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"Liebste, es tut mir leid, ich muss gehen. Such nicht nach mir, wir haben keine Zukunft. Es ist aus. Dein D."
Ein paar lapidare Zeilen auf einem Stück Papier - mehr ist es nicht, was der berühmte Pianist Daniel von Altenburg hinterlässt, bevor er sang- und klanglos aus dem Leben von Prinzessin Felicitas verschwindet. Einem Leben, das die sonst nur als diszipliniert und nüchtern geltende junge Frau Hals über Kopf über den Haufen geworfen hat.
Eigentlich hatte Felicitas alles haargenau durchgeplant: Mitarbeit im fürstlichen Bankhaus, sinnvolle, wenn auch nicht himmelhoch jauchzende Verlobung mit Harald von Strelitz, ein Leben in geordneten Bahnen. Bis sie zufällig mit Daniel von Altenburg zusammentraf und ihre Gefühle plötzlich Achterbahn fuhren, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
Einmal hat Felicitas sich gehen lassen, ist tatsächlich ihrem Herzen gefolgt und hat für Daniel alles hinter sich gelassen - nun steht sie vor einem Scherbenhaufen, den zu beseitigen die schwerste Aufgabe ihres Lebens wird ...
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Seitenzahl: 121
Cover
Impressum
Der letzte Akkord
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: kichigin / shutterstock
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6012-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Der letzte Akkord
Nach märchenhaften Tagen verschwindet der berühmte Pianist spurlos
Von Diana Laurent
Liebste, es tut mir leid, ich muss gehen. Such nicht nach mir, wir haben keine Zukunft. Es ist aus. Dein D.
Ein paar lapidare Zeilen auf einem Stück Papier – mehr ist es nicht, was der berühmte Pianist Daniel von Altenburg hinterlässt, bevor er sang- und klanglos aus dem Leben von Prinzessin Felicitas verschwindet. Einem Leben, das die sonst nur als diszipliniert und nüchtern geltende junge Frau Hals über Kopf über den Haufen geworfen hat.
Eigentlich hatte Felicitas alles haargenau durchgeplant: Mitarbeit im fürstlichen Bankhaus, sinnvolle, wenn auch nicht himmelhoch jauchzende Verlobung mit Harald von Strelitz, ein Leben in geordneten Bahnen. Bis sie zufällig mit Daniel von Altenburg zusammentraf und ihre Gefühle plötzlich Achterbahn fuhren, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.
Einmal hat Felicitas sich gehen lassen, ist tatsächlich ihrem Herzen gefolgt und hat für Daniel alles hinter sich gelassen – nun steht sie vor einem Scherbenhaufen, den zu beseitigen die schwerste Aufgabe ihres Lebens wird …
Als der Wecker Punkt sieben Uhr klingelte, war es draußen noch nicht richtig hell. Dichter Nebel lag über dem fürstlichen Stadtpalais im Hamburger Nobelviertel Blankenese. Die Temperaturen bewegten sich in den Nächten schon deutlich spürbar im kühleren Bereich, an den Ästen der mächtigen Eichen und Buchen, die den Schlosspark beherrschten, begann sich das Laub langsam zu verfärben.
Es war still draußen, die Hektik der Hansestadt hatte in der erstklassigen Wohngegend nichts zu suchen. Hier träumten imposante Villen hinter hohen Hecken von der verschwenderischen Fülle der Gründerjahre, die an diesem Ort durchaus noch spürbar schien.
Felicitas Prinzessin von Liebenstein war in diese Welt hineingeboren worden und nahm den Reichtum, den Außenstehende staunend betrachteten, als selbstverständlich. Trotzdem war sie kein verwöhntes Luxuspüppchen. Fürst Georg hatte seinen Kindern von klein auf die Prinzipien hanseatischen Understatements nahegebracht. Die alteingesessene Fürstenfamilie, aus der seit vielen Generationen erfolgreiche Reeder und Bankiers hervorgegangen waren, lebte nach dem Motto, das auch ihr Wappen zierte: Bescheidenheit und Fleiß.
In jungen Jahren hatte der Fürst ein eher lockeres Leben geführt, war gerne mit Freunden des internationalen Jetsets unterwegs gewesen und hatte alles genossen, was seine gesellschaftliche Stellung und die üppig bemessene Apanage ihm ermöglichten. Doch mit der Übernahme des Fürstentitels hatte sich dies geändert. Georg von Liebenstein hatte sich seinen Pflichten gestellt und war zu einem verantwortungsvollen Oberhaupt des hanseatischen Fürstenhauses geworden.
In Liebesdingen war der junge Fürst allerdings eigen. Er hatte sich nicht mit der passenden Partie verkuppeln lassen, wie es seit jeher ungeschriebenes Gesetz in seinen Kreisen war.
Fürst Georg war vielmehr seinem Herzen gefolgt. Und das hatte ihn zu der zauberhaften jungen Pianistin Anna-Luise von Stetten geführt, einer Komtess aus Hannover. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, und daran hatte sich auch nach dreißig Ehejahren und zwei erwachsenen Kindern nicht das Geringste geändert. Noch immer verband das Fürstenpaar eine tiefe, innige Liebe, die alle Gegensätze überwinden konnte. Und Gegensätze bestanden durchaus.
Während die Fürstin ein gefühlsbetonter, sensibler Charakter war, stand für ihren Mann der Verstand an erster Stelle. Der Fürst hatte durchaus auch seine weichen Seiten, doch er war in erster Linie Respektsperson, Vorstand der Liebenstein Privatbank und in dieser Funktion auch der Chef seiner beiden erwachsenen Kinder. Prinz Christian hatte sich vor zwei Jahren mit der jungen Malerin Vera von Brunk verheiratet.
Die Fürstin war mit dieser Schwiegertochter sehr zufrieden, die beiden Künstlerseelen kamen wunderbar miteinander aus. Fürst Georg hatte so seine Schwierigkeiten mit der schönen jungen Frau, die ihm oft zu gefühlsbetont begegnete. Jedenfalls nach seinem Geschmack.
Christian kam ein wenig mehr nach der Mutter, auch wenn er sich bemühte, die Erwartungen, die sein Vater an ihn stellte, stets zu erfüllen. In der Bank war er ein ebenso knallharter Geschäftsmann wie der Fürst. Privat genoss er gern die schönen Seiten des Lebens mit der Frau, die er liebte.
Prinzessin Felicitas kam ganz nach dem Vater. Die reizende junge Frau mit den glänzenden blonden Locken und den tiefblauen Augen war ein wahres Muster an Disziplin und Fleiß.
Felicitas hatte als Jahrgangsbeste Abitur gemacht, summa cum laude an der Wirtschaftshochschule promoviert und arbeitete dem Fürsten nun als dessen rechte Hand in der Bank zu.
Das Klingeln des Weckers riss sie aus einem eigentlich viel zu kurzen Schlaf, denn am Vorabend war es im Büro wieder einmal spät geworden. Wichtige Geschäftsabschlüsse mit internationalen Partnern standen an, was für Felicitas ungezählte Überstunden bedeutete. Zudem würde sie in Kürze nach London fliegen, um dort selbst Verhandlungen zu führen. Es war das erste Mal, dass ihr Vater ihr eine solche Aufgabe anvertraute. Entsprechend groß waren die Erwartungen, die an sie gestellt wurden. Und sie hatte durchaus den Ehrgeiz, erfolgreich zu sein.
Auch wenn die Müdigkeit ihr zusetzte, wäre die Prinzessin doch nie auf die Idee gekommen, einfach im Bett liegen zu bleiben.
Schon wenige Minuten später war Felicitas aufgestanden und hatte sich angezogen, um ihre allmorgendliche Laufrunde an der Alster zu absolvieren. Diese stand täglich noch vor dem Frühstück an, denn für den Rest des Tages war die Prinzessin ausgebucht, hatte keine freie Minute mehr zur Verfügung.
Als sie die Zimmerflucht im Ostflügel des fürstlichen Stadtpalais’, die sie bewohnte, verließ, begegnete ihr nur Butler Johann. Er kümmerte sich darum, dass das Frühstück pünktlich serviert wurde, und wünschte ihr einen angenehmen Morgen.
Die Prinzessin war in der Frühe stets die Erste, die auf den Beinen war. Sie grüßte freundlich zurück und ließ gleich darauf die Halle hinter sich. Der Butler schloss die Tür hinter ihr und warf ihr dabei einen anerkennend respektvollen Blick hinterher.
Prinzessin Felicitas nahm eine Strecke von etwa fünf Kilometern an der Außenalster entlang. Ein Großteil davon war noch Teil des fürstlichen Besitzes, sodass sie sich auch bei Dunkelheit und schlechtem Wetter ganz sicher fühlen konnte. Dazu hörte sie ihre liebsten Musikstücke, die sie richtig wach machten und ihre Laune hoben. Es waren hauptsächlich Klavierkonzerte von Beethoven, gespielt von dem jungen Pianisten Daniel Prinz von Altenburg. Er war seit einiger Zeit der neue Stern am klassischen Musikhimmel, umjubelter Star stets ausverkaufter Konzerte auf der ganzen Welt. Felicitas hatte ihn im Sommer in Hamburg hören wollen, wo er in der neuen Elbphilharmonie gastiert hatte.
Doch leider waren keine Karten zu bekommen. Sie hatte sich sehr geärgert, dies ihrem Freund gegenüber allerdings nicht allzu deutlich gezeigt, um ihn nicht eifersüchtig zu machen. Harald von Strelitz, ein Kollege aus der Bank, war seit ein paar Monaten der Mann in Felicitas’ Leben. Er war attraktiv, klug und smart, wies alle Attribute auf, die ihn als Wunschschwiegersohn des Fürsten prädestinierten. Er liebte ebenfalls klassische Musik, war sportlich und reiste gern.
Die große Leidenschaft war es nicht, da machte die Prinzessin sich nichts vor. Doch das lag einfach daran, dass sie beide zu sehr Verstandesmenschen waren, um sich von Gefühlen überwältigen zu lassen. Vermutlich würden sie irgendwann heiraten und eine gute Ehe führen. Bei diesem Gedanken sträubte sich etwas in Felicitas, das sie nicht näher beschreiben konnte und deshalb ignorierte. Es war noch nie ihre Art gewesen, sich mit unwichtigen Nebensächlichkeiten zu beschäftigen.
Ihr Leben lief rund, wie der Fürst es gern ausdrückte. Alles war genauso, wie es sein sollte. Und die Prinzessin vermisste nichts. Das redete sie sich jedenfalls ein. Und auch bei diesem Gedanken tauchte wieder jenes unangenehme Sträuben tief in ihrem Innern auf, das sie ärgerlich und unwillig beiseiteschob.
Eine halbe Stunde später betrat die Prinzessin das Frühstückszimmer, wo ihre Eltern und ihr Bruder bereits am Tisch saßen. Man begrüßte sich mit einem Küsschen auf die Wange, Felicitas nahm ihren angestammten Platz ein und bedankte sich bei Butler Johann, der ihr Frühstück servierte.
Prinz Christian schüttelte leicht den Kopf. Er sah seiner Schwester ähnlich, war ebenfalls blond und hatte blaue Augen. Beruflich kamen die Geschwister gut miteinander aus, doch von klein auf war Felicitas für ihren Bruder ein lebendes Mysterium gewesen. Und daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert, wie seine folgenden Worte deutlich zeigten.
»Wie kann man nur jeden Morgen durch die Dunkelheit hetzen und danach solch ein Glibberzeug zu sich nehmen? Ich finde, du übertreibst es mit den guten Vorsätzen, Schwesterherz.«
»Das ist ein Chiamüsli, und das ist ein grüner Smoothie«, belehrte die Prinzessin ihren Bruder nicht zum ersten Mal. »Beides gesund und nahrhaft. Du solltest es mal probieren. Und Bewegung schadet ebenfalls keinem. Mir hängt jedenfalls der Magen nicht bereits um halb elf in den Kniekehlen.«
Fürstin Anna-Luise bedachte ihre Tochter mit einem tadelnden Blick.
»Was sind denn das für Redensarten?«
»Entschuldige, Mama, aber es stimmt. Chris nimmt zu viele Kohlehydrate zu sich. Leider ist er unbelehrbar.«
»Ich lasse mir mein Frühstücksbrötchen jedenfalls nicht madig machen«, beharrte dieser. »Was sagst du dazu, Papa?«
Der Fürst wurde von einer Antwort entbunden, denn in diesem Moment erschien Prinzessin Vera, reichlich blass um die Nase. Christian erhob sich sofort und rückte ihr den Stuhl zurecht.
»Du hättest noch im Bett bleiben sollen, Liebes. Johann kann dir das Frühstück doch auch später servieren.«
»Ja, ich weiß, aber ich fühle mich dort oben so einsam«, gab die aparte Rothaarige mit den klaren grünen Augen daraufhin zu.
Seit Vera schwanger war, bestand ihr Mann darauf, dass sie sich schonte, obwohl sie keine besonderen Beschwerden hatte. Christian war ganz besorgter werdender Vater und legte Wert darauf, seine Frau zu verwöhnen und zu umsorgen.
»Du solltest dir ein paar Tage freinehmen und mit deiner Frau mal wieder verreisen«, regte die Fürstin an, aber davon wollte ihr Sohn nichts wissen.
»Im Moment leider unmöglich, Mama. Aber zu Weihnachten …«
»Lass gut sein, Lieber«, bat Prinzessin Vera ihn nachsichtig. »Ich komme schon zurecht. Und ich weiß schließlich, wie gewissenhaft du beruflich bist.«
Sie tauschte einen ausdrucksvollen Blick mit ihrer Schwiegermutter, die sie als Einzige in der Runde wirklich verstand.
Wenig später hatten der Fürst und seine beiden Kinder das Haus verlassen, Anna-Luise und Vera saßen noch eine Weile bei einer Tasse Kaffee zusammen und unterhielten sich.
»Ich fahre nachher in die Stadt, möchtest du mich vielleicht begleiten?«, bot die Fürstin an.
»Nein, danach steht mir, ehrlich gesagt, nicht der Sinn. Ich werde später noch ein wenig malen.«
»Es ist ziemlich trüb heute«, gab Anna-Luise zu bedenken, doch Vera lächelte nur. »Ich weiß, ein Tag ohne deine Kunst, und dir fehlt etwas, das kann ich gut verstehen.«
»Wirst du heute Abend für uns spielen?«
Mit ihrer Eheschließung hatte die Fürstin seinerzeit ihre Karriere als Konzertpianistin beendet. Doch sie spielte noch täglich, die Kinder waren mit ihrer Musik aufgewachsen, und man hätte im Familienkreis etwas vermisst, wäre der Flügel im Musikzimmer stumm geblieben.
»Mal sehen. Falls alle pünktlich heimkommen …«
Prinzessin Vera nickte bekümmert. Momentan stand die Liebenstein-Bank vor einigen wichtigen Geschäftsabschlüssen, zu denen auch Fusionen mit ausländischen Bankhäusern zählten. Dahinter steckte vor allem in der Vorstandsetage enorm viel Arbeit. Und manches Mal litt sogar das Familienleben darunter.
Die Fürstin lächelte ihrer Schwiegertochter zu und meinte begütigend: »Es kommen auch wieder ruhigere Zeiten.«
Vera war da nicht so sicher.
»Ich hoffe es«, erwiderte sie, doch aus ihrer Stimme klangen deutlich Zweifel.
***
Harald von Strelitz hatte bereits eine Besprechung, als Prinzessin Felicitas zur Arbeit erschien. Gleich danach betrat er aber ihr Büro und begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss.
»Ich habe hier einige Zahlen für dich, die dir bei deiner London-Reise nützlich sein werden«, meinte er und legte eine Mappe auf ihren Schreibtisch.
»Danke.« Sie lächelte ihm zu. »Hast du es dir überlegt? Willst du mich nicht doch begleiten?«
Der hochgewachsene, sportlich schlanke Mann lächelte angedeutet.
»Mach mich nicht schwach, mein Schatz. Ich würde sehr gern mitkommen. Aber es geht nicht, meine Termine …«
»Verstehe. War auch nur so eine Idee.« Die Prinzessin dachte kurz nach. »Vermutlich würde es Papa auch gar nicht gefallen. Ich soll mich ja schließlich allein durchbeißen.«
»Es bleibt dein Deal, auch wenn ich mitkommen könnte.« Er lächelte ihr vielsagend zu. »Wir sind doch keine Konkurrenten.«
»Willst du damit vielleicht sagen, dass ich keine Konkurrenz für dich bin?«, stichelte sie.
Er lachte. »Genau das Gegenteil. Außerdem stelle ich mir unsere Zukunft nicht als Wettbewerb vor. Kein schöner Gedanke.«
»Sondern?« Sie musterte ihn interessiert.
»Harmonisch und angenehm. Interessieren dich Details?«
»Hm, wenn du mir schon welche liefern kannst …«
»Mein Schatz, du bist sehr neugierig. Aber ich will aus meinem Herzen keine Mördergrube machen. Ich wünsche mir eine Ehe, Familie, Kinder. Und ich hoffe von Herzen, dass es das ist, was auch du anstrebst.«
»Schön gesagt.« Sie lächelte wie eine Sphinx. »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
Einen Moment lang wirkte er enttäuscht, doch gleich fing er sich und versicherte: »Damit bin ich zufrieden.«
Die Prinzessin schaffte es, pünktlich Mittagspause zu machen. Sie war mit ihrer besten und ältesten Freundin, Natascha von Loh, verabredet. Die beiden jungen Frauen im gleichen Alter hatten bereits im Sandkasten zusammen gespielt. Nataschas Eltern besaßen eine Kette von Juwelierläden und lebten ganz in der Nähe des fürstlichen Stadtpalais in einer Jugendstilvilla.
Die junge Frau arbeitete frei als Fotografin und war ein sehr kreativer Kopf. Schon als Kind hatte sie ihre ganz eigenen Ideen gehabt und meist auch in die Tat umgesetzt. Sie war unkonventionell, ein wenig chaotisch und sehr gefühlsbetont. Es waren wohl die sprichwörtlichen Gegensätze, die sich in dieser langjährigen Freundschaft anzogen.
Als Prinzessin Felicitas das kleine Lokal in der Nähe des Hafens betrat, wo sie sich mit Natascha verabredet hatte, war die Freundin noch nicht da. Felicitas hatte es nicht anders erwartet. Sie bestellte sich einen Aperitif und wartete geduldig.
Natascha kam eine halbe Stunde zu spät, entschuldigte sich wortreich und gab zu: »Ich habe ein tolles Motiv entdeckt, das ich unbedingt einfangen wollte. Magst du mal sehen?«
Sie drückte auf ihrer teuren Kamera herum und übersah dabei den Kellner, der geduldig neben ihrem Tisch auf die Bestellung wartete. Die Prinzessin übernahm dies, schließlich kannte sie den Geschmack der Freundin ganz genau, und bewunderte danach ausgiebig einen alten Windjammer beim Einlaufen in den Hafen.
»Ich habe einen Werbekunden, für den ist das genau das Richtige.« Natascha schüttelte ihre dunklen Locken, lachte unbekümmert und gab zu: »Die besten Motive finde ich immer per Zufall. Oh, wie lecker!« Mit leuchtenden Augen nahm sie den Teller mit Spaghetti und reichlich Soße in Empfang und warf Felicitas einen fragenden Blick zu. »Bist du auf Diät? Finde ich aber höchst überflüssig.«