Hier isst Calimero! - Nicole Diercks - E-Book

Hier isst Calimero! E-Book

Nicole Diercks

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Beschreibung

Zu diesem Buch Mit Enthusiasmus und Temperament erobert sich Calimero seinen Platz, als er mit elf Wochen zu seiner neuen Mami nach München kommt. Er ist jedoch ein Mops mit starken Vorstellungen! Ohne Unterlass sucht er nach Schlupflöchern, um seiner jeweiligen Misere zu entkommen, und hält damit sein Umfeld mächtig auf Trab. Seine Themen sind hier: Mami erziehen, Spaß haben und so viel fressen wie nur möglich!

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Seitenzahl: 209

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Inhalt

Caramba Caracho

Meine Ankunft

Erster Tag

Zweiter Tag

Dritter Tag

Vierter Tag

Fünfter Tag

Sechster Tag

Siebenter Tag

Der Taschenflip

Molli

El Diabolo

Mopsball

Hundefestival

Hundespaghetti

Welpenschule

Bella

Waldi

Spaghetti-Paletti

Staying alive!

Schriftverkehr(t)

Flipper

Ballett

Babys und Welpen

Lolli und Bounty

Erziehung auf Hundeart

Rüsselpest

Quelli

Er kriegt den Föhn

Klickerpanne

Da haben wir den Salat

Alcatraz goes Laufband

Keine Panik auf der Titanic

Spur der Verwüstung

Stubenrein

Kleiner Sergeant

Pulloverflip

Trockenfutterversager

Hundepudding

Silvester

Lichtes »L«

Leberwurstkekse

Rolltreppen-Django

Ö und Ö

Aureole, rechtsgedreht

El Swarowski

Mama Loulou und Kumpel Packo

Tiernotrettung

Chickenwing

Pi-Henge

Tintenwurm

Hundeshopping

Der grandiose Fäkalini

Chubbys Hintern

Karneval

Unterschiedliche Auffassungen

Mein Dank

Ich danke allen wunderbaren Hunden und ihren Menschen, die ich durch Calimero kennenlernen konnte. Was ich durch Euch lernen durfte, hat mich sehr bereichert und ich werde es nie mehr vergessen!

Zum Schutz der Intimsphäre wurden alle Namen der Protagonisten verändert. Ich habe mich bemüht, die Klangfarbe und den Spirit der Namen beizubehalten.

Caramba Caracho

Ich soll hier was sagen.

Ich bin ein Mops-Junges, pechschwarz, geboren am 01.07.2009 im Hunsrück, derzeit pralle elf Wochen alt. Meine Mama ist auch schwarz, ich bin ihr wohl optisch, von der Gelassenheit und mit der Sportlichkeit ziemlich ähnlich. Mein Papa ist vielfach preisgekrönt und blond. Von dem habe ich angeblich den schönen Wuchs, den Sturschädel und das ganze Macho-Getue. Ich weiß von gar nichts …

Das erste Mal hörte meine neue Mami von mir, als ich ca. vier Wochen jung war. Da rief nämlich meine Züchtermami bei ihr an und sagte: »Ich weiß jetzt, welcher der beiden schwarzen Jungs Ihrer sein wird! Stellen Sie sich vor: Zwei kleine Möpse sitzen am Tor. Kommt ein Trecker vorbei. Einer von denen schnurrt sofort zusammen wie eine Schnecke in der Knoblauchbutter und sitzt dann auf dem hintersten Zipfel der rechten Pobacke … Der andere dagegen kriegt einen Hals wie eine adipöse Giraffe, hängt bis zu den Schultern aus dem Gitter raus und schaut dem Trecker nach, als wenn er sagen wolle: ›Wau! So ein dickes Gerät fahre ich auch, wenn ich mal groß bin!‹ Das ist dann Ihrer! Klassischer Stadtmops mit Nerven aus reinem Kruppstahl … Dem wird es in München gefallen! Sein Bruder ist ja scheinbar eher ein kleines Weichei, für den ist sicher die Landluft besser …« Na ja, sie musste es ja wissen, immerhin hatte die neue Mami vor der Vertragsschließung ja noch ein ausgiebiges Vorstellungsgespräch bei ihr gehabt, bevor ihr zugetraut wurde, mit so einem tollen Geschöpf wie mir überhaupt umgehen zu können. Möpse sind nämlich nicht nur simple Hunde, die sind auch – äh, Möpse, genau, das muss man ja nun auch mal so sagen dürfen!

Tja, da fragte man sich nun natürlich: Wie kam Frau denn auf den Mops? Da gab es an und für sich ja viele Wege, aber der von meiner neuen Mami war sicherlich ein Klassiker. Sie latschte nämlich so nichtsahnend draußen rum und plötzlich überfiel eine kleine hellbeige Fellkugel ihren Schuh. Neue Mami sagte: »Ja, was ist denn das Putziges?«, und die kleine beige Fellkugel setzte sich auf ihren dicken Po, mit dem kleinen Ringelschwanz dran und guckte sie einfach mit schiefgelegtem Köpfchen an. Und wie sie guckte! Riesige schwarze Glanzaugen schauten ganz ernst aus einem mokkabraunen, ganz zerknautschten Gesichtchen: mit Nasenfalte, Stirnrunzeln, Hängeöhrchen und alles! Mami lag dann sofort im Dreck: Fellkugel oben, Mami unten – und dann Fellkugel unten, Mami oben …! Dann stellte sie plötzlich fest, dass da ein dünnes Band an der Fellkugel dran war, und folgte dem mit den Augen … Es endete, huch, in der Hand ihres Zahnarztes. »Oh«, machte Mami wenig intelligent, hob schnell die mittlerweile total staubige Fellkugel auf und klopfte sie zart aus. »Ich wusste gar nicht, dass Sie außerhalb Ihrer Praxis, in dieser dünnen Atmosphäre hier, überhaupt existieren können … So ganz ohne Ihre weiße Schutzhaut …«, sagte Mami etwas doof, ungefähr mit dem Gefühl, mit dem man als Kind einem Lehrer außerhalb der Schule begegnet war: Durfte der das überhaupt? Der Zahnarzt hob eine Braue und sagte: »Haha.« Mami kümmerte sich aber nicht um ihn und knuddelte lieber die kleine Fellkugel weiter. »Was ist das?«, fragte sie, während die kleine Fellkugel sich herzhaft in ihrem Zeigefinger verbiss. »Dass iesst Moolliiee …«, sagte der Zahnarzt ungerührt und mit unüberhörbar ungarischem Dialekt. Mami zog ihren angenagten Finger aus dem Knäuel und fragte interessiert: »Ach. Und was genau ist ein Moolliiee …?« Ungarn sagte: »Moolliiee iesst ein Mops! Aus Uungarrrn! Acht Wochän alt!« »Oh nein!«, dachte Mami da. »Ich wusste ja gar nicht, dass Möpse so dermaßen goldig sind!«

Ja, so kam das dann, dass die neue Mami ab da an immerzu einen Mops in der Aura hatte. Saß sie auf dem Sofa und schaute so rum, saß davor Moolliiee und guckte wieder so süß! Ging sie aufs Klo, saß da so rum, stand da plötzlich Moolliiee und guckte so süß! Ging sie ins Bett, klappte das auf, lag da Moolliiee drin und guckte schon wieder so süß! »So geht es nicht!«, dachte Mami nach ein paar Tagen schon ganz schlapp und rief eine Mops-Züchterin an. Die lachte und lachte und lachte und sagte dann: »Ja, ja, Sie haben sich infiziert! Blöd gelaufen, denn Möpse machen nämlich süchtig!« So kam das dann alles mit mir …

Ich bin der Calimero.

Ja, jetzt bin ich dann auf einmal Calimero! Mich hat ja wieder mal niemand gefragt hier … Dafür fingen jetzt alle großen Menschen auf der Straße an herumzusingen: »Calimeeeerooo mit Sombreeeeroooo …! Hey, Winzling: Wo ist denn deine Eierschale hin …?« Die kleinen Menschen guckten dann mit mir zusammen bloß fassungslos die großen an und schüttelten leise den Kopf …

Bis vor ein paar Wochen war ich nämlich noch gar nicht Calimero …! Da war ich noch »Caramba Caracho«. »C-Würfe sind namenstechnisch immer voll stressig …!«, sagte meine Zuchtmami theatralisch seufzend. Sie rief dann an meinem sechsten Wochengeburtstag, etwas außer Atem, in München an und zwitscherte: »Ich habe endlich auch den Namen für Ihren Welpen! Er steht jetzt schon mit ›Caramba Caracho‹ im Zuchtbuch! Toll, oder …? Hallo …? Sind Sie noch dran?« Meine neue Mami war mit trockenem Abschlucken beschäftigt und scheinbar gar nicht so begeistert über diesen Fund. »Na aber gaaanz super«, hörte ich neue Mami leicht resigniert sagen und legte interessiert das Köpfchen schief. »Nomen est Omen, oder was …?« Meine Züchtermami war jetzt fast schon sauer: »Na, jetzt hören Sie aber mal … Das ist doch nur ein putziger, kleiner Welpe und kein tasmanischer Teufel …!« Und auf genau dieses Zitat würden die beiden dann noch sehr häufig zurückkommen … Aber dazu später mehr.

Meine Züchtermami erzählte dann die Geschichte dazu: Fünf kleine Möpse todesmutig, mit der ihnen eigenen Coolness, das erste Mal beim Tierarzt. Vier ließen sich auch programmgemäß vom Weißkittel stechen. Einer jedoch machte entschlossen sofort die Socke und sagte sich: »Keine scharfen und spitzen Gegenstände an meinem Luxuskörper!« Das war dann ich! Als man mich vermisste, war ich bereits auf dem weiten Weg ins Wartezimmer. Sie versuchten mich da natürlich sofort zu stellen, aber da hatten sie die Rechnung ohne den Mops gemacht! Ich türmte sofort, tunnelte und verließ umgehend die Bildfläche. Sie suchten mich wie ein verschollenes Osterei, aber dann fanden sie mich doch noch: »Aaaiii, Caramba!«, fluchte der Doktor sehr undamenhaft. »Ich erwische den Winzling einfach nicht! Jetzt steckt er doch tatsächlich ganz da hinten fest … Unter dem Regal sitzt er und faucht sogar!« Genau, Caramba Caracho ging lieber ein paar Staubfusseln besuchen, als sich als putziges Nadelkissen missbrauchen zu lassen! Sie lockten mich: mit Worten, mit quietschenden Spielzeugen und mit Leckerlis. Ja, sagt mal: Sehe ich irgendwie doof aus, oder was? Aber der Doktor rückte dann irgendwann tatsächlich kurzerhand das Sideboard ab und ich sah plötzlich wieder Tageslicht. Also pulte er mich am Ende dann doch noch da hinten raus, aber ich wehrte mich immer noch nach Leibeskräften! Ich klammerte mich, zum wirklich Äußersten entschlossen, mit meinen dünnen Ärmchen zwischen Regalboden und Schrankbein fest, ungefähr wie eine Fledermaus im Sturzflug. Das war dann wohl, es erklärt sich später noch sehr ausführlich, mein erster »Flip«, nennen wir ihn den »Wartezimmer-Flip«! Man kann abschließend sagen: Es war ein fairer Kampf! Als ich dann endlich da draußen war, sah ich zwar aus wie secondhand, aber der Tierarzt war fix und foxi. Leider kriegte ich dann doch noch die Spritze, bevor ich es überhaupt gemerkt hatte, und auch die Leckerlis. Na ja, man kann nicht immer gewinnen … Aber nächstes Mal kriegte der Doktor die Spritze, aber keine Leckerlis hinterher und der staubige Caramba Caracho lacht und lacht und lacht …!

Einer von den Beiden soll ich sein. Wahrscheinlich der Obere.

Meine Ankunft

Mein erster Tag in der neuen Welt meiner neuen Mama … Ich bin ja wohl so was von total genervt, aber echt! Was soll denn das? Ich hatte bereits eine Mama mit vier Füßen und eine mit, ich glaube, drei Füßen oder so. Die konnte jedenfalls ganz viele Kunststücke: Kühlschrank aufmachen, Dosen tragen, Fernseher anmachen, Bäuchlein kitzeln … Ich hatte also bereits alles! Und ich wollte doch auch noch so viel machen!

Und nun saß ich kleiner schwarzer Unglückswurm in einem doofen Auto, fuhr Wer-weiß-wohin mit Werweiß-schon-wem und ich konnte gar nicht so schnell speien, wie ich genervt war! Dafür habe ich aus Rache die ganze Zeit gehechelt wie begast und fast ohnmächtig getan … Meine neue Mami musste dann wirklich die Züchterin anrufen, ob das eigentlich noch alles normal hier war? Oder ob Freund Caramba sich da jetzt gerade selber eine Gasnarkose verpasste? Ich hatte hier gerade gar keinen Spaß, dann sollte in diesem Auto auch kein anderer Spaß haben! Rache ist Blutwurst! Das Theater hielt ich ungelogen dann weit über sechs Stunden lang durch! Und als ich dann mit dem Hecheln gar nicht mehr nachkam, kotzte ich erst mal die nagelneue Welpentasche von oben bis unten voll. Die roch dann sogleich wie schon wirklich sehr gut eingetragen und wir mussten dann schnell mal einen Parkplatz ansteuern. Sie versuchten es mit Wasser, aber es nützte alles nichts, das Teil konnte man jetzt wohl nur noch kärchern! Ich frühstückte dann noch etwas weiter rückwärts auf dem Schoß von der neuen Mami: Totale Begeisterung! Wieder einen Parkplatz angefahren, wieder Wasser gesucht, schon wieder allesamt nass und stinkend. Ich saß dann schließlich im Fußraum und kotzte da dann noch ein bisschen gemütlich weiter … Man musste sich ja auch schon mal ein bisschen anstrengen für eine gelungene Performance, immerhin waren alle Augen auf mich gerichtet. Die erwarteten schließlich was von mir und ich lieferte auch. Ja, ich lieferte denen eine gute Show, wenn sie auch total zum Kotzen war! Geheimauftrag: Bringt mich sofort zurück, sonst geht das hier die nächsten Jahre lustig immer so weiter!

Mal wieder ein Anruf bei der Züchterin: »Ist das eigentlich alles noch normal hier?« Und die Züchterin lachte und lachte und lachte. Na ja, die musste den Schlamassel hier ja auch nicht sehen, riechen und wegmachen, da war dann ja immer gut kichern! »Er ist wahrscheinlich halb tot, oder gibt sich zumindest so …«, lachte sie in die Muschel und Mami konterte angepestet: »Halb tot, ja … Aber die andere Hälfte ist quicklebendig und in absoluter Geberlaune!« Die Züchterin lachte und lachte: »Na ja, Babys führen sich eben einfach so auf, manchmal …« Mami sagte säuerlich: »Es ist weniger das Babygehabe, als dass er ein ganz großer Kopfarbeiter ist! Da bewegt sich richtig was und er nimmt auch die Schnauze ziemlich voll dabei …!« Meine Züchterin lachte und lachte: »Ja, wahrscheinlich hätte ich vor der langen Autofahrt besser mal keinen Lunch geben sollen …«, räumte sie dann irgendwann prustend ein. »Wie viel haben Sie ihm denn bitte reingestopft?«, fragte Mami etwas angepestet.

»Der muss ja so eine Art Ameise sein und hat sein eigenes Lebendgewicht geluncht! So viel Futter, wie wir hier schon, in mittlerweile drei lautstarken Akten, recycelt gesehen haben, lässt keine anderen Schlüsse zu!« Und die Züchterin lachte und lachte und lachte … Mami lachte dann nicht mehr, denn zwischendurch, wenn nichts Brauchbares mehr aus meinem Kopf kam, hechelte ich wieder wie bescheuert. Und jetzt hatte ich mich sogar schon erfolgreich weitergebildet: Ich quiekte und röchelte dabei auch noch! Es war wirklich die machbare unterste Grenze allen erträglichen Benehmens für so wenig Hund wie mich. Ich hoffte immer noch innig, dass sie mich endlich zurückfahren würden, umtauschen oder zurückgeben, einfach sagen, dass der neue Mops jetzt unterwegs leider schon kaputtgegangen war!

Mami fragte dann später die Christa mit dem Matscheknie, ob sie nicht mal gerne als Fahrer tauschen wollte, doch Christa klammerte sich nur am Lenkrad fest. Sie guckte sehr scheel schräg zu mir hechelndem Bündel im vollgekotzten Fußraum runter, dann auf die angekotzte nasse Jeans von Mami, dann auf die vollgekotzte nasse Welpentasche und sagte sehr entschlossen: »Nein, lass mal! Kümmere du dich besser um – na ja, das da eben … Ich fahre dann lieber!« Es war also noch immer keine Wende geplant. Doch so ein Mops gab niemals auf, auch dann nicht, wenn er erst zweieinhalb Kilo nach dem Frühstück wog! Ich hechelte, quiekte und röchelte also auf der Autobahn … Ich hechelte, quiekte und röchelte dann weiter im Stau … Ich hechelte, quiekte und röchelte auch auf der Damentoilette bei Shell, wo ein erneuter Versuch unternommen wurde, die verdammte Welpentasche doch noch irgendwie zu reinigen … Ich hechelte, quiekte und röchelte auch beim Ausspülen der schon wieder frisch vollgekotzten Welpentasche im Damenklo bei Agip … Da roch es allerdings so ähnlich wie in meiner Tasche. Ich hechelte weiter, als meine neue Mami die doppelt angekotzte, jetzt wirklich komplett nasse Jeans bei Aral unter dem Händetrockner zu föhnen versuchte … Und ich quiekte und röchelte immer noch, als die neue Mami und die bereits schon leicht genervte Christa bei Esso total entkräftet einen Kaffee tranken und sich über mich unterhielten … Es ging um Hyperventilationstetanie, um Blauanlaufen und um Riechsalz. Nix kapiert. Außerdem war ich viel zu beschäftigt mit Hecheln, Röcheln und Quieken. Ich rief dabei: »Tauscht mich um! Ich bin ein Fehlkauf! Bringt mich zurück! Das geht jetzt die nächsten 15 Jahre lang genauso weiter!« Dann musste die nasse, mehrfach angereinigte, vollgereiherte, schon wirklich jetzt sehr gebraucht wirkende Tasche in den Kofferraum, weil dadurch allen anderen im viel zu warmen Auto jetzt dann auch noch schlecht wurde … Ein voller Erfolg diese Aktion!

Dann waren wir endlich bei meiner neuen Mami zu Hause. Ich hörte sofort auf, so blöd zu hecheln, zu quieken und zu röcheln – und guckte stattdessen erstaunt. Da roch es auch besser. Ich wurde in einen Laufstall mit kuscheligem Nest und einem großen, weichen Plüschhund gesetzt. »Das ist dein neuer Kumpel Dogbert«, sagte die neue Mami erschöpft. »Kotz ihn nicht gleich voll, sei doch bitte so nett!« Weil ich ja in einem Laufställchen war, kamen da auch die doofen Miezekatzen dann nicht rein. Die sahen irgendwie total fusselig aus und waren wohl zu stark aufgeblasen. Ja, weil die verloren Luft beim Michangucken: »Fauchchch …!«, machte das die ganze Zeit und die hatten ganz große schwarze Augen und einen puscheligen Schwanz dabei. Morgen werde ich mal probehalber in eine von denen reinbeißen … Ob die dann wohl platzt …?

Habe mich dann höchst zufrieden auf dem Fell mit meinem Rudelgeruch eingerollt, an Dogbert angekuschelt und überhaupt nicht mehr gekotzt oder gehechelt. Im Gegenteil, ich fand es plötzlich gar nicht mehr so übel und dachte: Ein bisschen Urlaub wäre wohl okay nach der langen Fahrt, ich kann ja auch nächste Woche noch wieder zurück! Habe dann sofort tief geschlafen, immerhin hatte ich ja auch die letzten sieben Stunden lang durchgefeiert! Hatte den Geruch meines Wurfes in der Nase und es war alles so ruhig und warm und flauschig, wie zu Hause. Grunz!

Erster Tag

Sie sind nicht geplatzt …! Aber die Kleine hat mir voll eine geklebt, die spinnt ja wohl …! Ich merkte mir, ihren Schwanz zu kauen, wenn sie mal nicht aufpasste! Der war so lang und dünn, und sie brauchte den doch gar nicht zur Begrüßungsarbeit. Eigentlich tat sie sich mit dem langen dünnen Stängel da hintendran doch nur wichtig! Hab mich Ameise sauber mit dem mir bestens bekannten Futter vollgestopft und dann fast sofort danach auf den hellen, hohen Wollteppich geschissen. »Tja, Shit happens!«, sagte Tante Roberta immer und grinste. Das sah aber sehr hübsch aus! Viel hübscher als in der braunen Rabatte, wo man es immer kaum sehen konnte! Meine neue Mama hatte überrascht gesagt: »Ist Ostern, oder was? Du musst hier keine Schokoladeneier verstecken!« Check ich nicht. Ich muss, also mach ich auch! Das ist Mops-Philosophie.

Dann musste ich auch gleich noch mehr und pinkelte erst mal aufs Parkett, während ich sie freundlich dabei angrinste. »Das war jetzt aber mal nötig!«, wedelte ich froh und nun wusste sie, dass es mir gut ging. Das musste sie doch wissen als meine Mami, oder …? Sie war aber trotzdem nicht so richtig begeistert. Dafür hatte ich mir nun so viel Mühe gegeben, hab richtig feste gepresst und alles gegeben! Ich dachte doch wirklich, Hunde- Pipi sei ein Geschenk für Mami? Zuchtmami hatte sich immer gefreut, wenn was ging! Dann machte ich ihr aber endlich doch noch richtig Spaß. Ich guckte ja mit schiefgelegtem Köpfchen zu, wie Mami den großen Plattensee aufwischte und klaute dann blitzschnell den triefenden gelben Lappen! Und dann haute ich gut gelaunt, vorne ganz voll und hinten ziemlich leer, damit ab. Ich raste, blöde hoppelnd und in einer satten Pipi-Tropfspur, durchs Wohnzimmer davon! Quer durch das ganze Zimmer tropfte ich damit! Dann hat sie doch noch endlich gelacht … Hartes Publikum hier.

Ja, und wo ich schon dabei war, musste ich auch gleich noch was und schiss spontan und mit Schmackes mitten in die Küche. Das war typisch Mops: Wenn ich dann mal was machte, war es wirklich schwer, mich zu bremsen …! Meine Rasse war aber daran schuld, nicht ich selber! »Ich hab einfach schlechte Gene, oder meine Eltern sind dran schuld!«, sagte Papa immer selbstbewusst und piete dann voll an den Blumenkübel vor der Haustür. »Siehst du …«, grinste er. »Schlechte Gene machen aber viele gute Pipi!« Meine Zuchtmami war dann aber immer trotzdem ganz unbegeistert über all die schlechten Gene oder all die viele gute Pipi. Sie schimpfte und schimpfte und schimpfte immer mit Papi. Die neue Mama trat dann leider in der Kurve unversehens voll in meine schlechten Gene rein! Sie sagte: »Bin ich in El Exkremento gelandet, oder was ist hier los? Musst du nicht irgendwann mal leer sein, sag mal!« Keine Ahnung! Frag meine Gene oder meine Eltern, ich bin vollkommen unschuldig an allem, was so um mich herum passiert …

Ich guckte sie an und lachte dann froh: Gefunden! Aber sie guckte nur auf die helle Socke, die sich gerade hübsch mit der Flitzekacke vollsaugte und sagte: »Scheiße!« Ich war begeistert: Das war völlig richtig! Die war ja sogar etwas schlau! Ich rief aufgeregt: »Ja! Ja! Ja!«, und rannte immer wieder hin und her durch den weichen Haufen. Immerhin hatte sie den tropfenden gelben Lappen ja noch in der Hand, wie es nur wieder passte! Dann sprang ich sie total begeistert mit meinen Kackpfötchen an. Sie sagte streng: »Calimero, ich finde das jetzt gerade echt richtig kacke hier …!« Ich aber fand das gerade voll lustig hier! Alles war voller Pipi-Tropfspuren und überall und auf allen Leuten war Hundedünnschiss! Jetzt rochen wir alle gleich, das war doch toll! Ich musste ja auch meinen Einstand geben! Mami fand das gar nicht. Sie wollte viel lieber Canapés mit Räucherlachs und kalten Sekt zum Einstand … Komisch!

Und dann musste schon wieder alles gewaschen werden, das fand ich jetzt aber dann nicht so toll! Mami wollte die angesaugte Kacksocke, die vollkommen angeschissene Küche, die mit den Kackpfötchen überall angetappte Hose und den müffelnden Calimero mit seinen Stinkepfötchen waschen … Den zuallererst, was dann aber leider nicht ganz einfach war! Denn zuerst mal musste sie mich ja erwischen. Die Nummer hab ich wirklich drauf, ich sag nur: Tierarzt! Das war der »Kacki-Pissi-Flip« und als ich ihn tanzte, schlitterte ich völlig aufgezwickt, laut schreiend, unter Hinterlassung lauter rutschiger, feuchter, müffelnder, brauner Pfotenabdrücke wie von Sinnen durch das frisch gewischte Wohnzimmer! Rutschte beim Rückweg durch die feuchte Hundebabykacke in der Küche und raste mit durchdrehenden Reifen zurück durch den braun getüpfelten Flur. Dann wieder durch das mit braunen Bremsstreifen garnierte Wohnzimmer und immer wieder rundherum im stinkenden Kreis! Das war toll, denn dabei schrie ich laut und schrill, dass hier noch überall Hundescheiße lag … Wirklich überall! Und dass ich das wirklich ganz, ganz große Klasse fand! Und dass wir das jetzt jeden Tag so machen würden, juhuuuuu! Was für eine Aufregung! Neue Mama mit einer auch noch zweiten Stinkesocke, Stinkelappen und Stinkejeans saß ganz erschöpft am Boden und sagte nur noch matt: »Oh Gott, du mikroskopischer Fehlkauf … Du Pestraupe … Wo soll das bloß noch hinführen …? Machen wir dann vielleicht demnächst eine Düngemittelfabrik auf …?« »Ja! Ja! Ja!«, schrie ich aus vollem Halse und grinste über beide Backen. So übel war es hier gar nicht, dachte ich dann, wenn man mal von dem ständigen Gebade absah … Ich glaubte fast, ich blieb noch etwas …!

Zweiter Tag

Ein neuer Tag, ein neuer Haufen! Haufenweise Haufen! Das ist auch Mops-Philosophie. Aber meine neue Mami freute sich immer noch nicht so richtig …! Ich würde an der Größe der Haufen arbeiten müssen … Vielleicht waren die ihr einfach noch immer zu klein? Wobei Papa stets sagte: »Nicht die Größe allein ist entscheidend! Allein das Bouquet zählt am Ende!«, und da war ich wirklich schon ganz gut dabei! Denn Mami kam ins Zimmer und sagte anstatt »Guten Morgen« nur: »Guter Gott, sag mal: Brennt es dich auch so in den Augen?« Nö …?

Draußen dann hörte ich, wie die Nachbarin fragte: »Und wie ist dein Tag?«, und Mama sagte: »Er beginnt und endet mit Scheiße …« Die Nachbarin war jetzt erstaunt und Mama sagte resigniert: »Das ist ein Naturgesetz. Doch wichtig ist allein, wo sich die Scheiße gerade befindet: Ist sie noch im Hund drin oder schon wieder auf dem Weg nach draußen? Im ersteren Fall war noch gerade alles gut, im zweiten Fall stellten sich gleich schon wieder mehrere Fragen: Wie viel? Wie lange? Wie flüssig? Und vor allem: Wo genau befindet sich, in diesem Moment gerade, die umtriebige Rosette dieses Hundes?« Die Nachbarin musste jetzt dann plötzlich schnell ihren Zug erreichen. Das wirkte auf mich ja nun leicht überstürzt …

Oh, ich hatte ein neues Leibgericht: Katzenfutter! Das war so lecker! Das hatte ich von Zuchtmami nie bekommen und die Miezekatzen aßen nie ganz auf …! Ich sagte nur: Schicksalsmelodie! Die waren zwar etwas aufgeblasen, aber auch ganz nett eigentlich, denn sie ließen mir immer ein Gastgeschenk nach ihrer Mahlzeit da! Und ich schaffte es, auch mit der ja schon erprobten Fledermaustechnik, mich so dermaßen in den Boden zu hämmern, dass ich immer noch schnell ein, zwei Mäulchen voll abschnappen konnte, bevor Mama mich da genervt wegpflückte! »Pfui!«, rief sie dann. »Pfui!« Mein Gott, was waren Menschen doch blöde! Papa hatte ja so recht damit! Das war nicht pfui! Das war voll lecker! Die hatte ja wohl auch so was von keiner Ahnung! Aber ich als Mops konnte nur sagen: Auf so was Doofes hör ich sowieso nicht …! Die Fledermaus des Todes ist zurück, nennt mich: Batwurm …!

Ich habe einen Spielkorb bekommen, da lagen alle meine Spielzeuge drin, das fand ich aber mal so was von cool. Der schmeckte auch so toll! Er war aus geflochtener, getrockneter Wasserlilie, da konnte man ja so herrliche Stücke rausbeißen! Ach ja, Spielzeug war da dann wohl auch noch drin, aber unter uns: Der Korb war das Beste! Ich saß mittendrauf und mittendrin in den ganzen Kauknoten und Quietschekissen und fraß seelenruhig den Korb auf …

Hundespielzeug war ja auch ganz nett, aber Katzenspielzeug war doch wohl das Allergrößte! Als Erstes habe ich mir die große Fellmaus von Merlin, der dicken Perserkatze, gegriffen, bin weggehoppelt und hatte die dann erst mal total plattgemacht. Die war hinterher einfach nur klitschenass und völlig breitgekaut. Sah irgendwie dann auch ziemlich überfahren aus, gar nicht gesund … Und gequiekt hat sie auch nicht mehr. Danach war dann die Fellkugel dran, die am Katzenbaum hing. Die hatte ich dann gleich komplett geschlachtet, hatte ja nun schon Training durch die überfahrene Maus! Oh, war das toll! Und mit dem ganzen weißen Zeugs da drin zu spielen, war ja sogar noch