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Wenn zwei eins werden Und sechs zwölf waren, Werden alle wiedergeboren zur selben Zeit, am selben Ort. 500 Jahre vor den Ereignissen in Grünthal, trafen schon einmal sechs der zwölf Seelen aufeinander. Ein fauler Zauber bringt Rachel, Samantha, Matt, Lucille, Fabian und Jan ins Jahr 1498. In St. Albons werden sie Zeugen der ersten Hexenprozesse. Doch schon bald geraten sie selbst in den Fokus der Kirche und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Denn einen Weg zurück gibt es nicht. In »Hexenwahn« unternimmt die Urban Fantasy Serie Ashuan einen Ausflug in die düstere Vergangenheit der Hexenprozesse und zeigt wie schnell Angst und Unwissen zu grausigen Verbrechen führen. Doch auch in Grünthal ist nicht alles eitel Sonnenschein. Missgünstige Mitschüler und rachsüchtige Göttinnen machen ihnen das Leben schwerer, als es ohnehin schon ist.
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Inhaltsverzeichnis
Table of Contents
Auf zum Hexentanz!
Hexenwahn! Teil 1
Hexenwahn – Teil 2
Viel Lärmen um Nichts!
Leseprobe
Kindheitserinnerungen
Andere Werke
Inhalt
Band 5 - Hexenwahn
Ashuan 1.5
Janna Ruth
© März 2019 Janna Ruth
www.janna-ruth.com
Jana Mittelstädt
67 Montgomery Avenue
Karori, Wellington 6012
NZ - New Zealand
Lektorat: Sabrina Weisensee
Covergestaltung: Marie Graßhoff
Ashuan Band 5
Die Jahrgangsstufe geht in Kleingruppen durch das verwinkelte, jedoch überraschend große Hexenmuseum. An den Wänden finden sich interessante Erklärungen über Bräuche, Hexenprozesse und mythische Figuren. Darunter stehen Ausstellungsstücke, die aus der Zeit der Hexenprozesse stammen oder dieser nachempfunden sind. Matt betrachtet ziemlich zweifelnd mehrere besonders furchterregende Masken, die angeblichDämonen darstellen. Lucille gesellt sich schmunzelnd zu ihm.
Lucille: Du kannst uns nicht mangelnde Fantasie vorwerfen.
Matt: (Grinst.) Das ist wohl wahr. (Er wendet sich einem weiteren Ausstellungsstück zu: eine behaarte Hose, die auf einem Haufen Münzen steht.) Ist das …?
Lucille: (Auch ein wenig überrascht.) Der Penis eines Teufels? Ich fürchte schon.
Matt: (Wahrlich befremdet.) Warum ist der an der Hose dran und nicht drin?
Lucille: (Studiert die Beschreibung.) Darüber sagen sie nichts, aber wer die Hose trägt, wird sehr reich und trägt natürlich einen Fluch.
Matt: So kann man es auch nennen.
Sie und Matt sehen sich an. Beide stellen sich vor, wie jemand diese Hose tragen würde, und müssen lachen. An anderer Stelle schlendern Samantha, Fabian und Rachel durch einen Raum, der sich mit den Merkmalen einer Hexe auseinandersetzt. Fabian und Rachel halten dabei Händchen. Die drei treffen auf Anni und Cheryl.
Anni: (Vergnügt.) Oh, hi Sammy. Du fühlst dich hier doch sicher wie zu Hause.
Cheryl: (Scheltend.) Das ist ihr Zuhause. Die Kessler war bestimmt ihre Ururoma. (Zu Samantha.) Hast du schon deinen Besen für den Ritt?
Fabian: Ha ha, bringt ihr den Witz eigentlich jedes Jahr? (Er greift Samantha am Ärmel.) Lass uns woanders hingehen.
Sie gehen in einen anderen Raum und finden sich inmitten der Foltergeräte aus dem 17. und 18. Jahrhundert wieder. Fabian verzieht das Gesicht.
Fabian: Ich hasse diesen Teil.
Rachel: Ich finde ihn irgendwie faszinierend. (Fabian hebt eine Augenbraue.) Ekelhaft, aber faszinierend.
Samantha: Im Vergleich dazu sind Cheryl und Anni doch wirklich harmlos. (Sie verzieht beim Anblick einer Folterbirne und ihrer Beschreibung das Gesicht.) Lasst uns lieber weitergehen.
Bevor sie das jedoch tun können, haben Cheryl und Anni sich bei ihr eingehakt und ziehen sie begeistert mit sich.
Cheryl: Wir müssen dir unbedingt etwas zeigen. (Flötet.) Sie ist gleich wieder da.
Fabian und Rachel bleiben entgeistert stehen. Als sie ihr folgen wollen, stellen sich wie zufällig Björn und Jennifer in ihren Weg. Samantha atmet erleichtert aus, als Cheryl und Anni mit ihr an dem Scheiterhaufen vorbeigehen, an dem bereits einige andere Mitschüler rumalbern. Stattdessen führen sie Samantha in einen anderen Raum, der sich dem Hexenprozess gegen Margarethe Kessler widmet, scheinbar ein lokaler Prozess. Im Zentrum befindet sich eine übergroße Waage mit zwei Käfigen. In dem unten aufliegenden Käfig liegt ein großer Stein, während der andere in der Luft hängt. Offensichtlich darf man dieses Ausstellungsstück berühren. Cheryl und Anni bedrängen Samantha und lassen ihr keine andere Wahl, als in den oben hängenden Käfig zu steigen. Einige Schüler wenden sich amüsiert dem Vorgehen zu.
Samantha: Sagt mal, spinnt ihr?
Anni schließt hinter Samantha die Tür und klemmt einen Kugelschreiber in das Schloss, das sich eigentlich nicht verriegeln lässt. Samantha sieht sie entsetzt an, aber Anni grinst nur. Cheryl gibt sich derweil ganz überrascht.
Cheryl: Oh, schaut euch das an! Sie wiegt ja gar nichts. Sam, du hast uns nie gesagt, dass du wirklich eine Hexe bist! Genau wie die Kessler.
Sie zeigt auf den Kupferstich einer hageren Frau mittleren Alters mit großer Nase und vorstehenden Zähnen. Ein bösartiges Funkeln schimmert in deren Augen.
Cheryl: Pass auf, dass dir nicht auch bald so eine Hasenscharte wächst.
Die Schüler schmunzeln und lachen vereinzelt. Samantha schluckt und ignoriert verbissen die anderen, während sie versucht, durch die Gitterstäbe des Käfigs den Kugelschreiber herauszulösen. Plötzlich ist Cian da und geht ihr zu Hand. Der Kugelschreiber klemmt ein wenig, aber schließlich bekommt er die Tür wieder auf. Währenddessen hat die Aufregung auch Matt und Lucille angelockt. Matt runzelt die Stirn bei dem Anblick, der sich ihm bietet.
Samantha: (Beschämt.) Danke.
Cian: (Lächelt und reicht ihr die Hand.) Na, komm, du Fliegengewicht. (Während Samantha aus dem Käfig klettert, wirft er Anni ihren Kugelschreiber zu.) Du hast da was verloren.
Anni: (Rollt die Augen.) Du bist so ein Spielverderber. (Zuckersüß zu Samantha.) War doch nur Spaß, oder?
Samantha verdreht nur die Augen und flüchtet zu Lucille, die sofort schützend einen Arm um sie legt und sie aus dem Raum führt. Cheryl geht derweil dazu über, Cian anzumeckern.
Matt: Was zur Hölle war das?
Samantha: (Genervt.) Eine Hexenprobe. Die Leute waren damals überzeugt, dass Hexen nichts wiegen dürfen, weil sie ja sonst nicht fliegen könnten.
Lucille: Und mit solch (Ironisch.) gänzlich unverfälschten Methoden hat man festgestellt, ob die Hexe etwas wiegt. Eine andere Methode war übrigens, sie gefesselt in ein Gewässer zu werfen. Wenn sie untergegangen sind, waren sie immerhin keine Hexen.
Matt: Hexen können fliegen?
Samantha: (Sarkastisch.) Ja, mit dem Besen. Wenn sie sich nicht gerade in eine Fledermaus oder Eule verwandeln.
Matt: O Mann, scheint so, als hätten die Menschen noch weniger Ahnung von Hexen als von Dämonen.
Samantha: Du kannst sie ja aufklären.
Matt verzieht das Gesicht. Mittlerweile sind sie in der modernen Geisterabteilung. Lucille sieht sich neugierig die Pendel und dann das Ouijabrett an. Dort treibt sich auch Jan herum und liest gerade interessiert die Beschreibungen und Beispiele von Poltergeistern.
Lucille: Ich überlege, ob ich mir so eins für die Party am Dienstag besorge.
Samantha: (Besorgt.) Lucille, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.
Jan: Ach, komm schon, die Dinger sind doch Fake. (Deutet auf die Beschreibung.) Hier, das ist alles nur wegen dem Carpenter-Effekt.
Lucille: Du kannst lesen. Wow.
Jan: (Überspielt ihre Spitze.) Hier steht echt eine Menge interessantes Zeug.
Matt: Klärt mich jemand auf, was es mit diesem Brett hier auf sich hat? Was ist der Carpenter-Effekt?
Samantha: (Ziemlich genervt.) Es ist ein ideomotorischer Reflex, bei dem man unbewusst geringe Muskelbewegungen ausführt.
Lucille: (Da Matt immer noch verwirrt dreinsieht.) Angeblich kann man mit Ouijabrettern Geister beschwören und ihnen Fragen stellen. Die Geister bewegen dann zur Antwort angeblich die Planchette, aber wie Samantha schon sagte, sind es nur Muskelzuckungen. Jedenfalls stehen die Leute dabei manchmal so unter Strom, dass sie Zuckungen bekommen und dann heißt es natürlich, sie wären besessen. Es ist eigentlich nur etwas Nervenkitzel unter den richtigen Bedingungen. (Beruhigend zu Samantha.) Und nein, wir werden es nicht ausprobieren. Ich wollte nur eins aus dem Souvenirshop als Dekoration für die Party mitnehmen.
Jan: Die Party wird mega.
Lucille: O ja, es wird geradezu magisch. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich zur Walpurgisnacht in Grünthal bin.
Samantha: Du hast echt was verpasst.
Matt sieht sie zweifelnd an.
Lucille: (Aufgeregt.) Das wird dieses Jahr alles nachgeholt.
Sie hakt sich bei Samantha unter und gemeinsam gehen die vier weiter. Ungesehen, bewegt sich unter dem Vitrinenglas die Planchette auf dem großen Brett langsam auf das »Hallo«.
In einem großen Saal, der für solche Feierlichkeiten wie geschaffen ist, hat Lucille zur Walpurgisfeier geladen. Von der Decke hängen falsche Spinnennetze und einige grausige Masken. Die Lichter sind gedämmt und eine Nebelmaschine sorgt für mystischen Rauch auf dem Boden. Als Dekoration gibt es Reisigbesen, einen mannshohen, rustikalen Spiegel und das Ouijabrett, sowie gruselige Gespensterattrappen. Es gibt ein Buffet mit delikaten Speisen und einer großen Schüssel Maibowle. Zusätzlich gehen aber auch zwei, drei Kellner durch die versammelte Schülermenge und reichen Häppchen und Getränke herum. Ein DJ legt Musik auf. Lucilles Gäste sind größtenteils verkleidet, so dass man nicht auf den ersten Blick erkennt, wer hinter welchem Hexen- oder Dämonenkostüm steckt. Lucille selbst hat einen großen Hexenhut auf und trägt einen vorne leicht gerafften Rock und ein Korsett, das ihr Décolleté hervorhebt. Matt ist bereits da und nippt an einem Glas Punsch. Dass man sich zur Walpurgisnacht verkleidet, scheint ihn nicht besonders zu interessieren.
Die anderen treffen gerade etwas verspätet mit Meg im Schlepptau ein. Im Gegensatz zu Lucille und Matt erinnern sie eher an schaurige Schreckgestalten. Samantha hat ihre Haare stark aufgepufft, so dass sie sich wie eine schwarze Wolke unter ihrem Hexenhut um ihr grün geschminktes Gesicht legen. Dazu trägt sie eine lange falsche Nase und sogar lange falsche Fingernägel zu einem Kleid, das eher an schwarze und graue Fetzen erinnert. Fabian trägt Teufelshörner und hat das Gesicht rot geschminkt, was sich geradezu furchtbar mit seinen Haaren beißt. Jan tritt ebenfalls mit einem beeindruckenden Paar Hörner auf und hat ein schwarz geschminktes Gesicht mit roten Akzenten. Zudem trägt er gelbe Kontaktlinsen. Rachel trägt einen fast sackähnlichen Rock. Auf dem Rücken hat sie einen falschen Buckel und in ihrem Gesicht trägt auch sie eine falsche Nase und einige übertrieben große Warzen. Meg, die an Jans Arm hängt, geht mit ihrem Outfit eher Richtung moderne Hexe mit zweifarbig geringelten Strümpfen und einem schwarzen Minikleid. Auch ihre Fingernägel sind lang, aber wo Samanthas krumm und wurzelartig aussehen, sind ihre spitz zugeschliffen und schwarz lackiert. Zusätzlich sieht sie ziemlich genervt aus.
Lucille: (Überwältigt.) Wow. Ich sehe schon, ich habe die Walpurgisnacht vollkommen unterschätzt. Das Make-up ist genial.
Samantha: (Deutet auf Fabian.) Alles sein Verdienst.
Fabian: (Verbeugt sich.) Danke, danke.
Lucille: Ich bin beeindruckt.
Jan: (Zu Lucille.) Du hast wild wegen dem Feuer getextet?
Lucille: Es sollte eigentlich heute tagsüber aufgebaut werden, aber derjenige, der sich darum kümmern wollte, hat sich nicht blicken lassen.
Jan: Holz habt ihr? (Auf Lucilles Nicken hin, küsst er Meg und lässt sie dann los, bevor er Fabian auf die Schultern klopft.) Na, los! Komm, Pfadfinder, wir machen Feuer.
Fabian: Du meinst, ich mache Feuer und du stehst rum und gibst mir unnütze Tipps?
Die beiden gehen los. Jan schnappt sich noch zwei Flaschen Bier.
Jan: Hilfreiche Tipps. Und ich halte dein Bier.
Fabian zuckt einverstanden mit der Schulter und die beiden verschwinden nach draußen.
Meg: (Zu Samantha.) Darf ich jetzt gehen? Oder muss ich mich den ganzen Abend mit dir langweilen?
Samantha: (Während Lucille die Stirn runzelt.) Du weißt, was unsere Eltern gesagt haben, Meg.
Meg: Ja, ja. Darf ich mir wenigstens etwas zu trinken holen oder musst du mich dazu auch an die Hand nehmen?
Samantha seufzt ergeben und Meg dreht sich auf dem Absatz um und geht.
Lucille: Die Party ist eigentlich eher für die älteren Schüler gedacht.
Samantha: Ich weiß, tut mir leid. Aber da kannst du dich bei Jan bedanken. Der hat Meg den Floh ins Ohr gesetzt, gemeinsam herzukommen.
Lucille: Sie sah nicht aus, als wolle sie hier sein.
Samantha: Na ja, meine Eltern sind nicht doof. Deshalb haben sie Meg nur mit der Auflage mitgehen lassen, dass ich auf sie aufpasse. Das passt weder ihr noch mir, aber ich bin wieder die Blöde.
Rachel: Auf jeden Fall hat Meg mal wieder richtig Motzlaune.
Matt: Lass sie motzig sein. Erklärt mir einer mal, warum ihr euch so komisch angemalt habt? Müsstet ihr nicht am besten wissen, dass Hexen und Dämonen anders aussehen?
Samantha: Ach, du trägst ein Kostüm? (Matt runzelt die Stirn.) Wusste nicht, dass du deine Dämonenhaftigkeit so öffentlich zur Schau stellen wolltest. Soll ich dir ein Schwert reichen? Etwas Gemetzel lockert bestimmt die Party auf.
Matt: (Prompt.) Ist dir bei dem Gedanken daran schon so schlecht, dass du dich deshalb grün angemalt hast?
Lucille: Hey, hey, Leute. Können wir nicht einfach die Party genießen? (Zu Matt.) Bei uns ist es üblich, dass man sich zur Walpurgisnacht verkleidet und so haben sich die Leute eben von jeher Hexen und Dämonen beziehungsweise Teufel vorgestellt.
Matt: (Noch nicht ganz überzeugt.) Grün?
Samantha: Meine Güte, nimm endlich Popkultur-Nachhilfe. Ich gehe nach Meg schauen.
Matt: In bester Laune ist die aber auch nicht.
Lucille: (Mit aufgesetztem Lächeln.) Möchte jemand Punsch?
Jan und Fabian sind dabei, das Holz für das Feuer aufzuschichten. Hin und wieder trinken sie einen Schluck von ihrem Bier.
Jan: Meinst du, du kannst Samantha nachher mal ein wenig beschäftigen, damit ich mit Meg ein Schäferstündchen einlegen kann?
Fabian: (Zweifelnd.) Du willst Meg hier abschleppen?
Jan: Na, wenn es irgendwo ein Zimmer für ungestörten Sex gibt, dann ja wohl hier.
Fabian: Ich weiß nicht.
Jan: Och, jetzt komm. Kehr du nicht auch noch den großen Bruder raus, nur weil du Meg kennst, seit sie ein Baby war.
Fabian: Meg ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich kann mit ihr nichts anfangen.
Jan: (Grinst.) Sollst du ja auch nicht. Dafür bin ich da. Also? (Bevor Fabian antworten kann.) Es sei denn, du hast heute Abend schon was vor.
Fabian: Was denn?
Jan: (Stößt ihn in die Schulter.) Na ja, du und Rachel, Mann. Habt ihr schon?
Fabian: (Konzentriert sich auf die Arbeit.) Nein.
Jan: Wie nein? Worauf wartest du denn? Eine Einladung?
Fabian: Es hat sich einfach noch nicht ergeben.
Jan: (Stöhnt.) Dann mach was dagegen. Plan etwas Romantisches oder nehmt euch hier etwas Zeit und ein Zimmer.
Fabian: Mhm.
Jan: Was ist los?
Fabian: Nichts. (Sieht endlich zu ihm auf.) Nichts ist los, Jan. Es rührt sich nichts. Ich denke nicht mal dran.
Jan: Uff. (Reicht Fabian dessen Bier und trinkt selbst.) Was meinst du damit, es läuft nicht? (Etwas verschämt.) Kannst du nicht?
Fabian: Ich will nicht.
Jan: Hä? Aber ihr seid doch …
Fabian: Ich mag Rachel und es ist schön mit ihr. Unkompliziert und einfach angenehm. Ich will nur einfach nicht mehr. Es … es kommt mir nicht in den Sinn, wenn wir zusammen sind.
Jan: Ey Alter, es ist das einzige, an das ich denke, wenn ich mit Meg rummache.
Fabian: Ja, vielleicht machen wir einfach nicht genug rum.
Er stellt die Flasche zur Seite und macht sich daran, das Feuer zu entzünden.
Jan: Aber das zwischen euch läuft noch?
Fabian: Ja, klar. Alles Bestens.
Jan: (Ungelenk.) Aber du bist nicht … Ich meine, mit Samantha hattest du doch, oder?
Fabian: Ja, klar. (Eine kleine Flamme entsteht.) Ich bin keine Jungfrau mehr, wenn du das wissen willst. Die Beziehung mit Rachel ist nur einfach anders.
Jan: (Wenig überzeugt.) Okay. (Nach einer Weile.) Na, wenn ihr damit glücklich seid.
Fabian: (Tritt vom Feuer zurück.) Ich denke schon.
Er nimmt seine Flasche auf und stößt mit Jan an, als die Flammen munter am Holzstapel lecken.
Meg hat am Buffetttisch Cheryl, Anni, Jennifer und Shayna getroffen. Die vier sind ähnlich wie Lucille eher sexy gekleidet, wenn sie überhaupt verkleidet sind.
Anni: Hallo, Meg.
Meg: (Überrascht.) Anni. (Sieht die anderen drei und vor Aufregung färben sich ihre Wangen rot.) Was kann ich für dich tun?
Anni: (Lacht.) Ach, Meg. Du sollst doch nichts für mich tun. Ich freue mich einfach, dich mal wieder zu sehen.
Cheryl: (Überraschend nett.) Hübsches Outfit.
Meg: (Völlig überwältigt.) Dankeschön. Ihr seht aber auch toll aus.
Cheryl: (Liebenswürdig.) Danke. Bist du mit Samantha hier?
Meg: (Rollt sofort die Augen.) Leider. Eigentlich mit Jan, aber meine Eltern sind der Meinung, dass ich einen Wachhund brauche.
Anni: (Mitfühlend.) Uuh, mein Beileid.
Jennifer: Du bist mit Jan zusammen?
Meg: (Stolz.) Schon ein halbes Jahr.
Cheryl: Wow. (Gießt ein Glas Punsch ein.) Möchtest du etwas Punsch?
Shayna: Cherry, da ist Alkohol drin.
Meg: (Nimmt das Glas.) Ich bin nicht Sam. Ich habe schon öfter was getrunken.
Jennifer: Da du mit Jan zusammen bist, glaube ich das gerne.
Die anderen vier schenken sich auch etwas Punsch ein und trinken zusammen mit Meg.
Cheryl: Ich finde es super, dass du deinen eigenen Weg gehst. Wir dachten schon, du wärst genauso wie Sam.
Meg: O Gott, bloß nicht! Ich würde vor Langeweile sterben.
Die Mädels lachen daraufhin und Meg scheint sich pudelwohl zu fühlen. Etwas entfernt steht Samantha mit verschränkten Armen und beobachtet die Gruppe misstrauisch, als sie plötzlich von der Seite angesprochen wird.
Cian: Sam?
Er schiebt sich eine Teufelsmaske auf die Stirn und betrachtet sie mit offensichtlichem Vergnügen. Samantha sieht ihn nervös an.
Cian: Cooles Kostüm.
Samantha: (Verlegen.) Danke.
Cian: Ich stehe ja total darauf, wenn sich Mädchen trauen, sich so richtig zu verkleiden. Nicht immer nur dieses sexy Vamp, sexy Hexe, sexy Rotkäppchen.
Samantha: (Lacht nervös.) Wirklich?
Cian: Ja, total. Ich meine, es ist ja nur eine Nacht im Jahr. Da darf man auch mal Spaß haben. (Er winkt einen Kellner heran und fragt sie.) Willst du etwas zu trinken?
Samantha: Cola.
Cian nimmt zwei Gläser herunter und reicht eines davon Samantha.
Cian: (Stößt mit ihr an.) Ich hatte gehofft, dass ich dich heute hier treffe.
Samantha: Ach so?
Cian: Klar, ich wollte dich noch was zu den Oxidationsgleichungen fragen. (Als Samantha etwas enttäuscht wirkt, grinst er.) Das war ein Scherz. Als ob ich nichts anderes als Chemie im Kopf hätte zur Walpurgisnacht.
Samantha: Alles schon erlebt.
Cian: Nein, im Ernst, schön, dass du hier bist.
Samantha lächelt verlegen. Auf der anderen Seite des Saals steht Matt und betrachtet düster das Gespräch zwischen Cian und Samantha. Lucille unterhält sich in der Nähe gerade mit Adrian, während Rachel hinausgegangen ist. Auf einmal tritt Menuha neben Matt und stößt ihn an.
Menuha: Was schaust du so finster drei?
Matt: (Überrascht.) Was machst du denn hier?
Menuha: Ich wollte mir anschauen, wie Menschen sich amüsieren. (Matt hebt eine Braue.) Es geht auf jeden Fall gesitteter zu als daheim.
Matt: Ach was.
Er schaut wieder zu Cian und Samantha, die langsam gelöster wirkt und über Cians Scherze lacht. Matts Blick verdunkelt sich.
Menuha: Bist du eifersüchtig?
Matt: Was? Quatsch! Cian ist nur ein Arsch und das letzte Mal, als er sich auf einer Party an Samantha rangemacht hat, hat das in Tränen geendet. (Klingt etwas verschnupft.) Das ist alles.
Menuha: Oh, also machst du dir Sorgen um Samantha.
Lucille: (Hat den letzten Satz mitgehört.) Matt macht sich Sorgen um Samantha?
Matt furcht die Stirn, als Cian Samantha beiläufig über den Arm streicht.
Menuha: (Nickt.) Und ich glaube, er ist trotzdem eifersüchtig.
Matt: Warum sollte ich das denn sein?
Lucille: (Grinst.) O ja, warum denn nur?
Sie wechselt einen verschwörerischen Blick mit Menuha, während sich Matt genervt wegdreht.
Die Mädchen aus der Eliteclique und Meg stolpern angeheitert in ein leeres Zimmer. Anni hat das Ouijabrett aus dem Tanzsaal mitgenommen und lässt es fast auf den Boden fallen. Jennifer zieht die Tür zu, während Cheryl sich mit Meg auf eine Couch fallen lässt.
Cheryl: (Zu Anni.) Los, los, leg es ordentlich hin. (Zu Meg.) Glaubst du auch an Magie?
Meg: (Fast angewidert.) Ich? Auf gar keinen Fall. Das ist doch alles Humbug.
Cheryl: (Zieht sie hinunter zu dem Brett.) Aber du traust dich doch bestimmt, die Geister anzurufen, oder?
Meg: Ja, klar. Was willst du denn wissen?
Cheryl: Alles! (Sie kichert.) Alle die Finger aufs Brett. Meg, du stellst die Fragen.
Die fünf Mädchen setzen sich im Schneidersitz um das Brett herum und legen ihre Fingerspitzen auf die Planchette. Meg wirkt etwas nervös. Shayna macht auf ihrem Smartphone eine Kerzenapp an und legt es dann neben das Brett. Es dauert einen Moment, bis alle Mädchen ruhig sind und nicht mehr zappeln.
Cheryl: (Stößt Meg an.) Na, los, grüße den Geist.
Meg: (Vorsichtig.) Hallo. Ist da jemand?
Die Planchette bewegt sich augenblicklich auf »Ja«.
Jennifer: Es funktioniert.
Shayna: Aber nur, weil Cheryl geschoben hat.
Cheryl: So ein Quatsch. Frag was, Meg!
Meg: Ähm, wie viele Geister sind anwesend?
Es sieht so aus, als würden die anderen sich nicht entscheiden können. Erst huscht der Planchette zur »5«, dann zur »3« und bleibt schließlich auf der »1« liegen.
Anni: (Mault.) Einer ist langweilig.
Cheryl: Ich war's nicht.
Shayna: Ssh!
Meg: Bist du ein guter Geist?
Die Antwort lautet »nein«. Erschrocken will Meg die Finger zurückreißen, als sie Jennifer kichern sieht. Sie strafft die Schultern und fragt dann mit deutlich mehr Selbstbewusstsein.
Meg: Was hast du getan?
Es dauert einen Moment, doch dann fliegt die Planchette auf dem Brett hin und her, immer schneller werdend.
Shayna: Cheryl, lass das!
Anni: Ich habe jemanden verflucht?
Meg: Wen hast du verflucht?
Sie hat die Frage kaum ausgesprochen, als auch schon die Antwort kommt.
Anni: Den Erbfürsten von Wernigerode? (Etwas unwohl.) Wer von euch war das?
Die anderen sehen sie nur ahnungslos an. Derweil bewegt sich die Planchette weiter und produziert immer mehr Namen, die keinem der vier etwas sagen. Etwas unwohl zieht sich Cheryl von dem Brett zurück und die anderen tun es ihr gleich. Nur Meg hat die Finger noch auf der Planchette, die hin und her zuckt. Die Namen wollen einfach nicht abreißen.
Meg: (Atmet heftig.) Wer bist du?
Sie schreit auf, als ihr die Planchette plötzlich von den Fingern springt und sie selbst Zuckungen bekommt. Befremdet stehen die anderen vier auf. Währenddessen zuckt Meg immer heftiger, bis sie schließlich bewusstlos zusammenbricht. Zu diesem Zeitpunkt drängen die vier bereits in Panik aus dem Raum.
Cian und Samantha verstehen sich immer besser.
Cian: Robert ist echt so eine Marke. Wenn wir nicht aufpassen, jagt der uns noch alle in die Luft.
Samantha: Was denkst du, warum ich ihm immer nur die harmlosen Aufgaben gebe, wenn wir zusammenarbeiten?
Cian: Sehr gute Entscheidung. Sag mal, wollen wir vielleicht rausgehen? Es wird langsam dunkel und das Feuer brennt bestimmt schon.
Samantha: Ja, klar. Lass mich nur …
Shayna kommt aufgelöst auf sie zu und packt Samantha am Arm.
Shayna: Sam, du musst sofort mit mir kommen. (Samantha sieht Cian verwirrt an.) Deiner Schwester geht es nicht gut.
Sofort lässt Samantha alles stehen und liegen und eilt Shayna hinterher. Cian folgt den beiden besorgt. Zusammen eilen sie zurück in das Zimmer aus der vorigen Szene. Auf dem Boden liegt das Ouijabrett, aber von Meg ist keine Spur zu sehen.
Samantha: (Zieht scharf die Luft ein.) Ist das ein blöder Trick?
Shayna: Nein, überhaupt nicht. Wir haben einen Geist beschworen und Meg … Es sollte nur ein Spaß sein. Cheryl hat das Plättchen bewegt, da bin ich mir sicher. Aber dann hatte Meg plötzlich Zuckungen und … Ich weiß doch auch nicht, wo sie jetzt hin ist.
Cian: (Säuerlich.) Echt jetzt? Musst du bei dem Scheiß immer mitmachen?
Shayna: Wir haben nichts getan!
Samantha: Hier ist jedenfalls niemand.
Shayna: Ich sage die Wahrheit. (Unsicher.) Vielleicht ging es ihr ja gleich wieder gut.
Samantha verlässt genervt den Raum. Cian folgt ihr und wirft Shayna einen bösen Blick zu. Die wirft empört die Hände in die Luft und zieht hinter sich die Tür zu. Beobachtet werden die drei von Meg, die mit einem hinterhältigen Grinsen auf den Lippen mit dem Rücken an der Decke klebt.
Samantha läuft auf ihrer Suche nach Meg in Jan hinein.
Jan: Hey, hast du deine Schwester gesehen?
Samantha: Nein. Sie hat sich von Cheryl und den anderen einwickeln lassen und jetzt ist sie verschwunden.
Jan: Die können was erleben, wenn sie Meg auch nur ein Haar gekrümmt haben.
Samantha: (Sieht ihn überrascht an.) Danke.
Jan: Vielleicht haben die anderen gesehen, wo sie hin ist.
Cheryl, Shayna, Anni und Jennifer haben sich aufgeteilt und unterhalten sich mit verschiedenen Leuten auf der Party. Von Meg ist keine Spur zu sehen. Zögerlich geht Samantha mit Jan zurück zu Lucille, Matt und Menuha. Unauffällig stößt Lucille Matt mit dem Ellenbogen in den Rücken.
Lucille: Sei lieb.
Samantha: Habt ihr Meg gesehen? (Sie bemerkt Menuha.) Was macht denn deine Schwester hier?
Menuha: (Lächelt.) Feldstudien.
Matt: Was ist mit Meg?
Samantha: (Schaut sich abgelenkt um.) Sie war mit Cheryl unterwegs und jetzt ist sie verschwunden.
Matt: Vielleicht versteckt sie sich ja vor dir.
Lucille: (Entsetzt.) Matt!
Samantha: (Er hat sofort ihre Aufmerksamkeit.) Wenn sie sich vor jemandem verstecken muss, dann ja wohl von dir.
Matt: Die Leier schon wieder. Ich werde nicht jede Nacht zum blutrünstigen Killer.
Samantha: Einmal war schon schlimm genug.
Matt setzt zu einer biestigen Erwiderung an, als plötzlich die Lichter ausgehen. Plötzlich hört man das Geräusch von Flügelschlägen und die Schüler schreien erschrocken auf, als eine dunkle Masse Fledermäuse über ihre Köpfe hinwegrauscht. Erschrocken sieht sich Lucille um, während die Schreie langsam verklingen und von Gelächter abgelöst werden.
Adrian: Coole Effekte, Lucille!
Lucille lächelt und dreht sich dann mit Grabesmiene zu den anderen um.
Lucille: Was zur Hölle war das?
Fabian kümmert sich noch immer um das Feuer, um das sich langsam einige andere Leute versammeln. Rachel kommt zu ihm.
Rachel: Gefunden.
Fabian: (Legt einen Arm um ihre Schultern.) Na, du? Wie ist die Stimmung drinnen?
Rachel: Typisch Party. Mit fortschreitender Zeit werden die Leute immer dümmer.
Fabian: (Lacht darüber nur und küsst sie auf die Schläfe.) Hier draußen ist es ganz nett. Wird sogar langsam gemütlich.
Rachel: (Lächelt.) Das Feuer ist sehr gut geworden.
Fabian: Danke.
Rachel: Vielleicht ein bisschen hoch, aber es brennt ja noch runter.
Fabian: Zu hoch?
Rachel: Na für den Sprung. Du weißt doch, wer gemeinsam übers Feuer springt, bleibt für immer zusammen.
Fabian: (Zögert.) O ja. Ich glaube, das ist nichts für mich. Da hätte ich zu viel Schiss, dass ich doch irgendwie Feuer fange.
Rachel: (Runzelt die Stirn.) Im Zweifelsfall könntest du es doch löschen.
Fabian: Möglich …
Er will gerade noch etwas sagen, als über ihnen plötzlich die Fenster aufgestoßen werden und eine schwarze Wolke Fledermäuse den Saal verlässt. Erst, nachdem sich die Fledermäuse in alle Himmelsrichtungen verteilt haben, regen sich die beiden wieder.
Fabian: Also entweder hat Lucille wieder gezaubert oder wir haben ein Problem.
Ohne, dass Rachel etwas antwortet, laufen beide sofort ins Haus.
Noch immer ist der Strom ausgefallen, aber die Kellner verteilen gerade auf Lucilles Anweisung Kerzen im Saal. Dadurch gibt es zwar immer noch keine Musik, aber das scheint der Stimmung keinen Abbruch zu tun, denn die Gäste unterhalten sich aufgeregt über den Gruselfaktor der Party und Lucille wirkt sehr zufrieden mit sich. In einer dunklen Ecke haben sich Jennifer und Björn zum Knutschen zurückgezogen. Seine Hände massieren dabei ihren Po. Jennifer vergräbt ihre Hände in seinem Haar, als sie sich plötzlich irritiert von ihm löst und ihre Finger anschaut.