Hinausgehen über das räumliche Systemdenken - Pierre Alizé - E-Book

Hinausgehen über das räumliche Systemdenken E-Book

Pierre Alizé

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Beschreibung

Wie weit sind wir bisher über das Denken in Systemen und unsere eigene Rolle innerhalb der räumlich-materiellen Welt hinausgelangt? ... nur bis zu konzeptuellen Modellen. Wollen wir uns mit ihnen und den Einschränkungen der sichtbaren Welt begnügen oder endlich die ganze Realität kennenlernen? Denn dass es noch mehr gibt, weiss jeder Mensch angesichts allgegenwärtiger Widersprüche und Paradoxien in der Wissenschaft wie im Leben. Haben Sie sich auch schon einmal gefragt... ... wie Materie Materie bewegen kann, z.B. ein Magnet einen Nagel? ... wie etwas Räumliches unendlich sein kann, z.B. der Welt-Raum? ... wie etwas Nichtmaterielles zerlegt werden und etwas Nichträumliches eine Geschwindigkeit haben kann, wie z.B. das Licht? Was hat es mit sogenannten Sinnestäuschungen auf sich? Was ist Autismus wirklich? Was ist der Sinn der Müdigkeit und des Leidens? Was ist Strom, was ist ein Atom uvm. in Wirklichkeit? Wie kann uns die Quantenphysik zum wahren Wissen führen, wenn sie sich nur innerhalb des räumlichen Denkens bewegt? Ist Pluralismus von Methoden oder von Weltbildern nötig, um die Welt erkennen zu können? Kommen Sie mit in die Blackbox auf das Abenteuer der Wissensfindung und in die neue Epoche des lebendigen Denkens! Wissenschaftlich seriös und existentiell aufregend.

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Widmung

Jedem, der auf der Suche nach wahrem Wissen ist

Selbst wenn der Mensch den einheitlichen Geist mit dem Begriff Gott verbindet, bedeutet das nicht, dass er an diesen Geist, an Gott lediglich glaubt, auch wenn er das selbst denkt. Er glaubt sozusagen, dass er an Gott glaubt. Aber in Wirklichkeit ist es kein Glaube, sondern das Wissen darüber, was er als Mensch wahrgenommen hat. Denn er hat diesen göttlichen Inhalt durch seine eigene Wahrnehmung empfangen und dies ist nicht ein Glaube, sondern ein Wissen.

Es ist sehr einseitig, wenn jemand die Welt nur aus dem Blickwinkel einer der zwölf möglichen Weltbilder betrachtet (siehe Kapitel ab S. 165). Er sieht nur etwas Bestimmtes und nichts anderes, oder er will einfach nicht mehr sehen.

Es ist an der Zeit, die Krücken des modellhaften Denkens loszuwerden. Sie einfach wegzuwerfen! Sonst verlernen wir vollständig das Denken und werden nie in der Lage sein, die Realität dieser Welt zu erkennen.

Dieses Buch soll sein eine Brücke zum Licht von Wahrheit, Schönheit und Güte für die Menschheit

INHALT

Vorwort

Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.

Albert Einstein

Dies ist ein philosophisches Buch, das unaufhaltsam einen Mythos der Wissenschaft nach dem anderen zerstört, eine Fiktion nach der anderen, einen Irrtum nach dem anderen. Ein Buch, das Sie von den Ursprüngen weit verbreiteter herkömmlicher Irrtümer befreit (Sie werden sehr überrascht sein, wie viele davon in uns existieren und wie tief sie verborgen sind).

Die Philosophie ist bekanntermassen historisch und ursächlich die Wurzel aller Wissenschaften, allein die allem zugrundeliegende Logik ist und bleibt ein Teilgebiet von ihr. Jeder, der zur wahren Erkenntnis kommen möchte, kann dieses Buch als Anhaltspunkt und Hilfe nutzen und den Weg zur Wahrheit entdecken. Dieses Buch enthält Wissen, das so in keiner anderen Quelle zu finden ist, es wirkt völlig neu und völlig anders als das Meiste, das wir gewohnt sind, aber unter dem Gewohnten kann eine lange verschüttete Erinnerung darauf warten, wachgerufen zu werden.

Haben Sie sich jemals gefragt: Was ist Wissen? Verfügen wir überhaupt über wahres Wissen? Und eine weitere äusserst wichtige Frage: Wie kommen wir zu echtem wahren Wissen?

In diesem Buch werden wir versuchen gemeinsam die Antworten auf diese und andere ebenso wichtige und interessante Fragen zu finden. Machen wir uns ans Werk!

Es ist logisch anzunehmen, dass wir mit bestimmten wissenschaftlichen Methoden zu Erkenntnissen gelangen. Nach aktuellem Stand können wir mit den heutigen Methoden jedoch lediglich räumliche Phänomene bis zu einem gewissen Grad durchschauen. Für alles, was darüber hinausgeht, werden Denkmodelle kreiert, wohl wissend, dass durch sie die realen Prozesse nicht beschrieben werden können, dass sie höchstens ein trübes Abbild von ihnen sind. Diese Modelle sind wie ein Tappen im Dunkeln in einer Blackbox, wie ein Erratenwollen des nicht Fassbaren, wie das Erfühlen einzelner Gliedmassen eines unsichtbaren Körpers, der in Wahrheit ein Elefant ist. Diese Vorgehensweise geschah in der zu Ende gehenden Entwicklungsepoche mit bestem Wissen und Gewissen, war unumgänglich und hatte daher seine volle Berechtigung. Die Wissenschaft hatte jedoch immer den Anspruch, sich selber in Frage zu stellen, um eben jeweils der bestmöglichen Vorgehensweise zur Erkenntnisgewinnung Platz einzuräumen, und deswegen möchte ich zeigen, dass es zu dieser bisherigen, anerkanntermassen unzulänglichen Methode eine Alternative gibt, dass nun wahre Erkenntnishaftigkeit den ihr gebührenden Platz einnehmen kann, um alles Trübe, Schemenhafte und Verzerrte zu klären.

Reine Beschreibung und Interpretation der räumlichen Realität und noch so komplexe Denkmodelle können niemals zum Ursprung wahren Wissens führen. Denn die Wahrheit geht über das Materielle hinaus und liegt im Geistigen, in der nichträumlich-nichtmateriellen Welt begründet, die für die Wissenschaft eine Blackbox darstellt. Die Wissenschaft, deren Aufgabe es ist, Wissen zu schaffen, wie der Name schon sagt, soll sich nicht auf Dauer zufriedengeben müssen mit Theorien (sehr starke, mehrfach empirisch überprüfte Vermutungen), die oft für wahres Wissen gehalten werden. In vielen Fällen werden diese Theorien mit der Wahrheit an sich verwechselt, weil die Wissenschaftler diesen Umstand oft vergessen haben und alle anderen einfach daran glauben. Welcher Weg führt stattdessen zur Wahrheit?

Man spricht heute über Pluralismus von Methoden. Ja, es gibt tatsächlich sehr viele Methoden, die zum Wissen führen sollen, zu berücksichtigen ist jedoch, dass all diese Methoden auf die gleiche Grundmethode zurückzuführen sind, ebenso wie ein Baum sehr viele Äste hat und all diese Äste aus der gleichen Wurzel stammen, der Wurzel dieses Baumes.

In diesem Buch möchte ich Ihnen vor Augen führen, dass die von der modernen Wissenschaft angewandte grundsätzliche Methode und die aus ihr entstandene Vielfalt von Methoden FEHLERHAFT sind und dass die daraus resultierenden Erkenntnisse nicht durchweg wahr sind. Darüber hinaus möchte ich Ihnen den «neuen Weg» aufzeigen oder genauer gesagt die neue wissenschaftliche Basismethode, die uns unfehlbar zum echten, wahren Wissen zu führen vermag. Hier mögen Sie vielleicht stocken: Die neue Methode an sich ist tatsächlich unfehlbar, Fehler können selbstverständlich weiterhin vom sie anwendenden Menschen ausgehen. Und sie kann auf absolut alle Wissensgebiete angewandt werden. Alle Erkenntnisse in allen Bereichen der Wissenschaft, die mit früheren wissenschaftlichen Methoden bzw. der Grundmethode gewonnen wurden, sollten in naher Zukunft dahingehend betrachtet und überprüft werden. Dabei muss alles neue Wissen auf der Grundlage der neuen wissenschaftlichen Basismethode geschaffen werden. Wissen schaffen bedeutet hier das Aufdecken der realen Prozesse durch Bewusstwerdung. Das wäre genau, was wir Menschen im Moment so dringend brauchen, denn wir sind wie in einem Spinnennetz unzähliger unterschiedlicher Fehler gefangen und dadurch verwirrt. Der «neue Weg» wird die Menschheit aus der Gefangenschaft der irrtümlichen Vorstellungen herausführen und infolgedessen viele Probleme bzw. Themen in den verschiedensten Lebensbereichen lösen. Ich denke, Sie werden selbst erkennen, dass die neue Basismethode der absolut richtige Weg zur Erlangung von wahrem Wissen ist, sobald Ihnen das Fehlerhafte bei der bisherigen Grundmethode bewusst wird.

Der bisherige Weg zum Wissen ist so beschaffen, dass an die erste Stelle der Versuch bzw. das Experiment gestellt wird, währenddessen Beobachtungen gemacht, genaueste Messungen vorgenommen und dann die Ergebnisse der Messungen z.B. in einer Tabelle festgehalten werden. Daraufhin werden die Ergebnisse verglichen, mathematisch genau analysiert und ganz bestimmte Schlussfolgerungen aus den Verbindungen und Beziehungen, Mustern und Gesetzmässigkeiten gezogen. Anschliessend kann das gewonnene Wissen qualitativ durch Sprache oder quantitativ durch eine mathematische Formel ausgedrückt werden.

In diesem Buch nun werde ich Ihnen demonstrieren, dass dieser Weg nicht immer zu wahrhaftigem wahren Wissen führen kann, dass er darüber hinaus selber schwere Mängel mit sich bringt und in einigen Fällen schwerwiegende Verzerrungen des Wissens nach sich zieht. Ich behaupte, dass dieser gewohnte Weg lediglich zu einer gewissen VERMUTUNG zu führen bzw. eine bestimmte TENDENZ aufzuzeigen vermag. Um zu wahren Erkenntnissen gelangen zu können, muss ein anderer Weg gewählt, genauer gesagt eine andere wissenschaftliche Basismethode angewendet werden. Zu diesem Zweck werde ich Ihnen eine grundlegend neue wissenschaftliche BASISMETHODE vorstellen.

Ich plädiere u.a. dafür, dass der Versuch bzw. das Experiment nicht am Anfang des Weges zum wahren Wissen stehen sollte, weil uns dies, wie oben gesagt, nur zu Vermutungen verleiten kann, oder nur dann zu Beginn erfolgen, wenn nichts anderes als eine Tendenz das Ziel der Untersuchung ist. Der eigentliche Platz des Experiments ist am Ende des Erkenntnisprozesses und kann dort bestmöglich dazu verwendet werden, das zuvor gewonnene Wissen zu verifizieren. Und auch die Herangehensweise an die Wissensgewinnung, die auf etwas Modellhaftes aufbaut, kann letztendlich nicht zielführend sein und nur immer mehr in die Irre führen, je weiter sie fortschreitet, da ein Modell niemals aus dem Wahrhaften selbst hervorgeht. Man würde ja auch eine Krücke niemals für ein Bein halten, auch eine Prothese nicht, selbst wenn sie einem Bein immer ähnlicher wird. Das Beispiel des Atommodells veranschaulicht, wie ein Modell immer wieder verändert und an neu auftauchende wissenschaftliche Fakten angepasst wird und dass selbst mit all dem verfügbaren Wissen auf diesem Gebiet bis jetzt kein perfektes Modell geschaffen werden konnte.

Ich behaupte, dass als Ausgangspunkt der Betrachtung auf dem Weg zum wahren Wissen das echte, reale PHÄNOMEN stehen sollte! Des Weiteren ist es zweifellos notwendig, dieses Phänomen zu beobachten, wobei der Wahrnehmung eine zentrale Rolle zukommt. Jede einzelne Wahrnehmung gebiert einen ganz bestimmten logischen Gedanken, der wiederum zu einem weiteren logischen Gedanken führt.

Weiterhin behaupte ich, dass jede Wahrnehmung ein absolut wahres Wissen ist und jeder folgerichtige Gedanke, der aus dieser Wahrnehmung hervorgeht, ebenso ein absolut wahres Wissen ist.

Sicherlich fällt es Ihnen nicht schwer zu verstehen, dass dies der einzig richtige Weg wäre, zu wahrem Wissen zu gelangen, sofern die WAHRNEHMUNG und das DENKEN tatsächlich verlässliche Instrumente sind. Aus der Sicht des heutigen wissenschaftlichen Denkens bestehen bei beiden jedoch gewisse Unzulänglichkeiten, weswegen sie nicht als sichere Instrumente akzeptiert werden. Die erste vermeintliche Unzulänglichkeit liegt darin, dass angenommen wird, dass wir uns der Wahrnehmung nicht hundertprozentig sicher sein können, weil sie täuschen kann, und sie deswegen nur in einem ganz begrenzten Umfang eingesetzt wird, z.B. um die Ergebnisse von einem Gerät abzulesen oder Ähnliches. Als zweite Unzulänglichkeit wird das Denken selber angesehen, dessen wir uns auch nicht hundertprozentig sicher sein können, weil nicht jeder Denkansatz zur wahren Erkenntnis zu führen vermag und wir es deshalb ebenfalls nicht unbegrenzt nutzen können, um wahres Wissen zu gewinnen.

Ich behaupte, dass die Wahrnehmung uns nicht in die Irre führt und wir ihr absolut vertrauen können. Und ebenso kann das Denken als absolut zuverlässig betrachtet werden. Die Unzulänglichkeit liegt nicht im Instrument, sondern im Subjekt, d.h. im Menschen selbst als Wahrnehmenden und Denkenden. Genau so wie nur mit gestimmten Musikinstrumenten in einem Orchester gespielt wird, so kann auch im Denken und im Wahrnehmen nur mit ihren klaren, ausgereiften Formen bei der Erkenntnisgewinnung vorgegangen werden.

Alle diese Aussagen werde ich auf den Seiten dieses Buches belegen. Unter anderem möchte ich zeigen, dass beim bisherigen wissenschaftlichen Denken (wie auch bei der Meinungsbildung im Alltag1) gewisse logische Fehler gemacht werden, nicht anders als die Fehler in einem Computerprogramm oder Betriebssystem. Ich werde Ihnen u.a. am Beispiel des Magneten zeigen, welche logischen Fehler dabei gemacht werden können. Mit diesem Beispiel möchte ich eine der wichtigsten Aufgaben der Wissenschaft deutlich machen, nämlich auf die klare Grenze des im Räumlich-Materiellen Erkennbaren hinzuweisen, und in einem zweiten Schritt, ab wann und wie diese Grenze ins Nichträumlich-Nichtmaterielle zum Geistigen hin überschritten wird.

Ebenso möchte ich mittels aussagekräftiger Beispiele und dem Vergleich von alter und neuer Denkweise in diesem Buch beweisen, dass die bisherigen wissenschaftlichen Methoden bzw. die Grundmethode fehlerhaft sind und einen völlig neuen Erkenntnisweg aufzeigen. Um den konkreten Unterschied in der Vorgehensweise zu veranschaulichen, erkläre ich an dem transparenten Beispiel des Dreiecks, wie man auf nichtempirische Art zu dem Wissen gelangt, dass die Summe der inneren Winkel bei jedem Dreieck 180° beträgt u.v.m.

Der nächste Schritt besteht darin, herauszufinden, ob und inwiefern es möglich ist, sich auf die Wahrnehmung zu verlassen, um wahres Wissen zu erlangen. Ich werde die Aussagen des heutigen wissenschaftlichen Denkens anhand von Beispielen angeblicher optischer Täuschung widerlegen, indem ich ihnen genauer als bisher auf den Grund gehe. Auf die gleiche Weise werde ich mit der Wahrnehmung an sich verfahren. Und schliesslich werden wir uns mit der Eignung des Denkens selbst befassen. Zunächst werde ich Ihnen, wie angekündigt, den Fehler enthüllen, der gemacht wird, wenn bewiesen werden soll, dass es genauso unsicher ist, sich auf das Denken wie auf die Wahrnehmung zu verlassen. Sehr wahrscheinlich haben auch Sie sich in dem markanten Beispiel von Achilles und der Schildkröte verfangen... Weitere Beispiele zum Perspektivismus und Objektivismus des Denkens werden folgen. Die Erkenntnisse daraus gelten ausnahmslos für absolut alle Wissenschaftsbereiche auf der ganzen Welt. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass alle Denkmodelle, die es in der Wissenschaft gibt, bedeutungslos für das zukünftige NEUE LEBENDIGE DENKEN und dass sie sogar zu einem Hindernis für wahres Wissen oder zu einer Ablenkung vom richtigen Weg sein werden. Dies wird sich daraus folgerichtig und ganz natürlich ohne Einfluss jeglicher persönlichen Meinung ergeben.

Das augenscheinlich Subjektive des Wissenschaftlers selbst darf jedoch keinesfalls ausgegrenzt werden, sondern muss in zweierlei Hinsicht ernsthaft berücksichtigt werden. Jeder Wissenschaftler, durch den neue Entdeckungen und Erkenntnisse in die Welt gekommen sind, war und ist immer ein konkreter Mensch. Und die Welt wirkt auf den Menschen. Jeder Mensch nimmt auf verschiedene Weise diese Wirkungen der Welt auf und ist fähig, diese auf unterschiedliche Weise zurückzuspiegeln, den anderen Menschen seine Sichtweise zu vermitteln und zur Verfügung zu stellen, d.h. der Wissenschaftler darf sich selbst nie als Faktor seiner Betrachtung ausser Acht lassen oder vernachlässigen. Der Wissenschaftler selbst ist ein Instrument der Wissenschaft, das er sehr gut kennen und beherrschen muss, tatsächlich ganz im Sinne von «Erkenne dich selbst», wie es schon in der Antike proklamiert wurde. Jeder muss herausfinden, durch welches Fenster – das jeweils einem der 12 verschiedenen Weltbilder entspricht – er in die Welt schaut, und ebenso herausfinden, was diesseits des Fensters ist – also in welcher der 7 Seelenprägungen er sich befindet. Die jeweilige Seelenprägung bezieht sich dabei auf diesen bisher nicht genauer fassbaren subjektiven Zustand und Einfluss des Beobachters im Experiment, wie es auch in der Quantenmechanik zum Thema gemacht wurde.

Interessanterweise findet die Suche nach den Ursachen aller Wirkungen immer noch in der Materie statt, und das gilt sogar für das noch junge Gebiet der Quantenphysik, die von vielen als Rettung angesehen wird.

Damit kein neues Missverständnis entsteht: der Materialismus als eines von zwölf Weltbildern ist wie alle anderen in sich logisch, stimmig und schlüssig und hat seine volle Berechtigung. Das Irreführende, Verzerrende des heutigen Systemdenkens ist nicht das materialistische Weltbild an sich, sondern die Tatsache und Gewohnheit, es auch dort wie ein Krebsgeschwür wuchern zu lassen, wo es nicht anwendbar ist, in der Welt der Ideen, der Welt des Wesenhaften, der Welt der Kräfte…

Ich füge diesem Buch eine Auswahl meiner wissenschaftlichen Essays an, die ich bereits vor mehr als zwanzig Jahren geschrieben habe. Da es in meinem Kreis seinerzeit noch keine Gleichgesinnten gab und ich keine Gelegenheit hatte, diese Fragen mit jemandem zu diskutieren, beschloss ich, meine Gedanken in Form von Essays niederzuschreiben. Bei der Entstehung dieses Buches stellte ich fest, dass die Essays viel mit diesem Thema zu tun haben, und deswegen nahm ich sie mit auf.

Angesichts dieser Ausführungen und bevor ich zum Hauptteil meiner Arbeit übergehe, möchte ich Sie zu einem sehr einfachen, aber tiefen Gedanken hinleiten: SO KANN ES NICHT WEITERGEHEN! Die Menschheit ist in ihren irrtümlichen Vorstellungen an einem toten Punkt angelangt. Das ist es, was mich dazu veranlasst hat, dieses Buch zu schreiben. Mir wurde auch klar, dass offenbar niemand ausser mir diese Arbeit tun würde, obwohl ich lange darauf gehofft habe (von 2004 bis 2012). Jahr für Jahr und Jahrzehnt für Jahrzehnt hat sich in unserer Welt bis jetzt nichts geändert. Ich habe mich wirklich nicht vorgedrängt und sogar aktiv nach einem Stellvertreter gesucht, bis mir diese Aufgabe mit Nachdruck von Kollegen angetragen wurde. Schliesslich hörte ich auf, auf das «Wunder» zu warten, und nahm mit einer grossen inneren Bereitschaft und Begeisterung die Herausforderung an, wissenschaftliche Mythen zu zerstreuen, Paradoxien des alten Denkens aufzulösen und die Wissenschaft von zahlreichen irrtümlichen und irreführenden Überzeugungen zu befreien. Lassen Sie uns aus dem Gefängnis des Systemdenkens hinausgehen wie Platon in seinem Gleichnis aus der Höhle! Ein System ist immer etwas vom Menschen Geschaffenes und Totes, sich selbst Überlebtes, weil es vom Natürlichen abweicht; wir werden nicht ein System durch ein anderes ersetzen, sondern ein lebendiger Organismus des wahren Wissens wird entstehen. Wagen Sie einen neuen Blick auf die altvertrauten Dinge!

Ich wünsche Ihnen viele neue Einsichten und Entdeckungsfreude beim Lesen dieses Buches.

Die meisten Kapitel können für sich verstanden und deshalb auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Alle Erkenntnisse und alternativen Lösungswege des neuen lebendigen Denkens sind durch mich in die Welt gekommen, ausser da, wo es anders vermerkt ist.

1 In vielen Fällen, wenn es z.B. heisst: «Um es wissen zu können, müssen wir es zunächst ausprobieren» oder «Probieren geht über Studieren»

Vergleich von zwei verschiedenen Denkweisen anlässlich des Experiments mit einem Magneten

Zunächst möchte ich zwei verschiedene Denkweisen vorstellen und zeigen, wie sie zu völlig unterschiedlichem Wissen führen. Folgendes Experiment wird von zwei Personen mit jeweils unterschiedlicher Denkweise beobachtet: Ein Magnet wird ferromagnetischen Objekten, z.B. Nägeln, immer mehr genähert, bis eine Veränderung auftritt.

Der eine Beobachter beschreibt das, was er sieht, wie folgt: «Der Magnet wird näher an verschiedene ferromagnetische Stoffe gebracht. Ab einem bestimmten Abstand zieht der Magnet diese Stoffe zu sich heran. Diese Beobachtung gibt mir die Erkenntnis, dass die ferromagnetischen Objekte von dem Magneten angezogen werden bzw. dass der Magnet in der Lage ist, alle ferromagnetischen Objekte anzuziehen».

Der andere Beobachter berichtet Folgendes: «Der Magnet wird immer näher an verschiedene ferromagnetische Stoffe herangebracht. Ab einer gewissen Entfernung kann man sehen, dass die ferromagnetischen Stoffe plötzlich anfangen sich zu bewegen, nämlich in Richtung des Magneten, und nach der Berührung mit dem Magneten halten sie an dessen Oberfläche inne».

Jetzt sehen wir also, dass beide Denkweisen uns zum Wissen, aber zu einem sehr UNTERSCHIEDLICHEN Wissen führen. Welches von diesem Wissen ist wahr und welches falsch? Wir stellen fest, dass der erste Beobachter von der Wahrnehmung innerhalb der Beobachtung unmittelbar zum Denken und Schlussfolgern übergeht. Der zweite Beobachter dagegen verweilt bei der reinen Beobachtung. Gehen wir als Beobachter der beiden Beobachter Schritt für Schritt vor. Wenn wir uns diesen Augenblick Zeit nehmen, bei der Wahrnehmung zu verweilen, werden wir bemerken, wie ganz natürlich in den Tiefen unserer Seele diese Frage geboren wird: «Warum setzen sich die Gegenstände plötzlich in Bewegung?» Und erst ab diesem Moment, ab dieser Frage beginnt das Denken. Versuchen wir rein logisch die Antwort auf diese Frage zu finden. Denken heisst in diesem Fall, wir greifen auf ein schon gemachtes Wissen und bereits erfolgte Erfahrung zurück. Was ist das Einzige, das etwas Anderes in Bewegung versetzen kann? Wir erinnern uns: Lediglich eine bestimmte Kraft ist in der Lage, etwas in Bewegung zu setzen! Und woran erkennt man, dass eine Kräftewirksamkeit vorhanden ist? Allgemeiner Lehrsatz: Kraft ist eine Einwirkung, die einen Körper verformen und/oder in eine Bewegung bringen oder in seiner Bewegung verändern (beschleunigen, verzögern, Richtung ändern) kann. Und genau dies haben beide Beobachter beobachtet. Das heisst, eine bestimmte Kraft muss die ferromagnetischen Objekte in Bewegung gesetzt haben, aber keineswegs der Magnet als Materie selbst, denn Materie kann nicht Materie bewegen.

Beide Denkweisen könnten fortgesetzt werden, und das würde uns zu den nächsten unterschiedlichen Erkenntnissen führen. Wie sollten die Überlegungen aufgebaut werden, worauf sollten wir achten, damit das weiter entstehende Wissen sich genauso richtig aus dem bis zu diesem Punkt gewonnenen Wissen entwickelt? (Siehe Kapitel «Fehlerhafte Vorgehensweise bei der Berechnung der Innenwinkelsumme des Dreiecks», «Eignung des Denkens für die Wissensgewinnung: Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit»)

Wie kann es Ihrer Meinung nach passieren, dass Menschen so anders beobachten? Was könnte der Grund für unterschiedliche Denkweisen sein? Was ist die Ursache für fehlerhaftes Denken?

Die Antworten zu diesen Fragen finden Sie in diesem Buch.

Analyse im Hinblick auf Perspektivität und Objektivität. Wir setzen die Betrachtung des Experiments mit dem Magneten fort...

«Da ich die Möglichkeit in Betracht ziehen wollte, dass wir nicht immer genau dasselbe meinen, wenn wir von Wissen sprechen, konnte die übliche Vorgehensweise, die auf der Annahme basiert, dass eine einzige Definition alle Anwendungen bestimmt, nicht mehr als (einziges) Mittel der Analyse eingesetzt werden. Tatsächlich hat die Untersuchung unserer Interessen an Wissen gezeigt, dass wir zwei Varianten des Wissensbegriffs unterscheiden sollen.

In der ersten, der objektiven Variante, ist ‹Wissen› als ‹richtige Überzeugung› zu analysieren. (…)

In der zweiten, der perspektivischen Variante dient uns der Wissensbegriff dazu, diejenigen Menschen zu kennzeichnen, von denen wir (prinzipiell) für uns relative Tatsachen erfahren können.» (Gerhard Ernst, Paderborn 2002, S. 147–149)

Oft denken die Menschen, dass sie es mit objektivem Wissen zu tun haben, wo sich in Wahrheit auf dem Weg zu echtem objektiven Wissen perspektivistisches Wissen eingeschlichen hat. So ein Fall liegt beim Beispiel des Magneten vor.

Im ersten Fall kommt der Beobachter zu der Erkenntnis, dass der Magnet ferromagnetische Objekte anzieht. Wie wir gesehen haben, ist das ein voreiliger Schluss. Die Fortführung der zweiten Beobachtung hat gezeigt, welche notwendigen Schritte auf dem Weg zur Schlussfolgerung ausgelassen wurden. Bei diesem Überspringen handelt es sich um eine allgemeine Gewohnheit, ein Muster, das allerorten zu finden ist. Diese Verkürzung führt dazu, dass im Anschluss eine Erklärung nötig wird für die zur Wahrnehmung inkongruenten Folgerung. Die nachgeschobene Erklärung tritt dann in Form eines künstlich geschaffenen konzeptuellen Denkmodells auf. Beim Magneten besteht dieses Modell aus der Vorstellung vom Magnetfeld. Der Weg des Wissens, den der zweite Beobachter beschritten hat, ergibt die entsprechenden Erkenntnisse auf ganz natürliche Weise und erfordert keinerlei Modell. Der Grund, warum der Mensch zu diesem fehlerhaften Wissen kommt, ist, dass er sich nicht streng genug an den Rahmen der Objektivität hält. Selbstverständlich geschieht dies unbeabsichtigt, derjenige sieht einfach nicht, wie sich für ihn unbemerkt die verborgene Perspektive, d.h. die Subjektivität, in die vermeintlich objektive Argumentation einschleicht. Wo also liegt diese Schwachstelle? Wenn man genau hinsieht, liegt sie praktisch am Anfang der Überlegungen, da wo das verfrühte Denken einsetzt, wenn der Beobachter anfängt, darüber zu sprechen (bereits im zweiten Satz), was passiert, wenn man ferromagnetische Objekte an den Magneten heranbringt. Plötzlich sagt er, dass der Magnet ein ferromagnetisches Objekt angezogen hat. Diese Behauptung kommt strenggenommen aus dem Nichts. Sie entsteht, weil der Beobachter im Alltag daran gewöhnt ist zu sehen, dass sich etwas im Raum nur dann bewegt oder verformt, wenn etwas Sichtbares auf ein anderes Objekt einzuwirken beginnt und es dadurch antreibt. Nichts als die Trägheit des Denkens im physikalischen Sinn führt zu dieser Art Wissen. Aber wie allgemein bekannt ist, kann nur eine bestimmte Kraft ferromagnetische Objekte in Bewegung setzen. Um es noch einmal zu sagen, es ist nicht die Materie, die eine andere Materie in Bewegung setzt, sondern eine bestimmte Kraft! Nun könnte man annehmen, dass diese Kraft nur eine bestimmte Eigenschaft der Materie sei. Dies kann jedoch nicht sein, da auch hier bekanntermassen die Eigenschaft einer Sache sich lediglich auf die Beschreibung ihres Seinszustands bezieht, z.B. weich oder rau, rot oder grün usw.

Wenn wir grundsätzlich lernen, sei es im Alltag und in der Wissenschaft, das, was wir sehen, konsequent im Sinne der Objektivität zu behandeln, dann führt es uns auch zu wirklich objektivem Wissen! Und das ist ebenso unbestreitbar wie die Tatsache, dass die Sonne für unser Auge im Osten aufgeht...

Nun ein wenig über das Nicht-Raum-Phänomen

Werfen wir beispielhaft einen Blick auf eine Pumpe und den eigentlichen äusseren und inneren Vorgang während des Pumpens. Und gleich die Frage an Sie – was ist Ihrer Meinung nach gemeint, wenn man sagt, dass eine Pumpe einen flüssigen oder luftigen Stoff fördern kann? Sie haben natürlich völlig Recht, wenn Sie sagen, dass es NICHT DIE PUMPE ist, die z.B. eine Flüssigkeit fördert, sondern dass der Vorgang des Pumpens nur MIT HILFE der Pumpe geschieht! Schliesslich wissen wir bereits, dass die Ursache jeder Bewegung stets eine bestimmte KRAFT ist. Diese Tatsache ist in der Physik seit langem bekannt, die Wirkung von Kraft kann entweder durch Bewegungsänderung oder durch Änderung der Form erfahren werden. Wie Sie sehen, gibt es hier an sich nichts Neues, die Fehlleistung besteht zunächst in der Verkennung des Phänomens und im Anschluss in der falschen Anwendung in der Praxis.

Der gleiche Fehler wird gemacht, wenn gesagt wird, dass unser Herz eine Pumpe sei, die das Blut antreibt und es durch den Körper zirkulieren lässt, obwohl wir wissen, dass das Herz selbst nicht in der Lage ist, das Blut bewegen zu können, dies kann nur unter der Wirkung irgendeiner Kraft geschehen!

Es stellen sich in logischer Konsequenz folgende Fragen: Was ist diese Kraft und wie entsteht sie, wer oder was schafft sie? Ist Kraft Materie?

Was wissen wir über Materie? Wir kennen drei Zustände der Materie: fest, flüssig und gasförmig. Kraft ist keines von allen drei. Wenn wir im Rahmen der Naturwissenschaft, des räumlichen Denkens, bleiben wollen, müssen wir also zugeben, dass Kraft keine Materie ist, d.h. sie ist kein räumliches Phänomen, sondern nur etwas, das sich im Raum offenbart, im Raum vorfindet, sich zeigt. Kraft ist nicht Raum und befindet sich nicht im Raum, sondern ist etwas, das sich in irgendeiner Weise im Raum offenbart bzw. manifestiert. Wenn wir auf diese Weise denken, stossen wir unweigerlich an die Grenze des naturwissenschaftlichen Denkens. Wenn wir jedoch verstehen wollen, was Kraft ist, ist es notwendig, dass wir die Grenzen des naturwissenschaftlichen, räumlichen Denkens verlassen müssen. So finden wir uns plötzlich im Nicht-Raum wieder. Natürlich können auch Nicht-Raum-Phänomene erforscht werden, erkannt werden, aber es sollte klar sein, dass dies nicht die Aufgabe der Naturwissenschaften ist, sondern einer anderen Wissenschaft, die es bis heute noch nicht gibt. Eine Wissenschaft, die nichträumliche Phänomene untersuchen wird. Und diese Wissenschaft wird demnächst geboren werden – so überraschend das für Sie auch sein mag.

Zur Bedeutung des realitätsbezogenen Denkens am Beispiel des Newtonschen Gravitationsgesetzes

Was stellen Sie sich vor, wenn Sie m·g sehen? Die Masse m wird in Masseinheiten gemessen, z.B. in Kilogramm, und die Beschleunigung des freien Falls g in Metern pro Sekunde im Quadrat. Sind Sie in der Lage, sich etwas Reales vorzustellen, indem Sie ein Kilogramm mit einem Meter pro Sekunde im Quadrat multiplizieren? Ruft dies die Vorstellung von Kraft bei Ihnen hervor? Schüler, Studenten und sogar Wissenschaftler auf der ganzen Welt müssen sich das tagtäglich vorstellen können. Ich bin sicher, dass wir das alle nicht können, es ist einfach unmöglich, ebenso wie wenn wir «Birnen mit Äpfeln» multiplizieren würden. Die Wissenschaftler haben sich scheinbar daran gewöhnt, mit unvorstellbaren Variablen zu hantieren. Was wird Ihrer Meinung nach mit einem Menschen geschehen, der oft etwas tut, das keinen Bezug zur Realität hat? Sicherlich wird er die Aufgaben und Probleme des Lebens nicht besser bewältigen können, sondern im Gegenteil, er wird immer mehr den Bezug zur Wirklichkeit verlieren.

Was halten Sie vom Paradoxon in diesem Kapitel, dass eine umgestellte Gleichung erst eine Vorstellbarkeit ermöglicht und damit auch der erwartbaren Logik zuwiderläuft, dass es egal sei, wie die Gleichung dargestellt wird, nur weil rechnerisch immer das gleiche Ergebnis herauskommt? Ein Grund für diese Art des Denkens auch im alltäglichen Leben ist, dass das Ergebnis lange Zeit immer wichtiger als der Prozess selber war, sei es ursprünglich in der Wissenschaft, sei es in der Folge in der Wirtschaft...

Viele solcher Denkfehler müssen eines nicht allzu fernen Tages in allen Bereichen korrigiert werden, damit richtiges Denken immer zu einer richtigen Vorstellung führt und daraufhin zu richtigem realitätsbasiertem Handeln!

Eine Rechenaufgabe mit Käse

Hier ein weiteres dazu passendes Beispiel aus dem Schulbuch:

100 Gramm Käse kosten 2 Euro 30 Cent. Wieviel werden 3 Kilogramm Käse kosten?

In den meisten Fällen wird eine solche Aufgabe wie folgt gelöst:

Dies deutet darauf hin, dass man zunächst wissen will, wieviel 1 Gramm Käse wert ist. Dann wird das Ergebnis mit 3000 g multipliziert, wodurch man herausfindet, wieviel 3 kg Käse kosten.

Das Ergebnis ist richtig, die Aufgabe ist gelöst – aber bitte sagen Sie mir, wie kann ich Euro durch Gramm teilen? Wenn ich im Bereich der Realität bleiben will, dann werde ich diese Aufgabe anders lösen, nämlich: Ich werde 3000 g durch 100 g dividieren und das Ergebnis mit 2,30 € multiplizieren.

Aufgrund der Tatsache, dass ich gleiche Masseinheiten durch einander teile, weiss ich im Vergleich, wie viel ein Mass im Verhältnis zu einem anderen kostet. In diesem speziellen Fall werde ich herausfinden, dass 3000 g dreissigmal mehr ist als 100 g. Das bedeutet konkret: Wenn ich also 30-mal mehr Käse kaufen will, muss ich 30-mal mehr bezahlen. Wenn ich also dieses Ergebnis mit 2,30 € multipliziere, werde ich herausfinden, dass ich 69 € bezahlen muss.

Eine solche Vorgehensweise, die völlig im Einklang mit der Realität steht, kann mich auf das Leben in der Realität vorbereiten. Wie fühlt sich das für Sie an? Die bisherige Denkweise kann nur dazu führen, dass wir uns immer weiter von den Realitäten des Lebens entfernen.

Die herkömmliche Methode

Welche Methode ist heute in allen Wissenschaften üblich, wenn man zu Erkenntnissen gelangen will? Die Wissenschaft geht davon aus, dass es viele verschiedene Methoden gibt, aber im Wesentlichen sind sie absolut identisch, denn sie haben die gleiche Grundmethode als Ursprung. Sich streng an einen bestimmten Ablauf haltend, wird zunächst ein Experiment bzw. ein Versuch durchgeführt. Wenn dieses Experiment qualitativ, also nur sprachlich, analysiert wird, dann werden bei der Beobachtung nur qualitative Merkmale berücksichtigt. Wenn eine Quantifizierung erforderlich ist, werden während der Beobachtung Messungen vorgenommen, die danach einer sorgfältigen Analyse unterzogen werden. Diese Messungen werden verglichen, darin Muster erkannt, und im Nachhinein kann das Muster als mathematische Formel dargestellt werden. Dies ist der übliche Erkenntnisweg in der heutigen Wissenschaft.

IST WIRKLICH GUT, WAS ÜBLICH IST?

Woran es bei der qualitativen Variante der Versuchsauswertung mangelt, haben wir am Beispiel des Magneten herausgefunden. Bei der logischen Reihenfolge der Gedanken wurden Zwischenschritte ausgelassen, d.h. die Beobachtung wurde nicht voll ausgeschöpft, so dass nicht die korrekte Schlussfolgerung aus dem Beobachteten gezogen werden konnte. Wahrnehmung und Denken wurden nicht sauber getrennt.

Bei der quantitativen Vorgehensweise nun behaupte ich, dass die übliche Methode nicht immer zu hundertprozentig korrektem Wissen zu führen vermag, da dieses Wissen lediglich auf Messungen beruht. Auf diese Weise kann man nicht absolut sicher sein, dass die Messungen, zu denen im nächsten Kapitel ein ausführliches Beispiel erfolgen wird, jeweils immer zum gleichen Ergebnis führen werden. Oder vielleicht doch? Eines kann ich darüber jedoch mit Sicherheit sagen, dass eine solche Methode zu einer Annahme (Vermutung) oder einer mehrfach empirisch überprüften Annahme (Theorie) führen kann, die wiederum selbst bewiesen werden muss. Ein Experiment würde nur dann Sinn machen, wenn es immer zu absolut richtigen Erkenntnissen führen würde. Dies führt uns zu folgenden sehr wichtigen Fragen: Was sollte am Anfang des Erkenntnisweges stehen, wenn wir stets das richtige Wissen erhalten wollen? Wenn dies nicht zuverlässig mit einem Experiment gelingen kann, was dann?

Fehlerhafte Vorgehensweise bei der Berechnung der Innenwinkelsumme des Dreiecks

Bevor Sie eine Antwort auf diese sehr interessante Frage erhalten, möchte ich Ihnen das folgende Beispiel vorstellen. Dieser Fall ereignete sich im wirklichen Leben während meines Referendariats in München. Der Seminarleiter erklärte, wie man im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern zu der Erkenntnis kommen kann, dass die Summe der Innenwinkel jedes Dreiecks 180° beträgt. Am Anfang erschien mir die Vorgehensweise sehr interessant und spannend, bis ich merkte, dass da etwas nicht stimmt!

Die Unterrichtsstunde ist wie folgt strukturiert: Zu Beginn der Lektion gibt der Lehrer den SchülerInnen die Aufgabe, ein beliebiges Dreieck zu zeichnen. Alle sind beschäftigt, jeder zeichnet sein eigenes Dreieck, alles läuft gut.

Und wieder sehen wir, dass am Anfang das Experiment steht, das Zeichnen war zunächst der erste Schritt dieses Experiments.

Nachdem alle mit ihrem Dreieck fertig sind, muss jeder von ihnen alle Innenwinkel des jeweils gezeichneten Dreiecks so genau wie möglich messen und diese Messungen in sein Heft eintragen. Beim nächsten Schritt müssen alle SchülerInnen die Summe aller drei Ecken ihres Dreiecks berechnen. Wenn die Messungen genau waren und die Summe korrekt berechnet wurde, sollten alle ein Ergebnis von 180° erhalten.

Und nun bitte ich Sie um Ihre grösste Aufmerksamkeit: Selbst wenn alle Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt zum gleichen Ergebnis gekommen wären, können wir daraus nicht schlussfolgern, dass die Summe aller Innenwinkel JEGLICHEN Dreiecks gleich 180° sein wird! Dieses Wissen lässt sich nur auf eine ganz bestimmte Anzahl von Dreiecken anwenden, und zwar jene, die untersucht werden. Wie können wir bei aller vorgeblicher Logik sicher sein, dass beim nächsten Dreieck die Summe der Innenwinkel wieder 180° betragen wird? Die wahre Logik ist, dass wir eben nicht sicher sein können! Mit dieser Methode können wir lediglich einen einzelnen Fall bzw. einzelne Fälle untersuchen und zu der Annahme bzw. einer mehrfach empirisch überprüften, sehr starken Vermutung, also Theorie, gelangen, dass jedes nächste ähnliche Experiment ebenfalls zu einer Summe der inneren Winkel des Dreiecks von 180° führen könnte.

Alternative Vorgehensweise beim Dreieck

Es gibt noch einen ganz anderen Weg, um zu der berechtigten Vermutung zu kommen, dass die Summe der Innenwinkel von einem Dreieck 180° beträgt; dieser Weg, der mir spontan kurz vor Fertigstellung dieses Buches eingefallen ist, ist einfach, praktisch, sehr schnell durchzuführen und unmittelbar einleuchtend. Im Prinzip sind keinerlei geometrische Vorkenntnisse nötig, es reicht das visuelle Verständnis dafür, dass die 180° der vermuteten Innenwinkelsumme einen offenen Winkel ergeben, der mit einer Geraden zusammenfällt.

Dafür zeichnet jede bzw. jeder ebenfalls zunächst ein ganz beliebiges Dreieck auf ein Blatt Papier und betont jeden der drei Winkel – zur besseren Übersichtlichkeit, wenn gewünscht – mit einer anderen Farbe. Danach wird das Dreieck mit einer Schere ausgeschnitten. Anschliessend werden alle drei Winkel des Dreiecks auf freie, nicht vorgegebene Weise abgeschnitten und so separat nebeneinandergelegt, dass die drei Spitzen der ausgeschnittenen Winkel sich in einem Punkt treffen (siehe Abbildung).

Nun können alle Lernenden angesichts der unter Umständen aufgeklebten Winkel gegenseitig das jeweilige Ergebnis begutachten und erstaunt feststellen, dass trotz der Unterschiedlichkeit jedes einzelnen Dreiecks und der Unterschiedlichkeit aller abgeschnittenen Winkel alle Winkeltrios einen offenen Winkel ergeben. Hierauf können sie nicht umhin, zu der sich aufdrängenden Vermutung zu gelangen, dass aus diesem Grund die Summe der Innenwinkel womöglich aller weiteren Dreiecke grundsätzlich immer 180° betragen müsste. Wie sehr dieser induktive Weg auch immer empirisch gestützt werden mag, er wird unvermeidlich abbrechen, weil er sich immer auf die begrenzte Anzahl der manifestierten Dreiecke beschränken muss. Wenn wir jedoch zu allgemeinen wahrheitsgemässen Erkenntnissen vordringen wollen, dann müssen wir einen anderen Weg einschlagen, eine andere wissenschaftliche Methode anwenden. Sie werden im folgenden Kapitel und darüber hinaus mehr über diese neue wissenschaftliche Methode erfahren – das verspreche ich Ihnen.

Richtige Vorgehensweise beim Dreieck

Anstatt des Versuchs steht am Anfang des Erkenntnisweges, der uns zum wahren Wissen führen wird, schlicht und ergreifend das PHÄNOMEN! Das Phänomen in diesem Fall ist ein Dreieck, nur EIN Dreieck, ein Dreieck genügt, ein völlig willkürliches Dreieck. Es reicht völlig aus, ein Dreieck herzunehmen und es phänomenologisch zu betrachten. Ich beobachte das Dreieck anhand der genauen Wahrnehmung dieses Phänomens. Alles, was ich im Zusammenhang mit dem Dreieck wahrnehme, ist Wissen, ein absolut wahres Wissen, eingedenk des heute noch verbreiteten Glaubens, dass die Wahrnehmung täuschen kann, womit selbstverständlich nicht eine Trübung des Sehsinns aufgrund äusserer oder innerer Umstände gemeint ist (dies nur für die nicht-wissenschaftlichen Leser). Der Glaube an die optische Täuschung wird direkt im anschliessenden Kapitel zerstreut. Der Mythos der Wahrnehmung als unzuverlässiges Instrument wird im Weiteren aufgelöst werden.

Die Wahrnehmung ist also die Grundlage des neuen Ansatzes, der neuen wissenschaftlichen Basismethode, die ich vorschlage und die mich von der Wahrnehmung durch streng logisches Denken zu weiterem Wissen führt. Jeder Gedanke, der streng logisch aus der Wahrnehmung folgt, wird so wahr sein wie die Wahrnehmung selbst. Allein dieser Zusammenhang beruht auf absolut vernünftiger und objektiver Logik. Jeder aus einem wahren Gedanken streng logisch folgende Gedanke ist wiederum genauso wahr wie der ihm vorangegangene Gedanke. Jeder einzelne Schritt auf dem Erkenntnisweg, jedes einzelne Glied in der Kette der Logik ist wahr, so dass nur wahres Wissen am Ende stehen kann. Wir werden sehen, dass Wahrnehmung und Denken als absolut zuverlässige Werkzeuge für den Erwerb von neuem Wissen dienen können.

Lassen Sie uns diese Vorgehensweise nun auf das Dreieck anwenden. Ich betrachte das Dreieck unvoreingenommen als ein Phänomen und arbeite mit diesem Phänomen: Ich sehe die drei verschiedenen Innenwinkel des Dreiecks a, b, g. Was ist allgemein a + b + g? Nicht als spezielle Summe dieses Dreiecks (denn ich weiss ja noch nicht, dass es immer 180° sind), sondern ganz allgemein. Um das herauszufinden, halte ich nach gleich grossen Winkeln ausserhalb des Dreiecks Ausschau, denn zum Phänomen als Ganzes gehört ja nicht nur das Dreiecksinnere. Zu diesem Zweck verlängere ich die Seiten des Dreiecks. Ich stelle fest, dass jeder der drei Winkel auch ausserhalb des Dreiecks jeweils gegenüberliegt. Wo kann ich vielleicht noch gleiche Winkel finden? Ich lasse die Seite AB immer dicker werden, bis sie die obere Spitze des Dreiecks erreicht, was nichts anderes ergibt als eine hinaufgewanderte parallele Gerade zur Grundseite AB.

Infolgedessen bilden sich über dieser Geraden bei Spitze C zusätzlich zum Gammawinkel zwei weitere Winkel, von denen der eine gleich dem Winkel bei Spitze B und der zweite gleich dem Winkel bei Spitze A ist, da diese entsprechenden Winkel Stufenwinkel (in Bezug auf a und b im Dreiecksinneren) sind. Diese beiden Nebenwinkel in Bezug auf g an der Spitze C bilden zusammen mit diesem einen gestreckten Winkel, der bekanntermassen immer 180° beträgt, weil es sich um die Hälfte des Mittelpunktwinkels im Kreis handelt. Da die Summe dieser Winkel gleich der Summe der inneren Winkel des Dreiecks ist (a + b + g), beträgt die Summe der Innenwinkel des Dreiecks 180°. Dies gilt gemäss der Logik für jedes Dreieck, unabhängig von der Grösse der Ausgangswinkel, und ist somit ein wahres objektives Wissen.

Eignung der Wahrnehmung für den Wissenserwerb: Objektivität und Validität

Wie bereits wiederholt erwähnt, herrscht heute weitestgehend die Meinung vor, dass man der Wahrnehmung nicht hundertprozentig trauen könne und dass sie auch täuschen könne, so dass man sich nicht vollständig auf sie verlassen kann, wenn man zu wahrem Wissen gelangen will. Aus diesem Grund wird nur ein ganz bestimmter, begrenzter Wahrnehmungsbereich für das Schaffen von Wissen verwendet. Als Beispiel für Wahrnehmungstäuschung werden die weithin bekannten optischen Täuschungen angeführt. In wissenschaftlichen Kreisen und darüber hinaus hat man den Glauben, dass solche Täuschungen tatsächlich vorkommen. Aber das ist ein weiterer Mythos!

Ich behaupte, dass es keine optischen Täuschungen gibt und überhaupt keine Wahrnehmungstäuschungen. Nehmen wir das Beispiel der Fata Morgana, das lange Zeit als optische Täuschung betrachtet wurde – eine Fehlbetrachtung, die mittlerweile offiziell ausgeräumt wurde. Man sah es ursprünglich als optische Täuschung an, wenn etwas auf der Erde in einer bestimmten Entfernung zu sehen war, sobald man an diesen Ort kam, jedoch nicht mehr zu sehen war. Aus diesem Grund hielt man es für eine Illusion. Stellen Sie sich eine weit entfernte Bergkette in einem Spiegel gespiegelt vor. Je näher Sie den Spiegel an die Berge heranbringen, desto mehr verändert sich das Bild. Ganz aus der Nähe werden Sie z.B. nur noch einen Gesteinsbrocken im Spiegel wahrnehmen können. Wenn diese Art der Luftspiegelung eine Täuschung gewesen wäre, dann hätte auch jeder andere Spiegel, ob aus festem oder flüssigem Material, ebenso eine Täuschung hervorgerufen. Die Fata Morgana ist nichts anderes als ein Spiegel, nicht fest oder flüssig, sondern luftig, und in diesem Spiegel wird alles auf die gleiche Weise reflektiert wie in jedem anderen Spiegel, es gelten dieselben Gesetze. Der Unterschied liegt allein in der Art der Oberfläche des Spiegels. Ein Luftspiegel hat eine sehr bewegliche, veränderliche Oberfläche, vergleichbar der bewegten Oberfläche eines Wasserspiegels, die eben nicht immer «spiegelglatt» ist. Diese Tatsache spiegelt sich wiederum im Denken selbst wider: der Mensch ist nicht gewohnt, in Bewegung zu denken. Dies rührt daher, weil er sich hauptsächlich mit Festem, Materiellem beschäftigt, ist sein Denken ebenfalls fest, starr und unbeweglich. Die weitere Entwicklung des Denkens besteht darin, vom festen über das flüssige zum luftigen, seinem eigentlichen Element zu gelangen.

Auf diese Weise können wir jede optische Täuschung untersuchen und werden jedes Mal feststellen, dass es sich dabei nicht um eine Täuschung handelt, sondern nur um ein fehlerhaftes Denken, das zum Gedanken der Täuschung führt. Das Denken ist noch zu schwerfällig.

Den Irrtum der Täuschung kann man am Beispiel des Mondes erkennen, wenn er sich in einer Phase befindet, in der wir sowohl einen hellen als auch einen dunklen Anteil sehen können. Wir sehen, dass der helle Teil des Mondes etwas grösser wirkt als der dunkle Teil, das hat jedoch nichts mit optischer Täuschung zu tun, sondern mit der unterschiedlichen Wirkung von Hell und Dunkel auf die Netzhaut. Ich weiss nicht, inwieweit ich ein Geheimnis lüfte mit der Bemerkung, dass das Helle so auf die Netzhaut wirkt, dass der hellere Teil uns grösser erscheint als der dunklere Teil. Der Eindruck, dass der hellere Teil grösser «ist», entsteht innerhalb des Denkens und stammt nicht aus der Wahrnehmung selber, die als Gesichtssinn in diesem Fall nur Farben und Formen umfasst. Grösse ist bereits ein unterscheidendes Merkmal, aus dem Denken hervorgehend. Man spricht von optischer Täuschung bezüglich der Wahrnehmung nur, solange man den realen Hintergrund, wie es dazu gekommen ist (realer Prozess des Phänomens), nicht kennt. Die Erscheinung des Phänomens ist durch das Instrument Wahrnehmung erkennbar, durch das Instrument Denken offenbart sich der reale Prozess des Phänomens. Wie beim Beispiel des Magneten festgestellt, wird die Wahrnehmung zu schnell mit dem Denken vermischt. Wahrnehmung und Denken müssen sauber unterschieden und dann als Instrumente gemäss ihrer jeweiligen Bestimmung zusammen eingesetzt werden. Die bisherige Abqualifizierung der Wahrnehmung als unzuverlässig (ganz zu schweigen vom Denken) beruht darauf, dass sie als subjektiv eingeschätzt wird. Die Subjektivität kommt jedoch von der Durchmischung der Wahrnehmung mit dem Denken. Für sich genommen hat die Wahrnehmung, wie gezeigt, objektiven Charakter und ist dadurch an sich zuverlässig.

Irrtümlicher Beweis der Wahrnehmungstäuschung

Um zu beweisen, dass der Wahrnehmung nicht hundertprozentig zu vertrauen ist, werden verschiedene Arten von angeblichen Beweisen durchgeführt. Lassen Sie mich Ihnen ein klassisches Beispiel zeigen, das in den Bildungseinrichtungen weit verbreitet zu sein scheint. Ich habe Erfahrung als Lehrer in drei Ländern, in Russland, Deutschland und der Schweiz, und ich kann mit Sicherheit sagen, dass dieses Beispiel in allen drei Ländern fester Bestandteil des Unterrichts ist. In Bayern beispielsweise wird das Thema «Thermodynamik» in Physik gewöhnlich zu Beginn der neunten Realschulklasse behandelt.

In der Klasse wird zu Beginn des Experiments ein Schüler oder eine Schülerin eingeladen, sich am Versuch zu beteiligen. Die direkte Einbeziehung der SchülerInnen gilt als besonders gelungener Lehransatz. Leider wird die Richtigkeit des gelehrten Inhalts durch die an einer Show orientierten Versuchsanordnung (wie auch überhaupt der ganze Unterricht) noch mehr aus den Augen verloren. Auf dem Tisch stehen vier Glasbehälter, die alle mit gleich viel Wasser gefüllt sind. Die Schülerin taucht beide Hände gleichzeitig in die beiden äusseren der vier Behälter ins Wasser. Die Lehrkraft fragt die Schülerin, was sie in diesem Moment an den Händen empfindet, und erhält für gewöhnlich die Antwort, dass das Wasser in dem einen Behälter wärmer ist als in dem anderen. Um sich leichter merken zu können, auf welcher Seite es wärmer ist, wurde der linke Behälter (Herzseite) mit dem wärmeren Wasser gefüllt. So stellt die Schülerin die Differenz der Wassertemperatur fest, die die Lehrkraft sofort mit dem Thermometer überprüft. Heutzutage wird dazu in der Regel ein digitales Thermometer verwendet, da es hilft, Messungen schneller durchzuführen. Die Lehrkraft nimmt Temperaturmessungen in beiden Behältern vor und zeigt den SchülerInnen, dass die Wassertemperatur tatsächlich unterschiedlich ist. Das Experiment geht weiter. Dann bittet die Lehrkraft die Schülerin, im Anschluss beide Hände wieder gleichzeitig, aber diesmal in die mittleren Wasserbehälter zu versenken. Die Schülerin soll wieder sagen, was sie jetzt an ihren Händen spürt. Normalerweise kommt die Antwort, dass an der rechten Hand das Wasser wärmer wahrgenommen wird als an der linken Hand. Die Schülerin darf sich wieder setzen und die Lehrperson überprüft sofort mit einem digitalen Thermometer, ob die Wassertemperatur in den Behältern wirklich unterschiedlich ist. Er stellt sofort fest, dass es keinen Unterschied bei der Wassertemperatur gibt und bittet daraufhin die SchülerInnen über die Tatsache des Unterschieds zwischen den realen körperlichen Empfindungen bzw. Wahrnehmungen und den Angaben des Thermometers nachzudenken. Schliesslich nehmen die SchülerInnen ihre Hefte und schreiben auf, dass die Wahrnehmung nicht immer stimmt, manchmal irreführend ist und keine objektive Bewertung der Realität zulässt.

So wird den Kindern schon in jungen Jahren die Vorstellung vermittelt, dass der Wahrnehmung nicht zu trauen sei und sie daher nicht als Instrument zur Erlangung absolut wahren Wissens dienen könne.

Wo liegt der Fehler beim Experiment mit der Wassertemperatur?

Ich möchte Ihnen zeigen, dass dieses Experiment nicht die Täuschung der Wahrnehmung beweist! Hier gibt es sehr schwerwiegende Fehler, auf die bereits Rudolf Steiner vor rund hundert Jahren in seinen «Naturwissenschaftlichen Schriften» hingewiesen hat.

So sollte es aussehen: Erstens sollte das Experiment nicht mit EINEM digitalen Thermometer durchgeführt werden, sondern mit ZWEI herkömmlichen analogen Thermometern, bei denen man beobachten kann, wie sich die Flüssigkeit in der Säule auf und ab bewegt. Zwei Thermometer zu verwenden, ist hier notwendig, da die zwei Hände des Körpers zwei simultane sensorische Messinstrumente darstellen, und ebenso benötigt man zwei nichtorganische, wie die Hände synchron eingesetzte Messinstrumente zur Überprüfung. Ausserdem ist das Experiment nachhaltiger, wenn etwas mehr Zeit aufgewendet wird, um objektives, wahres Wissen zu erlangen. Der ganze Versuch muss in einem langsameren Tempo durchgeführt werden – weswegen sollten man sich so beeilen, wenn es das Ergebnis nur verzerrt? Statt eines Experiments, das lediglich eine Tendenz im Vorhinein erkennen lässt oder gewonnenes Wissen im Nachhinein bestätigen kann, machen wir hier etwas ganz Anderes: Wir spielen ein Phänomen nach. Und dazu gehören u.a. auch die dem Phänomen immanenten Aspekte Rhythmus und Folgerichtigkeit. Der menschliche Wille darf hier keine Rolle spielen. Wiederum wird es zunächst eine Schülerin sein, die ihre Hände gleichzeitig in die beiden äusseren Wasserbehälter eintaucht. Die Schülerin wird versuchen ihre Empfindungen von Anfang an zu beschreiben, was sie wahrnimmt und wie sich ihre Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert. Als Erstes wird sie sagen, dass das Wasser im linken Behälter viel wärmer ist als im rechten. Im Laufe der Zeit gewöhnen sich ihre Hände an die Wassertemperatur, aber der Temperaturunterschied ist immer noch wahrnehmbar. An diesem Punkt taucht der Lehrende gleichzeitig das eine Thermometer in den rechten Wasserbehälter und das andere Thermometer in den linken. Zunächst beobachten die SchülerInnen, dass die Flüssigkeitssäule des linken Thermometers nach oben steigt und die des rechten nach unten sinkt. Wir haben einen Temperaturunterschied festgestellt. Nach einer Weile sehen wir bei den beiden Thermometern keine Veränderung der Flüssigkeitsbewegung mehr, wobei der Temperaturunterschied bestehen bleibt. Die Schülerin achtet nochmals auf die Wahrnehmungen in ihren Händen und stellt fest, dass es momentan keine Veränderungen mehr gibt. Dann taucht die Schülerin wieder beide Hände in die mittleren Wasserbehälter. Zuerst bemerkt sie einen Temperaturunterschied, d.h. sie spürt, dass das Wasser im rechten Behälter wärmer ist, aber nach einer kleinen Weile sagt sie, dass sich die beiden Temperaturen immer mehr angleichen. Dann nimmt die Lehrperson die analogen Thermometer ebenfalls aus den ersten beiden Behältern heraus und taucht sie in die beiden mittleren ein. Anfänglich wird noch ein Temperaturunterschied sichtbar sein, aber allmählich wird sich die Temperatur ebenso ausgleichen.

Und nun beantworten Sie mir bitte eine Frage: Wo wird hierdurch die Täuschung der Wahrnehmung bestätigt? Die beiden Thermometer reagieren ähnlich wie die beiden Hände auf die Veränderungen der Wassertemperatur. Hände und Thermometer entsprechen sich als Instrumente und weisen dadurch keine Irrtümlichkeit der Wahrnehmung auf.

Warum war es so wichtig, analoge Thermometer zu verwenden? Dies war eine bewusste Entscheidung, denn die analogen Thermometer sind im Gegensatz zu den digitalen in der Lage, den Verlauf der Veränderungen anzuzeigen und auf diese Weise das Prozesshafte des Phänomens widerzuspiegeln. Ohne diese Veranschaulichung in der Zeit geht der Bezug zur Realität verloren.

Hieran sehen wir (wie bei dem zu frühen Einsetzen des Denkens im Experiment, während die Wahrnehmung noch nicht ausgeschöpft ist) einen weiteren Hinweis auf den Stellenwert der Subjektivität beim Wissenserwerb. Die Gestimmtheit des Durchführenden/des Subjekts, in diesem Fall die fehlende innere Übereinstimmung mit der Zeit, hat, wie man sieht, einen entscheidenden Einfluss auf das Untersuchungsergebnis, d.h. auf die Art der Erkenntnis. Alles braucht seine eigene Zeit, auch die Naturgesetze, die natürlichen Gesetzmässigkeiten haben ihren ureigenen, vom Menschen unbeeinflussbaren Rhythmus. Der augenblickliche menschliche Zeit-Geist ist vom Naturhaften abgekommen und führt zu einer subjektiven Verfälschung. Der einzige Weg zu seinem wahren Geist und zur Wahrheit seiner Realität führt den Menschen ohne Abkürzung und Beschleunigung über das unvoreingenommene Einlassen auf das Prozesshafte in der Natur und auf die inhärenten Kräfte der räumlichen und nichträumlichen Gesetze. Erst auf diese Weise werden wir zu den wahren Mitschöpfern, die wir sein wollen, die unsere Bestimmung sind und die uns als Einziges wirklich glücklich machen.

Ich weiss nicht, wie lange dieses Experiment in der Schule schon läuft, um die vermeintliche Wahrnehmungstäuschung zu beweisen. Wie viele Menschen wohl blind dem folgen, was im Lehrbuch steht, und niemand merkt, dass es nicht stimmt! Und wo ist bei alldem der gesunde Menschenverstand und das eigenständige, unabhängige Denken? Wie lange werden wir noch an alle möglichen Geschichten, die mit Unwahrheiten behaftet sind, glauben?

Ich rufe Sie von ganzem Herzen auf, alles Wissen in Frage zu stellen und ebenso den Weg zu diesem Wissen nachzuverfolgen, und das darf natürlich nur mit Methoden geschehen, die uns wirklich zu absolut wahrem Wissen zu führen vermögen!

Wie Sie hier deutlich sehen können, ist die Wissenschaft zu einer Art neuem Glauben geworden – aber Sie werden mir sicher beipflichten, dass das keinesfalls so sein sollte!

Die unvermischte Wahrnehmung

Was ist das Wesen der Wahrnehmung, was gehört dazu? Bei dieser Betrachtung konzentrieren wir uns auf die Gesichtswahrnehmung. Bei allen anderen Sinnen verhält es sich ähnlich und der Leser bzw. die Leserin kann sie in Gedanken selbst mitvollziehen. Ich sehe zum Beispiel einen Tisch, auf dem ein grünes Heft liegt. Was ist in diesem Fall die Wahrnehmung, wenn ich das grüne Heft sehe? Das Licht fällt auf das Heft und auf anderes, das sich im Hintergrund befindet, und verursacht das Erscheinen von Farben und Formen, die auf der Netzhaut meiner Augen reflektiert werden. Von der Netzhaut gelangen die Wahrnehmungsimpulse als elektromagnetische Ströme über den Sehnerv zum Gehirn, und dort ist der Wahrnehmungsprozess, d.h. der Weg zur Wahrnehmung selbst, auf der räumlich-materiellen Ebene abgeschlossen. Dort enden die wissenschaftlich nachweisbaren elektromagnetischen Impulse jeweils in einem bestimmten Bereich, der ihnen entspricht. Auf dieser Ebene werden wir nicht mehr finden, egal wie sehr wir uns bemühen. Dies ist die erste Phase des Wahrnehmungsprozesses. Vom äusseren Raum verläuft der Prozess über das Wahrnehmungsorgan – in diesem Fall das Auge – in den inneren Raum des physischen Körpers und gelangt ins Gehirn, wo er die Grenze des physisch Erfassbaren erreicht, denn erst ab hier beginnt die eigentliche Empfindung. Bis jetzt habe ich noch nichts bemerkt, die Wahrnehmung hat sich noch nicht voll entfaltet. Der elektromagnetische Impuls ist verklungen und die eigentliche Empfindung als nichträumliches Phänomen wird geboren. Dieser Teil des Wahrnehmungsprozesses, also die Wahrnehmung selbst, findet nicht mehr im physischen Raum statt, der elektromagnetische Impuls ist nicht die Empfindung selbst – eine Tatsache, die sich in der Neurowissenschaft da zeigt, wo z.B. kurzzeitig hirntote Patienten von Wahrnehmungen in dieser Zeit berichten. Wenn die Empfindung ein elektromagnetischer Impuls wäre, wäre ich als Mensch ein Roboter. Der Prozess, der sich im Raum abspielt, ruft in mir diese ganz bestimmte Empfindung, dieses Gefühl hervor. Erst nachdem der Wahrnehmungsimpuls die Gehirnzellen erreicht hat, kommt plötzlich eine Empfindung in mir zustande; diesen nichträumlichen Bereich, diesen Anteil von mir, wo dies geschieht, können wir als SEELE bezeichnen.

Die Seele umfasst das jeweils einzigartige, sich gegenüber anderen durch verschiedene Erfahrungen auszeichnende «Ich» und die seelischen Tätigkeiten Denken, Fühlen und Wollen, die von diesem innersten Kern der Seele ausgehen. Als Ergebnis des äusseren Wahrnehmungsprozesses ist also eine Empfindung, eine Wahrnehmung, in meiner Seele entstanden. Der äussere Prozess ist in mir zu einem inneren seelischen Prozess geworden. Was mir von aussen erscheint, wird durch das Instrument der Wahrnehmung, in diesem Fall durch das Auge, von meiner Seele wahrhaftig, d.h. wahrheitsgetreu, ohne Verzerrung, wahrgenommen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung gibt es keine Täuschung der Wahrnehmung. Alles andere, was danach passiert, Denken, Fühlen, Wollen, hat nichts mit Wahrnehmung zu tun.

Im Moment der Wahrnehmung weiss ich also noch nichts über das Wahrgenommene, ähnlich wie bei einem Kind bis etwa drei Jahren. Diese Empfindung, die in meiner Seele entstanden ist, wird mir so lange unbewusst bleiben, bis ich meine Aufmerksamkeit darauf richte. Etwas an dem Wahrgenommenen erregt individuell meine Aufmerksamkeit, in der Folge lasse ich mich von der Empfindung durchdringen und werde mir dadurch ihrer bewusst. Dieser innere Prozess ist ein Bewusstwerdungsprozess. Anschliessend kann im Weiteren ein Denkprozess beginnen, indem ich das von meiner Seele Wahrgenommene so analysiere, dass ich es als Ergebnis mit solchen Begriffen wie grün, Viereck usw. korreliere, wonach ich alles zusammengenommen den Begriff «Heft» erfasse. Die Wahrnehmung von Form und Farbe in ihrer Unterschiedenheit von anderen Formen und Farben ist bereits vor dem Denkprozess vorhanden, aber noch nicht bewusst und begrifflich eingeordnet. Wenn ich sage, dass ich ein grünes Heft sehe, bedeutet das nicht, dass ich dieses Heft wahrnehme, sondern dieser Satz drückt aus, was sich in mir als ein Denkereignis zeigt. Genaugenommen müsste ich sagen, dass das grüne Heft auf diese Art und Weise in mir erschienen ist bzw. sich in mir offenbart hat. Anstelle eines Gedankens kann in Folge einer Wahrnehmung genauso ein Gefühl oder eine Willensäusserung (z.B. ein Wunsch oder eine Ablehnung) entstehen oder eine Mischung aus Denken, Fühlen und Wollen. Die klare Unterscheidung der Wahrnehmung von weitergehenden seelischen Prozessen liegt in der Verantwortung des Wissenschaftlers und schliesst ihn selbst mit ein, denn wenn sich Subjektivität in den Erkenntnisprozess einschleicht, ist es oft genau an dieser Schnittstelle.

In dem Beispiel, in dem es um die Wahrnehmung des Mondes geht, erscheint ein Phänomen in meiner Wahrnehmung. Was mir wirklich erschienen ist, ist das, was ich beobachtet habe. Davon getrennt ist die logische oder gefühlsmässige Einordnung innerhalb eines Bewusstwerdungsprozesses. Die Wahrnehmung an sich ist immer wahr, was durch sie beobachtet wird, ist eine Realität. Wenn ich anschliessend die Wirklichkeit mit meinem vollbewussten Denken richtig durchdringe, wenn ich aus dem, was ich beobachte, eine klare, streng logische Gedankenfolge aufbaue, dann wird jeder nachfolgende Gedanke wahr und gleichzeitig wahres Wissen sein. Am Beispiel des Magneten können wir die praktische Umsetzung des oben Gesagten ganz klar erkennen.

Eignung des Denkens für die Wissensgewinnung: Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Achilles und die Schildkröte auf der Nagelprobe

Das Verhältnis des heutigen Menschen zum Denken ist ähnlich in die Irre gegangen wie das zur Wahrnehmung. Man glaubt, dass man dem Denken nicht immer über den Weg trauen könne, wenn man zu hundertprozentig wahrem Wissen gelangen will. Es heisst, nicht jede Denkweise könne richtiges Wissen vermitteln. Und um das zu untermauern, wird ein sehr populäres Beispiel angeführt, das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte von Zenon von Elea aus dem 5. Jahrhundert vor Christus.