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Dieses Buch bietet uns tiefe Einsicht in unseren Geist und zeigt auf, wie ein Verständnis seiner Natur und Funktion ganz praktisch in unseren alltäglichen Erfahrungen umgesetzt werden kann, um unser Leben zu verbessern. Der erste Teil ist ein praktischer Leitfaden, um einen leichten, positiven Geist zu entwickeln und zu bewahren. Er zeigt uns, wie wir Geisteszustände, die uns schaden, erkennen und vermeiden und wie wir sie durch friedvolle und heilsame ersetzen können. Der zweite Teil beschreibt ausführlich unterschiedliche Arten von Geist und enthüllt die Tiefgründigkeit des buddhistischen Verständnisses des Geistes. Er schließt mit einer ausführlichen Erklärung der Meditation und zeigt, wie wir unseren Geist zähmen und umwandeln können und somit dauerhafte Freude erleben, unabhängig von äußeren Bedingungen. "Probleme haben wir nur, wenn wir auf Schwierigkeiten mit einem negativen Geisteszustand reagieren. Deshalb müssen wir, wenn wir unsere Probleme wirklich loswerden wollen, lernen unseren Geist zu bändigen, indem wir unser Verlangen bändigen." Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche
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Seitenzahl: 439
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Wie wir den Geist verstehen
Auch von Geshe Kelsang Gyatso
Allumfassendes Mitgefühl
Einführung in den Buddhismus
Das neue Meditationshandbuch
Herzjuwel
Acht Schritte zum Glück
Freudvoller Weg
Sinnvoll zu betrachten
Verwandle Dein Leben
Das klare Licht der Glückseligkeit
Führer ins Dakiniland
Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen
Mahamudra Tantra
Moderner Buddhismus
Das neue Herz der Weisheit
Der vom Tharpa Verlag erzielte Erlös aus dem Verkauf dieses Buches fließt gemäß den Richtlinien in Ein Geldhandbuchin den Internationalen Tempelprojekt Fondin Deutschland (eingetragen unter: VR 4062 NP).
Ein buddhistischer Verein, der für den Weltfrieden baut
http://kadampa.org/de/temples/
Geshe Kelsang Gyatso
Wie wir den Geist verstehen
DIE NATUR UND DIE KRAFT DES GEISTES
Originaltitel: How to Understand The Mind(Erstveröffentlichung als Understanding the Mind 1993, 2013 vollständig überarbeitet und als How to Understand the Mind neu veröffentlicht.)
Erstveröffentlichung deutsche Übersetzung als Den Geist verstehen 1995, vollständig überarbeitet und als Wie wir den Geist verstehen neu veröffentlicht.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen.
Herausgeber:
Tharpa Verlag Deutschland
ein Teil des Dipankara Kadampa-Meditationszentrum e. V.
(VR 4062 NP)
Mehringdamm 33, Aufgang 2
10961 Berlin
Der Tharpa Verlag hat überall auf der Welt Niederlassungen und Tharpa Bücher werden in den gängigsten Sprachen veröffentlicht.
Siehe hier für Kontaktadressen.
© Neue Kadampa Tradition
Internationale Union des Kadampa Buddhismus 1995, 2013
Das Titelbild zeigt Geshe Kelsa ng Gyatso. Die Federzeichnungen beinhalten Bilder aus dem Rad des Lebens als auch die acht glückverheißenden Symbole.
ISBN Paperback 978-3-908543-33-6
ISBN MOBI (für Kindle): 978-3-908543-62-6
ISBN ePub: 978-3-908543-61-9
Satz in Palatino, Tharpa Verlag
Papier: Offset
Druckerei: Elbedruckerei Wittenberg
Inhalt
Einführung
TEIL EINS:
Was ist unser Geist?
Wie der Geist sich bewegen kann
Grobe, subtile und sehr subtile Geistesarten
Primäre Geistesarten und geistige Faktoren
Die fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren
Die fünf objektfeststellenden geistigen Faktoren
Die elf tugendhaften geistigen Faktoren
Tugend, Nichttugend und Verblendung
Die sechs Ursprungsverblendungen
Die zwanzig sekundären Verblendungen
Die vier veränderlichen geistigen Faktoren
TEIL ZWEI:
Begriffliche und nichtbegriffliche Geistesarten
Sinnes- und geistige Gewahrseinsarten
Direktwahrnehmer
Anschließende Erkenner
Wiedererkenner
Richtige Glaubensarten
Nichtfeststellende Wahrnehmer
Nichtverblendete Zweifel
Falsche Gewahrseinsarten
Gültige und nichtgültige Erkenner
Meditation
Meditation einer Person anfänglicher Ausrichtung
Meditation einer Person mittlerer Ausrichtung
Meditation einer Person großer Ausrichtung
Schlussfolgerung
Widmung
Anhang I – Die zusammengefasste Bedeutung des Textes
Anhang II – Sadhanas
Befreiendes Gebet
Essenz des Glücks
Glossar
Bibliografie
Studienprogramme des Kadampa Buddhismus
Tharpa Niederlassungen weltweit
Einführung
Uns sollte bewusst sein, dass in den vergangenen Jahren unser Verständnis und die Beherrschung der äußeren Welt beträchtlich zugenommen haben und wir als Folge davon Zeugen eines bemerkenswerten materiellen Fortschritts geworden sind. Eine entsprechende Zunahme an menschlichem Glück hat es jedoch nicht gegeben. Es gibt in unserer Welt nicht weniger Leiden und nicht weniger Probleme. Tatsächlich könnte man sagen, dass es heutzutage mehr Probleme und größere Unzufriedenheit gibt als jemals zuvor. Dies zeigt uns, dass die Ursachen für Glück und die Lösung unserer Probleme nicht im Wissen und in der Beherrschung der äußeren Welt liegen. Glück und Leiden sind Gefühle – Bestandteile unseres Geistes – und deshalb sind ihre hauptsächlichen Ursachen nicht außerhalb des Geistes zu finden. Wollen wir wirklich glücklich und frei von Leiden sein, dann müssen wir unser Verständnis des Geistes vervollkommnen.
Wenn etwas in unserem Leben schiefgeht und wir in schwierigen Situationen stecken, dann neigen wir dazu, die Situation selbst als das Problem anzusehen. Aber in Wirklichkeit kommen alle Probleme, die uns widerfahren, von unserem Geist. Könnten wir schwierigen äußeren Situationen mit einem positiven und friedvollen Geist begegnen, gäbe es für uns keine Probleme mehr. Tatsächlich könnten wir sie sogar als Herausforderungen oder Gelegenheiten für eine Entwicklung und Entfaltung unseres Glücks ansehen. Probleme haben wir nur, wenn wir auf Schwierigkeiten mit einem negativen Geisteszustand reagieren. Deshalb müssen wir, wenn wir unsere Probleme wirklich loswerden wollen, lernen unseren Geist zu bändigen, indem wir unser Verlangen bändigen.
Indem wir unser Verlangen bändigen, können wir uns selbst jederzeit glücklich machen. Das ist so, weil unkontrolliertes Verlangen die Quelle allen Leidens und aller Probleme ist. Wir haben starke Anhaftung an die Erfüllung unserer eigenen Wünsche. Unser unkontrolliertes Verlangen allein ist der Grund, weshalb wir Menschen in dieser Welt so viele Probleme und Gefahren erschaffen. Wir erleben so viele Schwierigkeiten, weil wir nicht in der Lage sind, unser Verlangen zu bändigen. Könnten wir das, wären wir frei von allen Problemen.
Die Anleitungen in diesem Buch sind Methoden, unseren Geist, beispielsweise unsere Anhaftung an die Erfüllung unserer eigenen Wünsche, zu kontrollieren. Ganz besonders durch Studium und Praxis der unterschiedlichen Themen und Inhalte, die in diesem Buch dargelegt sind, können wir uns selbst verbessern und vom Zustand eines unwissenden niederen Wesens zu einem immer höheren Wesen und schließlich zum höchsten Zustand, dem eines erleuchteten Wesens, fortschreiten. Wir Menschen haben diese Möglichkeit. Sie ist es, die unser Leben so kostbar macht und ihm Sinn verleiht. Tiere, wie beispielsweise Hunde, haben diese Gelegenheit nicht, ganz gleich wie intelligent sie sind. Wir sollten erkennen, wie sehr wir vom Glück begünstigt sind und uns an diesem Glück erfreuen.
Geshe Kelsang Gyatso
4. Juni 2013
TEIL EINS
Folge dem Pfad zur Erleuchtung
Was ist unser Geist?
Wir sagen oft: «Mein Geist, mein Geist.» Wenn uns aber jemand fragen würde: «Was ist dein Geist?», dann hätten wir keine genaue Antwort. Das ist so, weil wir die Natur und Funktion unseres Geistes nicht richtig verstehen. Die Natur des Geistes ist Klarheit. Das bedeutet, er ist etwas, das leer ist wie Raum und dem immer Form, Gestalt und Farbe fehlt. Der Geist ist nicht wirklich Raum, denn erzeugter Raum hat Gestalt und Farbe. Tagsüber kann er hell sein und nachts dunkel. Der Geist aber hat weder Gestalt noch Farbe.
Wie ich bereits sagte, ist der Geist leer. Dennoch sollten wir nicht sagen, dass der Geist Leerheit ist. Was ist der Unterschied zwischen Leere und Leerheit? Im Buddhismus hat Leerheit eine sehr tiefe Bedeutung. Sie ist die wahre Natur der Dinge und ein sehr tiefgründiges und bedeutsames Objekt. Wenn wir Leerheit direkt verwirklichen, werden wir dauerhaft von allen Leiden dieses Lebens und zahlloser künftiger Leben befreit sein. Es gibt nichts, was von größerer Bedeutung ist. Deshalb ist Leerheit ein sehr bedeutsames Objekt, wohingegen eine Leere lediglich leer ist – sie hat keine besondere Bedeutung. Wenn wir deshalb behaupten, der Geist sei leer, dann meinen wir damit, dass ihm immer Form, Gestalt und Farbe fehlen. Und wenn wir behaupten, dass Raum leer ist, dann meinen wir damit, dass ihm behindernder Kontakt fehlt. Wenn wir sagen: «Mein Geldbeutel ist leer», dann meinen wir damit, dass im Geldbeutel kein Geld ist. Von daher ist es klar, dass verschiedene Leeren verschiedene Bedeutungen haben.
Die Funktion des Geistes ist, Objekte wahrzunehmen oder zu verstehen. Normalerweise sagen wir: «Ich sehe dies und das», aber nur, weil unser Geist das Objekt sieht. Weil unser Geist Dinge versteht, sagen wir: «Ich verstehe.» In dieser Weise sind unsere Wahrnehmung und unser Verständnis Funktionen unseres Geistes. Ohne Geist sind wir nicht in der Lage Objekte wahrnehmen und zu verstehen.
Darüber hinaus ist eine der hauptsächlichen Funktionen des Geistes die, Dinge zuzuschreiben. Ohne Namen können Dinge nicht existieren. Der Geist schreibt Namen zu, indem er denkt: «Dies ist dies.» Deshalb existieren die Dinge nur, weil der Geist sie zuschreibt. Hierdurch verstehen wir, dass alles, sogar die Welt, vom Geist erschaffen ist. Es gibt keinen anderen Schöpfer als den Geist. Wenn wir das sorgfältig überprüfen, ist es nicht schwer zu verstehen.
Fassen wir zusammen: Die Definition von Geist ist etwas, dessen Natur leer wie Raum ist, dem immer Form, Gestalt und Farbe fehlt und dessen Funktion es ist, Objekte wahrzunehmen und zu verstehen. Indem wir die Natur und Funktion des Geistes richtig verstehen, erkennen wir, dass unser Geist vollkommen verschieden ist von unserem Körper. Dies beweist, dass nach dem Tod unser Geist nicht endet, selbst wenn dies unser Körper tut. Der Geist verlässt den Körper und geht zum nächsten Leben, so wie ein Vogel sein Nest verlässt und zu einem anderen fliegt. Oder, ein anderes Beispiel: Wenn wir schlafen und träumen, liegt unser Körper da wie tot, unser Geist aber verlässt den Körper. Er geht zu einer Traumwelt und erlebt ein Traumleben, ein ganz neues Leben. Indem wir allein darüber nachdenken, können wir ganz klar die Existenz unserer zukünftigen Leben verstehen.
Wie der Geist sich bewegen kann
Unser Geist ist wie eine Person, die Augen aber keine Beine hat und so zwar Dinge sehen, sich aber nicht von einem Ort zu einem anderen begeben kann. In der gleichen Weise kann unser Geist Objekte sehen, ist aber nicht in der Lage, sich von allein von einem Objekt zu einem anderen zu bewegen. Die Bewegung von einem Objekt zu einem anderen ist nur durch die Kraft eines Trägers möglich. Träger des Geistes sind die inneren Winde. Innere Winde sind die subtilen Winde, die mit dem Geist verbunden sind und durch die Kanäle unseres Körpers fließen. Es wird gesagt, dass nichts schneller ist als der Geist. So kann unser Geist zum Beispiel in einem Augenblick den Mond erreichen, einfach indem er an ihn denkt. Aber ohne innere Winde ist das unmöglich. Eine genaue Erklärung der inneren Winde wird in Anhang IV von Moderner Buddhismus gegeben.
Durchtrenne die Wurzel des Leidens.
Grobe, subtile und sehr subtile Geistesarten
Aus Sicht seiner unterschiedlichen Ebenen wird der Geist in drei eingeteilt: grob, subtil und sehr subtil.
DER GROBE GEIST
Normalerweise verwenden wir in unserem wachen Leben grobe Geistesarten wie unser Augengewahrsein, um Dinge zu sehen; unser Ohrengewahrsein, um Klänge zu hören; unser Nasengewahrsein, um zu riechen; unser Zungengewahrsein, um zu schmecken; unser Körpergewahrsein um Tastobjekte wahrzunehmen; und unser geistiges Gewahrsein, mit dem wir stark «Ich» und «Mein» denken. Diese Gewahrseinsarten sind grobe Geistesarten, weil sie relativ leicht zu erkennen sind. Ohne sie können wir mit anderen nicht kommunizieren und unsere täglichen Handlungen nicht verrichten. Dennoch sind diese Gewahrseinsarten fehlerhaft. Sie nehmen inhärent existierende Objekte wahr, die nicht existieren, und führen dadurch zu leidvollen Erfahrungen. Wenn unser geistiges Gewahrsein zum Beispiel entweder unseren Körper oder unseren Geist wahrnimmt und «Ich» oder «Mein» denkt, dann nehmen wir irrtümlicherweise unseren Körper oder Geist als unser Selbst wahr. Das ist eine Halluzination, die dazu führt, dass wir, wenn unser Körper krank ist, denken: «Ich bin krank». Wenn unser Körper alt ist, denken wir: «Ich bin alt». Wenn unser Geist Leid oder Schmerz erfährt, denken wir: «Ich leide» oder «Ich habe Schmerzen». Aufgrund dieser Halluzination erfahren wir während unseres ganzen Lebens und Leben für Leben, endlos Leid und Schmerz. Das ist unser ganz normales, leidvolles Dasein. Das sollten wir verstehen und daraufhin Entsagung entwickeln, den aufrichtigen Wunsch, uns selbst dauerhaft von dieser Halluzination zu befreien, indem wir die wahre Natur der Dinge, die Leerheit aller Phänomene, erkennen.
DER SUBTILE GEIST
Während wir im Schlaf träumen, verwenden wir subtile Geistesarten wie unser Traum-Augengewahrsein, -Ohrengewahrsein, -Nasengewahrsein, -Zungengewahrsein, -Körpergewahrsein und -Geistesgewahrsein, um die Erscheinung verschiedener Traumdinge zu erleben. All diese Erscheinungen sind fehlerhafte Erscheinungen. Weil sie ebenso wie alle Erscheinungen im Wachzustand fehlerhaft sind, sagt Buddha: «Du solltest wissen, dass alle Phänomene wie Träume sind.» Traumgewahrseinsarten werden subtile Geistesarten genannt, weil sie schwer zu erkennen sind.
Da die Erscheinungen in unseren Träumen und während unseres Wachseins alle fehlerhafte Erscheinungen und Halluzinationen sind, haben unsere normalen Tätigkeiten sowohl in unseren Träumen als auch während unseres Wachseins keinen wirklichen Sinn. Deshalb sollten wir überlegen: «Was ist der wirkliche Sinn meines Lebens?»
DER SEHR SUBTILE GEIST
Der sehr subtile Geist wird so genannt, weil er äußerst schwer zu erkennen ist. Ohne unseren sehr subtilen Geist gäbe es für uns kein Leben. Warum ist das so? Die groben und subtilen Geistesarten können unser Leben nicht erhalten, weil sie nur vorübergehende und sehr unbeständige Geistesarten sind. Unverhofft entstehen sie und schwinden ebenso schnell wie Wolken am Himmel. Deshalb ist es einzig und allein unser sehr subtiler Geist, der unser Leben, Tag und Nacht und Leben für Leben, fortwährend aufrechterhält, bis wir ein erleuchteter Buddha werden. Sind wir ein Buddha, dann wird unser sehr subtiler Geist zu Buddhas Geist und unser sehr subtiler innerer Wind zu Buddhas Körper. Deshalb ist der sehr subtile Geist oder «beständig verweilende Geist» unsere Buddha Natur. Da unser sehr subtiler innerer Wind oder «beständig verweilender Körper» niemals stirbt, haben wir einen unsterblichen Körper, der unser eigener Körper ist. In Wirklichkeit ist der Körper, den wir jetzt haben, ein Teil beider Körper unserer Eltern und so gehört er nicht uns, sondern unseren Eltern.
Unser sehr subtiler Geist – unsere Buddha Natur – ist sehr kostbar, wie ein unbezahlbares Juwel. Doch wir können ihn nicht erkennen, außer wir wenden die besonderen Methoden an, die Buddha in seinen Lehren des Höchsten Yoga Tantras erläutert. Diese besonderen Methoden sind Meditationen über den Zentralkanal, den unzerstörbaren Tropfen und den unzerstörbaren Wind und Geist. Durch diese Meditationen können sich die inneren Winde im Zentralkanal sammeln und auflösen. Lösen sich alle unsere inneren Winde durch die Kraft der Meditation vollständig im Zentralkanal auf, dann lösen sich alle unsere groben und subtilen Geistesarten ebenfalls auf und unser sehr subtiler Geist wird sich in ganz natürlicher Weise manifestieren. Dann werden wir ihn durch eigene Erfahrung erkennen. Dieser manifeste sehr subtile Geist, der sich durch das Auflösen der inneren Winde im Zentralkanal manifestiert, wird «klares Licht» genannt. Er wird so genannt, weil er klares Gewahrsein und ein inneres Licht ist. Wann immer sich unser sehr subtiler Geist manifestiert ist er klares Licht. Normalerweise manifestiert sich der sehr subtile Geist für gewöhnliche Wesen nur im Tiefschlaf und am Ende des Todesprozesses. Praktizierende des Höchsten Yoga Tantras aber können ihren sehr subtilen Geist während der Meditation manifestieren, indem sie durch die Kraft der Meditation die inneren Winde im Zentralkanal auflösen. Das ist das klare Licht der Verwirklichung. Es gibt drei verschiedene Arten von klarem Licht: das klare Licht des Schlafes, das klare Licht des Todes und das klare Licht der Verwirklichung.
Während des Tiefschlafs lösen sich unsere groben und subtilen inneren Winde und Geistesarten ganz natürlich in den Zentralkanal auf. Als Folge hiervon manifestiert sich unser sehr subtiler Geist. Dieser manifeste sehr subtile Geist ist das klare Licht des Schlafes. Wir können ihn jedoch normalerweise nicht erkennen, weil unser Erinnerungsvermögen während des Tiefschlafes nicht funktionieren kann.
Zum Zeitpunkt unseres Todes, wenn wir den Todesvorgang erleben, lösen sich unsere inneren Winde ganz natürlich in den Zentralkanal auf. Zunächst lösen sich unsere groben Geistesarten auf und enden. Nur der subtile Geist bleibt übrig. Dann wird unser Geist immer subtiler, bis sich schließlich, sobald sich alle inneren Winde vollständig in den Zentralkanal aufgelöst haben, unser sehr subtiler Geist manifestiert. Dieser manifeste sehr subtile Geist ist das klare Licht des Todes. Seine Natur ist große Glückseligkeit. Er ist außergewöhnlich friedvoll und nimmt nur Leerheit wahr, die bloße Abwesenheit aller Phänomene. Normalerweise aber können wir ihn nicht erkennen, weil wir zu diesem Zeitpunkt keine Erinnerung haben.
Primäre Geistesarten und geistige Faktoren
Aus Sicht seiner Funktion kann Geist in primäre Geistesarten und geistige Faktoren unterteilt werden. Primärer Geist, Geistigkeit und Bewusstsein sind Synonyme. Primärer Geist ist definiert als ein Erkenner, der in erster Linie die bloße Wesenheit eines Objektes erfasst. Geistiger Faktor ist definiert als ein Erkenner, der in erster Linie ein bestimmtes Merkmal des Objektes erfasst. Diese Definitionen stammen von Maitreya.
Nehmen wir zum Beispiel einen Topf. Der Topf selbst ist die bloße Wesenheit des Topfes und der Boden, die Seiten, die Form, die Farbe, die Größe und so fort sind bestimmte Merkmale des Topfes. Da ein Unterschied innerhalb des Objektes besteht, gibt es eine entsprechende Unterscheidung vonseiten des Geistes, der dieses Objekt erkennt. Somit ist es die Funktion eines primären Geistes, die bloße Wesenheit eines Objektes zu erfassen, während es die Funktion der geistigen Faktoren ist, bestimmte Merkmale des Objektes zu erfassen. Da jedes Objekt nur eine allgemeine Wesenheit hat, aber viele einzelne Merkmale, so hat jedes einzelne Objekt nur einen primären Geist, aber viele geistige Faktoren, die es beobachten. Nimmt zum Beispiel ein Augengewahrsein einen Topf wahr, erfasst der primäre Geist hauptsächlich die allgemeine Wesenheit des Topfes, den Topf selbst. Die geistigen Faktoren, die mit diesem primären Geist verbunden sind, erfassen hauptsächlich die bestimmten Merkmale des Topfes, seine verschiedenen Teile.
Es gibt sechs Arten von primärem Geist: Augenbewusstsein, Ohrenbewusstsein, Nasenbewusstsein, Zungenbewusstsein, Körperbewusstsein und geistiges Bewusstsein. Die Chittamatrins behaupten, dass es zwei weitere primäre Geistesarten gibt: ein Basis-von-allem-Bewusstsein und die verblendete Geistigkeit. Ihrer Auffassung nach ist das Basis-von-allem-Bewusstsein ein stabiles Bewusstsein, das beim Tod nicht endet, sondern den Fortbestand der Person von einem Leben zum nächsten aufrechthält. Es ist der Speicher für karmische Potenziale und die Quelle aller anderen Bewusstseinsarten. Die verblendete Geistigkeit beobachtet das Basis-von-allem-Bewusstsein und erfasst fälschlicherweise ein selbsttragendes, substanziell existierendes Selbst. Die Prasangikas widerlegen auf schlüssige Weise sowohl das Basis-von-allem-Bewusstsein als auch die verblendete Geistigkeit. Es gibt nur sechs Arten von primärem Geist, weil es nur sechs Arten von Objekt gibt: Formen, Klänge, Gerüche, Geschmäcke, Tastobjekte und Phänomene. «Phänomene» bedeutet hier Phänomene, die nur geistigem Gewahrsein erscheinen.
Die Eigenschaft eines primären Geistes hängt von den geistigen Faktoren ab, die ihn begleiten. Wenn die geistigen Faktoren tugendhaft sind, ist der primäre Geist tugendhaft. Wenn aber die geistigen Faktoren nichttugendhaft oder neutral sind, ist der primäre Geist nichttugendhaft oder neutral. Nichttugendhafte geistige Faktoren verursachen Leiden. Tugendhafte geistige Faktoren führen zu Frieden und Glück. Wenn wir anhaltenden Geistesfrieden finden wollen, müssen wir uns deshalb entschlossen bemühen, nichttugendhafte geistige Faktoren zu beseitigen und tugendhafte zu fördern.
Jeder primäre Geist wird von mindestens fünf geistigen Faktoren begleitet, ohne die er nicht funktionieren kann. Es sind: Gefühl, Unterscheidung, Absicht, Kontakt und Aufmerksamkeit. Sie werden die «fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren» genannt. So wie ein Auto nicht fahren kann, wenn eines seiner Räder fehlt, so kann ein primärer Geist nicht funktionieren, wenn einer dieser fünf geistigen Faktoren fehlt. Zum Beispiel sind alle physischen Objekte aus acht Substanzen zusammengesetzt: den vier Elementen (Erde, Wasser, Feuer und Wind) und den vier umgewandelten Elementen (Formen, Gerüche, Geschmäcke und Tastobjekte). So wie auch das einfachste physische Objekt alle acht Substanzen haben muss, so muss auch der grundlegendste primäre Geist alle fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren aufweisen. Selbst sehr subtile primäre Geistesarten haben diese fünf geistigen Faktoren.
Wir sollten uns einen primären Geist und seine geistigen Faktoren nicht als getrennte Wesenheiten vorstellen wie einen Herrscher und seine Untertanen, denn jeder geistige Faktor ist Teil eines primären Geistes. Obwohl ein geistiger Faktor Teil eines primären Geistes ist, ist er kein primärer Geist. Das ist genauso wie eine Hand ein Teil des Körpers, aber nicht der Körper selbst ist.
Das tibetische Wort für geistigen Faktor ist «sem jung», was wörtlich «aus dem Geist entstanden» bedeutet. So kann ein primärer Geist mit einer Kerzenflamme und seine geistigen Faktoren mit den Lichtstrahlen dieser Flamme verglichen werden. In der Weise wie eine Kerzenflamme viele Lichtstrahlen hat, so hat ein primärer Geist viele geistige Faktoren. Und genauso wie die Lichtstrahlen aus der Flamme stammen und gleichzeitig mit ihr existieren, so stammen geistige Faktoren aus dem primären Geist und existieren gleichzeitig mit ihm. Und ebenso wie die Flamme Objekte in Abhängigkeit von ihrem ausgestrahlten Licht erhellt, so kennt ein primärer Geist sein Objekt in Abhängigkeit von seinen geistigen Faktoren.
Ein primärer Geist und seine geistigen Faktoren sind die gleiche Wesenheit und besitzen fünf Ähnlichkeiten:
1. Grundlage: Sie haben die gleiche vorherrschende Bedingung
2. Objekt: Ihr beobachtetes Objekt ist das gleiche
3. Aspekt: Ihr Objekt des Befassens ist das gleiche
4. Zeit: Sie entstehen, verweilen und enden gleichzeitig
5. Substanz: Ein primärer Geist hat nur einen von jeder Art von geistigem Faktor
Was mit vorherrscher Bedingung, beobachtetem Objekt und Objekt des Befassens gemeint ist wird in Teil Zwei erklärt.
Schmeckt zum Beispiel ein Zungengewahrsein Tee, entwickeln sich sowohl der primäre Geist als auch der mit ihm verbundene geistige Faktor Gefühl aus der gleichen außergewöhnlichen vorherrschenden Bedingung, der Zungensinneskraft. Deshalb ist ihre Grundlage die gleiche. Ihre beobachteten Objekte sind die gleichen, weil sie sich beide auf das gleiche Objekt richten, den Geschmack des Tees. Ihre Objekte des Befassens sind die gleichen, weil beide den Geschmack des Tees erfassen. Und ihre Zeit oder Dauer ist die gleiche, weil beide gleichzeitig entstehen, verweilen und enden. Sie haben die fünfte Ähnlichkeit, die Ähnlichkeit der Substanz, weil ein primärer Geist nur einen geistigen Faktor Gefühl, einen geistigen Faktor Unterscheidung, einen geistigen Faktor Absicht und so weiter besitzen kann. Genauso kann ein bestimmter geistiger Faktor nur mit einem primären Geist verbunden sein. Manchmal sagen wir, dass wir gemischte Gefühle bezüglich einer Sache haben. Es scheint vielleicht so, als ob in diesem Fall ein primärer Geist mehrere Gefühle hat, die das gleiche Objekt beobachten, aber das ist unmöglich. Gewöhnliche Wesen können nicht zwei unterschiedliche, manifeste Arten von Geist haben, die ein Objekt gleichzeitig beobachten. Was tatsächlich geschieht ist, dass wir mehrere primäre Geistesarten haben, jeder mit nur einem Gefühl. Haben wir zum Beispiel «gemischte Gefühle» in Bezug auf ein Haus, kann es entweder sein, dass wir das Haus einmal mögen und einmal nicht, oder dass wir gleichzeitig zwei unterschiedliche Arten von Geist haben, die sich auf das Haus beziehen, wobei sich jede auf einen anderen Aspekt des Hauses richtet.
Es gibt einundfünfzig geistige Faktoren, die in sechs Gruppen unterteilt sind:
1. Die fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren
2. Die fünf objektfeststellenden geistigen Faktoren
3. Die elf tugendhaften geistigen Faktoren
4. Die sechs Ursprungsverblendungen
5. Die zwanzig sekundären Verblendungen
6. Die vier veränderlichen geistigen Faktoren
Jeder geistige Faktor wird jetzt unter drei Überschriften erklärt: Definition, Funktion und Unterteilungen. Die erste identifiziert den geistigen Faktor, die zweite zeigt die Ergebnisse seiner Erzeugung und die dritte vertieft unser Verständnis. Einige der einundfünfzig geistigen Faktoren sind sich recht ähnlich. Deshalb müssen wir sie sorgfältig studieren und mit anderen diskutieren, bis wir ein klares Verständnis jedes einzelnen haben. Obwohl wir diese geistigen Faktoren innerhalb unseres eigenen Geistes entwickeln, müssen wir doch versuchen, sie genau zu erkennen, so dass wir wissen, welche aufzugeben und welche zu fördern sind. Nichttugendhafte geistige Faktoren aufzugeben und tugendhafte zu fördern ist der Kern der Dharma Praxis. Verblendete geistige Faktoren sind die Ursache aller negativen Handlungen und die Quelle allen Leidens und aller Gefahr. Indem wir sie erkennen und beseitigen, lösen wir alle unsere Probleme. Als ich dieses Thema in Tibet studierte, war ich sehr jung. Obwohl ich das Thema intellektuell verstand, wusste ich doch nicht in vollem Umfang zu würdigen, wie nützlich es für die Geistesschulung ist. Jetzt erkenne ich das sehr klar.
Erlange beständige Befreiung von den Leiden des Todes
Die fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren
Die fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren werden so genannt, weil sie jeden primären Geist begleiten. Fehlte nur einer von ihnen, könnte der primäre Geist sein Objekt nicht erkennen. Die fünf allesbegleitenden geistigen Faktoren sind:
1. Gefühl
2. Unterscheidung
3. Absicht
4. Kontakt
5. Aufmerksamkeit
Gefühl erfährt ein Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral. Die Funktion von Unterscheidung ist, ein Objekt von anderen Objekten zu unterscheiden und es hierdurch zu identifizieren. Absicht befähigt den Geist, sich zu seinem Objekt zu bewegen und sich mit ihm zu befassen. Kontakt nimmt ein Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral wahr und dient dadurch als Grundlage für die Entwicklung von Gefühlen. Aufmerksamkeit hat die Funktion, den Geist auf ein bestimmtes Merkmal eines Objektes zu richten.
Am Beispiel eines Zungenbewusstseins, das Tee schmeckt, wird anschaulich, dass die Anwesenheit all dieser fünf geistigen Faktoren notwendig ist. Ohne den geistigen Faktor Gefühl würde das Zungenbewusstsein den Geschmack des Tees nicht als angenehm, unangenehm oder neutral empfinden. Ohne Unterscheidung könnte es den Geschmack des Tees nicht von anderen Objekten unterscheiden und ihn nicht erkennen. Ohne Absicht könnte sich ein inneres Zungenbewusstsein nicht mit dem Geschmack des Tees befassen, der ein äußeres Objekt ist. Ohne Kontakt könnte es den Geschmack des Tees nicht als angenehm, unangenehm oder neutral wahrnehmen und es gäbe keine Grundlage für die Entwicklung angenehmer, unangenehmer oder neutraler Gefühle. Und ohne Aufmerksamkeit könnte es sich nicht auf den Geschmack des Tees richten.
GEFÜHL
DEFINITION VON GEFÜHL
Gefühl ist definiert als ein geistiger Faktor, der die Funktion hat, angenehme, unangenehme oder neutrale Objekte zu erfahren.
Weil es drei Arten von Objekt gibt, angenehme, unangenehme und neutrale, gibt es drei Arten von Gefühl, die diese Objekte erfahren: angenehme Gefühle, unangenehme Gefühle und neutrale Gefühle. Es ist unmöglich ein Objekt zu erkennen, ohne es als angenehm, unangenehm oder neutral zu erleben.
Buddhas haben nur angenehme Gefühle. Die Götter des Form- und formlosen Bereiches haben angenehme und neutrale, aber keine unangenehmen Gefühle. Und die Wesen im Begierdebereich erfahren alle drei Arten von Gefühl. Im Schlaf sind die meisten unserer Gefühle neutrale Gefühle, wenn wir aber träumen, können wir auch unangenehme und angenehme Gefühle haben.
FUNKTION VON GEFÜHL
Die allgemeine Funktion von Gefühl ist, die Auswirkungen von früheren Handlungen oder Karma zu erfahren. In den Sutras sagt Buddha:
Die vollständig gereiften Auswirkungen der Handlungen reifen nicht auf Erde oder Steinen, sondern nur auf dem Bewusstsein.
Das ist so, weil nur Bewusstsein Gefühle hat und wir nur mit Gefühlen die reifenden Auswirkungen von Handlungen erfahren können. Tugendhafte Handlungen führen zu angenehmen Gefühlen, nichttugendhafte Handlungen zu unangenehmen Gefühlen und neutrale Handlungen zu neutralen Gefühlen. Wir neigen zu der Ansicht, dass Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit Merkmale sind, die vonseiten des Objektes existieren. In Wirklichkeit aber hängt es allein von unserem Karma ab, ob wir ein Objekt als angenehm oder unangenehm erfahren. Zwei Menschen können das gleiche Essen zu sich nehmen und der eine findet es köstlich, ein anderer aber eklig. Geschieht dies, dann reift bei der ersten Person bezüglich dieses Essens gutes und bei der zweiten schlechtes Karma.
Insbesondere ist es die Funktion verunreinigter Gefühle, Grundlage für die drei Gifte Anhaftung, Hass und Unwissenheit zu sein. Verunreinigte angenehme Gefühle rufen Anhaftung hervor, verunreinigte unangenehme Gefühle Hass und verunreinigte neutrale Gefühle Unwissenheit. In Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattva sagt Shantideva:
Aufgrund von Gefühlen entsteht Begierde.
Erleben gewöhnliche Wesen angenehme Gefühle, entwickeln sie Begierde oder Anhaftung. Genauso rufen ihre unangenehmen Gefühle Wut und ihre neutralen Gefühle Unwissenheit hervor. Beobachten wir unseren Geist genau, dann merken wir, dass diese unwillkürlichen Reaktionen nahezu ständig auftreten. Verunreinigte Gefühle sind wie Feuchtigkeit. Sie bringen die Samen der Verblendungen, die wir aus früheren Leben mitgebracht haben, zum Keimen. Feindzerstörer haben die Samen der Verblendungen aus ihrem geistigen Kontinuum beseitigt und entwickeln deshalb keine begehrende Anhaftung mehr, selbst wenn sie intensive angenehme Gefühle erleben. Da sie frei vom Festhalten am Selbst sind, sind ihre Gefühle nichtverunreinigt und können deshalb nicht die Ursache für Verblendungen sein.
Alle verunreinigten Gefühle sind Objekte, die aufgegeben werden müssen. Es ist leicht den Wunsch zu haben, unangenehme Gefühle aufzugeben. Um aber den Wunsch zu entwickeln, verunreinigte angenehme und neutrale Gefühle aufzugeben, müssen wir ein sehr gutes Verständnis der Natur Samsaras haben. Beide, verunreinigte Gefühle und verunreinigte Unterscheidungen, sind Schlüsselglieder in der Kette, die uns an Samsara fesselt. Verunreinigte Unterscheidungen identifizieren Objekte als angenehm, unangenehm oder neutral. Verunreinigte Gefühle führen dann zu den drei Giften, die uns wiederum dazu verleiten, verunreinigte Handlungen, die die Hauptursachen einer Wiedergeburt in Samsara sind, zu begehen.
Die Funktion einer Person, Handlungen zu begehen und ihre Auswirkungen zu erleben, hängt vollständig von Gefühl und Unterscheidung ab. Mangelt es jemandem an Unterscheidungen, wird er oder sie nicht fähig sein, in irgendeiner Weise zu handeln. Und ohne Gefühle wäre er oder sie nicht fähig, die Auswirkungen irgendeiner Handlung zu erfahren. Gefühle und Unterscheidungen sind so wichtig, dass Buddha, als er die fünf Anhäufungen erklärte, diese beiden aus den einundfünfzig geistigen Faktoren auswählte und sie jeweils als einzelne Anhäufung bezeichnete.
UNTERTEILUNGEN VON GEFÜHL
Es gibt mehrere Arten Gefühl zu unterteilen. Dazu gehört die dreifache Unterteilung, die bereits besprochen wurde:
1. Angenehme Gefühle
2. Unangenehme Gefühle
3. Neutrale Gefühle
Es gibt auch eine zweifache Unterteilung aus Sicht ihrer außergewöhnlichen vorherrschenden Bedingung:
1. Körperliche Gefühle
2. Geistige Gefühle
Körperliche Gefühle sind Gefühle, die mit den fünf Sinnesbewusstseinsarten verbunden sind. Sie werden in Abhängigkeit von einer formbesitzenden Sinneskraft erzeugt. Geistige Gefühle sind Gefühle, die mit geistigem Bewusstsein verbunden sind und in Abhängigkeit von einer geistigen Kraft entstehen.
Es gibt noch eine andere zweifache Unterteilung aus Sicht ihrer Natur:
1. Verunreinigte Gefühle
2. Nichtverunreinigte Gefühle
Verunreinigte Gefühle sind Gefühle, die mit dem Festhalten am Selbst verbunden sind. Nichtverunreinigte Gefühle sind Gefühle, die mit der Weisheit verbunden sind, die Leerheit direkt verwirklicht. Bis wir den Pfad des Sehens erreichen, sind die meisten unserer Gefühle verunreinigte Gefühle.
UNTERSCHEIDUNG
DEFINITION VON UNTERSCHEIDUNG
Unterscheidung ist definiert als ein geistiger Faktor, der die Funktion hat, das außergewöhnliche Zeichen eines Objektes zu erfassen.
Jedes Objekt hat Merkmale, die es von anderen Objekten unterscheiden und es uns ermöglichen es zu erkennen. Die Funktion des geistigen Faktors Unterscheidung ist, diese außergewöhnlichen Merkmale zu erfassen. Schauen wir zum Beispiel einen Baum an, kennt unser Augenbewusstsein den Baum, weil es die außergewöhnlichen Merkmale des Baumes wahrnimmt oder unterscheidet. Würde unserem Augenbewusstsein der geistige Faktor Unterscheidung fehlen, könnte es den Baum nicht von anderen Objekten unterscheiden, und deshalb könnte es ihn nicht erkennen. Um ein Objekt zu erkennen, müssen wir wissen, welches seine außergewöhnlichen Kennzeichen oder charakteristischen Eigenschaften sind. Ein Neugeborenes versteht zum Beispiel die außergewöhnlichen Zeichen einer Armbanduhr nicht und kann eine Uhr deshalb auch nicht als solche erkennen.
FUNKTION VON UNTERSCHEIDUNG
Die Funktion von Unterscheidung ist, ein Objekt von anderen Objekten zu unterscheiden und das Objekt als «dieses» und nicht als «jenes» zu identifizieren. Unterscheidung, die mit begrifflichen Geisteszuständen verbunden ist, hat auch die Funktion Objekte zuzuschreiben, zu kennzeichnen oder zu benennen. Es gibt zwei Arten der Zuschreibung: Zuschreibung durch Laute und Zuschreibung durch Gedanken. Die erste Art ist das gleiche wie Benennen. Die zweite ist das gleiche wie Vorstellen.
Die definierenden Merkmale eines Objektes existieren nicht vonseiten des Objektes, sondern sind lediglich durch den Geist, der sie erfasst, zugeschrieben. Wir können dies insofern verstehen, wie unterschiedliche Menschen das gleiche Objekt wahrnehmen. Betrachtet man zum Beispiel eine bestimmte Person namens John, dann erkennt einer vielleicht einen Feind in ihm, während ein anderer einen Freund sieht. Existierten die Merkmale von Feind und Freund vonseiten der Person, gäbe es hier einen Widerspruch. Aber da diese Merkmale der Person lediglich durch den Geist verschiedener Personen zugeschrieben werden, gibt es keinen Widerspruch. Von seiner Seite aus hat John keine starren festgelegten Merkmale, die darauf warten, vom Geist verschiedener Personen entdeckt zu werden. Was er ist, hängt einzig davon ab, wie er vom Geist anderer Personen, die ihn erfassen, identifiziert wird. Wir können wählen, wie wir Objekte unterscheiden. Als Dharma Praktizierende sollten wir uns vornehmen, nur in konstruktiver Weise zu unterscheiden, auf eine Art, die der Tugend förderlich ist.
UNTERTEILUNGEN VON UNTERSCHEIDUNG
Es gibt drei Arten Unterscheidung zu unterteilen. Als erstes gibt es aus Sicht der außergewöhnlichen vorherrschenden Bedingung sechs Arten von Unterscheidung:
1. Unterscheidungen, die mit Augenbewusstsein verbunden sind
2. Unterscheidungen, die mit Ohrenbewusstsein verbunden sind
3. Unterscheidungen, die mit Nasenbewusstsein verbunden sind
4. Unterscheidungen, die mit Zungenbewusstsein verbunden sind
5. Unterscheidungen, die mit Körperbewusstsein verbunden sind
6. Unterscheidungen, die mit geistigem Bewusstsein verbunden sind
Würde einem der sechs Bewusstseinsarten der geistige Faktor Unterscheidung fehlen, könnte das Bewusstsein sein Objekt nicht verstehen. Unterscheidung, verbunden mit Augenbewusstsein, ist Augengewahrsein und kein Augenbewusstsein, denn Bewusstsein ist gleichbedeutend mit primärem Geist.
Es gibt auch eine zweifache Unterteilung von Unterscheidung:
1. Fehlerhafte Unterscheidungen
2. Nichtfehlerhafte Unterscheidungen
Jedes falsche Gewahrsein hat fehlerhafte Unterscheidung und alle ungeschickten Handlungen von Körper, Rede und Geist sind ein Ergebnis fehlerhafter Unterscheidung. Wir handeln zerstörerisch, weil wir unter dem Einfluss von Verblendungen stehen und alle Verblendungen beruhen auf fehlerhafter Unterscheidung. Wut zum Beispiel unterscheidet ihr Objekt als inhärent unangenehm, während Anhaftung ihr Objekt als inhärent anziehend unterscheidet. In beiden Fällen ist die Unterscheidung fehlerhaft, denn Attraktivität und Unattraktivität hängen vom Geist ab und existieren nicht vonseiten des Objektes.
Ist der geistige Faktor Unterscheidung fehlerhaft, sind der primäre Geist und alle anderen ihn begleitenden geistigen Faktoren falsche Gewahrseinsarten. Gerade weil das Festhalten am Selbst und falsche Sichtweisen fehlerhafte Unterscheidungen haben, erfassen sie falsche Objekte. Die in den Lamrim Unterweisungen erläuterten sechzehn falschen Gedanken (hier aufgelistet), beruhen alle auf fehlerhaften Unterscheidungen. Der zweite falsche Gedanke zum Beispiel, nicht zu wünschen, die Essenz unseres kostbaren menschlichen Lebens zu ergreifen, geht einher mit der fehlerhaften Unterscheidung, dass weltliches Vergnügen der einzige Sinn dieses Lebens ist. Dharma Praktizierende sollten dafür beten, von all diesen fehlerhaften Unterscheidungen frei zu sein, denn sie hindern uns ernsthaft daran, die Verwirklichungen der Stufen des Pfades zu erlangen. Indem wir die fehlerhaften Unterscheidungen beseitigen und die entgegengesetzten, nichtfehlerhaften Unterscheidungen entwickeln, erlangen wir Lamrim Verwirklichungen.
Es gibt viele Ursachen für fehlerhafte Unterscheidungen, wie zum Beispiel frühere Prägungen, Vertrautheit, falschen Unterweisungen oder Ratschlägen zuhören oder über falsche Begründungen nachdenken. Wir alle haben die Samen fehlerhafter Unterscheidungen, aber ob sie reifen und unser Leben beeinflussen oder nicht, hängt in hohem Maße von unserem Lebensstil ab. Wenn wir ein negatives oder nichttugendhaftes Leben führen, werden wir dazu neigen, falsche Gedanken zu entwickeln, um unser Verhalten zu rechtfertigen. Wenn wir aber ein positives oder tugendhaftes Leben führen, werden wir viel wahrscheinlicher richtige Gedanken annehmen.
Fehlerhafte Unterscheiden werden von Prägungen der Unwissenheit verursacht, die ein inhärent existierendes Selbst erfassen, obwohl solch ein Selbst nicht existiert. Außerdem unterscheiden wir, aufgrund unserer Vertrautheit mit Verblendungen, manche Menschen als unsere Freunde, manche als Feinde und manche als Fremde. Alle diese Unterscheidungen sind jedoch fehlerhafte Unterscheidungen, denn in Wirklichkeit sind alle fühlenden Wesen unsere Mütter.
Es gibt eine weitere zweifache Unterteilung von Unterscheidung:
1. Klare Unterscheidungen
2. Unklare Unterscheidungen
Ist unsere Unterscheidung klar, werden wir leicht und schnell lernen. Klare und richtige Unterscheidung ist grundlegend für eine Verbesserung unseres Verständnisses und hilft uns, ungeschicktes Handeln mit Körper, Rede und Geist zu vermeiden.
Wenn wir einschlafen, wird unsere Unterscheidung unklar. Dann sind wir anfällig für Fehler. Anfangs sind unsere Sinne noch aktiv, sodass wir zum Beispiel immer noch Geräusche wie die Stimmen anderer hören, doch wir können die Bedeutung des Gesagten nicht mehr richtig verstehen. Auf dem Sterbebett haben Menschen ebenfalls unklare Unterscheidung und so fällt es ihnen schwer, Anweisungen schnell zu erfassen. Deshalb machen sie viele Fehler. Auch geistige Behinderung ist oft bedingt durch unklare Unterscheidung.
Hören wir Unterweisungen oder lesen wir Dharma Bücher, finden wir sie manchmal verwirrend und haben das Gefühl, dass sie nicht sehr klar dargelegt sind. In Wirklichkeit aber ist es unsere Unterscheidung, die unklar ist. Wäre unsere Unterscheidung gänzlich klar, könnten wir Unterweisungen verstehen, die lediglich durch Gesten gegeben werden!
Manche Praktizierende erkennen, dass durch ihre Gefühle und Unterscheidungen Verblendungen angeregt werden. Sie versuchen deshalb, Gefühle und Unterscheidungen völlig aufzugeben, indem sie ihren Geist kraft der Konzentration nach innen ziehen. Dadurch versinken sie in einen subtilen Zustand, in dem es keine manifeste störende geistige Tätigkeit mehr gibt. Dieser Zustand wird «Versenkung ohne Unterscheidung» genannt. Es ist ein Zustand ohne grobe Gefühle oder Unterscheidungen, in dem der Geist einsgerichtet im Nichts versunken ist. Sterben diese Praktizierenden, dann können sie im Formbereich als Götter ohne Unterscheidung, allgemein «Langlebensgötter» genannt, wiedergeboren werden. Dort weilen sie für sehr lange Zeit in der Versenkung ohne Unterscheidung.
Indem sie die Unterscheidung grober Objekte unterbinden, verhindern diese Praktizierenden, dass sich grobe Verblendungen manifestieren. In dieser Weise merzen sie die Verblendungen jedoch nicht wirklich aus und erlangen deshalb keine Befreiung aus Samsara. Es ist zwar möglich, grobe Gefühle und Unterscheidungen, die mit groben Bewusstseinsebenen verbunden sind, zu unterdrücken und dadurch zeitweise alle Probleme, die daraus entstehen, zu vermeiden. Es ist aber nicht möglich, subtile Gefühle und Unterscheidungen aufzugeben, die mit dem subtilen Geist verbunden sind. Wenn wir in Tiefschlaf fallen, hört die ganze geistige Tätigkeit, die wir normalerweise wahrnehmen, auf. Es scheint, als seien wir unbewusst geworden wie ein lebloses Objekt. Doch in Wirklichkeit ist unser Geist sehr subtil geworden. Einige Praktizierende erlangen kraft der Meditation eine ähnliche Wirkung und verwechseln dies mit Befreiung. In Wirklichkeit sind sie jedoch nur zeitweilig in einen Zustand versunken, der einem langen, tiefen Schlaf ähnlich ist. Wenn ihr Karma, in diesem Zustand zu verweilen, schließlich endet, wird ihre grobe geistige Tätigkeit erneut einsetzen und sie «wachen auf».
Zurzeit Buddha Kashyapas, dem dritten Buddha, traten zwei Hinayana Praktizierende in den Zustand der Versenkung ohne Unterscheidung ein. Sie starben nicht und weilten kraft ihrer Konzentration für Millionen von Jahren in diesem Zustand. Erst nachdem der vierte Buddha, Buddha Shakyamuni, ins Parinirvana gegangen war, wurden diese Meditierenden in der Nähe von Varanasi unter der Erde entdeckt. Sie erwachten aus ihrer subtilen Bewusstseinsebene, entwickelten wieder grobe Gefühle und Unterscheidungen und fragten wo Buddha Kashyapa sei. Buddha Shakyamunis Schüler mussten ihnen sagen, dass Buddha Kashyapa nicht mehr in dieser Welt weilte und dass sogar Buddha Shakyamuni bereits erschienen und verstorben war! Als sie dies hörten, starben die beiden Meditierenden. Kraft ihrer Konzentration war es ihnen gelungen, sich für lange Zeit von den Problemen Samsaras zu trennen. Sie hatten jedoch, während sie in Versenkung waren, keine Gelegenheit, Fortschritte in ihren Dharma Verwirklichungen zu machen. Deshalb konnten sie, als sie sich schließlich aus der Meditation erhoben, keinen Nutzen aus ihrer langandauernden Versenkung ziehen.
Statt zu versuchen, alle Unterscheidungen zu beenden, ist es sinnvoller zu versuchen richtige Unterscheidungen zu entwickeln. Wollen wir Verblendungen völlig überwinden, sollten wir unseren Geist nicht einfach nur von den Objekten der Verblendung zurückziehen. Wir sollten das Objekt des Festhaltens am Selbst klar erkennen, es mit logischen Begründungen widerlegen und dann über eigentliche Leerheit meditieren. Wir müssen auch viele richtige Unterscheidungen bezüglich der Methodenseite unserer spirituellen Praxis entwickeln.
Als Anhänger des Mahayana sollten wir nicht zu sehr an Meditation über die Versenkung der Gefühle und Unterscheidungen interessiert sein, denn sie hat keinen langfristigen Nutzen. Sie hilft uns nicht bei der Entwicklung von Entsagung, Mitgefühl, Bodhichitta, der richtigen Sicht der Leerheit oder der Verwirklichung der zwei tantrischen Stufen. Manchmal, wenn unser Geist sehr gestört oder ängstlich ist, mag es hilfreich sein, diese Versenkung für kurze Zeit zu üben. Wir sollten sie jedoch nicht als unsere Hauptmeditation ansehen.
ABSICHT
DEFINITION VON ABSICHT
Absicht ist definiert als ein geistiger Faktor, der die Funktion hat, seinen primären Geist auf ein Objekt zu richten.
Nur durch den geistigen Faktor Absicht ist unser primärer Geist fähig, sich auf ein Objekt zu richten. Ohne ihn bliebe unser Geist bewegungslos. Obwohl unser Körper in unserem Zimmer bleibt, kann unser Geist reisen, wohin er will, weil er den geistigen Faktor Absicht hat, der mit innerem Wind verbunden ist. So wie die Bewegung einer Kerzenflamme vom äußeren Wind abhängt, so hängt die Bewegung des Geistes vom geistigen Faktor Absicht und dem inneren Wind ab. Unser Geist bewegt sich zu einem Objekt hin, indem er sich mit ihm verbindet oder sich damit befasst. Denken wir zum Beispiel an eine entfernte Stadt, «bewegt» sich unser Geist zu dieser Stadt hin, indem er die Stadt als Objekt nimmt.
FUNKTION VON ABSICHT
Die Hauptfunktion von Absicht ist, Karma zu erschaffen. Von den drei Arten von Karma oder Handlungen – körperliche Handlungen, sprachliche Handlungen und geistige Handlungen – gehört Absicht zu den geistigen Handlungen. Sie ist jedoch auch die Ursache für körperliche und sprachliche Handlungen, weil allen unseren körperlichen und sprachlichen Handlungen geistige Handlungen vorangehen.
Wenn ein Baum umfällt und jemanden tötet, erschafft er kein Karma des Tötens, weil ihm der geistige Faktor Absicht fehlt. Alles Karma, das von fühlenden Wesen erschaffen wird, hängt von ihrer Absicht ab. Ist unsere Absicht tugendhaft, erschaffen wir tugendhaftes Karma. Ist unsere Absicht nichttugendhaft, erschaffen wir nichttugendhaftes Karma. Ist unsere Absicht neutral, erschaffen wir neutrales Karma. Absicht plant die Handlungen, die wir uns vornehmen, und lenkt sie auf ein bestimmtes Ziel. Die Beschaffenheit unserer Erfahrungen hängen von der Beschaffenheit unserer Handlungen ab und die Beschaffenheit einer Handlung hängt von der Beschaffenheit der Absicht ab, mit der sie ausgeführt wird. Deshalb hängt letztendlich all unser Glück und Unglück vom geistigen Faktor Absicht ab. Selbst einem großen Gelehrten wird sein Wissen nur wenig Nutzen bringen und er wird viele Probleme erfahren, wenn er schlechte Absichten hat.
Gemäß den Sautrantikas und Chittamatrins ist nur der geistige Faktor Absicht Karma. Gemäß den Madhyamika-Prasangikas und Vaibashikas sind jedoch körperliche und sprachliche Handlungen ebenfalls Karma. Ob diese Handlungen tugendhaft, nichttugendhaft oder neutral sind, hängt aber von der sie motivierenden Absicht ab.
UNTERTEILUNGEN VON ABSICHT
Es gibt drei Arten von Absicht:
1. Nichttugendhafte Absichten
2. Tugendhafte Absichten
3. Neutrale Absichten
Es gibt drei Arten von nichttugendhaften Handlungen: nichttugendhafte körperliche Handlungen, nichttugendhafte sprachliche Handlungen und nichttugendhafte geistige Handlungen. Die meisten davon sind in den zehn nichttugendhaften Handlungen enthalten. Die ersten beiden dieser Handlungen sind leicht zu erkennen, die dritte Art jedoch, nichttugendhafte geistige Handlungen, ist subtiler und deshalb schwerer zu erkennen. Die geistige Handlung Begehrlichkeit ist zum Beispiel eine Art von begehrender Anhaftung, die die Freunde oder den Besitz anderer haben will. Während begehrende Anhaftung im Allgemeinen ein neutraler Geist sein kann, ist Begehrlichkeit zwangsläufig nichttugendhaft. Wie alle abgeschlossenen Handlungen muss Begehrlichkeit vier Bedingungen aufweisen: die Grundlage, die Absicht, die Vorbereitung und die Vollendung. Die Grundlage für Begehrlichkeit kann der Partner von jemandem sein. Die Absicht kann der durch begehrende Anhaftung motivierte Wunsch sein, diese Person zu besitzen. Die Vorbereitung kann die Planung sein, wie wir diese Person für uns selbst gewinnen. Und die Vollendung der Handlung kann die klar gefällte Entscheidung sein, die Person durch die gewählten Methoden zu bekommen. Diese Entscheidung ist die eigentliche nichttugendhafte geistige Handlung der Begehrlichkeit.
Die vier Bedingungen müssen auch vorhanden sein, um die eigentlichen nichttugendhaften Handlungen der Böswilligkeit und der falschen Sichtweisen zu begehen. Die Grundlage für Böswilligkeit ist eine andere Person, die wir als unseren Feind ansehen. Die Absicht ist der durch Wut motivierte Wunsch, ihr zu schaden. Die Vorbereitung ist die Planung, wie wir ihr schaden können. Und die Vollendung ist der feste Entschluss, ihr zu schaden. Die Grundlage für falsche Sichtweisen ist jedes Objekt, das verstanden werden muss, um Befreiung zu erlangen, wie die Existenz von vergangenen und zukünftigen Leben. Die Absicht ist der durch Unwissenheit motivierte Wunsch, dies zu verneinen. Die Vorbereitung ist das Überlegen von Gründen, um zu beweisen, dass sie nicht existieren. Und die Vollendung ist die feste Entscheidung, dass sie nicht existieren. Für Dharma Praktizierende ist es ziemlich schwierig, das eigentliche Karma zu schaffen an falschen Sichtweisen festzuhalten. Wir haben aber immer noch viele Prägungen oder Neigungen falscher Sichtweisen und diese hindern uns oft daran, reines Vertrauen zu entwickeln.
Es gibt viele tugendhafte geistige Handlungen. Meditation über Mitgefühl ist genau wie Meditation über Liebe sowohl eine tugendhafte geistige Handlung als auch der geistige Faktor Absicht. Wann immer wir Dharma Unterweisungen hören, über Dharma nachdenken oder meditieren, sammeln wir tugendhaftes geistiges Karma an. Oft können wir kein körperliches und sprachliches tugendhaftes Karma ansammeln. Wir können aber immer tugendhaftes geistiges Karma ansammeln, selbst während wir uns ausruhen, essen, uns vergnügen oder schlafen. Geistiges Karma ist wichtiger als körperliches oder sprachliches Karma, denn es ist unsere geistige Absicht, die bestimmt, ob eine körperliche oder sprachliche Handlung tugendhaft oder nichttugendhaft ist. Haben wir keine tugendhafte Absicht, werden selbst positive körperliche Handlungen nicht zwangsläufig tugendhaftes Karma sein, denn tugendhafte Handlungen müssen eine tugendhafte Motivation haben.
Es gibt viele Absichten, die neutrale geistige Handlungen sind, wie zum Beispiel die Entscheidung, was wir zum Frühstück essen oder was wir anziehen.
Absicht kann auch aus Sicht ihrer Auswirkung unterteilt werden:
1. Verdienstvolle Handlungen
2. Nichtverdienstvolle Handlungen
3. Nichtschwankende Handlungen
Verdienstvolle Absichten und nichtverdienstvolle Absichten können jeweils unterteilt werden in diejenigen, die werfendes Karma sind, diejenigen, die abschließendes Karma sind und diejenigen, die Karma sind, dessen Auswirkungen im selben Leben erfahren werden. Diese drei Arten von Handlungen sind ausführlich im Buch Freudvoller Weg erläutert.
KONTAKT
DEFINITION VON KONTAKT
Kontakt ist definiert als ein geistiger Faktor, der die Funktion hat, sein Objekt als angenehm, unangenehm oder neutral wahrzunehmen.
Wann immer unser Geist ein Objekt erkennt, nimmt er es als angenehm, unangenehm oder neutral wahr. Das ist die Funktion des geistigen Faktors Kontakt. Nimmt Kontakt ein Objekt als angenehm wahr, entstehen angenehme Gefühle. Nimmt Kontakt ein Objekt als unangenehm wahr, entstehen unangenehme Gefühle. Kontakt ermöglicht somit die Entwicklung von Gefühlen und steht deshalb in der Reihenfolge der zwölf in abhängiger Beziehung stehenden Glieder vor Gefühl.
FUNKTION VON KONTAKT
Außer Objekte als angenehm, unangenehm oder neutral wahrzunehmen, hat Kontakt auch die Funktion, Gefühle entstehen zu lassen. Wenn zum Beispiel im ersten Moment, in dem ein Zungenbewusstsein Tee schmeckt, der geistige Faktor Kontakt, der mit diesem Bewusstsein verbunden ist, den Tee als angenehm wahrnimmt, werden wir anschließend ein angenehmes Gefühl entwickeln.
UNTERTEILUNGEN VON KONTAKT
Es gibt sechs Arten von Kontakt:
1. Kontakt, der mit Augenbewusstsein verbunden ist
2. Kontakt, der mit Ohrenbewusstsein verbunden ist
3. Kontakt, der mit Nasenbewusstsein verbunden ist
4. Kontakt, der mit Zungenbewusstsein verbunden ist
5. Kontakt, der mit Körperbewusstsein verbunden ist
6. Kontakt, der mit geistigem Bewusstsein verbunden ist
AUFMERKSAMKEIT
DEFINITION VON AUFMERKSAMKEIT
Aufmerksamkeit ist definiert als ein geistiger Faktor, der die Funktion hat, den Geist auf ein bestimmtes Merkmal eines Objektes zu richten.
Ein Augenbewusstsein wird zum Beispiel durch den geistigen Faktor Absicht zur allgemeinen Wesenheit eines Objektes bewegt. Es ist aber der geistige Faktor Aufmerksamkeit, der dieses Bewusstsein auf ein bestimmtes Merkmal des Objektes richtet. Es heißt, dass Absicht wie ein Pferd ist, das einen Weg entlang läuft, während Aufmerksamkeit den Zügeln gleicht, die das Pferd lenken. Somit richtet sich ein primärer Geist durch die Kraft des geistigen Faktors Absicht auf die allgemeine Wesenheit seines Objektes und durch die Kraft von Aufmerksamkeit auf seine bestimmten Merkmale.
FUNKTION VON AUFMERKSAMKEIT
Aufmerksamkeit hat vier Funktionen: (1) den Geist auf ein bestimmtes Objekt zu richten, (2) den Geist auf diesem Objekt zu halten, (3) den Geist daran zu hindern, sich vom Objekt zu entfernen und (4) eine Grundlage für Achtsamkeit und Konzentration zu sein. Ohne dass der Geist durch die Kraft der Aufmerksamkeit auf ein Objekt gerichtet und auf ihm verweilen kann, gibt es keine Möglichkeit, Achtsamkeit und Konzentration zu entwickeln. Jeder Geist hat ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit. Manche Geistesarten, wie nichtfeststellende Wahrnehmer, haben sehr schwache Aufmerksamkeit. Andere Geistesarten, wie diejenigen, die auftreten, wenn wir in Erregung sind, haben unbeständige Aufmerksamkeit, die von einem Objekt zum nächsten wandert. Um Konzentration zu entwickeln, brauchen wir sowohl starke als auch stabile Aufmerksamkeit.
UNTERTEILUNGEN VON AUFMERKSAMKEIT
Es gibt zwei Arten von Aufmerksamkeit:
1. Richtige Aufmerksamkeit
2. Falsche Aufmerksamkeit
Richtige Aufmerksamkeit ist eine Aufmerksamkeit, deren Objekt des Befassens existiert. Falsche Aufmerksamkeit ist eine Aufmerksamkeit, deren Objekt des Befassens nicht existiert. Alle fehlerhaften Gewahrseinsarten haben falsche Aufmerksamkeit.
Es gibt eine weitere zweifache Unterteilung von Aufmerksamkeit:
1. Angemessene Aufmerksamkeit
2. Unangemessene Aufmerksamkeit
Die erste ist das gleiche wie richtige Aufmerksamkeit. Die zweite ist das gleiche wie falsche Aufmerksamkeit.
Erlange beständige Befreiung von den Leiden samsarischer Wiedergeburt.
Die fünf objektfeststellenden geistigen Faktoren
Die fünf objektfeststellenden geistigen Faktoren sind:
1. Bestreben
2. Starkes Erfassen
3. Achtsamkeit
4. Konzentration
5. Weisheit
Sie werden «objektfeststellende» geistige Faktoren genannt, weil die Objekte dieser geistigen Faktoren notwendigerweise bestimmte Objekte sind.
BESTREBEN
DEFINITION VON BESTREBEN
Bestreben ist definiert als ein geistiger Faktor, der sich auf ein begehrtes Objekt richtet und sich dafür interessiert.
Bestreben, Begehren und Wunsch sind Synonyme. Wir lesen dieses Buch, weil wir ein Bestreben, ein Begehren oder einen Wunsch haben, es zu lesen.
FUNKTION VON BESTREBEN
Die Hauptfunktion von Bestreben ist, Bemühen hervorzubringen. Haben wir zum Beispiel nicht das Bestreben Unterweisungen zu erhalten oder zu meditieren, werden wir uns nicht darum bemühen es zu tun. Allen Aufgaben, denen wir uns zuwenden, ob weltlich oder spirituell, muss Bestreben vorausgehen. Ob unsere Handlungen erfolgreich sind, hängt davon ab, wie sehr wir uns bemühen. Je stärker unser Bestreben ist, umso stärker wird unser Bemühen sein. Ist unser Bestreben schwach, wird unser Bemühen ebenfalls schwach sein. Fehlt uns Bestreben vollständig, werden wir gar nichts tun.
Es ist äußerst wichtig, angemessenes Bestreben zu fördern. So gibt es zum Beispiel in den Lamrim Unterweisungen zu Beginn jeder Meditation eine Erklärung über die Vorteile der jeweiligen Meditation und über die Nachteile sie nicht zu tun. Diese Erklärungen sollen uns helfen, das Bestreben zu entwickeln, diese Meditation zu üben.
UNTERTEILUNGEN VON BESTREBEN
Es gibt vier Arten von Bestreben:
1. Sich wünschen, einem Objekt zu begegnen
2. Sich wünschen, nicht von einem Objekt getrennt zu sein
3. Sich wünschen, ein Objekt zu bekommen
4. Sich wünschen, von einem Objekt befreit zu sein
Jedes dieser Bestreben kann in Abhängigkeit von seiner Motivation tugendhaft, nichttugendhaft oder neutral sein. Beispiele für die erste Art sind, sich zu wünschen, spirituellen Meistern, Buddhas oder Bodhisattvas zu begegnen, oder sich zu wünschen, unsere Familie und Freunde zu treffen. Beispiele für die zweite Art sind, sich zu wünschen, nicht von unseren spirituellen Meistern oder unserer Dharma Praxis getrennt zu sein, oder sich zu wünschen, nicht von unseren Freunden, unserem Besitz oder unserem Zuhause getrennt zu sein. Beispiele für die dritte Art sind, sich zu wünschen, Dharma Verwirklichungen wie Entsagung, Bodhichitta und Weisheit zu erlangen, oder sich zu wünschen, materiellen Besitz, hohen Status, guten Ruf oder andere weltliche Erfolge zu erlangen. Beispiele für die vierte Art sind, sich zu wünschen, von Samsara, den zwei Behinderungen, der Selbstwertschätzung oder anderen nichttugendhaften Geistesarten frei zu sein, oder sich zu wünschen, Menschen oder Situationen, die wir nicht mögen, zu entkommen.
Jedes fühlende Wesen entwickelt Tag für Tag viele Bestreben. Alle aber sind in den zwei Bestreben enthalten, entweder Glück zu erlangen oder frei von Unglück zu sein. Es gibt niemanden, der nicht diese zwei Bestreben hat. Dies sind unsere grundlegenden Wünsche, aus denen alle unsere anderen Wünsche entstehen. Sogar winzige Insekten haben diese zwei Wünsche und streben danach, sie zu erfüllen. Unglücklicherweise kennen gewöhnliche Wesen die wirklichen Ursachen für Glück und Leiden nicht. So fügen sie sich auf ihrer Suche nach Glück häufig selbst Leiden zu und in ihrem Bemühen, Leiden zu vermeiden, verstärken sie es oft.
Es gibt auch eine zweifache Unterteilung von Bestreben:
1. Fehlerhafte Bestreben
2. Nichtfehlerhafte Bestreben
Ein fehlerhaftes Bestreben ist jeder Wunsch, der nicht in Übereinstimmung ist mit unserem grundlegenden Bestreben, glücklich zu sein und Leiden zu vermeiden. Ein nichtfehlerhaftes Bestreben dagegen stimmt mit diesen grundlegenden Bestreben überein. Der Unterschied zwischen einer weisen und einer törichten Person liegt in seinem oder ihrem Bestreben. Selbst wenn wir nicht ausführlich studiert haben, werden wir, wenn unser Bestreben gut und nichtfehlerhaft ist, ganz natürlich tugendhaft handeln und das wird zu Glück führen. Sind unsere Bestreben aber fehlerhaft, wird es uns nicht gelingen glücklich zu sein, ganz gleich wie groß unsere weltliche Intelligenz ist. Verbrecher sind oft hochintelligent und geschickt. Weil ihre Bestreben aber fehlerhaft sind, begehen sie Verbrechen und landen dafür im Gefängnis.
Sind unsere Wünsche nicht gut, ist das ein Zeichen, dass wir keine echte Weisheit besitzen. Manche Menschen studieren viele Jahre lang Dharma. Es nützt ihnen aber nicht viel, denn ihr Verständnis bleibt lediglich intellektuell. Das ist so, weil ihre Bestreben nicht rein sind. Obwohl sie oberflächlich am Dharma interessiert sind, ist ihr wirkliches Interesse im Innersten weltlich. Andere Menschen jedoch, deren Bestreben rein ist, gewinnen echte Dharma Erfahrung, obwohl sie nicht umfangreich studiert haben. Durch richtige Bestreben ermutigt, handeln sie tugendhaft und dies hat reine Auswirkungen. Was wir erreichen, hängt in erster Linie davon ab, was wir uns wünschen. Deshalb werden wir, wenn unsere Wünsche rein sind, mit unserer Praxis reine Ergebnisse erzielen. Daher ist es das Wichtigste, richtige Bestreben zu entwickeln und zu bewahren. Das höchste Bestreben ist Bodhichitta, der Wunsch, zum Wohl aller fühlenden Wesen Buddhaschaft zu erlangen. Dieses Bestreben macht alle unsere Handlungen zu Ursachen für die Erlangung der Buddhaschaft.
Die Dharma Praxis ist im Grunde recht einfach. Alles, was wir tun müssen ist, richtige Dharma Unterweisungen zu erhalten, indem wir qualifizierten Lehrern zuhören oder authentische Bücher lesen. Dann mischen wir unseren Geist mit diesen Unterweisungen, indem wir darüber meditieren. Wir sollten, wann immer wir Dharma Unterweisungen hören oder Dharma Bücher lesen, für jedes Thema ein richtiges Bestreben oder eine richtige Motivation entwickeln und dieses Bestreben einsgerichtet bewahren. Wir müssen tugendhafte Bestreben fördern, wie zum Beispiel die Essenz unseres menschlichen Lebens zu ergreifen, Entsagung und Bodhichitta. Meditieren wir fortwährend über diese Bestreben, werden sie schließlich spontan in unserem Geist entstehen. Sich in dieser Weise zu schulen, ist der eigentliche Kern der Dharma Praxis.
STARKES ERFASSEN
DEFINITION VON STARKEM ERFASSEN
Starkes Erfassen ist definiert als ein geistiger Faktor, der dazu führt, dass sein primärer Geist dessen Objekt stark erfasst.
Dieser geistige Faktor ist bei allen Verwirklichungen vorhanden. Hält ein richtiges Gewahrsein sein Objekt durch die Kraft dieses geistigen Faktors fest, erkennt es zwangsläufig sein Objekt. Obwohl einige falsche Gewahrseinsarten ihre Objekte stark halten, sind sie keine Verwirklichungen, denn ihre Objekte existieren nicht und deshalb gibt es kein wirkliches Verständnis. Weil ihnen dieser geistige Faktor fehlt, erkennen nichtfeststellende Direktwahrnehmer ihre Objekte nicht.
FUNKTION VON STARKEM ERFASSEN
Die Hauptfunktion von starkem Erfassen ist, dass sein primärer Geist dessen Objekt stark erfasst und es dadurch erkennt. Es ist auch die Ursache für Achtsamkeit und Konzentration. Solange wir ein Objekt nicht ganz klar, mit Gewissheit verstehen, ist es sehr schwierig, unseren Geist lange auf ihm zu halten. Unser Geist ist ohne starkes Erfassen wie fließendes Wasser oder wie ein Blatt im Wind. Es ist deshalb schwieriger für uns, unseren Geist auf einem subtilen Objekt wie Leerheit als auf einem groben Objekt wie unserem Atem zu halten, weil wir noch nicht in der Lage sind, subtile Objekte stark zu erfassen.
Es gibt drei besondere Arten von Leerheit beobachtendem starkem Erfassen, die während unserer spirituellen Entwicklung erlangt werden: eine auf der Ebene der Geduld des Pfades der Vorbereitung, eine auf dem Pfad des Sehens und eine auf der achten Ebene. Diese werden in den Unterweisungen über die Vollkommenheit der Weisheit erläutert.
UNTERTEILUNGEN VON STARKEM ERFASSEN
Es gibt zwei Arten von starkem Erfassen:
1. Richtiges starkes Erfassen
2. Fehlerhaftes starkes Erfassen