Hedwig Courths-Mahler - Folge 171 - Hedwig Courths-Mahler - E-Book

Hedwig Courths-Mahler - Folge 171 E-Book

Hedwig Courths-Mahler

4,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Regina Darland kann es nicht fassen, als die Mutter ihr eröffnet, dass und warum sie Alfred Römhild heiraten muss. Verzweifelt sinnt Regina nach einem Ausweg. Doch es gibt keinen, wenn sie ihre Familie vor Schande bewahren will. Traurig schreibt sie Helmut Waldeck einen Abschiedsbrief. Dass sie ihm weh tun muss, schmerzt sie am meisten. Sie ahnt nicht, dass Helmut bereits einen Weg gefunden hat, Römhild unschädlich zu machen. Noch darf er ihr die Wahrheit nicht sagen, aber der Tag der Abrechnung ist nicht mehr fern ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 160

Bewertungen
4,0 (16 Bewertungen)
7
2
7
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Nun bist du endlich mein

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy/Bastei Verlag

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2202-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nun bist du endlich mein

Ergreifender Roman um die Seelenqualen eines jungen Mannes

Der junge Freiherr von Waldeck ist völlig verarmt. So nimmt er eine Stellung als Diener bei dem skrupellosen Geschäftsmann Alfred Römhild an, den er auf einer Weltreise begleiten soll. Kurz vor der Abfahrt lernt Helmut die reizende Regina Darland kennen. Er ist entsetzt, als er erfährt, dass sie die Braut seines Dienstherrn ist. Eine zufällig erlauschte Äußerung enthüllt ihm aber, dass Regina den Geschäftsmann verabscheut und selbst noch gar nichts davon weiß, welcher Opfergang ihr bevorsteht, um Ehre und Existenz ihrer Familie zu retten. Helmut, der sich unsterblich in Regina verliebt hat, ist entschlossen, sie von dem Zwang, den Römhild auf ihren Vater ausübt, zu befreien. Als Römhild sich während der Reise in ein Liebesabenteuer verstrickt und dabei einen eifersüchtigen Ehemann erschlägt, glaubt Helmut am Ziel seiner Wünsche zu sein. Doch noch muss er schweigen, auch Regina gegenüber …

Regi wartete mit bangem Herzen, was Helmut Waldeck – sie ahnte ja noch immer nicht, dass er ein Freiherr von Waldeck war, auch wusste sie nicht, dass er als Römhilds Diener die Weltreise machte – ihr auf ihre Zeilen, die sie einem Brief ihrer Schwester Gitta beigelegt hatte, antworten würde.

Gitta war viel früher, als eine Antwort von Helmut eintreffen konnte, auf dem Postamt gewesen, um nach einem postlagernden Brief für sie zu fragen. Es war selbstverständlich vergeblich. Aber eines Tages hielt sie doch den längst erwarteten Brief in Händen. Beschwingt eilte sie nach Haus, wo Regi wie immer ungeduldig wartete. Zum Glück waren die Eltern nicht daheim, die Schwestern waren allein. Gitta öffnete das an sie adressierte Kuvert, und als sie den Inhalt herauszog, sah sie sogleich, dass sich auch ein Brief für Regi darin befand. Jauchzend reichte sie ihn ihr hin, und dann sah sie auch das Bild, das Helmut beigelegt hatte. Sie blickte begierig darauf nieder, denn sie kannte ja Helmut noch nicht persönlich. Sehr befriedigt sah sie auf seine interessante männliche Erscheinung. Dann reichte sie Regi das Bild und vertiefte sich in den Inhalt des an sie gerichteten Schreibens.

Er lautete:

Mein sehr verehrtes gnädiges Fräulein. Sie ahnen wohl kaum, eine wie große Freude Sie mir gemacht und welchen heißen Wunsch Sie mir erfüllt haben, als Sie mir das Bild Ihres Fräulein Schwester sandten. Gott lohne Ihnen diese Tat! Ich kann Ihnen nie genug dafür danken, auch dafür nicht, dass Sie mir nun großmütig einen Weg erschlossen haben, auf dem es mir möglich sein wird, zuweilen eine Nachricht an Ihr Fräulein Schwester gelangen zu lassen oder eine Nachricht von ihr zu erhalten, auf der nicht wie bisher tausend neugierige Augen ruhen dürfen. Sie haben mir eine so große Wohltat erwiesen, dass ich tief gerührt bin durch Ihre Güte. Gestatten Sie mir die innige Bitte, mir weiter Ihre großmütige Hilfe angedeihen lassen zu wollen.

In dankbarer Ergebenheit

Ihr Helmut Waldeck

Gitta war tief befriedigt von der Wirkung ihres energischen Schrittes. Still saß sie da und blickte erwartungsvoll zur Schwester hinüber, die anscheinend einen viel längeren Brief erhalten halte und auf deren Gesicht immer wieder die Farbe wechselte.

Der Brief an Regi hatte folgenden Inhalt:

Mein sehr verehrtes gnädiges Fräulein! Endlich, endlich ist es mir vergönnt, Ihnen schreiben zu dürfen! Dass Ihr gütiges Fräulein Schwester sich meiner Herzensnot erbarmte und meine Sehnsucht nach einem Bild von Ihnen stillte, ist anbetungswürdig von ihr. Sie können nicht ahnen, wie sehr ich mir so ein Bild gewünscht habe. Sah ich Sie auch täglich und stündlich vor meinen geistigen Augen, so fürchtete ich doch immer wieder, dieses Bild meiner Fantasie könnte mir verblassen.

Nun habe ich Ihr Bild – und bin so glücklich, wie ich es fern von Ihnen überhaupt sein kann. Bitte, zürnen Sie mir nicht, wenn ich solchen Gefühlen Worte verleihe. Ich dürfte es ja eigentlich nicht, denn ich bin nichts als ein armer Schlucker; der mühsam um seine Existenz ringen muss.

Als ich von Ihnen ging, stand es noch viel schlechter um mich, und ich durfte Sie nicht beunruhigen mit der Bitte, mich nicht zu vergessen oder mir Nachricht zu geben. Jetzt steht es besser um mich, ich darf hoffen, in nicht zu ferner Zeit festen Boden unter die Füße zu bekommen und Ihnen dann ein sorgenloses, wenn auch bescheidenes Dasein bieten zu können. Deshalb wage ich es, Ihnen zu sagen, dass Sie mir unsagbar teuer sind, dass es für mich nur ein Glück gibt: Wenn Sie Ihr Leben mit mir teilen.

Ich will heute noch keine Antwort von Ihnen haben auf dieses Geständnis. Sie sollen sich in keiner Weise an einen Mann binden, der noch schwer zu ringen hat, ehe er es wagen kann, ein zweites Schicksal an das seine zu fesseln. Nur eines wüsste ich gern – ob ich hoffen kann, dass Sie mich nicht vergessen werden, dass ich eine Glücksmöglichkeit habe. Weiter sage ich Ihnen heute nichts – aber bitte, lassen Sie mich auf die Antwort nicht länger warten, als es sein muss! Ich hoffe, in Hawaii Ihre Antwort zu bekommen. Und mein Herz harrt dieser sehr unruhig entgegen.

Ich küsse Ihre lieben Hände und erwarte mein Schicksal.

Ihr getreuer und ergebener

Helmut Waldeck

Regi hatte den Brief zu Ende gelesen und atmete tief auf.

„Nun?“, fragte Gitta.

Regi drückte den Brief an ihr Herz.

„Ach, Gitta!“

„Mein Gott, was denn? Weshalb siehst du denn so blass aus? Hast du keine guten Nachrichten?“

Tränen stürzten Regi aus den Augen.

„Die besten, herrlichsten, Gitta, ich bin nur tief ergriffen. Verzeih, wenn ich dich den Brief nicht lesen lasse, er ist nur für mich bestimmt. Aber das sollst du wissen, dass er – dass ich ihm teuer bin. Er ist dir sehr – sehr dankbar. Und – ach, Gitta – ich bin so glücklich, wenn auch für ihn und mich der Weg nicht leicht sein wird. Er ist arm, er muss sich erst eine Existenz gründen. Er wird mir nur ein bescheidenes Los zu bieten haben. Aber was braucht man mehr, als dass man sich liebt!“

Gitta umarmte die Schwester.

„Da brauchst du nicht bange zu sein, der macht schon seinen Weg. Sieh dir doch nur sein energisches Gesicht an – prachtvoll sieht er aus! Ich bin sehr zufrieden mit meinem künftigen Schwager.“

Regina beantwortete noch an demselben Tag Helmuts Brief und sandte das Schreiben ungesäumt ab. Sie war ebenso glücklich über Helmuts Brief wie über sein Bild; und sie war Gitta richtig dankbar, dass sie die Initiative ergriffen hatte. Sie selbst hätte niemals den Mut dazu gehabt.

Wenige Tage, nachdem der Brief an Helmut fort war, raffte sich endlich Frau Darland auf, Regi auf ihr Schicksal, Römhilds Frau werden zu müssen, vorzubereiten. Sie fing es ganz vorsichtig an. Eines Nachmittags, als sie mit Regi allein war, sagte sie:

„Hast du bemerkt, Regi, dass Gunter Willbrecht sich eifrig um Gitta bemüht?“

„Ja, Mutti, ich habe es sehr wohl bemerkt.“

„Und Gitta scheint damit einverstanden zu sein, obwohl sie immer ein wenig aufbegehrt.“

„Das ist nun einmal ihre Art, Mutti, Gitta will doch nie zeigen, wie ihr ums Herz ist.“

„Es wäre allerdings eine fabelhafte Partie für Gitta.“

„Das ohne Zweifel!“

„Nun, ich denke, du wirst auch mit der Partie, die Vater für dich ins Auge gefasst hat, sehr zufrieden sein können“, stieß Frau Darland mit schwerem Herzen hervor.

Regina sah die Mutter betroffen an. Unsicher fragte sie:

„Wie meinst du das, Mutter? Vater soll eine Partie für mich ins Auge gefasst haben? Davon weiß ich doch gar nichts!“

Maria Darland wagte ihre Tochter nicht anzublicken, sie stichelte nervös an einer Handarbeit herum. Dann sagte sie leise: „Wir wollten nicht zu frühzeitig mit dir darüber sprechen. Jedenfalls hat sich schon vor Jahresfrist ein Mann mit der Bitte an Vater gewandt, dich ihm zur Frau zu geben, wenn – wenn er von seiner Reise zurückgekehrt sein würde. Und Vater hat ihm auch deine Hand zugesagt, denn eine ähnlich glänzende Partie dürfte dir nie wieder geboten werden.“

Regi ließ ihre Arbeit sinken, so dass sie zu Boden fiel. Mit erblasstem Gesicht erhob sie sich und trat dicht an die Mutter heran.

„Um Gottes willen, Mutter, von wem sprichst du? Wem hat Vater meine Hand zugesagt?“, fragte sie mit zitternden Lippen.

Die Mutter hätte am liebsten laut aufgeweint. Aber sie bezwang sich und antwortete ruhig:

„Da staunst du, nicht wahr? Ich will es dir also sagen, wer dein künftiger Ehemann sein wird – Alfred Römhild!“

Regina fuhr zurück, als habe man sie ins Gesicht geschlagen.

„Römhild?“, rief sie wie außer sich. Und dann sagte sie fest und bestimmt, wenn auch ihre Stimme bebte: „Niemals, Mutter!“

Auch die Stimme der Mutter bebte, als sie erwiderte:

„Aber Regi, einen derartigen Freier schlägt man doch nicht aus! Du weißt doch, dass Vater euch keine nennenswerte Mitgift geben kann, und wenn heute ein Mann um ein Mädchen wirbt, ohne Wert auf eine Mitgift zu legen, so ist das ein großer Glücksumstand. Römhild verzichtet auf jede Mitgift. Er liebt dich sehr, du weißt, wie er dich schon vor seiner Reise mit Aufmerksamkeiten überschüttet hat. Du wirst es gut haben, wirst die Herrin seines vornehmen Hauses sein, wirst dir jeden Wunsch erfüllen können. Man wird dich von allen Seiten beneiden.“

Heftig schüttelte Regi den Kopf.

„Niemand hätte ein Recht, mich zu beneiden, wenn ich Römhilds Gattin würde, Mutter, denn dann wäre ich das unglücklichste Geschöpf unter der Sonne. Ich liebe ihn nicht nur nicht, ich verachte und verabscheue ihn!“

„Aber Regi, wie kannst du so etwas sagen? Er hat dir doch nie Gelegenheit gegeben, ihn zu verachten“, kam es gepresst aus dem Mund der Mutter.

Regi sah ihre Mutter groß an. „Aber Mutter, ich weiß doch, dass auch du eine starke Antipathie gegen Römhild hattest. Wir wissen beide, dass er kein guter Mensch ist, und haben beide gefühlt, dass er einen unheilvollen Einfluss auf Vater ausgeübt hat.“

„Darin haben wir uns getäuscht, Regi, er hat im Gegenteil Vater aus einer sehr bedrängten Lage gerettet, damals, als er so enorme Verluste hatte. Vater ist ihm großen Dank schuldig.“

Regi krampfte die Hände zusammen.

„Trotzdem durfte Vater ihm niemals meine Hand zusagen, zum mindesten nicht, ehe er nicht mit mir darüber gesprochen hatte!“

„Das wollte Römhild nicht, du solltest es erst, erfahren, wenn er längere Zeit fort sein würde. Nur hinreichend zeitig genug sollten wir es dir sagen, damit du dich an den Gedanken gewöhnen könntest, seine Frau zu werden, sobald er von seiner Weltreise zurückkommen würde. Er – er liebt dich sehr und will nur dich zu seiner Frau machen.“

„Aber ich liebe ihn überhaupt nicht – im Gegenteil, er ist mir widerwärtig!“

Mit feuchten Augen sah die Mutter zu ihr auf.

„Kind, vergiss nicht, dass er Vater geholfen hat!“

Regi seufzte tief auf.

„Ich weiß nicht, Mutter, woran es liegt, dass ich ihm nicht dankbar sein kann. Es ist nicht nur Abscheu, was mich gegen ihn beseelt, nein – auch Furcht, eine unsinnige Furcht habe ich immer vor ihm empfunden. Nun weiß ich, was mir diese Furcht einflößte – sein – ja, sein begehrlicher Blick, sobald er mich ansah. Nein, Mutter, nein, ich kann niemals seine Frau werden, niemals!“

Frau Maria fasste zitternd ihre Hand.

„Regi, du bist nur erschrocken, mache dich nur erst mit diesem Gedanken vertraut! Ihr jungen Mädchen habt immer nur eine fantastische Vorstellung von Liebe und Ehe. In jeder vernünftigen Ehe kommt die Liebe von selbst“, sagte sie gegen ihre Überzeugung.

Regi presste die Hände aufs Herz.

„Das kann vielleicht möglich sein, wenn eine Frau einen Mann achtet, wenn er ihr zum mindesten sympathisch ist. Römhild ist mir unsympathisch, selbst jetzt noch, da ich weiß, dass er Vater nicht, wie ich fürchtete, unheilvoll beeinflusste, sondern ihm sogar geholfen hat. Aus einem edlen Herzen heraus hat er das sicher nicht getan, sondern wahrscheinlich nur, um Vater zu bewegen, ihm meine Hand zuzusagen. Ja, jetzt wird es mir klar: Er begehrt mich mit einer unreinen Leidenschaft, und die Ahnung von deren Vorhandensein flößte mir Grauen ein. Nie habe ich eine seiner Blumen in meinem Zimmer dulden mögen, ich kam mir durch seine Aufmerksamkeiten gedemütigt und beleidigt vor. Oh, mein Gott, Mutter, hilf mir doch! Das darf Vater doch nicht von mir verlangen, das doch nicht!“

Die Not und Angst, die aus Regis Worten klangen, erschütterten Frau Maria aufs Tiefste. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und flüsterte mit erstickter Stimme:

„Regi, Vater musste zustimmen Römhild zwang ihn dazu – er hält Vaters, hält unser aller Schicksal in den Händen.“

Regina schauerte zusammen. „Dann gnade uns Gott, Mutter! Aber lieber ertrage ich das Schlimmste mit dir und Vater, als dass ich Römhilds Frau werde.“

Angstvoll blickte die Mutter zu ihr empor.

„Regi, es kommt dir zu unerwartet, du kannst dich nicht so schnell mit diesem Gedanken vertraut machen. Bedenke erst in Ruhe alles und sage dir, von deiner Entscheidung hängt nicht allein dein Schicksal, sondern auch das unsere – auch das Gittas ab!“

Regi zuckte zusammen.

„Wieso auch das Gittas? Sie wird Gunter Willbrechts Frau werden, und in seiner Hut ist sie gut aufgehoben. Um Gitta sorge dich nicht!“

„Ach Kind, Gunter Willbrecht wird sich nie um Gitta bewerben, wenn er ahnt, was wir ihm verbergen müssen.“

Regi schüttelte die Mutter ganz verzweifelt an den Schultern.

„Um Gottes willen, was müssen wir ihm verbergen? Dass Vater von Römhild wahrscheinlich Geld geliehen hat? Nicht wahr, das ist es doch, womit er Vater in der Hand hat? Aber das wird Gunter Willbrecht nicht kümmern. Er ist reich, ihm macht das nichts. Er liebt Gitta, und sie liebt ihn wieder, und beide werden gewiss glücklich miteinander werden. Um Gitta brauchst du dich nicht zu sorgen.“

Frau Darland sank ganz zerbrochen in sich zusammen.

„Willst du denn nicht versuchen, dich an den Gedanken zu gewöhnen, Vaters Wort einzulösen? Es muss leider sein, Regi.“

„Nein, Mutter, nein, ich kann es nicht – ich kann es ganz bestimmt nicht“, erwiderte Regi fest, denn sie dachte daran, was sie Helmut Waldeck geschrieben hatte. Er hatte ihr Wort, dass sie auf ihn warten würde. Und nichts konnte sie bestimmen, dieses zu brechen.

Es klang so viel fester Wille aus ihren Worten, dass die Mutter sich sagte, Regi müsse auch das Schlimmste erfahren, um einzusehen, dass sie sich opfern müsse. Sie fasste der Tochter Hand mit krampfhaftem Druck. „Kind“, sagte sie ganz gebrochen, „da sollst du auch das Letzte erfahren: Römhild hält Vaters Ehre in den Händen. Wirst du nicht seine Frau, so liefert er Vater den Gerichten aus – er wird ins Gefängnis kommen. In seiner Verzweiflung und um uns nicht brotlos und existenzlos zu machen, hat Vater sich in einer bösen Stunde an ihm anvertrauten Mündelgeldern vergriffen, hat damit spekuliert, auf Römhilds Rat und mit dessen Willen. Die Spekulation schlug fehl, und Vater musste die von Römhild gebotene Hilfe annehmen. Römhild half aber nur unter der Bedingung, dass Vater ihm deine Hand zusagte, Vater musste das schriftlich tun, zugleich mit dem Bekenntnis seiner Schuld. An seinem Hochzeitstag mit dir will Römhild Vater das unselige Schriftstück zurückgeben und seine Schuld streichen. Nun weißt du alles.“

Regi war kraftlos in ihren Sessel zurückgesunken und starrte die Mutter geisterbleich an. Sie zitterte am ganzen Körper, und nur mühsam drängten sich jetzt die Worte über ihre Lippen:

„Siehst du, ich wusste, ich fühlte es, dass er Vater unheilvoll beeinflusste. Oh, er hat es schlau angefangen, Vater in seine Hand zu bekommen. Armer Vater! Aber Mutter – liebe Mutter, diesem Menschen könnt ihr mich doch nicht ausliefern?“

Sie stieß die letzten Worte hervor wie einen Schrei.

Verzweifelt sah die Mutter sie an.

„Was können wir anderes tun, Regi?“

Diese richtete sich mühsam auf.

„Ich weiß nicht, Mutter – ich bitte – lass mich jetzt auf mein Zimmer gehen! Das alles ist so furchtbar, so entsetzlich – ich vermag es noch nicht zu fassen.“

Wie eine Blinde mit ausgestreckten Händen ging Regi schnell hinaus. Sie musste allein sein, musste versuchen, mit sich ins Reine zu kommen.

Angstvoll blickte ihr die Mutter nach, sie wusste, was sie Regi zugemutet hatte. Wie sie sich aber entscheiden würde, wusste sie nicht.

Als ihr Gatte nach Hause kam, berichtete sie ihm weinend von ihrer Unterredung mit Regina. Er sank stöhnend in einen Sessel, und sie musste nun wieder ihn trösten und aufrichten. Als Gitta eine Weile später kam, merkte sie instinktiv, dass die Eltern wieder Sorgen hatten, und sie bemühte sich daher, sie aufzuheitern. Sie wollte dann Regi herbeiholen, aber die Mutter hielt sie fest.

„Lass Regi in Ruhe, Gitta, sie hat arges Kopfweh und wollte allein sein.“

Gitta ließ also von ihrem Vorhaben ab, aber es erschien ihr seltsam, dass Regi sich wegen eines an sich unbedeutenden Unwohlseins abschloss. Sie kannte es überhaupt nicht, dass Regi von Derartigem geplagt wurde. Als die Schwester auch nicht zu Tisch kam, fühlte sie sich sehr beunruhigt.

„Bitte, Mutti, lass mich nach Regi sehen, sie muss doch ernstlich krank sein, sonst würde sie zu Tisch kommen!“

„Lass sie in Ruhe!“, gebot der Vater rauer, als es sonst seine Art war.

Brigitta sah betroffen vom Vater zur Mutter. Sie spürte instinktiv, dass hier etwas nicht in Ordnung war. Aber sie schwieg und wollte abwarten, bis sie mit Regina gesprochen hatte, denn sie merkte mit ihrem klugen Sinn, dass mit Regina etwas geschehen war, das die Eltern mit Sorge erfüllte. Wie ein Blitz durchzuckte es sie: Sollten die Eltern dahinter gekommen sein, dass Regina an Helmut Waldeck geschrieben hatte?

Erst als Gitta zur Ruhe ging und zu diesem Zweck das mit Regi gemeinsam benutzte Schlafzimmer aufsuchte, sah sie die Schwester wieder und erschrak über deren bleiches, verstörtes Gesicht. Angstvoll umfasste sie die Schwester.

„Regi, was ist denn nur geschehen?“

Matt wehrte diese ab.

„Es ist nichts, Gitta – bitte frage nicht!“

„Aber um nichts siehst du doch nicht so elend aus! Du hast geweint, das sieht man deinen Augen an. Und Mutti hat auch geweint, und der Vater sieht so vergrämt aus. Sag mir doch, was es gegeben hat!“

Es zuckte in Regis Gesicht, und als sich Gitta in ihre Arme warf, sagte sie leise.

„Ich will es dir sagen, Gitta, wenn du mich dann nie mehr deswegen ansprechen willst. Versprich mir das!“

„Nun gut, ich verspreche es dir.“

Regi holte tief Atem.

„Also, Mutter hat mir heute gesagt, dass Vater meine Hand Alfred Römhild versprochen hat. Wenn er von seiner Reise zurückkommt, soll ich seine Frau werden. Du kannst dir denken, wie mich das getroffen hat.“

Gitta war blass geworden.

„Aber Regi, daran ist doch gar nicht zu denken, wie konnte Vater das tun?“

„Römhild hat ihm einmal einen großen Dienst erwiesen. Und da versprach er ihm seine Tochter zur Frau“, erwiderte Regi heiser.

„Aber – du liebst doch Helmut Waldeck! Und überhaupt, Römhild ist doch ein grässlicher Mensch! Niemals darfst du den heiraten!“

Leise strich Regi über Gittas Haar.

„Ich würde lieber sterben, Gitta, als mich Römhild fürs Leben überlassen. Aber nun halte dein Versprechen; wir wollen nicht mehr darüber reden.“

„Darf ich dich auch nicht trösten?“

„Es ist besser, ich werde allein damit fertig. Und nun wollen wir zur Ruhe gehen.“