Grenzenlose Lust - Aveleen Avide - E-Book
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Grenzenlose Lust E-Book

Aveleen Avide

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Beschreibung

Eine Reise in die Welt der knisternden Leidenschaft In diesen aufregenden Geschichten entführt Aveleen Avide ihre Leser in ferne Länder – aber auch ganz in der Nähe erkunden die Figuren phantasievoll und erfindungsreich das Universum der Lust. Da trifft etwa die Hoteltesterin Leonie ihre alte Liebe Adonis auf Santorini wieder. Sara will endlich Sonne tanken und erlebt stattdessen unvergessliche Nächte in Hvar. Extrem gestresst trifft die Immobilienmaklerin Kira auf Mallorca ein. Doch am Flughafen begrüßt sie ihr Mann, der sich einen Urlaub der besonderen Art für sie ausgedacht hat … Storys voller Romantik, in denen es nur so prickelt!

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Seitenzahl: 350

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Aveleen Avide

Grenzenlose Lust

Erotische Geschichten vom Reisen

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Grenzenlose Lust in KroatienErotischer Schreibworkshop in BerlinWildes KalifornienLiebeslust im Big AppleVerführerische Stunden in BarcelonaPrickelnde Nächte auf SantoriniHeißkaltes Begehren auf MallorcaUnverhofft kommt oft in KatalonienUnvergessliche Nächte in HvarDanksagung
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Grenzenlose Lust in Kroatien

In den letzten Stunden hatte ich Heerscharen von Touristen gesehen. Sie waren wie Anna und ich zu den Plitvicer Seen gefahren, um das Weltkulturerbe zu besichtigen. Kaum hatten wir den großen Wasserfall hinter uns gelassen, tauchten wir ein in die Ruhe der Natur. Vor mir lag ein stiller Teich. Die Sonne malte ein glitzerndes Mosaik auf das klare türkisfarbene Wasser, in dem Fische gemächlich ihre Bahnen zogen. Befreit atmete ich den würzigen Geruch des Waldes ein und hörte meinen eigenen Atem, so leise war es in diesem Teil des Areals. Staunend vor so viel Schönheit stand ich da und sagte ehrfürchtig zu meiner besten Freundin: «Anna, was für ein herrliches Stückchen Erde.»

Anna, meine redegewaltige Freundin, nahm mich stürmisch in den Arm, lockerte ihre Umarmung und zeigte auf den See. «Das Wasser ist ein Traum!» Mit einer ausladenden Geste schien sie die ganze Landschaft umfassen zu wollen. «Glasklar. Dieses Türkis. Mia, so muss es in der Karibik sein! Ich war zwar noch nicht dort, aber auf den Fotos sieht es genauso aus. Siehst du die Fische?», fragte sie und deutete darauf. «Du kannst jede Schuppe auf den Fischrücken einzeln zählen! Komm, wir machen ein Foto von uns.»

Ich schüttelte den Kopf, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen. «Du redest schon wieder wie ein Wasserfall.»

«Na, hier gibt’s ja auch jede Menge Wasserfälle. Da passe ich doch hin.»

Anna zog die Winkel ihrer vollen Lippen nach oben, dann prustete sie übermütig los, sodass ihr rotblonder Pferdeschwanz fröhlich mitwippte und sich das Grübchen in ihrer linken Wange vertiefte. Ich stimmte in ihr ansteckendes Lachen ein. Anna nahm das Smartphone aus der Tasche ihrer Shorts, und wir drehten uns mit dem Rücken zum See. Immer noch lachend rückten wir mit unseren Köpfen zusammen, und Anna legte den Arm um mich.

«Soll ich ein Foto von euch machen, Mädels?», hörte ich eine amüsierte Männerstimme, die unerwartet ein herrliches Prickeln in mir auslöste. Gleichzeitig durchfuhr mich ein Schreck. Diese Stimme! Ich kannte sie! Das konnte unmöglich sein, oder doch? Neugierig streckte ich meinen Kopf nach vorn, sah um Anna herum. Ich wollte, nein, ich musste den Mann unbedingt sehen, zu dem diese Stimme gehörte. Er kam näher und das Erste, was mir an ihm auffiel, waren seine strahlend blauen Augen. Schalk blitzte in ihnen auf. Für mich sah er immer noch aus wie der begehrenswerteste Mann im Universum.

«Ich heiße Jonas», sagte er, bevor er auf seinen Freund deutete, «und der große Blonde hier ist Luka.» Luka war mir vorher gar nicht aufgefallen, so sehr war ich damit beschäftigt gewesen, Jonas zu betrachten. Ich sah kurz zu Anna, die von Luka mindestens so fasziniert schien wie ich von Jonas.

Der hielt Anna auffordernd die Hand mit der Innenfläche nach oben hin, damit sie ihm das Handy hineinlegte.

«Da musst du drücken.» Anna zeigte feixend mit dem Finger auf den Auslöser, bevor sie uns hastig vorstellte. «Ich bin Anna, und das ist Mia. Wir sind ganz begeistert von den Plitvicer Seen, die Farbe ist der reine Wahnsinn. Habt ihr schon mal so klares Wasser gesehen, die Fische …»

Ich stupste Anna unauffällig an, und sie verstummte abrupt.

Dann lachte sie leise und sagte entschuldigend: «Ich rede eindeutig zu viel. Verzeihung, ein altes Leiden! Jonas, vielleicht kannst du auch ein paar Fische mit aufs Foto bringen?»

Er wollte gerade abdrücken, hielt aber nochmals kurz inne. «Du bekommst deine Fische.»

Er sah Anna einen Moment lang an, bevor sein Blick auf mich fiel. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Er war es tatsächlich! Unglaublich! Fast hatte ich den Eindruck, das Lächeln in seinen Augen wurde leuchtender, als er mich ansah. Doch das war sicher nur Einbildung. Oder vielleicht lag es an der Sonneneinstrahlung? Bestimmt war es so. Mein Blick fiel auf seinen Mund. Seine Unterlippe war etwas voller, zum Küssen wie geschaffen und eine höllische Versuchung für mich. Das waren die Lippen, von denen ich seit Jahren träumte und die zu dem Mann gehörten, den ich küssen wollte, seit ich ihn das erste und einzige Mal gesehen hatte.

Es war auf der Geburtstagsfeier einer Studienkollegin gewesen. Jonas war mir in dem Lokal sofort aufgefallen. Doch weil ich kein einziges Wort herausgebracht hatte, als er zu mir an die Bar gekommen war, hatte sich kein Gespräch mit ihm ergeben. Ich hatte mich so über mich geärgert, dass ich einfach abgehauen war. Nur seine Stimme und sein Lachen jagten mir schon damals einen angenehmen Schauer über den Rücken. Wie zur Hölle konnte es sein, dass ich ihn, obwohl ich ihn nur einmal kurz gesehen hatte, immer noch wollte? Ich hatte ihn damals verstohlen beobachtet, wie er sich mit einer anderen Frau unterhielt, die fast so groß war wie ich. Mir gefielen seine Gesten und seine Mimik, wenn er redete. Liebend gern wäre ich seine Gesprächspartnerin gewesen. Was für ein toller Mann, dachte ich damals schon. Ich hätte ihn zu gern kennengelernt. Gleichzeitig hatte ich keine Ahnung, was ich ihm hätte sagen können. Es war wie verhext, mir fiel einfach nichts ein. Noch heute konnte ich mich an das Gefühl erinnern, wie mein Herz allein bei dem Gedanken raste, dass ich ihm auffallen könnte. Mir wurde furchtbar heiß, und darum entschloss ich mich, ihn nicht anzusprechen. In meinem Zustand hätte ich mich entsetzlich blamiert.

Energisch schob ich die Erinnerung an unser erstes und einziges Zusammentreffen zur Seite, denn er erinnerte sich garantiert nicht mehr an mich.

Anna und ich rückten wieder mit den Köpfen zusammen. Als sie mich in den Oberarm zwickte, war mir sofort klar, was sie meinte. Wenn es nach ihr ginge, würden wir den restlichen Weg auf jeden Fall mit den beiden fortsetzen. Und plötzlich hallte es wie ein Mantra durch meinen Kopf: Das ist deine Chance. Das ist deine Chance!

Ich sah, wie Jonas mehrmals den Auslöser drückte, und mir fielen sofort seine gepflegten Hände auf. Von diesen langen, kräftigen Fingern mit den gepflegten Fingernägeln würde ich mich gern berühren lassen. Herrje, was phantasierte ich mir da schon wieder zusammen? Zum Glück konnte er keine Gedanken lesen. Ich sah ihm lächelnd ins Gesicht. Es war zwar nicht im herkömmlichen Sinn schön, aber sehr anziehend. Seine hellblonden Haare waren kurz geschnitten, ein paar fielen ihm seitlich frech in die Stirn. Augenbrauen und Wimpern waren nougatfarben und gaben ihm in Verbindung mit den blauen Augen und dem gepflegten Dreitagebart ein etwas verwegenes Aussehen. Ich mochte es, wenn ein Mann nicht glatt rasiert war. Ob der Bart wohl kratzen würde? Ich stellte mir das Gefühl auf meiner Haut vor und merkte, wie sich Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen ausbreitete. Er hatte eine Genießernase, vorn etwas breiter, und ich war überzeugt, dass er ein formidables Essen genauso genießen würde wie seine Hände auf meinem Körper. Da war es schon wieder! Dachte ich bei ihm eigentlich nur an Sex? Obwohl er konzentriert die Lippen zusammenpresste, hatte er gleichzeitig dieses Lachen in seinen Augen. Das hatte mich schon damals angezogen.

Sein Freund Luka war dunkelblond und einen halben Kopf größer als Jonas. Warme cognacfarbene Augen sahen feixend zu uns herüber. Ich mochte große Männer, je größer, desto lieber, und Jonas hatte für mich eindeutig die richtigen Maße. Vor allem aber spürte ich diese animalische Anziehungskraft, der wir nichts entgegenzusetzen haben. Die Duftstoffe und geheimnisvollen Hormone, die seit der Steinzeit existierten und in unserer zivilisierten Gesellschaft noch genauso wirkten wie vor Abertausenden von Jahren. Eine Bewegung von Jonas unterbrach meinen Gedankengang.

Er reichte Anna das Handy. «Sieh mal, ob dir die Fotos gefallen», sagte er breit grinsend und zwinkerte mir zu. «Und ob auch genug Fische mit im Bild sind.»

Anna hielt das Handy zwischen uns, während sie die Fotos anklickte. Wirklich gelungen, musste ich neidlos zugestehen. Auf den Bildern strahlten meine schokoladenbraunen Augen nur so in die Kamera. Jetzt erst sah ich, wie gut mein grünbraunes Oberteil mit meinem Teint, der gebräunten Haut und meinen dunkelbraunen, langen Haaren, die ich zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, harmonierte. Der leichte Sommerrock brachte meine langen Beine besonders gut zur Geltung und stand mir gut. Während ich die Fotos betrachtete, spürte ich, wie mich Jonas seinerseits beobachtete. Ich bemühte mich, ihn zumindest noch ein wenig zu ignorieren, doch mein Wille reichte nicht aus. Die Neugier machte mir einen dicken Strich durch die Rechnung, und das Leuchten aus seinen Augen sandte prickelnde Schauer über meinen Rücken.

Eine petrolfarbene Libelle setzte sich auf meine Hand.

«Mia! Mia!», aufgeregt deutete Anna auf das filigrane Tier. «Ist die Libelle nicht schön?»

Stumm bewunderte ich die durchscheinenden zarten Flügel, die unregelmäßige Pumpbewegungen ausführten, und spürte das Vibrieren des zarten Körpers. Prompt musste ich daran denken, wie es wohl wäre, wenn Jonas seine Lust in mich pumpte. Unerträgliche Hitze schoss mir zwischen die Beine. «Sie ist wunderschön», murmelte ich leise. Selbst mir kam meine Stimme rau vor.

«Ja», sagte Jonas.

Ich schaute kurz zu ihm auf. Er sah mich an, nicht die Libelle, die sich soeben in die Luft erhob und davonsurrte. Ich blickte ihr nach, bis sie im Blätterwald verschwand und meine Augen erneut zu Jonas wanderten. Er und sein Freund waren richtige Hingucker. Beide trugen Jeans, dazu hatte Jonas sich für ein hellblaues und Luka für ein rotbraunes T-Shirt entschieden. Die Farben ihrer Sneakers passten zu den Shirts. Eindeutig Männer mit Geschmack! Anna hakte mich unter und riss mich damit abrupt aus der Betrachtung dieser beiden Prachtexemplare. Wir gingen langsam weiter und betrachteten fasziniert die Umgebung. Auf dem Weg über den Holzsteg hatten höchstens zwei Personen nebeneinander Platz, und so blieb Jonas und Luka nichts anderes übrig, als hinter uns herzugehen.

«Wir wohnen in Zadar», plapperte Anna los und sah sich kurz um. «Wo seid ihr untergebracht?»

Bei der Frage hielt ich angespannt den Atem an.

«So ein Zufall, wir kommen auch aus Zadar», rief Luka.

Was für eine Fügung! Ob mir das Schicksal in die Hände spielte? Konnte es so einfach sein?

«Dann müssen wir dort unbedingt gemeinsam etwas unternehmen», sprudelte es aus Anna heraus. Wie immer plapperte sie, ohne zu überlegen, einfach aus, was ihr gerade durch den Kopf schoss.

«Anna, vielleicht haben sie schon etwas anderes vor, als mit uns die Gegend zu erkunden», warf ich ein.

«War ja nur so eine Idee», erwiderte sie kleinlaut.

«Und eine sehr gute, wie ich finde», sagte Jonas fröhlich. Luka nickte breit grinsend und zwinkerte Anna zu.

Jonas ging nun neben mir, Anna und Luka waren gleich hinter uns, ansonsten sah ich weit und breit niemanden. Rechts von uns rauschte ein Bächlein. Oder war es einer der vielen Wasserfälle, die es hier gab? Nach einigen Metern war klar, woher das Rauschen kam. Ich spähte durch ein paar Bäume hindurch und trat vorsichtig auf das Moos, das den Steg vom Bach trennte. Er floss in einen kleinen Wasserfall, der in einem Loch zu verschwinden schien. Plötzlich legten sich von hinten Hände um meine Taille. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und stieß dabei an Jonas. Dass er es war, wusste ich instinktiv. Ich schloss für einen Moment die Augen, fühlte seine Arme an meinem Körper und kuschelte mich ganz fest in dieses Gefühl hinein.

«Nicht umfallen, Mia», flüsterte er in mein Ohr.

Mir wurde heiß, und das lag definitiv nicht an der Sonne, die vom Himmel herunterbrannte. In den Duft der Bäume mischte sich Jonas’ männlicher, moschusartiger Geruch. Annas Lachen vermischte sich mit dem Rauschen des Wasserfalls. Sie war mit Luka bereits um die nächste Biegung verschwunden, wie ich mit einem schnellen Seitenblick feststellte.

«Du wirst einen Sonnenbrand bekommen, wenn du dich nicht eincremst.» Jonas strich sanft über meinen Arm. Wie auf Befehl schossen von der Stelle, an der er mich berührte, Hitzestrahlen durch meinen Körper und sammelten sich an einem sehr interessanten Ort.

«Hier bist du schon etwas rot», fuhr er leise fort und streichelte mich weiter. «Am Rücken bekommst du auch schon Farbe. Hast du Sonnencreme dabei?»

Ich schluckte. «Nein. Ich dachte, wir würden hier durch so viel Wald wandern, dass ich keinen Schutz brauche.»

«Ich habe welche. Da vorn ist eine Bank. Lass uns uns kurz hinsetzen, dann kann ich dir den Rücken eincremen.»

Ein älteres Paar ging an uns vorbei. Die Frau warf Jonas ein warmes Lächeln zu. ‹Gleich wird er meine nackte Haut anfassen›, war alles, was ich dachte. Allein die Vorstellung brachte mein Blut zum Sieden. Nervös atmete ich tief durch, als wir gemeinsam zu der einfachen Holzbank gingen und uns setzten. Ich nahm meinen Rucksack ab und stellte ihn kurzerhand neben die Bank. Jonas platzierte seinen daneben und holte eine Tube Sonnencreme heraus, während ich ihm meinen Rücken zudrehte und gespannt auf seine Hände wartete. Ich trug ein rückenfreies Neckholder-Oberteil. Es war wie geschaffen für verwöhnende Hände. Ein Klecks kühler Sonnencreme tropfte auf meine Schulter. Jonas strich mit zärtlichen Bewegungen über meine Schultern und den Rückenausschnitt des Shirts. Ich genoss das erregende Spiel seiner Hände auf meinen Schultern. Dort, wo er mich berührte, brannte meine Haut wie Feuer. Dann schob er mit einer Hand meinen Pferdeschwanz zur Seite und begann, Creme auf meinem Nacken zu verteilen. Zärtlich strichen seine starken Finger über meinen Halsansatz. Das fühlte sich so gut an, dass ich mich ganz dem Moment hingab. Unweigerlich stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn er mich an einer ganz anderen Stelle berühren würde, und ein Schauer lief mir über den Rücken.

«Ist dir kalt?»

«Nein», flüsterte ich und spürte einen federgleichen Kuss in meiner Nackenbeuge. Eine flüchtige Berührung, die meine Gefühle kräftig durcheinanderwirbelte. Seine Hände wanderten nach unten. Ich drückte mein Kreuz durch und wünschte, er würde mich noch etwas tiefer streicheln. Zu meiner Überraschung glitten seine Hände jedoch wieder nach oben zu den Schultern und zum Nacken. Hier lagen sie einige Sekunden länger, als es nötig gewesen wäre.

«Ich bin fertig», sagte er leise. «Jetzt kann dir die Sonne nichts mehr anhaben. Besser wäre natürlich», flüsterte er an meinem Ohr, «wir würden noch etwas im Schatten bleiben.»

Von Anna und Luka war weit und breit nichts zu sehen. Welcher Teufel mich ritt, wusste ich nicht …

«Was sollen wir denn hier so lange machen?», fragte ich mit einem Kloß im Hals und drehte mich zu Jonas um. Ein Blick in seine strahlend blauen Augen, die etwas dunkler geworden waren, genügte, und ich fühlte mich aufgeregt und gleichzeitig ganz schwach.

«Ich bin sicher, mir fällt etwas ein», erwiderte er mit rauer Stimme. Noch während er sprach, senkte er den Kopf zu mir herab. Ich schluckte abermals, als er sanft mit seinem Daumen über meine Unterlippe strich.

«Ich will schon die ganze Zeit deine Lippen berühren und nachprüfen, ob sie sich so weich anfühlen, wie sie aussehen.»

«Und … tun sie es?», fragte ich. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an.

Er antwortete nicht, stattdessen kam sein Gesicht noch näher. Sein Duft vernebelte mir die Sinne. Endlich berührten mich seine Lippen. Seidig wie Schmetterlingsflügel strichen sie über meinen Mund. Das Prickeln in mir wurde heftiger und wuchs zu einem sinnlichen Verlangen heran. Ich wollte nichts lieber, als hier und jetzt mit ihm intim zu werden. Die zärtlichen Berührungen seiner Lippen verführten meinen Geist. Seine Hände berührten meine Schultern, und sein fester Griff brachte mich dazu, mehr zu wollen. Seine Zunge machte einen ersten Vorstoß, öffnete meine Lippen und drang in meinen Mund ein. Er legte seine Hand in meinen Nacken, liebkoste mit dem Daumen meine Wirbelsäule. In mir sprudelte Lust empor, genauso stark wie dieses kleine Bächlein, das ich eben gesehen hatte und das ich immer noch rauschen hörte wie den Puls in meinen Ohren. Ich seufzte. Mit all meinen Sinnen nahm ich diesen Kuss wahr. Ich spürte die weiche Sanftheit seiner Lippen, und der männliche Duft, der ihn wie eine zarte Aura umgab, nahm mich vollkommen gefangen. In meinem Schoß kribbelte es verheißungsvoll, meine Nervenenden vibrierten vor Verlangen. Jonas’ Dreitagebart kratzte an meinem Kinn, was mich ungemein erregte. Plötzlich hörte ich eine Gruppe laut durcheinanderredender Kinder näher kommen. Ich schloss die Augen und versuchte sie auszublenden. Denn ich wollte nur eines: Jonas fühlen … fühlen, wie er mich küsste. Der Kuss, der scheinbar ewig dauerte, machte alles in mir weich und warm.

Da löste sich Jonas sanft von meinen Lippen, blieb aber ganz nah an meinem Gesicht. «Komm, lass uns sehen, ob wir einen ungestörten Platz finden», raunte er und strich mir zärtlich über die Wange. Ich sah, dass der Kuss auch sein Blut in Wallung gebracht hatte. Sprechen konnte ich nicht, stattdessen nickte ich nur, und wir standen gemeinsam auf.

Was Jonas wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass ich ihn in unregelmäßigen Abständen gegoogelt hatte? Nach der Geburtstagsparty hatte ich von der Gastgeberin seinen Namen erfahren. Ich wusste inzwischen, dass er Kerzen und Seifen kreierte und sie im Internet und in seinem Geschäft in Zehlendorf-Mitte vertrieb. Da ich in Kreuzberg lebte, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir uns in Berlin zufällig über den Weg liefen. Heute hätte ich nicht mehr genau sagen können, warum ich mich eines Tages zu seinem Geschäft aufgemacht hatte.

Ich war bis zur gegenüberliegenden Straßenseite seines Kerzenlädchens gekommen und hatte von dort aus wie ein verlassenes Waisenmädchen neugierig hinübergesehen. Jonas war innen an das Schaufenster getreten und hatte eine Kerze hineingestellt. Als er den Kopf hob und zu mir herübersah, kam es mir so vor, als stünde die Zeit still. Unsere Blicke trafen sich … Jedenfalls schien es mir damals so. Dummerweise verließ mich der Mut, und ich lief davon. Was mich allerdings nicht davon abhielt, mich anschließend sehr interessanten Tagträumen hinzugeben, in denen Jonas und ich die Hauptrollen spielten.

Ich hätte niemals damit gerechnet, ihn wiederzusehen, und würde Jonas auf keinen Fall sagen, dass ich ihn schon kannte. Im Moment wollte ich mehr von ihm, viel mehr. Ich wollte ihn berühren, wollte erneut seinen Mund auf meinem spüren. Und die Hitze, die er zwischen meinen Beinen entfacht hatte, wollte ich erst recht noch einmal fühlen.

Vor uns führte ein Weg eine Anhöhe hinauf. Vielleicht fanden wir dort ein ungestörtes Eckchen? Links von uns wuchsen Laubbäume, rechts ging es steil an die fünfzig Meter nach unten. Ich trat an das Holzgeländer, das diese Stelle sicherte. Jonas stellte sich neben mich und legte seine Hand um meine Taille. Es fühlte sich so selbstverständlich an, und plötzlich hatte ich das Gefühl, alles viel intensiver wahrzunehmen. Das Grün war satter, das Türkis viel kräftiger. In der Ferne sah ich Massen von Menschen auf dem Weg zum großen Wasserfall. Anna und ich waren bereits vor Stunden auf diesem Holzsteg entlanggewandert. Darunter strahlte ein türkisfarbener, riesiger See eine tiefe einladende Ruhe aus. Am Holzsteg entlang stürzte ein Wasserfall neben dem anderen in die Tiefe. Das hatte ich gar nicht wahrgenommen, weil ich vorhin viel zu sehr auf meine Füße hatte achten müssen und darauf, dass mich keiner vom Steg drängte. Die gesamte Breite des Sees bis hin zu der grauen Steilwand war übersät von kleinen Inseln, auf denen Baumgruppen wuchsen. Selbst an der Steilwand sprossen kleine Bäumchen.

Jonas strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, und ich spürte, wie er mich aufmerksam anblickte.

«Dein Haar fühlt sich an wie Seide», stellte er fest.

Ob er mich wieder küssen würde, wenn ich ihn jetzt ansah?

Probehalber drehte ich mein Gesicht zu ihm. Seine Augen strahlten mich an. Sofort pochte mein Schoß vor ungestilltem Verlangen.

«Ich kann nur noch daran denken, wie sich deine Lippen anfühlen. Jetzt, da ich von ihnen gekostet habe, möchte ich dich ständig weiterküssen», flüsterte er mir zu.

Aus dem Augenwinkel sah ich zwei Bäume in der Kurve hinter uns. Dorthin würde ich ihn lotsen. Die Stelle war perfekt für ein amouröses Abenteuer. Hohe Sträucher zwischen den dicken Bäumen würden uns zusätzlich vor neugierigen Blicken schützen. Es war meine Chance, mit Jonas allein zu sein. Ich wollte ihn so sehr, wollte mit meinen Händen über seine straffen Bauchmuskeln streicheln, die ich unter seinem T-Shirt erahnte. Schnell warf ich einen Blick zur Kurve. Niemand kam den Weg entlang. Wir waren völlig allein, eine bessere Gelegenheit bekam ich bestimmt nicht. Mutig nahm ich Jonas’ Hand und führte ihn zu den Bäumen. Mein Herz klopfte heftig.

«Was hast du vor?», wollte er wissen.

«Frag nicht», sagte ich.

Ich zog Jonas hinter die Bäume, nahm meinen Rucksack ab und ließ ihn hinter einem Baum zu Boden gleiten. Als er seinen ebenfalls fallen ließ, drückte ich ihn an den Stamm, streckte mich, zog seinen Kopf zu mir herunter und küsste ihn. Nicht so zart wie vorhin, das wäre jetzt zu wenig gewesen. Ich wollte ihn spüren lassen, wie sehr ich ihn wollte. Entschlossen tauchte meine Zunge in seinen Mund ein, und er parierte. Ich presste mich fest an ihn und spürte seine Erregung, als er sich hart gegen mich drückte. Die Lust, die ich zuvor in seinen Augen gesehen hatte, fühlte ich jetzt auch körperlich. Wir rieben uns aneinander, und seine Hand kreiste auf meinem Po. Er drückte mich begehrlich an sich. Unbändige Lust breitete sich in mir aus, feucht, heiß und verlangend. Endlich bewegte sich seine Hand unter meinen luftigen Rock. Er schob sie unter mein Höschen und streifte dabei mit einem Finger meine Nässe. Seine Küsse heizten mir so kräftig ein, dass ich es nicht mehr aushielt und in seinen Mund stöhnte. Verwegen griff ich zu der Ausbuchtung in seiner Hose. Das Blut rauschte wie ein gigantischer Wasserfall durch meine Adern, als ich mit leicht zittrigen Händen Jonas’ Gürtel öffnete, ihn endlich auseinanderbekam und den Reißverschluss herunterzerrte. Wie sehr wollte ich seine Männlichkeit fühlen, ihn mit meinem Mund liebkosen. Ich zwängte meine Hand in seine Shorts. Prall und fest drückte sich sein Schwanz gegen meine Finger. Ich befreite ihn aus der zu eng gewordenen Hose, hielt ihn sofort fest im Griff. Jonas stöhnte. Sanft löste ich mich aus dem Kuss, fuhr mit meinen Händen unter sein T-Shirt und streichelte ihn genießerisch. Unter Jonas’ glatter Haut spürte ich warme, feste Muskeln, die überall, wo ich ihn berührte, leicht zuckten. Ich ging vor ihm in die Hocke.

«Du wirst doch wohl nicht …»

Weiter kam er nicht. Ich nahm seine pralle Fülle in den Mund, und Jonas gab einen japsenden Laut von sich, während sich seine Hände auf meine Haare legten. Ich ließ meine Zunge über die rosige Spitze flattern, bis sie von seinen Lusttropfen benetzt wurde. Wie herrlich er schmeckte! Ungeduldig zerrte ich mit der Hand seine Hosen weiter nach unten, denn ich wollte seine Hoden in meiner Hand spüren. Wollte unbedingt wissen, wie sie sich anfühlten, wie sie rochen und wie sie schmeckten.

Als hätte er meine Gedanken erraten, ließ Jonas meine Haare los und gab der Hose einen Schubs. Jeans und Slip landeten auf seinen Schuhen. Gierig strich ich mit meiner Zunge über die volle Länge seines Schafts nach unten und saugte einen Hoden in meinen Mund. Sofort fasste er wieder in meine Haare. Sein lustvolles Stöhnen schoss direkt in meine Mitte, ich wurde immer feuchter und heißer. Ich legte meine Hand um sein pralles Glied, flatterte mit der Zunge über seinen Hoden und saugte ihn vorsichtig in den Mund. Jonas’ Hände in meinen Haaren waren mein geheimer Richtungsweiser für den Grad seiner Lust. Ich ließ seinen Geschmack auf meiner Zunge zergehen und genoss es, wie sich Jonas unter meinen Zungenschlägen wand. Anschließend strich ich mit meiner Zungenspitze nach oben, bis zur zarten Haut der glatten rosigen Spitze, stülpte meinen Mund darüber und glitt, so weit es ging, nach unten. Jonas drückte meinen Kopf noch tiefer, doch ich kam nur etwa bis zur Hälfte.

«Bist du des Wahnsinns?», keuchte er.

Ich steigerte das Tempo. Er sollte in meinem Mund kommen. Seine Beine zuckten. Ich legte einen Finger an sein Perineum, das den Penis mit dem After verband, streichelte sanft darüber und dann – durch seine grollenden Laute ermutigt – fester. Jeder Ton von ihm steigerte mein eigenes Begehren. Ich fasste mich selbst an und tauchte in meine Nässe ein.

«Ich komme gleich», presste er hervor. Er ließ mein Haar los. Ein dumpfer Laut entrang sich seiner Kehle. Gleichzeitig schoss ein heißer Strom Sperma in meinen Mund. Ich hörte auf, mich selbst zu streicheln, und konzentrierte mich stattdessen auf die letzten Sekunden seines Höhepunkts. Er pumpte noch einige Male, ehe seine Hände herabsanken und sein straffer Bauch sich beim Atmen stark hob und senkte.

Durch die hohen Sträucher hindurch sah ich ein paar Wanderer am Geländer stehen. Hoffentlich hatten sie nichts von unserem Vergnügen mitbekommen! Zu meiner Erleichterung gingen sie, in eine Unterhaltung vertieft, weiter. Ein kräftiger Wind wirbelte Blätter auf, während Jonas mich nach oben zog und meine Brüste aus dem weit ausgeschnittenen Oberteil befreite.

Mit den Fingernägeln kratzte er über meine Nippel, die sich zusammenzogen und sich ihm hart entgegenstellten. Als er meine Brüste mit seinen Händen umschloss, überzog meine Areola augenblicklich eine Gänsehaut.

«Siehst du, wie wunderbar sie in meine Hand passen?»

Tatsächlich füllten sie seine großen, starken Männerhände perfekt aus. Seine gebräunten Finger hoben sich deutlich von meinem helleren Hautton ab. Ganz still hielt er seine Hände an meinen Brüsten, bis sie vor ungestilltem Verlangen zu prickeln begannen. Doch plötzlich ließ er von mir ab, bückte sich zu seinem Rucksack und zog eine Fleecejacke heraus.

«Brauchst du eine Jacke?», fragte ich irritiert.

«Ich möchte nicht, dass du dir deinen Rücken zerkratzt», murmelte er und half mir fürsorglich in die Jacke. Dann drehte er mich mit dem Rücken zum Baum, und ich lehnte mich dagegen.

Zuerst eroberte er meinen Mund mit seinen berauschenden Küssen. Langsam glitt er tiefer und widmete sich ausgiebig meinen Brüsten. Als er noch tiefer hinabglitt und auf die Knie sank, legte er eine Hand fest um meine Scham und drückte mit seinem Daumen mein feuchtes Seidenhöschen nach innen. Mein Puls raste. Ich keuchte auf und wünschte mir, er würde endlich seinen herrlichen Schwanz in mich schieben. Mich ausfüllen. Er zog meinen Slip herunter und half mir beim Ausziehen. Dann stopfte er kurzerhand das Ende meines Rocks in den Rockbund. Mit den Fingern beider Hände fuhr er meine Beine entlang, ganz langsam nach oben. Seine Daumen spürte ich besonders intensiv, denn sie waren es, die sich meiner Vulva unaufhaltsam näherten. Und dann drückte er sie gleichzeitig in mich.

«Du bist feucht und so heiß», flüsterte er rau.

Ich wand mich am Baum und japste.

«Heb einen Fuß über meine Schulter», verlangte er. Ich gestand mir ein, dass mich sein leiser, befehlender Tonfall tierisch anmachte. Er schien sich um meinen Körper zu legen und in meine Nässe hineinzufließen. Ich hielt mich an dem Baum fest, hob ein Bein über seine Schulter. Gleich würde er meine empfindsamste Stelle sehen. Lusttropfen lösten sich. Sie schlängelten sich an meinem Bein nach unten, kitzelten meine Haut. Jonas fing sie mit seiner Zunge auf, fuhr höher, teilte meine Schamlippen, bis er auf meine Perle traf. Er züngelte an ihr, und sein Bart berührte dabei die empfindliche Haut meines Innersten: Sobald er den Kopf nach oben bewegte, kratzte es, und dieses Gefühl steigerte mein Verlangen ins Unermessliche. All meine Empfindungen begannen sich hier zu bündeln, wurden schärfer, fast schmerzhaft. Als er sanft meine Vulva anpustete, schoss unglaubliche Hitze wie ein Blitzschlag durch mich hindurch. Ich warf den Kopf zurück und stieß an den Baum. Zuerst leckte Jonas einmal der Länge nach fest über meine Schamlippen, ehe er mit seiner Zunge hart und tief in mich eintauchte. Die Gefahr, ertappt zu werden, beschleunigte meinen Puls. Schließlich erlebte ich gerade, wie mein Traum Wirklichkeit wurde. Ich brannte vor lange aufgestautem Verlangen. Jonas stieß seine Zunge immer fester in mich und hielt meine empfindlichen Schamlippen auseinander, damit er noch tiefer eindringen konnte. In mir rauschte ein ungestümer Orgasmus unaufhaltsam voran. Ich fühlte ihn mit all meinen Sinnen, trotzdem überwältigte mich seine Heftigkeit. Die Farben der Natur vereinten sich. Das Grün drehte sich mit dem Grau der Steine in einem schneller werdenden Kreisel, der mich mitriss und wie eine Feder im Wind hoch emporhob.

Doch ich hatte die Rechnung ohne Jonas gemacht. Er löste seinen Mund von meiner Klitoris und streichelte sanft über mein Bein. Dann hielt er mich an der Taille fest, stand auf, legte meine Beine um seine Hüften und stieß in mich. Ich klammerte mich an ihn. Kaum war er in mir, stellte ich verwundert fest, wie die Lust immer weiter wuchs. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Wie konnte ich nach diesem Höhepunkt schon wieder Lust verspüren? Ich spürte, wie er mich vollkommen ausfüllte. Langsam drängte sich die Umwelt wieder in mein Bewusstsein. Die Rinde des Baums drückte sich hart in meinen Rücken, als Jonas mich dagegenpresste. Der würzige Duft der Sträucher und Bäume stieg zusammen mit seinem Wohlgeruch in meine Nase. Meine inneren Muskeln umschlossen sein Glied, während mich seine Hände fest umfasst hielten. Ungehemmt trieb er mich dem nächsten Orgasmus entgegen.

«Gleich!», presste ich hervor, doch da war es schon um mich geschehen. Sämtliche Farben schienen vor meinen Augen in Abertausende winzige Pixel zu zerbersten, als Jonas seinen Mund an eine meiner Brüste presste. Ich spürte, wie sein Samen in mich schoss. Heiß und schnell, so wie ich es brauchte. Ich stöhnte auf, als er noch ein paarmal in mich pumpte. Entkräftet klammerte ich mich an seinen Hals und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Behutsam löste er sich von mir und hielt mich an der Taille fest, während er seine Stirn erschöpft gegen den Baum lehnte.

«Sag mal», keuchte er atemlos, «ist das immer so mit dir?»

Ich hörte die Faszination aus seinen Worten heraus. Um meine Stimme zu klären, räusperte ich mich. «Tja, das musst du wohl selbst herausfinden.»

«Worauf du dich verlassen kannst», murmelte er leise, aber sehr bestimmt.

Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme, die sich sehr schnell näherte. Ich erschrak.

«Meine Güte …», entfuhr es mir entsetzt.

«Was ist?»

«Hörst du es nicht? Schnell, zieh dich an! Anna und Luka kommen.»

«Ich glaube, ich höre gar nichts mehr. Meine Ohren surren.»

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. «Los! Zieh deine Hose hoch.»

Ihre Stimmen waren schon ganz nah. Eilig zerrte ich Jonas’ Jacke von meinen Schultern, reichte sie ihm und zupfte meinen Rock aus dem Bund. Dann schob ich meine Brüste wieder ordentlich ins Oberteil. Jonas’ Sperma lief an meinem Bein herunter. Ich schnappte mir einige Papiertaschentücher aus dem Seitenfach meines Rucksacks, wischte mir notdürftig das Sperma von den Beinen und stopfte die benutzten Taschentücher eilig zurück ins Seitenfach. Die Zeit reichte nicht, um mein Höschen anzuziehen. Ich hob es vom Boden auf, fühlte, wie nass es war, und packte es einfach kurzerhand in meinen Rucksack. Jonas war damit beschäftigt, seine Jeans zu schließen. Wir traten hinter den Bäumen hervor, als Anna und Luka gerade um die obere Kurve bogen. Wir hätten keine Sekunde länger brauchen dürfen. Die Sonne schien, und ein paar einsame Wolken trieben gemächlich am blauen Himmel dahin.

«Mia. Jonas. Hier seid ihr!», rief Anna. «Wir dachten schon, wir hätten euch verloren. Wir waren schon Kilometer weiter vorne.» Sie stutzte, kam auf mich zu. «Du siehst so erhitzt aus. Aber es ist ja auch heiß», gab sie sich selbst die Antwort. «Vielleicht solltest du aus der Sonne gehen.» Erneut stutzte sie, sah auf meine Haare, zog winzige Rindenstücke heraus. «Wo kommen die denn her?»

Anna redete viel und gern, was mir jetzt zugutekam. Ihr Geplapper ließ mir genug Zeit, mich zu sammeln. Um von mir abzulenken, zeigte ich schnell den Weg hinunter und sagte: «Das muss wohl passiert sein, als ich mir dort unten zwischen den Bäumen den Wasserfall angesehen habe.»

«Jonas hat auch Rindenstückchen auf seiner Kleidung und in den Haaren», setzte Anna nach.

Jonas verkniff sich ein Lachen, und plötzlich konnte auch ich nicht mehr an mich halten. «Naturkunde?», brachte ich gerade noch heraus, ehe ich laut losprustete. Ich sah, wie die Erkenntnis in Annas und Lukas Augen aufflackerte, bevor sie in mein Lachen einstimmten.

 

Zu viert durchquerten wir den Rest der Plitvicer Seen. Anschließend fuhr ich mit Anna zu unserem schnuckeligen Hotel in die Altstadt von Zadar zurück, wo wir uns frisch machten. Wir wollten uns später mit Jonas und Luka am Platz vor der Kirche Sveti Donat treffen.

Anna und ich standen zusammen im Badezimmer und schminkten uns vor dem kleinen Spiegel.

«Mia, das Kleid in den Orangetönen steht dir so gut, da wird den Jungs die Luft wegbleiben, besonders wenn sie den Rückenausschnitt entdecken.» Anna grinste mich verschwörerisch an, bevor sie die Wimperntusche öffnete. «Und deine offenen Haare … Da wird Jonas Augen machen.»

Das hoffte ich von ganzem Herzen. So direkt sagen wollte ich es aber nicht, nicht einmal ihr.

«Ich lass mich überraschen», erwiderte ich stattdessen etwas unverbindlich. Aber damit hatte ich bei Anna keine Chance.

«Da mach dir mal keine Sorgen. Er ist hin und weg von dir. Das sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock», gab sie zurück und widmete sich ihrem zweiten Auge.

«Luka wird begeistert sein, wenn er dich so sieht», sagte ich, um das Thema zu wechseln.

«Wenn nicht, ist er blind oder tot», entgegnete Anna trocken. Sie hörte auf, ihre Wimpern zu tuschen, und lachte herzlich los.

Ihr Selbstbewusstsein und ihr Lachen wirkten ansteckend. Erst nach einer Weile hatten wir uns wieder so weit beruhigt, dass sie sich fertig schminken konnte.

«Mia, weißt du, was mich überrascht?»

«Was denn?»

Unsere Blicke trafen sich im Spiegel, während ich meine Lippen in einem zarten Orangeton nachzog.

«Ihr habt ja wohl am See Sex gehabt», stellte sie fest.

Unwillkürlich huschte ein Lächeln über meine Züge.

«Jetzt kennen wir uns schon so lange und …», sie unterbrach das Tuschen ihrer Wimpern und sah mich im Spiegel an, «du warst noch nie so schnell intim mit einem Mann, den du gerade erst kennengelernt hast. So kenne ich dich überhaupt nicht.»

Anna war unkompliziert. Sie redete gern und viel, aber jedes Geheimnis war bei ihr sicher aufgehoben. Beides liebte ich an ihr.

«Erinnerst du dich noch daran, dass ich dir einmal von dem Mann erzählt habe, den ich nie wiedergesehen, aber auch nie aus dem Kopf bekommen habe?»

«Klar erinnere ich mich daran.» Sie stockte. Ihr Mund öffnete sich, es kam jedoch zuerst kein Ton heraus. «Du willst doch nicht sagen … Du meinst … Er ist das!», rief sie überrascht aus.

Ich nickte ihr im Spiegel zu.

«Das gibt’s ja nicht! Da leben wir alle in der gleichen Stadt und treffen uns dann zufällig hier! Tausende Kilometer von Berlin entfernt. Mia, das ist Schicksal. Wie war es denn für dich, ihn wiederzusehen? Erzähl!»

Ich sah mein Spiegelbild verträumt lächeln. «Ich fürchte, ich habe mich verliebt oder wieder verliebt – oder ich bin immer noch in ihn verliebt. Zumindest bin ich ein klein wenig verschossen in ihn.» Mir entfuhr ein Seufzer.

Anna umarmte mich. «Ich dachte mir schon, dass es dich voll erwischt hat. Aber seine Blicke habe ich auch gesehen.» Sie ließ mich wieder los und tätschelte mir grinsend die Wange. «Er kann seine Augen ebenfalls nicht von dir lassen.»

«Ist mir auch aufgefallen. Ich weiß ja nicht, wie der Abend läuft, aber vielleicht …» Ich druckste etwas herum. «Falls Jonas und ich wieder Lust aufeinander haben – wäre es für dich ein Problem, wenn ich mit in sein Ferienhaus gehe?»

Anna lachte perlend. «Was heißt hier wenn? Mich würde es eher wundern, wenn nicht. Aber ehrlich?»

«Das bist du doch immer.»

«Wenn du mich nicht gefragt hättest, hätte ich dich darum gebeten.» Sie zog eine Augenbraue höher. «Ich finde nämlich, bei Luka und mir, da geht was. Du weißt ja, ich liebe Sex, und Luka ist eine Sahneschnitte.» Sie zwinkerte mir zu.

«Anna», seufzte ich, «manchmal habe ich dich darum beneidet, dass du deine Lust einfach so auslebst.»

«Man muss es einfach tun.» Erneut zwinkerte sie mir zu. «Du solltest es auch einmal ausprobieren.» Sie stockte. «Wobei, heute hast du es ja getan, und dann auch noch an einem öffentlichen Ort. Puh! Ganz schön riskant.»

Wir lachten beide gleichzeitig los.

 

Wir schlenderten zu viert zum Nordende des Hafens, setzten uns auf die Kaimauer und lauschten der zarten Melodie der weltberühmten Meeresorgel. Jonas nahm meine Hand, eine einfache Geste, die mein Herz erwärmte. Die Luft war erfüllt von sommerlichen Geräuschen. Ein Hund bellte in der Ferne, und ich hörte das Geplapper einer Gruppe Jugendlicher, die auf dem Vorplatz der Kirche Sveti Donat auf den freigelegten Ruinen des römischen Forums saßen. Sie unterhielten sich angeregt auf Englisch. Einige der weiblichen Teenies kicherten und flirteten mit den Jungs, die das für dieses Alter typische Gehabe an den Tag legten. So waren wir auch einmal gewesen, schoss es mir durch den Kopf. Das ewig gleiche Spiel zwischen Mann und Frau. Ob es sich je verändern würde?

An der Eisdiele Donat bekam ich unbändige Lust auf etwas Kaltes und Süßes. «Ich möchte ein Eis, wer noch?», warf ich in die Runde.

«Ich», sagte Jonas.

Auch Anna und Luka nickten. Wir gingen in die über die Grenzen Kroatiens hinaus bekannte Eisdiele und stellten uns in die Schlange. Der Verkäufer unterhielt seine Kundschaft, indem er mit dem Eis Kunststücke vorführte. Er wirbelte den Portionierer, in dem eine Eiskugel steckte, hinter seinem Rücken herum, warf ihn hoch in die Luft, fing ihn auf, warf anschließend die Kugel in die Luft und fing diese mit der Waffel auf. So machte er es einige Male, bis wir an die Reihe kamen. Hätte ich die Darbietung nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich es nicht geglaubt. Jonas bezahlte für alle.

Ich schleckte genüsslich am Eis und schloss vor Entzücken kurz die Augen. Es schmeckte nach Kirsche und war so gut wie lange keines mehr. Als ich aufblickte, sah ich in Jonas’ blaue Augen. Seine Pupillen wirkten so groß, dass mir mein eigenes Spiegelbild daraus entgegenblickte. Für einen Moment vergaß ich zu schlucken und versank wie hypnotisiert in seinem Blick. Fasziniert ließ ich mich auf dieses köstliche Treiben und die Hitze ein, die meinen Geist dahinschmelzen ließ wie das Eis in meiner Hand. Ich schluckte. Zarte Erregung stieg in mir hoch. Die Geräusche um uns herum rückten in die Ferne und verpufften irgendwie in Zeit und Raum, bis Anna uns aus unserer stillen Kommunikation riss.

«Kommt ihr?»

Erst da merkte ich, dass mir das Eis bereits über die Hand zu laufen begann. Wir schlenderten weiter zu den winzigen Seitengassen an der Stadtmauer, während wir unser Eis aufaßen.

Neugierig stellte ich mich in die Mitte eines Gässchens und streckte die Arme aus. Tatsächlich erreichte ich locker beide Häuser rechts und links von mir und fühlte den aufgeheizten Stein unter meinen Händen. Dezentes Licht beleuchtete die enge Gasse, einige Hauswände waren bis zur unteren Hälfte rot gestrichen. Jonas stand neben mir und machte mich mit einer Handbewegung auf eine Konoba, eine traditionelle Weinbar, am Ende des Gässchens aufmerksam.

«Da könnten wir morgen hingehen», schlug ich vor.

Er legte den Arm um meine Taille und zog mich an sich. Allein seine körperliche Nähe weckte in mir den Wunsch, mit ihm allein zu sein. Ich wollte erneut seine Lippen und seine heißen Küsse fühlen. Ich sehnte mich danach, seine Hände auf meiner Haut zu spüren, zu erleben, wie sie mein Blut in Wallung brachten und mich in einen Zustand katapultierten, in dem Vergangenheit und Gegenwart zu einer Einheit verschmolzen.

«Eine sehr gute Idee.» Er beugte sich zu meinem Ohr herunter und flüsterte: «Morgen. Heute möchte ich mit dir allein sein.»

Er richtete sich wieder auf, und gemeinsam schlenderten wir weiter. Da Anna und Luka ebenfalls in ein Gespräch vertieft waren, hatten sie von unserer Unterhaltung nichts mitbekommen.

«Ausgezeichneter Plan», sagte ich leise.

Jonas’ Hand wanderte von meiner Taille einige Zentimeter tiefer. Seine Finger liebkosten den Ansatz meines Hinterns. Schauer liefen in Wellen durch meinen Körper und bündelten sich in meiner Mitte als verheißungsvolle Lust. Ich wollte ihn unbedingt spüren, meine Fingerspitzen über seine Brust gleiten lassen, seine Brustwarzen mit zärtlichen Bissen necken. Als wir am nächsten Seitengässchen vorbeikamen, das in unterschiedlichen Grüntönen leuchtete, schoss mir die Erinnerung an unseren Quickie in der freien Natur durch den Kopf. Ich verbiss mir einen sehnsuchtsvollen Seufzer und wandte meine Aufmerksamkeit stattdessen der Umgebung zu. Rechts von uns befand sich ein winziges Lokal mit Tischen im Freien. Wohlriechende Essensdüfte lagen in der Luft, während die sommerlichen Temperaturen Urlauber und Einheimische gleichermaßen nach draußen lockten.

Ich genoss die besondere Hitze, die von Jonas’ Fingern ausging.

«Ich weiß nicht, wie es euch geht», Anna schnaufte hörbar, «aber ich bin geschafft.»

«Ich möchte noch nicht zurück», sagte ich.

«Anna, darf ich dich zum Hotel bringen?», erbot sich Luka.

Sie strahlte ihn an. «Aber unbedingt.» Schnell umarmte sie uns und wandte sich dann, mit Luka in eine angeregte Unterhaltung vertieft, in Richtung unserer Unterkunft. Wir sahen ihnen nach, bis sie plaudernd um die nächste Ecke verschwunden waren.

«Ich zeige dir unsere Ferienwohnung.» Jonas sah mich an, und seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem verruchten Lächeln. «Und noch ein paar andere Dinge.»

«Dinge. Soso.» Hoffentlich mussten wir nicht zu weit gehen, schließlich wollte ich nur noch in seinen Armen versinken und mich an ihn drücken, ihn anfassen und … Rasch rief ich mich zur Ordnung und verkniff mir das erregte kleine Keuchen, das es beinahe über meine Lippen geschafft hätte.

 

Zum Glück war es nicht weit. In einer der verwinkelten Gassen hielt Jonas vor einem einstöckigen Natursteinhaus an, das direkt an der Stadtmauer stand. Plötzlich drängte er mich gegen die Tür und keilte mich mit seinen Armen ein. Jonas roch frisch geduscht. Sein dezenter Duft stieg mir in die Nase und vernebelte meine Gedanken. Aufregend langsam senkte sich sein Mund herab. Fast berührten mich seine Lippen. Ich erwartete seinen Kuss – aber er kam nicht.

«Nein», er schüttelte leicht den Kopf. «Wenn ich dich hier küsse, kann ich nicht mehr aufhören. Komm mit.» Er drehte den Schlüssel im Schloss. Das Geräusch hatte etwas von einem Anfang, einer erregenden Verheißung, die meine Erregung in schwindelnde Höhen steigen ließ. Gleich wäre ich mit ihm allein, und er würde mir Dinge