vergeuden, da es so kostbar, so selten und so bedeutungsvoll ist. Stattdessen werde ich es so verwenden, dass es den größten Nutzen hat.

Diesen Entschluss halten wir als unser Meditationsobjekt und meditieren einsgerichtet so lange wie möglich darüber, ohne ihn zu vergessen.

Haben wir diesen tiefen Wunsch entwickelt, unserem Leben Bedeutung zu verleihen, dann fragen wir uns: «Was ist die essenzielle Bedeutung eines menschlichen Lebens?» Es kann nicht seine essenzielle Bedeutung sein, gute äußere Bedingungen zu finden, denn das können sogar Tiere. Viele Tiere sind sehr geschickt darin, Nahrung zu finden, ihre Familien zu beschützen, ihre Feinde zu vernichten und so weiter. Diese Fähigkeiten haben nicht nur Menschen. Doch nur Menschen haben die Möglichkeit, Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen. Das ist die wirkliche Bedeutung unseres menschlichen Lebens. Wenn wir dies verstehen, können wir unserem menschlichen Leben seine volle Bedeutung verleihen, indem wir die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas und den Kommentar dazu erhalten und dann diese Anleitungen umsetzen.

Im Allgemeinen ist Vajrayana der eigentliche schnelle Pfad zur Erleuchtung, doch ob wir durch die Praxis des Vajrayana schnell Erleuchtung erlangen oder nicht, hängt davon ab, dass wir starkes Vertrauen in die Anleitungen haben sowie ein klares Verständnis ihrer Bedeutung. Und ob wir die Verwirklichungen des Heruka Körpermandalas, die eigentliche Essenz des Vajrayana, erlangen, hängt von unserem starken Vertrauen in die Anleitungen ab und dem klaren Verständnis ihrer Bedeutung. Dann sollten wir mit einer reinen Motivation, frei von selbstsüchtiger Absicht, diese Anleitungen aufrichtig und kontinuierlich üben, bis wir unser letztendliches Ziel erreichen.

Geshe Kelsang Gyatso

Dallas, Texas

März 1997

Vorbereitende Erklärung

Der Kommentar zur Höchsten Yoga Tantra Praxis des Heruka Körpermandalas wird unter drei Überschriften vorgestellt:

1. Vorbereitende Erklärung

2. Erklärung der Praxis

3. Widmung

VORBEREITENDE ERKLÄRUNG

Dies hat fünf Teile:

1. Die herausragenden Eigenschaften Herukas

2. Der Ursprung dieser Anleitungen

3. Die Vorteile, diese Anleitungen zu üben

4. Beispiele früherer Praktizierender, die durch diese Anleitungen Verwirklichungen erlangten

5. Die Qualifikationen eines aufrichtigen Heruka Praktizierenden

DIE HERAUSRAGENDEN EIGENSCHAFTEN HERUKAS

Der Sanskritbegriff «Heruka» besteht aus den drei Silben «He», «ru» und «ka». «He» lehrt die Leerheit von Phänomenen im Allgemeinen und «ru» die Leerheit von Personen im Besonderen, zusammen enthüllen sie die Leerheit aller Phänomene. «Ka» bezieht sich auf die Vereinigung von Herukas Geist großer Glückseligkeit und der Leerheit aller Phänomene. Diese Vereinigung ist Herukas Wahrheitskörper. Ein Ich, oder Selbst, das auf diesen Wahrheitskörper zugeschrieben wird, ist der definitive Heruka, die wirkliche Natur Buddha Herukas. Er kann nur von Buddhas gesehen werden.

Eine andere Bezeichnung für Heruka ist «Chakrasambara». «Chakra» bedeutet Rad und bezieht sich in diesem Zusammenhang auf das «Rad» aller Phänomene. «Sambara» bedeutet höchste Glückseligkeit, die «spontane große Glückseligkeit» genannt wird. Zusammen offenbaren «Chakra» und «sambara», dass wir, wenn wir das Heruka Tantra üben, eine tiefgründige Verwirklichung erlangen, die alle Phänomene als von einer Natur mit unserem Geist großer Glückseligkeit erfährt. Diese Verwirklichung beseitigt direkt subtile dualistische Erscheinungen aus unserem Geist und aufgrund dessen werden wir schnell der definitive Heruka.

Um vom Glück begünstigte Schüler in einem Leben zum Zustand Buddha Herukas zu führen, manifestierte Buddha Vajradhara sein Mitgefühl in Form des interpretativen Heruka, der einen blaufarbigen Körper, vier Gesichter und zwölf Arme hat und seine Gefährtin Vajravarahi umarmt. Den Zustand Buddha Herukas zu erlangen hängt davon ab, die zwölf in abhängiger Beziehung stehenden Glieder Samsaras aufzugeben, indem wir die Verwirklichungen der vier Tore der Befreiung erlangen. Insbesondere hängt es davon ab, dass wir die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit verwirklichen. Dies wird durch Herukas zwölf Arme, seine vier Gesichter und seine Umarmung mit Vajravarahi symbolisiert.

Es ist möglich, dass diejenigen, die die tiefe Bedeutung der Vajrayana Lehren Buddhas nicht verstehen, sich mit Herukas zornvollem Aspekt unwohl fühlen. Solche Praktizierenden müssen verstehen, dass alle Phänomene insofern gleich sind, als ihnen inhärente Existenz fehlt. In endgültiger Wahrheit, Leerheit, gibt es keine zornvollen oder friedvollen Aspekte, da alle Phänomene von einer Natur sind. Deshalb gibt es für diejenigen, die ein tiefes Wissen von endgültiger Wahrheit besitzen, keine Grundlage, unangenehme Gefühle zu entwickeln, wenn sie abstoßende Objekte wahrnehmen, da sie erkennen, dass es letztendlich keine wahrhaft existenten abstoßenden oder anziehenden Objekte gibt. 

Obwohl zum Beispiel Herukas lange Halskette aus Menschenköpfen echt zu sein scheint, ist sie in Wirklichkeit eine Manifestation der allwissenden Weisheit Herukas. All die verschiedenen Merkmale von Herukas Körper sind bloße Manifestationen seiner allwissenden Weisheit und existieren nicht außerhalb seines Geistes. Für vertrauensvoll Praktizierende jedoch ist die Visualisierung des zornvollen Aspekts Herukas eine kraftvolle Methode, um schnell seine Segnungen und seinen Schutz zu erhalten. Aus diesem Grund und auch um in sichtbarer Weise zu zeigen, wie man auf dem gesamten Pfad von Sutra und Tantra fortschreitet, strahlte Buddha Vajradhara die zornvolle Gottheit Heruka aus.

Buddha Vajradhara, Buddha Shakyamuni und Buddha Heruka sind die gleiche Person, lediglich in einem anderen Aspekt. Als Buddha das Dharma Rad des Sutra drehte, erschien er in der Form eines Ordinierten. Als er das Dharma Rad des Tantra drehte, erschien er in der Form von Vajradhara, und als er das Dharma Rad des Heruka Tantra drehte, erschien er in der Form von Heruka.

Heruka ist Buddhas Geist des Mitgefühls, der sich als Form manifestiert. Nur Buddhas können ihren Geist als Form erscheinen lassen. Wir fühlenden Wesen können das nicht, denn unser Körper und Geist sind unterschiedlicher Natur. Buddhas Geist und Körper jedoch sind die gleiche Natur und deshalb geht ihr Körper überall dort hin, wo ihr Geist hingeht. Wir nehmen immer eine Kluft wahr zwischen unserem Geist und seinem Objekt. Dies ist eine fehlerhafte Wahrnehmung, oder fehlerhafte Erscheinung. Da sie diese fehlerhafte Wahrnehmung vollständig aufgegeben haben, können Buddhas ihren Geist als Form erscheinen lassen, zum Beispiel in der Form von Lebewesen und als unbelebte Objekte. Aus diesem Grund heißt es, dass die Emanationen Buddhas das ganze Universum durchdringen.

Buddhas Geist der allwissenden Weisheit hat siebenunddreißig Teile, die als seine «siebenunddreißig Verwirklichungen, die der Erleuchtung förderlich sind» bekannt sind. Diese siebenunddreißig Verwirklichungen erscheinen in der Form der siebenunddreißig Gottheiten von Herukas Mandala. Normalerweise sprechen wir von zweiundsechzig Gottheiten in Herukas Mandala, doch wenn wir jede Vereinigung von Vater und Mutter als eine Gottheit zählen, dann sind es siebenunddreißig Gottheiten. Die siebenunddreißig Verwirklichungen der Bodhisattvas, die der Erleuchtung förderlich sind, sind ursächliche Pfade und die siebenunddreißig Verwirklichungen der Buddhas sind resultierende Pfade. Eine allgemeine Erklärung dieser siebenunddreißig Verwirklichungen findet sich im Buch Ozean von Nektar. 

DER URSPRUNG DIESER ANLEITUNGEN

Diese Anleitungen wurden von Buddha ursprünglich auf Bitten von Vajrapani und Vajravarahi gelehrt. Buddha lehrte drei Wurzeltantras und fünf Erläuterungstantras von Heruka. Die drei Wurzeltantras sind: Ausführliches Wurzeltantra, das 300 000 Strophen hat, Mittleres Wurzeltantra, das 100 000 Strophen hat, und Zusammengefasstes Wurzeltantra, das einundfünfzig Kapitel hat. Von diesen wurde nur das letzte aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt. Die fünf Erläuterungstantras sind Kommentare zum Zusammengefassten Wurzeltantra. Es sind: Vajradaka Tantra, Abhicharya Tantra, Mukha Tantra, Sarwacharya Tantra und Kleines Sambara Tantra.

Später schrieben große indische buddhistische Meister wie Luyipa, Ghantapa und Krishnapada Kommentare zu diesen Wurzel- und Erläuterungstantras, ebenso wie viele spätere tibetische Meister. Je Tsongkhapa schrieb einen sehr gesegneten und berühmten Kommentar zum Wurzeltantra von Heruka mit dem Titel Klare Erhellung aller verborgenen Bedeutungen und einen Kommentar zur Heruka Sadhana, einem rituellen Gebet für spirituelle Erlangungen, mit dem Titel Dö jo, was «Wunscherfüllend» bedeutet. Später schrieben auch andere Lamas wie Je Phabongkhapa auf der Grundlage der früheren indischen und tibetischen Schriften besondere Kommentare. Dieser Kommentar Essenz des Vajrayana wurde vor allem für heutige Praktizierende geschrieben und beruht auf den Anleitungen Je Tsongkhapas und meines gütigen Wurzelgurus Vajradhara Trijang Rinpoche. 

Traditionell gibt es drei Systeme, um die Anleitungen des Heruka Tantra zu üben: das System gemäß Luyipa, das System gemäß Krishnapada und das System gemäß Ghantapa. Ghantapas System hat zwei Anleitungen: die Anleitung zum äußeren Mandala der fünf Gottheiten Herukas und die Anleitung zum inneren Mandala der zweiundsechzig Gottheiten des Heruka Körpermandalas. Dieser Kommentar Essenz des Vajrayana beruht auf letzterer. Die Überlieferungslinie dieser Anleitungen ist vollkommen ungebrochen. 

DIE VORTEILE, DIESE ANLEITUNGEN ZU ÜBEN

Das Zusammengefasste Wurzeltantra lobt die besonderen Eigenschaften von Heruka Praktizierenden. Es heißt, dass alle Helden und Heldinnen, die in den vierundzwanzig Stätten wie Puliramalaya und Dzalandhara wohnen, in den Körper aufrichtig Praktizierender eintreten, ihre Kanäle, Tropfen und Winde segnen, sodass sie Verwirklichungen spontaner großer Glückseligkeit erlangen, die der eigentliche schnelle Pfad zur Erleuchtung sind. Da diese Helden und Heldinnen Emanationen von Heruka und Vajravarahi sind, ist ihr Körper die gleiche Natur wie ihr Geist und kann überall dort hingehen, wo ihr Geist hingeht, unbehindert von physischen Objekten. Deshalb können zahllose Helden und Heldinnen tatsächlich in den Körper aufrichtig Praktizierender eintreten und ihre Kanäle, Tropfen und Winde segnen. Tatsächlich verweilt Heruka selbst stets im Herzen aufrichtig Praktizierender und gewährt ihnen große Kräfte von Körper, Rede und Geist.

Im Zusammengefassten Wurzeltantra heißt es: Durch bloßes Sehen eines aufrichtig Heruka Praktizierenden reinigen wir unsere Negativität und erlangen Befreiung; durch bloßes Hören eines solchen Praktizierenden oder durch seine Berührung erhalten wir Segnungen und werden von Krankheiten geheilt; und durch die bloße Gegenwart eines solchen Praktizierenden werden unsere unglücklichen Gefühle, geistigen Störungen, Verblendung und andere Hindernisse vertrieben. Warum ist das so? Das ist so, weil die tatsächlichen Gottheiten Herukas innerhalb des Körpers des Praktizierenden verweilen und sehen wir den Praktizierenden, dann ist es deshalb fast so, als sähen wir Heruka selbst. In Tibet gibt es viele Redensarten, die besagen, dass es schon zur Befreiung führt, wenn wir einen besonderen Lama sehen oder ein von ihm gesegnetes Band tragen. Je Phabongkhapa sagte: «Ich weiß nicht, ob diese Redensarten wahr sind oder nicht, doch einen Heruka Praktizierenden zu sehen oder zu berühren, ist eine wirkliche Ursache für Befreiung.»

So wie die Zeiten in spiritueller Hinsicht immer degenerierter werden, wird es immer schwerer, die Segnungen anderer tantrischer Gottheiten wie Yamantaka oder Guhyasamaja zu erhalten. Und so wie die Anzahl der Gurus in der Überlieferungslinie zunimmt, dauert es immer länger, Erlangungen zu empfangen. Bei Heruka ist jedoch das Gegenteil der Fall. Vajradhara Trijang Rinpoche sagt in seinem rituellen Heruka Gebet: 

So wie die Zeiten immer unreiner werden,

Nehmen Deine Kraft und Deine Segnungen immer mehr zu,

Und Du sorgst schnell für uns, so geschwind wie Gedanken.

O Chakrasambara Vater und Mutter, vor Dir verbeuge ich mich.

So wie die Zeiten immer unreiner werden, werden Herukas Segnungen kraftvoller und wir erhalten sie leichter, und je größer die Zahl der Überlieferungsliniengurus ist, umso schneller erhalten wir Erlangungen. Woran liegt das? Als Buddha andere Tantras wie das Guhyasamaja oder das Yamantaka Tantra enthüllte, strahlte er die Gottheiten und ihre Mandalas aus und löste sie nach seiner Rede wieder in sich auf. Doch als er das Heruka Tantra lehrte, löste er die Mandalas nicht wieder in sich auf. Es gibt insbesondere vierundzwanzig Stätten wie Puliramalaya und Dzalandhara, wo die Mandalas von Heruka noch bestehen. Praktizierende mit reinem Karma können diese Mandalas und Gottheiten sehen. Die Menschen dieser Welt haben deshalb eine sehr enge Verbindung mit Heruka und wenn wir diese Anleitungen rein üben, können wir leicht und schnell große Ergebnisse erzielen.

Heruka Praktizierende können das Reine Land von Keajra, das Dakiniland, erreichen, ohne ihren gegenwärtigen Körper aufzugeben. Selbst wenn sie sehr alt sind, verwandelt sich ihr Körper in den Körper eines Sechzehnjährigen, sobald sie dieses Reine Land erreichen. In Keajra können sie direkt von Heruka und Vajrayogini Ermächtigungen und Unterweisungen erhalten und während sie mit Helden und Heldinnen zusammenleben und die fünf Objekte des Begehrens genießen, können sie mit Leichtigkeit Buddhaschaft erlangen. Möchten sie aus Mitgefühl gewöhnliche Welten besuchen, können sie dies zu jeder Zeit durch die Kraft der Emanation tun.

In anderen Reinen Ländern ist es nicht möglich, Höchstes Yoga Tantra zu üben, und deshalb ist es nicht möglich, schnell Buddhaschaft zu erlangen. Im Allgemeinen brauchen wir sechs Elemente, um Höchstes Yoga Tantra zu üben: Fleisch, Haut und Blut von der Mutter sowie Knochen, Mark und Sperma vom Vater. Bodhisattvas in anderen Reinen Ländern wie Sukhavati haben diese Elemente nicht und deshalb beten sie dafür, als Mensch wiedergeboren zu werden, damit sie Höchstes Yoga Tantra üben können. In Herukas Reinem Land jedoch können Praktizierende diese sechs Elemente haben. Viele Praktizierende haben Herukas Reines Land Keajra erreicht, ohne ihren menschlichen Körper aufzugeben, und deshalb haben sie eine großartige Gelegenheit, mit ihrer Höchsten Yoga Tantra Praxis fortzufahren. 

In praktischer Hinsicht sind alle essenziellen Übungen in dieser Anleitung des Heruka Körpermandalas enthalten und deshalb müssen wir Guhyasamaja und Yamantaka nicht getrennt von der Heruka Praxis üben. Wir sollten die Übungen aller anderen Gottheiten in die Praxis von Heruka Vater und Mutter integrieren und werden in dieser Weise in unserer Praxis des Höchsten Yoga Tantra voranschreiten. Wir sollten uns an Atishas Rat an den tibetischen Übersetzer Rinchen Sangpo erinnern, der im Buch Führer ins Dakiniland erläutert ist.

Denken wir über alle diese Vorteile nach, so werden wir uns sehr glücklich schätzen, diesen kostbaren Anleitungen von Heruka begegnet zu sein, und werden uns aufrichtig wünschen sie rein zu üben.

BEISPIELE FRÜHERER PRAKTIZIERENDER, DIE DURCH DIESE ANLEITUNGEN VERWIRKLICHUNGEN ERLANGTEN

Denken wir über diese Beispiele früherer Praktizierender nach, wird unser Vertrauen in die Anleitungen von Heruka stark zunehmen. Studieren wir die Biografien der vierundachtzig Mahasiddhas des alten Indien, werden wir sehen, dass sich die meisten auf Heruka als ihre persönliche Gottheit verließen, um Erleuchtung zu erlangen. Hier folgen nun kurze Lebensgeschichten von einigen Heruka Praktizierenden, die Erlangungen erzielten, indem sie sich auf diese Anleitungen verließen. 

SARAHA

Saraha war einer der ersten Mahasiddhas und wurde von späteren Mahasiddhas sehr bewundert. Indem er sich auf Heruka verließ und die Stufen von Herukas Pfad praktizierte, erlangte er das Reine Land Keajra, ohne seinen menschlichen Körper aufzugeben.

NAGARJUNA

Nagarjuna war einer der Schüler Sarahas, der in einem Leben Erleuchtung erlangte, indem er sich auf Heruka verließ. Nagarjunas Leben und seine Werke wurden mehrmals von Buddha vorhergesagt. In einer bekannten Passage im Sutra Nach Lanka gegangen wird Buddha gefragt, wer die Lehre nach seinem Dahinscheiden aufrechterhalten wird. Buddha erwidert:

In der südlichen Region, im Land der Palmen,

Wird der Mönch Shriman, von großem Ansehen,

Bekannt unter dem Namen «Naga»,

Die Extreme der Existenz und Nichtexistenz widerlegen.

Nachdem er der Welt meine Lehre verkündet hat,

Das unübertroffene Große Fahrzeug,

Wird er die Ebene Sehr Freudvoll erreichen

Und zum Land der Glückseligkeit gehen.

Wie vorausgesagt wurde vierhundert Jahre, nachdem Buddha verstorben war, ein Sohn in eine wohlhabende Brahmanenfamilie geboren. Sie lebte in einer Gegend Südindiens, die Bedarwa oder das «Land der Palmen» genannt wird. Ein Orakel sagte voraus, dass das Kind nur sieben Tage lang leben würde, dass seine Lebensspanne jedoch um weitere sieben Tage verlängert werden könne, wenn hundert gewöhnlichen Menschen Geschenke gemacht würden, um weitere sieben Monate, wenn Darbringungen an hundert Brahmanen gemacht würden, oder um weitere sieben Jahre, wenn Darbringungen an hundert Mönche gemacht würden. Das Orakel kannte jedoch keine Methode, das Leben des Knaben darüber hinaus zu verlängern. Folglich brachten die Eltern hundert Mönchen Gaben dar und lebten sieben Jahre lang glücklich mit ihrem Sohn.

Als der siebte Geburtstag des Kindes näher rückte, sandten sie ihn mit mehreren ihrer Diener auf eine Pilgerreise. Sie konnten es nicht ertragen, seinen Tod mitzuerleben. Von einer Manifestation Avalokiteshvaras geführt, fand die Gruppe ihren Weg zum Kloster Nalanda. Dort trafen sie den großen Lehrer Saraha. Sie erklärten Saraha die Notlage des Knaben. Er sagte ihnen, dass das Kind einen vorzeitigen Tod abwenden könne, wenn es in Nalanda bliebe und als Mönch ordiniert würde. Er gab dem Kind die Ermächtigung der Langlebenspraxis von Buddha Amitayus und ermutigte es, diesen Yoga ausführlich zu üben. Am Vorabend seines siebten Geburtstags rezitierte der Knabe das Mantra von Amitayus unaufhörlich und verhinderte so einen vorzeitigen Tod. Am folgenden Tag wurde er als Mönch ordiniert und erhielt den Namen «Shrimanta». Er blieb in Nalanda, wo er unter dem Schutz Manjushris alle Sutras und Tantras studieren konnte. Bald wurde er ein vollendeter Gelehrter und Lehrer und sein Ruf verbreitete sich überall. Schließlich wurde er zum Abt von Nalanda ernannt.

Nagarjunas Leben umfasste drei große Perioden glückverheißender Taten, die den drei Drehungen des Dharma Rades von Buddha entsprechen. Deshalb wird er oft «der zweite Buddha» genannt. Die erste Periode umfasst seine Amtszeit als Abt von Nalanda. Leider hatte sich die moralische Disziplin der Mönche seit der Zeit, als Buddha erstmals Gelübde gab, verschlechtert und Nagarjuna war sehr bestrebt die Reinheit der Disziplin wiederherzustellen. Er klärte in ausführlichen Unterweisungen viele Punkte der moralischen Disziplin und verfasste eine Anzahl von Werken über reines Verhalten. Diese Schriften, als Sammlung von Ratschlägen bekannt, beinhalten Werke wie Kostbare Girlande, Freundlicher Brief, Baum der Weisheit, Hundert Weisheiten und Tropfen für die Heilung von Wesen. Diese Taten sind mit Buddhas erster Drehung des Dharma Rades vergleichbar.

Nagarjuna bleibt jedoch vor allem wegen der Werke der zweiten Periode in Erinnerung. Nicht lange nach Buddhas Dahinscheiden verschwanden die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit, die hauptsächlichen Mahayana Lehren, aus dieser Welt. Es heißt, dass einige Nagas, die diese Unterweisung von Buddha erhalten hatten, die ausführlichen Schriften der Vollkommenheit der Weisheit in ihre eigene Welt mitnahmen, um sie sicher aufzubewahren. Es gab nur noch wenige Praktizierende, die diese Unterweisungen verstehen konnten, und die meisten von ihnen hielten ihre Praxis geheim. Die einzigen Unterweisungen Buddhas, die weitverbreitet waren, waren die Hinayana Lehren. Infolgedessen nahmen viele an, dass dies die einzigen Unterweisungen seien, die Buddha gegeben hatte. Einige Zeit später luden die Nagas Nagarjuna ein und gaben ihm die Schriften der Vollkommenheit der Weisheit zurück. Nagarjuna kehrte mit den Schriften in die Welt der Menschen zurück und verbreitete sie überall. Aufgrund seiner besonderen Beziehung zu den Nagas und da er viele Nagas mithilfe besonderer ritueller Gebete von Krankheiten heilte, erhielt Nagarjuna den Namen «Beschützer der Nagas». «Arjuna» wurde seinem Namen beigefügt, da er die Mahayana Lehren mit ebenso großer Schnelligkeit und Genauigkeit verbreitete, wie der legendäre Bogenschütze Arjuna die Pfeile von seinem Bogen abschoss. Deswegen wurde er schließlich als «Beschützer Nagarjuna» bekannt.

Da er einen sehr lichten Geist und große Weisheit besaß, konnte Nagarjuna die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit vollkommen verstehen und sie anderen erläutern. Er verbreitete diese Lehren überall und sorgte dadurch für das große Wiederaufleben der Mahayana Lehre in dieser Welt. Er legte ein System von Begründungen dar, das die «Philosophie des mittleren Weges», oder «Madhyamaka», genannt wurde, da es einen fehlerfreien Kurs zwischen den zwei Extremen von Existenz und Nichtexistenz steuert. Nagarjuna verfasste viele Kommentare zu den Sutras der Vollkommenheit der Weisheit, die die Madhyamaka Sichtweise erhellen. Diese Abhandlungen, bekannt als die Sammlung von Begründungen, beinhalten die berühmte Grundlegende Weisheit des mittleren Weges und ihre vier Glieder: Sechzig Begründungen, Siebzig Leerheiten, Fein gewoben und Widerlegung von Einwänden. Er schrieb auch Kompendium der Sutras, Fünf Stufen der Vollendungsstufe von Guhyasamaja und viele andere Kommentare zu den Sutras und Tantras. Diese Taten sind mit Buddhas zweiter Drehung des Dharma Rades vergleichbar.

Nagarjunas dritte Periode glückverheißender Taten fand gegen Ende seines Lebens statt. Auf Anraten Taras kehrte er nach Südindien zurück und verweilte an einem Ort namens Berg Pracht. Dort gab er weitere ausführliche Unterweisungen zu den Sutras und Tantras und verfasste viele weitere Schriften. Diese Schriften, bekannt als die Sammlung von Lobpreisungen, beinhalten Werke wie Lobpreis des Dharmadhatu, Lobpreis des Überweltlichen, Lobpreis des Unvorstellbaren und Lobpreis des Endgültigen. Diese Taten sind mit Buddhas dritter Drehung des Dharma Rades vergleichbar.

Es ist unmöglich, in einem solch kurzen Bericht dem Leben und Werk Nagarjunas auch nur im Ansatz gerecht zu werden. Er widmete sein Leben voll und ganz der Wiederbelebung des Mahayana Dharma und dem Erhalt der Mahayana Sangha. Um dies zu erreichen, gab er überaus fruchtbare Unterweisungen, verfasste viele Bücher über Sutra und Tantra und vollbrachte zahllose andere außerordentliche Taten. Wie im Sutra Nach Lanka gegangen erwähnt wird, hatte Nagarjuna die Verwirklichung der ersten Bodhisattva Ebene, «Sehr Freudvoll» genannt, erlangt. Dann schritt er weiter fort und erreichte schließlich das Land der höchsten Glückseligkeit der Erleuchtung.

SHAWARI

Shawari war ein Schüler Nagarjunas. Vom Standpunkt gewöhnlicher Erscheinung war er ein Jäger. Er erhielt jedoch von Nagarjuna Ermächtigung und Unterweisungen zu Heruka und übte sie aufrichtig am Berg Pracht, wo er Erleuchtung erlangte. Es heißt, dass diejenigen, die reines Karma haben, Shawari sogar bis zum heutigen Tag dort sehen können.

LUYIPA

Prinz Luyipa war Shawaris Hauptschüler. Am zehnten Tag eines jeden Monats pflegte er auf einen Friedhof zu gehen, um zu meditieren. Als er eines Tages dort ankam, sah er eine Gruppe von Männern und Frauen, die ein Picknick machten. Eine der Frauen gab ihm ein Stück Fleisch, das er aß, wodurch sein Geist gesegnet und augenblicklich von gewöhnlicher Erscheinung gereinigt wurde. Er erlangte eine Vision von Heruka und Vajrayogini und erkannte, dass die Männer und Frauen in Wirklichkeit Helden und Heldinnen waren. Während er auf dem Friedhof war, erhielt er direkt von Heruka Unterweisungen. Da Luyipa ein Heruka Praktizierender war, stand er unter der Obhut der Helden und Heldinnen und erlangte große Verwirklichungen, einfach indem er das Stück Fleisch kostete, das ihm eine Emanation Vajrayoginis gab.

DARIKAPA

König Darikapa erhielt Ermächtigung und Unterweisungen zu Heruka von Luyipa, der vorhersagte, dass Darikapa schnell Erleuchtung erlangen würde, wenn er sein Königreich aufgeben und sich in der Praxis von Heruka und Vajrayogini sehr bemühen würde. Darikapa verließ sofort seinen Palast, wanderte als Bettler von Ort zu Ort und widmete sich bei jeder Gelegenheit der Meditation. In einer Stadt in Südindien traf er eine wohlhabende Kurtisane, die eine Emanation Vajrayoginis war. Die Frau besaß eine große Villa, in der er zwölf Jahre lang als ihr Diener arbeitete. Am Tag erledigte er alle niedrigen Arbeiten im und ums Haus und in der Nacht übte er Luyipas Anleitungen. Nach zwölf Jahren erlangte er die fünfte Stufe der Vollendungsstufe, die Vereinigung des Noch-Lernens. Es heißt, dass Darikapa und das ganze Gefolge der Kurtisane von vierzehntausend Menschen das Reine Land Keajra erlangten. Dies geschah, weil Darikapa ein reiner Heruka Praktizierender war und deshalb jeder, der ihn sah oder berührte, die Ursache erschuf, in Herukas Reinem Land wiedergeboren zu werden.

DINGKIWA

Einer der Minister König Darikapas, Dingkiwa, erhielt ebenfalls die Ermächtigung und Unterweisungen zu Heruka von Luyipa, der vorhersagte, dass er eine Weinhändlerin treffen würde, die eine Emanation Vajrayoginis sei. Als er ihr begegnete, lebte Dingkiwa mit ihr zusammen und diente ihr zehn Jahre lang. Infolge ihrer Segnungen erlangte er im selben Leben Erleuchtung. Es heißt, dass sogar die Insekten, die an dem Ort lebten, wo er Erleuchtung erlangte, in Herukas Reinem Land wiedergeboren wurden.

GHANTAPA

Der erste Überlieferungslinienhalter dieser Anleitungen des Heruka Körpermandalas ist der große Yogi Ghantapa. Er erhielt die Ermächtigungen und Anleitungen des Heruka Körpermandalas direkt von Heruka. Ghantapa lebte tief in einem Wald bei Odivisha (dem heutigen Orissa) in Indien, wo er sich intensiv der Meditation über Heruka und Vajrayogini widmete. 

Da er an einem so abgeschiedenen Ort lebte, war seine Kost sehr kärglich und sein Körper ausgezehrt. Eines Tages, als der König von Odivisha im Wald jagte, begegnete er zufällig Ghantapa. Als er sah, wie dünn und schwach jener war, fragte der König Ghantapa, warum er im Wald bei solch karger Kost lebe und ermunterte ihn mit ihm in die Stadt zurückzukehren, wo er ihm Nahrung und Obdach geben würde. Ghantapa antwortete, dass er von den Reichtümern eines Königs nicht in Versuchung geführt werden könne, den Wald zu verlassen, genauso wenig wie es möglich sei, einen großen Elefanten an einem dünnen Faden aus dem Wald zu führen. Verärgert über Ghantapas Zurückweisung kehrte der König zu seinem Palast zurück und schwor Rache.

Die Wut des Königs war so groß, dass er einige Frauen aus der Stadt einlud und ihnen vom überheblichen Mönch im Wald erzählte. Er bot derjenigen großen Reichtum an, die den Mönch verführen und ihn dazu bringen könne, seine Zölibatsgelübde zu brechen. Eine der Frauen, eine Weinhändlerin, prahlte damit, dass sie dazu imstande sei, und ging in den Wald, um nach Ghantapa zu suchen. Als sie ihn schließlich fand, fragte sie ihn, ob sie seine Gehilfin werden könne. Ghantapa brauchte keine Gehilfin, erkannte aber, dass sie aus früheren Leben eine starke Beziehung zueinander hatten, und so erlaubt er ihr zu bleiben. Ghantapa gab ihr spirituelle Anleitungen und Ermächtigungen und sie schulten sich aufrichtig in Meditation. Nach zwölf Jahren erlangten beide die Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens, volle Erleuchtung.

Eines Tages entschlossen sich Ghantapa und die frühere Weinhändlerin die Bewohner der Stadt zu ermutigen, ein größeres Interesse am Dharma zu entwickeln. Deshalb kehrte die Frau zum König zurück und berichtete, dass sie den Mönch verführt habe. Anfangs bezweifelte der König, dass die Geschichte wahr sei, doch als sie erklärte, dass sie und Ghantapa nun zwei Kinder hätten, einen Sohn und eine Tochter, war der König über diese Neuigkeit hocherfreut und befahl ihr, Ghantapa an einem bestimmten Tag in die Stadt zu bringen. Dann verunglimpfte er Ghantapa in einer öffentlichen Bekanntmachung und befahl seinen Untertanen sich am verabredeten Tag zu versammeln, um den Mönch zu beschimpfen und zu demütigen.

An besagtem Tag verließen Ghantapa und die Frau mit ihren Kindern den Wald, der Sohn zur Rechten Ghantapas und die Tochter zu seiner Linken. Als sie die Stadt erreichten, torkelte Ghantapa, als wäre er betrunken, und hielt eine Schale in den Händen, in die die Frau Wein einschenkte. Alle Leute, die sich versammelt hatten, lachten und verhöhnten ihn und schleuderten ihm Beleidigungen und Beschimpfungen entgegen. «Vor langer Zeit», höhnten sie, «lud unser König dich in die Stadt ein, doch du lehntest die Einladung hochmütig ab. Nun kommst du betrunken daher und mit einer Weinhändlerin. Was für ein schlechtes Beispiel eines Buddhisten und Mönchs du bist!» Als sie geendet hatten, schien Ghantapa wütend zu werden. Er warf die Schale zu Boden. Die Schale versank in der Erde, zerteilte den Boden und ließ eine Quelle erscheinen. Ghantapa verwandelte sich augenblicklich in Heruka und die Frau verwandelte sich in Vajrayogini. Der Junge verwandelte sich in einen Vajra, den Ghantapa in seiner Rechten hielt, und das Mädchen verwandelte sich in eine Glocke, die er in seiner Linken hielt. Dann umarmten sich Ghantapa und seine Gefährtin und flogen zum Himmel hinauf.

Die Leute staunten und bedauerten sogleich zutiefst ihre Respektlosigkeit. Sie verbeugten sich vor Ghantapa und baten ihn und die Emanation von Vajrayogini zurückzukehren. Ghantapa und seine Gefährtin lehnten dies ab, sagten ihnen aber, dass sie ein Bekenntnis vor Mahakaruna ablegen sollten, der Verkörperung von Buddhas großem Mitgefühl, falls ihr Bedauern aufrichtig sei. Durch die starke Reue der Menschen von Odivisha und die Kraft ihrer Gebete entstand aus dem Wasser der Quelle eine Mahakaruna Statue. Die Menschen von Odivisha wurden sehr hingebungsvolle Dharma Praktizierende und viele von ihnen erlangten Verwirklichungen. Die Mahakaruna Statue steht auch heute noch dort.

Vajrayogini hatte gesehen, dass aufgrund von Ghantapas reiner Heruka und Vajrayogini Praxis im Wald der richtige Zeitpunkt für ihn gekommen war, ihre Segnungen zu empfangen, und manifestierte sich deshalb als Weinhändlerin. Indem er mit ihr zusammenlebte, erlangte Ghantapa den Zustand der vollen Erleuchtung.

KRISHNAPADA

Krishnapada erhielt von Mahasiddha Dzalandarapa die Ermächtigung sowie Unterweisungen zu Heruka. Er erlangte Erleuchtung im Zwischenzustand, nachdem er während des klaren Lichts des Todes das endgültige beispielklare Licht erlangt hatte. Bevor er dahinschied, erlangte er außerordentliche Wunderkräfte, indem er sich auf die Erzeugungsstufe Herukas verließ. Er konnte wilde Tiere und Angreifer in einen Zustand der Lähmung versetzen, einfach indem er sie anstarrte, und er konnte wilde Tiere mit einem Blick zähmen. Er konnte Früchte von den Bäumen fallen lassen, einfach indem er sie ansah, und konnte gehen, ohne den Boden zu berühren. Wenn er einen Fluss überqueren wollte, zog er einfach sein Obergewand aus und glitt hinüber, während er in der Vajrahaltung darauf saß. 

Alle Überlieferungsliniengurus dieser Anleitungen, von Ghantapa bis zu meinem Wurzelguru Vajradhara Trijang Losang Yeshe Rinpoche, sind tatsächliche Beispiele von Praktizierenden, die durch die Praxis des Heruka Körpermandalas die Vereinigung von Buddha Heruka erlangt haben. Die Anleitungen dieses Buches sind die Anleitungen, die Ghantapa direkt von Heruka gegeben wurden. Üben wir sie aufrichtig, dann können wir all die Erlangungen vollenden und ein ebenso heiliges, reines Wesen werden wie Mahasiddha Ghantapa.

DIE QUALIFIKATIONEN EINES AUFRICHTIGEN HERUKA PRAKTIZIERENDEN

Indem wir die Erzeugungs- und Vollendungsstufen Herukas üben, können wir Erleuchtung in diesem Leben erlangen. Doch damit dies geschieht, müssen wir ein aufrichtiger Praktizierender sein, der die folgenden fünf Qualifikationen besitzt:

(1) Erfahrung in Entsagung, in Bodhichitta und der richtigen Sicht der Leerheit haben

(2) Die Ermächtigung von Heruka erhalten haben

(3) Unsere Gelübde und Verpflichtungen in reiner Weise einhalten

(4) Ein klares und fehlerfreies Verständnis haben, wie wir sowohl die Erzeugungsstufe als auch die Vollendungsstufe von Heruka üben

(5) Unzerstörbares Vertrauen in die Gottheit Heruka und in den spirituellen Meister haben, von dem wir die Ermächtigung und den Kommentar zur Praxis erhalten haben

Jeder, der diese fünf Qualifikationen hat und fortwährend über die Erzeugungsstufe und Vollendungsstufe Herukas meditiert, wird mit Sicherheit in einem Leben Erleuchtung erlangen. Haben wir diese Voraussetzungen noch nicht, so sollten wir danach streben, sie schrittweise zu erlangen. 

Haben wir die Ermächtigung einmal erhalten, so haben wir die Verpflichtung, über die zwei Stufen zu meditieren. Gelingt uns das nicht, werden wir die Segnung der Ermächtigung verlieren. Darüber hinaus wird es unseren Fortschritt erschweren, wenn wir uns nicht um die anderen vier Eigenschaften bemühen. Das Wichtigste ist, dass wir ein tiefes und unveränderliches Vertrauen in Heruka und unseren spirituellen Meister entwickeln. Wir sollten versuchen die gewöhnliche Erscheinung unseres spirituellen Meisters zu überwinden und Vertrauen in ihn oder sie zu entwickeln. In dieser Weise werden wir Großartiges vollbringen. Selbst unserem spirituellen Meister ein kostbares Geschenk zu überreichen hat keine Bedeutung, sofern es uns an Vertrauen in ihn oder sie fehlt. Wenn wir jedoch reines Vertrauen in unseren spirituellen Meister entwickeln, werden wir ihm eine großartige Gabe darbringen, selbst wenn wir ihm nie etwas schenken. Ohne Vertrauen sind wir wie ein verbrannter Samen. Ebenso wie ein verbrannter Samen keinerlei Frucht hervorbringen kann, so kann ein tantrischer Praktizierender ohne Vertrauen keine Ergebnisse erzielen.

Tantrische Verwirklichungen hängen von Vertrauen und Vorstellungkraft ab. Ganz gleich, wie sehr wir es auch untersuchen, es ist schwierig zu beweisen, dass unser spiritueller Meister ein Buddha ist. Deshalb sollten wir, statt zu zweifeln, lieber unsere Vorstellungskraft nutzen, unseren spirituellen Meister als Buddha betrachten und einen reinen Geist des Vertrauens in ihn oder sie aufbauen. Allmählich wird unser Geist immer reiner, bis wir unseren spirituellen Meister schließlich direkt als einen Buddha sehen.

Schulung in den grundlegenden Übungen

Diese Anleitungen werden unter zwei Überschriften erklärt:

1. Erzeugungsstufe

2. Vollendungsstufe

Die Wirksamkeit der Heruka Körpermandala Praxis hängt davon ab, dass wir die Ermächtigung erhalten. Es gibt zwei Arten, wie wir die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas erhalten. Die erste ist eine allgemeine Anleitung und die zweite ist eine mündliche Anleitung. Laut der ersten Anleitung erhalten Praktizierende zuerst die Ermächtigung der fünf Gottheiten des äußeren Mandalas und danach die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas. Laut der zweiten Anleitung erhalten Praktizierende die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas, ohne die Ermächtigung der fünf Gottheiten des äußeren Mandalas erhalten zu haben. Diese mündliche Anleitung ist die Hauptabsicht Mahasiddha Ghantapas.

Buddha erklärte im Allgemeinen vier Mandalas, in denen Praktizierende die Ermächtigungen erhalten: das Sandmandala, das gezeichnete Mandala, das Körpermandala und das Konzentrationsmandala. Mahasiddha Ghantapa sagte jedoch, dass die ersten beiden, das Sandmandala und das gezeichnete Mandala, keine wirklichen Mandalas sind, sondern einfach Kreationen. Der Grund, weshalb Buddha sie erklärte, war, dass er denjenigen vorübergehend helfen wollte, die glauben, diese zwei Mandalas seien so wichtig.

ERZEUGUNGSSTUFE

Die Erklärung der Erzeugungsstufe des Heruka Körpermandalas beruht auf der Sadhana Essenz des Vajrayana, die in Anhang II zu finden ist. Diese Erklärung hat zwei Teile:

1. Wie wir während der Meditationssitzung üben

2. Wie wir während der Meditationspause üben

WIE WIR WÄHREND DER MEDITATIONSSITZUNG ÜBEN

Dies hat drei Teile:

1. Die vorbereitenden Übungen

2. Die eigentliche Praxis der Erzeugungsstufe

3. Die abschließenden Übungen

DIE VORBEREITENDEN ÜBUNGEN

Bevor wir mit der Meditationssitzung beginnen, stellen wir Darbringungen vor unserem Altar auf. Auf dem Altar sollten Statuen oder Bilder von Buddha Shakyamuni stehen, von Je Tsongkhapa, Heruka, unserem Wurzelguru und Dharmapala Dorje Shugden. Buddha Shakyamuni ist der Gründer des Mahayana Buddhismus. Je Tsongkhapa und Dorje Shugden sind Manifestationen der Weisheit aller Buddhas und Heruka ist die Manifestation des Mitgefühls aller Buddhas. Indem wir unser Vertrauen in diese heiligen Wesen bewahren, vermehren wir unsere Weisheit und unser Mitgefühl, die die beiden wichtigsten Übungen des Mahayana Buddhismus sind. Vertrauen in unseren spirituellen Meister ist die Wurzel aller spirituellen Verwirklichungen.

Wir stellen drei Tormas auf, die entweder in traditioneller Weise entsprechend der Abbildung (siehe hier) gemacht werden können oder einfach aus beliebigen reinen, frischen Speisen wie Honig oder Kuchen bestehen. Die Formen der traditionellen Tormas symbolisieren die Entwicklung spiritueller Verwirklichungen. Der mittlere Torma ist für die Hauptgottheiten Heruka Vater und Mutter und die vier Yoginis bestimmt, die gemeinsam als die «Gottheiten des großen Glückseligkeitsrades» bekannt sind. Der Torma zur Linken ist für das überweltliche Gefolge Herukas und der zur Rechten ist für das weltliche Gefolge Herukas.

Vor den Tormas ordnen wir drei Reihen von Darbringungen an: Die erste Reihe, dem Altar am nächsten, ist für die überweltlichen vor-uns-erzeugten Gottheiten und die zweite Reihe ist für die weltlichen Dakas und Dakinis. Beide Reihen beginnen von der linken Seite des Altars, unserer rechten, und beinhalten Wasser zum Trinken, Wasser zum Baden, Blumen, Weihrauch, Licht, Duftwasser und Speisen. Eine Musikdarbringung wird nicht aufgestellt, da Musik kein visuelles Objekt ist. Die dritte Reihe ist für die selbsterzeugten Gottheiten und beginnt auf der rechten Seite des Altars, unserer linken, und beinhaltet Wasser zum Trinken, Wasser zum Baden, Wasser für den Mund, Blumen, Weihrauch, Licht, Duftwasser und Speisen. Auf einem kleinen Tisch vor unserem Meditationssitz stellen wir von links nach rechts unsere innere Darbringung, Vajra, Glocke, Damaru und Mala auf. Davor liegt unsere Sadhana. Dann widmen wir uns mit einer reinen Motivation und einem glücklichen Geist den vorbereitenden Übungen. 

Die vorbereitenden Übungen werden nun unter sechs Überschriften erklärt:

1. Zuflucht nehmen und Bodhichitta erzeugen

2. Segnungen empfangen

3. Unseren eigenen Geist, Körper und Rede reinigen

4. Andere Wesen, die Umgebung und Vergnügen reinigen

5. Nichttugenden, Übertretungen und Hindernisse reinigen

6. Guru Yoga

ZUFLUCHT NEHMEN UND BODHICHITTA ERZEUGEN

Dies hat vier Teile:

1. Die Ursachen der Zufluchtnahme

2. Die Zufluchtsobjekte visualisieren

3. Wie wir Zuflucht nehmen

4. Anstrebenden und ausübenden Bodhichitta erzeugen

DIE URSACHEN DER ZUFLUCHTNAHME

Unser endgültiges Ziel ist es, Erleuchtung zu erlangen, die endgültige Zuflucht, um zahllosen Mutterwesen zu helfen. Doch genau jetzt müssen wir eine Zuflucht erreichen, die verhindert, dass wir in niedere Wiedergeburten fallen. Wenn wir uns ohne diesen inneren Schutz einfach in den Meditationen des Höchsten Yoga Tantras üben und erwarten, dass wir schnell Erleuchtung erlangen, sind wir wie jemand, der einen hohen und gefährlichen Berg ohne sichere Ausrüstung besteigen will.

Der Zeitpunkt unseres Todes ist völlig ungewiss. Vielleicht werden wir heute sterben, vielleicht morgen, wir haben keine Ahnung, wann wir sterben werden. Sterben wir ohne Zuflucht, dann werden wir den ganzen bisher gemachten spirituellen Fortschritt verlieren. Zum Zeitpunkt des Todes werden wir alles vergessen, was wir in unserem Leben gelernt haben, und alles verlieren, was wir aufgebaut haben. Nach dem Tod werden wir, ohne irgendeine Wahl zu haben, eine weitere samsarische Wiedergeburt erleben, mit all den Leiden, die damit verbunden sind. Wir werden keine Erinnerung an unser früheres Leben haben und können daher das Kontinuum unserer spirituellen Praxis nicht aufrechterhalten. Auf wundersame Weise ist es uns gelungen, ein kostbares menschliches Leben mit all den Bedingungen zu erlangen, die für eine spirituelle Praxis notwendig sind. Doch ohne den inneren Schutz der grundlegenden Zuflucht zu erreichen, werden wir keine andere, ähnlich ausgestattete Wiedergeburt finden und diese wunderbare Gelegenheit, uns spirituell zu entwickeln, wird für immer verloren sein.

Um uns vor der Gefahr einer niederen Wiedergeburt zu schützen und um sicherzustellen, dass wir das Kontinuum unserer spirituellen Praxis Leben für Leben aufrechterhalten können, müssen wir Zuflucht zu den Drei Juwelen nehmen, nichttugendhafte Handlungen vermeiden und Geben, moralische Disziplin, Geduld, Bemühen, Konzentration und Weisheit üben. Praktizieren wir das Höchste Yoga Tantra auf dem festen Fundament dieses grundlegenden inneren Schutzes, dann können wir unsere Praxis zumindest durch den Tod und den Zwischenzustand in unser nächstes Leben mitnehmen, selbst wenn wir in diesem Leben keine höheren Verwirklichungen erlangt haben. Wir werden glücklich und mit Zuversicht sterben. Der Tod wird für uns wie eine Reise in den Urlaub sein.

Wie bereiten wir uns auf unsere zukünftigen Leben vor? Üben wir moralische Disziplin, so erschaffen wir die Ursache für eine höhere Wiedergeburt. Üben wir Geben, so erschaffen wir die Ursache für zukünftigen Reichtum. Üben wir Geduld, so erschaffen wir die Ursache für Schönheit. Bemühen wir uns in unserer Dharma Praxis, so erschaffen wir die Ursache, leicht spirituelle Verwirklichungen zu erlangen. Üben wir Konzentration oder Meditation, so erschaffen wir die Ursache, geistigen Frieden zu erleben. Und vermehren wir unsere Weisheit, so erschaffen wir die Ursache, die dauerhafte Befreiung von Leiden zu erlangen. Diese grundlegenden Übungen sollten wir in unseren Alltag integrieren.

Obwohl es offensichtlich sehr wichtig ist, dass wir uns vor einer niederen Wiedergeburt schützen, sollte für uns, als Praktizierende des Mahayana und insbesondere als Praktizierende des Höchsten Yoga Tantra, Mitgefühl die Hauptmotivation für unsere Zufluchtnahme sein. Um Mitgefühl zu erzeugen, beginnen wir damit, über die Möglichkeit nachzudenken, dass wir genau am heutigen Tag sterben könnten und konzentrieren uns auf das Gefühl, das dies hervorruft. Nach dem Tod werden wir, ganz gleich wo in Samsara wir wiedergeboren werden, unsägliches Leiden erleben müssen. Wenn wir in dieser Weise nachdenken und meditieren, entwickeln wir eine große Furcht vor einer Wiedergeburt in Samsara im Allgemeinen und in den niederen Bereichen im Besonderen. Ändern wir dann den Fokus unserer Kontemplation statt auf uns selbst auf andere, werden wir es schwierig finden, ihr Leiden zu ertragen, und Mitgefühl wird wie von selbst entstehen. Furcht vor einer samsarischen Wiedergeburt und Mitgefühl für all jene, die in Samsara gefangen sind, sind die beiden ersten Ursachen der Mahayana Zuflucht. Wenn wir den Geist entwickeln, der die Leiden samsarischer Wiedergeburt nicht ertragen kann, weder unsere eigenen noch diejenigen aller fühlenden Mutterwesen, werden wir ganz natürlich eine verlässliche Quelle der Zuflucht suchen.

Das Dharma Juwel, die Verwirklichungen der Stufen des weiten und tiefgründigen Pfades, ist unsere eigentliche Zuflucht. Das Buddha Juwel ist die Quelle unserer Zuflucht. Und das Sangha Juwel, die Versammlung der höheren Wesen, sind diejenigen, die die Zuflucht bereits vollendet haben. Errichten wir das Dharma Juwel in unserem Geist, so werden wir ein Sangha Juwel und schließlich ein Buddha Juwel. Dann können wir nicht nur uns selbst, sondern alle Lebewesen vor einer Wiedergeburt in den niederen Bereichen und vor Samsara im Allgemeinen beschützen. Wenn wir klar verstehen, dass nur die Drei Juwelen vollkommene und unfehlbare Zufluchtsobjekte sind, wird tiefes Vertrauen entstehen und Überzeugung in ihre Kraft, Lebewesen vor Leiden zu beschützen. Dies ist die dritte Ursache der Mahayana Zuflucht.

Kurz gesagt sind die Ursachen der Mahayana Zuflucht die Furcht, in Samsara wiedergeboren zu werden, das Mitgefühl für alle Lebewesen und das Vertrauen in die Drei Juwelen. Fördern wir diese drei Ursachen in unserem Geist, so spornt uns das an, Zuflucht zu den Drei Juwelen zu nehmen und nichttugendhafte Handlungen zu vermeiden.

DIE ZUFLUCHTSOBJEKTE VISUALISIEREN

Wir visualisieren die Zufluchtsobjekte – das Buddha Juwel, das Dharma Juwel und das Sangha Juwel – wie folgt: Mit starker Überzeugungskraft stellen wir uns vor, dass im Raume vor uns der Gesegnete Buddha Shakyamuni in der Form des glorreichen Heruka Vater und Mutter erscheint, umgeben von der Versammlung der Gurus, Yidams, Buddhas, Bodhisattvas, Helden, Dakinis und Dharma Beschützer. Zu Beginn sollten wir einfach mit einem ungefähren Bild zufrieden sein. Das Wichtigste ist zu glauben, dass die heiligen Wesen tatsächlich vor uns anwesend sind. Indem wir uns vorstellen, dass das Hauptzufluchtsobjekt Guru Heruka von allen anderen heiligen Wesen umgeben ist wie der Mond von Sternen, sehen wir die Gurus, Yidams und Buddhas als Buddha Juwel, die Bodhisattvas, Helden, Dakinis und Dharma Beschützer als Sangha Juwel und die inneren Verwirklichungen der Stufen des weiten und tiefgründigen Pfades all dieser heiligen Wesen als Dharma Juwel. Während wir bedenken, dass nur die Drei Juwelen die Kraft haben, alle Lebewesen vor den Gefahren einer niederen Wiedergeburt, einer samsarischen Wiedergeburt sowie allen Leiden zu beschützen, erzeugen wir tiefes Vertrauen in die Drei Juwelen.

WIE WIR ZUFLUCHT NEHMEN

Zuerst erinnern wir uns an das Gefühl der Furcht, in Samsara im Allgemeinen und insbesondere in den niederen Bereichen wiedergeboren zu werden, und erzeugen Mitgefühl, indem wir verstehen, dass zahllose fühlende Mutterwesen in genau der gleichen Situation sind wie wir selbst. Dann entwickeln wir die tiefe Überzeugung, dass nur die Drei Juwelen die Kraft haben, uns vor diesen Gefahren zu beschützen. Mit diesen drei Ursachen der Zuflucht – Furcht, Mitgefühl und Vertrauen – fassen wir aus der Tiefe unseres Herzens den festen Entschluss:

Ich werde mich immer auf Buddha, Dharma und Sangha verlassen und sie als meine endgültige Zuflucht vollenden.

Während wir uns auf diesen Entschluss konzentrieren, rezitieren wir das Zufluchtsgebet aus der Sadhana:

Auf ewig werde ich Zuflucht nehmen

Zu Buddha, Dharma und Sangha.

Diese zwei Zeilen und die noch folgenden zwei Zeilen zu Bodhichitta sind sehr gesegnet und sind den tantrischen Schriften Buddha Vajradharas entnommen. 

ANSTREBENDEN UND AUSÜBENDEN BODHICHITTA ERZEUGEN

Bodhichitta ist ein primärer Geist, der spontan Erleuchtung erlangen möchte und durch Mitgefühl und Liebe für alle Lebewesen motiviert ist. Die Art und Weise, wie Bodhichitta im Höchsten Yoga Tantra erzeugt wird, ist der Art und Weise, wie er im Sutra erzeugt wird, überlegen. In der Praxis des Heruka Tantra ist Bodhichitta zum Beispiel ein primärer Geist, der durch Mitgefühl motiviert ist und spontan Buddha Heruka werden möchte. Dieser Bodhichitta kann nur von Praktizierenden des Höchsten Yoga Tantra erzeugt werden, die genau wissen, wie sie durch die Praxis der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Heruka Tantra Buddha Heruka werden können. Wenn wir diesen Bodhichitta entwickeln, betreten wir den Pfad des Höchsten Yoga Tantra von Heruka. 

Wir sollten den Unterschied kennen zwischen dem Schritt durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra und dem Eintritt in den Pfad des Höchsten Yoga Tantra. Wir treten durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra ein, indem wir eine Ermächtigung erhalten. Um jedoch in den Pfad des Höchsten Yoga Tantra einzutreten, müssen wir den außergewöhnlichen Bodhichitta des Höchsten Yoga Tantra entwickeln. Zu Beginn erzeugen wir einen geschaffenen außergewöhnlichen Bodhichitta, der sich später durch beständige Schulung in den spontanen außergewöhnlichen Bodhichitta umwandelt. Als wir die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas erhielten, traten wir durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra des Heruka Körpermandalas. Nur weil wir diese Ermächtigung erhielten, haben wir nun die Möglichkeit, diese Anleitungen zu studieren und umzusetzen.

Es gibt zwei Arten des Bodhichitta: den anstrebenden Bodhichitta und den ausübenden Bodhichitta. Der anstrebende Bodhichitta ist in der Heruka Praxis ein Bodhichitta, der einfach danach strebt, Buddha Heruka zu werden. Diesen Bodhichitta können wir erzeugen, indem wir über die Bedeutung der folgenden Worte nachdenken:

Zum Wohle aller Lebewesen

Werde ich Heruka werden.

Der ausübende Bodhichitta ist mehr als das bloße Bestreben, Buddha Heruka zu werden; er ist der aufrichtige Entschluss, den Pfad zu üben, der uns zum Zustand Buddha Herukas führt. Diesen Bodhichitta können wir erzeugen, indem wir über die Bedeutung der folgenden Worte nachdenken:

Um alle Mutterlebewesen zum Zustand endgültigen Glücks zu führen,

Werde ich so schnell wie möglich, noch in diesem Leben,

Den Zustand der Vereinigung von Buddha Heruka erlangen.

Deshalb werde ich die Stufen von Herukas Pfad praktizieren.

SEGNUNGEN EMPFANGEN

Die zuvor erklärten Übungen beinhalten: die drei Ursachen der Zuflucht zu entwickeln, die Zufluchtsversammlung zu visualisieren, Zuflucht zu den Drei Juwelen zu nehmen und den außergewöhnlichen Bodhichitta zu erzeugen, den Entschluss, sich in dem eigentlichen Pfad zu üben, der zum Zustand der Vereinigung von Buddha Heruka führt, der Vereinigung von seinem Wahrheitskörper und seinem Formkörper. Diese Übungen sind kraftvolle Methoden, um alle heiligen Wesen zu erfreuen. Nun sind wir bereit ihre tiefgründigen Segnungen zu empfangen.

Wir stellen uns vor, dass alle anderen heiligen Wesen zu Licht schmelzen und sich in das Hauptzufluchtsobjekt Guru Buddha Heruka auflösen. Voller Freude kommt er zu unserem Scheitel, wird so klein wie ein Daumen, tritt durch unser Scheitelchakra ein und löst sich in unseren Geist in der Mitte unseres Herzchakras auf. Wir haben das Gefühl, dass unser Geist mit Heruka, der Synthese aller Zufluchtsobjekte, eins geworden ist und dass wir seine tiefgründigen Segnungen empfangen haben.

UNSEREN EIGENEN GEIST, KÖRPER UND REDE REINIGEN

Der außergewöhnliche Bodhichitta hat zwei Absichten: die Absicht, alle Mutterwesen zum Zustand Buddha Herukas zu führen, sowie die Absicht, selbst den Zustand der Vereinigung von Buddha Heruka zu erlangen. Die erste Absicht ist die Ursache des Bodhichitta und die zweite ist der Helfer des Bodhichitta. Das Erfüllen dieser beiden Absichten hängt davon ab, unseren Geist, Körper und Rede zu reinigen und sie in Herukas Geist, Körper und Rede umzuwandeln, indem wir uns auf die Praxis verlassen, die als «Yoga der drei Reinigungen» bekannt ist.

Die Praxis der Erzeugungsstufe und Vollendungsstufe des Heruka Körpermandalas, der Hauptteil der Übungen, die in diesem Buch erklärt werden, ist eine ausführliche Übung der drei Reinigungen. Wir müssen die ganze Praxis der Erzeugungsstufe und Vollendungsstufe in die drei Reinigungen integrieren und um das zu zeigen, üben wir an dieser Stelle einen kurzen Yoga der drei Reinigungen. Diese Übung erinnert uns auch daran, dass unsere Motivation, mit der wir das Heruka Körpermandala studieren und üben, immer die des außergewöhnlichen Bodhichitta sein sollte. Mit dieser Motivation werden unser ganzes Studium und unsere ganze Praxis zu kraftvollen Methoden, um die zwei Absichten des außergewöhnlichen Bodhichitta zu erfüllen. 

Unseren eigenen Geist, Körper und Rede reinigen hat drei Teile:

1. Unseren eigenen Geist reinigen

2. Unseren eigenen Körper reinigen

3. Unsere eigene Rede reinigen

UNSEREN EIGENEN GEIST REINIGEN

Buddha Heruka, das Hauptzufluchtsobjekt, ist eine Manifestation der großen Glückseligkeit aller Buddhas. Da er sich in unseren Geist aufgelöst hat und eins mit ihm geworden ist, sollten wir nun die Überzeugung entwickeln, dass unser Geist die Natur großer Glückseligkeit ist. Wir stellen uns vor, dass wir spontane große Glückseligkeit erleben und meditieren kurz über dieses Gefühl. Dann erinnern wir uns, dass nichts von seiner Seite existiert, dass alles die Natur von Leerheit ist, und meditieren kurz über dieses Verständnis. Wir fühlen, dass unser Geist der großen Glückseligkeit sich mit Leerheit mischt, wie Wasser sich mit Wasser mischt, und glauben fest daran, dass unser Geist Herukas Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit geworden ist. Wir meditieren eine kurze Zeit über diese Vereinigung. Diese Meditation wird der «Yoga des Vajrageistes» genannt. Sie wirkt als eine Ursache für die Reinigung unseres Geistes und seine Umwandlung in Herukas Vajrageist, die untrennbare Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit.

UNSEREN EIGENEN KÖRPER REINIGEN

Während wir über die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit meditieren, nimmt unser Geist der großen Glückseligkeit nichts anderes als Leerheit wahr. Dann denken wir:

Aus dem Zustand der Glückseligkeit und Leerheit erscheine ich, so wie eine Wolke aus einem leeren Himmel entsteht, augenblicklich als Buddha Heruka mit einem blaufarbigen Körper, einem Gesicht und zwei Händen. Ich halte Vajra und Glocke und umarme Vajravarahi. Ich stehe mit meinem rechten Bein ausgestreckt. Ich bin Buddha Heruka.

Wir meditieren kurze Zeit über diese selbsterzeugte Gottheit. Diese Meditation wird der «Yoga des Vajrakörpers» genannt. Sie wirkt als eine Ursache für die Reinigung unseres Körpers und seine Umwandlung in Herukas Vajrakörper.

UNSERE EIGENE REDE REINIGEN

Während wir den starken göttlichen Stolz bewahren, der denkt: «Ich bin Buddha Heruka», rezitieren wir das Essenzmantra Herukas: OM SHRI VAJRA HE HE RU RU KAM HUM HUM PHAT DAKINI DZALA SHAMBARAM SÖHA. Wir denken, dass unsere Rede gereinigt ist und sich in Herukas Mantra umgewandelt hat, das die Kraft hat, die Wünsche aller Lebewesen zu erfüllen, und meditieren eine Weile über diese besondere Erkenntnis. Diese Meditation wird der «Yoga der Vajrarede» genannt. Sie wirkt als eine Ursache für die Reinigung unserer Rede und ihre Umwandlung in Herukas Vajrarede.

Die Praxis des Yoga der drei Reinigungen weist darauf hin, dass wir unsere täglichen Handlungen mit drei Erkenntnissen durchführen sollten: (1) dass unser eigener Geist Herukas Geist des Dharmakaya ist, (2) dass unser eigener Körper Herukas göttlicher Körper ist, und (3) dass unsere eigene Rede Herukas Mantra ist. Indem wir in dieser Weise üben, reinigen wir unsere gewöhnlichen Erscheinungen und Vorstellungen.

Wenn wir am Abend einschlafen, sollten wir versuchen die erste Erkenntnis zu bewahren, indem wir unseren Geist als Herukas Geist des Dharmakaya betrachten, der die Vereinigung von großer Glückseligkeit und Leerheit erlebt. Wenn wir am Morgen aufwachen, stellen wir uns vor, dass wir aus dem Zustand großer Glückseligkeit und Leerheit als Heruka entstehen, rezitieren das Essenzmantra und dann üben wir uns im Yoga des Erfahrens von Nektar und so weiter. Der Yoga des Erfahrens von Nektar wird in Führer ins Dakiniland erklärt. Wir sollten versuchen die drei Erkenntnisse Tag und Nacht zu bewahren, außer wir schulen uns in den allgemeinen Pfaden wie Zufluchtnahme und Reinigung von Negativität.

ANDERE WESEN, DIE UMGEBUNG UND VERGNÜGEN REINIGEN

Diese Praxis ist eine kraftvolle Methode, um unsere Hauptabsicht zu erfüllen, alle Lebewesen so schnell wie möglich zur Erleuchtung zu führen. Um zu zeigen, dass wir diese Absicht während unserer ganzen Praxis aufrechterhalten müssen, und um sie so schnell wie möglich zu erfüllen, bringen wir nun die resultierenden Taten eines Buddha in den Pfad. In dieser Weise erschaffen wir die kraftvolle Ursache, um unser endgültiges Ziel zu vollenden: alle Mutterwesen zum endgültigen Glück der Erleuchtung zu führen.

Wir stellen uns vor, dass aus dem Buchstaben HUM in unserem Herzen, dem Herzen unserer Selbsterzeugung als Heruka, unendliche Strahlen von Weisheitslicht in alle Richtungen strömen und alle Welten und deren Wesen reinigen. Die Welten werden Herukas Reines Land und alle Wesen werden Helden und Heldinnen. Alles wird makellos rein, vollständig erfüllt von einer riesigen Aufstellung an Darbringungen, die die Natur erhabener Weisheit sind und nichtverunreinigte Glückseligkeit gewähren. Wir glauben fest, dass wir die zwei Absichten unseres Bodhichitta erfüllt haben, und entwickeln ein Gefühl der Freude. Wir meditieren eine kurze Zeit über dieses Gefühl. Diese Meditation wirkt als kraftvolle Ursache, um unsere Buddha Natur zu erwecken. Unsere Buddha Natur wird sich allmählich in die eigentliche Erleuchtung umwandeln und dann werden wir wirklich alle Lebewesen zum Glück der Erleuchtung führen können.

NICHTTUGENDEN, ÜBERTRETUNGEN UND HINDERNISSE REINIGEN

Dies hat zwei Teile:

1. Warum wir nichttugendhafte Handlungen und Übertretungen reinigen müssen

2. Die eigentliche Praxis der Reinigung

WARUM WIR NICHTTUGENDHAFTE HANDLUNGEN UND ÜBERTRETUNGEN REINIGEN MÜSSEN

Buddha sagt in den Vinaya Sutras:

Nichttugendhafte Handlungen aufgeben,

Tugendhafte Handlungen üben

Und den Geist beherrschen:

Das ist Buddhadharma.

Hier bezieht sich «Buddhadharma» auf die eigentliche Zuflucht, die Lebewesen direkt vor Leiden beschützt. Wir erreichen diesen Schutz, indem wir nichttugendhafte Handlungen aufgeben, tugendhafte Handlungen üben und unseren Geist beherrschen.