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Sebastian Herrion, Lord Hertwood, recherchiert verdeckt im ländlichen Kent, um einem Freund zu helfen. Dabei entdeckt er Melinda de Lys, die Tochter des geizigen und bösartigen Viscount Lynet, und beschließt, sie aus ihrer prekären Situation zu retten. Die spontan geschlossene Ehe scheint aber mit den Recherchen für seinen Freund Mr. Lambeth zu kollidieren, während Sebastian feststellen muss, dass er sich in seine Ehefrau tatsächlich zu verlieben beginnt. Melinda aber misstraut ihrem geheimnisvollen Ehemann bald, obwohl sie sich ebenfalls verliebt hat, Sebastians Schwester Cecilia beginnt ebenfalls, sich gegen ihn zu wenden, und Melinda, die sich zunehmend weniger eingeschüchtert zeigt, wird von seltsamen Fremden (?) nicht nur einmal bedroht, bis sich schließlich alles zum Guten wendet und sogar Melinda und Cecilia endlich erfahren, worum es eigentlich gegangen ist.
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Seitenzahl: 363
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Imprint
Familiengeheimnis. Historischer Roman
Catherine St.John
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de Copyright: © 2017 R. John 85540 Haar
Cover: Edmund Blair Leighton, Lady in a Garden
ISBN 978-3-746745-57-2
„Muss das sein?“, brummte Lord Lynet angesichts der Schüsseln auf der Dinnertafel. „Wir haben nicht einmal wichtigen Besuch, und trotzdem eine solche Verschwendung?“
„Immerhin sind wir zu viert, da sind vier kleine Gänge, von denen ohnehin niemand satt wird, doch wohl nicht zuviel“, widersprach die Dame des Hauses.
Ihr Mann warf ihr einen missvergnügten Blick zu und sagte nichts mehr; stattdessen zog er die Schüssel mit dem Rinderragout näher zu sich heran und tat sich großzügig auf. Allzu großzügig, fand seine Gemahlin, die aufgrund ihrer vornehmeren Abkunft, wie sie immer noch meinte, auch ein feineres Benehmen gewohnt war. Sie kommentierte sein Verhalten aber auch nicht weiter, sondern ergriff Schüssel und Vorlegelöffel und tat zuerst ihrer Jüngsten, Jane, auf, die ohnehin für ihre fünfzehn Jahre allzu klein und schmal war. Den kläglichen Rest teilte sie zwischen Melly, ihrer älteren Tochter, und sich selbst auf und nahm sich etwas Gemüse dazu.
Jane aß mit gutem Appetit, Melly rührte unlustig auf ihrem Teller herum. Seine Lordschaft verzehrte seine Portion hastig und griff schon vor dem letzten Bissen nach der nächsten Schüssel.
Walters, der mittlerweile fast achtzigjährige Butler, übernahm das Abräumen, obwohl es eigentlich unter seiner Würde war. Aber was sollte er machen? Sollte Ihre Ladyschaft etwa selbst die schmutzigen Teller in die Küche tragen? Oder die beiden jungen Damen? Seine Lordschaft war entweder sehr schlecht dran oder ausgesprochen geizig, denn sonst hätte er doch nicht beide Lakaien entlassen, dazu die Gärtner und fast alle Stallburschen! Nicht, dass in den Ställen noch viel zu tun gewesen wäre… Die Köchin, der Stallmeister und er selbst waren mittlerweile die einzigen Bediensteten auf Schloss Lynet. Im Gesindezimmer diskutierte man also mittlerweile nur noch zu dritt, ob der gnädige Herr bankrott oder geizig war. Er trug die geleerten Schüsseln zur Anrichte und deckte frische Teller auf. Mylady sicherte schließlich ihren Mädchen ein wenig vom Dessert, bevor ihr Gemahl sich über den Löwenanteil hermachte.
Insgeheim wunderte Walters sich – der Viscount aß für drei, aber man sah nichts davon. Sicher ritt er täglich über den Besitz (und das musste recht deprimierend sein, dieser Verfall allenthalben), aber das hielt einen Gentleman in mittleren Jahren doch nicht so gut in Form? Vielleicht litt er an einer Krankheit, die ihn auszehrte?
Dann waren Ihre Ladyschaft und die beiden Töchter aber arm dran, überlegte Walters nicht zum ersten Mal, während er mit jahrzehntelanger Routine abräumte und fragte: „Wäre das dann alles, Mylady?“
Der Viscount bellte: „Den Brandy, Walters!“
„Sehr wohl, Euer Lordschaft.“ Walters verneigte sich und brachte das Gewünschte, während seine Gedanken weiterliefen. Der Besitz war bis auf einen sehr bescheidenen Rest an den Titel gebunden und würde damit wohl an die Krone fallen, wenn der Viscount das Zeitliche segnete, nachdem der junge Mr. Benedict schon vor Jahrzehnten verschwunden war. Da blieb in solch vornehmen Familien eigentlich nur eins – man musste die beiden Mädchen gut verheiraten, damit sie nicht dem Elend preisgegeben würden.
Mylady hob die Tafel auf und verließ, gefolgt von Miss de Lys und Miss Jane, das Speisezimmer. Walters schloss behutsam die Tür hinter ihnen und wandte sich wieder seinem Herrn zu. „Wünschen Sie noch etwas, Mylord?“
Lord Lynet winkte ab und verließ ebenfalls das Speisezimmer, das Brandyglas noch in der Hand.
Walters wandte sich dem halb abgeräumten Dinnertisch zu und sorgte mit routinierten Handgriffen für Ordnung, unterhalten von leisen Klavierklängen aus dem Salon.
Aha, Miss de Lys versuchte sich wieder einmal an dieser verteufelten Haydn-Sonate und in wenigen Minuten würde sie an der Stelle scheitern, an der sie immer scheiterte…
Als er die Dessertteller, die Gläser und die übrigen Reste nach draußen in Richtung Küchenquartier trug, zuckte er tatsächlich kurz zusammen, weil sich Miss de Lys an der üblichen Stelle vergriffen hatte; dann lächelte er mitleidig: Ein nettes Mädchen, aber leider weder besonders hübsch noch lebhaft. Es würde schwer halten, für sie eine annehmbare Partie zu finden, zumal in diesem abgelegenen Winkel von Kent, in dem von der Nähe zur Hauptstadt aber schon gar nichts zu spüren war.
Vielleicht waren die beiden Mädchen aber auch nur so still und – rundheraus gesagt – langweilig, weil Seine Lordschaft sie so häufig kritisierte, und das in sehr liebloser Weise?
Walters seufzte über diesen Gedanken und stellte das Tablett ab. Mrs. Riley lächelte ihm trübsinnig zu. „Nicht das, was wir früher gewöhnt waren, nicht wahr? So wenige Gänge, so kleine Portionen, keinerlei Überreste…“
„Ich bezweifle, dass Ihre Ladyschaft und die jungen Damen auch nur annähernd satt geworden sind.“
„Und Seine Lordschaft hat es sich gut gehen lassen, möchte ich wetten!“, schnaubte die Köchin. „Wo lässt er all das Essen bloß? Wenn ich so viel verdrücken würde, passte ich durch keine Tür mehr!“ Zur Bestätigung klopfte sie sich auf den deutlich gerundeten Bauch unter der gestärkten weißen Schürze.
Walters brummte zustimmend und beschloss, die Damen im Salon nach ihren Wünschen zu fragen.
Dort saß Lady Lynet auf einem Sofa, neben sich den Flickkorb, und griff bei Walters Eintritt hastig nach ihrem Stickrahmen. Auch Jane gab vor, sich mit einem Taschentuch zu beschäftigen, während Miss de Lys vor dem Pianoforte saß und deprimiert auf die Tasten starrte.
„Melly, versuch´s bitte noch einmal! Du weißt doch, dein Vater…“
„Ja, Mama.“ Sie begann wieder zu spielen und vergriff sich dieses Mal schon vor der üblichen Stelle. Ärgerlich ließ sie die Hände flach auf die Tasten fallen und erzeugte eine beeindruckende Dissonanz. „Ich kann nicht! Ich werde dieses entsetzliche Stück niemals fehlerfrei spielen können.“
Ihre Mutter seufzte. „Mein liebes Kind, dein Vater möchte, dass du dich in allen weiblichen Künsten versiert zeigst!“
„Ich kann nicht spielen! Da sticke ich ja noch lieber“, murrte Melinda mit überraschender Aufsässigkeit.
„Du kannst dich ja wenigstens in der Aquarellmalerei versuchen, Melly“, tröstete die kleine Jane ihre große Schwester, „erinnerst du dich an das Geschmiere, das ich gestern angestellt habe?“
Melinda musste kichern. „Sehr eindrucksvoll! Es sah aus wie eine Art Gemüseeintopf.“
„Und dabei sollte es die Landschaft hinter dem Schloss vorstellen“, jammerte Jane in komischer Verzweiflung.
Die Tür wurde aufgerissen und sofort beschäftigten sich alle drei Damen angelegentlich mit feinsten Stickereien; den Flickkorb hatte Mylady mit langjährigem Geschick zwischen zwei Sofakissen geschoben.
„Keine Musik, Melinda?“
Melinda erhob sich schicksalsergeben wieder, aber ihr Vater lächelte breit und winkte ab. „Du kannst morgen weiter üben. Ich habe eine Einladung erhalten!“
Drei Augenpaare gestatteten sich ein vorsichtiges Aufleuchten – vielleicht musste er ja nach London und sie hätten mehrere Tage lang ein ruhiges Leben?
„Es gibt einen Ball, bei den Nortons, in der Nähe von Lynham. Stephen Norton scheint sich verlobt zu haben…“ Er brummte unzufrieden. „Alle Welt verlobt sich, nur meine Tochter ist sich, scheint´s, zu gut dazu?“
Melinda ließ den Kopf hängen.
„Jedenfalls werden wir zu dritt dort erscheinen und du wirst dir Mühe geben, mein Kind, hast du verstanden?“
„Ja, Papa“, murmelte Melinda, wobei sie konzentriert das Parkett zu ihren Füßen betrachtete. Er griff ihr unters Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen: „Etwas mehr Eifer, meine Gute, sonst wird es dir leidtun!“
„J-ja, Papa.“
Lady Lynet, die sich die Szene mit zunehmendem Missfallen betrachtet hatte, räusperte sich. „Wann findet diese Veranstaltung denn statt? Und wie vornehm ist der Rahmen?“
Ihr Gemahl betrachtete sie stirnrunzelnd. „Sehr vornehm. Seht also zu, dass ihr irgendein Ballkleid angemessen umarbeitet – ich will mich vor den Nortons und ihren Gästen nicht für euch schämen müssen. Vielleicht kommen sogar der Herzog und seine Familie!“
„Wir werden uns bemühen“, versprach Ihre Ladyschaft mit ärgerlicher Gelassenheit.
„Der Herzog, sagte ich“, betonte der Viscount. „Und Ashford ist nicht verheiratet. Ein reicher Junggeselle in den Dreißigern – etwas Besseres könnte dir nicht passieren, also verhalte dich entsprechend!“
Die Viscountess seufzte leise. Wie sollte das denn gehen? Melinda war ein so liebes Mädchen, aber etwas ängstlich und scheu - und wenn man ehrlich war, zwar durchaus nett anzusehen, aber wirklich keine Beauté. Einen Herzog, von dem alle Welt wusste, dass er kein zweites Mal heiraten wollte (er war nämlich kein Junggeselle, sondern Witwer!) konnte sie niemals für sich interessieren.
Sie sandte ihrem Gemahl einen vorwurfsvollen Blick, aber der hob daraufhin die Augenbrauen und sagte: „Überlass das nur mir!“
Melinda warf ihrem Vater einen scheuen, aber durchaus misstrauischen Seitenblick zu. Jane wirkte einfach nur ratlos.
„Nächsten Samstag findet dieser Ball bei den Nortons statt. Bis dahin habt ihr beide euch ja wohl angemessen herausgeputzt. Und du“ – er warf einen Blick auf seine jüngere Tochter – „bleibst zu Hause.“
„Ja, Papa.“
Er stieß einen Knurrlaut aus und eilte in sein Arbeitszimmer, wo er missmutig die Papiere auf dem Schreibtisch beiseiteschob. Sein Blick fiel aber doch auf das oberste Blatt, eine Rechnung über fast dreißig Guineas für neue Stiefel. Die Stiefel hatte er gebraucht, wie sollte er sonst über die Felder reiten? Oder tagsüber irgendwo angemessen auftreten? Sollte er sich mit dem Plunder auf dem Dachboden ausstaffieren und sich in die alten seidenen Kniehosen mit passenden Strümpfen und ebenso alten Schnallenschuhen werfen, damit ihn alle Welt für ein Relikt aus der Zeit vor der Revolution hielt? Er machte sich doch nicht vor der ganzen Nachbarschaft lächerlich!
Der Besitz warf einfach nicht genügend ab; sein Vater hatte ihm da eine hübsche Last hinterlassen.
Natürlich hatte es damals so ausgesehen, als gäbe es einen einfachen Weg, aus der Misere heraus. Den üblichen Weg, nämlich die Suche nach einer reichen Erbin. Zunächst schien dies durchaus von Erfolg gekrönt zu sein: Die junge Lady Margaret Sophia Portney, die jüngste Tochter des Herzogs von Dunmore, sollte eines Tages einen hübschen Anteil am Dunmoreschen Vermögen erben. Ihre Mitgift hatte Lynet noch eine Zeitlang über Wasser gehalten, aber dann hatte dieser verflixte Dunmore tatsächlich noch einmal geheiratet – und das junge Ding, das er sich ausgesucht hatte, hatte ihn auch umgehend mit einem Erben und einem Reservesohn erfreut. Daraufhin hatte der alte Mistkerl natürlich sein Testament geändert; Margaret und ihre Schwestern hatten nun nur noch ein besseres Taschengeld zu erwarten.
Nun, das hätte er natürlich auch getan, wenn er einen beträchtlichen Besitz zu vererben hätte und wenn Margaret ihre Pflicht gekannt und ihm auch zwei Söhne geschenkt hätte. Die beiden Mädchen waren ja völlig nutzlos!
Wenn sie wenigstens hübsch wären, ärgerte er sich, während er sich einen Brandy einschenkte! Oder munter und geistreich.
Oder zumindest so klug, dass sie einen annehmbaren Kandidaten vor den Altar locken konnten.
Das langweilige Kind Jane war ohnehin noch zu nichts zu gebrauchen. Ein erbärmliches Geschöpf, so klein und mager… und Melinda, die längst verheiratet sein sollte, immerhin war sie schon neunzehn, war kaum besser: etwas größer als Jane, aber ebenfalls dünn, schüchtern und langweilig. Wer sollte sich schon für sie interessieren, vor allem, wenn man in Betracht zog, dass sie so gut wie nichts mitbekommen würde…
Wenn er nur einen Sohn hätte!
Er seufzte und schenkte sich nach.
Für einen Sohn würde es sich lohnen, Lynet wieder zur Blüte zu bringen. Neue Methoden in der Landwirtschaft, sorgfältige Investitionen in den Finanzmarkt, nutzbringende geschäftliche Beziehungen von der Sorte, die einem Viscount nicht allzu schlecht zu Gesicht stand…
Aber für die Krone?
Es war ja erfreulich, dass Benedict damals verschwunden war, aber damals hatte er noch auf einen eigenen Sohn oder vielleicht sogar zwei gehofft. Da es keinen Erben gab, fiel der Besitz eben an die Krone zurück – und sollte er sparen, damit der Prinzregent noch mehr Geld verschwenden konnte?
Margaret und die Mädchen mussten nach seinem Tod eben sehen, wo sie blieben! Margarets Wittum war so gering, dass sie kaum alleine davon leben konnte. Eigentlich war für sie nur diese Bruchbude an der Grundstücksgrenze, das ehemalige Dower House, vorgesehen – und monatlich eine bescheidene Lebensmittellieferung.
Er schenkte sich erneut nach und grinste versonnen vor sich hin. Sollte seine nutzlose Ehefrau Kerzen oder gar ein Kleidungsstück haben wollen, müsste sie eben ihren eigenen Schmuck verkaufen – die spärlichen Reste davon. Die de Lys-Steine würden dann eine Mätresse Prinnys schmücken…
Und die Mädchen? Für eine Stelle als Hausmädchen würde es bei ihnen gerade noch reichen, wenn sie sich nicht mehr Mühe gaben, endlich einen brauchbaren Ehemann zu angeln…
Bis zum Norton-Ball hatten Lady Lynet und Melinda fleißig genäht und nicht nur die feinen Abendhemden des Hausherrn wieder in einen tadellosen Zustand versetzt, sondern auch ihre eigenen - recht betagten – Abendtoiletten geschickt aufgebessert. Mylady hatte auf dem Dachboden an einem überflüssigen Vorhang eine schmale goldene Borte entdeckt, die noch recht frisch wirkte, kaum vergilbt und auch ohne mürbe Fäden, die unschön wegstanden. Damit hatte sie ihr schwarzes Samtkleid mit der hohen Taille und dem schon recht unmodern schmalen Rock in einen durchaus vorzeigbaren Zustand versetzt.
Das blassrosa Musselinkleid, in dem Melinda mittlerweile seit fast eineinhalb Jahren in Gesellschaft ging, hatte ein neues Mieder aus dem Rock von Lady Lynets Brautkleid erhalten und wirkte jetzt nahezu neu und der aktuellen Mode entsprechend. Der Stoff hatte sogar noch für eine hübsche rosa Brokatrose gereicht, die Melly im Haar tragen sollte. Übertriebener Schmuck ziemte sich für ein junges Mädchen schließlich ohnehin nicht!
Einigermaßen zufrieden mit sich warteten die beiden Damen an dem großen Tag in der Halle auf den Viscount, um mit ihm zum Anwesen der Nortons zu fahren.
„Wieviele Kinder haben die Nortons insgesamt, Mama?“
Lady Lynet überlegte. „Ich glaube, einen Sohn und zwei Töchter. Die ältere Tochter soll etwas altjüngferlich sein und dazu neigen, alles zu bekritteln, die jüngere ist recht munter und hat schon eine Saison in London verbracht… ach nein, es gab noch eine, die ist schon verheiratet, glaube ich. Und jetzt verlobt sich der Sohn… mit wem eigentlich? Da bin ich jetzt überfragt. Die Familie ist mit den de Torcys befreundet, glaube ich.“
„Wer sind die?“
„Das ist der Familienname des Duke of Ashford. Sie wohnen auf Schloss Lynham.“
„Ach ja – gab es da letztes Jahr nicht etliche Aufregung? Einen Skandal?“
„Psst! Da kommt dein Vater.“
Lord Lynet sah sehr imposant aus. Sogar seine Frau, die ihn wegen seiner offenen Verachtung für Frau und Töchter nicht ausstehen konnte, musste zugeben, dass er für seine fast fünfzig Jahre noch sehr attraktiv war und deutlich jünger wirkte. Wahrscheinlich hatte er eine Mätresse, für die er das Geld ausgab, dass er bei seiner Familie einsparte…
„Na, endlich seid ihr fertig“, begrüßte er sie. „Und du wirst heute gefälligst etwas mehr gesellschaftlichen Schliff zeigen!“, fuhr er Melinda unvermittelt an.
„J-ja, Papa“, stotterte diese.
„Und wehe, du stotterst!“
„N-nein, Papa…“ Melinda war sichtlich den Tränen nahe.
Die Fahrt nach Beech House zu den Nortons dauerte nicht allzu lange und im Wagen herrschte bedrücktes Schweigen.
Melindas Stimmung hob sich erst, als zumindest Lady Norton sie freundlich, geradezu herzlich begrüßte und sie zu Susan und Charlotte führte, die sich vor einem kostbaren gestickten Vorhang aufgestellt hatten, der den kleinen Ballsaal von der Nische mit dem Buffet trennte.
Sir Joshua nahm sich zügig des Viscounts an und Lady Norton, die das Aufatmen der Viscountess durchaus bemerkt hatte, zog diese in ein kurzes Gespräch – bis die nächsten Gäste gemeldet wurden.
Die Familie Wentworth traf ein – Eltern und fünf Töchter, nachdem wenigstens eine seit dem Frühsommer unter der Haube war und nun in Norfolk lebte.
Es folgte die Herzoginwitwe von Ashford mit zwei Söhnen und ihrer Schwiegertochter, was Charlotte Norton ein entrüstetes Schnauben entlockte.
Melinda sah sich interessiert um und studierte die phantastischen Abendroben, mit denen ihre alt-neue rosa Kreation nicht mithalten konnte.
Die zartgrüne Seidentoilette der jungen Lady Simon gefiel ihr am besten, aber natürlich durfte ein junges Mädchen keine Seide tragen…
Auch die vielen Misses Wentworth traten sehr à la mode auf – ihr Vater war offenbar nicht so geizig wie Lord Lynet!
Mittlerweile allerdings wunderte sie sich etwas über die Zusammenstellung der Gästeliste: Bis jetzt gab es acht unverheiratete junge Ladies und gerade einmal einen unverheirateten Herrn – und das war der Herzog, von dem jedermann wusste, dass er nicht mehr heiraten wollte: Hatten Lord Simon und seine Frau nicht bereits einen kleinen Sohn, der das Herzogtum eines Tages erben konnte?
An weiteren Tanzpartnern gab es die Väter (die sich bestimmt bei der erstbesten Gelegenheit um den Kartentisch versammeln würden), Lord Simon und Mr. Norton, der aber doch wohl für seine Braut da sein wollte? Wo steckte diese Braut eigentlich?
Sie wechselte einen Blick mit ihrer Mutter, die ebenso ratlos wirkte.
Die Horburys, die kurz darauf eintrafen, hatten immerhin eine Tochter, nämlich die Braut Annabelle, und zwei Söhne zu bieten – aber damit wurde das Verhältnis zwischen den Damen und Herren auch nicht viel besser.
Melindas Mut sank weiter: Wie sollte sie so mit einem Herrn flirten oder auch nur plaudern, wenn die raren Exemplare von viel anziehenderen Damen mit Beschlag belegt wurden? Wer achtete denn da schon auf sie?
Der Herzog lächelte ihr quer durch den Raum aufmunternd zu und sie gestattete sich ein vorsichtiges Antwortlächeln, um gleich darauf nervös nach ihrem Vater Ausschau zu halten, der in ein Gespräch mit Sir Joshua vertieft schien und gerade eine winzige Prise Tabak zur Nase führte.
Sie wusste nicht recht, ob sie sich freuen sollte, dass er diesen kurzen Austausch von Lächeln nicht bemerkt hatte, oder ob sie es bedauern sollte: So könnte er doch mit ihr zufrieden sein – oder käme er womöglich auf die Idee, sie solle versuchen, den Herzog für sich zu gewinnen? Ein völlig sinnloses Unterfangen, das konnte ihm jeder in der Umgebung erklären!
Schüchtern sah sie sich um und bemerkte, dass Lady Simon, die mit Susan Norton zusammensaß, sie heranwinkte.
„Setzen Sie sich doch zu uns, Miss de Lys!“
„Oh bitte, sagen Sie doch Melinda zu mir. Miss de Lys klingt gar so förmlich.“
„Aber gerne, Mi- Melinda. Dann nennen Sie mich bitte Victoria und dies hier ist Susan.“
Melly lächelte verlegen. „Sie müssen mich für sehr dumm halten, aber ich fürchte mich immer etwas in Gesellschaft.“
„Hier sind Sie unter Freunden, Melinda“, beruhigte Lady Simon – Victoria – sie. „Es geht hier nicht zu wie auf einem dieser Londoner Bälle, wo man höllisch aufpassen muss, keinen Fehler zu machen, um nicht zum Opfer bösen Klatsches zu werden. Hier kann nichts passieren, Sie können in aller Ruhe für Ihre Saison üben.“
„M-meine Saison?“
„Oh“, reagierte Lady Simon etwas betreten, „keine Saison?“
„Nein. Dafür haben wir kein – nun, das ist einfach zu teuer, fürchte ich.“ Sie begleitete ihr Geständnis mit einem scheuen Seitenblick, aber offensichtlich fesselte Sir Joshua immer noch die Aufmerksamkeit ihres Vaters.
Lady Simon runzelte die Stirn. „Ihr Vater ist wohl recht streng?“
Melinda nickte zaghaft. „B-bitte, sagen Sie ihm nicht, dass ich… ich meine, dass wir nicht so viel Geld haben? Er wäre sehr, sehr böse…“
„Dafür können Sie doch nichts!“, erboste sich Susan.
„Ich glaube, er hat Angst vor der Zukunft. Wir haben doch keinen Bruder…“
„Oh. Dann sollten Sie wohl gut heiraten?“
Melinda nickte bedrückt. „Aber bisher hat sich niemand für mich interessiert. Nun, ich bin nicht hübsch und habe natürlich auch keine Mitgift, also darf ich mich wohl nicht wundern. Und meine kleine Schwester ist zwar hübscher, aber sie wird es auch nicht besser treffen, fürchte ich – aber Sie sagen nichts weiter?“
Beide Damen versprachen es voller Mitgefühl. „Dann ist eine Veranstaltung wie diese hier – entschuldige, Susan – aber nicht gerade gut geeignet. Oder könntest du deinen künftigen Schwager anbieten?“
„John? Vergiss es. Verzeihen Sie, Melinda, aber ich vermute, John hat ein Auge auf Sophia Wentworths jüngere Schwester Hester geworfen. Aber: psst! John hasst es, wenn ich über ihn klatsche. Ich möchte Stephen und Annabelle keinen Ärger machen.“
„Und der Captain kommt auch nicht in Frage?“
Susan schüttelte betrübt den Kopf. „Er hat eine Braut oben in Yorkshire, wo er stationiert ist. Ich denke aber, dass er bald den Abschied nimmt. In Friedenszeiten, sagt er, ist die Armee eher langweilig. Ja, mehr Junggesellen haben wir hier gar nicht anzubieten. Die Party ist wohl eher ein Familien- und Nachbarschaftsfest.“
„Ich finde es trotzdem sehr schön hier“, versicherte Melinda schüchtern.
„Genießen Sie einfach den Abend“, schlug Susan freundlich vor. Melinda versprach dies und erhob sich, um sich zu ihrer Mutter zu gesellen, die sich gerade mit der Herzoginwitwe unterhielt.
Dort knickste sie ehrerbietig und lauschte dem harmlosen Geplauder der beiden Damen, bis munteres Klavierspiel erklang.
„Ah!“, freute sich die Herzoginwitwe, „Sophia Wentworth ist also die erste, die uns mit etwas Musik erfreut. Und höre ich recht – ein Walzer? Das wird die Jugend erfreuen!“
Lady Lynet stimmte etwas bedrückt zu und streifte ihre verlegene Tochter mit einem Seitenblick.
Die ersten auf der Tanzfläche waren Lord Simon und seine Frau, dann folgten Stephen Norton und Miss Horbury. Melinda beobachtete die beiden Paare, die sich im Walzertakt drehten, miteinander plauderten und sich anlächelten. Es schien sich tatsächlich um Verbindungen aus Liebe zu handeln… wie romantisch! Wie in den wenigen Romanen, die sie immer wieder las, weil sie sich keine neuen leisten konnte und es in der näheren Umgebung auch keine Leihbibliothek gab.
Captain Horbury führte schließlich Susan Norton aufs Parkett und John Horbury bat Hester Wentworth um den nächsten Tanz.
Sophia Wentworth spielte drei Walzer und zwei Ländler, dann erhob sie sich und beorderte ihre Schwester ans Piano, um selbst tanzen zu können.
Melinda stand immer noch am Rand und betrachtete sich die Tänzer fasziniert – diese Bewegungen! Die ineinander fließenden Farben! Vor allem die prächtige Uniform des Captains war ausgesprochen dekorativ… und die wunderbare Musik.
„Miss de Lys? Würden Sie mir die Ehre des nächsten Tanzes erweisen?“
Lord Simon verbeugte sich vor ihr und lächelte vertrauenerweckend.
„Ja“, antwortete Melinda leicht verblüfft, „sehr gerne!“
Das ließ sein Lächeln noch breiter werden. „Eine erfrischend ehrliche Antwort! Dann kommen Sie, Miss de Lys!“
Er bot ihr den Arm und sie legte die Hand fast ängstlich auf den feinen schwarzen Stoff und folgte ihm auf die Tanzfläche.
Die Schritte immerhin beherrschte sie, denn Mama hatte ihr das Nötigste beigebracht. Und dass sie eigentlich keinen Walzer tanzen durfte, interessierte in der Wildnis von Kent doch wirklich niemanden. Sollte sich tatsächlich irgendein Landedelmann aufraffen, sie ihrem geplagten Vater abzunehmen, würde ihn diese Frage gewiss nicht übermäßig beschäftigen!
Lord Simon sah taktvoll über ihre anfängliche Unbeholfenheit hinweg und plauderte unbefangen, ohne die eher einsilbigen Antworten negativ zu vermerken, bis Melinda sich etwas entspannte und ihre Bewegungen geschmeidiger wurden.
Als die Musik endete, machte er ihr ein Kompliment zu ihren Tanzkünsten und musste dabei gar nicht wirklich lügen, stellte er fest. Nettes kleines Ding… natürlich kein Vergleich mit seiner wunderbaren Victoria. Schade, dass der Vater so unangenehm war – Viscount Lynet war in der ganzen Nachbarschaft als verschuldet, geizig und selbstsüchtig bekannt. Sein jüngerer Bruder, der vor vielen Jahren die Gegend verlassen hatte, war deutlich beliebter gewesen… Was aus Benedict geworden war, wusste hier keiner. Ehrlich gesagt hatte auch keiner versucht, ihm nachzuforschen – zu viel war mit den Kriegen gegen Boney, Heiraten, Tod und Geburt in den meisten Familien geschehen, als dass man Zeit und Energie in die Suche nach jemandem stecken konnte, der vielleicht einfach nach London gegangen war, weil ihm hier keine Karriere winkte. Vielleicht hatte er sich von seinem letzten Geld auch ein Offizierspatent gekauft und hatte sich militärischen Ruhm erworben… Oder er war unter den vielen Toten der Kriege mit Frankreich… lag vielleicht bei Waterloo begraben?
Er sah dem Mädchen kurz nach, das eilig zu ihrer Mutter zurückkehrte, und wandte sich dann seiner Frau zu, die nach Justins Geburt noch schöner geworden war, wie er fand.
Susan Norton feixte unverhohlen. „Ich dachte, verliebte Ehepaare sind absolut nicht modern?“
„Da täuschst du dich“, antwortete Victoria, „sie kommen gerade wieder in Mode. Romantik, du verstehst?“
Melly stand neben ihrer Mutter und betrachtete sich die Tanzenden, als ihr Vater wieder auftauchte. „Ich wusste ja, dass du dumm bist, aber so dumm? Warum tanzt du mit Lord Simon?“
„Weil er mich um diesen Tanz gebeten hat“, antwortete Melly ängstlich.
„Du lieber Gott, der Mann ist doch schon verheiratet! Kannst du nicht einmal dein Gehirn benutzen – wenn du so etwas überhaupt besitzt?“
„Wenn Melly das nächste Mal aufgefordert wird, werde ich für sie ablehnen“, drohte Lady Lynet. „Ich werde sagen Sie sind doch schon verheiratet, mit Ihnen muss meine Tochter nicht ihre Zeit verschwenden. Sie ist schließlich hier, um einen Mann zu finden. Irgendeinen. Wäre dir das lieber?“
Lord Lynet betrachtete seine unbotmäßige Gattin mit schmalen Augen. „Pass du lieber auf, was du sagst! Ich dulde keinen Widerspruch!“
Damit wandte er sich seiner Tochter zu, die wieder einmal verschüchtert auf den Boden starrte. „Ich habe meine Schnupftabaksdose in der Bibliothek vergessen, hol sie mir.“
Melly starrte ihn ratlos an.
„Na los, was ist?“, bellte der Viscount.
„I-ich weiß nicht, wo die Bibliothek ist“, flüsterte seine Tochter, ohne aufzusehen.
„Durch die Tür, dann links in den Gang und die zweite Tür rechts. Stell dich nicht so an!“
Melly unterdrückte nur unvollkommen ein Aufschluchzen und eilte zur Tür, die aus dem Ballsaal führte. Sie fand die Bibliothek tatsächlich und entdeckte dort auch rasch die Schnupftabaksdose ihres Vaters, obwohl ihr nicht recht klar war, wie sie auf den Kaminsims – und obendrein hinter die Kerzenleuchter! – geraten sein konnte.
Hastig angelte sie die Dose mit der Rokokoszene auf dem Silberdeckel hinter den Kerzenleuchtern hervor. Einer drohte dabei zu kippen und sie war gerade dabei, ihn wieder aufrecht hinzustellen, als sie ein Geräusch an der Tür zu hören glaubte. Sie packte die Dose und sah sich in wilder Panik um. Wohin nur? Sie hatte doch in einem fremden Haus nichts in der Bibliothek zu suchen, vielleicht glaubte man noch, sie hätte etwas stehlen wollen? Hinter die Sofas, beschloss sie mit wild pochendem Herzen.
Kaum hatte sie sich dort niedergekauert, öffnete sich zu ihrem Entsetzen tatsächlich die Tür und sie hörte eine Männerstimme fragen: „Muss das wirklich jetzt sein?“ Dann hörte sie einen tiefen Seufzer und die Worte: „Wenn es wirklich wichtig ist, stehe ich natürlich zu Diensten, Captain.“ Das Knacken verriet ihr, dass die Tür wieder geschlossen wurde.
Vorsichtig spähte sie um die Ecke des Sofas – niemand zu sehen. Sie ließ ihren Blick rasch einmal durch den ganzen Raum wandern und entdeckte in ihrem Rücken eine weitere Tür, nicht weniger reich geschnitzt als die, durch die sie auch selbst die Bibliothek betreten hatte. Dann führte diese Tür wohl auch auf den Gang… sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie sich schon neben dieser Tür wiederfand. Ängstlich drückte sie die Klinke herunter und warf einen vorsichtigen Blick auf den Gang.
Welche Erleichterung: Niemand war zu sehen. Sie glitt durch den Türspalt, schloss die Tür lautlos und eilte den Gang zum Ballsaal entlang. Ohne dass jemand sie bemerkte – jedenfalls schien es ihr so – schlüpfte sie in den Saal und hielt dann inne, um verschiedenen Leuten schüchtern zuzulächeln und sich dann ohne weitere Hast ihren Eltern zu nähern, die offenbar eine leise, gereizte Unterhaltung führten.
Innerlich seufzte sie: immer das Gleiche!
„Hier, Papa, deine Schnupftabaksdose.“ Sie hielt sie ihm hin und er nahm sie stirnrunzelnd entgegen, was sie nun wieder verwirrte. „Ich sollte sie doch holen?“
„Und dir ist niemand begegnet?“
Seltsame Frage!
„Nein, glücklicherweise nicht. Es hätte ja wohl einen seltsamen Eindruck gemacht, wenn ich dort ertappt worden wäre, oder? Einmal wollte tatsächlich jemand hereinkommen, aber dann kam er doch nicht und ich konnte ungesehen entwischen“, berichtete Melly nicht ohne Stolz: Das hatte sie doch gut gemacht?
Aus der Kehle des Viscounts stieg ein Grollen, als sei er ein ausgewachsener Löwe. „Du bist doch wirklich das Dümmste, was mir in meinem Leben untergekommen ist!“
„A-aber – Papa?“ Sie starrte ihn völlig verwirrt an.
„Sei froh, dass wir nicht unter uns sind“, herrschte er sie an. „Du hättest wirklich eine Tracht Prügel verdient!“
„Lynet, also wirklich!“, mahnte eine Männerstimme. Melly blinzelte durch die aufsteigenden Tränen und erkannte Sir Joshua, den Gastgeber. Er musterte den Viscount streng, während er weitersprach: „Sie wollen sich doch wohl nicht wirklich so ungehobelt benehmen, Ihre reizende kleine Tochter in aller Öffentlichkeit zu schlagen? Was soll sie denn überhaupt angestellt haben?“
„Sie war ungehorsam!“, blaffte ihr Vater tatsächlich seinen Gastgeber an, Melly sah sprachlos von einem zum anderen, aber dann konnte sie diese Aussage doch nicht unwidersprochen lassen: „Aber Papa, ich sollte die Schnupftabakdose doch aus der Bibliothek holen – und genau das habe ich getan. Warum war ich also ungehorsam? Ich verstehe jetzt gar nichts mehr…“ Sie spürte, wie ihr Tränen über die Wangen zu laufen begannen. Mama reichte ihr rasch ein Taschentuch und sie betupfte ihre Augen, was ihr von Sir Joshua einen mitfühlenden Blick eintrug, bevor er sich wieder ihrem Vater zuwandte: „Ja, Lynet, das erscheint mir auch nicht recht einleuchtend. Was hat denn Ihre Kleine nun falsch gemacht?“
Der Viscount schnaubte. „Darüber bin ich Ihnen keine Rechenschaft schuldig, Norton.“
„Dann halte ich es für besser, wenn Sie sich jetzt entschuldigen und unser Haus verlassen. Lady Lynet und Miss de Lys sind uns natürlich weiterhin herzlich willkommen.“
„Wir gehen alle – und zwar sofort!“ Ihr Vater packte Melly am Handgelenk, herrschte seine Frau an, ihm gefälligst zu folgen, und verließ den Ballsaal, ohne sich von anderen Gästen zu verabschieden.
„Max!“, flehte seine Frau in der Eingangshalle, „du machst uns vor der ganzen Gegend unmöglich! Wie sollen die Mädchen denn so jemals Männer finden?“
„Wozu denn noch, wenn sie sich dabei so dumm anstellen? Los jetzt! Unseren Wagen!“, herrschte er den Lakaien vor dem Portal an und fast sofort rollte die ältliche Kutsche mit den zwei (nicht ganz gleichfarbigen) Braunen heran. Lynet schubste seine Tochter in den Wagen, stieg sofort hinterher und zog seine Frau an der Hand hinein.
„Ich gebe mir die größte Mühe, für das dumme Ding“ – er wies mit dem Kinn auf die lautlos weinende Melinda – „eine wirklich gute Partie zu arrangieren und was tut sie? Ruiniert alles!“
Er packte sie hart am Oberarm und schüttelte sie. „Was hast du dir dabei gedacht, he?“
Melly weinte noch etwas heftiger, antwortete aber nicht. Das tat dafür ihre Mutter: „Max, wovon sprichst du denn nur? Welche gute Partie hätte das denn werden sollen – auf diesem Ball?“
„Weiber!“, stöhnte der Viscount ungalant. „Wer schon? Ashford natürlich!“
„Der Herzog? Aber der verkündet doch immer, dass er nie mehr heiraten wird! Sein Bruder ist sein Erbe, jeder weiß das. Was hat dich auf die Idee gebracht, dass er Melly heiraten könnte?“
„Mein Gott, Weib! Doch nicht freiwillig! Er hätte Melly in der Bibliothek getroffen, sie wäre kompromittiert gewesen, ich wäre hinzugekommen, er hätte sie heiraten müssen. So weit ist er doch wohl ein Gentleman?“
Im Gegensatz zu dem hier anwesenden Herrn, dachte Lady Lynet wütend.
Melly schluckte. „Aber Papa, der Herzog war nicht in der Bibliothek! Niemand war dort! Und der Mann an der Tür ist auch nicht hereingekommen, anscheinend hat ihn jemand aufgehalten und er hat die Tür wieder geschlossen. Was habe ich also falsch gemacht?“
„Sei endlich still!“, fuhr der Viscount sie an. „Alles ist falsch an dir, dein erbärmliches Aussehen, deine Langweiligkeit, deine Unfähigkeit, einen Mann für dich zu gewinnen! Dann wirst du eben Küchenmädchen, wenn ich einmal nicht mehr bin – denn erben wirst du nichts. Keinen Penny!“, bekräftigte er. Er wartete auf Widerspruch des Weibsvolks, aber es kam nichts mehr.
„Oder ich verheirate dich an den erstbesten Kerl, der vorbeikommt“, überlegte er.
Besser als weiter bei einem solchen Vater zu leben, dachte Melly trotzig, hütete sich aber, dies laut zu äußern.
„Noch einen Brandy?“, fragte Edmund, der jüngste Sohn des Earl of Rodham. Sein Gegenüber bedankte sich, wirkte aber geistesabwesend.
„Und du fährst morgen wirklich aufs Land, Seb? Wozu bloß, vor dem Ende der Saison? Für die Jagd hast du doch ohnehin kein Faible?“
Sebastian Herrion, der elfte Baron Hertwood, zuckte die Achseln und genehmigte sich einen kleinen Schluck. „Sehr guter Tropfen, das. Alte Schmuggelware, was?“
„Durchaus vorstellbar, wenn man an meinen alten Herrn denkt“, grinste der Gastgeber. „Aber jetzt sag schon – was zum Henker willst du in der Wildnis von Kent?“
„Wildnis? Dazu ist London dann wohl doch zu nahe. Ich brauche einfach ein paar Tage Abstand von London.“
„Nicht sehr überzeugend, Seb. Ach – jetzt weiß ich´s – du suchst eine Frau! Aber zum Henker, London ist voll von wunderschönen Mädchen, reich und vornehm, dazu musst du doch nicht zwischen Misthaufen und Weidezäunen suchen!“
„Edmund, hör auf damit, du gehst mir auf die Nerven.“
Tatsächlich ließ Lord Edmund Wyley von diesem Thema ab. Er kannte seinen Freund, der zwar meistens sehr gelassen und mit Humor auf freundschaftlichen Spott reagierte, aber durchaus deutlich machen konnte, wo für ihn die Grenze lag. Ein im Grunde ernster Mann. Vernünftig, ohne Neigung zu Exzessen. Sehr zuverlässig. Ein guter Freund, sowohl für Edmund selbst als auch für Lucas und Ben.
„Dann bleibt mir wohl nichts, als dir gute Reise zu wünschen und das Thema zu wechseln?“
„Ganz recht. Sehr klug von dir. Hast du von Anna gehört?“
„Oh ja. Gerüchten zufolge ist bereits der Ersatzerbe auf dem Weg. Offenbar kommt sie mit ihrem William gut zurecht. Meine Mutter ist schon ganz selig. Dafür wirft sie Richard zurzeit sehr strenge Blicke zu.“
Richard, der älteste Sohn und Erbe des Earls, war seit Jahren verheiratet und bereits Vater von drei Töchtern.
„Er soll wohl endlich einen Erben zeugen?“
„Besser zwei, du kennst das ja. Und für den zweiten hätten wir natürlich noch den Besitz im Norden.“
Sebastian nickte gedankenvoll. Diese Überlegungen passten verblüffend gut zu seinen eigenen Plänen.
„Wie geht es denn deiner Familie?“, fragte Edmund nun zurück.
„Viel Familie habe ich ja nun nicht mehr“, war die trübsinnige Antwort. Sebastians ältere Schwester war vor wenigen Jahren mit ihrem Gemahl bei einem Schiffbruch im Kanal ums Leben gekommen. Ihr kleiner Sohn lebte nun bei seiner jüngeren Schwester Cecilia in Berkshire.
„Aber ich werde Cecilia und den kleinen Paul besuchen. Wenn ich ohnehin in Kent bin, ist es ja nur noch ein Katzensprung…“
Verflixt, er hätte diesen Besuch von vorneherein als Grund vorschieben sollen! Und Edmund grinste ihn so wissend an, als könnte er seine Gedanken lesen…
Energisch wechselte er das Thema und kritisierte die Politik Lord Liverpools.
Am nächsten Morgen bestieg er seinen Phaeton, vor dem vier Graue schon unruhig tänzelten, nahm die Zügel, während sein Groom hinten aufstieg und sich seinen Platz neben dem Mantelsack suchte, und gab einen schnalzenden Laut von sich. Butler, Kammerdiener und Stallknecht sahen voller Bewunderung zu, wie präzise Seine Lordschaft die enge Kurve auf die Straße hinaus nahm, und kehrten dann ins Haus zurück, wo Benton, der Diener, seinem Kummer wortreich Ausdruck verlieh: „Wer wird seine Garderobe in Ordnung halten? Seine Stiefel polieren? Seine Krawatte binden? Wie soll er ohne mich nur angemessen auftreten? Was wird man von ihm denken?“
Mick, der Stallknecht, schnaubte. „Als ob Seine Lordschaft zu dämlich wäre, sich selbst anzukleiden! Kriegen Sie sich bloß wieder ein, Benton.“
Der Butler räusperte sich. „Seine Lordschaft wird Freunde besuchen, dort wird man sich schon angemessen um ihn kümmern können. Und – Mick, wer hat dich eigentlich geheißen, ins Haus zu kommen?“
Mick verbeugte sich und kehrte in übler Laune in die Stallungen zurück. Barry durfte immer mit, wenn der Lord verreiste – und er? Er saß hier und wurde von den steifen Gestalten im Haus von oben herab behandelt! Na, so war´s wohl immer… hoffentlich hatte er etwas Stroh und Pferdemist in der Halle auf dem spiegelblanken Marmorboden verloren…
Am frühen Abend rollte der Wagen vor das Portal eines stattlichen Landhauses in der Nähe von Schloss Lynham, und zwei Brüder traten aus dem Haus, um ihn herzlich zu begrüßen.
Sebastian sprang vom Kutschbock, warf Barry die Zügel zu und klopfte dem Captain und John Horbury herzlich auf die Schulter.
„Wir haben es bis eben kaum zu glauben gewagt, dass du dich tatsächlich wieder einmal hierher wagst“, meinte John dann, mit dem er schon die Schule besucht hatte.
„Nun, im Moment habe ich tatsächlich etwas freie Zeit. In einigen Tagen muss ich allerdings wieder einmal ausführlich auf Herrion nach dem Rechten sehen. Und Cec besuchen. Ihr liegt ganz wunderbar auf dem Weg nach Berkshire.“
„Natürlich“, spottete der Captain. „Aus bloßer Freundschaft hättest du dich doch nie hierher verirrt!“
Sebastian grinste verlegen. „Also, so hatte ich es nicht gemeint – und das wisst ihr beide auch ganz genau!“
Schallendes Gelächter. „Komm rein, mach dich rasch frisch, es gibt bald Dinner. Mama konnte sich noch an deine Leibgerichte aus der Schulzeit erinnern.“
Sebastian beeilte sich befehlsgemäß, während er hoffte, dass die Abendtafel nicht nur aus Süßem bestand. Als Schuljunge war er ein arges Schleckermäulchen gewesen…
Andererseits waren die Horburys nicht nur wirklich reizend, sondern wahrscheinlich seine beste Informationsquelle hier in der Gegend. Er musste das Gespräch nur sehr vorsichtig auf das Thema bringen, das ihn interessierte!
Die Krawatte saß perfekt, der schlichte Abendanzug war dem Anlass genau angemessen – zumal auf dem Lande – und seine nussbraunen Locken fielen nach Titus-Art, wie es sich gehörte. Keine alberne Windstoßfrisur für ihn, vielen Dank!
Er eilte zum Haupttreppenhaus, schritt die Treppe hinunter und betrat den Salon, wo er nicht nur Lord und Lady Horbury antraf, sondern auch Annabelle, der er sofort zu ihrer Verlobung mit Stephen Norton gratulierte, was sie anmutig entgegennahm.
Bei Tisch stellte er fest, dass Annabelle zu einer wirklich netten jungen Frau herangewachsen war; vor nicht allzu vielen Jahren hatte sie noch dermaßen ununterbrochen geplappert, dass ihre Brüder ihr – natürlich vergeblich – mehrfach angedroht hatten, sie zu erwürgen, wenn sie nicht endlich den Mund hielte.
Er erkundigte sich höflich nach der Verlobungsfeier und wurde mit einer detailreichen Beschreibung des kleinen Balls bei den Nortons erfreut. Als dabei auch der Name Lynet fiel, horchte er auf und bemühte sich, ein nur ausgesprochen mäßiges Interesse zu zeigen: „Lynet? Das klingt wie ein mittelalterlicher Mädchenname… ist die Familie neu hier in der Gegend?“
„Eigentlich solltest du dich an Lynet erinnern, Seb“, tadelte der Captain, „dieser Queen-Anne-Landsitz ein Stück hinter den Nortons.“
„Ach ja? Vielleicht habe ich das einfach vergessen. Ist das eine angenehme Familie?“
„Mehr oder weniger“, urteilte Lord Horbury und lehnte sich zurück, um sich noch etwas vor der Vorspeise aufgeben zu lassen.
John warf dem Diener einen taxierenden Blick zu und wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, dann schränkte er ein: „Eher weniger. Zumindest der Viscount ist unerträglich. Das kannst du nicht bestreiten, Vater – du fandest es ganz angemessen, als Sir Joshua ihn aus dem Haus geworfen hat.“
„Oh! Aus dem Haus geworfen? Was hat dieser Mensch denn verbrochen?“ Sebastian achtete darauf, nur den Eindruck eines Klatschsüchtigen zu erwecken. „Eine aufregende Veranstaltung, scheint´s?“
„Nun ja…“ Der Captain übernahm. „Er hat seiner Tochter, Miss de Lys, öffentlich Prügel angedroht. Mag ja sein, dass er das Recht dazu hat, sie zu züchtigen – aber in aller Öffentlichkeit? Und dann ein so verschüchtertes Wesen wie diese Melinda? Die konnte doch gar nichts falsch gemacht haben!“
„Sie macht gar nichts, ohne erst zu schauen, ob der böse Papa einverstanden ist“, ergänzte Annabelle. „Eine völlige Maus.“
„Das ist ein hartes Urteil, Miss Annabelle“, kommentierte Sebastian gleichmütig und lobte im nächsten Satz das Gericht, von dem er gerade aß.
Annabelle schnaubte. „Was soll man über ein Mädchen sagen, das stets nur seine Schuhspitzen betrachtet, einsilbig antwortet und ganz offensichtlich vor allen Menschen Angst hat?“
„Vielleicht liegt das an diesem Vater“, gab er zu bedenken. „Warum verhält er sich wohl so, was denkt man darüber? Oder weiß man gar etwas Genaueres? Eine interessantes Problem…“
Lord Horbury zuckte die Achseln. „Lynet – also, der Besitz – ist weitgehend am Ende, erzählt man sich. Es gibt keinen direkten Erben, vielleicht bemüht sich der Viscount deshalb nicht besonders, den Besitz wieder hochzubringen. Stattdessen versucht er, seine Töchter loszuwerden.“
„Loszuwerden?“, fragte Sebastian erschrocken und legte sein Besteck hin. „Was heißt das? Es klingt geradezu nach Mordanschlägen!“
John lachte. „Nein, das nun doch nicht. Aber er würde sie – wenigstens Melinda, Jane ist noch zu jung – an den Erstbesten verheiraten.“
„Vielleicht macht er sich nur Sorgen?“, schlug Lady Horbury mit sanfter Stimme vor. „Sollte er eines Tages das Zeitliche segnen, fällt der Besitz ja wohl an einen ganz Unbekannten und Lady Lynet und die Töchter stehen mittellos auf der Straße. Er will sie bestimmt nur versorgt wissen!“
„Aber muss er das so grob machen, Mama? Denk doch nur an den Ball! Meinen Verlobungsball, und er hätte ihn mit dieser Szene beinahe verdorben. Das nehme ich ihm wirklich übel!“
„Und dieser Unbekannte ist ein herzloser Kerl, der die Damen sofort aus dem Haus jagen wird?“, erkundigte Sebastian sich beiläufig und bediente sich selbst mit Bratensauce, denn Lady Horbury hatte das Personal aus dem Raum verbannt, damit man sich ungezwungener unterhalten konnte. „Das klingt mir ja doch ein wenig nach diesen Romanen von verfolgten Waisenkindern…“
„Seb, was zum Henker liest du denn?“ John starrte ihn an und Sebastian wehrte sich sofort: „Ich nicht! Cec verschlingt derartiges Zeug. Verfolgte Unschuld, diabolische Schlossherren, die in finsteren Ruinen hausen. Entsetzlicher Mist, kein Wunder, dass die Verfasser nie ihren Namen dafür hergeben wollen.“
„Der angeblich Unbekannte könnte lediglich Lynets jüngerer Bruder sein, über den eigentlich kein Mensch etwas Unerfreuliches weiß. Nur Lynet selbst tut so, als sei dieser Bruder sein ärgster Feind. Außerdem hat man von diesem Bruder seit Jahren nichts mehr gehört. Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr.“
„Merkwürdig“, kommentierte Sebastian und wechselte entschlossen das Thema, bevor man sich über sein Interesse an einer ihm gänzlich unbekannten Familie wundern konnte.
Erst als man sich gegen Mitternacht zurückgezogen hatte, konnte Sebastian in der Abgeschiedenheit seines komfortablen Gästezimmers darüber nachdenken, was er erfahren hatte.
Lynet war also ein unangenehmer Mensch, knapp bei Kasse und ein schlechter Vater. Auch wenn es nachvollziehbar war, die Töchter sicher versorgt wissen zu wollen, wenn man keinen eigenen Erben besaß, war es wohl nicht nötig, die Mädchen in aller Öffentlichkeit mit brutalen Maßnahmen zu bedrohen. Das brachte ja auch diese Öffentlichkeit in Verlegenheit! Kein Benehmen, der Mann – aber hatte er denn vorher etwas anderes über ihn gehört?
Morgen würde er sehen, was er noch in Erfahrung bringen konnte…
John konnte ihm sicherlich ein passendes Reitpferd zur Verfügung stellen, also würde er sich einmal die Umgebung ansehen. Vielleicht konnte John ihn sogar begleiten? Oder Richard – aber der musste in den nächsten Tagen wieder zur Armee zurück, nach dem, was er gegen Ende des Dinners gesagt hatte.
Tatsächlich sah der nächste Vormittag ihn Seite an Seite mit John durch die idyllische Landschaft reiten. Nicht weit vom Besitz der Horburys erhob sich ein prachtvolles Schloss, das sich allerdings nicht in bestem Zustand befand. Als sie etwas näher heranritten, war aber festzustellen, dass an einigen Stellen des Schlosses eifrig gearbeitet wurde.
„Hm, immerhin. Ob Vincent sich doch noch aufgerafft hat? Na, wahrscheinlich hat Simon die Dinge endlich in die Hand genommen… sehr lobenswert.“
„Was ist das hier gleich wieder? Es sieht auf jeden Fall sehr imposant aus.“
„Das ist Lynham, der Sitz der Familie de Torcy.“
„Normannen?“
„Na, in grauer Vorzeit vielleicht, vor fast achthundert Jahren. Hier haben manche alten Familien französische Namen. De Torcy, de Lys…“
„De Lys? Wie die bourbonische Lilie? Ach, das ist der Rabenvater von gestern?“
John grinste seinen Freund an. „Du hast gestern tatsächlich aufgepasst, als wir diesen ganzen Klatsch ausgebreitet haben – ich bin beeindruckt!“
„Ich muss doch wissen, von welchen Leuten du hier umgeben bist! Und diese de Torcy haben es zu einem so prächtigen Besitz gebracht? Wenn man von den notwendigen Renovierungen einmal absieht, muss man allerdings sagen.“
„Wahrscheinlich waren sie früher mal wirklich berühmt und mächtig“, sinnierte John, „aber da fehlen mir leider auch die Kenntnisse. Für gar nichts wird die Familie keinen Herzogtitel bekommen haben…“
„Ach – das ist hier ein Herzogtum? Welches denn?“