Im Kalten Tal - Helmut Exner - E-Book

Im Kalten Tal E-Book

Helmut Exner

4,9

Beschreibung

Auf dem Baumwipfelpfad in Bad Harzburg werden Lilly Höschen und ihre Freundin Gretel Kuhfuß Zeugen eines seltsamen Mordes. Die Täterin, die einen alten Mann in die Tiefe stürzt, sieht aus wie die Bundeskanzlerin. Zum Leidwesen der Kriminalpolizei taucht Oberstaatsanwältin Cesarine Zicke-Sandelholz auf und mischt sich in die Ermittlungen ein. Die Dame, die aussieht wie die Walküre aus der Wagneroper, macht den Fehler, sich mit Lilly anzulegen. Da geschieht ein weiterer Mord am selben Ort und auf dieselbe Weise. Wieder ist das Opfer ein alter Mann. Was verbindet die beiden Opfer miteinander? Gibt es noch weitere Menschen, die in Lebensgefahr schweben? Die Ermittler – und parallel dazu Lilly Höschen – müssen weit in die Vergangenheit eintauchen, um den Morden auf den Grund zu gehen.

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Seitenzahl: 198

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Helmut Exner

IM KALTEN TAL

Ein paar Worte vorweg

Die pensionierte Oberstudienrätin Lilly Höschen besucht ihre Freundin Gretel Kuhfuß in Bad Harzburg, die sich dort in einer Rehaklinik von einer Operation erholt. Den sonst so aktiven Damen ist sterbenslangweilig zwischen all den Kranken und Lahmen, wie Gretel sich auszudrücken pflegt. Also unternehmen sie etwas. Eine große Attraktion des Ortes ist der neue Baumwipfelpfad. Hier werden die beiden Frauen Zeugen eines Verbrechens: Eine Frau, die aussieht wie Angela Merkel, stürzt einen alten Mann über das Geländer in die Tiefe. Doch dies soll nicht das einzige Verbrechen dieser Art bleiben. Unabhängig von der Kriminalpolizei und der furchterregenden Oberstaatsanwältin Cesarine Zicke-Sandelholz ermittelt Lilly Höschen auf eigene Faust. Die Ermittlungen führen tief in die Vergangenheit. Vor vielen Jahren geschah hier schon einmal ein Verbrechen.

Die in diesem Buch beschriebenen Personen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig. Die genannten Orte sind authentisch.

Inhaltsverzeichnis

Innentitel

Ein paar Worte vorweg

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Nachwort

Der Autor

Mehr Kriminelles aus dem Harz

Impressum

Im Kalten Tal

ISBN 978-3-943403-70-1

ePub Edition

Version 1.0 - 06-2016

© 2016 by Helmut Exner

Umschlagfoto © andreiuc88/shutterstock.com (# 390525841)

Autorenfoto © Ania Schulz (www.as-fotografie.de

Lektorat:

Sascha Exner

Druck:

TZ - Verlag und Print, Roßdorf

EPV Elektronik-Praktiker-Verlagsgesellschaft mbH

Postfach 1163, D-37104 Duderstadt

Kapitel 1

»Ach, Sie sind Psychologin. Das trifft sich ja gut. In unserer Familie sind auch ziemlich viele plemplem, und mein Bruder ist sogar hochgradig verrückt.«

»Also, ich sehe meine Patienten nicht als plemplem oder verrückt an, sondern als Menschen mit Problemen, bei deren Überwindung ich ihnen zu helfen versuche.«

»Na, da würden Sie bei uns kein Glück haben. Mein Bruder zum Beispiel ist Kleptomane. Was meinen Sie, wie betrübt er wäre, wenn Sie ihm das Klauen abgewöhnen würden?«

»Was stiehlt er denn?«

»Tresore.«

»Tresore? Aber die sind doch ziemlich schwer. Normalerweise nehmen Kleptomanen alles Mögliche. Vor allem Dinge, die nicht so auffallen.«

»Mein Bruder nicht. Er hat sich mal einen Geldschrank von den Mitarbeitern eines Geschäfts auf einen Bollerwagen hieven lassen und sagte, er würde dann gleich wieder hereinkommen, um zu bezahlen. Stattdessen hat er die Flucht ergriffen, samt dem auf dem Bollerwagen befindlichen Panzerschrank. Die Mitarbeiter haben so blöd geguckt, dass sie zuerst gar nicht auf die Idee kamen, ihn daran zu hindern. Das Problem war nur, dass die Straße abschüssig war und mein Bruder fast von dem Wagen mit dem schweren Geldschrank überrollt wurde. Er musste ihn schließlich loslassen, und er rollte die Straße hinunter, bis er von der Mauer eines Hauses gestoppt wurde. Der Geldschrank landete im Schaufenster eines Geschäfts für Damenwäsche. Die Scheibe war natürlich in tausend Stücke zerborsten.«

Die Frau, die diese Anekdote aus dem Leben ihres Bruders erzählte, war Anfang achtzig, und wie die drei anderen Damen am Tisch, zur Kur in Bad Harzburg. Die Psychologin, eine Frau von Mitte fünfzig, war zur Reha nach einer Knieoperation hier. Die Dritte im Bunde war Gretel Kuhfuß, eine Frau von Anfang siebzig. Mit ihrer neuen Hüfte sollte sie nun drei Wochen in diesem wunderschönen Sanatorium verbringen, was für sie eine Strafe war. Entsprechend übellaunig verhielt sie sich auch. Die Älteste, Gretels Freundin Lilly Höschen, war Mitte achtzig. Sie war nur für eine Woche gekommen, um ihrer Freundin Gretel die Zeit zu vertreiben und sie dazu zu bewegen, die Reha nicht abzubrechen. Denn Gretel hasste es, zwischen lauter Alten und Lahmen ihre Zeit totzuschlagen, wie sie sich ausdrückte. Lilly mochte auch keine Kuren, weshalb sie sich in einem Hotel einquartiert hatte, in dem gar keine Anwendungen angeboten wurden. Die Frauen saßen im Außenbereich eines Cafés am Kurpark. Als sich die Psychologin und die Dame mit dem verrückten Bruder endlich verabschiedeten, sagte Gretel reichlich resigniert: »Wie soll ich es denn hier noch eine ganze Woche lang aushalten, wenn du nicht mehr da bist? Man ist nur von Leuten umgeben, die sich in allen Einzelheiten über ihre Krankheiten auslassen. Gestern hat mir ein Mann detailgetreu über seine Darmbeschwerden der letzten fünfzig Jahre berichtet und über die diversen Operationen in diesem Bereich. Ich glaube, ich kenne seinen Darm inzwischen besser als die Ärzte. Und dann furzt er auch noch ungeniert und sagt, ein gesunder Darmwind sei so wichtig wie das Atmen. Ich habe ihm natürlich gesagt, wenn wir alle so herumfurzen würden, müssten wir wohl mit Gasmasken herumlaufen. Und zur abendlichen Entspannung kann man sich dann noch einen Vortrag über Inkontinenz anhören.«

Lilly fing schallend an zu lachen und sagte: »Gretel, als ich mal zur Kur war, saß ich mit einer Frau zusammen, die mir über ihre Erlebnisse mit einem Schönheitschirurgen berichtete. Sie wollte sich das Hinterteil richten lassen, was ihr aber entschieden zu teuer war. Daraufhin meinte der Arzt im Scherz: Dann lassen Sie sich doch erst mal die eine Arschbacke machen. Und wenn Sie wieder bei Kasse sind, kommt die andere dran.«

Jetzt war es an Gretel, in Gelächter auszubrechen und Lilly sagte ihrer Freundin zur Beruhigung: »Du hast es ja bald überstanden. Ich bin noch ein paar Tage hier, und danach hast du nur noch eine Woche. Lass uns doch mal etwas unternehmen, als immer nur im Kurpark herumzusitzen. Warst du schon mal auf dem Baumwipfelpfad?«

»Meinst du denn, dass ich das mit meiner neuen Hüfte schon tun sollte?«

»Natürlich, der Eingang ist gleich da drüben. Wir können doch langsam gehen. Du musst ja testen, ob deine neue Hüfte etwas taugt.«

Erbost erwiderte Gretel: »Und wenn sie nichts taugt, und ich nochmal unters Messer muss, bringe ich diesen Arzt eigenhändig um.«

Kapitel 2

Am nächsten Tag absolvierte Gretel nach dem Frühstück pflichtgetreu ihre Anwendungen, während Lilly sich im Thermalbad erholte. Nach dem Mittagessen legten die Frauen dann das kleine Stück zum Eingang des Baumwipfelpfades zurück. Es war heute etwas diesig. Morgens hatte es geregnet. Dementsprechend waren nicht so viele Besucher hier. Als sie schon ein ordentliches Stück über den Wipfeln gegangen waren, sahen sie einen älteren Mann am Geländer lehnen, der gedankenverloren in den Wald schaute. Da tauchte hinter ihm zwischen den Nebelschwaden eine Frau auf.

»Die kenne ich doch«, sagte Gretel.

Die Frau trug ein rotes Jackett und eine elegante, dunkle Hose. Es war eigentlich ungewöhnlich, bei dieser Witterung so herausgeputzt in der Natur herumzulaufen. Eine wetterfeste Jacke und Jeans wären zweckmäßiger gewesen. Als sie etwas näher herankamen, schaute die Frau Lilly und Gretel kurz an, sodass sie ihr Gesicht sehen konnten.

Lilly sagte: »Natürlich kennen wir die. Das ist Angela Merkel. Was macht die denn hier ganz allein?«

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