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Jenny, langjährige Mitarbeiterin eines großen Verlags, begegnet immer häufiger dem mystischen Turmfalken, der ihren Geist jedes Mal mit sich zieht an einen anderen Ort und in eine andere Zeit. Sie weiß nie wann es geschieht oder wo, nur dass sie dringend Hilfe braucht um zu begreifen warum. Die erste Adresse, die sie ansteuert, ist der Esoterikladen in der nächsten Stadt. Dort trifft sie, neben der sehr obskuren Besitzerin, auf die junge Religionsanthropologie-Studentin Scarlett. Diese ist fasziniert von Jennys Erlebnissen und bietet ihr an, bei der Suche nach der Ursache zu helfen. Während der gemeinsamen Zeit kommen sich die beiden Frauen immer näher und Jenny fühlt sich zum ersten Mal wirklich zu einer Frau hingezogen. Scarlett, die seit jeher auf Frauen steht, übernimmt die Initiative und entführt Jenny in eine völlig Neue Welt sinnlicher Ekstase. Jenny erfährt mehr über sich selbst, als sie es am Anfang geahnt hätte.
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Inhaltsverzeichnis
Die Autorin
Die Geschichte
Impressum
Falkenträume
-
Sinnlichkeit & Seelenreise
von
Finja Jinski
Finja Jinski wurde 1980 in einem kleinen Ort, nähe der französischen Grenze geboren und lebt heute irgendwo in Deutschland.
Sie hat eine Schwäche für fantasiereiche Geschichten in denen Frauen als starke Persönlichkeiten beschrieben werden.
Ihre Leidenschaft und Faszination für das umfangreiche Thema BDSM, lenken den Fokus der eigenen Werke auf diesen Bereich. Dabei stehen für sie die Ästhetik und Erotik stets im Vordergrund.
Ihr literarisches Vorbild ist die Autorin Anne Desclos, welche unter dem Pseudonym Pauline Réage den Roman „Geschichte der O“ verfasste.
Knarzend öffnete sich die alte Holztür und gab den Weg frei in eine andere Welt. Sanfte Töne erklangen von den schwingenden Metallstäben des angestoßenen Windspiels. Ein intensiver Duft nach Harz und Kräutern erfüllte den Raum, und das schummerige Licht, welches durch die bunten Fenster fiel, wirkte mystisch und geheimnisvoll. Mit klopfendem Herzen betrat Jenny den Laden und sah sich einen Moment lang um.
An den Wänden standen überall Regale. In diesen befanden sich unzählige Bücher und CDs. In allen Ecken fanden sich Klangschalen, Edelsteine, Räuchermischungen und vieles mehr. Durch einen Glitzervorhang wurde ein weiterer aum abgetrennt. Jenny hörte von dort eine rauchige Frauenstimme, die ihr zurief:
»Einen Moment bitte! Ich bin sofort bei Ihnen.«
Jenny ging ein paar Schritte auf den Durchgang zu. Der Anblick der Dame, die wenige Augenblicke später zu ihr kam, verschlug ihr die Sprache. Jenny schätzte ihre Größe auf etwa eins sechzig. Eine Figur konnte man schlecht ausmachen, denn sie trug wallende Gewänder und davon vermutlich drei verschiedene übereinander, die in braunen, grünen und orangenen Farbnuancen schillerten. Die langen Locken der hellbraunen Haare wurden von einem breiten Stirnband aus dem Gesicht gehalten. Auf der Nase saß eine Brille mit dicken runden Gläsern. Jenny musste unweigerlich an die Verfilmung von Harry Potter denken, denn diese Frau erinnerte sie extrem an Professor Trelawney, die Lehrerin für Wahrsagen.
»Meine Liebe, wie kann ich Ihnen behilflich sein?« Selbst die Stimme klang wie die aus dem Film!
Jenny hatte immer mehr das Gefühl, mit dieser Situation überfordert zu sein. Aber da sie schon hier war, wollte sie zumindest ihr Anliegen auch vortragen. Also atmete sie tief durch und überlegte, wie sie ihre Fragen am besten formulieren konnte, ohne dass sie wie ein Fall für die Einweisung klang.
»Ich habe in der letzten Zeit sehr seltsame Träume oder Visionen.«
»Aha? Das klingt sehr interessant! Erzählen Sie bitte weiter.«
»Nun, das Problem ist, dass ich nicht nur das Gefühl habe, von anderen Personen und Orten zu träumen, sondern es erscheint mir, als wäre ich wirklich dort. Es ist so real, dass ich sogar Spuren zurückbehalte von Ereignissen, die dort geschehen.« Jenny sah ihr Gegenüber angespannt an und versuchte, eine Reaktion abzuschätzen. Die Frau vor ihr sah sie jedoch eine Weile nur an, wobei sie auffällig oft blinzelte.
»Hm, wie faszinierend!«, sagte sie schließlich. »Sie scheinen das Talent einer Seherin in sich schlummern zu haben, doch Ihre Aura ist getrübt, das kann ich ganz deutlich erkennen!«
»Ok, ähm ich glaube nicht, dass ich eine Seherin bin. Ich wollte lediglich wissen, wie ich es schaffe, dass das aufhört.«
Nun blickte diese Trelawney-Frau sie schon fast schockiert an.
»Dass es aufhört? Mein Kind, diese Gabe darf nicht verleugnet werden. Sie wird sich immer wieder ihren Weg bahnen und verlangt nach Ausbildung. Vielleicht sind Sie sogar ein Medium aus einer anderen Sphäre!«
Ok, das war Jenny nun definitiv zu viel. Dass es im esoterischen Bereich, neben vermutlich vielen vernünftigen Leuten, auch den einen oder anderen Spinner gab, damit hatte sie ja schon gerechnet. Das hier war jedoch zu abgedreht und sie sah sich nach einem Fluchtweg um. Jetzt erst bemerkte sie eine weitere junge Frau ganz hinten im Laden. Anscheinend war sie dabei gewesen, die Regale aufzufüllen. Nun aber trafen sich ihre Blicke und Jenny wusste beim besten Willen nicht, wie sie diese deuten sollte.
Doch ihre bisherige Gesprächspartnerin hatte sie offenbar noch nicht aufgegeben. »Meine Liebe, warten Sie. Ich habe genau das Richtige für Sie. Ich bin in einer Minute wieder da.« Mit diesen Worten verschwand dieses seltsame Geschöpf wieder durch den Perlenvorhang.
Kaum dass sie außer Sichtweite war, trat die andere Frau zügig auf Jenny zu.
Sie war ein Stück größer als Jenny und schlank gebaut. Die langen schwarzen Haare waren zu kleinen Zöpfen geflochten. Die Kleidung war ebenfalls schwarz und erinnerte eher an Gothic als an Esoterik.
»Ich habe das Gespräch mitbekommen und vielleicht kann ich Ihnen helfen. In zwanzig Minuten habe ich eine Pause. Warten Sie in dem Café auf der gegenüberliegenden Seite auf mich. Und jetzt gehen Sie besser schnell, bevor meine Kollegin wieder zurück ist. Ich komme, so schnell ich kann.«
Damit kehrte sie zurück zum Regal und Jenny trat die Flucht an. Sie riss die Tür förmlich auf und ignorierte das wilde Bimmeln des Windspiels. Dieser Laden hatte seinen Zauber verloren und Jenny war froh, als sie draußen wieder frische Luft atmen konnte. Zügig überquerte sie die Straße und betrat das Café, ohne darüber nachzudenken, ob dies die richtige Entscheidung war. Wer wusste schon, wie abgedreht diese andere Frau war?
Nun war Jenny aber schon einmal hier, da konnte sie sich auch einen Cappuccino gönnen.
***
Es herrschte viel Betrieb, und so dauerte es einige Minuten, bis sie die Tasse mit dem dampfenden Getränk in Händen hielt. Jenny schloss die Augen, roch an der Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck. Das war genau das, was sie jetzt brauchte.