Fürsten-Roman 2566 - Diana Laurent - E-Book

Fürsten-Roman 2566 E-Book

Diana Laurent

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Am Tag, als Prinzessin Julia verschwand
Sie sollte nie zurückkehren von ihrem Spaziergang

Julia Prinzessin von Hohenstett ist nicht nur eine überaus begabte Malerin - die hübsche junge Adlige mit dem verträumten Blick lässt Männerherzen einfach höherschlagen. Kein Wunder, dass der Galerist Alexander von Salé Julia aus Liebe sogar nach Paris folgt und sie drängt, ihn so schnell wie möglich zu heiraten. Doch Julia, die seine Gefühle durchaus erwidert, hat Zweifel an seiner Treue und zögert, sich so fest zu binden.
Als ihr Vater, Johann Fürst von Hohenstett, plötzlich stirbt, reist die junge Frau nach Deutschland zurück. Zwar ahnt sie, dass sie bei ihrer eifersüchtigen Schwester Melanie alles andere als willkommen sein wird, doch schon kurz nach ihrer Ankunft überschlagen sich die Ereignisse, und Julia lernt auch Alexander von einer Seite kennen, die sie niemals an ihm vermutet hätte ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Am Tag, als Prinzessin Julia verschwand

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Deklofenak / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7480-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Am Tag, als Prinzessin Julia verschwand

Sie sollte nie zurückkehren von ihrem Spaziergang

Von Diana Laurent

Julia Prinzessin von Hohenstett ist nicht nur eine überaus begabte Malerin – die hübsche junge Adlige mit dem verträumten Blick lässt Männerherzen einfach höherschlagen. Kein Wunder, dass der Galerist Alexander von Salé Julia aus Liebe sogar nach Paris folgt und sie drängt, ihn so schnell wie möglich zu heiraten. Doch Julia, die seine Gefühle durchaus erwidert, hat berechtigte Zweifel an seiner Treue und zögert, sich so fest zu binden.

Als ihr Vater, Johann Fürst von Hohenstett, plötzlich stirbt, reist die junge Frau nach Deutschland zurück. Zwar ahnt sie, dass sie bei ihrer eifersüchtigen Schwester Melanie alles andere als willkommen sein wird, doch schon kurz nach ihrer Ankunft überschlagen sich die Ereignisse, und Julia lernt auch Alexander von einer Seite kennen, die sie niemals an ihm vermutet hätte …

Es war ein sonniger Tag Mitte Oktober. Weiches, orangefarbenes Licht lag über der Seine und vergoldete die Dächer der großen, luxuriösen Häuser am Boulevard Suchet, nahe dem Bois de Boulogne.

Julia Prinzessin von Hohenstett warf einen langen Blick aus dem Fenster, bevor sie an ihrem Bild weiterarbeitete. Die schöne junge Frau, von schlanker, graziler Gestalt, blond, blauäugig und noch ein wenig mädchenhaft, lebte seit zwei Jahren in der Seinemetropole.

Julia hatte in Hamburg und Berlin Malerei studiert, ihr Sehnsuchtsziel aber war immer Paris gewesen. Seit sie hier eine großzügige geschnittene Wohnung einem gepflegten Bürgerhaus mit nach Süden ausgerichtetem Atelier bewohnte, hatte sich dieser Traum erfüllt. Die junge Prinzessin war in der Zwischenzeit von der unbedarften Anfängerin zur arrivierten Künstlerin avanciert. Sie hatte bereits an mehreren Ausstellungen teilgenommen, ihre Bilder verkauften sich zudem gut, der Wert stieg ständig.

Der materielle Aspekt ihrer Tätigkeit trat für Julia jedoch eher in den Hintergrund. Die Fürstenfamilie Hohenstett zählte nicht nur zum norddeutschen Hochadel, sie war auch von jeher vermögend. Fürst Johann hatte seiner Tochter die luxuriöse Eigentumswohnung am Bois de Boulogne geschenkt, allerdings mit der Auflage, ihre Wurzeln nicht ganz zu vergessen und ihn beizeiten zu besuchen. Julia musste sich selbst eingestehen, dass sie diese Pflicht in den vergangenen Monaten vernachlässigt hatte. Es zog sie zudem nicht mehr wirklich nach Hohenstett.

Die junge Malerin legte den Pinsel beiseite und betrachtete ihr Werk eine Weile versunken. Dabei verloren sich ihre Gedanken in der Vergangenheit. Sie dachte an ihre behütete Kindheit, an das fürstliche Gestüt vor den Toren von Delmenhorst, an die unendliche Weite der spröden Landschaft, die Ställe voller Pferde, all die Tiere, die ihre bodenständigen ersten Jahre geprägt hatten.

Als Kind hatte sie das weite Land geliebt und sich nicht vorstellen können, woanders zu leben ganz im Gegensatz zu ihrer drei Jahre älteren Schwester Melanie. Während Julia für ihr Leben gern ausgeritten war, saß Melanie lieber daheim, blätterte in Modemagazinen oder fuhr mit der Mutter in die Stadt zum Shoppen. Julia wunderte sich im Nachhinein, dass ihre Schwester auf Hohenstett geblieben war, obwohl sie dem Landleben doch nie etwas hatte abgewinnen können.

Das Verhältnis der Schwestern war nie das Beste gewesen. Julia hatte sich Mühe gegeben, mit Melanie auszukommen, doch es schien sinnlos. Erst später begriff sie, dass es Neid war, der die Ältere gegen sie aufbrachte. Melanie warf den Eltern vor, Julia zu bevorzugen, sie fühlte sich stets schlechter behandelt und ließ ihren Ärger darüber an der Jüngeren aus.

Auch jetzt, wo sie beide längst erwachsen waren, hatte sich daran kaum etwas geändert. Wenn die Prinzessin an ihren letzten Besuch im fürstlichen Schloss dachte, ärgerte sie sich jetzt noch. Melanie hatte sich unmöglich benommen, hatte sie von oben herab behandelt und ihr den Aufenthalt nach Kräften vermiest. Nicht einmal ihr Mann hatte daran etwas ändern können.

Als Prinzessin Melanie Ulrich von Born geheiratet hatte, war Julia überzeugt gewesen, dass dieser einen guten Einfluss auf ihre Schwester ausüben würde. Ulrich war ein trockener, ruhiger Typ, Streit und Intrigen lagen ihm fern. Er verstand sich leidlich mit dem Fürsten, der nun seit einigen Jahren verwitwet war, und wirkte auf Julia wie der ruhende Pol in der Familie.

Doch sie hatte seinen Einfluss auf ihre Schwester überschätzt. Melanie war launischer denn je und hatte ihre helle Freude daran, Julia auf die Palme zu bringen. Aus diesem Grund schob die junge Malerin ihren nächsten Besuch im Oldenburgischen immer wieder hinaus. Sie vermisste ihren Vater, der nach dem Tod der Mutter schneller gealtert war. Und sie vermisste auch die langen Ausritte durch das spröde, flache Land. Aber die Aussicht auf ein weiteres Wochenende voller Sticheleien und ausgesuchter Gemeinheiten erschien ihr alles andere als erstrebenswert.

Als die Tür zu ihrem Atelier geöffnet wurde, blickte Prinzessin Julia auf. Es war Gisèle, ihr Hausmädchen. Diese brachte ein kleines Silbertablett mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen. Julia war überrascht.

»Ist es denn schon fünf?«

»Gleich halb sechs, Madame.« Gisèle wollte den Raum wieder verlassen, als die Prinzessin noch eine Frage an sie richtete.

»Ist Monsieur Salé noch nicht gekommen?«

»Sein Wagen ist eben in die Tiefgarage gefahren.« Das Mädchen schloss die Schiebetüren leise hinter sich.

Julia trank einen Schluck Tee und nahm sich einen Keks. Sie verließ ihren Platz hinter der Staffelei, schaute nach draußen auf die Stadt, die im gleißenden Karmesin des Sonnenuntergangs badete.

Alexander von Salé gehörte nun seit fast fünf Jahren zu ihrem Leben wie die Malerei. Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich schmunzeln, doch es stimmte. Dachte sie an Alex, dann lag der Gedanke an ihre Bilder sehr nah. Er war Galerist, sie hatten sich in Hamburg kennengelernt. Damals war die Prinzessin eben zwanzig gewesen, ein Neuling in der Kunstszene und noch voller naivem Enthusiasmus.

Alex hatte diesen emotionalen Überfluss in vernünftige Bahnen gelenkt. Er besaß großen Anteil an ihrer Karriere, denn er hatte immer an ihr Talent geglaubt und sie gefördert. Er war sieben Jahre älter als sie, ein attraktiver Mann, dem es nicht schwergefallen war, auch das Herz der Prinzessin für sich zu gewinnen.

Als Julia ihren Traum von einem Leben in Paris umgesetzt hatte, war er ihr ohne Zögern gefolgt. Alex schien nicht sehr am Materiellen zu hängen, er trennte sich leicht von Dingen. Menschen, so betonte er immer wieder, waren ihm wichtiger. Ihre Beziehung hatte längst eine dauerhafte Qualität. Dass der junge Mann immer öfter von Heirat sprach, gefiel Julia aber nicht.

Die Prinzessin liebte Alexander von Salé, dessen war sie sich ganz sicher. Doch es gab eine verborgene Seite an diesem Mann, die sie zunehmend beunruhigte. Erst vor ein paar Monaten war ihr klar geworden, dass sie nicht alles von ihm wusste. Sie war durch Zufall auf ein Flugticket nach Monte Carlo gestoßen. Für ein Wochenende, an dem er angeblich geschäftlich in Avignon gewesen war. Sie hatte ihn zur Rede gestellt, sie hatten lange gestritten. Alex verteidigte sein Recht auf »Freiraum«, wie er es nannte. Zugleich beteuerte er, ihr niemals untreu gewesen zu sein. Seltsamerweise glaubte sie ihm, rein intuitiv. Doch ein Rätsel blieb, das trennend zwischen ihnen stand. Und Julia brauchte volles Vertrauen, absolute Ehrlichkeit.

Als sich Schritte näherten, die Schiebetüren zum Atelier mit Schwung geöffnet wurden, lächelte die Prinzessin. Alex begrüßte sie mit einem zärtlichen Kuss und verriet ihr: »Ich habe den ganzen Tag nur an dich gedacht, mein Engel.«

Sie schmiegte sich in seine Arme, betrachtete sein männlich markantes Gesicht mit den samtbraunen Augen, die sie so liebte, und scherzte: »Dann hast du sicher keine guten Geschäfte gemacht.«

»Oh doch, wie immer. Und du warst auch fleißig?« Er schaute sich das Bild an, an dem sie gearbeitet hatte, und nickte dann anerkennend. »Sehr schön. Aber du solltest das Orange ein wenig zurücknehmen, sonst wird das Ganze zu aggressiv.«

Prinzessin Julia trat neben den hochgewachsenen Mann und wiederholte seinen Blick. Aus der Entfernung musste sie Alex recht geben. Trotz ihrer engen Beziehung war er immer sachlich geblieben, was ihre Arbeit anging. Und das schätzte sie besonders.

»Stimmt, ich werde mich daran halten. Auf deinen Sachverstand ist eben immer Verlass.«

Er lachte. »Danke für die Blumen. Gehen wir aus? Oder willst du lieber daheim essen?«

»Bleiben wir hier. Ich möchte dich heute mit niemandem mehr teilen, mein fleißiger Freund.«

Sie aßen wenig später und plauderten über dies und das.

Nach einer Weile fragte Alexander: »Wann willst du wieder nach Deutschland fahren? Ich möchte in nächster Zeit einige alte Kontakte dort aufpolieren. Wenn es dir recht ist, könnten wir das miteinander verbinden.«

Julia zögerte kurz. »Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Willst du nach Hamburg?«

»Unter anderem.« Seine Stimme klang vage.

Die Prinzessin hatte das Gefühl, als verschweige er ihr etwas.

»Vielleicht reisen wir einfach mal zusammen nach Hamburg, es muss ja nicht für lange sein. Ich begleite dich gern.«

»Hm, das ginge sicher auch«, gestand er ihr zu, doch man merkte deutlich, dass ihm dieser Vorschlag nicht gefiel.

Die Prinzessin musste wieder an das Flugticket nach Monte Carlo denken, ein ungutes Gefühl schlich sich in ihr Innerstes. Misstrauen nagte an ihrem Herzen. Alexander wechselte geschickt das Thema, doch ganz unbeschwert konnte Julia nicht mehr reagieren. Die diffuse Ahnung, dass er etwas vor ihr verheimlichte, setzte ihr zu.

Der junge Galerist schien dies nicht zu spüren. Er gab sich für den Rest des Abends aufgeräumt und entspannt. Und als Julia später in Alexanders Armen lag, verdrängte sie die Unsicherheit, die Zweifel. Sie war glücklich mit diesem Mann, dem ihr Herz gehörte. Alles andere erschien ihr ganz unwichtig. Zumindest, wenn er bei ihr war und ihr immer wieder sagte, wie sehr er sie liebte …

***

Am nächsten Morgen regnete es in Paris. Das Wetter hatte umgeschlagen, bleigraue Regenwolken zogen vom Atlantik her, ein kühler Wind fegte die bunten Blätter von den Bäumen im Park.

Alexander von Salé fuhr zeitig zu seiner Galerie, die ganz in der Nähe lag. Seine markante Miene war angespannt, und während er die Glastür mit dem goldenen Schriftzug aufschloss, blickte er immer wieder über die Schulter. Kaum hatte er die Räume der Galerie erleuchtet, meldete sich die helle Türglocke. Es waren keine Kunden, das wusste er instinktiv.

Der junge Mann gab sich nach außen hin ruhig, als die beiden seriös wirkenden Geschäftsleute hereinkamen. Der Ältere der beiden nickte knapp, während der Zweite den Galeristen mit unbeweglicher Miene musterte. Sie wirkten nur auf den ersten Blick seriös, das fiel nun auch Alexander auf. Bislang hatte er sie nicht bei Tag gesehen. Und die gleißenden Lichter der Kasinos ließen Schein und Sein verschwimmen.

»Salé, Sie wissen, weshalb wir hier sind. Können Sie zahlen?«

»Ich werde meine Schulden begleichen«, behauptete er mit erzwungener Ruhe. Doch Alex konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein klein wenig zitterte. »Sie hätten sich nicht extra hierherbemühen müssen, meine Herren.«

Der Ältere legte eine Rechnung auf die Theke, die eine enorme Summe aufwies.

Unbewegt fuhr er fort: »Ihr Schuldenkonto ist horrend angewachsen. Am vergangenen Wochenende hatten Sie offenbar eine Pechsträhne. Ihnen ist wohl klar, dass Sie in unserem Haus nicht mehr spielen werden, bevor dies hier beglichen ist. Oder gibt es Schwierigkeiten?«

»Ihr Chef hat mir dreißig Tage zur Begleichung gewährt. Hat sich daran inzwischen etwas geändert?«

Der Mann im grauen Zweireiher lächelte kühl.

»Sicher nicht, wir sind Ehrenmänner und stehen zu unserem Wort. Nur leider hat sich schon öfter erwiesen, dass nicht jeder Spieler es ebenso hält. Deshalb eine kleine … Erinnerung.«

Auf einen kaum wahrnehmbaren Wink näherte sich nun der jüngere der beiden Männer. Seine Rechte fuhr kurz aus der Jackentasche, wobei ein Schlagring zum Vorschein kam. In solchen Momenten verfluchte Alexander von Salé seine Spielsucht.

Er wurde eine Spur blasser, murmelte: »Das ist wirklich überflüssig. Und zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, dass ich im Begriff stehe, die Prinzessin Hohenstett zu heiraten. Das bedeutet, ich werde bald Zugriff auf ein großes Vermögen haben.«

»Eh bien, das soll uns nur recht sein. Gute Kunden pflegen wir wie unseren Augapfel.« Der Ältere nickte angedeutet. »Sorgen Sie dafür, dass Sie immer ein guter Kunde bleiben, Salé. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie den anderen Fall erleben wollen.«

Kurze Zeit, nachdem die Männer gegangen waren, erschien ein Bote von einem teuren Juwelier. Alexander betrachtete den kostbaren Ring, den er Julia zur Verlobung schenken wollte, mit gemischten Gefühlen. Er liebte die Prinzessin, doch sein Wunsch, sie zu heiraten, hatte stets auch einen materiellen Aspekt gehabt. Und nun war diese Hochzeit sozusagen eine Lebensversicherung für den jungen Mann. Er musste es unbedingt in absehbarer Zeit schaffen, Julia zu seiner Frau zu machen.

In den vergangenen Monaten hatte die Spielsucht ihn fest im Griff, er hatte sich ihr ausschweifend hingegeben und dabei immense Schulden gemacht. Julia ahnte nicht einmal, wie es wirklich um ihn stand und wusste nicht, dass sie ihm quasi das Leben mit einem einfachen Jawort retten konnte.

***

»Herr Professor? Ist er …« Melanie von Born wandte sich rasch ab, als der Mediziner nickte. »Mein armer Vater. Hat er denn sehr leiden müssen? Ich begreife das alles nicht.«

Professor von Stetten nahm den Arm der Prinzessin und führte sie zu einem der barocken Sessel im Vorraum des Schlafzimmers von Fürst Johann. Er schaute sie mit großem Ernst an.

»Sein Herz war zu schwach. Ich konnte einen Transport in meine Klinik nicht mehr riskieren. Es tut mir sehr leid, Durchlaucht, mein Beileid.«

Prinzessin Melanie weinte leise.

»Armer Papa, die Sorge um Hohenstett hat ihn das Leben gekostet. Ich habe immer versucht, ihn zur Vernunft zu bringen. Mit seinem schwachen Herzen hätte er nicht mehr arbeiten dürfen, das haben Sie ja schon vor Monaten gesagt. Aber das Gestüt war sein Lebensinhalt. Seit Julia fort ist, hatte er ja nur noch Kummer …«

Der Professor, der seit Langem Hausarzt der Fürstenfamilie war, musterte die ältere Prinzessin Hohenstett streng. Er wusste, dass Melanie von jeher dazu neigte, sich die Wahrheit zurechtzubiegen.

»Es war weniger die Sorge um Julia als der ständige Streit mit seinem Schwiegersohn, der Ihrem Vater so zugesetzt hat, Melanie. Machen Sie sich nichts vor, die beiden haben sich nicht mehr verstanden.«

»Das ist nicht wahr!« Die Prinzessin erhob sich mit einem Ruck und begann, unruhig hin und her zu laufen. Ihre Tränen waren bereits versiegt. »Ulrich hat immer versucht, meinem Vater alles recht zu machen. Leider ist es aber Dritten gelungen, Zwietracht zu säen. Das lag bestimmt nicht an meinem Mann!«

Der Professor ahnte, worauf Melanie anspielte.

»Herr von Büchner ist in zweiter Generation Verwalter von Hohenstett. Sie können es ihm nicht vorwerfen, wenn er seine Aufgaben erfüllt. Und soweit ich informiert bin, war Ihr Vater mit seiner Arbeit auch durchaus zufrieden.«

»Ulrich ist ebenfalls vom Fach. Niemand kann ihm ankreiden, dass er sein Wissen und seine Kompetenz hier einbringen wollte. Leider ist er aber gründlich missverstanden worden. Und das ist das Werk dieses Herrn Büchner!«

Der Mediziner hob leicht die Augenbrauen, schwieg aber. Er sah es weder als nötig, noch als geschmackvoll an, neben dem Totenzimmer des Fürsten solch ein Gespräch über Zänkereien um Kompetenzen zu führen. Als er sich wenig später von Prinzessin Melanie verabschiedete, hatte diese sich wieder gefasst.