Franzi und die Bischofbande - Manuela Schoop - E-Book

Franzi und die Bischofbande E-Book

Manuela Schoop

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Beschreibung

Das sechste Buch ist der vorläufig letzte Roman der Bischofbandenreihe. Hier gibt es ein Wiedersehen mit Mara und Eric, Marian und Stefanie, Jessica und Justin. In dieser Geschichte geht es um ihre Kinder - wie sie die Banden übernehmen und als Bandenmitglieder zu Jugendlichen heranwachsen. Die Zwillinge Franziska und David Bischof kommen natürlich in die Bischofbande. Als nach ein paar Jahren Benedikt Willem, Nachfahre des Gründers in direkter Linie, nach Weißwald zieht, wird die Bandengeschichte neu geschrieben. Er übernimmt direkt den Anführerposten der Willems und David, der Bischofanführer hat nun alle Hände voll zu tun, gegen ihn anzukommen. Franzi mag Ben vom ersten Augenblick an, doch eine echte Bischof und ein richtiger Willem? Das kann doch nichts werden, oder?

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Franzi und die Bischofbande

Bandenjahrgang

2010 - 2019

Manuela Schoop

Weitere Bände dieser Reihe:

Band 1 Lissi und die Bischofbande

Bandenjahrgang 1969 – 1977

Band 2 Jessi und die Bischofbande

Bandenjahrgang 1977 – 1985

Band 3 Dana und die Bischofbande

Bandenjahrgang 1961 – 1969

Bandenjahrgang 1985 – 1993

Band 4 Mara und die Bischofbande

Bandenjahrgang 1993 – 2001

Band 5 Alex und die Bischofbande

Bandenjahrgang 2001 – 2010

IMPRESSUM

Texte: © Copyright by Manuela Schoop

Umschlaggestaltung: © Copyright by Manuela Schoop

Verlag: Manuela Schoop

Im Bendchen 22

50169 Kerpen

www.die-bischofbande.de

Lektorat: Agnes Spengler M.A.

c/o wortspenglerei.de

Wortspenglerei | Werkstatt für Lektorat und Text in München

Schlüsselbergstraße 23

81673 München

Illustrationen: indigodesign.at, generative KI, Midjourney

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, 2024

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Am 5. August 1905 gründete Franz Bischof, gerade erst neun Jahre alt geworden, die Bischofbande.

Fast alle Kinder des kleinen im Süden liegenden verträumten Dorfes Weißwald wurden Mitglied, aber als Ersten hatte er seinen besten Freund Karl Willem dazu eingeladen der Bande beizutreten.

Die Kinder verbrachten zwei wunderbare Jahre miteinander. Doch die Harmonie fand ein jähes Ende, als ein heftiger Streit zwischen Franz und Karl entbrannte. Die restlichen Bandenmitglieder ergriffen verschiedene Parteien und die einstmals große Bande spaltete sich in zwei Gruppen. Karl wurde Anführer des anderen Teils, den er von nun an Willemsbande nannte.

Die beiden Banden hassten sich sehr und bekämpften sich, wo sie nur konnten.

Als die Kinder jedoch zu jungen Leuten herangewachsen waren, vergaßen sie allmählich ihre Streitigkeiten. Sie trafen sich nicht mehr in ihren Lagern und verbrachten ihre Zeit mit anderen, ihnen jetzt wichtiger erscheinenden Dingen. Die nächste Generation der Kinder, beeindruckt von den Bandenspielen, wollten nicht akzeptieren, dass es die beiden Banden nicht mehr geben sollte. Und so beschlossen sie, deren Rollen zu übernehmen.

Kapitel 1

In der Mittagspause stellten sich Marc und Vincent einem der Erstklässler in den Weg.

»Wir geben die Banden weiter«, sagte Vincent freundlich lächelnd.

»Entscheidet, wer in welche Bande kommt«, fiel Marc ihm ins Wort.

»Und um fünfzehn Uhr treffen wir uns dann in den jeweiligen Lagern und weisen euch ein«, sprach Vincent weiter.

Till Breuer nickte strahlend. »Alles klar. Man, wie cool!« Schnell rannte er in das Schulgebäude.

Jubelnd betrat er kaum eine Minute später den Klassenraum.

»Die Banden werden heute um drei Uhr weitergegeben!«, rief er.

Der eben noch laute Stimmenpegel verebbte.

Sprachlos schauten ihn seine Klassenkameraden an.

»Ehrlich?«, fragte David Bischof erfreut. »Woher weißt du das?«

»Die Bandenanführer haben mich draußen gerade angehalten und es mir gesagt.«

»Ich will auf alle Fälle zu den Bischofs«, meldete sich Emma Pauls. »Mein Papa war auch ein Bischof.«

Daraufhin brach ein großes Geschrei aus.

Frau Wollnik betrat den Klassenraum und ahnte sofort, was los war.

»Guten Morgen! Die Banden werden weitergegeben, vermute ich?«, sprach sie laut, um alle Kinder zu übertönen.

Schnell verstummten die Kleinen, liefen zu ihren Plätzen und setzten sich.

»Also gut.« Alice ließ sich auf ihrem Stuhl hinter dem Lehrerpult nieder. »Dann erledigen wir diese wichtige Angelegenheit sofort und beginnen danach mit dem Unterricht. Wer von euch möchte in eine Bande?«

Vierzehn der zwanzig anwesenden Kinder erhoben ihre Hand.

»Es wird folgendermaßen ablaufen. Ich bastle jetzt vierzehn Lose. In jeweils sechs wird Bischof oder Willem stehen. Die restlichen zwei sind leider Nieten.«

Schnell schnitt Alice die Lose zurecht, beschriftete und faltete sie.

»Ich gehe jetzt durch die Reihen und jeder, der möchte, zieht ein Los.«

Die vierzehn Kinder griffen einzeln in die Dose, in der die Lehrerin die Papierstückchen hineingetan hatte, und entfalteten es rasch.

Amüsiert hörte Alice die Kinder flüstern, wer von nun an in welcher Bande sein würde. Zum Glück hatten die Bischofzwillinge die richtigen Lose gezogen. Sie waren in die Bischofbande gekommen. Was, wenn sie Willemslose gezogen hätten?, fragte sich Alice nachdenklich.

»Wir werden wohl Änderungen im Sitzplan vornehmen müssen«, seufzte sie schließlich lächelnd. »Alle Bischofs sitzen von nun an in der Fensterreihe und die Willems kommen in die Wandreihe.«

Nachdem die Kinder ihre Plätze getauscht hatten, trat Alice vor die Tafel.

»Und nun kommen wir zu meinem Bandengesetz«, sagte sie ernst. »Hier in der Schule toleriere ich keine Bandenauseinandersetzungen. Dafür habt ihr nachmittags genügend Zeit. Habt ihr verstanden?«

Die neuen Bandenmitglieder nickten.

Nach dem Pausenklingeln rief David alle Bischofmitglieder zu sich.

Franziska Bischof, seine Zwillingsschwester, Niklas Hintz, Emma Pauls, Till Breuer und Lea Glasner versammelten sich schnell um ihn.

»Till sagte, dass wir um fünfzehn Uhr am Lager sein sollen.« David musterte die Kinder vor sich. »Ich bin dafür, dass wir uns vorher treffen und gemeinsam zum Lager gehen.«

»Warum redest du in so einem bestimmenden Ton?«, fuhr ihm Niklas ins Wort. »Du willst wohl Anführer werden?«

David hob verwundert seine Schultern. »Ich bin ein Bischof. Da ist das doch klar, und außerdem war mein Vater schon Anführer.«

»Na und, mein Vater war ebenfalls Anführer. Im Gegensatz zu deinem sogar Anführer der Bischofbande. Das heißt noch lange nicht, dass du es auch kannst«, fuhr Niklas ihn an.

»Du willst also auch Anführer werden!«, stellte David erzürnt fest. »Na, das fängt ja gut an.«

»Hört mal Leute, so wird das nichts«, ging Franziska dazwischen. »Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass ihr einfach bestimmen könnt, wer Anführer wird?«

»Genau«, meinte auch Lea. »Ich dachte, der Anführer wird von dem Rest der Bande gewählt.«

»Ja, dafür bin ich auch.« Till klopfte den beiden zerknirscht aussehenden Jungen auf die Schultern. »Und der Verlierer muss das Ergebnis akzeptieren!«

Emma wies zu den Willems. Die gegnerische Bande stand am anderen Ende des Klassenzimmers. Auch sie diskutierten leise miteinander.

»Wie es aussieht, wissen die auch noch nicht, wen sie wählen sollen.«

Clara Watts stand mit Laura Ziegler, Noah Winter, Maximilian Förster, Elias Kierdorf und Greta Arens zusammen.

»Wer will Anführer werden?«, fragte Greta schüchtern und errötete sofort verlegen.

Noah, Elias und Clara hoben kurz ihre Hand.

»Es gibt also mehrere Bewerber«, stellte Laura fest. »Was machen wir denn da?«

Elias räusperte sich kurz. »Mein Opa hat erzählt, dass sie bei ihm damals eine geheime Abstimmung gemacht haben.«

»Das hört sich sinnvoll an«, meinte Maximilian. »Ich würde sagen, dass wir die Wahl heute Nachmittag im Lager durchführen.«

Es klingelte und die Kinder begaben sich zurück zu ihren Schulbänken.

Leise seufzend blickte Clara hinüber zur Wandreihe. Dort saßen Franziska und Emma, zwei ihrer besten Freundinnen. Die beiden würde sie ziemlich vermissen.

»Mama«, rief Clara fröhlich, als sie das Haus betrat. »Die Banden werden heute an uns weitergegeben. Ich muss gleich am Willemslager sein.«

Schnell kam die Mutter auf sie zu und packte sie bei den Schultern.

»Nein, auf keinen Fall!«, rief Mara [1] entsetzt. »Du gehst nicht in eine Bande!«

»Warum nicht?«, erwiderte Clara verwirrt. »Du und Papa wart damals beide Anführer.«

»Ja, genau deshalb.« Mara schüttelte heftig ihren Kopf. »Ich weiß aus Erfahrung, was da auf dich zukommt.«

»Ist irgendwas passiert?«, fragte Eric, der eben noch im Garten gearbeitet hatte, von dem Lärm angelockt.

»Papa, ich bin in der Willemsbande! Sie wird heute um fünfzehn Uhr an uns weitergegeben.«

»Na, das ist doch super!«, sagte ihr Vater lächelnd.

»Nein, das ist es nicht«, schimpfte Mara wütend. »Ich will nicht, dass mein Baby sich von nun an ständig mit anderen Kindern prügeln muss.«

»Ach, komm! So oft haben wir uns doch gar nicht geschlagen.«

»Doch, haben wir. Mutter hat ständig neues Pflaster kaufen müssen. Mein Gott, was hat sie sich immer darüber beklagt.«

Eric umarmte seine Frau zärtlich. »Ich habe dich ganz schön geärgert damals, oder?«

»Ich vermisse immer noch den blauen Pullover, den du verbrannt hast«, brummte Mara verstimmt.

»Könnt ihr eure Erinnerungen später austauschen?«, fragte Clara grinsend. »Was ist jetzt? Darf ich zu den Willems?«

»Ich möchte nicht, dass meine Kleine allein im Wald herumrennt. Was da alles passieren kann! Die Zeiten haben sich geändert.«

»Clara ist doch nicht allein«, fiel Eric ihr, nun im ernsten Tonfall, ins Wort. »Die Banden sind immer zu sechst unterwegs. Sie sind an der frischen Luft, nicht vor dem Fernseher und machen wenigstens keinen Blödsinn in der Zeit. Ich denke, in einer Bande zu sein, ist das Beste, was unserem Kind passieren kann. Du kannst sie nicht immer nur behüten.«

Mara dachte kurz nach.

»Aber muss es unbedingt die Willemsbande sein?«, fragte sie schließlich bockig.

Erleichtert lachte Clara. »Da musst du dich bei dem Los beschweren, das ich gezogen habe.«

»Also gut«, gab sich Mara geschlagen. »Aber ich möchte nicht, dass du dich verletzt. Pass immer schön auf dich auf, in Ordnung?«

Genervt verdrehten Clara und ihr Vater die Augen, dann brachen beide in Lachen aus.

Es klingelte. Mara ging zur Ladestation und griff nach dem Telefon.

»Hallo Marian«, sagte sie lächelnd. »Ja, ich habe es schon gehört. Ich hasse den Gedanken daran, aber Eric und Clara haben mich überstimmt … Oh, Emma ist bei den Bischofs? Na super. Dann sind unsere Kinder von nun an verfeindet. Das fehlt mir gerade noch. Wie hat Steffi das aufgenommen?«

»Also, du wirst gleich ein Willem werden?«, fragte Eric seine Tochter schmunzelnd. »Das finde ich total gut. Habt ihr schon einen Anführer gewählt?«

»Den wählen wir gleich nach der Übergabe. Noah, Elias und ich haben uns zur Wahl gestellt. Man, bin ich gespannt, wer es wird.«

»Willst du unbedingt Anführerin werden?«

»Ach, das ist mir eigentlich egal.« Clara winkte ab. »Ich bin nicht böse, wenn ich es nicht werde.«

»Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es ziemlich blöd ist, wenn du jemanden in der Bande hast, der ebenfalls den Job will. Jeder kleine Fehler wird dir dann vorgehalten. Aber du wirst ja eh gleich lesen können, was deine Mutter und ich so während unserer Bandenzeit angestellt haben. Es steht ja vieles in der Chronik.«

»Oh, stimmt«, warf Mara ein. »Clara, du kannst dann gerne mal die Chronik der Willems mitbringen. Es würde mich brennend interessieren, was dein Vater damals über mich geschrieben hat.«

Eric lachte erneut laut auf.

»Oje, besser nicht. Nicht, dass das noch zu einer Ehekriese führt.«

Mara lachte ebenfalls.

»Schlimmer als meine Einträge können sie nicht sein.« Dann konzentrierte sie sich wieder auf das Telefonat mit ihrem alten Freund Marian. »Steffi findet es auch in Ordnung? Ich soll mir nicht so viele Sorgen machen? Gib sie mir doch mal bitte, das soll sie mir selbst sagen.«

Als Clara auf dem Weg zum Willemslager war, stellte sich ihr Lea in den Weg.

»Du bist die Letzte, die ich noch fragen kann«, sagte sie mit flehenden Blick. »Ich will lieber zu den Willems. Möchtest du mit mir tauschen?«

Überrascht trat Clara einen Schritt zurück.

»Ich weiß nicht«, stotterte sie verwirrt. Schnell wog sie die Vor- und Nachteile ab.

»Okay, ich mach es«, entschied sie spontan. »Ich gehe zu den Bischofs.«

»Super«, erleichtert wandte Lea sich ab und lief zum Willemslager.

»Na, da wird sich meine Mama ja freuen«, murmelte Clara schmunzelnd und marschierte zum Bischoflager.

Vor dem Lager begrüßten sie die neuen Bischofs verwundert.

»Ich habe mit Lea getauscht«, klärte Clara schnell auf.

»Wow, wie cool«, rief Franziska und umarmte Clara. Auch Emma lief fröhlich zu ihr und drückte sie überschwänglich.

Vincent Pauls, der ehemalige Anführer, trat aus dem Lager und musterte die Kleinen vor sich abschätzend.

»Kommt rein«, sagte er schließlich grinsend. »Jeder sucht sich bitte einen Platz. Habt ihr schon einen Anführer gewählt? Der sitzt normalerweise hier am Kopf. Ihr könnt es aber auch gerne anders machen. Ich weise euch jetzt ein, aber es liegt in eurer Hand, wie ihr das Bandenleben gestaltet.«

Ein letztes Mal ließ sich Vincent auf seinem Stuhl nieder.

»Nein, wir haben noch nicht gewählt«, meinte David, wobei er Vincent genau beobachtete.

Vincent griff in seinen Rucksack und zog die Bischofbücher heraus.

Er hörte, wie die Kleinen aufgeregt die Luft anhielten und jeder seiner Bewegungen folgten.

Er berichtete von seinen Erfahrungen als Anführer, von verschiedenen Begegnungen mit den Willems. Und er erzählte von den Gesetzen der Banden, die in dem Buch der Bischofs standen, und was man in die Chronik eintragen sollte und durfte.

Schließlich erhob er sich und blickte ein letztes Mal durch das Lager.

»Mit dem Anführer muss ich dann noch mal allein sprechen. Wer auch immer es von euch wird, meldet sich dann bei mir«, sagte er noch abschließend, legte den Schlüssel auf den Tisch und verließ dann das Lager.

»Dein Onkel ist richtig cool«, stellte Niklas begeistert fest.

»Ja, oder?«, meinte Emma lächelnd. »Ich habe bisher immer nur zugehört, wenn er von seiner Zeit in der Bischofbande erzählt hat, aber nun bin ich selbst eine Bischof. Ich kann es noch immer nicht glauben.«

»Wollen wir jetzt zur Wahl kommen?«, warf Niklas ungeduldig ein.

»Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wie sie ablaufen könnte«, sagte Till und holte sechs kleine Zettel und Stifte und eine Tupperdose ohne Deckel aus seiner Tasche.

»Jeder schreibt hier den Namen, von demjenigen drauf, den er sich als Anführer vorstellen kann. Franzi und ich zählen die Stimmen dann aus.«

Da niemand einen Einwand erhob, verteilte er die Zettel.

»Wer stellt sich zur Wahl?«, fragte er dann und blickte in die Runde.

David, Niklas und Clara hoben ihre rechte Hand, und Till schrieb die Namen auf ein Blatt.

»Ich eröffne hiermit die Wahl. Ihr schreibt jetzt den Namen eures Favoriten auf den Zettel, faltet ihn und werft ihn hier in diese Tupperdose.«

Jeder notierte einen Namen auf seinen Zettel. Die meisten der Kinder waren bedacht darauf, dass niemand sehen konnte, was sie schrieben. Schließlich war es eine geheime Wahl.

Dann warf jeder sein gefaltetes Papier in die Plastikdose.

»Wie wollen wir jetzt weitermachen?«, fragte Franziska neugierig.

»Ich bin dafür, dass jetzt alle rausgehen, während wir die Stimmen zählen«, erwiderte Till. »Das macht es spannender.«

Die Kandidaten erhoben sich und liefen gemeinsam nach draußen.

»Ich stehe nicht zur Wahl, deshalb bleibe ich bei euch«, sagte Emma entschlossen.

Till nickte, während Franziska schon den Inhalt der Dose auf den Tisch ausschüttete.

Gemeinsam öffneten sie die sechs Zettel und sortierten die Namen.

Till schrieb die Anzahl der Stimmen hinter die Namen auf sein Blatt.

»Ich rufe sie wieder rein«, beschloss Emma dann, nachdem sie einen Blick auf das Ergebnis geworfen hatte.

Schnell betraten Clara, David und Niklas wieder die Laube, ließen sich auf den Stühlen nieder und blickten Till ungeduldig an.

»Und, wer hat gewonnen?«, fragte Niklas gespannt.

Till räusperte sich kurz.

»Clara hat zwei Stimmen, Niklas hat zwei Stimmen und David ebenfalls. Die Wahl ist also unentschieden«, teilte er dann mit.

»Son Mist!«, murmelte David. »Wer rechnet denn damit?«

»Und nun?«, fragte Niklas ratlos.

»Ich trete von der Wahl zurück«, beschloss Clara spontan. »Mir ist es nicht wichtig, Anführer zu werden.«

»Na, das ist doch ein Wort«, stellte Till erleichtert fest. »Ich teile jetzt weitere Zettel aus und dann wiederholen wir das Ganze.«

»Niklas hat zwei Stimmen und David hat vier Stimmen erhalten«, las Till wenig später vor. »David ist ab jetzt der Anführer der Bischofbande.«

»Wow, wie krass!«, rief David fröhlich aus. »Ein Bischof ist nach all den Jahren wieder Anführer der Bischofbande!«

»Ja, ganz toll«, murmelte Niklas enttäuscht.

»Kopf hoch!«, versuchte Emma ihn zu trösten. »Wer weiß, wer Anführer der Willems wird. Sei doch froh, dass du dir das nicht antun musst.«

Niklas hob nur resignierend seine Schulter. »Ich werde mich schon mit der Entscheidung abfinden.«

David lehnte sich zufrieden im Anführerstuhl zurück, den er sofort besetzt hatte, und berührte die Chronik der Bischofbande.

»Ich werde jetzt hier das Wahlergebnis eintragen«, sagte er schließlich und strich ehrfürchtig über den Einband. Dann schlug er das Buch auf und blätterte zur nächsten unbeschriebenen Seite.

Er notierte das aktuelle Datum und die Namen der neuen Mitglieder.

»So, fertig«, meinte er dann. »Und jetzt gehen wir die Willemsbande suchen.«

Jubelnd sprangen alle auf und liefen nach draußen.

David griff nach dem Schlüssel, der auf dem Tisch lag, folgte den anderen und schloss zum ersten Mal die Lagertür hinter sich zu.

Kapitel 2

Schon nach wenigen Minuten trafen beide Banden auf dem Trampelpfad, der beide Lager miteinander verband, aufeinander.

David und Elias traten vor und musterten sich skeptisch.

»Bischof! Es war ja klar, dass du gewählt wirst«, stellte Elias herablassend fest.

»Natürlich«, erwiderte David selbstbewusst. »Ich bin schließlich die beste Wahl.« Feixend ließ er seinen Blick über die Willems gleiten. »Nun ja, bei euch sehe ich niemanden mit Potenzial. Da kann man nichts machen.«

»Eine große Klappe hattest du ja schon immer«, antwortete Elias grinsend. »Zeig doch mal, was du noch so draufhast!«

David stürzte auf Elias zu und schubste ihn zu Boden.

»Ha, damit hast du jetzt wohl nicht gerechnet!«, rief er triumphierend.

Schnell sprang Elias auf.

»War es das schon?«, fragte er dabei abfällig. »Ich sage es ja, du hast eine große Klappe, aber ansonsten ist nichts dahinter.«

Wütend ballte David seine Hände zu Fäusten. Es gefiel ihm gar nicht, dass Kierdorf ihn so verächtlich behandelte.

»Und was hast du zu bieten?«, knurrte er erzürnt.

Elias lachte laut auf.

Er hatte es geschafft! Er hatte Bischof aus der Reserve gelockt und nur innerhalb von Minuten herausgefunden, wie er ihn auf die Palme bringen konnte.

Wutentbrannt stürmte David erneut auf ihn zu, rang ihn zu Boden und schlug auf ihn ein.

»So, du meinst, ich habe eine große Klappe?«, fauchte er seinen Gegner an. »Du wirst dich noch wundern.«

Elias wehrte sich und innerhalb von kurzer Zeit hatte er sich freigekämpft.

»Du wirst dich noch wundern«, flüsterte er David ins Ohr, bevor er ihm mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. »Du bist keine Konkurrenz für mich.«

David blickte seinen Gegner kurz überrascht an, doch er kam nicht mehr dazu, es ihm heimzuzahlen. Der Willemsanführer hatte sich schon vom Boden erhoben und klopfte langsam den Staub von seinen Hosen.

»Ich denke, das war ein guter Anfang«, sagte er schließlich laut. Dann rief er seine Bande zu sich und schlenderte mit ihnen zurück zum Lager.

»Wow, Kierdorf hat dich ja ganz schon vermöbelt«, stellte Franziska lachend fest, nachdem sie außer Hörweite waren.

»Ach was«, fuhr David seine Schwester wütend an. »Wir haben erst mal nur getestet, wie stark der Gegner ist. Sicher ist er schnell und wendig, aber jetzt weiß ich das und kann mich darauf einstellen.«

»Der weiß auf alle Fälle, wie er dich auf die Palme bringen kann«, warf Till ernst ein. »Du musst besonnener in seiner Gegenwart werden.«

»Besonnener?«, rief David überrascht. »Als ob ich damit weiterkommen würde. Kierdorf versteht nur eine Sprache.«

»Ich bin unglaublich gespannt, was morgen in der Schule passiert«, bemerkte Emma, während sie sich, genau wie alle anderen, auf ihrem Stuhl niederließ. »Auf alle Fälle dürft ihr euch von Frau Wollnik nicht bei einem Bandenkampf erwischen lassen.«

»Ich weiß«, murmelte David abwinkend. »Mit ihr will ich keinen Stress bekommen.«

»Ja, mit der will niemand Ärger haben«, stimmte Niklas zu.

»Nun gut, ich beende das Treffen für heute«, beschloss David, während er die Bischofbücher in seinen Rucksack packte. »Morgen findet wieder ein Bandentreffen statt. Ich denke, fünfzehn Uhr sollte bei jedem passen, oder?«

»Ich habe um vierzehn Uhr meinen Kunstkurs, das wird ganz schön knapp werden«, sagte Franziska schnell.

»Kannst du nicht mal darauf verzichten?«, knurrte ihr Bruder sie an.

»Nein, kann ich nicht«, fauchte Franziska zurück. »Ich freue mich jede Woche auf den Kurs. Außerdem zahlen unsere Eltern viel Geld dafür.«

David verdrehte genervt seine Augen.

»Meinetwegen, dann treffen wir uns um halb vier.«

»Ja, das passt gut.« Lächelnd blickte Franziska zu den anderen Bischofmitgliedern. »Ich hoffe, euch ist das recht?«

Alle nickten.

»Was machst du in dem Kurs?«, fragte Clara interessiert.

»Wir probieren verschiedene Sachen aus. Am liebsten male ich mit Ölfarben.«

»Also ich kann überhaupt nicht malen«, stellte Emma lachend fest. »Dafür tanze ich gerne. Da wir gerade bei den Kurszeiten sind, ich kann mittwochs bis sechzehn Uhr nicht. Da habe ich Ballett.«

Spöttisch den Mund verziehend, musterte der Bischofanführer Emma kurz.

»Okay, mittwochs hüpfst du also rum. Hat noch jemand irgendwann während der Woche keine Zeit?«

»Ich habe am Mittwochnachmittag Fußballtraining«, meldete Niklas sich sofort.

David sah in die Runde, und als sich weiter niemand meldete, lehnte er sich entspannt zurück.

»Mittwochs werden also keine Bandentreffen stattfinden. Ich denke mal, dass wir damit gut leben können.«

Alle stimmten zu und damit wurde das Treffen für diesen Tag beendet.

Wenig später stürmten Franziska und David in das Wohnzimmer.

Der Vater saß auf dem Sofa und las in einem Buch, die Mutter absolvierte ein paar Yogaübungen auf einer Matte auf dem Fußboden.

David lief zu seinem Vater und ließ sich neben ihm nieder.

»Ich bin der neue Bischofbandenanführer!«

Amüsiert verzog Justin sein Gesicht.

»Und das erzählst du einem ehemaligen Willemsanführer? Aber ich gebe zu, dass es ganz gut passt, wenn ein Bischof Anführer der Bischofbande wird.«

Franziska hatte sich neben ihrer Mutter auf den Boden gesetzt.

»Elias Kierdorf ist der neuen Willemsanführer. David und er haben schon ihre erste Schlägerei hinter sich.« Sie begann laut zu lachen. »Elias hat David ziemlich verhauen.«

Wütend sprang David vom Sofa auf und lief zu seiner Schwester.

»Das stimmt nicht! Nimm das zurück!«

Franziska erhob sich vom Boden und blickte ihren Bruder spöttisch an.

»Stimmt doch. Der brauchte nur einen Satz sagen und schon warst du am Ausrasten. Ich glaube nicht, dass du ihn besiegen kannst.«

Jessica [2] stand ebenfalls auf und trat zwischen ihre Kinder.

»David, beruhige dich!« Dann sah sie zu ihrer Tochter. »Franziska, es ist nicht in Ordnung, wie du mit deinem Bruder sprichst. Ihr solltet froh sein, dass ihr in derselben Bande seid. Tina und Patrick hatten damals nicht das Glück. Die armen Eltern tun mir jetzt noch leid. Ihr seid nun Mitglieder der Bischofbande! Das bedeutet, dass ihr zusammenhalten und euch gegenseitig unterstützen müsst. Verdammt, ihr seid Bischofs! Jeder wird euch von nun an beobachten und beurteilen.«

Franziska errötete verlegen.

»Entschuldige, David«, murmelte sie leise.

»Schon gut«, erwiderte David brummig. »Komm, wir gehen hoch. Da können wir uns überlegen, wie wir Kierdorf ärgern können.«

»Ja, ich habe schon einige Ideen«, rief Franziska heiter. Sie ergriff seine Hand und zog ihn aus dem Wohnzimmer.

Jessica ließ sich seufzend neben ihrem Mann auf dem Sofa nieder.

Justin ergriff die rechte Hand seiner Frau, hob sie an seinen Mund und küsste sie.

»Ich bewundere immer wieder dein diplomatisches Talent, das du bei den Zwillingen an den Tag legst.«

»Kein Kunststück«, erwiderte Jessica schmunzelnd. »Ich hatte seit der Geburt der Kleinen genügend Zeit zum Üben. Unser David ist also Bischofanführer geworden. Ich befürchte, dass stürmische Zeiten auf uns zukommen werden, denn Diplomatie und Besonnenheit zählen aktuell leider nicht zu seinen Stärken.«

»Und vor allen Dingen benötigen wir mehr Pflaster und Verbandmaterial.«

»Ja, ich werde morgen direkt etwas einkaufen gehen.«

»Wir sammeln Kletten«, teilte David seiner Bande einen Tag später mit. »Wenn sie uns angreifen, haben wir eine Verteidigungswaffe. Das wird denen nicht schmecken.«

»Eher jucken«, rief Till lachend.

»Ich kenne eine Stelle, wo wir viele Kletten finden«, meinte Niklas.

»Okay, dann los!«, beschloss David.

Die Bischofs folgten Niklas zu einem brachliegenden Feld. Wie versprochen, fanden sie hier einen großen Vorrat der kleinen stacheligen Kugeln.

Dann liefen sie zurück zum Wald und suchten nach den Willems.

Schon nach kurzer Zeit trafen beide Banden auf dem Trampelpfad, der sich zwischen beiden Lagern befand, aufeinander.

»Na, Bischofs, traut ihr euch aus eurem Schuppen heraus?«, rief Elias höhnisch.

David trat mit bedrohlicher Miene auf ihn zu.

»Dasselbe wollte ich dich fragen«, antwortete er herablassend. »In der Schule seid ihr auffällig leise.«

Elias hob grinsend seine Schulter.

»Die Wollnik hat halt ein Auge auf die Banden.«

»Feigling«, stellte David spöttisch fest.

»Selber!«, erwiderte Elias nur.

David wandte sich zu seiner Bande.

»Angriff!«, rief er dann laut.

Johlend liefen die Bischofmitglieder zu den Willems und bewarfen sie mit den Kletten. Sobald sie in Kämpfe verwickelt waren, steckten sie die Kletten in die Ausschnitte der Pullover und in die Hosen der Gegner.

»Das ist unfair!«, rief Elias wütend, während er sich am Hals kratzte. »Das gibt eine saftige Rache. Willems, Rückzug!«

Laut lachend beobachteten die Bischofs, wie die Willems zu ihrem Lager rannten.

»Eins zu null für mich«, schrie David ihnen nach.

»Das war echt klasse«, stellte Franziska amüsiert fest. »Die Glasner hat fast geheult als ich ihr die Kletten in den Ausschnitt schob.«

»Emma und ich haben uns Maximilian vorgenommen«, erzählte Clara feixend. »Der wusste gar nicht, wie ihm geschah.«

»Ja«, stimmte Emma zu. »Förster hat jetzt überall Kletten am Körper.«

»Na ja, ein großer Gegner ist Förster ja nicht gerade«, murmelte David kopfschüttelnd. »Aber für euch reichts wohl.«

Verwirrt tauschten Emma und Clara kurz einen Blick. Sie hatten mit einem Lob gerechnet und nicht mit einer spöttischen Bemerkung.

»Respekt«, schaltete sich Franziska schnell ein. »Ich hätte mich das nicht getraut.«

»Noah kann gut kämpfen«, warf Till ein. »Den muss man als Gegner ernst nehmen.«

»Dafür hatte ich Laura und Greta am Hals«, erzählte Niklas lachend. »Es ist echt blöd als Junge, wenn man sich gegen Mädchen wehren muss. Mehr als Schubsen geht da nicht, finde ich.«

»Oh, mein Großcousin ist ein Gentleman?«, sagte Clara grinsend. »Das ist ja mal etwas ganz Neues.«

Niklas errötete leicht und winkte nur ab.

»Erzähl das bloß nicht bei einem Familientreffen!«

»Unsere lieben Verwandten, die ehemaligen Bandenmitglieder mehrerer Generationen, werden uns eh ausfragen, wie es läuft.«

»Sicher. Und dann werden sie ihre alten Geschichten zum Besten geben und in Erinnerungen schwelgen.«

Clara dachte an die Familienfeste und nickte lachend.

»Ja, genauso wird es wohl ablaufen.«

David blickte auf seine Armbanduhr und unterdrückte ein leichtes Gähnen.

»Ich denke, wir sehen die Willems heute nicht wieder«, entschied er. »Wenn Pumuckl [3] mit ihrer Familiengeschichte fertig ist, können wir nach Hause gehen.«

»Ja, ich bin fertig«, flüsterte Clara verwirrt. Hatte David sie gerade wirklich Pumuckl genannt?

»Okay, dann löse ich heute das Treffen auf«, sprach der Bischofanführer ungerührt weiter. »Das nächste findet dann am Donnerstag statt.«

Kapitel 3

Zwei Tage später trafen die Banden an derselben Stelle wieder aufeinander.

Zielstrebig näherten sich die Anführer, blieben dann aber kurz voreinander stehen.

»Hey, Kierdorf«, rief David herausfordernd. »Mal schauen, wie schnell wir euch dieses Mal in die Flucht schlagen.«

»Nimm den Mund mal lieber nicht zu voll«, antwortete Elias grinsend. »Heute sind wir vorbereitet.«

Skeptisch musterte David seine Gegner. Jetzt erst nahm er die gelben Spraydosen mit der knallroten Aufschrift wahr, die jeder in der Hand hielt.

»Oh«, entfuhr es ihm alarmiert. »Was ist das?«

»Angriff!«, schrie Elias plötzlich laut.

Die Willems rannten zu ihren Gegnern und besprühten sie.

»Iih, Pupsspray!«, kreischten die Bischofmädchen angewidert, als sie den Geruch wahrnahmen, der nun in ihren Haaren und an der Kleidung hing.

Schnell griffen die Bischofjungen die Willems an und versuchten, ihnen die Dosen zu entwenden. Doch es war schon zu spät. Die Bischofmädchen liefen schreiend davon.

»Typisch Weiber!«, knurrte David wütend. »Die können uns hier doch nicht einfach mitten im Kampf stehen lassen.«

Kurz überblickte er die Lage.

Niklas, Till und er waren von der Willemsbande umzingelt, aber die Dosen in ihren Händen schienen inzwischen zum Glück leer zu sein.

»Rückzug!«, fauchte er erbost. »In der Unterzahl macht ein Kampf keinen Sinn.«

Die Bischofjungen schubsten ihre Gegner beiseite und liefen zu ihrem Lager zurück.

»Eins zu eins!«, rief Elias ihnen nach.

»Im Lager sind die Mädchen nicht«, stellte Till ein paar Minuten später sauer fest. »Die sind bestimmt nach Hause gerannt und duschen sich.«

»Würde ich auch gerne«, meinte Niklas. »Wir stinken alle echt abartig.«

Genervt verdrehte David die Augen.

»Na gut«, sagte er bemüht ruhig. »Dann beende ich dieses Treffen heute. Aber die Weiber sind morgen dran, das schwöre ich euch.«

»Auf alle Fälle«, stimmten Till und Niklas ihm zu.

Mir graut es jetzt schon davor, dieses Ereignis in die Chronik schreiben zu müssen,

dachte David, während er nach Hause lief. Wie er es vermutet hatte, ging seine Schwester ihm aus dem Weg und vermied jedes Gespräch.

Am folgenden Tag in der Schule wichen ihm auch Clara und Emma schuldbewusst aus. In den Pausen verließen sie mit Franziska sogar den Klassenraum und versteckten sich in der Mädchentoilette.

»Die sind so feige«, bemerkte er in einer Pause nur abfällig, als er die Mädchen aus dem Klassenzimmer flüchten sah.

Till und Niklas brummten nur zustimmend.

»Hey Bischof, du hast wohl Stress mit deinen Mädels?«, hörte er plötzlich Elias neben sich lachend sagen.

»Nein, es ist alles in Ordnung«, log er mit fester Stimme. Dabei verfluchte er seine Schwester, Emma und Clara innerlich. Warum mussten sie ihn nur in diese blöde Situation bringen?

»Wofür Pupsspray alles gut ist …« Elias klopfte David leicht auf die rechte Schulter. »Bischof, ich glaube, du hast deine Bande nicht im Griff.«

Wütend schubste David ihn heftig von sich. Am liebsten hätte er ihn verprügelt, doch in diesem Moment betrat Frau Wollnik das Klassenzimmer.

»Dir werde ich es noch zeigen!«, raunte David dem Willemsanführer zu, bevor er zu seinem Tisch zurücklief. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Bischofmädchen ebenfalls wieder in den Raum kamen und schnell zu ihren Stühlen schlichen.

Franziska saß in dieser Stunde neben ihm.

»Heute findet ein Bandentreffen statt und ich erwarte, dass alle kommen. Ist das klar?«, flüsterte er ihr nach Beginn der Stunde zu.

Seine Schwester nickte nur kurz.

»Wir werden da sein«, murmelte sie kleinlaut.

Punkt fünfzehn Uhr saß die Bischofbande im Lager und blickte gespannt zu ihrem Anführer.

David musterte die Mädchen abfällig.

»Wir müssen über den gestrigen Kampf sprechen«, begann er ruhig. »Wir wurden mit Pupsspray eingenebelt. Ja, das war widerlich, aber ich habe in keinem Chronikbericht gelesen, dass jemals ein Anführer mit der Hälfte seiner Bande einem Feind gegenüberstand. Niemals ist es bisher passiert, dass ein Teil der Bande die Flucht ergriff und den Rest im Stich ließ!«

Verlegen erröteten die Mädchen. Sie waren sich ihres Fehlers mehr als bewusst.

David ließ es jedoch nicht auf sich beruhen. Immer mehr steigerte er sich in seine Wut. Er begann, Emma, Clara und Franziska dermaßen heftig zu beschimpfen, dass Clara plötzlich zu weinen anfing. Kurz nach ihr brach auch Emma in Tränen aus.

Wütend blinzelte Franziska ihren Bruder an.

»Na, das hast du ja super hinbekommen!«, fauchte sie. »Clara, Emma, wir verlassen das Lager für ein paar Minuten, bis ihr euch wieder beruhigt habt.«

Die Mädchen nickten und liefen hinaus.

»Wenn wir wiederkommen, erwarte ich, dass du dich den beiden gegenüber vernünftig verhältst, ist das klar?«

»Damit der Karottenkopf nicht noch röter wird?«, fragte David unschuldig schauend. Niklas und Till stimmten in sein darauffolgendes spöttisches Lachen ein.

Franziska konnte es nicht fassen, dass ihr Bruder nun auch noch Öl ins Feuer goss. Er musste doch wissen, dass Clara vor der Tür alles hören konnte.

»Zehn Minuten, David«, ermahnte sie ihn. »Dann benimmst du dich wie ein Anführer und nicht wie ein dummer Idiot.«

»Ist ja gut«, erwiderte David grinsend. »Lasst euch so verheult nur nicht von den Willems erwischen.«

»Ich passe auf.« Ihren Bruder einen letzten mahnenden Blick zuwerfend, verließ sie das Lager.

Emma und Clara standen nur wenige Meter von ihr entfernt bei den Fahrrädern.

»Lasst uns ein paar Meter gehen«, schlug Franziska seufzend vor.

Gemeinsam gingen die Mädchen zu dem in der Nähe liegenden See.

»Ich hasse David«, begann Clara schließlich zu sprechen, nachdem sie sich langsam beruhigt hatte. »Wäre ich damals nur zu der Willemsbande gegangen!«

»Dein Bruder ist unmöglich! Ich hätte Niklas wählen sollen«, schloss Emma sich Claras Meinung an. »Wenn er so weitermacht, bin ich die längste Zeit Mitglied der Bischofbande gewesen.«

»Ernsthaft?«, rief Franziska erschrocken. »Du würdest die Bande verlassen?«

»Emma hat recht und ich würde ihr folgen«, antwortete Clara ernst. »Ich glaube nicht, dass Elias mich wegen meiner roten Haare aufziehen würde.«

»So dürft ihr nicht denken!« Franziska ergriff die Hände ihrer Freundinnen. »Ich spreche noch mal mit David. Er ist eigentlich nicht so.«

Skeptisch schüttelte Emma ihre blonden Locken. »Ich wollte immer in eine Bande, doch dein Bruder …«

»Wegen ihm bereuen wir den Wunsch«, beendete Clara den Satz.

»Gebt ihm noch eine Chance«, bat Franziska eindringlich.

Clara und Emma tauschten kurze Blicke aus und nickten dann zögernd.

Dann gingen sie zurück zum Lager.