1,99 €
Scheidungen sind bei ihr an der Tagesordnung, denn Bettina von Stahl ist Rechtsanwältin mit hervorragendem Ruf. Für ihre Klienten tut sie stets ihr Möglichstes, scheut keine Konfrontation. Als Alexander Fürst von Erlenbach sie beauftragt, seine Scheidung durchzufechten, ist dies für sie zunächst nur ein Fall wie jeder andere.
Doch schon bald entbrennt ein wahrer Rosenkrieg im Schloss - und auch Bettinas Herz wird zur Zielscheibe. Denn sie hat sich gegen jede Vernunft und alle Paragraphen in Alexander verliebt ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 110
Cover
Scheidungskrieg und rote Rosen
Vorschau
Impressum
Scheidungskrieg und rote Rosen
Wann wird sich Bettinas Sehnsucht erfüllen?
Von Diana Laurent
Scheidungen sind bei ihr an der Tagesordnung, denn Bettina von Stahl ist Rechtsanwältin mit hervorragendem Ruf. Für ihre Klienten tut sie stets ihr Möglichstes, scheut keine Konfrontation. Als Alexander Fürst von Erlenbach sie beauftragt, seine Scheidung durchzufechten, ist dies für sie zunächst nur ein Fall wie jeder andere.
Doch schon bald entbrennt ein wahrer Rosenkrieg im Schloss – und auch Bettinas Herz wird zur Zielscheibe. Denn sie hat sich gegen jede Vernunft und alle Paragraphen in Alexander verliebt ...
»Schön, dann stelle ich fest, dass in allen Punkten Einvernehmen hergestellt werden konnte. Dem Antrag beider Parteien auf Scheidung der Ehe wird hiermit stattgegeben. Das offizielle Urteil geht Ihnen binnen Monatsfrist zu.«
Der Richter erhob sich, die Verhandlung war damit beendet.
Bettina von Stahl lächelte ihrer Mandantin zu, die ein wenig überrascht von der Kürze des letzten Verhandlungstages zu sein schien.
»Kommen Sie, Frau Kaiser, Sie sind jetzt eine freie Frau. Und wir haben alle unsere Ziele erreicht.«
»Ich danke Ihnen, Sie haben ein wahres Wunder vollbracht«, erwiderte die Frau mit großer Erleichterung »Herbert hat sich so einsichtig gezeigt wie kein einziges Mal in unserer Ehe.«
Die junge Anwältin schüttelte der Frau die Hand und verabschiedete sich mit den Worten: »Wenn Sie noch Fragen haben sollten, rufen Sie mich gern an.«
Dann trennten sich ihre Wege. Bettina verließ das Gerichtsgebäude und machte sich im Gewühl des großstädtischen Verkehrs auf den Rückweg in die Kanzlei.
Seit knapp zwei Jahren war die hübsche junge Frau mit den kurzen, honigblonden Locken und den himmelblauen Augen nun in der Sozietät ihres Vaters, einer renommierten Frankfurter Kanzlei, tätig. Hubert von Stahl hatte sich auf Wirtschaftsrecht spezialisiert und stand in dem Ruf, einer der gewieftesten Anwälte auf diesem Gebiet zu sein. Bettina hatte den Vater stets bewundert und schon früh den Wunsch verspürt, es ihm einmal gleichzutun. Nach ihrem glänzend bestandenen Examen war es keine Frage gewesen, dass sie als zweite Sozia aufgenommen worden war. Bislang hatte sie alle ihr anvertrauten Fälle zur vollsten Zufriedenheit, sowohl ihrer Mandanten als auch ihres kritischen Vaters, gelöst. Somit hatte sich gezeigt, dass die schöne junge Frau die richtige Berufswahl getroffen hatte.
Der Weg zu dem schönen alten Bürgerhaus nahe der City, in dem die Kanzlei ihren Sitz hatte, dauerte wegen des dichten Verkehrs über eine halbe Stunde. Bettina ärgerte sich, dass sie nicht zu Fuß gegangen war, denn als sie endlich ihr Ziel erreichte, blieben ihr nur ein paar Minuten bis zum nächsten Termin. Der Mandant saß bereits im Wartezimmer.
Bettina ließ sich von ihrer Sekretärin Corinna Schwarz einen frischen Kaffee machen und gönnte sich noch einen Moment der Ruhe, ehe sie sich dem nächsten Fall widmete.
Als gegen ihre Tür geklopft wurde, rief sie wenig erfreut: »Ja, bitte?«
Es war Matthias Schubert, der zweite Kollege, der in der Kanzlei beschäftigt war. Der junge Mann bemerkte gleich, dass Bettina gestresst war.
»Ich bin sofort wieder verschwunden. Es dauert nur einen Augenblick.«
Sie maß ihn mit einem skeptischen Blick. »Das glaube, wer will.«
»Vor deinen kritischen Augen geht aber auch nicht die kleinste Notlüge durch«, beschwerte er sich, trat neben sie und legte einen Arm um ihre schmale Taille. »Wir haben uns heute noch nicht gesehen. Auch wenn dir das nicht viel auszumachen scheint, mir schon.«
Damit hauchte er einen zarten Kuss auf ihre Lippen, was Bettina zum Lächeln brachte.
»Du bist ein unverbesserlicher Romantiker, Matthias«, urteilte sie und schmiegte sich kurz an ihn. »Manchmal frage ich mich, aus welchem Grund du Anwalt geworden bist.«
Er schaute sie forschend an.
»Es kommt mir so vor, als hättest du zu viele Scheidungssachen vertreten. Du wirst allmählich zur abgeklärten Zynikerin, mein Schatz.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, widersprach sie mit einem kleinen, verschmitzten Lächeln und küsste ihn impulsiv auf den Mund, um sich gleich danach von ihm zu lösen. »Und jetzt verziehst du dich besser in dein eigenes Büro. Ich habe nämlich einen Termin und es geht um eine Scheidung«, stellte sie mit einem leisen, ironischen Unterton in der Stimme fest.
Matthias hob die Schultern und seufzte.
»Schön, wie du meinst. Sehen wir uns wenigstens heute Abend?«
»Gern. Komm doch zu uns. Papa hat seinen Schachabend, da sind wir ungestört und es wird garantiert nicht über berufliche Fragen gesprochen.«
Der junge Mann schüttelte lächelnd den Kopf und verschwand.
Matthias Schubert arbeitete nun seit fünf Jahren für die Kanzlei von Stahl. Vorher hatte er es auf eigene Rechnung versucht, aber er hatte einsehen müssen, dass ein starker Partner das A und O in diesem Berufsstand war. Für den Anwalt hatte sich die Anstellung bei Hubert von Stahl als Glücksgriff erwiesen. Als Steuerfachmann brachte er die ergänzenden Fähigkeiten mit, die ein großer Stamm von Klienten aus der mittelständischen Wirtschaft so schätzte. Und seit Bettina sich ihrem Team angeschlossen hatte, schien sich sein berufliches Glück mit dem privaten zu verbinden.
Matthias liebte die schöne junge Frau, mit der er eng zusammenarbeitete, aufrichtig. Wäre es nach ihm gegangen, hätten für sie bald die Hochzeitsglocken geläutet. Hubert von Stahl hatte nichts dagegen, denn ihn verband nicht nur berufliches Interesse, sondern auch eine herzliche Freundschaft mit dem fähigen jungen Kollegen. Es lag einzig an Bettina, die ihre Freiheit noch nicht aufgeben wollte, dass sie auf unabsehbare Zeit nur Kollegen bleiben würden. Auch wenn Matthias das nicht gefiel, so wusste er doch, dass er die geliebte Frau nicht drängen durfte.
Er kannte Bettinas Dickkopf und ihr leicht entflammbares Temperament. Fühlte sie sich in die Enge getrieben, reagierte sie allzu heftig. Der junge Anwalt aber hatte Geduld genug, um ihr eigenwilliges Verhalten zu tolerieren und darauf zu warten, dass ihr Herz endgültig zu ihm fand ...
An diesem Abend saß Bettina doch wieder länger in ihrem Büro als erwartet. Eine Mandantin, die sich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt hatte, erhielt ständig anonyme Anrufe und fürchtete, dass der Verlassene dahinter stecken könne. Auf Matthias' ärgerlichen Rat, die Frau zur Polizei zu schicken, reagierte Bettina gar nicht. Sie kümmerte sich um die Mandantin, sorgte dafür, dass diese sich ein wenig beruhigte und brachte sie zu einer kleinen Pension, wo deren Mann sie sicher nicht würde aufspüren können. Erst dann fuhr die Anwältin beruhigt nach Hause.
Allerdings ging es schon auf elf Uhr zu, als sie die Villa in einem der besseren Viertel der Stadt betrat.
Hubert von Stahl verabschiedete eben seinen Schachpartner, einen Augenarzt im Ruhestand, der in der Nachbarschaft wohnte.
Der begrüßte Bettina freundlich und zwinkerte ihrem Vater zu: »So eine hübsche Tochter! Du bist zu beneiden, Hubert.«
»So eigenwillig wie hübsch«, ergänzte dieser, was Bettina zeigte, dass Matthias wohl hier gewesen, aber wieder gegangen war. Ihre Mutmaßung bestätigte sich, als ihr Vater sie noch auf ein Glas Wein in den Wohnraum bat.
Das großzügige Haus, in dem schon einige Generationen von Stahls gelebt hatten, war Bettina vom ersten Tag ihres Lebens an vertraut. Sie fühlte sich sehr wohl in den mondänen Räumen, wo es manch kostbares Gemälde zu bestaunen gab.
Als sie sich auf eines der englischen Ledersofas gesetzt und ein Glas tiefroten Burgunder entgegengenommen hatte, meinte sie in viel sagendem Tonfall:
»Ich vermute, Matthias hat dir wieder einmal sein Leid geklagt.« Und da Hubert etwas einwenden wollte, kam sie ihm gleich zuvor, indem sie hinzufügte: »Wenn er mich wirklich liebt, sollte er auch mein berufliches Engagement akzeptieren. Ich verstehe nicht, wie er so gleichgültig den Problemen anderer Menschen gegenüber sein kann. Wenn eine Frau am späten Abend in meine Kanzlei kommt, die vor Angst schlottert, kann ich ihr doch nicht einfach raten, zur nächsten Polizeiwache zu gehen und dann meinen Feierabend genießen.«
Hubert von Stahl maß seine Tochter mit einem wohlwollenden Blick. Der hoch gewachsene Mann Mitte fünfzig sah in seiner Tochter auf manchmal schmerzliche Weise das Ebenbild seiner geliebten, viel zu früh verstorbenen Frau. Besonders in solchen Momenten, wenn sie engagiert war, sich einsetzte, wenn ihre Augen funkelten und ihr ebenmäßiges Gesicht von einem zarten Rosa überhaucht war. Dann fiel es ihm schwer, ihr etwas abzuschlagen.
»Mich musst du nicht überzeugen, Liebchen«, erinnerte er seine Tochter nachsichtig. »Matthias hat eine etwas andere Auffassung unseres Berufsstandes. Es mag auch an seinem Fachgebiet liegen. Aber was Steuerfälle und Finanzprobleme angeht; seine Klienten stehen selten aufgelöst vor seiner Tür. Das ist der kleine Unterschied.«
Bettina schaute in die ruhigen Augen des Vaters und musste schmunzeln.
»Wahrscheinlich hältst du mich auch für naiv und kindisch.«
»Ganz und gar nicht«, versicherte er ihr ernsthaft. »Du bist eine Anwältin, wie man sie sich nur wünschen kann. Dein Engagement ist bewundernswert. Aber du solltest darüber nicht dein Privatleben vergessen. Und ich fürchte, das tust du in letzter Zeit allzu häufig. Kann es sein, dass du Matthias nicht ganz die gleichen Gefühle entgegenbringst wie er dir?«
Im ersten Impuls wollte sie widersprechen, aber dann dachte sie doch ein wenig länger über eine Antwort nach. Ganz Unrecht hatte ihr Vater wohl nicht mit dieser Unterstellung. Sie hatte sich nie viele Gedanken darüber gemacht, wie sie zu Matthias Schubert stand. Er war einfach da gewesen, war ganz selbstverständlich zu einem Teil ihres Lebens geworden, als sie in die Kanzlei des Vaters eingetreten war. Sie mochte ihn. Aber reichte ein so unverbindliches Gefühl für ein ganzes Leben aus?
Hubert lehnte sich in seinem Sessel zurück und entzündete seine Pfeife. Aromatischer Tabaksduft erfüllte bald den Raum.
Nach einer Weile des Schweigens mutmaßte er: »Dein langes Überlegen hat einen Grund. Du denkst zum ersten Mal wirklich darüber nach, was Matthias dir bedeutet.«
Sie sah ihn überrascht an, dann lächelte sie.
»Jetzt weiß ich wenigstens, woher der Scharfsinn in unserer Familie kommt. Aber ich muss dir zustimmen. Du hast recht. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich Matthias noch nicht heiraten wollte. Im tiefsten Herzen habe ich wahrscheinlich schon gespürt, dass es keine Liebe ist. Zumindest nicht die Art von Liebe, auf der sich eine Ehe aufbauen lässt.«
»Und was wirst du tun? Du weißt, wie er zu dir steht.«
»Ich möchte ihn nicht verletzen«, entgegnete Bettina spontan. »Aber ich kann und darf ihm keine Hoffnungen auf eine Heirat machen.« Sie seufzte. »Das ist alles ein bisschen kompliziert.«
Hubert von Stahl schüttelte den Kopf.
»Du machst es dir unnötig schwer, mein Kind, Matthias ist ein kluger Kopf. Er wird über kurz oder lang erkennen, wie du zu ihm stehst. Ich wollte es dir nur einmal vor Augen führen. Die meisten Menschen denken nämlich nicht besonders gern über sich selbst nach.«
»Du bist ein Schatz«, konstatierte Bettina, erhob sich und drückte dem Vater, wie in Kindertagen, einen herzhaften Kuss auf die Wange. »Ich gehe jetzt zu Bett. Morgen liegt wieder ein anstrengender Tag vor mir. Gute Nacht ... und danke!«
»Keine Ursache.« Er schaute ihr wohlwollend hinterher. »Ich möchte nur, dass du glücklich bist, Bettina.«
Das wusste sie zu gut. Und dafür liebte sie ihren Vater.
»Durchlaucht, die Ankäufer aus München sind eben gekommen.«
Alexander Fürst von Erlenbach nickte seiner Sekretärin zu und erklärte: »Ich lasse bitten.«
Der junge Hochadlige nahm eine Mappe mit Werbematerial, das die traditionsreiche, fürstliche Sektkellerei im Rheingau genau vorstellte und erhob sich, als zwei Herren in grauen Anzügen sein Arbeitszimmer betraten.
»Durchlaucht, der neue Jahrgang ist ein Gedicht!«, schwärmte der ältere der beiden sogleich. »Ich hoffe, Sie werden nicht Nein sagen, wenn wir unser Kontingent vom letzten Jahr verdoppeln. Die Kunden reißen uns Ihre Produkte nämlich nur so aus den Händen.«
Der Fürst lächelte geschmeichelt und bot seinen Besuchern Platz an.
»Es freut mich, wenn Sie zufrieden sind. Ich denke, über den Preis werden wir schnell einig.« Er reichte dem Mann die Mappe. »Und wenn ich Sie später noch zu einer Verkostung unseres neuen Spitzensekts bitten dürfte? Wir haben die Methode Champagnoise im letzten Herbst erfolgreich eingeführt.«
Die beiden Einkäufer zeigten sich restlos begeistert. Alexander von Erlenbach konnte einige Zeit später zwei zufriedene Geschäftspartner verabschieden.
Als der junge, hoch gewachsene Mann den Schlosshof überquerte, trat eben seine Frau aus dem Haus. Sie trug ein überaus elegantes Abendkostüm aus changierendem, burgunderrotem Stoff, der einen interessanten Kontrast zu ihrem tiefschwarzen Haar bildete.
Verena von Erlenbach war eine schöne, anmutige Frau. Das war einer der Gründe, weshalb der Fürst sich seinerzeit in sie verliebt hatte. Doch in letzter Zeit spürte er zunehmend den Unterschied zwischen ihrer äußeren Schönheit und ihrem kühlen, inneren Wesen. Manches Mal hatte Fürst Alexander das Empfinden, als entferne seine Frau sich zusehends von ihm, auch wenn er sich nicht erklären konnte, aus welchem Grund.
Fürstin Verena hatte ihren Mann bemerkt und kam nun mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. Das Küsschen, das sie ihm auf die Wange drückte, fiel allerdings mehr als flüchtig aus.
»Du willst wegfahren?«, fragte er ruhig, seine steingrauen Augen betrachteten sie forschend.
»Ja, Lieber, ich hoffe, du bist mir nicht böse. Aber Amelie hat mich eingeladen, wir wollen zusammen essen gehen und ein bisschen plaudern. Oder hattest du andere Pläne für heute Abend?«
Ihre Frage hatte rein rhetorischen Charakter. Sie wusste zu gut, dass der Fürst mit seinen Aufgaben in der Sektkellerei unter der Woche voll ausgelastet war. Und da er seine Arbeit gewissenhaft ausübte, war seine Freizeit begrenzt. Verena schien diese Tatsachen zu ignorieren. Sie war in vielerlei Hinsicht eine eigenwillige Person.
Alexander lächelte schmal und verneinte.
»Ich habe noch zu tun. Amüsiere dich gut in der Stadt«, wünschte er ihr.