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Fürstentochter Alexandra von Falkenstein hat alles, wovon eine Frau nur träumen kann: einen erfolgreichen Job als Anwältin, einen liebevollen Verlobten, eine fest zusammenstehende Familie ...
Aber sie hat auch Langeweile! Ihr Leben ist so schrecklich vorherbestimmt, alles ist auf Jahre hinaus geplant. Wie erfrischend anders ist da der charismatische Weltumsegler Patrick van Houst, den Alexandra auf einem Fest ihres Segelclubs kennenlernt: Unkonventionell, ein Abenteurer, wie er im Buche steht - und ungeheuer charmant. So charmant, dass Alexandra mehr und mehr in seinen Bann gerät. Sie fühlt sich verstanden - endlich ein Mann, der ihre Leidenschaft für das Segeln und Tauchen teilt. Wie aufregend wäre es, mit Patrick in ein neues Leben in Florida zu starten, eine eigene Tauchschule zu eröffnen ...
Allen Warnungen zum Trotz stürzt sie sich in das Abenteuer ihres Lebens. Doch ihre Flucht aus dem Goldenen Käfig hat einen hohen Preis ...
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Seitenzahl: 123
Cover
Impressum
Im Sog der Gefühle
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / goodluz
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4385-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Im Sog der Gefühle
Prinzessin Alexandras Herz sehnte sich nach Abenteuer
Von Diana Laurent
Fürstentochter Alexandra von Falkenstein hat alles, wovon eine Frau nur träumen kann: einen erfolgreichen Job als Anwältin, einen liebevollen Verlobten, eine fest zusammenstehende Familie …
Aber sie hat auch Langeweile! Ihr Leben ist so schrecklich vorherbestimmt, alles ist auf Jahre hinaus geplant. Wie erfrischend anders ist da der charismatische Weltumsegler Patrick van Houst, den Alexandra auf einem Fest ihres Segelclubs kennenlernt: Unkonventionell, ein Abenteurer, wie er im Buche steht – und ungeheuer charmant. So charmant, dass Alexandra mehr und mehr in seinen Bann gerät. Sie fühlt sich verstanden – endlich ein Mann, der ihre Leidenschaft für das Segeln und Tauchen teilt. Wie aufregend wäre es, mit Patrick in ein neues Leben in Florida zu starten, eine eigene Tauchschule zu eröffnen …
Allen Warnungen zum Trotz stürzt sie sich in das Abenteuer ihres Lebens. Doch ihre Flucht aus dem Goldenen Käfig hat einen hohen Preis …
Geheimnisvoll lag der Novembernebel über den dichten Mischwäldern des Taunus und verhüllte die altehrwürdigen Mauern von Schloss Falkenstein, nordwestlich von Frankfurt.
Das Fürstenschloss befand sich in der unmittelbaren Nähe von Kronberg und Oberursel, inmitten eines weitläufigen Parks mit altem Baumbestand. Im Osten grüßte die Spitze des Feldbergs, und die gewundene Linie des Limes ließ sich von Falkenstein aus zu einem Großteil erwandern.
Die Fürsten Falkenstein lebten seit vielen Generationen in diesem landschaftlich ebenso reizvollen wie strategisch vorteilhaften Gebiet. In früheren Zeiten galt das Schloss als gut befestigt und kaum einnehmbar. Feinde waren bereits aus weiter Entfernung auszumachen und hatten deshalb keine Chance, die wehrhaften Schlossbewohner zu überraschen.
Heutzutage war das Leben auf Falkenstein weitaus entspannter. In dem ehedem zur Verteidigung angelegten Wassergraben wuchsen nun im Sommer weiße Seerosen, und die alten Kanonen zierten als reine Dekoration den Schlosshof.
Fürst Ulrich und seine Frau Sophie-Marie, eine geborene Prinzessin Waldeck-Hannover, führten seit über dreißig Jahren eine harmonische Ehe, der zwei Kinder entsprungen waren.
Prinz Christian, der Erstgeborene, hatte vor drei Jahren Valerie von Hohenheim geheiratet, eine rassige kleine Person mit dunklen Locken und tiefblauen Augen. Der blonde Prinz hatte sich auf den ersten Blick in die sprühende Schönheit mit dem ausgemachten Dickkopf verliebt. Sie hatten beruflich miteinander zu tun gehabt, denn Prinzessin Valerie war, wie Christian, sein Vater und auch seine jüngere Schwester Alexandra, Anwältin.
Die Falkensteins führten eine renommierte Kanzlei in Frankfurt und deckten durch ihre individuellen Spezialisierungen beinahe alle Fachgebiete der Juristerei ab. Seit einer Weile arbeitete Prinzessin Valerie nur noch halbtags und würde in wenigen Tagen ganz aufhören. Sie erwartete nun sehr bald ihr erstes Kind und musste wegen diverser Beschwerden ein wenig kürzertreten. Christian war ein sehr besorgter werdender Vater, dessen ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung seiner Frau galten.
Prinzessin Alexandra verstand sich gut mit ihrer Schwägerin. Die schöne junge Blondine mit den himmelblauen Augen hatte bislang nur die Sonnenseiten des Lebens kennengelernt.
Sie war von klein auf das Lieblingskind der Eltern, und von ihrem älteren Bruder wurde sie regelrecht verhätschelt. Als der Fürst das blond gelockte kleine Mädchen zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, war es um ihn geschehen gewesen.
Fortan hatte er nur eines im Sinn gehabt: dem zauberhaften Engel jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Er hatte Alexandra maßlos verwöhnt, und auch heute genügte ein bittender Blick aus den schönen Augen der jungen Prinzessin, um ihren Vater von – was auch immer es war – zu überzeugen, und alles von ihm zu bekommen.
Doch was konnte Alexandra sich schon noch wünschen? Sie hatte ja immer alles gehabt. Nach einem glänzenden Abitur hatte sie Jura studiert und mit Auszeichnung abgeschlossen. Nun arbeitete sie in der Kanzlei Falkenstein und hatte sich auf Strafrecht spezialisiert.
Ihre Mutter war entsetzt gewesen, als sie davon erfahren hatte. Und auch Fürst Ulrich empfand die oft zwielichtigen Mandanten seiner Tochter eher als Störfaktor in den gediegenen Räumen der Kanzlei im Herzen Frankfurts. Doch er wäre nie auf den Gedanken gekommen, Kritik an seinem Herzenskind zu üben. Was Alexandra tat, fand stets und immer ohne Ausnahme seine Zustimmung und Bewunderung.
Neben den Falkensteins war noch Hajo von Stetten in der Kanzlei tätig. Er war ein Studienfreund von Prinz Christian, ein brillanter Kopf, kultiviert, gut aussehend und mit einem eher zurückhaltenden Charme, der nicht zu unterschätzen war. Der junge Mann war auf Firmenrecht spezialisiert und hatte bereits spektakuläre Erfolge vorzuweisen. Trotzdem war er bescheiden geblieben, fleißig und von netter, offener Art.
Prinz Christian hatte ihn seinerzeit dem Vater empfohlen, denn er betrachtete ihn als seinen besten Freund. Einen absolut vertrauenswürdigen und verlässlichen Menschen, auf den man in jeder Lage bauen konnte.
Als Hajo sich in Christians Schwester verliebt hatte, war der Prinz nicht unbedingt begeistert gewesen. Einerseits gefiel ihm natürlich die Vorstellung, dass sein bester Freund irgendwann sein Schwager sein würde. Zugleich war er aber nicht sicher, ob Hajo in Alexandra die richtige Frau fürs Leben gefunden hatte. Auch wenn der Freund davon überzeugt zu sein schien. Doch der Prinz kannte seine Schwester besser und warnte Hajo öfter davor, ihren verwöhnten Dickkopf zu unterschätzen.
Bislang schien es mit den beiden aber gut zu gehen, wie Christian erleichtert feststellen konnte. Er hoffte, dass dies so blieb, denn sein Freund hatte einen guten Einfluss auf Alexandra. Seine ruhige, besonnene Art bremste so manches Mal ihren auffahrenden, spontanen Feuerkopf.
An diesem Sonntagmorgen im November wurde auf Schloss Falkenstein das Frühstück etwas später eingenommen als wochentags. Fürstin Marie-Sophie legte Wert darauf, ihre Familie vollzählig um sich zu haben, und alle folgten gern dieser Bitte.
Prinzessin Valerie litt leider schon während der gesamten Schwangerschaft unter Morgenübelkeit. Ihr Mann kümmerte sich geduldig um sie und schlug nach einer Weile vor, als es einfach nicht besser werden wollte: »Vielleicht solltest du dich noch ein wenig hinlegen, Liebes. Ich entschuldige dich.«
»Kommt nicht infrage«, widersprach sie ihm mit einem tapferen Lächeln. »Deine Mutter möchte uns am Sonntag schließlich alle bei Tisch sehen. Und heute kommt auch noch Hajo. Da schließe ich mich nicht aus. Es wird schon gehen.«
»Das gefällt mir nicht. Es geht dir doch schlecht«, hielt er ihr entgegen und legte einen Arm um ihre schmalen Schultern.
Neben dem großen, sportlichen Mann wirkte Valerie wie eine zarte Elfe, wenn auch eine Elfe mit einem hübschen runden Bäuchlein.
Sie lehnte sich lächelnd an ihn und versicherte: »Wenn du bei mir bist, Lieber, dann kann es mir gar nicht schlecht gehen.«
»Mein armer, süßer Engel.« Er küsste sie zart und bat: »Aber sobald es dir schlechter geht, sagst du es mir und legst dich wieder hin, versprochen?«
»Zu Befehl«, scherzte sie lau und war dankbar, sich auf ihn stützen zu können, als sie ihr Schlafzimmer verließen und die Freitreppe hinuntergingen.
In der Schlosshalle kam ihnen Alexandra entgegen, schon im perfekten Reitdress.
»Guten Morgen, ihr zwei Turteltauben«, scherzte sie gut aufgelegt. »Ein herrlicher Morgen, nicht wahr?«
Christian warf einen skeptischen Blick nach draußen, wo die Welt in hellem Grau zu verschwimmen schien.
»Na ja, Geschmackssache, würde ich sagen.«
»Ach, das bisschen Nebel stört doch nicht«, meinte die Prinzessin heiter. »Nachher reiten Hajo und ich aus. Das Einzige, was unangenehm werden könnte, wäre ein Regenschauer. Aber zum Glück scheint es trocken zu bleiben.«
»Dein unverwüstlicher Optimismus ist bewundernswert«, merkte der Prinz vieldeutig an. »Auf diese Art hast du es wohl auch geschafft, den Galgenstrick Hoffmann freizubekommen.«
»Ich höre immer Galgenstrick. Mein Mandant ist unschuldig, und das konnte ich beweisen. Nur deshalb ist er freigesprochen worden«, stellte die junge Anwältin selbstsicher richtig.
Ihr Bruder lachte ironisch auf. Ehe es aber zu einem längeren Disput zwischen den Geschwistern kommen konnte, wechselte Valerie rasch das Thema. Ihre Beine fühlten sich zentnerschwer an, sie wollte sich endlich setzen und sie ausstrecken …
»Ich nehme an, du freust dich schon auf das Clubfest am nächsten Wochenende. Hast du Hajo denn bereits eingeladen?«, fragte sie Alexandra, die sofort zu strahlen begann.
Ging es um ihr Hobby und ihre absolute Leidenschaft von Kindheit an, das Segeln und das Tauchen, dann war die Prinzessin immer Feuer und Flamme. Sie war seit Teenagertagen Mitglied in einem Segelclub am Altrhein nahe Eltville, hatte dort auch ein schnelles Boot liegen und verbrachte im Sommer beinahe ihre gesamte Freizeit auf dem Wasser. Ganz zu schweigen von mindestens zwei Tauchurlauben im Jahr.
Hajo konnte dem nichts abgewinnen. Auf dem Wasser wurde er schnell seekrank, und unter Wasser brachte ihn der Druck in den Ohren fast um. Doch er war tolerant und gönnte seiner Liebsten den Spaß, auf den sie nicht verzichten mochte. Zum Clubfest, das Ende des Jahres gefeiert wurde, begleitete er sie dann aber, wenn auch nicht unbedingt begeistert.
»Ich freue mich wie ein Schneekönig«, gestand die Prinzessin ihrer Schwägerin und hakte Valerie unter, während sie hinüber zum Frühstückszimmer gingen.
Christian folgte den beiden geduldig.
»Es wird diesmal ja nicht nur eine flotte Party, wir haben auch diesen tollen Gast. Patrick van Houst. Er taucht seit fast fünfzehn Jahren nach Schätzen und ist um die Welt gesegelt. Ich bin schon unglaublich gespannt auf ihn und seine Storys.«
»Lass das aber nicht Hajo wissen, sonst wird er bestimmt eifersüchtig«, warnte Valerie sie. »Du weißt doch, dass er dich von Herzen liebt.«
»Ja, sicher. Aber was hat denn das hiermit zu tun? Vom Segeln versteht Hajo absolut nichts. Und ich finde es faszinierend, mal jemanden kennenzulernen, der meine Leidenschaft teilt!«
Sie betraten das Frühstückszimmer, wo das Fürstenpaar sich bereits aufhielt. Man begrüßte sich herzlich. Die Fürstin sah ihrer Schwiegertochter auf den ersten Blick an, dass sie sich nicht wohlfühlte.
»Mein liebes Kind, willst du dich nicht hinlegen? Du weißt, ich habe am Sonntag gerne meine Familie vollzählig um mich versammelt. Aber ich möchte nicht, dass du deswegen leidest.«
»Das habe ich ihr auch schon gesagt, doch sie war stur«, erklärte Prinz Christian mit zärtlicher Nachsicht.
»Ich brauche keine Extrabehandlung, ich bin nicht krank, nur schwanger«, stellte Valerie entschieden klar. Allerdings rebellierte ihr Magen beim Anblick des üppigen Frühstücksbüffets schon wieder. Sie schluckte, lächelte schmal und beschloss: »Trotzdem genügt mir momentan eine Tasse Tee.«
In diesem Moment erschien Butler Johann und meldete die Ankunft Hajo von Stettens. Der junge Mann war ebenfalls zum Ausritt gekleidet und wurde freundlich begrüßt. Er nahm zwischen seiner Verlobten und Prinz Christian Platz, und es dauerte nicht lange, bis sich unter den dreien ein angeregtes Fachgespräch entwickelt hatte.
Prinzessin Valeries Zustand besserte sich allmählich, sie aß nun auch etwas und hörte interessiert zu.
Der Fürstin gefiel dies nicht wirklich, doch sie schwieg nachsichtig. Immerhin war sie die einzige Nichtjuristin am Tisch und zudem froh, dass alle so einträchtig beisammen waren.
Ganz gewiss würde sich noch später am Tag eine Gelegenheit ergeben, andere Themen anzuschneiden, bei denen es nicht nur um Paragrafen und Fachtermini ging …
***
Nach dem Frühstück brachen Prinzessin Alexandra und Hajo von Stetten zu ihrem gemeinsamen Ausritt auf. Als sie den Schlosshof überquerten und zu den Stallungen herüberschlenderten, hob sich der Nebel allmählich, und eine milde Spätherbstsonne tauchte die Umgebung in ein romantisches Licht.
Der junge Anwalt betrachtete seine Verlobte von der Seite und seufzte leise.
»Ich wünschte, ich könnte malen.«
Alexandra blitzte der Schalk aus den Augen. Sie mochte es nicht, wenn Hajo »rührselig« wurde, wie sie das ausdrückte. Dann fiel ihr sogleich eine freche Bemerkung ein, so auch jetzt.
»Und was möchtest du malen? Die Stallungen oder das Schloss? Ich muss dich warnen, daran haben sich bereits bekannte Künstler versucht. Du würdest Gefahr laufen, dich zu blamieren.«
»Hätte ich davor Angst, wäre ich jetzt nicht hier.«
Sie lachte. »Gut pariert, das gefällt mir.«
»Ach, Alex, was soll denn das werden? Zoffen wir uns jetzt wie vor Gericht oder genießen wir etwas gemeinsame Zeit?«
»Ich finde, beides ist möglich«, versetzte sie übermütig und schob die Stalltür auf. »Nun komm schon, mein ernster Freund, man muss doch nicht immer tiefsinnig sein, um etwas zu genießen. Die leichte Muße hat auch etwas für sich.«
Hajo schien anderer Meinung zu sein. Bevor Alexandra zu ihrem Pferd in die Box treten konnte, zog er sie in seine Arme und küsste sie zärtlich.
»Ich liebe dich, du kleiner Springteufel. Wann wirst du das endlich mal ernst nehmen?«, fragte er.
»Das tue ich. Oder meinst du, ich verlobe mich jeden Tag mit einem anderen?« Sie lächelte weich, zahlte ihm ein paar Zinsen auf den Kuss, der ihr mehr als gefallen hatte, und genoss für eine Weile das verliebte Geplänkel. Bis ihre Stute unruhig wurde und sie damit an den geplanten Ausritt erinnerte.
Wenig später preschte die Prinzessin vom Schlosshof und mitten hinein in die kühle Frische des herbstlichen Forstes.
Hajo hatte Mühe, mit seiner Verlobten Schritt zu halten. Er war ein guter, aber kein passionierter Reiter. Und Alexandra erinnerte ihn auf dem Pferderücken einmal mehr an einen kleinen Irrwisch. Er ließ ihr die Freiheit, auf die sie offensichtlich so großen Wert legte. Doch er begann erst, den Ausritt zu genießen, als sie nebeneinander im Schritt einem Waldweg folgten, der zwischen Eichen, Buchen und Föhren zu einem kleinen, verschwiegenen See auf einer Lichtung führte.
Hier stand eine alte Trauerweide, die ihre nun kahlen Äste graziös über das Wasser breitete, und auch eine Bank lud zum Verweilen ein.
Sie ließen ihre Pferde grasen, während sie eine Pause einlegten. Die Sonne schien noch immer und streute Goldtaler auf den klaren, stillen Spiegel des Sees.
Alexandra warf einen Stein ins Wasser und folgte den sich ausbreitenden Kreisen gedankenverloren mit den Augen.
»Woran denkst du, mein Engel?«, fragte Hajo sie nach einer Weile. »Oder willst du es mir nicht verraten?«
Sie gesellte sich zu ihm auf die Bank, er legte einen Arm um ihre Schultern, und sie seufzte zufrieden.
»Herrlich ist es hier, nicht wahr? Als Kind war ich oft am See, obwohl es verboten war. Die Eltern hatten Angst, dass ich ins Wasser fallen und ertrinken könnte.«
»Aber du bist trotzdem hergekommen.« Er lächelte vielsagend. »Oder vielleicht gerade deshalb, weil es verboten war?«
»Du hast ja eine schöne Meinung von mir«, beschwerte sie sich halbherzig. »So schlimm bin ich auch wieder nicht.«
»Nein, aber du brichst gerne die Regeln. Und Tabus sind dir zuwider. Deshalb bist du auch Strafverteidigerin geworden.«
»Wie meinst du das?«
Der junge Mann lächelte angedeutet.
»Du hättest dir auch jedes andere Fachgebiet aussuchen können. Aber es mussten Mörder und Schwerverbrecher sein. Ich bewundere deinen Mut. Manchmal habe ich allerdings den Verdacht, dass auch etwas Trotz und Pose hinter deiner Haltung stecken.«
»Du hältst mich für unausgegoren?«
»Nein, das sicher nicht. Du bist eine schöne und kluge Frau. Aber du kannst auch ein schlimmer Kobold sein.«