Jagdsaison - Janna Ruth - E-Book

Jagdsaison E-Book

Janna Ruth

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich Sommerferien! Nach dem verzweifelten Kampf um ihre Heimatstadt freuen sich die sechs Freunde auf Urlaub, Sonne, Freibad und vor allem Ruhe. Doch mit der ist es schnell vorbei. Matts dämonische Verwandtschaft hat die Jagdsaison eröffnet. Ihr Ziel: Die Sechs. Ashuan Staffel 2 kehrt zurück mit der altbekannten Mischung aus Teenager-Dramen, grausamen Dämonen und fantastischer Magie. Eine neue Herausforderung erwartet die sechs Jugendlichen, die nun ihr letztes Schuljahr beginnen. Zwischen Monsterkämpfen und Zukunftsplänen müssen sie herausfinden, wer sie wirklich sind und wohin ihr Weg sie führen soll. *** Enthält: 2x01 – Ewige Liebe 2x01 – Ewige Liebe Während die anderen ihre Ferien genießen, tritt Jan seine neue Arbeit in der Grünthaler Jugendherberge an. Als würde der tägliche Wahnsinn dort nicht reichen, fällt ihm im Herbergszimmer eines finnisches Pärchens ein abgerissener Kopf in die Hände. Zusammen mit Fabian und Lucille sucht er nach der Wahrheit. Doch die ist um einiges düsterer, als die drei es sich vorstellen können. 2x02 – Willkommen zu Hause! Sehnsüchtig erwartet Matt Samanthas Rückkehr von ihrer Kanadareise. Schließlich schuldet sie ihm noch eine Antwort auf seine Entschuldigung. Unterdessen planen die anderen eine Überraschungsparty für ihre Freundin. Doch die Feier wird zum Desaster, als Matts Bruder beschließt, Samanthas Kräfte zu testen. 2x03 – Duell auf Leben und Tod Die Schule hat wieder angefangen, als die Sechs auch schon auf ein unheimliches Verbrechen stoßen. Ein unsichtbarer Dieb treibt in Grünthal sein Unwesen. Als Lucille den Dieb stellt, lässt sie sich auf ein magisches Duell mit ihm ein. Dabei ahnt sie nicht, dass das Duell nur durch einen Tod sein Ende finden kann. 2x04 – Jagdsaison Matt hat beschlossen, seine Freunde diesmal aus seinen Familienangelegenheiten herauszuhalten. Doch dieser Plan findet ein jähes Ende, als sein Bruder Caspar in der Schule auftaucht und wild um sich schießt. Matt hat keine andere Wahl, als sich ihm zu stellen, wenn er nicht will, dass es erneut zu einem Blutbad kommt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jagdsaison

Ashuan 2.1

 

Janna Ruth

 

© September 2019 Janna Ruth

www.janna-ruth.com

Jana Mittelstädt

67 Montgomery Avenue

Karori, Wellington 6012

NZ - New Zealand

Lektorat: Sabrina Weisensee

Covergestaltung: Marie Graßhoff

Ashuan Staffel 2 – Band 1

 

Jagdsaison

Inhaltsverzeichnis

Episode 01: Liebe über die JahrhunderteEpisode 02: Willkommen zu Hause!Episode 03: Duell auf Leben und TodEpisode 04: Jagdsaison

NachwortAndere Werke

Staffel 02 – Episode 01

 

Liebe über die Jahrhunderte

Szene 1 – Freibad

 

 

Es sind Sommerferien in Grünthal und das Freibad ist gut gefüllt. Fabian tollt im Wasser mit Robert und einigen anderen Jungen herum. Sie werfen sich einen Ball zu, spritzen und tauchen sich unter Wasser. Am Beckenrand hört man ein paar anerkennende Pfiffe und zwei der Jungen recken die Hälse, um besser zu sehen. Fabian steht mit dem Rücken zum Rand und taucht gerade Robert unter. Dieser kommt prustend wieder an die Oberfläche und wischt sich das Wasser von den Augen. Er will sich gerade rächen, als er auch innehält und an Fabian vorbei zum Beckenrand schaut.

 

Robert: Ist das Lucille?

 

Fabian wirft einen Blick über die Schulter. Tatsächlich schlendert Lucille gerade auf den Beckenrand zu. Sie hat die Haare etwas kürzer und rotblond gefärbt. Außerdem trägt sie einen hinreißenden Bikini, der ihr die momentane Aufmerksamkeit der Männerwelt verschafft. Mit zwei Schwimmzügen ist Fabian am Rand und sieht zu ihr auf.

 

Fabian: Du bist zurück.

 

Lucille schiebt ihre Sonnenbrille in die Haare und strahlt ihn an.

 

Lucille: Und wie ich das bin. Grünthal steht offensichtlich noch.

 

Fabian: (Verschmitzt.) Grad' so.

 

Lucille: Wo sind die anderen?

 

Fabian: Rachel ist in LA bei ihrem Vater, Sam ist noch in Kanada mit ihrer Familie und Jan hat endlich einen Job.

 

Lucille: Den hat tatsächlich jemand eingestellt?

 

Fabian: Er ist jetzt Mädchen für alles in der Jugendherberge am Hexenbuckel. Da ist grade 'ne Menge los.

 

Lucille: Und was ist mit Matt?

 

Fabian: (Sein Blick verdüstert sich etwas.) Von dem habe ich seit Beginn der Ferien nichts mehr gehört. Ich weiß nur, dass er einmal bei Samantha war und seitdem herrscht Funkstille.

 

Lucille: (Verwundert.) Bei Samantha? Hat sie gesagt, was er von ihr wollte?

 

Fabian: Nicht wirklich, meinte nur, dass sie über was nachdenken muss. (Schüttelt den Kopf.) Genug von dem. (Lächelt sie an.) Willst du ins Wasser kommen?

 

Lucille schüttelt den Kopf, setzt sich jedoch an den Rand und taucht die Beine neben Fabian ins Wasser.

 

Fabian: Und wie war dein Urlaub? (Ein wenig neidisch.) Oder sollte ich sagen, Urlaube?

 

Lucille: Bali war ein Traum. Die Strände, das Wasser, geradezu magisch. Frankreich war … (Zuckt mit den Schultern.) Na ja, ich bin gestern abgereist. (Fabian runzelt die Stirn.) Ich habe mit Jean Schluss gemacht.

 

Fabian: Jean?

 

Lucille: (Erst etwas verwirrt.) Ach ja, du hast ihn ja nie kennengelernt. Matts Austauschschüler von damals. Wir hatten eine Fernbeziehung, die eigentlich auch ganz schön war, bis daraus eine Nahbeziehung wurde.

 

Fabian: So schlimm?

 

Lucille: Schlimm war es nicht, aber es hat einfach nicht gepasst. Ich nehme mal an, wir bleiben in Kontakt, aber wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm.

 

Fabian: So wie du aussiehst, bist du sicher nicht lange allein.

 

Lucille: Olala. Höre ich da etwa ein Kompliment aus deinem Mund, Fabian Bendtfeld?

 

Statt zu antworten, spritzt er sie nass und Lucille schreit auf. Dann nimmt sie jedoch mit leuchtenden Augen Rache. Mit einem Lachen taucht Fabian unter und schwimmt ein paar Züge unter Wasser. Lucille sieht ihm lächelnd nach.

 

Szene 2 –Jugendherberge

 

 

Aus der Grünthaler Herberge treten zwei finnische Mädchen, Hanne und Mikaela. Mikaela ist braungebrannt, während Hanne unnatürlich blass wirkt und einen großen Sonnenhut aufhat. Beide tragen eine Badetasche. Da fällt Hanne gerade etwas ein.

 

Hanne: Ich habe meine Flasche oben vergessen. Wartest du kurz?

 

Mikaela nickt und schaut den Sechstklässlern auf dem Spielplatz zu. Währenddessen läuft Hanne nach oben und sucht eine Weile nach dem Schlüssel in ihrer Handtasche. Dann schließt sie auf und öffnet die Tür. Der Schlüssel fällt ihr aus der Hand, als sie in der Tür erstarrt. Auf dem unteren Bett liegt mitten auf der blütenweißen Decke ein abgerissener fahler Kopf. Die Augen wurden entfernt, so dass Hanne direkt in die blutenden Höhlen starrt. Dunkelrotes Blut hat die unmittelbare Bettwäsche durchtränkt. Das Rascheln der Vorhänge am offenen Fenster reißt Hanne aus ihrer Starre. Hastig schließt sie die Tür hinter sich und hebt den Kopf mitsamt Decke an. Sie trägt ihn so zum Fenster. Ihr Zimmer liegt am Hang, weshalb es unten abschüssig und dicht bewachsen ist. Ohne zu zögern, lässt Hanne den Kopf aus der Decke rollen und in die Büsche fallen. Dann stopft sie die Decke erst einmal in den Schrank, schnappt sich ihre Flasche und eilt aus dem Zimmer. Unten angekommen, dreht sich Mikaela zu ihr um.

 

Mikaela: Hast du alles?

 

Hanne: (Noch etwas durch den Wind.) Ja, ja, alles da. Lass uns gehen.

 

Sie hakt sich bei Mikaela ein und wirft dabei einen besorgten Blick zurück zur Herberge.

 

Szene 3 – Jugendherberge

 

 

Jan räumt im Esszimmer auf, als sein Telefon klingelt. Er sieht kurz aufs Display und klemmt sich das Telefon dann zwischen Schulter und Ohr, während er weiterarbeitet.

 

Jan: Guten Morgen, Süße. Du, ich bin gerade auf der Arbeit.

 

Meg: (Off.) Von gut kann hier keine Rede sein. Ich könnte schon wieder kotzen.

 

Jan: (Seufzt.) Sind deine Alten mal wieder am Zoffen?

 

Meg: (Off.) Ich glaube, die hören nie wieder auf. Man kann nicht einmal in Ruhe frühstücken.

 

Jan: Du Ärmste.

 

Meg: (Off.) Irgendwer sollte ihnen mal mitteilen, dass wir im Urlaub sind. Gestern wollten wir eigentlich mit dem Boot an die Niagarafälle, aber plötzlich war das ja so nicht abgesprochen gewesen und warum mit dem Boot, wenn man sie sich auch kostenlos auf der Plattform anschauen kann. Den Rest des Tages habe ich dann auf dem Zimmer verbracht. Das tue ich mir nicht länger an.

 

Während Meg redet, räumt Jan alles in einen Wagen und wischt die Tische sauber.

 

Jan: Du hättest bei mir bleiben sollen.

 

Meg: (Off.) Und zusehen, wie du anderen Leuten hinterherräumst?

 

Jan: Hey, ich verdiene Geld und ich darf den Herbergswagen fahren.

 

Meg: (Off. Wenig beeindruckt.) Wow. Was für eine Ehre.

 

Er schiebt den Wagen aus dem Esszimmer und sieht im Flur neben der unbesetzten Rezeption Gäste stehen.

 

Jan: (Versöhnlich.) Halt die Ohren steif, Kleine. Ich muss ein paar Gäste versorgen.

 

Meg: (Off.) Ja, ja, ich drehe einfach deinen Mix auf volle Lautstärke, wenn sie wieder anfangen. Hab dich lieb.

 

Jan: Ich dich auch.

 

Er parkt den Wagen neben dem Kücheneingang und steckt das Smartphone weg. Dann geht er auf die Gäste zu. Bei ihnen handelt es sich um Katrin und Susi, zwei Schülerinnen in Megs Alter, Malte, einem Schüler in Jans Alter, Patrick, einem Studenten, und Herrn Gebhardt, ihrem Lehrer.

 

Jan: Hey, kann man euch helfen?

 

Patrick: Ey, wir wollen krasse Checkung machen. (Jan starrt ihn an, bis Patrick grinst.) Einchecken, Mann.

 

Jan: (Fängt sich wieder.) Klar. Gebt mir einen Moment.

 

Malte: Wir haben Zeit.

 

Jan schließt eine Tür auf, die zu dem Raum hinter der Theke führt. Dort loggt er sich im Computer ein und zieht dann den Rollladen hoch.

 

Jan: Jetzt bin ich soweit.

 

Herr Gebhardt: Gebhardt der Name. Wir haben für acht Leute gebucht.

 

Jan: (Sucht am Computer die Einträge.) Ah, da. Hab euch. Äh, ihr habt drei Zimmer, wenn ich das richtig sehe. (Er sucht die Schlüssel raus.) Für die Damen. (Katrin nimmt den Schlüssel entgegen.) Der hier ist, glaube ich, für Sie? Einzelzimmer.

 

Herr Gebhardt: Vielen Dank.

 

Jan: Und ein Viererzimmer für die Herren. (Merkt, dass da nur zwei stehen.) Kommt da noch wer?

 

Malte: Jup, haben sich bestimmt verfahren.

 

Patrick: Und die Grünthalrallye damit voll versemmelt.

 

Jan: (Verwirrt.) Verstehe. Also, die Zimmer sind die Treppen da rauf im zweiten Stock. (Rattert seinen Text runter.) Toiletten sind auf jedem Stock. Die Duschen sind im ersten Stock. (Legt ihnen einen Stapel Handtücher hin.) Frühstück gibt es von sieben bis neun Uhr. (Susi schnaubt.) Abendbrot steht zwischen sechs und acht auf dem Tisch. Nachtruhe ist um zehn, dann wird auch abgesperrt und ihr müsstet den Code eingeben, wenn ihr rein wollt.

 

Patrick: Den du uns hoffentlich gleich verrätst. Wir fangen nämlich um zehn erst so richtig an.

 

Jan: (Belustigt.) Seid ihr Vampire, oder was?

 

Katrin: Fast. Wir beobachten Sterne. Und wenn sie sich so richtig in Schale werfen, machen wir auch das ein oder andere Foto.

 

Herr Gebhardt: Wir sind von der Astronomie-AG.

 

Jan: Oh, alles klar. Der Code ist wahnsinnig schwer. Fünfzig fünfzig.

 

Patrick: (Klopft auf die Theke und nimmt endlich den Schlüssel.) Ich hoffe, das sind nicht die Prognosen fürs Wetter. Bei Wolken machen wir dich persönlich verantwortlich.

 

Jan weiß gar nicht, was er antworten soll, und die Gäste gehen davon. Er lässt den Rollladen runterfahren und lehnt seine Stirn dagegen.

 

Jan: Warum kriege ich immer die Verrückten?

 

Szene 4 – Freibad

 

 

Lucille und Fabian holen sich ein Eis, wobei sie sich an der Schlange vor dem Kiosk anstellen müssen. Direkt vor ihnen stehen Hanne und Mikaela.

 

Lucille: Jedenfalls habe ich die Zeit genutzt und gleich noch einen Tauchschein gemacht.

 

Fabian: Echt? Ich hätte gedacht, du würdest die drei Wochen nur am Strand liegen.

 

Lucille: Der Strand war schön, aber auf Dauer wäre mir das zu langweilig. Außerdem war die Unterwasserwelt einfach atemberaubend und ganz ohne Marepire.

 

Sie zwinkert ihm zu. Dabei bemerkt sie nicht, wie Hanne einen nervösen Blick nach hinten wirft. Sie wirkt noch blasser als eben schon.

 

Fabian: O Gott, unter Wasser würde ich denen nicht begegnen wollen. Also eigentlich überhaupt nicht. Euer Bericht hat mir da voll und ganz gereicht.

 

Lucille: Dafür hatten wir Haie, aber nur ganz harmlose. Und Schildkröten! Du glaubst gar nicht, wie schön es ist, mit Schildkröten zu schwimmen. Das hätte ich vorher nie ge… ups.

 

Hanne hat einen Schwächeanfall erlitten und stolpert in Lucille hinein. Mikaela greift ihr sofort unter den Arm.

 

Mikaela: (Mit leichtem Akzent. Erschrocken.) Hanne.

 

Fabian: Kommt, setzt sie erst mal hin.

 

Er hilft Mikaela die stolpernde Hanne in den Schatten zu bringen. Lucille hockt sich zu ihr hinunter.

 

Lucille: Hey, geht es dir gut?

 

Fabian: Es ist bestimmt die Hitze. Ich hole Wasser.

 

Er geht zum Kiosk und drängt sich nach vorne vor. Hanne sieht blass aus und hält die Augen geschlossen.

 

Lucille: Hat sie das öfter?

 

Mikaela: Manchmal. Es … ich … Hanne, ich bin gleich wieder da, okay. (Springt auf.) Sie braucht ihr …

 

Sie läuft einfach davon und lässt Lucille mit Hanne alleine. Die öffnet mit flatternden Lidern endlich ihre Augen und sieht Lucille an. Hanne muss schlucken.

 

Lucille: Mach dir keine Sorgen. Deine Freundin kommt gleich wieder und da ist auch schon Fabian.

 

Fabian: (Kniet sich hin und reicht Hanne eine Flasche Wasser.) Hier, trink das.

 

Hanne zögert, aber dann greift sie nach der Flasche und trinkt ein paar Schlucke Wasser.

 

Fabian: Bei der Hitze ist es wichtig, dass du viel Wasser trinkst. Aber bleib erst mal im Schatten sitzen. Mit einem Hitzschlag ist nicht zu spaßen.

 

Hanne: (Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.) Danke.

 

Mikaela kommt wieder und reicht Hanne eine blickdichte Trinkflasche.

 

Mikaela: Dein Tomatensaft.

 

Hanne greift danach. Als sie die Flasche öffnet, entfaltet sich ein unangenehmer Geruch, so dass Fabian die Nase rümpft. Dennoch trinkt Hanne deutlich mehr als von dem Wasser.

 

Fabian: Tomatensaft? Wasser tut's eigentlich auch.

 

Hanne: (Sie spricht im Gegensatz zu Mikaela akzentfrei.) Ich trinke nicht gerne Wasser, aber danke.

 

Etwas rote Flüssigkeit tropft Hanne den Mundwinkel hinab. Lucille runzelt die Stirn, während Hanne sich den Tropfen hastig abstreift.

 

Lucille: Auf jeden Fall hast du schon wieder etwas Farbe im Gesicht.

 

Hanne: Es geht mir auch schon viel besser. Danke euch beiden nochmal.

 

Fabian: Kein Problem.

 

Lucille: Passt auf euch auf.

 

Sie stehen beide auf und gehen weg. Dabei lehnt sich Lucille zu Fabian hinüber, während er das Gesicht anspannt.

 

Lucille: Also, wenn das Tomatensaft war, bist du ein Feuermagier.

 

Szene 5 – Freibad

 

 

Fabian und Lucille sitzen gemeinsam auf Lucilles Liegedecke und betrachten Mikaela und Hanne, die unter einem Schirm ihre Handtücher ausgebreitet haben. Beide unterhalten sich leise und lachen. Hin und wieder küssen sie sich.

 

Lucille: (Frustriert.) Sie sind zu lieb.

 

Fabian: Um blutdurstige Monster zu sein?

 

Lucille: Sie hat definitiv Blut getrunken, aber welches blutdurstige Monster macht schon einen vollkommen genügsamen Ausflug ins Freibad?

 

Fabian: Die Art Monster, die ich offiziell mag.

 

Lucille: (Stößt ihn in die Seite und schmunzelt.) Ich habe dein Angsthasentum vermisst.

 

Fabian: Ach ja? Wusste nicht, dass das eine meiner besseren Eigenschaften ist.

 

Lucille: Das sollte dir zu denken geben.

 

Fabian lacht und Lucille wirft wieder einen amüsierten Blick auf Hanne und Mikaela. Mikaela hat eine Schale Erdbeeren aus dem Rucksack geholt und füttert Hanne mit den Früchten.

 

Lucille: Jetzt will ich auch eine Monsterfreundin.

 

Fabian: (Hebt die Augenbrauen.) Wusste gar nicht, dass du auf Mädchen stehst.

 

Lucille: (Wird rot.) Was? (Sieht zu Hanne und Mikaela.) Nein. Ich … sie sind einfach süß.

 

Hanne läuft der rote Saft aus einem Mundwinkel und verlegen glucksend wischt sie ihn vom Kinn. Mikaela küsst den Rest weg.

 

Fabian: Süß?

 

Lucille seufzt verzückt und Fabian rollt die Augen.

 

Fabian: Erinnere mich daran, mir nie einen Liebesfilm mit dir anzusehen.

 

Lucille: Sei nicht so. Ich weiß doch, dass du dabei wie ein Schlosshund heulen würdest. (Fabian schnaubt.) Wie dem auch sei. Blut oder kein Blut, die beiden scheinen harmlos zu sein.

 

Fabian: Auf jeden Fall sehen sie nicht so aus, als würden sie hier ein Blutbad planen.

 

Lucille: Dann also lieber einen Horrorfilm?

 

Fabian: Was?

 

Lucille: Ach nichts. Vergiss es.

 

Sie gehen weiter, während Lucille in sich hinein lächelt.

 

Szene 6 – Jugendherberge

 

 

Jan läuft um das Haus herum und versucht sich durch das Gebüsch zu zwängen.

 

Jan: Wie kommt man nur auf die blödsinnige Idee, die Mülleimer aus dem Fenster zu werfen? Echt, Mann!

 

Er pflückt tatsächlich einen Mülleimer aus den Zweigen und klemmt ihn sich unter den Arm, bevor er sich weiter vorarbeitet. Etwas weißes blitzt weiter unten zwischen den Zweigen hervor und mit einem Stöhnen stellt Jan den ersten Eimer ab und klettert dann vorsichtig am Hang hinunter. Er hält sich an einem Ast fest und greift nach dem Mülleimer, als sein Blick auf den abgetrennten Kopf daneben fällt. Jan schluckt. Dann greift er hastig den zweiten Mülleimer und kehrt mit beiden wieder auf ebenes Gelände zurück.

 

Jan: Nur etwas für Ordnung sorgen, haben sie gesagt, Zimmer putzen. Die spinnen doch alle.

 

Dabei läuft er beinahe in Susi und Katrin hinein, die auf der Suche nach ihm waren.

 

Susi: Ist es normal für Herbis, dass sie mit sich selbst reden?

 

Jan: Herbis?

 

Susi: Mitarbeiter der Jugendherberge.

 

Jan: Was? Nein! (Schüttelt den Kopf.) Sucht ihr was Bestimmtes?

 

Susi: Dich.

 

Katrin: Nicht ganz. Wir sind eigentlich auf der Suche nach einer Reitgelegenheit.

 

Alle drei sehen sich an und müssen dann lachen. Die Anspannung fällt etwas von Jan ab.

 

Katrin: Die Rede ist natürlich von Pferden.

 

Jan: (Deutlich entspannter) Oh, okay. Ähm, ihr sucht also einen Reiterhof.

 

Susi: Offensichtlich.

 

Jan packt die beiden Mülleimer weg.

 

Jan: Da muss ich euch enttäuschen. Ich kenn' keinen Reiterhof.

 

Susi: Heißt das, es gibt hier keinen oder du kennst dich einfach null aus?

 

Jan: (Zuckt mit den Schultern.) Ich habe von keinem gehört und Werbung liegt auch keine aus.

 

Katrin: Gibt es sonst irgendetwas in dieser knuddeligen Kleinstadt, das man unternehmen könnte?

 

Jan: Wir haben ein Kino. Aber das macht erst um drei auf. Ansonsten gibt es viele Wandermöglichkeiten und unsere vielgerühmte Fußgängerzone.

 

Susi: Vielgerühmt, weil …?

 

Jan: Sie einer der wenigen Orte ist, wo Jugendliche abhängen.

 

Katrin: (Seufzt.) Komm schon, Herbi. Hilf uns mal ein wenig aus. Die Sterne machen sich erst heute Abend ausgehfein und wir wollen bis dahin nicht vor Langeweile sterben oder noch schlimmer in ein Bergwerk entführt werden. (Jan runzelt die Stirn.) Da ist unser Lehrer hin.

 

Jan: Hmm, schwierig. Ach wartet mal, heute ist Sommerfest. Wäre das etwas für die Damen?

 

Susi: Wenn das vor drei Uhr anfängt.

 

Jan: Zwei Uhr.

 

Die Mädchen rollen die Augen, müssen aber schmunzeln.

 

Szene 7 – Sommerfest

 

 

Das Sommerfest wird auf einer Wiese nahe der Reese veranstaltet und die halbe Stadt scheint sich hier versammelt zu haben. Auf einer Bühne macht eine regionale Band Musik, während verschiedene Stände Essen und Trinken, sowie Handarbeiten anbieten. Geschminkte Kinder laufen johlend durch die Menge. Fabian und Lucille treffen bei einem Mocktail-Stand auf Jan, der sich dort gerade einen Joint reinzieht. Lucille ist mal wieder etwas zu fein angezogen. Sie freut sich Jan zu sehen und umarmt ihn, nachdem er den Joint ausgetreten hat.

 

Jan: (Lachend.) Sieh an, wer wieder in der Stadt ist.

 

Lucille: Du hast mich doch bestimmt schon vermisst.

 

Jan: Und wie. Ich konnte kaum schlafen.

 

Fabian: Mal wieder Nachtschicht gehabt?

 

Jan: Die kommt heute Abend noch auf mich zu. Wie geht's euch?

 

Fabian: (Zuckt mit den Schultern.) So langsam setzt die Langeweile ein.

 

Jan: Sag bloß, du freust dich auf die Schule?

 

Lucille: Nicht jeder kriegt beim Gedanken an die Schule gleich Schweißausbrüche. (Stößt ihn gegen den Oberarm.) Fabian sagt, du hast einen Job bekommen?

 

Jan: Erinnere mich nicht daran. Es ist grauenhaft. Bei den Sechstklässlern bin ich mir gerade nicht sicher, ob sie für den Hundertmeterlauf üben oder glauben, unsere Böden sind Trampoline. Das geht schon um sieben Uhr morgens los, wenn die Meute Hunger hat. Die sind schlimmer als Heuschrecken. Davon, ihre matschigen Stiefel auszuziehen, halten sie auch nichts.

 

Lucille: Pass lieber auf! Nicht, dass du noch spießig wirst.

 

Jan: Und lass mich gar nicht erst von dieser Astroclique anfangen. Die haben alle ein Rad ab, sage ich euch.

 

Fabian: (Legt einen Arm jeweils um Lucille und Jan.) Drinks?

 

Jan: Ja, aber nicht vom Kinderstand.

 

Lucille: Du musst nachher noch arbeiten.

 

Fabian: Mit Kindern.

 

Jan: Wer ist jetzt spießig?

 

Szene 8 – Sommerfest

 

 

Mittlerweile haben die Drei ihre Getränke und schlendern über das Sommerfest.

 

Jan: Eins muss ich euch noch unbedingt erzählen. Als ich heute Vormittag aufgeräumt habe, habe ich einen Kopf entdeckt.

 

Fabian: Oh, oh, mir gefällt nicht, welche Richtung dieses Gespräch gerade nimmt.

 

Lucille: Mit Kopf meinst du …

 

Jan: Einen Kopf. Mit Blut und allem Drum und Dran. Okay, minus Augen.

 

Fabian lässt angewidert seinen Mocktail sinken.

 

Lucille: (Leiser.) Kommt das bei euch öfter vor?

 

Jan: Klar, Lucille, wir sind eigentlich 'ne Herberge für Dämonen und andere Monster. Mittwochs ist immer schwarze Messe im Gemeinschaftsraum.

 

Lucille: Ich berichtige mich: hast du eine Ahnung, wer dahintersteckt?

 

Jan: Nicht wirklich, aber es wird wohl jemand von unseren Gästen sein, oder? Nicht die Sechstklässler, die sind zwar kleine Teufel, aber das traue ich ihnen dann doch nicht zu. Die Astro-AG vielleicht, die sind merkwürdig oder die beiden da, wobei die auch zu nett sind.

 

Er deutet auf Hanne und Mikaela, die vor der Bühne miteinander tanzen.

 

Lucille: O nein.

 

Fabian: Also war es doch Blut.

 

Lucille: Ich fürchte, ihr habt doch mindestens ein Monster in der Herberge.

 

Jan: Was? Wovon redet ihr?

 

Lucille: Wir haben die beiden gestern im Freibad getroffen. Die Linke trinkt Blut. Die Rechte reicht es ihr.

 

Jan: (Skeptisch.) Reichen heißt, sie bietet sich an?

 

Fabian: Das zum Glück nicht. Das Blut war in einer Trinkflasche.

 

Lucille: Wir hatten gehofft, uns getäuscht zu haben, aber dein Fund passt einfach zu gut. (Atmet tief durch.) Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sie einfach nur kauzig gewesen wären.

 

Sie geht durch die Menge auf die beiden zu. Die anderen folgen ihr. Hanne entdeckt sie als erstes und lächelt sie breit an.

 

Hanne: Hallo. Das ist ja eine schöne Überraschung.

 

Lucille: Ja, so sieht man sich wieder.

 

Jan: Grünthal ist eben klein.

 

Mikaela: Du bist doch von der Herberge, oder?

 

Jan: Genau, Jan, nicht Herbi.

 

Fabian: Herbi?

 

Jan winkt ab.

 

Hanne: (Sieht sich kurz um.) Wollen wir uns vielleicht kurz dahinten zusammensetzen?

 

Mikaela: (Reibt ihr den Rücken.) Ich hole uns etwas zu trinken, okay?

 

Sie küsst Hanne auf die Wange und will sich auf den Weg machen. Lucille stößt Fabian in die Rippen und nach einem kurzen Blickaustausch versteht Fabian und läuft Mikaela hinterher.

 

Fabian: Ich helfe dir tragen.

 

Mikaela: (Etwas verwundert.) Sehe ich so schwach aus?

 

Die anderen quetschen sich durch die Menge und finden Platz auf einer der Sitzbänke. Als sich Jan neben sie setzt und Lucille sich ihr gegenüber, sieht Hanne verunsichert auf.

 

Lucille: Wir müssen dringend mit dir reden.

 

Szene 9 – Sommerfest

 

 

Fabian und Mikaela stehen an einem Stand an. Die Stimmung zwischen ihnen ist merkwürdig gespannt.

 

Fabian: Also, was holst du ihr denn?

 

Mikaela: Äh, eine Cola?

 

Fabian: Oh, okay. Cola klingt nett. Ich dachte, sie trinkt nur … Tomatensaft.

 

Mikaela: (Schmunzelt.) Nicht nur, nein.

 

Fabian: Und du?

 

Mikaela: Es werden wohl zwei Glas Cola.

 

Fabian: Ich meinte, trinkst du auch gerne Tomatensaft?

 

Mikaela: (Zunehmend verwirrt.) Nein, nicht wirklich.

 

Fabian: Gut zu wissen.

 

Mikaela: (Belustigt.) Smalltalk ist nicht deine Stärke, oder?

 

Fabian: Na ja, ich wollte eigentlich nicht … (Nervös.) Hätte ja auch sein können, dass du Blut trinkst, oder sowas Verrücktes.

 

Mikaela: (Runzelt die Stirn.) Ich komme vielleicht aus Finnland, aber ich bin keine Serienmörderin.

 

Fabian: Das wollte ich damit auch gar nicht sagen. Nur … Finnland? Wow, was bringt euch nach Grünthal?

 

Mikaela: Hanne hatte die Idee, dass wir uns Europa ansehen, solange wir noch jung sind. Aber eben nicht die großen Städte, sondern die geheimen Orte. Wie Grünthal

 

Fabian: Seid ihr schon lange zusammen?

 

Mikaela: Bald vier Jahre. (Lächelt in sich hinein.) Ich will sie fragen, ob sie mich heiraten will.

 

Fabian: Heiraten? Seid ihr nicht noch wahnsinnig jung? Wie alt bist du?

 

Mikaela: Zwanzig. Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt und es fühlt sich einfach richtig an. Als ob wir zusammengehören.

 

Fabian: Wow. Ich hoffe, sie sagt ja.

 

Mikaela: (Grinst verliebt.) Das hoffe ich auch.

 

Szene 10 – Sommerfest

 

 

Hanne sitzt noch immer neben Jan Lucille gegenüber.

 

Hanne: Worüber wollt ihr denn reden?

 

Lucille: Wir wollen mit dir über Tomatensaft sprechen. (Hanne schluckt.) Oder eher die Tatsache, dass du keinen trinkst.

 

Hanne: (Seufzt.) Dann habt ihr es also gerochen?

 

Lucille: Gesehen. Blut und Tomatensaft unterscheiden sich doch deutlich.

 

Hanne: Mikaela weiß es nicht. (Mit einem schmalen Lächeln.) Sie ist ein wenig naiv in dieser Hinsicht.

 

Lucille: Dann heißt das also, dass du eine Art Vampir bist? (Hanne zögert.) Keine Sorge, wir kennen uns aus. In Grünthal tauchen ständig Vampire, Werwölfe oder Dämonen auf.

 

Jan: Es ist Tag, Lucille.

 

Lucille: (Da Hanne immer noch nicht spricht.) Ein Freund von uns ist Halbdämon.

 

Jan: (Macht Gänsefüßchen in die Luft.) Freund.

 

Hanne: (Konzentriert sich allein auf Lucille.) Ich bin eine Verenimijä, ja.

 

Jan: Eine was?

 

Hanne: Verenimijä, es bedeutet so viel wie Blutsauger auf Finnisch. Meine Art lebt recht zurückgezogen und da es in Finnland auch sehr lange Sommer gibt, haben wir uns vor langer Zeit an das Tageslicht gewöhnt.

 

Lucille: Was bringt euch nach Grünthal?

 

Hanne: (Seufzt.) Ich habe Mikaela gesagt, dass ich mit ihr verreisen will, aber …

 

Jan: Warte mal! Das andere Mädchen weiß von nichts?

 

Hanne: (Schüttelt den Kopf.) Nein. Ich wollte es ihr natürlich sagen, aber bisher hatte ich immer zu viel Angst davor, wie sie darauf reagiert.

 

Lucille: Wie sie darauf reagiert, dass du Blut trinkst?

 

Hanne: Es ist kein Menschliches. Wir ernähren uns hauptsächlich von Tieren und greifen nur in Notfällen auf Menschen zurück.

 

Lucille: Wie die Vampire in Twilight? Wieso, wenn ich fragen darf?

 

Hanne: Weil wir zurückgezogen leben. In Finnland gibt es nur wenige große Siedlungen und je kleiner die Siedlung desto öfter sind die Menschen bewaffnet. Es ist leichter, sich von Menschen fernzuhalten.

 

Jan: Warum dann diese Reise?

 

Hanne: Weil es nicht gerne gesehen wird, wenn wir uns Menschen anvertrauen. Es ist … (Hat Schwierigkeiten, es auszusprechen.) ein Verrat an der Gemeinschaft. Und für einen Verrat muss man büßen. Ich will nicht, dass Mikaela etwas geschieht, also sind wir geflohen.

 

Jan: Und jetzt müssen andere dafür bezahlen.

 

Hanne: Wie meinst du das?

 

Jan: Heute lag ein abgetrennter Kopf hinter der Jugendherberge. Ohne Augen.

 

Hanne: (Wird bleich.) Oh.

 

Jan: Der gehört dann wohl zu dir.

 

Hanne schüttelt den Kopf.

 

Hanne: (Atmet schwer.) Nein, ja … es ist nicht meiner.

 

Jan: (Schnaubt.) Ja, klar.

 

Hanne: (Will aufstehen.) Entschuldigt mich …

 

Jan hält sie fest.

 

Lucille: (Bedauernd.) Ihr geht nirgendwohin, bevor wir nicht geklärt haben, welches Spiel hier gespielt wird. Köpfe tauchen nicht einfach auf und wenn Mikaela nichts davon weiß, will ich wissen, warum du das arme Mädchen durch die halbe Welt schleifst.

 

Hanne: Ich liebe sie schon so lange. (Sie seufzt schwer.) Mikaela ist die Wiedergeburt meiner großen Liebe Aleksi.

 

Das Geräusch von herunterfallenden Bechern und heraus schwappender Flüssigkeit ertönt hinter ihr und Hanne dreht sich erschrocken um. Fabian und Mikaela stehen wie erstarrt da.

 

Mikaela: Ich bin was?

 

---ENDE DER LESEPROBE---