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In seinen kurzen Geschichten und Gedankenanstößen lässt Heinz Böhm eines deutlich werden: Alle Tage unseres Lebens sind wir geborgen bei Gott.
Das E-Book Immer bei dir geborgen wird angeboten von Folgen Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Sinn des Lebens, Geborgenheit, Erzählungen, Gedenkanstöße, Geliebt, Ewigkeit, Kirchenjahr, Gedichte, Jahreslauf
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Seitenzahl: 69
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Immer bei Dir geborgen
Geschichten und Gedanken zum Jahreslauf
Heinz Böhm
© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Heinz Böhm
Cover: Caspar Kaufmann
Lektorat: Mark Rehfuss, Schwäbisch Gmünd
ISBN: 978-3-944187-89-1
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
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Titelblatt
Impressum
Neujahr
Wunderbar geborgen …
Passion
Ein Missverständnis
Ostern
Der ratlose Hohe Rat
Christi Himmelfahrt
Der rettende Name
Pfingsten
Geöffnete Augen
Erntedank
Weggeworfenes Brot
Reformation
Wie kriege ich einen gnädigen Gott?
Buß- und Bettag
Schuld hat ihr eigenes Gedächtnis
Ewigkeitssonntag
Dazwischen ein Strich
Advent
Ich warte auf meinen Papi
Weihnacht
Und sie fanden …
Silvester
Als flögen wir davon
Unsere Empfehlungen
Zum Neuen Jahr
In jedem Jahr aufs NeueIns unbetretne Land.Allein dem Gott der TreueIst jeder Weg bekannt.Er ruft als Herr der Zeiten,Wer aber ist’s, der hört?Sich selbst den Weg bereiten,Von keinem Gott gestört.
Und fremde Götter steigenAus wurzellosem Grund,Dem Menschen zu beweisen,Tun ihre List sie kund.Gebärden sich wie Wilde,Zu zeigen ihre Macht.Und sind doch nur Gebilde,Von Menschengeist erdacht.
Gott aber bleibt der GleicheUnd dieser Erde nah.Aus unsichtbarem ReicheFür seine Schöpfung da.Ihm völlig hingegeben,Fleht eine kleine Schar:Geleite uns durchs Leben,Herr, auch im Neuen Jahr.
Ein Gefangener steht vor dem vergitterten Fenster seiner Zelle und schaut zu dem Stück Sternenhimmel auf, den das Fensterquadrat seinen Blicken freigibt. Es ist nur wenige Tage her, da die Weihnachtsglocken den Lärm der heulenden Sirenen zu übertönen suchten. In immer kürzeren Abständen tragen feindliche Bomber den Überraschungstod herbei. Auch der einsame Häftling lebt Wand an Wand mit dem Tode. Auch er ist bereits »gezeichnet«, weniger von dem Tod pfeifender Bomben als vielmehr von dem Befehl einer kalten Stimme: »Gefangener Bonhoeffer, fertig machen!« Noch erlebt er diese Stimme in den Angstträumen, durchwärmt von Hoffnungsfeldern, die neben dem Willen der Menschen die Möglichkeiten seines Gottes signalisieren.
Als Todeskandidat mit kurzer oder längerer Frist überdenkt er den Knotenpunkt, da Vergangenheit und Zukunft einander begegnen; die wenigen Tage zwischen den Jahren. Der Gefangene wendet sich vom Fenster ab und stellt sich die Gesichter einiger Mitgefangener vor. Besonders einen, der ihn halb bewundernd und halb verärgert fragte: »Bonhoeffer, du überzeugst und ängstigst mit deiner unverschämten Überlegenheit. Oft scheint es, als seist du der Freie und die Wärter die Gefangenen. Bist du das? Oder täuscht du dich selbst und uns?«
Der Gefangene wiederholt sein eigenes Gedicht, die erste Strophe und den Schluss.
»Wer bin ich? Sie sagen mir oft,Ich träte aus meiner ZelleGelassen und heiter und festWie ein Gutsherr aus seinem Schloss.Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.Wer ich auch bin, Du kennst mich,Dein bin ich, o Gott.«
Von diesem Wissen getröstet, formen seine Lippen die erste Zeile seines bekanntesten Gedichtes, dem die Aufgabe zugeteilt wird, Tausende und Abertausende von Menschen zu trösten und zu ermutigen.
»Von guten Mächten treu und still umgeben,Behütet und getröstet wunderbar,So will ich diese Tage mit euch lebenUnd mit euch gehen in ein neues Jahr.«
Behütet und getröstet, und eben darin getröstet, weil er behütet ist. Die Mauern seiner Zelle behüten ihn auf zynische Weise, bewahren ihn für den Tod auf. Dass ihn die Mauer der Fürsorge Gottes umschließt, beschreibt er mit dem Wort »wunderbar«.
Kurz nach der Zeitschwelle des neuen Jahres wird er neununddreißig Jahre alt werden. »Und mit euch gehen in ein neues Jahr.« Nicht wie unter Umständen die Anfechtung ihm zuraunt: »… und mit euch gehen in das letzte Jahr.«
Seine Zeit liegt nicht in Menschenhand, sondern in Gottes Händen.
Die Gedanken gehen in die Vergangenheit und er beginnt den zweiten Vers.
»Noch will das Alte unsre Herzen quälen,Noch drückt uns böser Tage schwere Last,Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten SeelenDas Heil, für das du uns bereitet hast.«
Die stillen Stunden in seiner Zelle haben die vergangenen Zeiten wie auf einer Filmleinwand ablaufen lassen. Bilder und Erlebnisse werden lebendig und flattern vor ihm wie aufgescheuchte Wachteln im Kornfeld auf. Die höhnenden Stimmen der Männer, die das Urteil »verkündigten«, die harten Hände, die ihn ins Gefängnis schoben, gehört das alles zur Last, die Gott ihm aufgebürdet hat? Keine Last, sondern Heil schreibt der einsame Mann in seinem »Tyrannenkäfig«. Auch dann noch Heil, wenn seine letzten Hoffnungen zerbrechen? In völliger Ergebenheit, dass nicht menschliche Willkür, sondern Gottes Hand ihm den Becher reichen könnte, schreibt er den schwersten Vers nieder:
»Und reichst du uns den schweren Kelch,den bittern,Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.«
Spötter würden hier von Resignation sprechen, wo einer sich selbst überlistet. Überlistet insoweit, dass gegenüber all denen, die es böse machen, einer da sein muss, der es gut meint und gut macht. Dietrich Bonhoeffer hat so gründlich über das Geheimnis des Leidens nachgedacht und es in Gethsemane und Golgatha in Christus, dem Sohn Gottes, so vollkommen geschaut, dass er sich auch in schwersten Stunden von der guten Vaterhand gehalten weiß. Also nicht Resignation, sondern Ergebung und unabhängig von jeder menschlichen Willkür. Wer diese gute und geliebte Hand nicht in einem intensiven Glaubens- und Gebetsleben erkannt hat, wie sollte der verstehen, wie unergründlich das Geheimnis gehorsamer Nachfolge sein kann? Wer könnte ohne die beständige Treue unseres Gottes den oben genannten Vers nach- oder mitbeten?
»Dankbar ohne Zittern«, schreibt der Gefangene.
Wird er durchhalten, wenn die Möglichkeit für ihn zur Wirklichkeit werden sollte? Wenn sich am 9. April 1945 die Hand des Henkers ausstrecken wird, um ihn in die gute Hand Gottes »abzuliefern«?
Jawohl, seine Haltung bleibt bis zum letzten Atemzug; denn sie kommt aus der Kraft, die ihn über dem Abgrund der Todesangst dennoch festhält.
Dietrich Bonhoeffer stirbt, wie er gelebt hat, im festen Vertrauen zu seinem Gott. Als seinen letzten Satz hören seine Mitgefangenen: »Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.« Gleichwohl bleibt er in der kurzen Zeitspanne der wenigen Monate dieser Erde treu und verbunden. Nüchtern stellt er seine Hoffnung in der vierten Strophe auf das Leben ein. Neu geschenktes Leben für noch treuere Nachfolge.
»Doch willst du uns noch einmal Freunde schenken An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,Dann woll’n wir des Vergangenen gedenken und dann gehört dir unser Leben ganz.«
Gelassenheit des Glaubens, die aus der Gemeinschaft mit dem treuen Gott erwächst. Bonhoeffer schließt zuversichtlich und im Vertrauen das Gedicht ab.
»Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.«
Gethsemane
Dass hier gescheh des Vaters Wille,Tritt Christus in die Leidensnacht,Sinnt betend, flehend in der Stille,Was Gottes Ratschluss vorbedacht.
Gethsemane
Wer ist bereit, mit ihm zu beten,Dem treuen Meister nah zu sein,Mit ihm vor Gottes Thron zu treten,Sie sagen Ja – und schlafen ein.
Gethsemane
Ein Tor zu jener dunklen Stunde,Da sich sein Herz mit Grauen füllt,Wird auf des Leidens Kelches GrundeGeheimnisvoll das Kreuz enthüllt.
Gethsemane
Doch plötzlich nahn der Häscher Tritte,Und Christus endet sein Gebet,Sie nehmen ihn in ihre Mitte.Kein Jünger bleibt, der zu ihm steht.
»Eigentlich wäre noch einmal eine Evangelisation fällig.« Während eines gemeinsamen Spaziergangs hatte einer aus dem Kirchengemeinderat diesen Gedanken gegenüber einem Mitglied der Methodistengemeinde geäußert. »Und wir sollten das Netz gemeinsam, sozusagen auf Allianzebene, auswerfen.«
»Und den Ort möglichst neutral halten, außerhalb kirchlicher Räume, etwa in der Stadthalle«, pflichtete der Methodist dem anderen bei. Mit dem Versprechen, bald auch andere geistlich ausgerichtete Brüder für diesen Gedanken zu gewinnen, eine umfangreiche evangelistische Kampagne zu starten, hatten sich die beiden Männer mit festem Händedruck verabschiedet. Dass man für dieses Unternehmen eine so genannte »Kanone« brauchte, hatten beide ja schon während ihres Gesprächs vorausgesetzt. Jedoch sollte die Frage in einem größeren Kreis von Brüdern besprochen werden.