Hedwig Courths-Mahler Collection 2 - Sammelband - Hedwig Courths-Mahler - E-Book

Hedwig Courths-Mahler Collection 2 - Sammelband E-Book

Hedwig Courths-Mahler

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Beschreibung

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Hedwig Courths-Mahlers "Märchen für Erwachsene", wie sie ihre Romane selbst nannte, sind ebenso zeitlose Klassiker wie die Themen, die sie behandeln: die Liebe, ihre Gefährdung und deren Überwindung, die Verwirrung der Gefühle und der Weg zum Glück. Seit über 100 Jahren verzaubert sie ihre Leserinnen und Leser mit ihren wundervollen Geschichten immer wieder neu, und mit einer Gesamtauflage von über 80 Millionen Exemplaren gilt Hedwig Courths-Mahler heute als DIE Königin der Liebesromane.


Dieser zweite Sammelband enthält die Folgen 4 - 6:

NUR DICH ALLEIN

Sie ist eine Frau, die nur einmal im Leben zu lieben vermag. Er ist ein Mann, für den Liebe immer nur ein Spiel war. Dennoch stehen beide eines Tages vor dem Traualtar, um sich das Jawort zu geben: die schöne junge Braut, weil sie dem heimlich geliebten Mann die Heimat erhalten will, der hochgewachsene Bräutigam, der durch diese Verbindung all seiner finanziellen Sorgen enthoben wird. Oder empfindet Hanno von Lankwitz, welches Geschenk ihm das Schicksal mit der bezaubernden Lia macht?

Wenige Stunden nach ihrer Trauung wird Lia ungewollt Zeuge eines Gesprächs zwischen Hanno und der rassigen Gräfin Susanna von Korff. Entsetzt begreift die junge Frau, dass Hanno und Susanna ein Liebespaar sind.

WAS GOTT ZUSAMMENFÜGT

Alle Schuld rächt sich auf Erden. Das muss auch Michael von Rodenfels erfahren. Für ihn war Helene Coulmann eine Liebelei wie viele andere. Er hat sie verführt und verlassen. Als dann Fritz Coulmann, zornig und von Rache erfüllt, vor ihm steht, alle Schuldscheine in der Hand, die Rodenfels je unterschrieb, ist es für Reue zu spät. Seine Kinder müssen Schloss Rodenfels verlassen und mittellos in die Welt hinausziehen.

Ein Zufall führt den jungen Georg von Rodenfels mit der bezaubernden Renate zusammen, Fritz Coulmanns Tochter. Zwischen den beiden erblüht eine tiefe Liebe. Doch als Georg um Renates Hand anhält, macht das unerbittliche "Nein" Fritz Coulmanns alle Hoffnungen zunichte. Unüberwindlich stehen Schuld und Hass der Väter zwischen den Liebenden ...

PRINZEß LOLO

"Ich mag Prinz Joachim nicht heiraten!", ruft Prinzessin Lolo angstvoll aus. Seit dem Tod ihres Vaters lebt sie mit ihrer Stiefschwester in den bescheidensten Verhältnissen. Und nun, da die Hochzeit mit Prinz Joachim sie aus allen Nöten befreien würde, weigert Prinzess Lolo sich. Sie will keinen Mann heiraten, den sie nicht liebt. Ihr junges Herz gehört auch schon einem anderen: Baron Schlegell.

Von dem Geheimnis dieses Mannes ahnt die junge Prinzessin nichts...


Über 240 Seiten Romantik und Herzenswärme!

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: iStockphoto/betyarlaca ISBN 978-3-7325-5704-2

Hedwig Courths-mahler

Hedwig Courths-Mahler Collection 2 - Liebesroman

Inhalt

Hedwig Courths-MahlerHedwig Courths-Mahler - Folge 004Ergreifender Roman um die Treue einer Frau. Sie ist eine Frau, die nur einmal im Leben zu lieben vermag. Er ist ein Mann, für den Liebe immer nur ein Spiel war. Dennoch stehen beide eines Tages vor dem Traualtar, um sich das Jawort zu geben: die schöne junge Braut, weil sie dem heimlich geliebten Mann die Heimat erhalten will, der hochgewachsene Bräutigam, der durch diese Verbindung all seiner finanziellen Sorgen enthoben wird. Oder empfindet Hanno von Lankwitz, welches Geschenk ihm das Schicksal mit der bezaubernden Lia macht? Wenige Stunden nach ihrer Trauung wird Lia ungewollt Zeuge eines Gesprächs zwischen Hanno und der rassigen Gräfin Susanna von Korff. Entsetzt begreift die junge Frau, dass Hanno und Susanna ein Liebespaar sind.Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 005Wie eine große Liebe die dunkle Vergangenheit besiegte. Alle Schuld rächt sich auf Erden. Das muss auch Michael von Rodenfels erfahren. Für ihn war Helene Coulmann eine Liebelei wie viele andere. Er hat sie verführt und verlassen. Als dann Fritz Coulmann, zornig und von Rache erfüllt, vor ihm steht, alle Schuldscheine in der Hand, die Rodenfels je unterschrieb, ist es für Reue zu spät. Seine Kinder müssen Schloss Rodenfels verlassen und mittellos in die Welt hinausziehen. Ein Zufall führt den jungen Georg von Rodenfels mit der bezaubernden Renate zusammen, Fritz Coulmanns Tochter. Zwischen den beiden erblüht eine tiefe Liebe. Doch als Georg um Renates Hand anhält, macht das unerbittliche "Nein" Fritz Coulmanns alle Hoffnungen zunichte. Unüberwindlich stehen Schuld und Hass der Väter zwischen den Liebenden ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 006Der große Roman um die Allmacht der Liebe "Ich mag Prinz Joachim nicht heiraten!", ruft Prinzessin Lolo angstvoll aus. Seit dem Tod ihres Vaters lebt sie mit ihrer Stiefschwester in den bescheidensten Verhältnissen. Und nun, da die Hochzeit mit Prinz Joachim sie aus allen Nöten befreien würde, weigert Prinzess Lolo sich. Sie will keinen Mann heiraten, den sie nicht liebt. Ihr junges Herz gehört auch schon einem anderen: Baron Schlegell. Von dem Geheimnis dieses Mannes ahnt die junge Prinzessin nichts...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Nur für dich allein

Vorschau

Nur dich allein

Ergreifender Roman um die Treue einer Frau

„Hier geblieben, Lia! Willst du mir schon wieder davon schlüpfen, weil ich dir ein Kompliment mache?“

Kornelia von Reinach strahlte über das ganze Gesicht. „War das ein Kompliment, Onkelchen? Ich hielt es eher für ein Donnerwetter.“

Erstaunt blickte Herr von Lankwitz in das blühende Gesicht seiner Pflegetochter? „Wieso, was habe ich denn gesagt?“

Lia stellte sich in Positur und versuchte mit komischem Ernst, die Haltung des alten Herrn nachzuahmen.

„Hat mir doch die naseweise Marjell wahrhaftig alle Weisheit abgeguckt. Regiert auf Niederlankwitz während meiner Krankheit wie ein Inspektor, baut Roggen und Weizen, dass einem alten Landwirt die Augen übergehen, und hat mir die feinsten Kniffe bei der Kälbermast abgelauscht. Allerhand Hochachtung, Marjellchen! Willst du mich wohl in Niederlankwitz vollständig überflüssig machen?“

Der alte Herr lachte hellauf und funkelte die Pflegetochter belustigt mit seinen hellen Augen an. „Nun, bis auf den Bass hast du mich ja famos kopiert! Aber siehst du, den Bass kannst du mir doch nicht nachmachen, wenn du auch sonst ein ganz patentes Kerlchen bist. Ja, mein Kind, was sollte dein alter Pflegevater wohl ohne dich anfangen?“

Lia schob zärtlich ihren Arm unter den seinen. So schritten sie zusammen auf die Fohlenkoppel des Vorwerks zu.

„Ach, Onkelchen, du könntest mich wohl eher entbehren als ich dich“, meinte sie mit einem halben Seufzer.

„So, meinst du? Was hätte denn zum Beispiel in den Wochen, als ich krank war, aus mir werden sollen, wenn du mich nicht gepflegt hättest?“

„Dann hätte es Frau Wesemann getan.“

Er lachte. „Na ja, Frau Wesemann in allen Ehren, aber du bist mir als Krankenpflegerin doch lieber. War ja beinahe ein Vergnügen, krank zu sein! Aber abgesehen von meiner Person, was wäre ohne dich aus Niederlankwitz geworden? Ich sehe mit Staunen, wie gut du die ganze Wirtschaft am Schnürchen gehabt hast. Ich selbst hätte nicht besser Ordnung halten können.“

Aus Lias Augen leuchtete der Stolz über diese Anerkennung. „Dass du dich noch darüber wundern kannst, Onkel Joachim, aber du musst es dir schon gefallen lassen, wenn ich daran denke, was ihr, du und Tante Maria, für mich getan habt. Tantchen kann ich es ja leider nicht mehr danken, dafür gehört nun dir meine ganze Liebe und Dankbarkeit.“

Der alte Herr streichelte liebevoll ihre Hand. „Nun ja, mein Kind, Liebe – davon kann ich einen ganzen Posten vertragen, da brauchst du dir keinen Zwang aufzuerlegen. Je mehr, desto besser! Aber die Dankbarkeit streichen wir aus unserem Wortschatz! Was haben wir denn Großes für dich getan bisher?“

„Ach, das weißt du recht gut, Onkelchen. Eine Heimat habt ihr mir gegeben. Was wäre wohl aus mir armen Waise geworden, wenn ihr euch nicht meiner erbarmt hättet? Niemand war da, der mich aufgenommen hätte, und ihr habt es getan, als sei das etwas ganz Selbstverständliches.“

Der alte Herr nickte zustimmend. „Natürlich war es etwas Selbstverständliches, Lia. Deine Mutter und meine Frau waren doch Geschwister, und wir selbst sehnten uns beide nach einem Ersatz für unsere verstorbene Kleine. Da warst du uns ein rechter Gottessegen. Tante Maria vergaß ein wenig ihren Schmerz, und ich – nun, Lia, davon brauche ich ja nicht erst zu reden. Ich habe nun doch wenigstens jemand, dem ich mein schönes Niederlankwitz frohen Herzens vermachen kann. Ich weiß, dass du es in Ehren halten und so bewirtschaften wirst, wie ich es mir wünsche.“

Kornelia von Reinach wurde plötzlich ernst. Wie in Gedanken versunken, sah sie über die Wiesen und Felder, die das Vorwerk von Niederlankwitz umgaben.

Joachim von Lankwitz musterte sie mit liebevollen Blicken. Es konnte auch nicht leicht einen herzerfrischenderen Anblick geben als dieses jugendfrische Geschöpf.

Plötzlich hob Lia den Kopf und blickte dem Onkel offen in die Augen. „Lieber Onkel Joachim, vielleicht erscheine ich dir sehr undankbar, wenn ich dir immer wiederhole, dass mir der Gedanke peinlich ist, dass du mich zu deiner Erbin machen willst. Du weißt, drüben in Oberlankwitz nennen sie mich die ‚Erbschleicherin‘, und das kann ich nicht vergessen.“

„Ach, welche Torheit, Lia!“, brauste der alte Herr auf. „Wie kannst du dich nur an das hässliche Wort klammern, das die schöne Frau Alice gesprochen hat. Sie hat damit ihrem Groll Luft gemacht, als ich ihr und ihrem Sohn Hanno eines Tages erklärte, dass nicht nur mein gesamtes Vermögen, sondern auch Niederlankwitz nach meinem Tod an dich fallen soll. Das darf dich nicht aufregen, die Oberlankwitzer haben es ja nicht anders gewollt. Oder glaubst du vielleicht, dass ich mir mein schönes Niederlankwitz in Grund und Boden wirtschaften lassen will, wie sie es mit Oberlankwitz getan haben? Nein, nein, Kind. Wenn es mich auch selbst hart ankommt, den letzten Lankwitz in meinem Testament zu übergehen, er darf mir hier mit seiner Mutter nicht ans Ruder kommen! Ich will in Ruhe meine Augen schließen können.“

Lia seufzte und stützte ihren Arm auf die Einfriedung der Fohlenkoppel. „Trotz allem kannst du es Frau von Lankwitz und ihrem Sohn nicht verdenken, wenn sie mich mit scheelen Blicken ansehen! Wenn ich nicht wäre, dann würde Hanno doch sicher eines Tages Herr auf Niederlankwitz.“

„Oder auch nicht!“, rief der alte Herr energisch. „Solange er seine noblen Passionen lebt und das Geld zum Fenster hinauswirft, hätte er keine Chance, wenn du auch nicht da wärst. Nein, Lia, lieber würde ich meinen Besitz dem ersten besten tüchtigen Mann vererben als diesem Bruder Leichtfuß. Was kann er denn weiter, als Geld verschwenden und den Weibern schöne Augen machen?“

Es zuckte seltsam um Lias Lippen, und in ihren Augen lag ein schmerzlicher Ausdruck, als quäle sie etwas. „Du beurteilst Hanno von Lankwitz wohl zu streng, Onkel.“

Der alte Herr lachte ärgerlich auf. „Natürlich, du nimmst ihn immer noch in Schutz! Es ist ja nichts Neues, dass er allen Frauen den Kopf verdreht.“

Lia warf den Kopf zurück und straffte ihre schöne Gestalt zu voller Höhe. Ihr Gesicht bekam einen herben Ausdruck. „Mich kannst du dabei ausnehmen, Onkel Joachim. Ich will nur gerecht sein, nichts weiter.“

Einen kurzen, raschen Seitenblick warf Joachim von Lankwitz in das blasse, stolze Mädchengesicht. „Nun ja, Kind, der Ärger ist wieder einmal mit mir durchgegangen, ich wollte dich ja nicht kränken. So geht es mir aber immer, wenn ich an diesen Windhund denke.“

Der herbe, abwehrende Ausdruck verschwand aus Lias Gesicht. Sie streichelte Onkel Joachims Hand. „Weil du Hanno doch im Grunde deines Herzens nicht gram sein kannst und dich nur immer dazu zwingst. So schlimm, wie du denkst, ist er ja gar nicht, wenn er auch sehr leichtsinnig in den Tag hineinlebt“, erwiderte sie ernst.

Wieder streifte aus seinen Augen ein forschender Seitenblick über sie hin. Er kannte Lia nur zu genau und wusste, dass sie trotz der stolzen Abwehr, die sie zur Schau trug, eine Schwäche für Hanno von Lankwitz hatte. Sie schämte sich wohl, dass sie ihrem Herzen nicht gebieten konnte, und sie hatte ja recht – Hanno von Lankwitz war trotz allem doch ein Prachtkerl voll Leben und Frische, hätte wenigstens ein Prachtkerl sein können, wenn…

„Ja, wenn er nicht so sehr seiner Mutter Sohn wäre“, fuhr der alte Herr laut in seinem Gedankengang fort. „Siehst du, Kind, das treibt mir den Zorn ins Blut, dass diese hohle, eitle Person mit ihrem beispiellosen Aufwand gleich zwei Lankwitze zugrunde richtet, denn ihren Mann hat sie schon auf dem Gewissen. Wenn sie ihn mit ihren Augen anstrahlte, konnte sie ihn um den Finger wickeln, so dass er ihr jeden Wunsch erfüllte, wenn er auch noch so kostspielig und unvernünftig war. Und nun, nach dem Tod des Mannes, treibt sie es genauso mit dem Jungen. Da drüben wird gedankenlos in den Tag gelebt, bis Oberlankwitz unter den Hammer kommt. Lange dauert es nicht mehr, es steht schlimm da drüben, das weiß ich. Sieh dir nur die Wirtschaft an! Der Zorn kann einen packen, und man möchte dreinschlagen! Auf den Feldern wird Raubbau getrieben, die Wälder werden schonungslos abgeholzt, ein Stück Vieh nach dem anderen wird verkauft, die Wirtschaftsgebäude werden vernachlässigt, da kein Geld zu Reparaturen da ist. Das geht alles drauf für Pariser Toiletten, Schmuck und Badereisen. Und was die Mutter noch übrig lässt, das bringt der Herr Sohn durch. Und siehst du, Kind, genauso würden die beiden mein schönes Niederlankwitz unter den Hammer bringen, wenn ich es Hanno vererben würde. Ich werde mich aber hüten.“

Erregt aufatmend hielt der alte Herr inne. Lia hatte mit gesenkten Augen zugehört. Nun hob sie den Blick empor. „Wenn du Hanno einmal in aller Ruhe auseinander setzen würdest, wohin es kommen muss, wenn er es so weitertreibt, Onkel? Ich glaube, er macht sich das nicht klar. Vielleicht könntest du doch das Ärgste abwehren.“

Onkel Joachim schüttelte energisch den Kopf. „Nichts zu machen, Lia! Ich habe ihm früher oft genug den Kopf gewaschen, höllisch sogar, aber es hat nichts geholfen. Ausgelacht hat er mich! Weißt du, was er mir zur Antwort gab?“

„Nun?“

„‚Wir sind in Oberlankwitz eben Lebenskünstler, Onkel Joachim! Man muss doch etwas von seinem Leben haben, wozu ist man jung? Wir wollen in Oberlankwitz keine Schätze sammeln, dafür aber das Bewusstsein haben, dass wir keine gute Stunde vom Leben ausgeschlagen haben. Das ist auch etwas wert!‘ – Das hat er mir zur Antwort gegeben und mir dabei fröhlich ins Gesicht gelacht. Ganz der Sohn seiner Mutter!“

Lia seufzte bekümmert. „Frau von Lankwitz weiß wohl nicht, was sie tut. Es ist freilich schlimm, dass sie einen so großen Einfluss auf Hanno hat, aber das muss dich doch gerade gegen Hanno milder stimmen. Im Grunde ist er mehr zu bedauern als zu verurteilen. Es tut mir Leid um seine lebensfrische Natur, die sich Nichtigkeiten auslebt. Er weiß ja nicht, was er darum aufgibt. Und deshalb tut es mir doppelt Leid, dass du ihn fallen lassen willst; vielleicht kommt er doch noch zur Vernunft, wenn er älter wird. Du solltest ihn trotz allem nicht enterben. Schließlich ist er doch ein Lankwitz, und sogar der letzte Lankwitz außer dir!“

Onkel Joachim kniff die Augen zusammen und sah sie scharf an. „Es gäbe wohl eine Bedingung, unter der ich mich dazu verstehen könnte, Hanno nicht zu enterben, eine einzige“, sagte er langsam.

„Und welche Bedingung wäre das?“, fragte Lia hastig und blickte dem Onkel gespannt in die Augen.

Er zögerte einen Augenblick, dann sagte er langsam und mit ernster Betonung: „Unter der Bedingung, dass du seine Frau würdest.“

„Onkel Joachim!“

Forschend sah er in ihr Gesicht, in dem die Röte mit jäher Blässe wechselte. Dann sagte er ruhig, in fast gemütlichem Ton: „Nun, siehst du, dazu hast du natürlich keine Lust, und ich kann es dir auch nicht verdenken. Ich meine ja auch nur, Lia, wenn Hanno eine vernünftige Frau bekäme, so eine wie du, die energisch und bestimmt auftreten könnte, dann ließe sich wohl noch etwas aus ihm machen. Meinst du nicht, dass er dann noch ein ganz brauchbarer Mensch werden könnte?“

Gedankenverloren schaute Lia in die Ferne. „Ich weiß es nicht, Onkel Joachim. Es könnte ja sein, aber es müsste eine Frau sein, die er von ganzem Herzen liebt. Ich glaube nicht, dass Hanno von Lankwitz noch solch einer Liebe fähig ist.“

„Du meinst also, er hat sich schon zu viel verzettelt? Nun, manchmal erlebt man gerade an solchen Menschen die größten Überraschungen. Vielleicht ist er bisher nur noch nicht an die Rechte geraten. Aber jetzt Schluss damit! Wir wollen uns doch den schönen Gottesmorgen nicht verderben, nicht wahr, mein Kind?“

Lia richtete sich mit einem tiefen Atemzug empor, als würfe sie eine unsichtbare Last von sich. „Nein, Onkel Joachim, das wollen wir nicht.“

Sie schob die Hand unter seinen Arm. So gingen sie über den Hof des Vorwerks und plauderten lebhaft dabei.

***

„Guten Morgen, Mama! Verzeih, dass ich so ohne weiteres in dein Allerheiligstes eindringe, aber ich muss unbedingt mit dir sprechen.“

Hanno von Lankwitz beugte sich flüchtig über die Hand seiner Mutter, die sie ihm zum Morgengruß reichte.

„Ach, Hanno, ich erschrecke jedes Mal, wenn du so unangemeldet bei mir eintrittst. Du weißt doch, dass ich am Vormittag Ruhe brauche“, sagte sie mit ungnädiger Miene.

„Ja, ja, Mama, ich weiß es wohl und bitte um Verzeihung, wenn ich dich trotzdem stören muss, aber ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.“

Frau Alice griff nach einem silbernen Handspiegel und prüfte ihr Aussehen. Dann wandte sie sich ihrem Sohn zu und sagte um einen Ton freundlicher: „Nimm Platz, Hanno, aber fasse dich kurz.“

Dabei streifte sie mit mütterlichem Wohlgefallen seine schöne Gestalt, die trotz des Hausanzugs, den er trug, sofort den Offizier verriet.

Hanno zog sich einen Sessel heran. Dann sagte er nach kurzer Pause entschlossen: „Es ist leider eine sehr unangenehme Mitteilung, die ich dir machen muss, Mama.“

Sie hob abwehrend ihre Hand. „Ich bitte dich, Hanno! Unannehmlichkeiten zum frühen Morgen – das ist nicht mein Fall, das verdirbt mir die Stimmung für den ganzen Tag. Muss es denn sein? Dein Vater ersparte mir dergleichen Dinge. Aber da du nun einmal hier bist, möchte ich mit dir über unsere beabsichtigte Reise sprechen.“

Sie hoffte, ihn damit abzulenken, erreichte aber das Gegenteil.

„Mit der Reise hängt eben meine Mitteilung zusammen. Mama, ich sprach soeben mit dem Verwalter, er sollte ja für diese Reise Geld flüssig machen. Außerdem habe ich einige tausend Mark Schulden, die ich gern regeln wollte, ehe wir auf Reisen gehen. Ich sagte also dem Inspektor Brandner, dass ich binnen acht Tagen das nötige Geld haben müsse. Und weißt du, was er mir darauf zur Antwort gab?“

„Nun?“

„Keine tausend Mark kann ich flüssig machen!“

Frau Alice fuhr entrüstet empor. „Was soll das heißen? Es ist doch dieser Tage, wie ich bestimmt weiß, Geld eingegangen.“

„Ja, aber er braucht es unbedingt für die Wirtschaft, zur Begleichung dringender Rechnungen, zum Auszahlen rückständigen Lohns an die Leute. Er weigert sich entschieden, einen Pfennig davon herzugeben.“

„Das ist unverschämt!“, brauste Frau Alice auf. „Was bildet sich dieser Mensch ein?“

Hanno zuckte die Schultern und sagte resigniert: „Ich habe noch viel unangenehmere Dinge zu hören bekommen, Mama. Brandner war so erregt, wie ich diesen sonst so beherrschten Mann noch nie gesehen habe. Wir sind tatsächlich mit den Löhnen im Rückstand, und auch sonst drängen die nötigsten Ausgaben. Oberlankwitz sei, wenn es so weitergehe, nicht mehr zu halten, meinte der Inspektor. Seit Jahren sei unverantwortlich mit dem Geld gewirtschaftet worden, die Ernte auf dem Halm wurde verpfändet, die Waldungen durch das Abschlagen der besten Holzbestände entwertet, und zur neuen Aufforstung habe stets das Geld gefehlt. Er behauptet, Oberlankwitz sei kaum noch die Hälfte wert im Vergleich zu früher. Aus allem ging hervor, dass Onkel Joachim nur zu Recht hatte, wenn er mich warnte. Ich habe darauf nie viel gegeben und alles, was er mir sagte, für Schwarzseherei gehalten, weil du mir stets versichertest, es sei keine Veranlassung zu irgendwelcher Besorgnis. Und nun sagt mir Brandner, er habe dich schon kurz nach Papas Tod über die wahre Sachlage aufgeklärt, ohne dass etwas geändert worden sei. Ist das wirklich wahr, Mama?“

Frau von Lankwitz machte eine ungeduldige Bewegung. „Was verstehe ich von alldem! Brandner hat stets genörgelt, schon zu Papas Lebzeiten. Er will wohl nur seine eigenen Schäfchen ins Trockene bringen.“

Hanno schüttelte energisch den Kopf. „Da bist du im Irrtum, Mama. Wir sind sogar seit einem Vierteljahr mit Brandners Geld im Rückstand. An seiner Ehrlichkeit ist nicht zu zweifeln, wenn er auch diesmal mir gegenüber mehr als deutlich wurde.“

„Unverschämt, ich sage es ja! Entlasse ihn doch einfach!“, entrüstete sich seine Mutter.

„Das wäre nicht nur sehr unklug, Mama, sondern auch ungerecht. Ich glaube, er meint es gut, und einen so ehrlichen und zuverlässigen Beamten bekommen wir kaum wieder. Wie er mir alles erklärte, sind mir zum ersten Mal die Augen aufgegangen. Ich glaube wirklich, wir haben alle zusammen ein wenig zu sorglos gelebt.“

Frau Alice war an der Grenze ihrer Geduld. „Es ist einfach eine Ungehörigkeit von Brandner. Du hättest das gar nicht anhören sollen. Keinesfalls durftest du mir mit solchen geschäftlichen Dingen kommen. Wahrscheinlich liegt es an Brandners Untüchtigkeit, wenn wir so schlecht abschließen. Drüben in Niederlankwitz klagt keiner, dort geht es aus dem Vollen, während bei uns von Jahr zu Jahr über die schlechten Ernten lamentiert wird. Das kann doch nur an der nachlässigen Bewirtschaftung liegen.“

Hanno von Lankwitz legte die Stirn in Falten. „Ich glaube, du bist auch hier im Irrtum, Mama. Auch ich sprach gegen Brandner eine ähnliche Vermutung aus. Da rechnete er mir vor, dass Onkel Joachim nicht den zehnten Teil von dem verbraucht, was wir verbrauchen. Da drüben ist immer Geld da für Bodenverbesserungen, neue Maschinen und dergleichen. Wir aber haben für unsere persönlichen Bedürfnisse Unsummen ausgegeben, und für die Wirtschaft ist so gut wie nichts getan worden. Offen gesagt, Mama, ich war entsetzt, als ich in die einzelnen Konten Einsicht nahm.“

In den Zügen seiner Mutter zuckte es nervös. Aber sie machte mit der Hand nur eine abwehrende Bewegung. „Willst du mich krank machen, Hanno? Du hast dich von Brandner ja gehörig einschüchtern lassen!“

Hanno sprang auf und starrte vor sich hin. „Ich kann mich den Tatsachen nicht verschließen. Die Zahlen reden eine zu deutliche Sprache; ich klage mich selbst an, dass ich bisher so leichtsinnig in den Tag hineingelebt habe. Doch von Sparen und Einschränken habe ich weder von dir noch von Papa gehört. Aber das eine ist sicher, Mama, es kann nicht so weitergehen, und die geplante Reise müssen wir natürlich aufgeben.“

Ärgerlich fuhr die schöne Frau empor. „Davon kann keine Rede sein, Hanno! Natürlich reisen wir. Erstens muss ich etwas für meine Nerven tun, und zweitens habe ich bestimmte Pläne, die sich auch auf dich erstrecken.“

„Auf mich?“, fragte Hanno erstaunt.

„Ja, auf dich! Aber, bitte, setze dich wieder, es macht mich nervös, wenn du so im Zimmer auf und ab gehst.“

Er gehorchte. „Also sprich, Mama!“

„Du brauchst nicht so sorgenvoll auszusehen, Hanno. Ein Wort von dir, und alle Sorgen haben für immer ein Ende. Ich habe nämlich eine glänzende Partie für dich in Aussicht. Du brauchst nur zuzugreifen.“

Hanno machte ein unbehagliches Gesicht. „Und an wen soll ich meine Freiheit verkaufen?“

Frau Alice schien peinlich berührt. „Wozu solche Worte? Deine Freiheit kannst du dir auch als verheirateter Mann wahren. Die junge Dame, die ich im Auge habe, ist sanft und lenksam trotz ihres großen Vermögens. Die Einwilligung ihrer Mutter steht außer Frage – und sie selbst liebt dich im Stillen und würde es als das große Glück ihres Lebens betrachten, wenn du um ihre Hand anhalten würdest. Du sollst auf dieser Reise mit ihr zusammentreffen!“

In Hannos Augen war ein leises Interesse erwacht. Welche Fäden mochte seine Mutter da in aller Stille und ohne sein Wissen angesponnen haben?

„Kenne ich die Dame? So sage mir doch ihren Namen!“

Frau Alice zögerte noch einen Augenblick, als sei sie ihrer Sache doch nicht so recht sicher. Dann richtete sie sich aber entschlossen auf. „Es ist die Baroness Hilda Lucknow.“

Hanno trat einen Schritt zurück, und in seine Stirn schoss dunkle Röte. „Mama! Das ist doch nicht dein Ernst!“, rief er fast empört.

Frau Alice blieb ruhig. „Gewiss, es ist mein Ernst. Die Baroness ist die Erbin mehrerer Millionen, das bedenke.“

Hanno starrte seine Mutter verständnislos an. „Nein, Mama, das kann dein Ernst nicht sein. Diese bedauernswerte, gebrechliche Baroness – meine Frau? Das ist unmöglich!“

„Aber Hanno, sei doch kein Tor! Solch glänzende Partie wird dir nicht wieder geboten. Die Baroness liebt dich schwärmerisch und hat es sich in den Kopf gesetzt, dich zu heiraten.“

Energisch schüttelte Hanno den Kopf. „Ich bin nicht der Mann, der sich ohne weiteres heiraten lässt, und ganz sicher nicht von dieser bedauernswerten jungen Dame. Empört sich denn nicht dein eigenes Empfinden gegen den Gedanken, dass dein Sohn neben einer solchen Frau leben sollte?“

Frau Alice zuckte nur gleichmütig die Schultern und sagte in leichtem Ton: „Ein Mann kann sich immer sein Leben gestalten, wie er will, auch wenn er verheiratet ist. Und die Baroness wird dir volle Freiheit lassen.“

In Hannos Gesicht zuckte es seltsam. So hatte er seine Mutter noch nie sprechen hören, ihre Worte verletzten ihn in seinem tiefsten Empfinden.

„Wie meinst du das, Mama?“, fragte er fast schroff.

„Mein Gott, du bist doch kein Kind mehr und weißt ganz genau, was ich meine. Oder denkst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du dich ziemlich stark an die schöne Gräfin Susanne Korff engagiert hast? Ich habe scharfe Augen, mein Sohn, und weiß ganz genau, dass die zufällige Anwesenheit der Gräfin hier in nächster Nähe bei ihren Verwandten eben nicht zufällig ist, sondern sehr stark mit deinem Urlaub und deiner Anwesenheit in Oberlankwitz zusammenhängt.“

Hanno schoss das Blut in die Wangen. „Aber Mama!“, war alles, was er sagen konnte.

Sie winkte hastig ab. „Schon gut! Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß Bescheid. So schöne, junge Frauen mit einem Temperament wie die Gräfin haben immer irgendeine große Passion, wenn sie an einen alten Mann gefesselt sind. Nun, du bist die Passion der Gräfin. Und wenn du dich mit der Baroness verheiraten würdest, bliebe alles andere dir doch unbenommen.“

Hanno fuhr auf. „Mama, unsere Erörterung fängt an, peinlich zu werden…“

„Nun gut, ich spreche nicht mehr davon. Ich wollte ja nur dein Bestes und glaubte, mir dadurch deinen Dank zu verdienen.“

„Es tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, Mama. Aber wenn du mich kennen würdest, müsstest du wissen, dass mir diese Verbindung unmöglich ist! Vielleicht wäre es besser gewesen, Papa hätte mich beizeiten gewarnt und mir reinen Wein eingeschenkt, statt mir unsere Verhältnisse rosiger zu malen, als sie waren. Dann hätte ich vielleicht nicht so gedankenlos in den Tag hineingelebt, vielleicht hätte ich doch die Kraft gehabt, mich aufzuraffen. Wenn ich dann später wenigstens auf Onkel Joachim gehört hätte.“

Ein hasserfüllter Ausdruck erschien im Gesicht seiner Mutter. „Nun, ist ja vielleicht noch Zeit, bei ihm zu Kreuze zu kriechen und um gut Wetter zu bitten“, spottete sie. „Welch ein Triumph für ihn, wenn es dazu käme! Aber glaube mir, keinen roten Heller bekämst du, dafür hat die Erbschleicherin dort drüben gesorgt!“

Eine Weile blickte Hanno starr vor sich hin, dann sagte er mit erzwungener Ruhe: „Du tust Lia Unrecht, wir haben keinerlei Beweise dafür, dass sie dieses hässliche Wort verdient.“

„Nun, hat Onkel Joachim sie nicht zu seiner Universalerbin eingesetzt?“

„Gewiss, weil er sie liebt wie sein eigenes Kind und weil er kein Vertrauen in mich setzt. Er glaubte Niederlankwitz in Lias Händen besser aufgehoben als in den meinen. Vielleicht hat er Recht. Wir wollen uns nicht länger selbst betrügen, Mama, ich glaube, wir haben unverantwortlich gewirtschaftet!“

Einen Augenblick prägte sich etwas wie Schuldbewusstsein im Gesicht seiner Mutter aus. Aber dann warf sie den Kopf trotzig zurück. „Ich glaubte ja, es sei alles gutzumachen, wenn du dich zu einer reichen Heirat entschließen könntest. Noch ist es nicht zu spät, ein Wort von dir kann uns retten, und wir können weiterleben wie bisher. Halte um die Hand der Baroness an!“

Zum ersten Mal betrachtete Hanno seine Mutter mit kritischeren Augen. Bisher hatte er, von seinem Vater beeinflusst, seine schöne, elegante Mutter nur rückhaltlos bewundert. Es war, als zerrisse in dieser Stunde ein Schleier vor seinen Augen, und mit einem Gefühl tiefster Verstimmung verließ er die Mutter.

***

Die Baronin von Lankwitz gab ihre geplante Reise nicht auf. Die dazu notwendige Summe hatte sie sich durch den Verkauf von Schmuckstücken und Juwelen verschafft. Mit gemischten Gefühlen sah Hanno den Reisevorbereitungen seiner Mutter zu, und als Frau Alice endlich mit ihren Koffern und ihrer Zofe zur Bahn fuhr, war der Abschied zwischen ihr und ihrem Sohn ungewohnt kühl.

Ein paar Tage lang blieb Hanno seinen guten Vorsätzen treu und saß stundenlang über den Wirtschaftsbüchern, konferierte mit seinem Inspektor und nahm Feld und Wald gründlich in Augenschein.

Als eine halbe Woche herum war, begann ihn jedoch die Einsamkeit zu bedrücken. Die ernste Miene des Inspektors empfand er wie einen stummen Vorwurf. Er musste einmal andere Gesichter sehen, und so beschloss er, nach Bornheim hinüberzureiten.

„Ich reite nur eine Stunde nach Bornheim hinüber“, sagte er dem Inspektor kurz Bescheid, als der ihn fragend ansah.

Schon der Ritt durch den Wald heiterte ihn auf. Als er quer durch den Park in den Weg nach dem Herrenhaus einbog, tönte ihm ein frohes Lachen entgegen. Auf dem großen Rasenplatz vor dem Herrenhaus sah er eine lustige Gesellschaft beim Ballspiel. Die Gräfin Korff mit ihren beiden Cousinen Molly und Dolly von Bornheim und die beiden Verlobten der hübschen, blonden Schwestern, ein junger Gutsbesitzer aus der Nachbarschaft und ein Ulanenrittmeister aus der nahen Garnison sowie einige andere Gäste übten mit Eifer ein neues Ballspiel.

Mit großem Jubel wurde Hanno von Lankwitz empfangen. Gräfin Susanna begrüßte ihn mit einem frohen Aufleuchten ihrer Augen. Er musste sogleich das neue Spiel mit durchproben, und bald waren seine Sorgen in dem fröhlichen Kreis vergessen. Er scherzte und lachte in seiner alten, übermütigen Weise.

Als das Spiel zu Ende war, suchten die Gäste die Terrasse auf, wo der Tee genommen werden sollte. Hanno blieb mit Gräfin Susanna etwas hinter den anderen zurück. Vor einem üppig blühenden Rosenstock blieb die Gräfin stehen und sah sich vorsichtig um, ob niemand sie hören konnte.

„Warum kamen Sie so lange nicht, Hanno?“

„Geschäftliche Abhaltung sehr unangenehmer Art“, sagte er.

„Und wann reisen Sie mit Ihrer Mutter?“, lenkte sie ab, ohne nach seinen Sorgen zu fragen. „Überhaupt nicht, Gräfin, meine Mutter ist bereits abgereist, ich bleibe hier, solange ich Urlaub habe.“

Ihre Augen flammten auf. „Wirklich?“

„Gewiss!“

„Und warum haben Sie Ihren anfänglichen Plan geändert?“

„Muss ich Ihnen das wirklich sagen, Gräfin?“

„Ich möchte es gern wissen.“

„Nun wohl: weil Sie hier in Bornheim sind! Es lockte mich nicht, meine Mutter zu begleiten, zumal sie mir verriet, dass sie Heiratspläne mit mir hat, die sie auf dieser Reise verwirklichen wollte. Ich sollte ganz zufällig mit einer reichen Erbin zusammentreffen, die Mama als meine zukünftige Frau ins Auge gefasst hat.“

„Ist das möglich?“, fragte die Gräfin in tiefer Erregung.

Er fasste nach ihrer Hand. „Susanna, ich sage Ihnen ja, dass ich Mama allein reisen ließ, obwohl – obwohl es finanziell recht schlecht um Oberlankwitz steht und es vielleicht klüger gewesen wäre, die Gelegenheit zu einer guten Partie zu ergreifen. Irgendwann wird es ja doch einmal sein müssen.“

„Und an mich denken Sie gar nicht, Hanno?“

„Sie sind gefesselt, wie ich es sein werde, wenn ich mich einmal verkaufen muss. Ob ich frei bin oder gebunden, getrennt bin ich doch immer von Ihnen.“

„Erinnern Sie mich nicht an meine Fesseln, Hanno, vielleicht… Aber lassen wir die Zukunft! Noch gehört uns die Gegenwart, und die Gegenwart ist so schön!“

Sie umfasste ihn mit einem verheißenden Blick, und er fühlte, das war mehr als ein leichter Flirt, das war echte Leidenschaft.

„Sie haben Recht, Susanna, die Gegenwart gehört uns! Morgen komme ich bestimmt zu dem Pavillon im Park und hoffe, Sie dort allein zu finden. Werden Sie kommen?“

Sie nickte.

In diesem Augenblick trat Dolly von Bornheim zu den beiden heran. „Sie halten Susanna wohl einen Vortrag über Rosenkultur, Herr von Lankwitz, und vergessen darüber den Tee und uns alle.“

Hanno entschuldigte sich und die Gräfin und schritt dann mit Susanna der Terrasse zu, wo eben der Tee gereicht wurde.

Die Gräfin wusste es so einzurichten, dass sie mit Hanno zusammen an einem kleinen Tisch, der etwas abseits von den anderen stand, Platz fand. Lebhaft ging das Gespräch zwischen den verschiedenen Gruppen hin und her. Scherzworte flogen von Tisch zu Tisch, und fröhliches Lachen klang dazwischen. Plötzlich aber stockte die Unterhaltung, Pferdegetrappel wurde laut, Räder knirschten auf dem Kies des Parkwegs, und im nächsten Augenblick fuhr der Niederlankwitzer Landauer an der Terrasse vorbei.

Freudig überrascht erhoben sich die meisten Gäste und traten auf die Freitreppe zu, die Molly und Dolly hinabeilten, um Kornelia von Reinach, mit der sie herzlich befreundet waren, und ihren Onkel zu begrüßen.

„Das ist famos, Lia! Ihr kommt gerade recht, um den Tee mit uns zu nehmen“, sagte Molly vergnügt.

Lias Augen flogen zur Terrasse hinüber. „Ihr habt Gäste? Wir stören doch nicht?“

Molly schüttelte den Kopf. „Wie kannst du so fragen, Lia? Reizend ist es, dass du endlich wieder einmal mit deinem Onkel kommst. Solange er krank war, hat man dich ja kaum gesehen. Du kommst in vergnügte Gesellschaft, lauter Bekannte: unsere beiden Verlobten, unser Vetter Georg, dein getreuester Verehrer, unsere Cousine Susanna, die Geschwister Romberg, das ist alles. Halt, noch einer fehlt: dein Vetter Hanno Lankwitz.“

Dolly lachte. „O Molly, Hanno Lankwitz hättest du vorläufig unterschlagen sollen. Du weißt doch, die Ober- und die Niederlankwitzer gehen sich respektvoll aus dem Weg. Und Lia sieht wirklich so aus, als wolle sie am liebsten die Flucht ergreifen.“

Lia war allerdings einen Moment unschlüssig stehen geblieben, als sie vernahm, dass Hanno auch da war. Aber sie fasste sich schnell und schüttelte lachend den Kopf.

„Wenn wir uns auch gegenseitig nicht suchen, so haben wir doch keine Veranlassung, einander auszuweichen“, sagte sie freundlich. Plaudernd zogen die beiden hübschen Blondinen Lia mit sich fort. Kornelia begrüßte die Gräfin in ihrer ruhigen, freundlichen Weise. Durch die Schwestern Bornheim war sie auch mit ihr schon seit Jahren befreundet.

„Ich freue mich, dich zu sehen, Susanna. Bist du schon lange in Bornheim?“

„Fast vierzehn Tage, Lia. Ich hätte dich längst besucht, wenn ich nicht befürchtet hätte zu stören, da ich von deines Onkels Erkrankung hörte“, antwortete die Gräfin liebenswürdig.

„Oh, Onkel Joachim ist gottlob wieder ganz munter. Ich hoffe, du holst nun bald deinen Besuch nach. Du bleibst doch noch längere Zeit?“, fragte Lia.

„Jedenfalls noch einige Wochen.“

Von allen Seiten wurde Lia herzlich begrüßt, nur Hanno von Lankwitz stand abwartend hinter seinem Sessel, bis sie in seine Nähe kam. Erst dann begrüßte er sie ruhig und höflich, aber doch mit einiger Reserve, und Lia erwiderte den Gruß in gleicher Weise.

Auch Joachim von Lankwitz hatte inzwischen unter den Gästen die Runde gemacht und stand nun vor seinem Neffen. „Wieder einmal auf Urlaub daheim, Hanno? Oder hast du den bunten Rock ganz ausgezogen?“, fragte er und reichte dem Neffen die Hand.

„Ich bin auf Urlaub, Onkel Joachim“, erwiderte Hanno anscheinend vergnügt, aber doch nicht mit der übermütigen Sicherheit, die er sonst dem alten Herrn gegenüber zur Schau trug.

„Soso, ich freute mich schon und dachte, du hättest nun endlich mal die Zügel auf Oberlankwitz selbst in die Hand genommen.“

„Damit eilt es ja nicht, Onkel. Krautjunker kann ich noch alle Tage werden.“

Trotz der kecken Antwort hatte Hanno aber doch das unbehagliche Gefühl, als müsse er seine Augen vor dem ernsten Blick des alten Herrn niederschlagen – wie ein Schuljunge, der ein böses Gewissen hat, dachte er.

„Nun, wenn du meinst“, erwiderte Joachim von Lankwitz ärgerlich und wandte sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, von ihm ab.

Die kurze Begegnung mit seinem Onkel hatte Hanno die Stimmung verdorben. Als er sich wieder neben der Gräfin niederließ, blieb er wortkarg und zerstreut. Dabei musste er aber immer wieder nach Onkel Joachim hinüberblicken. Wenn ich mich ihm anvertraute und ihm sagte, dass der Schlendrian in Oberlankwitz aufhören soll, ob er mir dann wohl helfen würde, dachte er. Es fiel ihm auf, wie blass Onkel Joachim noch aussah; dass er lange Zeit ernstlich krank gewesen war, wusste er.

Und Lia umgab den alten Herrn mit zartester Fürsorge, hatte ihm an einem windgeschützten Plätzchen den Sessel zurechtgerückt und machte ihm jetzt eben den Tee mundgerecht.

Das alles sah Hanno. Und etwas in Lias Wesen fesselte ihn unwillkürlich. Er ertappte sich dabei, dass er ihre Augen suchte, diese klaren Augen, die so ganz ohne Falsch waren. Aber umsonst – kühl und stolz blickte sie über ihn hinweg.

Die Erbschleicherin, schoss es Hanno plötzlich durch den Sinn. Er schüttelte wie protestierend den Kopf. Nein, so sah Lia von Reinach nicht aus, ganz gewiss nicht!

Es fiel ihm zum ersten Mal auf, dass sich die jungen Herren in ihre Nähe drängten; besonders Georg von Bornheim sah mit bewundernden Augen zu ihr auf. Dabei gab sich Lia völlig harmlos und unbefangen; mit allen plauderte sie, nur an Hanno richtete sie niemals das Wort.

Aber zuweilen flog doch ihr Blick zu ihm hinüber, ohne dass er es merkte, und jedes Mal tat ihr Herz ein paar laute Schläge dabei.

Es fiel ihr auf, dass er sich fast ausschließlich mit Gräfin Susanna unterhielt. Und einmal fing sie einen leidenschaftlich aufflammenden Blick auf, den die beiden tauschten. Warum überkam sie dabei ein so schweres, seltsames Gefühl? Es war ja nicht das erste Mal, dass sie Hanno in einen Flirt verstrickt sah. Irgendeiner schönen Frau musste er immer huldigen, das wusste sie.

Lia atmete tief auf. Warum machte sie sich Gedanken darüber? Hanno von Lankwitz nahm ja nie etwas ernst, er spielte nur.

Das empfand Lia seltsamerweise wie eine Erleichterung; solange er mit den Frauen nur spielte, konnte sie ruhig zusehen. Was aber würde ihr Herz empfinden, wenn er eines Tages einer Frau ein tieferes Gefühl entgegenbrachte? Sie schloss bei diesem Gedanken einen Moment die Augen, als fürchte sie, etwas Quälendes zu sehen. Dann riss sie sich gewaltsam von ihren Gedanken los und wandte sich wieder an Georg von Bornheim, der lebhaft auf sie einsprach.

***

Am nächsten Tag wartete Hanno vergeblich auf Gräfin Susanna. Sie kam nicht, sodass er endlich verstimmt den Heimweg antrat.

Zu Hause angekommen, fand er ein Briefchen der Gräfin vor.

Lieber Herr von Lankwitz!

Überraschenderweise ist heute Vormittag mein Mann angekommen und will in Bornheim bleiben, bis ich mit ihm nach Berlin zurückkehre. Wir hoffen, Sie bald einmal hier in Bornheim zu sehen.

Mit herzlichem Gruß Susanna Korff

Nun wusste Hanno den Grund, warum sie nicht gekommen war. Besonders schmerzlich war ihm diese Enttäuschung nicht. Denn im Grunde war ihm der Flirt mit der schönen Frau etwas unbequem geworden. Er merkte nur zu deutlich, dass sie diese Tändelei ernster nahm, als ihm lieb war.

Arme Susanna! Als vermögenslose Waise eines Offiziers hatte sie bei Verwandten eine keineswegs beneidenswerte Jugend verlebt, bis Graf Korff als Freier auftauchte. Mit Freuden hatte sie die Bewerbung des älteren Mannes angenommen, die sie aus kleinen Verhältnissen erlöste und ihr ein äußerlich glänzendes Leben versprach. Aber das glänzende Äußere wog die Leere ihres Herzens nicht auf. Der Luxus wurde ihr zur Gewohnheit und befriedigte sie nicht mehr. Sie fand bald, dass sie in allem Glanz jetzt bedauernswerter war als vorher. Ihr Gatte, für den sie ja von Anfang an keinerlei Neigung gefühlt hatte, entpuppte sich immer mehr als ein verdrießlicher Nörgler, der ihr die Jugend neidete und sie mit eifersüchtigen Augen bewachte.

Als Hanno von Lankwitz ihren Weg kreuzte, fühlte Susanna, dass ihre Stunde geschlagen hatte. Rettungslos verlor sie ihr Herz an den jungen Offizier. Was ihm ein leichter Flirt war, wurde ihr zur verhängnisvollen Leidenschaft. Er merkte zu spät, dass sie mehr als ein leichtes Spiel von ihm verlangte, und hätte sich nun gern zurückgezogen, wenn das möglich gewesen wäre. Aber die Gräfin hielt ihn fest.

***

Als Hanno von Lankwitz etwa acht Tage später beim Frühstück saß und die Post durchsah, fand er zuerst ein kurzes Briefchen seiner Mutter. Sie war in einem vornehmen Schweizer Kurort mit der Baronin Lucknow und ihrer Tochter zusammengetroffen und versuchte nochmals, ihren Sohn zu der Verbindung mit der Baroness zu überreden.

Ärgerlich warf er den Brief auf den Tisch und griff zu den übrigen Postsachen. Sie brachten ihm, wie meist in dieser Zeit, nur Unerfreuliches, Rechnungen und Mahnungen.

Was sollte er in dieser Verfassung tun? Nach Bornheim hinüberreiten? Graf Korff machte jedes Mal ein so unfreundliches Gesicht, wenn er kam, und die Gräfin war einsilbig und bedrückt. Ein Vergnügen war solch ein Besuch also auch nicht. Aber hier allein zu Hause sitzen, das hielt er nicht aus, und so gab er kurz Befehl, sein Pferd zu satteln.

In scharfem Galopp ritt er davon. Zuerst ging es durch den frühlingsfrischen Wald und dann über Wiesen und Felder auf der Grenze zwischen Nieder- und Oberlankwitz dahin. Es fiel ihm heute besonders auf, wie viel besser die Niederlankwitzer Felder bestellt waren. Ich muss doch einmal mit Brandner sprechen, ob das wirklich nicht zu ändern ist, dachte er.

Hanno nahm das Tempo langsamer und ritt nachdenklich weiter, eine Waldschneise entlang. Das war Niederlankwitzer Forst. Alles prachtvoller Waldbestand, dem der Sturm der letzten Nacht vergeblich zugesetzt hatte. Die Spuren des Windbruchs waren nur gering.

Plötzlich verhielt Hanno sein Pferd und lugte durch das Gebüsch nach der Waldlichtung hinüber, von der eine wohlbekannte Stimme an sein Ohr schlug. Ein Trupp Waldarbeiter war am Waldrand, wo der Sturm stärker gehaust hatte, mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt, und mitten unten ihnen stand neben ihrem schlanken Goldfuchs Fräulein von Reinach und gab den Arbeitern die notwendigen Weisungen.

Reglos hielt er hinter dem Unterholz. Seine Augen hingen wie gebannt an Lias Gestalt. Wie bestimmt sie ihre Anordnungen traf! Hanno konnte den Blick lange nicht von ihr lassen; dann lenkte er in einem plötzlichen Entschluss sein Pferd auf die Lichtung und ritt langsam auf die Gruppe der Arbeiter zu.

„Guten Morgen, Lia!“, rief er.

Sie zuckte leicht zusammen und wandte sich nach ihm um. Grüßend zog er die Reitmütze und sah Lia mit seltsam glühenden Augen an.

Sie konnte es nicht hindern, dass ein leichtes Rot über ihr Antlitz huschte, aber sie zwang sich zu einer kühlen Miene.

„Guten Morgen, Hanno!“, erwiderte sie ruhig; dabei streifte sie ihre Handschuhe über. Dann trat sie an ihr Pferd heran, um aufzusteigen, und winkte einen der Leute herbei, um ihr in den Sattel zu helfen. Aber im selben Augenblick war Hanno auch schon abgestiegen und trat zu ihr.

„Gestatten Sie, dass ich Ihnen diesen Dienst leiste!“ Er hielt ihr die Hand hin, in die sie nur zögernd den Fuß setzte.

Mit einem kräftigen Ruck hob er sie empor und reichte ihr die Zügel.

Sie dankte kurz und höflich.

„Reiten Sie nach Hause, Lia?“, fragte er und schwang sich ebenfalls in den Sattel. Mit einem kurzen „Ja“ antwortete sie.

„Gestatten Sie, dass ich mich Ihnen anschließe, bis unsere Wege sich trennen?“

Um ihre Lippen zuckte es leise. „Ich will Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen.“

Er sah von der Seite in ihr abgewandtes Gesicht.

„Soll das heißen: Sie sind mir lästig?“, fragte er.

Sie zuckte die Schultern. „Lästig? Nein! Aber ich will Sie einer unbequemen Höflichkeitspflicht gern entbinden.“

Ihre ablehnende Haltung reizte ihn. Er war es gar nicht gewöhnt, von Frauen abweisend behandelt zu werden. Aber er beherrschte sich und sagte: „Ich beobachtete Sie vorhin, wie Sie zusammen mit den Arbeitern eine Birke aufrichteten, und freute mich Ihrer jungen Kraft.“

„Schade, dass ich das nicht gewusst habe, wir hätten noch eine Hilfe brauchen können.“

Er sah sie einen Augenblick verblüfft an, dann lachte er. Es war ein frisches Lachen, das ihr wider Willen gefiel. „Daran habe ich wahrhaftig nicht gedacht.“

„Und wenn Sie daran gedacht hätten, hätten Sie dann wohl geholfen?“

„Wenn ich daran gedacht hätte, sicher. Zweifeln Sie daran?“

„Allerdings“, erwiderte sie ehrlich.

„So muss ich Ihnen bisher in einem sehr ungünstigen Licht erschienen sein.“

Sie zuckte die Schultern, ohne zu antworten. Als auch er schwieg, sagte sie nach einer kleinen Pause: „Wozu das alles, Hanno? Glauben Sie etwa, dass ich nicht wüsste, wie wenig verwandtschaftliche Gefühl man auf Oberlankwitz für mich hegt? Auch die Meinung Ihrer Mutter über mich ist mir nur zu gut bekannt.“

Er zuckte zusammen. „Wer sagt Ihnen, dass ich die Meinung meiner Mutter teile?“

Dabei sah er in ihr stolzes Gesicht. Es tat ihm weh, dass sie von seiner Mutter so gekränkt worden war.

„Ich teile die Meinung meiner Mutter durchaus nicht! Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort darauf“, versicherte er.

Langsam wandte sie ihm ihr Gesicht zu und sah ihn an. In ihren Augen lag ein seltsamer Ausdruck. Ihre Lippen bebten leise, als sie mit unsicherer Stimme sagte: „Ich danke Ihnen für diesen Glauben. Ich wollte, ich könnte es Ihnen beweisen, dass mir nichts ferner liegt, als mich um ein Erbe zu bemühen, auf das Sie ein größeres Anrecht haben als ich. – Aber hier trennen sich unsere Wege, ich muss eilen, nach Haus zu kommen. Guten Morgen!“

Und ehe er noch ein Wort erwidern konnte, sprengte sie im Galopp davon.

***

Daheim erwartete Hanno eine neue, unangenehme Nachricht, ein Schreiben, in dem ihm die dritte Hypothek auf Oberlankwitz gekündigt wurde. Ein Schlag, der ihn völlig unvorbereitet traf, ebenso wie seinen Inspektor, an den er sich sofort um Rat wandte.

„Raten Sie mir, lieber Brandner, was soll ich tun? An wen könnte man sich wenden?“

Die Miene des Inspektors hatte sich umwölkt. „Das ist ein schwerer Schlag, Herr Baron. Oberlankwitz hat in den letzten Jahren bedeutend an Wert verloren, und nach meiner Meinung ist das Gut schon mit den beiden ersten Hypotheken reichlich belastet. So leicht wird sich niemand finden, der diese dritte Hypothek ablöst. Das hat uns gerade noch gefehlt, Herr Baron.“

Hanno sann hin und her, an wen er sich um Hilfe wenden könnte, und ein nie gekanntes Gefühl der Unsicherheit kam über ihn.

Der Inspektor nannte ein paar Namen, an die man sich vielleicht noch wenden konnte; viel Vertrauen schien er aber zu diesen Bittgängen selbst nicht zu haben. Mutlos verließ ihn Hanno.

Die nächsten Tage waren voller Aufregung. An eine Tür nach der anderen klopfte Hanno an, um jemand zu finden, der für die abzulösende Hypothek eintrat. Aber überall begegnete er nur bedauerndem Schulterzucken. Jeder sagte ihm, was ihm sein Inspektor Brandner schon gesagt hatte, dass Oberlankwitz mit den beiden ersten Hypotheken zur Genüge belastet und im Wert bedeutend zurückgegangen sei.

Seiner Mutter hatte er geschrieben und ihr geschildert, wie sehr sich die Verhältnisse in den letzten Tagen zugespitzt hatten. Aber statt eines Trostes von ihrer Seite kam nur ein kurzer Brief, in dem es hieß:

Komm sofort hierher und halte um die Hand der Baroness an. Du wirst mit offenen Armen aufgenommen werden. Einen anderen Ausweg kann ich dir nicht zeigen.

Hanno war zumute, als stehe ihm seine Mutter plötzlich wie ein fremder Mensch gegenüber. Vor dem Ausweg, den sie ihm zeigte, graute ihm, er konnte ihn nicht gehen.

Als er, den Brief der Mutter noch in der Hand haltend, trostlos vor sich hinstarrte, kamen ihm plötzlich die Worte in den Sinn, die sein Inspektor heute Morgen zu ihm gesprochen hatte: „Gehen Sie doch zu Ihrem Herrn Onkel! Schlimmstenfalls ist auch das ein vergeblicher Weg. Aber Sie haben dann doch wenigstens alles versucht.“

Hanno rang lange mit sich. Dieser Weg erschien ihm der schwerste und aussichtsloseste. Aber er war in den letzten Tagen so mürbe geworden, dass er sich doch zu dem Entschluss aufraffte, nach Niederlankwitz zu reiten.

Kornelia von Reinach stand auf der Veranda und wartete auf Onkel Joachim, der eben sein Mittagsschläfchen beendet hatte.

Sie hatte Hanno nicht kommen sehen und zuckte zusammen, als der Diener heraustrat und meldete: „Gnädiges Fräulein, der junge Herr Baron von Oberlankwitz ist soeben angekommen und möchte den gnädigen Herrn sprechen.“

Einen Moment überlegte sie. Dann sagte sie hastig: „Führen Sie Herrn von Lankwitz hierher, Onkel wird gleich da sein.“

Der Diener entfernte sich, und unmittelbar darauf trat Hanno auf die Veranda.

Lia erschrak über sein blasses Aussehen.

„Verzeihung, wenn ich störe, Lia. Ich möchte Onkel Joachim sprechen“, sagte er, sich verneigend.

Lia zwang sich zur Ruhe. „Bitte, nehmen Sie einen Augenblick Platz, Hanno! Ich will Onkel sagen, dass Sie hier sind.“

Er verneigte sich dankend und ließ sich in einem der Korbsessel nieder. Mit unruhigen Blicken sah er der schlanken Mädchengestalt nach. Wie würde Onkel Joachim seinen Besuch wohl aufnehmen? Als Lia eben den großen, an die Veranda stoßenden Saal durcheilen wollte, kam ihr Onkel Joachim schon aus seinen. Zimmern entgegen.

„Wohin so eilig?“, fragte er verwundert.

„Ich wollte zu dir, Onkel, und dir sagen, dass Hanno eben gekommen ist und dich zu sprechen wünscht.“

Der alte Herr sah sie durchdringend an, dann strich er sanft über ihre blassen Wangen. Auf der Schwelle zur Veranda blieb er einen Augenblick stehen und tat überrascht. „Das muss ich sagen, ein seltener Besuch! Du, Hanno, bei uns in Niederlankwitz? Das ist ja beinahe ein historisches Ereignis!“

Hanno hatte sich erhoben. „Ich möchte dich gern in einer dringenden Angelegenheit sprechen, Onkel Joachim“, sagte er sichtbar erregt.

Der alte Herr reichte ihm die Hand und wies auf den Korbsessel, aus dem sich Hanno erhoben hatte. „Soso! Nun, weißt du mein Junge, da musst du dich schon noch ein paar Minuten gedulden, bis Lia den Kaffee gereicht hat. Solange hat es doch Zeit?“

Hanno verneigte sich zustimmend. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Schweigend blickte er um sich. Wie lange war er nicht in Niederlankwitz gewesen? Jahre waren seit seinem letzten Besuch ins Land gegangen. Und doch war es ihm, als sei es erst gestern gewesen, so wenig hatte sich hier verändert.

Während die Herren den Kaffee nahmen, wurde nur wenig gesprochen, aber Lias Augen blickten immer wieder bittend zu Onkel Joachim hinüber.

Der alte Herr wusste genau, um was diese Augen so flehend baten. Hatte ihn Lia doch schon während der letzten Tage, seit sie gehört hatte, in welchen Schwierigkeiten sich Hanno befand, gebeten: „Wenn er zu dir kommt und dich um Rat und Hilfe bittet, Onkel Joachim, so schicke ihn nicht fort. Lass ihn nicht untergehen, er ist doch ein Lankwitz!“

Hanno wurden die kurzen Minuten zur Ewigkeit, bis der alte Herr endlich seine Tasse hinstellte und sagte: „Nun also, dann komm bitte mit in mein Arbeitszimmer, dort sind wir ungestört.“

Als sie in das Arbeitszimmer des alten Herrn getreten waren, schob Joachim von Lankwitz seinem Neffen den Zigarettenkasten hin und deutete einladend auf einen Sessel. Hanno ließ sich in den Sessel nieder.

„Danke, ich möchte jetzt nicht rauchen, Onkel Joachim.“

„Nun, wie du willst. Aber mir gestattest du eine Zigarette. Nach dem Kaffee ist das so meine Gewohnheit.“

„Bitte, lass dich nicht stören.“

Der alte Herr zündete sich eine Zigarette an und ließ sich Hanno gegenüber nieder. „Also, was hast du mir zu sagen, mein Junge?“

Hanno atmete tief auf. „Es ist mir nicht leicht gefallen, Onkel Joachim, mit meinem Anliegen zu dir zu kommen. Ich habe erst alles andere versucht und alle möglichen Schritte unternommen. Es war aber alles vergeblich. Und nun komme ich schweren Herzens mit einer großen Bitte zu dir. Mir ist die dritte Hypothek auf Oberlankwitz gekündigt worden, bis zum Herbst muss ich das Geld beschaffen, würdest du dich nicht entschließen können, diese Hypothek zu übernehmen, Onkel?“

Joachim von Lankwitz stieß den Rauch seiner Zigarette heftig von sich und sah Hanno scharf an. „Hältst du mich wirklich für so leichtsinnig, Junge? Denkst du, ich werfe mein Geld in einen bodenlosen Abgrund? Du weißt doch so gut wie ich, dass Oberlankwitz, so wie die Dinge jetzt liegen, schon mit den ersten beiden Hypotheken überlastet ist. Dass man dir die dritte Hypothek kündigen würde, war vorauszusehen. Als diese Hypothek vor zirka zehn Jahren aufgenommen wurde, war Oberlankwitz noch bedeutend mehr wert als jetzt. Ich bedaure den Mann, dem diese Hypothek gehört, denn er wird schwerlich zu seinem Geld kommen. Ersatz wirst du kaum schaffen können, und lässt es der Hypothekenbesitzer wirklich zum Äußersten kommen und bringt Oberlankwitz unter den Hammer, dann fällt die dritte Hypothek glatt aus. Du siehst, ich überblicke die Sachlage ganz klar. Den Weg zu mir hättest du dir also sparen können. Dass es dir schwer gefallen ist, glaube ich dir gern.“

Ganz ruhig und sachlich hatte der alte Herr gesprochen, und nur in seinen hellen Augen funkelte es lebhaft.

Hanno presste die Lippen fest zusammen, dann sagte er tonlos: „Es war meine letzte Hoffnung, Onkel Joachim. Ich sehe jetzt ein, dass du Recht gehabt hast, mich zu warnen. Ich war unverantwortlich leichtsinnig und habe deine Ermahnung in den Wind geschlagen, weil ich nicht glaubte, dass es um uns so schlecht stünde. Den Ernst der Lage habe ich jedoch erst in den letzten Wochen überblicken gelernt. Aber da war es schon zu spät. Ich will nichts beschönigen und nichts entschuldigen, aber bei uns hat jeder in den Tag hineingelebt. Jetzt ist mir zumute wie einem Nachtwandler, der auf schwindelndem Weg plötzlich. angerufen wird und nun entsetzt den Abgrund sieht, in den er stürzen muss, wenn sich ihm nicht eine rettende Hand bietet. Willst du das nicht tun, wenn ich dich herzlich darum bitte? Ich gebe dir mein Wort, es soll nun alles anders werden. Ich will mich einschränken bis zum Äußersten und auch Mama darum bitten, dass sie es tut. Hilf mir, Onkel Joachim! Du allein kannst es!“

Aufatmend schwieg Hanno und sah den alten Herrn flehend an.

Ein Jammer ist’s, dass sie mir den Jungen verdorben haben. In meiner Hand wäre etwas Besseres aus ihm geworden, dachte der alte Herr. Sich aufrichtend machte er eine Bewegung, als schiebe er etwas weit von sich. „Wenn ich dir jetzt helfen würde, wäre doch bald alles wieder beim Alten! Du bist zu leichtsinnig, als dass du dich plötzlich ändern könntest. Nein, mein Junge, dazu hast du nicht die Kraft! Allein brächtest du das jedenfalls nicht fertig, wenn nicht eine starke Hand dich führt und deine Mutter in ihren übermäßigen Geldausgaben beaufsichtigt. Was sagt deine Mutter denn zu dem allem?“

„Mama ist nicht zu Hause. Sie hält sich in einem Schweizer Kurort auf.“

Joachim von Lankwitz lachte zornig auf. „Das sieht ihr ähnlich. Hast du ihr geschrieben, wie es steht?“

„Ja, Onkel Joachim.“

„Nun – und? Was hat sie dir geantwortet?“

„Sie bittet mich, zu ihr zu kommen. Sie ist mit der Baronin und der Baroness Lucknow zusammen. Doch das teile ich dir unter strengster Diskretion mit: Mama hat mit der Baronin den Plan geschmiedet, mich mit der Baroness, die bekanntlich Millionärin ist, zu verheiraten. Die Baroness ist einverstanden.“

Es zuckte und wetterleuchtete im Gesicht des alten Herrn.

„Soso! Die Baroness Lucknow! Deine Muter ist doch ein Genie! Nun, und du? Ich begreife nicht, dass du bei solchen Aussichten dir den unangenehmen Weg zu mir gemacht hast, statt dich auf die Bahn zu setzen und deine Mutter aufzusuchen.“

Hanno sah ihn verwundert an. „Kennst du die Baroness, Onkel Joachim?“

Der alte Herr warf den Rest seiner Zigarette in die Aschenschale. „Jawohl, ich kenne sie.“

Mit großen, ernsten Augen blickte ihn Hanno an. „Dann wirst du begreifen, dass ich diesen Ausweg unmöglich wählen kann – lieber klopfe ich Steine.“

Hanno hatte die Worte heftig hervorgestoßen.

Der strenge Ausdruck im Gesicht des alten Herrn milderte sich ein wenig. „Soso – lieber Steine klopfen –, drüben in Amerika natürlich? Aber das ist nicht so leicht, mein Junge; das will auch erst gelernt sein.“

Hanno erhob sich und richtete sich straff auf. „Nach Scherzen ist mir nicht zumute, Onkel Joachim.“

„Du glaubst, ich scherze? Nein, dazu ist mir vielleicht noch weniger zumute als dir, denn mir kann es nicht gleichgültig sein, wenn Oberlankwitz unter den Hammer kommt. Also, setze dich ruhig wieder.“

Hanno folgte dem Wink des Onkels. „Du würdest mir also unter keiner Bedingung helfen, Onkel Joachim?“

Der alte Herr sah eine Weile nachdenklich vor sich hin. Dann hob er den Kopf und blickte Hanno an. „Unter ganz bestimmten Bedingungen würde ich vielleicht – ich sage ausdrücklich vielleicht – die Hypothek ablösen. Diese Bedingungen müsstest du erfüllen, weil sie nach meiner Ansicht allein die Garantie dafür böten, Oberlankwitz wieder zu dem zu machen, was es war.“

Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in Hannos Augen auf.

„Welche Bedingungen wären das, Onkel Joachim?“

Wieder zögerte der alte Herr eine Weile. Dann erhob er sich und trat vor Hanno hin. „Ich will dir die Bedingungen nennen. Aber erst gib mir dein Ehrenwort, dass das, was ich dir jetzt sage, unter uns bleibt, gleichviel, wie du dich entscheiden wirst.“

Hanno sah vertrauensvoll zu ihm auf. „Mein Ehrenwort, Onkel Joachim.“

„Gut.“

Der alte Herr ließ sich wieder nieder und rückte seinen Sessel nahe an Hanno heran. „Also, höre zu“, fuhr er fort. „Meine Bedingungen sind folgende: ‚Erstens: Du nimmst sofort den Abschied, denn dein flottes Leutnantsleben verschlingt zu viel Geld. Zweitens: Du verpflichtest dich ehrenwörtlich, deiner Mutter eine von mir zu bestimmende Rente zu zahlen für ihre persönlichen Bedürfnisse und darüber hinaus keinen Pfennig zu bewilligen. Und drittens würde ich verlangen, dass du dich verheiratest – und zwar mit meiner Nichte Kornelia von Reinach.‘“

Hanno fuhr bei den letzten Worten jäh empor. „Onkel Joachim!“

Der alte Herr legte beschwichtigend seine Hand auf Hannos Arm. „Höre mich erst ruhig an! Ich habe Gründe, diese drei Bedingungen zu stellen. Das Schicksal von Oberlankwitz liegt auch mir am Herzen, sonst würde ich gar nicht erst mit dir verhandeln. Auch dich möchte ich nicht gern verloren geben. Am Ende steckt trotz deines Leichtsinns doch noch ein guter Kerl in dir. Es hat mich lange geschmerzt, dass ich alles so kommen sah, und ich hatte einen tiefen Groll gegen dich. Aber trotzdem, gut bin ich dir doch, wenn ich auch Lia zu meiner Universalerbin eingesetzt habe. Sie ist willenstark und zielbewusst. Wenn du Lia zur Frau bekämst, ich glaube, dann wäre noch etwas aus dir zu machen. Eine verständige, tüchtige Frau vermag viel über einen Mann, so gut wie eine untüchtige, unverständige ihn zugrunde richten kann. Und wenn Lia in Oberlankwitz Herrin würde, dann würde das Gut mit meiner Unterstützung wieder aufblühen. Ich hätte dann das Bewusstsein, dass Ober- und Niederlankwitz eines Tages wieder zusammengehörten und dass ein Lankwitz darauf säße wie seit Vorväterzeiten. Nun kennst du meine Bedingungen, jetzt kannst du reden.“

Hanno war im Augenblick keines Wortes mächtig. Das, was ihm der alte Herr eben sagte, hatte einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er sah im Geist wieder Lia vor sich, so, wie er sie neulich im Wald gesehen hatte.

Es flutete ein seltsam warmes Empfinden über seine Seele. Das war ein anderes Gefühl, als wenn ihm zugemutet würde, die Baroness Lucknow zu heiraten. Lia von Reinach war ein kraftvolles, jugendschönes Geschöpf, das einen Mann wohl beglücken konnte. Und sie war imstande, ihm Hochachtung und Sympathie einzuflößen, wenn er sie auch nicht liebte.

Die beiden anderen Bedingungen seines Onkels erschienen Hanno, wie die Dinge lagen, annehmbar. Half ihm Onkel Joachim jetzt nicht, dann war es ohnedies mit dem Offiziersberuf vorbei, und seiner Mutter stand Schlimmeres bevor als nur eine gewisse Einschränkung.

Der alte Herr ließ ihm ruhig Zeit zum Überlegen und störte ihn nicht. Dass Hanno nicht sofort mit beiden Händen zugriff, gefiel ihm sogar.

Lange saßen sich die beiden Männer stumm gegenüber.

Erst nach einer ganzen Weile hob Hanno den Kopf. Er atmete tief auf und sagte, seine Erregung meisternd: „Du siehst mich etwas fassungslos, Onkel Joachim. Deine ersten beiden Bedingungen zu erfüllen, würde mir nicht schwer fallen, wie jetzt die Dinge liegen. Aber deine letzte Bedingung – du hast wohl nicht bedacht, dass ich die nicht allein erfüllen kann. Hier hat doch Lia das erste Wort zu sprechen.“

„Allerdings.“

„Weißt du denn, ob Lia willens sein würde, meine Frau zu werden?“ Der alte Herr zögerte mit seiner Antwort. Es stand fest bei ihm, dass er Lias Herzensgeheimnis, das sie sich vielleicht nicht einmal selbst eingestand, mit keinem Wort verraten dürfe. Außerdem war er ja seiner Sache durchaus nicht sicher, dass Lia, um Hanno zu retten, das Opfer bringen würde, ihm ihre Hand zu reichen.



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