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"Vor Ronaldo muss ich dich warnen. Er wird gnadenlos mit dir flirten, denn er kann an keiner schönen Frau vorbeigehen." Die Frau, die Marlene Prinzessin von Hattenberg vor ihrem leichtlebigen Bruder warnt, ist ihre Assistentin Tessa da Rizzi.
Tessa hat für die Prinzessin, die als Modeschöpferin sehr erfolgreich ist, ein Foto-Shooting im Palazzo ihrer Familie organisiert. Und die Prinzessin ist begeistert über diese Location. Der Charme des alten Gemäuers ist einfach unwiderstehlich - und der von Ronaldo tatsächlich auch. Der junge Mann lässt nichts unversucht, die Prinzessin für sich zu gewinnen, ebenso wie Tessa und ihr zweiter Bruder Luca nichts unversucht lassen, Marlene vor ihm zu beschützen.
Zunächst bleibt Marlene tatsächlich auf Abstand. Aber als sich die Foto-Aufnahmen und damit auch Marlenes Aufenthalt dem Ende nähern, macht Ronaldo ihr ein überraschendes Angebot. Dieses Mal scheint er es tatsächlich ernst zu meinen ...
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Seitenzahl: 123
Cover
Impressum
Geheimnisse hinter Schlossmauern
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: iStockphoto / Lorado
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4238-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Geheimnisse hinter Schlossmauern
Was verbirgt der charmante Ronaldo?
Von Diana Laurent
Vor Ronaldo muss ich dich warnen. Er wird gnadenlos mit dir flirten, denn er kann an keiner schönen Frau vorbeigehen.« Die Frau, die Marlene Prinzessin von Hattenberg vor ihrem leichtlebigen Bruder warnt, ist ihre Assistentin Tessa da Rizzi.
Tessa hat für die Prinzessin, die als Modeschöpferin sehr erfolgreich ist, ein Foto-Shooting im Palazzo ihrer Familie organisiert. Und die Prinzessin ist begeistert über diese Location. Der Charme des alten Gemäuers ist einfach unwiderstehlich – und der von Ronaldo tatsächlich auch. Der junge Mann lässt nichts unversucht, die Prinzessin für sich zu gewinnen, ebenso wie Tessa und ihr zweiter Bruder Luca nichts unversucht lassen, Marlene vor ihm zu beschützen.
Zunächst bleibt Marlene tatsächlich auf Abstand. Aber als sich die Foto-Aufnahmen und damit auch Marlenes Aufenthalt dem Ende nähern, macht Ronaldo ihr ein überraschendes Angebot. Dieses Mal scheint er es tatsächlich ernst zu meinen …
Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen an diesem klaren Herbstmorgen, ihre Strahlen schimmerten zwischen den Ästen der alten Eichen und Buchen im fürstlichen Park und ließen das herbstlich verfärbte Laub wie Gold und Kupfer glänzen.
Marlene Prinzessin von Hattenberg war bereits auf den Beinen. Die bildschöne, schlanke Blondine war sportlich und liebte es, sich zu bewegen. Kein Morgen verging, an dem sie nicht ihre Laufrunde absolvierte, egal, wie das Wetter war.
An einem milden Septembermorgen wie diesem, an dem die Luft ein wenig feucht war und nach Moos, Baumrinde und späten Blüten duftete, war dies freilich die reine Freude für die junge Frau. Dabei war sie nicht darauf angewiesen, durch den nahen Grunewald zu joggen, der das fürstliche Privatland mit seinem alten Baumbestand quasi umschloss. Marlene konnte im Park derer von Hattenberg so lange laufen, bis sie müde wurde, denn es gab genügend Platz.
Das fürstliche Stadtpalais, im Jahr 1775 errichtet, stand auf einem üppig bemessenen Privatgrundstück mit Baumriesen, einem eigenen See und einem privaten Zugang zur Havel. Als Marlene und ihre beiden älteren Brüder Frederik und Christoph noch Kinder gewesen waren, hatte dort ein Segelboot gelegen, mit dem die drei in den Sommerferien gern ausgiebige Törns unternommen hatten.
Mittlerweile waren die Geschwister erwachsen. Die Brüder arbeiteten zusammen mit dem Vater im fürstlichen Bankhaus, einem Traditionsunternehmen, das einen überaus guten, seriösen Namen hatte und bereits seit mehr als hundert Jahren bestand.
Die kleine Prinzessin hatte sich schon im Kindergartenalter in eine ganz andere Richtung entwickelt als ihre Brüder. Marlene besaß eine kreative Ader. Zahlen wurden ihr schnell langweilig, und Bankgeschäfte blieben ihr suspekt. Allem Schönen, Graziösen und Eleganten hingegen war sie von klein auf zugetan gewesen. Bereits als Erstklässlerin hatte sie gekonnte Zeichnungen von modisch gestylten Damen angefertigt und damit ihre Lehrerin in Erstaunen versetzt.
»Dieses Kind muss einen kreativen Beruf ergreifen, sonst wird es verkümmern!«, hatte der Schuldirektor die Eltern beschworen.
Fürstin Elisabeth hatte sich gefreut, als Marlene sich nach dem Abitur entschied, Modedesign in Paris und Mailand zu studieren und bei den großen Namen der Branche zu lernen.
Fürst Ulrich hingegen hatte so seine Schwierigkeiten mit dieser Entwicklung. Dass ein Spross des alten, preußischen Hochadelsgeschlechts derer von Hattenberg die »leichte Muse« wählte, wie er das nannte, erschütterte sein väterliches Herz. Doch Marlene war nicht nur das Nesthäkchen, sondern auch sein Liebling, sein Herzenskind, dem er letztendlich alles verzeihen und nachsehen konnte.
In der Zwischenzeit zeigte der Fürst sich ob Marlenes Erfolgen sogar stolz. Einmal hatte er eine ihrer Modenschauen besucht und seiner Frau zum Geburtstag ein Designerstück der eigenen Tochter verehrt. Der Haussegen hing also wegen Marlenes Berufswahl keineswegs mehr schief im fürstlichen Palais, wo zwei Generationen harmonisch miteinander lebten.
Fürstin Elisabeth legte Wert darauf, die Familie zusammenzuhalten. Und der imposante Bau aus dem weißen Kalkstein der Region bot zudem genügend Platz für mehrere Generationen.
Inzwischen war Prinz Frederik verheiratet, seine Frau Charlotte erwartete ihr erstes Kind. Die geborene Komtess Scheding war eine zarte, feingliedrige Person mit großen, schönen Augen und einem reichen Seelenleben.
Die ausgebildete Pianistin trat nur noch ab und an öffentlich auf, die meisten Konzerte gab sie im Familienkreis. Sobald der Stammhalter geboren war, wollte sie ihren Beruf aufgeben. Sie war ein Familienmensch und fühlte sich im Fürstenpalais bereits ganz daheim und geborgen. Marlene mochte ihre Schwägerin sehr und kam wunderbar mit ihr aus.
Prinz Christoph hatte noch nicht die Richtige gefunden. Er war als Banker ebenso tüchtig wie Vater und Bruder, schätzte aber privat seinen Freiraum und feierte am Wochenende gerne mal eine Nacht durch. Er und Marlene waren sich recht ähnlich. Auch die Prinzessin hatte noch keine Lust, sich zu binden.
Sehr zum Leidwesen der Fürstin. Diese war der Meinung, dass ihre Tochter mit Mitte zwanzig ans Heiraten denken musste. Darüber hatte es zwischen der unkonventionellen Prinzessin und ihrer konservativ denkenden Mutter bereits zahlreiche zähe Diskussionen gegeben, die meist mit einem Unentschieden endeten. Das lag hauptsächlich an Fürst Ulrich.
Setzte seine Frau Marlene zu sehr zu, stellte er sich immer auf die Seite der Tochter und nahm sie gegen jeglichen Vorwurf in Schutz. Die Fürstin ärgerte sich zwar über diese ständige »Schützenhilfe«, ändern konnte sie daran aber nichts, denn Fürst Ulrich und seine Tochter waren nach wie vor ein Herz und eine Seele.
Prinzessin Marlene hatte inzwischen das Stadtpalais erreicht und eilte zu ihren eigenen Räumlichkeiten, um zu duschen und sich umzuziehen. Fürstin Elisabeth legte Wert darauf, dass die Familie die Mahlzeiten gemeinsam einnahm und auch vollzählig erschien.
Die Prinzessin wählte für diesen angenehm milden Herbsttag einen Hosenanzug aus tabakbrauner Seide, der raffiniert einfach geschnitten war, dazu ein helles Shirt und flache Schuhe.
Das blonde Haar, das in leichten Wellen bis auf ihre Schultern fiel, bändigte eine antike Spange im Nacken. Auf Schmuck verzichtete die junge Designerin, die den puristischen Stil bevorzugte.
Ihr schönes Gesicht mit den klaren, tiefblauen Augen benötigte nur ein wenig Puder und Lipgloss. Schließlich hüllte Marlene sich noch in einen Hauch ihres Lieblingsduftes, den sie selbst kreiert hatte, und der viel über ihr Wesen aussagte. Es war eine Mischung aus frischem grünem Apfel, Kirschblüten und etwas Jasmin.
Als die Prinzessin wenig später das Frühstückszimmer betrat, saß das Fürstenpaar bereits am Tisch, ebenso Prinz Frederik und seine Frau Charlotte. Man begrüßte sich herzlich, Marlene setzte sich auf ihren angestammten Platz gegenüber der Fensterfront, die nach Osten hinausging und die Morgensonne einfing. Der Blick öffnete sich auf die schönen alten Bäume im fürstlichen Park und verlor sich dann über dem bunten Blätterdach des Grunewalds.
»Wo steckt denn Christoph, die alte Schlafmütze?«, wollte Marlene wissen. »Es ist doch sonst nicht seine Art, unter der Woche blauzumachen.«
»Er ist gestern nach Dresden gefahren, geschäftlich«, ließ Fürst Ulrich seine Tochter wissen.
»Wie war dein Abend mit dem jungen Glaukner?«, fragte Fürstin Elisabeth ihre Tochter da gespannt.
Marlene lächelte schmal. »Langweilig und kurz.«
Die Fürstin, eine elegante und sehr distinguierte Blondine, stutzte kurz.
Dann hakte sie nach: »Sollte das ein Witz sein?«
Ihre Tochter gab sich harmlos. »Nein, warum?«
Prinz Frederik fühlte sich bemüßigt, ein wenig die aufkommenden Wogen zu glätten. Der irritierte Blick seiner Mutter ließ nichts Gutes erwarten. Und er wusste, dass Charlotte Streitgespräche bei Tisch nicht mochte. Harmonie war für sie ebenso wichtig wie für den jungen Prinzen.
Deshalb warf er nun ein: »Berti Glaukner war schon zu Schulzeiten ein Langeweiler. Er war der einzige Schüler im ganzen Internat, der nie einen Streich spielte und während seiner gesamten Schulzeit keinen einzigen Verweis erhielt. Bei uns hieß er nur ›Schlaftablette‹.«
Marlene musste lachen, was ihre Mutter allerdings gar nicht lustig fand.
»Die Glaukners sind eine alte und angesehene Familie, gegen die nichts zu sagen ist. Und ich finde es recht seltsam, dass du für einen netten jungen Mann wie Bertram Glaukner bloß Spott und Hohn übrig hast, Frederik.«
»Ich habe nur einen kleinen Schwank aus der Jugendzeit beisteuern wollen«, scherzte er lau.
»Kannst du mir erklären, was du an dem jungen Mann auszusetzen hast, Marlene?«, fragte die Fürstin ihre Tochter nun streng. »Er hat ernsthafte Absichten bekundet.«
»Ich mag ihn nicht besonders. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn wir das Thema wechseln könnten, Mama. Mein Privatleben ist doch wohl meine Sache.«
»Welches Privatleben? Du bist fünfundzwanzig, und weit und breit ist kein Bräutigam in Sicht. Dabei kann man kaum behaupten, dass es dir an Bewerbern mangelt.«
»Mama, bitte!« Marlene verdrehte die Augen. »Wir leben doch nicht mehr anno dazumal. Wenn mir ein Mann über den Weg läuft, der zu mir passt, werde ich bestimmt irgendwann heiraten. Ich möchte schließlich auch Kinder. Aber das hat noch Zeit.«
»Ich muss los.«
Prinz Frederik erhob sich, Charlotte begleitete ihn. Marlene nutzte die Gelegenheit, sich den beiden anzuschließen. Noch ehe die Fürstin etwas sagen konnte, saß sie mit ihrem Mann allein im Frühstückszimmer.
»Das ist nicht zu fassen«, stellte sie schließlich indigniert fest, ihre manikürte Rechte spielte nervös mit der Serviette. »Was ist nur los mit Marlene? Wieso kann ich in letzter Zeit kein vernünftiges Wort mehr mit ihr reden? Ich habe das Gefühl, nicht mehr zu ihr durchzudringen.«
»Liebes, du übertreibst. So schlimm ist es nicht«, widersprach Fürst Ulrich seiner Frau besänftigend.
»Noch schlimmer! Das Kind entgleitet mir. Es wird noch so weit kommen, dass sie uns eines Tages einen Wildfremden als unseren Schwiegersohn vorstellt!«
Der Fürst musste schmunzeln.
»Dieses Schicksal würden wir mit unzähligen anderen Eltern teilen. Aber keine Sorge, Marlene wird uns gewiss nicht enttäuschen. Das hat sie noch nie getan.«
»Ach, du und dein Herzenskind«, kam es bekümmert von Elisabeth.
»Nun hör mir einmal zu, Liebes. Wir haben schon oft darüber gesprochen, wie wichtig es ist, den Kindern ihren Freiraum zu lassen. Sie sind alle erwachsen und müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wir können ihnen raten und beistehen, aber nur, wenn sie uns darum bitten. Du vertraust Christoph, warum nicht Marlene?«
»Sie ist zu impulsiv, zu emotional.«
»Sie ist ein kreativer Mensch, in jeder Beziehung. Wir sollten ihr die Freiheit lassen, die sie braucht. Nur dann kann sie glücklich werden. Sonst könnten wir sie verlieren …«
Die Fürstin seufzte leise und lächelte ein wenig.
»Du hast wohl recht, Lieber. Aber es fällt mir schwer, loszulassen.«
»Das sollst du gar nicht, Marlene versteht gewiss, was dich bewegt. Und sie weiß auch, dass du es gut meinst. Aber sie hat ihren eigenen Kopf und tut, was sie will. Das musst du respektieren.«
»Ich werde es versuchen, auch wenn ich darin wenig Übung habe. Und ich will ja eigentlich nur das Beste für sie.«
Fürst Ulrich erhob sich, hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange.
»Das Beste ist manchmal, gar nichts zu tun, sich ganz zurückzunehmen. Ich bin sicher, Marlene wird zu dir kommen, wenn sie mal deinen Rat braucht. Und bis dahin solltest du eben abwarten …«
***
Prinzessin Marlene respektierte die Meinung ihrer Mutter durchaus und hatte auch Verständnis für deren Fürsorglichkeit und ihren Wunsch, die Tochter glücklich zu sehen. Doch Fürstin Elisabeths Rat suchte sie nicht, denn sie war momentan recht zufrieden mit ihrem Leben. Sie ging ganz auf in ihrem Beruf und hatte jeden Tag eine Menge Spaß bei der Arbeit.
Als sie an diesem Morgen ihr Atelier in einer ehemaligen Papierfabrik im Wedding betrat, hatte die Prinzessin den Kopf schon wieder voller neuer Ideen. Sie begrüßte einige Mitarbeiter, die an bereits realisierten Kreationen arbeiteten, gab hier und da einen Tipp oder Ratschlag und verzog sich dann in ihr kleines Büro.
Es war der ehemalige Raum des Vorarbeiters, dessen puristischen Charme Marlene zu schätzen wusste. Hier gab es nur weiße, nicht ganz saubere Wände, altes Parkett und ein Stehpult, an dem die Entwürfe der jungen Designerin entstanden. An der Wand neben dem Fenster hing eine riesige Pinnwand mit Entwürfen, Detailzeichnungen, Stoffproben, Bändern, Knöpfen und allerlei Kleinkram.
Die Prinzessin verzichtete hier drinnen bewusst auf alle Technik. Es gab keinen PC, kein Telefon, kein Handy. Nichts, was den kreativen Fluss stören konnte, wie Marlene das nannte.
Sie hängte ihren Mantel an einen Nagel in der Wand und begann sogleich mit der Arbeit. Eine Weile zeichnete Marlene konzentriert und vergaß dabei alles um sich herum. Die besten Einfälle hatte sie meist frühmorgens während ihrer Laufrunde.
Deshalb war die erste Arbeit des Tages, diese Ideen zu Papier zu bringen. Sie hatte das Modezeichnen bei einer sehr alten Kollegin in Paris gelernt. Diese Grande Dame der Mode hatte mehr als sechzig Jahre designt und wusste genau, worauf es ankam. Sie lächelte nur milde über moderne elektronische Hilfsmittel.
»Alles, was du für einen guten Entwurf brauchst, ist ein Block, ein Bleistift und deinen Kopf«, pflegte sie zu sagen.
Marlene hatte diese Philosophie verinnerlicht. Und der Erfolg ihres eigenwilligen Arbeitsstils gab ihr Recht.
Das Label der Prinzessin war gefragt. Ihre Kreationen wurden in Boutiquen auf der ganzen Welt verkauft. Die Saisonschauen zweimal im Jahr waren schon lange im Voraus ausverkauft. Und Marlene konnte mit den Preisen, die sie bereits gewonnen hatte, ganze Wände füllen.
All das war für die Prinzessin aber nicht das Wichtigste. Was ihr am Herzen lag, war die kreative Arbeit. Sie tobte sich am Zeichentisch aus und war zufrieden und glücklich, wenn aus einem Entwurf ein Modell wurde, das Publikum und Kritiker hinriss.
Marlene blickte von ihrem Entwurf auf, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Es war Tessa da Rizzi, ihre Assistentin. Sie hatte die quirlige Mailänderin im vergangenen Jahr auf der Modemesse in Italien kennengelernt und spontan eingestellt.
Tessa hatte ein untrügliches Gespür für Trends und Styling. Sie war nun für die Präsentation von Marlenes Mode zuständig, für Fotoshootings, PR und die Planung der Modenschauen. Ein sehr anstrengender Job, wie maßgeschneidert für das kleine Energiepaket mit den lustigen Augen und dem ansteckenden Lachen.
An diesem Morgen trug Tessa dunkle Jeans und eine weiße Bluse und sah darin absolut stylisch aus.
Ihre tiefbraunen Augen funkelten, als sie die Prinzessin wissen ließ: »Ich habe endlich die richtige Location für die nächste Fotostrecke gefunden. Eigentlich hätte ich schon früher draufkommen müssen. Aber manchmal ist man wirklich wie vernagelt.«
Sie reichte der Prinzessin einen Kaffee Latte, den Marlene dankend entgegennahm.
Dann fuhr Tessa fort: »Unser Palazzo in Mailand, sozusagen mein Elternhaus. Er liegt in einem Pinienhain am Stadtrand, es gibt bröckelnden Putz, Altgold, Deckenstuck, einen Ballsaal und eine Schwimmhalle aus der Zeit des Jugendstils. Wir werden damit den Vogel abschießen, das verspreche ich dir!«
Marlene trank einen Schluck und lächelte.
»Klingt sehr vielversprechend. Hast du ein paar Fotos, damit ich mir eine ungefähre Vorstellung machen kann?«
Tessa legte den Kopf schief und dehnte: »Klar …«
Sie reichte der Prinzessin ihr Smartphone, auf dem eine ganze Galerie von Aufnahmen gespeichert war. Marlene war sofort begeistert.
»Das ist wundervoll. Damit ist uns eine Titelstory in der Vogue