Flucht ins All - Jo Zybell - E-Book
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Jo Zybell

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Beschreibung

Die Menschheit im 55.Jahrhundert nach Christus: Die Milchstraße ist besiedelt und es herrschen eiserne Gesetze. Doch Widerstand regt sich.
Den Rebellen der Galaxis bleibt nur die FLUCHT INS ALL.

Dies ist der Auftakt zu JO ZYBELLs spektakulärem Science Fiction-Zyklus, mit dem er sich einen eigenen, vielschichtigen Serienkosmos erschuf. Eine Vision der Zukunft des Menschen im All, die den Vergleich mit großen Vorbildern nicht zu scheuen braucht!

JO ZYBELL prägte die Serien MADDRAX und RHEN DHARK über Jahre hinweg durch eine Vielzahl von Romanen mit. Seine epischen Fantasy-Romane brachten ihm die Anerkennung der Kritik. Doch mit Terra 5500 hat er gezeigt, was wirklich in ihm steckt.

Cover: Steve Mayer

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Jo Zybell

Flucht ins All

Band 1 der Serie Terra 5500 - Rebellen der Galaxis: Cassiopeiapress Science Fiction Abenteuer

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Flucht ins All

 

 

 

Terra 5500

Rebellen der Galaxis

Band 1

 

von Jo Zybell

 

© Jo Zybell

© 2012 der Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress

Ein CassiopeiaPress E-Book.

www.AlfredBekker.de

 

 

 

Manchmal, wenn sie lange genug ins Eis starrte, geschah es, dass eine Grotte sich in der Eiswand öffnete. In solchen Momenten sah sie eine andere Welt, eine Welt jenseits des Eises: blauer Ozean, weiße Strände, Regenwälder und Flussmündungen an flachen Küsten. Wenn sie ihrem Vater davon erzählte – und das tat sie häufig – lächelte er, nahm sie in die Arme und sagte: „Die Bilder, die ich in deinen Kopf gepflanzt habe, bringen das verfluchte Eis zum Schmelzen.“ Er sprach dann immer mit heiserer Stimme.

Auch an jenem Morgen, dem ersten des Plans und ihrem letzten auf Genna, geschah es wieder: Im grauen Eis, hundertzwanzig Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Schachtwand, strahlte eine gelbe Sonne über blauem Meer; eine Sonne, die sie nie gesehen hatte, über einem Meer, das sie nur aus den Beschreibungen ihrer Eltern kannte.

Ich komme. Stumm bewegte sie die Lippen. Ich komme zu dir...

„Code vierundzwanzig eins vierundfünfzig alpha“, sagte ihr Vater, während das Tor sich hinter ihnen senkte, und die letzten Scheinwerfer an den Querstreben über ihnen aufflammten. Er trug eine silberfarbene ISKK unter seinem Helm, vielleicht seine wichtigste Waffe an diesem Tag. Venus musste daran denken, dass er fünf Jahre an der ISK-Kappe gearbeitet hatte. An dem Plan hatte er gearbeitet, seitdem sie lesen konnte.

„Achtzehn Omega-Frachter auf den Landeplätzen.“ Der kugelförmige Kommunikator gab die entschlüsselte Form des Codes wieder. „Je drei neben jedem Schacht. Wir bringen die Container wie üblich an Bord der Omega-Frachter.“

„Richtig.“ Ihr Vater nickte. Der hochgewachsene Mann trug einen unförmigen Ganzkörperanzug aus schwarzem Kunstleder, der ihn noch breiter und grobknochiger aussehen ließ, als er sowieso schon war. An seiner Schulter hing ein Laserkaskadengewehr, auf seinem Rücken eine altertümliche Kompressionspatrone mit Standardatemgasgemisch, auf seiner Brust baumelte die Atemmaske. „Code vierzwanzig eins vierundfünfzig beta“, forderte er. Wie einer jener Barbaren, denen die Republik die Raumfahrt untersagt hatte, sah Uran Tigern aus, und nicht wie ein Mann, der einst in Para-Astrophysik promoviert und im Rang eines Primoberst einen Flottenverband kommandiert hatte.

„Begutachtung des Rohstoffs durch den Kommandanten und die Frachterkapitäne“, sagte der Kugler. „Verhandlungen über Volumen und Tauschware.“ Das Kunsthirn sprach mit einer sanften, einschmeichelnden Stimme.

„Richtig. Und wie gehst du vor? Code vierundzwanzig eins vierundfünfzig gamma und delta...“ Während ihr Vater ein letztes Mal mit dem Primkugler den Plan durchging, beobachtete sie die Gesichter der anderen. Unter den Alten die beiden Brüder ihres Vaters, Plutejo Senior und Sarturis, und ihre Getreuen; dann die Patriarchen der Vegas- und der Insulasippe samt ihren Eidmännern und -frauen; dahinter die Mütter und Väter der namenlosen Sippen, und schließlich die Männer und Frauen, die keiner Sippe angehörten, nicht einmal einer Familie, die um keine Kinder und Kindeskinder bangen mussten und um keine Zukunft. Lauter bläuliche Gesichter, lauter ausgemergelte und von den Mühen der Arbeit gebeugte Gestalten, viele schon Greise, und alle auf irgend eine Weise bewaffnet.

Unter den Jungen standen ihre drei Schwestern Lune, Alya und Pluteja; ihre drei Brüder Alvan, Nepuk und, wie meist Seite an Seite mit der zierlichen Mutter, Plutejo junior. Er war der jüngste und zugleich größte – größer und breiter noch als sein Vater, kräftiger als seine älteren Brüder. Sein von der Droge aufgedunsenes Gesicht hatte schon eine Blaustich, wie das eines Alten. In seinen Zügen duckten sich Hass und Leidenschaft zum Sprung.

Auch viele ihrer Altersgenossen hatten sich heute aus dem Labyrinth gewagt, manche zum ersten Mal. Einige waren längst selbst Väter und Mütter. Diese hatten darauf bestanden ihren Nachwuchs mitzunehmen, wenn es soweit war. Uran Tigern gestattete es, war sogar froh, dass sie diesen naheliegenden und von ihm und dem Freiheitsrat durchaus einkalkulierten Schritt aus eigenem Antrieb gehen wollten. Und war es nicht wirklich gnädiger, die Kleinen rasch in den Feuerkaskaden der Republikaner sterben zu lassen, als Jahrzehnte lang in den Bergwerken unter dem Eis?

Und schließlich gab es da noch diejenigen, die Venus Tigern einst gepflegt und gehütet hatte, als sie noch Säuglinge waren: Halbwüchsige Jungen und Mädchen, die einen erst dreizehn, andere sechzehn oder siebzehn Terrajahre alt. Sie sahen scheu um sich, sie blickten ängstlich über sich, dorthin, wo man den jungen Genna-Tag am Ende des Schachts wegen der Scheinwerfer und wegen der Eisschachthöhe nicht erkennen konnte, und sie hielten sich mit Blicken immer aufs Neue am General der Freiheitsarmee fest wie am Geländer einer Brücke über einer Eisspalte. In solchen Momenten platzte Venus schier vor Stolz auf ihren Vater.

In den Mienen der Jungen spiegelten sich Trotz, Angst und Ungeduld, in denen der Alten eine eigenartige Mischung aus Erschöpfung und Entschlossenheit.

„Code fünfundzwanzig eins vierundfünfzig alpha“, verlangte Venus’ Vater, und der Roboter bestätigte seine Bereitschaft mit dem dechiffrierten Text: „Neutralisierung des ersten Omega-Frachters, zeitgleich ein Langwellensignal an unsere Verbündeten auf Orkus, danach euer Ultimatum.“ Die geschlechtslose Stimme klang sanft und heiter, als wollte sie ein quengelndes Kind beruhigen.

„Richtig...“ Und dann hörte sie ihren Vater Code 26-1-54 abfragen, der Dreischritt des Planes, um den die Angstträume aller kreisten, seit der Freiheitsrat ihn bekannt gegeben hatten. Venus legte den Kopf in den Nacken und verengte ihre Augen zu Schlitzen. Vierhundert oder fünfhundert Meter über ihr zwischen den Querstreben verschwammen die Controgravspiralen um die beiden Liftschächte zu einer einzigen Säule. Nur an besonders klaren Tagen konnte man die Schachtöffnung dort oben in dreizehnhundert Metern Höhe erkennen. Das Scheinwerferlicht tat ihren Augen weh. Venus schloss sie und lauschte der Stimme ihres Vaters und dem seelenlosen Gesäusel des Kuglers – 26-1-54-alpha und Auffahrt, 26-1-54-beta und Angriff, 26-1-54-gamma und Sturm auf die Frachter, erst die Alten, dann die Jungen. Danach musste jeder selbst sehen, wo er blieb, und wie er sich nach Orkus durchschlug, dem großen Eismond des Nachbarplaneten...

Die Nähe des Todes war eine Eisblase. Die Eisblase füllte ihr Hirn. Selten klare Gedanken dachte sie plötzlich: dass es keinen Weg zurück mehr gab, dass sie keinen Weg zurück mehr wollte, dass es sich lohnte, und dass sie bis zum letzten Atemzug kämpfen würde. Sie wusste, dass jetzt, in diesen Minuten, auch am Grund der anderen fünf Schächte mutige und ängstliche und ungeduldige Menschen lauschten, dass auch dort letzte Worte mit den Primkommunikatoren gewechselt wurden, und dass auch dort Männern und Frauen die Prognose des gekaperten Rechners durch die Köpfe ging: Höchstens zwölf Prozent würden überleben.

„Wir rechnen mit euch“, schloss Uran Tigern.

„Das ist vernünftig“, sagte der Kugler. Auch er war gekapert. Auf Tefloncarbonatketten wendete er und rollte zum Frachtlift. Zwei weitere Kommunikatoren und zwei humanoide Koordinationsroboter warteten dort bereits, Einheiten aus geraubten und lange versteckten Beständen. An ihren Schädeln und Gliedern nagte bereits der Rost.

Die Tore der Lagerhallen öffneten sich, vielarmige Arbeitsroboter mit kegelförmigem Torso rangierten die ersten drei Schwebecontainerplomben in Richtung Frachtlift. Schwarzblaues von gelblicher Maserung durchzogenes Geröll häufte sich unter ihren Bleikristalldeckeln: Glaucauris. Kein Rohstoff der Galaxis war begehrter.

Ihr Vater wandte sich um und blickte auf den Ringchronometer an seinem Mittelfinger. „Noch neunundsechzig Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit. Gehen wir ein letztes Mal ins Labyrinth.“ Er sah in die Runde. Selten hatte Venus ein derart schönes und mildes Lächeln auf seinem verbrauchten Gesicht gesehen. „Ein jeder suche die Höhlenburg seiner Sippe auf, ein jeder versöhne sich mit denen, die er hasst, und ein jeder verabschiede sich von denen, die er liebt.“ Das Tor hob sich, das Dämmerlicht dahinter nahm eine schweigende Menge auf.

Sechs Stunden später meldete der Prim-Kommunikator das Ende der Begutachtung und den Beginn der Verhandlungen, vierzehn Stunden später das wie immer magere Ergebnis, und zweiunddreißig Stunden später die Verladung der ersten drei Container. Danach schwebte Container um Container den Eisschacht hinauf, der Arbeitsertrag eines ganzen Jahres.

Sechzehn Stunden vor Anbruch der Genna-Nacht funkte der Kugler Tigern senior über eine geheime Langwellenfrequenz an, für die es auf den Schiffen der Flotte schon seit Jahrhunderten keine Empfangsgeräte mehr gab. „Erstes Langwellensignal an Orkus gefunkt“, sagte er. „Autoeliminierungsmodus aktiviert, Countdown läuft. Noch sechzehn Stunden...“

 

*

 

Der Navigator lehnte sich entspannt zurück. Zum Greifen nahe leuchtete Die Sonne Doxa bereits im Visuquantenfeld. Ihr vierter Planet stand als grüner Punkt im Zentrum des runden Navigationsmonitors. Meyer-Rulands Job war erledigt. Für Bremsmanöver und Landung war das Bordhirn zuständig; und der Kommandant.

Er grinste in dessen Richtung. „Guter Kahn“, sagte er, nur um etwas zu sagen. „Ehrlich. Selten so ein feines Gerät geflogen.“ Meyer-Ruland war neu; sein erster Flug für Tellim TransKonzept.

„Ist ja auch noch nicht lange im Stall, die Jerusalem“, antwortete der Pilot anstelle des Kommandanten, ein Endvierziger namens Norge Holm. „Haben wir erst vor zwei Jahren gekauft, stimmt’s Yaku?“ Der Kommandant nickte, sagte aber noch immer nichts. Er starrte die Sonne im Viquafeld unter der Panoramakuppel an, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Auf der Sessellehne, über seinem weißhaarigen Schädel, hockte ein Kolkrabe.

„’Jerusalem’ – was für ein Name. Muss man erst mal drauf kommen.“ Wieder wandte Meyer-Ruland sich an den Mann im Kommandantensessel. „Was bedeutet das eigentlich, Mr. Tellim?“ Wieder reagierte der Kommandant nicht.

„Irgend’ne Insel auf Terra Prima, glaub ich“, sagte Holm. Und dann an die Adresse des Kommandanten: „Was ist los, Chef? Warum so schweigsam auf einmal?“

„Wie?“ Der Kommandant blickte erst nach links zum Navigator, dann nach rechts zum Piloten. Ganz wie einer, der gerade aus einem Nickerchen aufgeschreckt war, kam er den Männern vor. Meyer-Ruland jedoch hätte schwören können, dass er seine Augen die ganze Zeit nicht geschlossen hatte. „Ist mir was Wesentliches entgangen, Männer? Ich war gerade in den Anblick unserer Heimatsonne vertieft. Ein hübscher Stern, findet ihr nicht?“

Holm runzelte die Stirn. „Klar doch, Chef.“ Er räusperte sich. „Romus wollte wissen, warum das Schiff Jerusalem heißt.“

„Gefiel mir einfach.“ Moses breitete die Schwingen aus. Ein Krächzen wie Holztürknarren, tief und trocken, drang aus seiner schwarz gefiederten Kehle.

Meyer-Ruland lauerte erst misstrauisch nach dem Vogel und räusperte sich dann ebenfalls. „Und aus welcher galaktischen Kultur stammt der Begriff, Sir?“ Er gab weiterhin den Interessierten.

„Keine Ahnung.“ Der Kommandant streckte sich und faltete die Hände im Nacken. Moses flatterte auf die rechte Armlehne des Kommandantensessels. „Keine Ahnung, wo ich das aufgeschnappt hab.“ Der Kommandant streckte die langen Beine von sich. Seine Kniegelenke knackten. „Fand’s einfach schön.“

„Aha“, murmelte Romus Meyer-Ruland. „Verstehe...“

Der Pilot beobachtete seinen Chef von der Seite. Natürlich log er. Holm flog lange genug für den Reeder und lange genug mit ihm vor allem – Yakubar Tellims Tonfall und Mimik mochten für einen Außenstehenden verschlossen wirken, er aber konnte darin lesen. Außerdem wusste er, was seinem Chef morgen für ein Tag ins Haus stand. „Geht’s noch, Yaku, oder wie?“ Chrjaku, krächzte Moses, chrjaku, chrjaku...

Der hochgewachsene, knochige Mann mit dem weißen Haarzopf zog die weißen Brauen hoch und musterte seinen Piloten. Zahllose Falten zerfurchten sein braunes Gesicht; wie altes, zerknautschtes Leder sah es aus. Seine linke Augenhöhle war mit einer Prothese gefüllt. Die war von einem solch matten Schwarz, dass man den Eindruck gewann, sie würde jeden Lichtstrahl aufsaugen. „Ich mag’s halt, ins Doxa-System hineinzufliegen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Freu mich nach Hause kommen, mehr nicht.“

Holm hörte die Worte, und Holm verstand den Blick. Lass mich in Ruhe, forderte der, und unterhalte den Quatschkopf im Navigationstand ein wenig, damit auch er mich in Ruhe lässt.

„Was du wieder redest, Yaku!“ Holm winkte ab. „Ist doch ein furchtbar langweiliges Sonnensystem! Es gibt Dutzende von Planeten, die Doxa IV jederzeit in den Schatten stellen!“ Der Pilot war nicht besonders groß, ein wenig rundlich zudem. Er trug eine Tätowierung auf dem kahlen Schädel: eine geballte Faust, die im Nacken in die Büste einer barbusigen Frau überging. „Waren Sie zum Beispiel schon mal auf Gizeh, Romus?“ Er wandte sich an den Navigator. „Da gibt es Schmetterlinge, so groß wie ein Beiboot! Oder kennen Sie Hawaii-Novum? Da können Sie in dreißig Meter tiefem Wasser noch die nackten Perlentaucherinnen auf dem Grund sehen! Und die Fische fangen Sie mit bloßen Händen, so zahm sind die...“

„Ach ja? Ich hab schon gehört von Hawaii-Novum, die Hauptinsel sei so märchenhaft...“

„Märchenhaft ist gar kein Ausdruck...!“ Norge Holm verwickelte den Neuen in einen Small Talk über Planeten, die sie gesehen oder angeblich gesehen, oder von denen sie gehört hatten, über Raumhafen-Städte die sie angeflogen, über Landschaften und Gebirge, in denen sie Urlaub gemacht hatten.

Danke, altes Haus, dachte Yakubar Tellim, dabei war der Pilot dreiundzwanzig Jahre jünger als er. Aber was sind dreiundzwanzig Jahre, wenn man auf ein ganzes Leben zurückblickte? Himmel über Doxa IV – was für ein kurzes Tänzchen! Er nahm die Arme aus dem Nacken, beugte sich vor und stützte sich auf der Instrumentenkonsole auf. Was für ein kurzes Tänzchen, weiß Gott!

Moses flatterte auf, drehte eine Runde durch die Kommandozentrale, und landete auf der linken Schulter des Kommandanten. Mit dem Schnabel pickte er nach dem großen Elfenbeinring in seinem Ohrläppchen, einmal, zweimal – bis der Weißhaarige ihn anzischte.

Wieder versank Tellim in den Anblick der Sonne Doxa. Sicher gab es schönere Sonnen; und schönere Planeten sowieso. Wer wüsste das besser als er? Sein Heimatplanet Tell zum Beispiel: Jede Klimazone, die man sich vorstellen kann, Gebirge, Meere, einsame Wälder. Oder Woodstock mit seinen Vulkaneisbergen und Geysiren an den Polen, seinen Dschungeln auf der Nordhalbkugel und seinen Savannen im Süden. Oder eben Hawaii-Novum mit seinem unendlichen Warmozean; selbst Berlin, der heiße Wüstenplanet mit seinen Rennpisten, seinen traumhaften Oasen und seinen gespenstischen Canyons war interessanter. Yakubar hatte sie alle gesehen.

Fast achtzig der hundertzwölf Lebensplaneten, die zum Territorium der Galaktischen Republik Terra gehörten, hatte er gesehen, und etwa die Hälfte der Planeten, auf denen terranische Kolonien unter Biosphären siedelten. Dazu noch eine ganze Reihe der knapp fünfhundert, zum Teil lebensfeindlichen Welten, auf denen die Republik Bodenschätze abbaute. Von den außerterritorialen Welten gar nicht zu reden. O ja, Yakubar Tellim war weit herumgekommen, sehr weit.

In diesen Minuten jedoch, seit sie die Umlaufbahn von Doxa XIII gekreuzt hatten, erschienen sie ihm unverwechselbar – dieses zentrumsnahe Sonnensystem, in dem er sich vor dreißig Jahren niedergelassen, und dieser Planet, auf dem er seine Firma gegründet hatte. Unverwechselbar und einmalig erschienen sie ihm, weil ihm nämlich von jetzt auf nun diese verfluchte Frage im Hirn brannte, die Frage, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn man zum letzten Mal nach Hause kommt; zum wirklich allerletzten Mal.