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Eine wissenschaftliche Untersuchung der Ursachen von und Lösungen unserer täglichen Probleme und Schwierigkeiten, indem Buddhas Unterweisungen benutzt werden, um unsere Welt durch die Änderung unseres Geistes zu ändern. In dieser hektischen Welt sind unsere Erfahrungen von Glück flüchtig und kurzlebig, während uns innerer Friede gänzlich abhanden kommt. Unsere negativen Geisteszustände wie unkontrolliertes Verlangen und Wut führen zu endlosen Problemen für uns und andere und hindern uns daran, unsere tiefsten Wünsche zu erfüllen. Buddhas beliebte Lehre der Vier Edlen Wahrheiten bietet eine klare und einfache Lösung an. Sie führt uns zu einer Oase des Friedens in unserem Herzen.
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Seitenzahl: 164
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Empfohlene Reihenfolge für Anfänger, in der die Bücher des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche studiert oder gelesen werden sollten:
Wie wir unser Leben verwandeln
Wie wir den Geist verstehen
Freudvoller Weg
Der Spiegel des Dharma
Das neue Herz der Weisheit
Moderner Buddhismus
Tantrische Ebenen und Pfade
Führer ins Dakiniland
Essenz des Vajrayana
Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra
Große Schatzkammer der Verdienste
Acht Schritte zum Glück – Neuausgabe
Einführung in den Buddhismus
Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen
Sinnvoll zu betrachten
Das Bodhisattva Gelübde
Allumfassendes Mitgefühl
Das neue Meditationshandbuch
Sinnvoll leben, freudvoll sterben
Ozean von Nektar
Herzjuwel
Das klare Licht der Glückseligkeit
Mahamudra Tantra
Dieses Buch wurde unter der Schirmherrschaft des
Internationalen Tempelprojekts der NKT-IKBU
veröffentlich und der Verkaufserlös ist durch diesen Fonds für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt.
Eingetragen unter VR 33517 B.
EHRWÜRDIGER GESHE KELSANG GYATSO RINPOCHE
Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen
DIE VIER EDLEN WAHRHEITEN
Originaltitel: How to Solve Our Human Problems
© Geshe Kelsang Gyatso und Manjushri Centre 2005
2. Auflage 2018
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen.
Herausgeber:
Tharpa Verlag Deutschland, ein Teil des
Dipankara Kadampa Meditationszentrum e. V. (VR 33517 B)
Chausseestraße 108
10115 Berlin
© Deutsche Übersetzung Ehrwürdiger Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche und Neue Kadampa Tradition – Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2018
Titelbild © Jeja/iStock
Die Strichzeichnungen stellen die acht glückverheißenden Zeichen dar.
ISBN 978-3-908543-22-0
ISBN ePub: 978-3-947058-18-1
ISBN Kindle: 978-3-947058-19-8
Die acht glückverheißenden Zeichen
Der kostbare Schirm
Der kostbare Fisch
Die kostbare Vase
Die kostbare Blume
Die kostbare Schneckenmuschel
Der kostbare Knoten
Das kostbare Siegesbanner
Die Anleitungen in diesem Buch sind Methoden, unser menschliches Wesen und unsere menschlichen Eigenschaften zu verbessern, indem wir unsere geistigen Fähigkeiten entwickeln. In den vergangenen Jahren hat unsere Kenntnis der modernen Technik beträchtlich zugenommen und deshalb wurden wir Zeugen eines bemerkenswerten materiellen Fortschritts. Doch das Glück der Menschen hat nicht in gleicher Weise zugenommen. In der Welt gibt es heute nicht weniger Leiden und auch nicht weniger Probleme. Tatsächlich könnte man sagen, dass es jetzt mehr Probleme und größere Gefahren gibt als je zuvor. Dies zeigt, dass die Ursache des Glücks und die Lösung unserer Probleme nicht im Wissen um materielle Dinge liegen. Glück und Leiden sind Zustände des Geistes und deshalb sind ihre Hauptursachen nicht außerhalb des Geistes zu finden. Wollen wir wahrhaft glücklich sein und frei von Leiden, müssen wir lernen unseren Geist zu zähmen.
Wenn etwas in unserem Leben schiefläuft und wir in Schwierigkeiten stecken, neigen wir dazu, die Situation selbst als unser Problem anzusehen. Doch in Wirklichkeit kommen alle Probleme, die uns widerfahren, aus unserem Geist. Könnten wir schwierigen Situationen mit einem positiven oder friedvollen Geist begegnen, wären sie für uns kein Problem. Tatsächlich könnten wir sie sogar als Herausforderungen oder Gelegenheiten ansehen, zu wachsen und uns zu entwickeln. Probleme ergeben sich nur, wenn wir auf Schwierigkeiten mit einem negativen Geisteszustand reagieren. Möchten wir wirklich glücklich und frei von Leiden sein, müssen wir lernen, unseren Geist zu verwandeln.
Buddha lehrte, dass der Geist die Kraft hat, alle angenehmen und unangenehmen Dinge zu erschaffen. Die Welt ist die Folge des Karmas, oder Handlungen, der Wesen, die in ihr leben. Eine reine Welt ist die Folge reiner Handlungen und eine unreine Welt ist die Folge unreiner Handlungen. Da alle Handlungen durch den Geist erschaffen werden, ist letztendlich alles, auch die Welt selbst, vom Geist erschaffen. Es gibt keinen anderen Schöpfer als den Geist.
Normalerweise sagen wir: «Ich habe dieses und jenes erschaffen» oder «Er oder sie hat dieses und jenes erschaffen», doch der eigentliche Schöpfer von allem ist der Geist. Wir sind wie Diener unseres Geistes. Wann immer er etwas tun möchte, tun wir es, ohne irgendeine Wahl zu haben. Bisher waren wir seit anfangsloser Zeit unserem Geist ausgeliefert, ohne jegliche Freiheit. Üben wir uns jedoch aufrichtig in den Anleitungen, die uns in diesem Buch gegeben werden, können wir die Situation umkehren und die Kontrolle über unseren Geist gewinnen. Erst dann werden wir wirklich frei sein.
Durch das Studium vieler buddhistischer Texte mögen wir vielleicht berühmte Gelehrte werden. Doch setzen wir Buddhas Lehren nicht praktisch um, bleibt unser Wissen des Buddhismus hohl und hat nicht die Kraft, unsere eigenen oder die Probleme anderer zu lösen. Die Erwartung zu hegen, ein intellektuelles Verständnis buddhistischer Schriften reiche aus, um unsere Probleme zu lösen, gleicht einem Kranken, der meint, allein durch das Lesen ärztlicher Anweisungen seine Krankheit heilen zu können, ohne die Arznei zu schlucken. Wie der buddhistische Meister Shantideva sagt:
Wir müssen die Lehren Buddhas, Dharma, praktisch umsetzen,
Denn nichts kann durch das Lesen der Worte allein erreicht werden.
Ein kranker Mann wird niemals von seiner Krankheit geheilt,
Bloß indem er ärztliche Anweisungen liest!
Jedes einzelne Lebewesen hat den aufrichtigen Wunsch, alle Leiden und Probleme dauerhaft zu meiden. Normalerweise versuchen wir das, indem wir äußere Methoden anwenden. Doch ganz gleich wie sehr uns dies in weltlicher Hinsicht auch gelingen mag, ganz gleich wie reich, mächtig oder hochangesehen wir werden, nie werden wir endgültig von Leiden und Problemen befreit sein. In Wirklichkeit kommen alle Probleme, die wir Tag für Tag erleben, aus unserer Selbstwertschätzung und unserem Festhalten am Selbst – Fehlvorstellungen, die unsere eigene Wichtigkeit übertreiben. Aber da wir das nicht verstehen, machen wir gewöhnlich andere für unsere Probleme verantwortlich und das macht alles nur noch schlimmer. Aus diesen beiden grundlegenden Fehlvorstellungen entstehen all unsere anderen Verblendungen wie Wut und Anhaftung, die uns endlose Probleme bescheren.
Ich bete dafür, dass all jene, die dieses Buch lesen, inneren Frieden erfahren und den wirklichen Sinn ihres Lebens als Mensch erfüllen.
Geshe Kelsang Gyatso
USA
April 2004
Um unsere menschlichen Probleme zu lösen und immerwährenden Frieden und Glück zu finden, gab Buddha uns äußerst tiefgründige Lehren, um sie als praktische Ratschläge zu nutzen. Seine Lehren werden «Dharma» genannt, was höchster Schutz vor Leiden bedeutet. Dharma ist die eigentliche Methode, mit der wir unsere menschlichen Probleme lösen können. Um dies zu verstehen, sollten wir zuerst darüber nachdenken, was die wirkliche Natur unserer Probleme ist und was ihre Hauptursachen sind.
Unsere Probleme existieren nicht außerhalb unseres Geistes. Die wirkliche Natur unserer Probleme sind unangenehme Gefühle, die Teil unseres Geistes sind. Zum Beispiel sagen wir oft, wenn unser Auto ein Problem hat: «Ich habe ein Problem». Doch in Wirklichkeit ist das nicht unser Problem, sondern das Problem des Autos. Wir haben nur Probleme, wenn wir unangenehme Gefühle erleben. Die Probleme des Autos sind außerhalb unseres Geistes, unsere Probleme aber sind innerhalb unseres Geistes. Indem wir in dieser Weise zwischen belebten und unbelebten Problemen unterscheiden, können wir verstehen, dass die wirkliche Natur unserer Probleme unsere eigenen Gefühle sind, die Teil unseres Geistes sind.
Alle unsere Probleme – unsere unangenehmen Gefühle – kommen aus unseren Verblendungen der Anhaftung und der Unwissenheit des Festhaltens am Selbst. Deshalb sind diese Verblendungen die Hauptursachen unserer Probleme. Wir haben starke Anhaftung an die Erfüllung unserer eigenen Wünsche; für dieses Ziel arbeiten wir unser ganzes Leben lang sehr hart und begegnen dabei vielen Schwierigkeiten und Problemen. Wenn unsere Wünsche nicht erfüllt werden, sind wir unglücklich und enttäuscht. Oft werden wir deshalb wütend und das wiederum führt zu mehr Problemen sowohl für uns selbst als auch für andere. Wir können das sehr gut aus eigener Erfahrung verstehen. Wenn wir unsere Freunde, Arbeit, Status oder Ansehen und so weiter verlieren, erleben wir Kummer und viele Schwierigkeiten. Das ist so aufgrund unserer starken Anhaftung an diese Dinge. Hätten wir keine solche Anhaftung, gäbe es keinen Grund für Leiden und Probleme, wenn wir diese Dinge verlieren.
Aufgrund starker Anhaftung an unsere eigenen Sichtweisen erleben wir augenblicklich das innere Problem unangenehmer Gefühle, wenn ihnen jemand widerspricht. Dann werden wir wütend, fangen an mit anderen zu diskutieren und zu streiten, und das wiederum ruft weitere Probleme hervor. Die meisten politischen Probleme überall in der Welt werden von Menschen verursacht, die starke Anhaftung an ihre eigenen Sichtweisen haben. Viele Probleme entstehen auch, weil Menschen Anhaftung an ihre religiösen Sichtweisen haben.
Aufgrund unserer Anhaftung an die Erfüllung unserer eigenen Wünsche begingen wir in vergangenen Leben viele unterschiedliche Handlungen, die anderen Lebewesen Schaden zufügten. Infolge dieser Handlungen erleben wir nun viele verschiedene Probleme und Leiden in unserem Leben.
Schauen wir in den Spiegel des Dharma, dann sehen wir, wie unsere Anhaftung, Wut und insbesondere unsere Unwissenheit des Festhaltens am Selbst die Ursachen all unserer Probleme und Leiden sind. Wir werden mit Sicherheit verstehen, dass es keine anderen Methoden gibt, unsere menschlichen Probleme zu lösen, als unsere Verblendungen zu bändigen. Dharma ist die einzige Methode, unsere Verblendungen der Anhaftung, Wut und der Unwissenheit des Festhaltens am Selbst zu beherrschen. Deshalb können wir behaupten, dass Buddhas Lehren, Dharma, die einzige Methode sind, mit der wir unsere menschlichen Probleme lösen können. Die alten Kadampa Praktizierenden und viele Praktizierende heute wissen das aus eigener Erfahrung und können diese Wahrheit bezeugen. Buddhas Lehren sind die höchste wissenschaftliche Methode, um menschliche Probleme zu lösen. Setzen wir diese Lehren aufrichtig in die Praxis um, werden wir mit Sicherheit unsere menschlichen Probleme lösen und den wirklichen Sinn unseres Lebens finden.
Im Sutra der vier edlen Wahrheiten sagt Buddha:
Ihr solltet Leiden erkennen.
Ihr solltet Ursprünge aufgeben.
Ihr solltet Beendigungen erlangen.
Ihr solltet den Pfad praktizieren.
Diese Anleitungen werden die «vier edlen Wahrheiten» genannt. Sie werden «edle Wahrheiten» genannt, da es höchste und nichttäuschende Anleitungen sind.
Im Allgemeinen versteht jeder, der geistige oder körperliche Schmerzen erlebt, sein eigenes Leiden, selbst Tiere. Doch wenn Buddha sagt: «Ihr solltet Leiden erkennen», meint er, dass wir die Leiden zukünftiger Leben erkennen sollten. Denn nur, wenn wir diese kennen, werden wir den starken Wunsch entwickeln, uns von ihnen zu befreien. Dieser praktische Rat ist für alle wichtig, denn wenn wir den Wunsch haben, uns von den Leiden unserer zukünftigen Leben zu befreien, werden wir unser gegenwärtiges menschliches Leben mit Sicherheit für die Freiheit und das Glück unserer zahllosen zukünftigen Leben nutzen. Es gibt nichts Sinnvolleres als das.
Haben wir diesen Wunsch aber nicht, dann werden wir unser kostbares menschliches Leben nur für die Freiheit und das Glück dieses einen kurzen Lebens vergeuden. Das wäre töricht, denn unsere Absichten und Handlungen würden sich nicht von den Absichten und Handlungen der Tiere unterscheiden, die nur auf dieses eine Leben ausgerichtet sind. Der große Yogi Milarepa sagte einmal zum Jäger Gonpo Dorje:
Du hast den Körper eines Menschen, aber den Geist eines Tieres.
Du, ein Mensch, der den Geist eines Tieres hat, bitte höre mein Lied.
Normalerweise glauben wir, dass es das Wichtigste ist, das Leiden und die Probleme unseres gegenwärtigen Lebens zu lösen und widmen unser ganzes Leben diesem Ziel. In Wirklichkeit aber halten die Leiden und Probleme dieses Lebens nicht lange an. Sterben wir morgen, sind sie morgen vorbei. Da jedoch die Probleme und Leiden zukünftiger Leben endlos sind, sind Freiheit und Glück unserer zukünftigen Leben weitaus wichtiger, als Freiheit und Glück dieses einen kurzen Lebens. Mit dieser ersten Edlen Wahrheit ermutigt uns Buddha, unser gegenwärtiges menschliches Leben zu nutzen, um die Freiheit und das Glück unserer zahllosen zukünftigen Leben vorzubereiten. So zu handeln ist wirklich weise.
Eine ausführliche Erklärung, die uns hilft zukünftige Leben zu verstehen, findet sich in Anhang I und II.
«Ihr solltet Ursprünge aufgeben.»
Auch dies ist ein sehr praktischer Rat. «Ursprünge» bezieht sich hauptsächlich auf unsere Verblendungen der Anhaftung, Wut und Unwissenheit des Festhaltens am Selbst. Normalerweise wünschen wir uns aufrichtig, Leiden dauerhaft zu meiden, denken aber nie daran, unsere Verblendungen aufzugeben. Doch ohne unsere Verblendungen zu bändigen und aufzugeben, ist es unmöglich, uns dauerhaft von Leiden und Problemen zu befreien. Deshalb sollten wir Buddhas Rat annehmen und uns in erster Linie darauf richten, unsere Anhaftung, Wut und andere Verblendungen durch unsere Konzentration auf die tiefgründige Bedeutung des Dharma und die Kraft unserer Entschlossenheit zu kontrollieren.
Verblendungen werden «Ursprünge» genannt, da sie der Ursprung all unseres Leidens und die Hauptursache all unserer Probleme sind. Wir haben schon gesehen, wie Anhaftung eine der Hauptursachen unserer Probleme ist. Die Probleme, die durch Wut hervorgerufen werden, werden in Teil Zwei erklärt. Die folgende kurze Erklärung zeigt nun, inwiefern unser Festhalten am Selbst die Hauptursache all unserer Probleme ist.
Zuerst sollten wir unser Festhalten am Selbst erkennen, das wir immer in unserem Herzen tragen und das unseren inneren Frieden zerstört. Seine Natur ist ein falsches Gewahrsein, das irrtümlicherweise glaubt, dass wir selbst und andere wirklich, oder inhärent, existent sind. Es ist ein unwissender Geist, denn in Wirklichkeit existieren die Dinge nicht inhärent – sie existieren als bloße Zuschreibungen. Da dieser törichte Geist des Festhaltens am Selbst an ein «Ich», «Mein» und alle anderen Phänomene als wirklich existent glaubt oder sich daran klammert, entwickeln wir Anhaftung an Dinge, die uns gefallen, und Hass auf Dinge, die uns nicht gefallen. Dann begehen wir unterschiedliche Handlungen, die anderen Lebewesen schaden, und infolgedessen erfahren wir in diesem Leben und Leben für Leben mannigfaltiges Leiden und Probleme. Dies ist der eigentliche Grund, warum wir so viele Probleme erfahren. Da unser Gefühl eines wirklich existenten «Ich» und «Mein» so stark ist, dient unser Festhalten am Selbst auch als Grundlage für alle unsere täglichen Probleme.
Das Festhalten am Selbst ist wie ein giftiger Baum, die anderen Verblendungen sind wie seine Zweige und alle unsere Leiden wie seine Früchte. Es ist der Hauptursprung all unserer anderen Verblendungen und all unserer Leiden und Probleme. Verstehen wir dies, dann sollten wir uns sehr stark bemühen, diese Unwissenheit zu erkennen, zu verringern und sie schließlich vollkommen aufzugeben.
«Ihr solltet Beendigungen erlangen.»
Das bedeutet, dass wir die dauerhafte Beendigung von Leiden erlangen sollten. Im Allgemeinen erlebt jeder von Zeit zu Zeit eine vorübergehende Beendigung bestimmter Leiden. Zum Beispiel erleben diejenigen, die körperlich gesund sind, eine vorübergehende Beendigung von Krankheit. Dies jedoch reicht nicht aus, da es nur vorübergehend ist. Später in diesem Leben und in zahllosen zukünftigen Leben werden sie das Leiden der Krankheit immer wieder erleben müssen. Jedes Lebewesen muss ohne Ausnahme immer wieder, Leben für Leben, endlos den Kreislauf des Leidens von Krankheit, Altern, Tod und Wiedergeburt erfahren. Wir sollten Buddhas Vorbild folgen und starke Entsagung für diesen endlosen Kreislauf entwickeln. Als Buddha mit seiner Familie im Palast weilte, sah er, dass sein Volk diese Leiden unaufhörlich erdulden musste, und er fasste den festen Entschluss, Erleuchtung, die dauerhafte Beendigung des Leidens, zu erlangen und alle Lebewesen zu diesem Zustand zu führen.
Buddha ermutigte uns nicht, unsere täglichen Aktivitäten aufzugeben, die unseren Lebensunterhalt sichern oder Armut, Umweltprobleme, bestimmte Krankheiten und so weiter verhindern. Wir sollten jedoch wissen, dass wir diese Probleme nie dauerhaft beenden werden, ganz gleich wie erfolgreich wir in diesen Tätigkeiten sind. In unseren zahllosen zukünftigen Leben müssen wir sie weiterhin erfahren und selbst in diesem Leben nehmen die Leiden der Armut, Umweltverschmutzung und Krankheit auf der ganzen Welt zu, obwohl wir sehr hart daran arbeiten, diese Schwierigkeiten zu vermeiden. Außerdem entwickeln sich nun aufgrund der Kraft der modernen Technik viele große Gefahren in der Welt, die wir noch nie erlebt haben. Wir sollten uns deshalb nicht mit einer nur vorübergehenden Freiheit von bestimmten Leiden begnügen, sondern uns stark bemühen, dauerhafte Freiheit zu erlangen, solange wir diese Gelegenheit haben.
Wir sollten die Kostbarkeit unseres menschlichen Lebens bedenken. Diejenigen, die aufgrund früherer verblendeter Sichtweisen den Wert spiritueller Praxis ablehnten und als Tiere wiedergeboren wurden, haben zum Beispiel nicht die Möglichkeit sich einer spirituellen Praxis zu widmen, die allein der Schlüssel zu einem sinnvollen Leben ist. Da es ihnen nicht möglich ist, spirituelle Anleitungen zu hören, zu verstehen, darüber nachzudenken und zu meditieren, ist ihre gegenwärtige Wiedergeburt als Tier an sich ein Hindernis. Nur Menschen sind frei von Hindernissen dieser Art und haben alle notwendigen Bedingungen, um sich spirituellen Pfaden zu widmen, die allein zu immerwährendem Frieden und Glück führen. Diese Verknüpfung von Freiheit und dem Besitz der notwendigen Bedingungen ist das besondere Merkmal, das unser menschliches Leben so kostbar macht.
«Ihr solltet den Pfad praktizieren.»
In diesem Zusammenhang ist mit «Pfad» kein äußerer Pfad gemeint, der von einem Ort zu einem anderen führt, sondern ein innerer Pfad, ein spiritueller Pfad, der uns zum reinen Glück der Befreiung und Erleuchtung führt. Eine ausführliche Erklärung der Stufen des Pfades zur Befreiung und Erleuchtung findet sich in den Büchern Moderner Buddhismus, Wie wir unser Leben verwandeln, Das neue Meditationshandbuch und Freudvoller Weg.
Die Praxis der Stufen des Pfades zur Befreiung kann in die drei Schulungen der höheren moralischen Disziplin, der höheren Konzentration und der höheren Weisheit zusammengefasst werden. Diese Schulungen werden «höhere» genannt, weil sie durch Entsagung motiviert sind, einen aufrichtigen Wunsch, dauerhafte Befreiung von den Leiden dieses und zukünftiger Leben zu erlangen. Deshalb sind sie der eigentliche Pfad zur Befreiung, den wir üben müssen.
Das Wesen moralischer Disziplin ist es, unangemessene Handlungen aufzugeben, reines Verhalten zu bewahren und jede Handlung mit einer tugendhaften Motivation richtig auszuführen. Moralische Disziplin ist für alle äußerst wichtig, um zukünftige Probleme für uns selbst und für andere zu vermeiden. Da sie unsere Handlungen rein macht, werden auch wir rein. Wir müssen sauber und rein sein, doch genügt es nicht, einen sauberen Körper zu haben, da unser Körper nicht unser Selbst ist. Moralische Disziplin ist wie eine große Erde, die die Ernte spiritueller Verwirklichungen trägt und nährt. Ohne moralische Disziplin zu bewahren, ist es sehr schwierig, in unseren spirituellen Schulungen Fortschritte zu machen. Schulung in höherer moralischer Disziplin bedeutet, durch Entsagung motiviert zu lernen, tief mit der Praxis der moralischen Disziplin vertraut zu sein.
Die zweite höhere Schulung ist die Schulung in höherer Konzentration. Das Wesen von Konzentration ist es, Ablenkungen zu verhindern und uns auf tugendhafte Objekte zu konzentrieren. Es ist sehr wichtig, uns in Konzentration zu schulen, denn mit Ablenkungen können wir gar nichts erreichen. Schulung in höherer Konzentration bedeutet, motiviert durch Entsagung zu lernen, tief mit der Fähigkeit vertraut zu sein, Ablenkungen zu stoppen und uns auf tugendhafte Objekte zu konzentrieren. Ganz gleich welche Dharma Praxis wir üben: Wenn unsere Konzentration klar und kraftvoll ist, können wir leicht Fortschritte machen. Normalerweise sind Ablenkungen unser Hauptproblem. Die Praxis der moralischen Disziplin verhindert grobe Ablenkungen und Konzentration verhindert subtile Ablenkungen. Gemeinsam führen sie zu schnellen Ergebnissen in unserer Dharma Praxis.
Die dritte höhere Schulung ist die Schulung in höherer Weisheit. Das Wesen der Weisheit ist ein tugendhafter intelligenter Geist, dessen Funktion es ist, Verwirrung zu vertreiben und tiefgründige Objekte gründlich zu verstehen. Viele Menschen sind sehr intelligent darin, ihre Feinde zu zerstören, sich um ihre Familien zu kümmern, das zu finden, was sie begehren und so weiter, aber das alles ist nicht Weisheit. Selbst Tiere haben diese Art der Intelligenz. Weltliche Intelligenz ist täuschend, während Weisheit uns nie täuschen wird. Sie ist unser innerer spiritueller Meister, der uns auf richtige Pfade führt, und sie ist das göttliche Auge, durch das wir vergangene und zukünftige Leben und die besondere Verbindung zwischen unseren Hand