Inselliebe auf vier Pfoten - Stefan S. Kassner - E-Book

Inselliebe auf vier Pfoten E-Book

Stefan S. Kassner

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Beschreibung

Inselglück, Meer und ein Hund, der Amor spielt
Der Wohlfühlroman mit Herz und Happy-End auf der wunderschönen Sonneninsel Mallorca

Tierärztin Elena träumt schon lange davon, ein Tierheim zu eröffnen, in dem sie sich ehrenamtlich um verletzte Vierbeiner kümmern kann. Als sie das passende Grundstück auf der Sonneninsel Mallorca findet, scheint alles perfekt – bis mit dem Bau eines Hotels auf dem Nachbargrundstück begonnen wird. Elena ist schockiert, als sie erfährt, dass das Tierheimgelände ebenfalls in die Hotelanlage einbezogen wird. Entschlossen, das Wohl der Tiere zu verteidigen, will sie gegen den Bau vorgehen. Dabei taucht immer wieder der mysteriöse und gutaussehende Jonas im Tierheim auf. Dass Tierheimliebling Lino, ein kleiner Mischlingshund, der sogleich Elenas Herz erobert hat, auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen den richtigen Riecher hat und sich schließlich als vermittelnder Liebesbote entpuppt, ahnt Elena zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wird sie das Tierheim retten können und gleichzeitig sogar ihr eigenes Liebesglück finden?

Alle Bände der Träume auf Mallorca-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden

Weitere Titel in der Reihe
Ein Inselhotel zum Verlieben (ISBN: 9783986379926)

Erste Leser:innenstimmen
„Dieser Liebesroman hat alles, was das Herz begehrt: Romantik, Drama und eine Prise Humor.“
„Eine absolute Leseempfehlung für alle, die nach einem Feel-Good-Roman suchen!“
„Die Beschreibungen der mallorquinischen Landschaft und der alten Villa haben mich direkt an diesen zauberhaften Ort versetzt.“
„Eine wundervolle Mischung aus Liebe, Familie und dem Kampf für das Richtige.“

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Seitenzahl: 309

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Über dieses E-Book

Tierärztin Elena träumt schon lange davon, ein Tierheim zu eröffnen, in dem sie sich ehrenamtlich um verletzte Vierbeiner kümmern kann. Als sie das passende Grundstück auf der Sonneninsel Mallorca findet, scheint alles perfekt – bis mit dem Bau eines Hotels auf dem Nachbargrundstück begonnen wird. Elena ist schockiert, als sie erfährt, dass das Tierheimgelände ebenfalls in die Hotelanlage einbezogen wird. Entschlossen, das Wohl der Tiere zu verteidigen, will sie gegen den Bau vorgehen. Dabei taucht immer wieder der mysteriöse und gutaussehende Jonas im Tierheim auf. Dass Tierheimliebling Lino, ein kleiner Mischlingshund, der sogleich Elenas Herz erobert hat, auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen den richtigen Riecher hat und sich schließlich als vermittelnder Liebesbote entpuppt, ahnt Elena zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wird sie das Tierheim retten können und gleichzeitig sogar ihr eigenes Liebesglück finden?

Alle Bände der Träume auf Mallorca-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden

Impressum

Erstausgabe Juni 2024

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98637-951-3 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-337-3

Covergestaltung: Buchgewand unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com: © framarzo, © krsprs, © Dasya - Dasya shutterstock.com: © kavram, © fokke baarssen, © tcareob72, © lunamarina Lektorat: Daniela Guse

E-Book-Version 12.06.2024, 16:46:25.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Inselliebe auf vier Pfoten

Für unsere befellten, gefiederten, geschuppten und in sämtliche andere Gewänder gekleideten Mitbewohner.

Habt Geduld mit uns Menschen – zu selten verfügen wir über eure Fähigkeit, den Augenblick als das zu begreifen, was er ist: ein Geschenk, für das man lebensfreudig dankbar sein sollte.

„Ich fiepe einmal, zweimal. Dann spüre ich etwas Warmes, das mich liebevoll am Kopf berührt und streichelt. Stefan. Er spricht leise mit mir. Alles verstehe ich nicht, aber es beruhigt mich. Und so verbringe ich die erste Nacht zwar etwas traurig, aber mit dem Gefühl, dass das etwas werden kann mit Stefan und mir.“

Aus „Stefan S. Kassner – Fledermausohren lügen nicht (Islanddog Goliath Band 1)“ erschienen im Ashera Verlag.

1

„Würden Sie mir einen Gefallen tun?“, hörte Caro in dem Augenblick, als sie über die Treppe in die Lobby kam. Vor dem Rezeptionstresen stand ein Paar reiferen Alters, und dahinter saß Cynthia, ihre Angestellte. „Würden Sie das, was Sie mir eben gesagt haben, noch mal für meine tolle Chefin wiederholen?“, fragte Cynthia die Gäste.

Die Dame und ihr männlicher Begleiter, Caro schätzte sie auf Mitte siebzig, fuhren herum und sahen sie an. „Burgmeister ist unser Name. Noemi und Karl.“

Caro ging auf die beiden zu und schüttelte ihnen die Hand. „Herzlich willkommen in der Villa Caro. Sie checken gerade ein?“

„So ist es“, entgegnete Noemi.

Karl stieß ihr sanft den Ellenbogen in die Seite. „Du solltest doch etwas wiederholen.“

Caro musste grinsen, denn die Geste, die bei einer anderen Person womöglich bestimmend gewirkt hätte, hatte hier etwas Rührendes, was an der Art lag, wie Karl Noemi dabei ansah.

Er kennt sie nicht nur, sondern liebt sie noch so wie am ersten Tag. Der Gedanke wärmte Caros Herz.

„Selbstverständlich. Ich danke dir“, wandte Noemi sich an Karl, um dann Caro anzusehen. „Wir sind zwar gerade erst angekommen, aber jetzt schon begeistert. Wie alles hergerichtet wurde – das stammt von jemandem, der mit Herzblut und Liebe dahinter steht.“

„Vielen Dank! Das bedeutet mir viel, dass Ihnen das auffällt.“

„Und viel Arbeit steckt dahinter. Das sieht man außerdem. Und ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin nämlich Architekt“, sagte Karl.

Noemi hakte sich bei ihrem Partner unter. „Du warst Architekt, Liebster.“

„Ich wüsste nicht, dass mein Diplom ein Ablaufdatum hat.“ Karl grinste schief. „Aber meine Frau hat selbstverständlich recht, wenn sie meint, dass ich seit einigen Jahren nicht mehr in dem Beruf arbeite.“

„Einige Jahre.“ Noemi grinste. „Es sind fast zehn.“

„Wie ich sagte: ‚einige Jahre‘.“ Karl grinste ebenfalls, und die Art, wie sich die beiden dabei in die Augen sahen, löste in Caro das Bedürfnis aus, sie zu umarmen.

Da wäre die Überraschung sicherlich groß, dachte Caro und war froh, dass ohnehin allgemeines Lächeln angesagt war, und das Breiterwerden ihres nicht auffiel.

„Hier wären dann Ihre Schlüssel.“ Cynthia reichte diese über den Tresen.

„Zwei Schlüssel?“, fragte Karl.

„Na, wenn ich abends noch spät aufs Sträßchen gehe und du schon in den Federn liegst, muss ich ja reinkommen“, entgegnete Noemi.

„Ohne mich? Das hättest du wohl gern.“ Ein weiteres Mal stieß Karl ihr den Ellenbogen in die Seite.

„Immerhin bin ich drei Jahre jünger als du.“

„Was ja im Grunde gar nichts ist, wie du aus meinen Ausführungen zur Aufgabe meines Berufes weißt.“ Karl drückte Noemi einen Kuss auf die Wange. „Dann nehmen wir die zwei Schlüssel, damit meiner Gattin nichts im Wege steht, ‚aufs Sträßchen zu gehen‘.“ Bei den letzten Worten zeichnete er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft.

„Hier ist auch einiges los“, sagte Cynthia und warf Noemi einen verschwörerischen Blick zu.

„Aber keine Sorge, alles in einem vernünftigen Rahmen. Partyschuppen oder so etwas gibt es hier in der Ecke nicht“, sagte Caro.

„Schade.“ Karl legte eine gespielt betrübte Miene auf.

„Wenn Sie Halligalli wollen, müssen Sie nur die Promenade runter. In Magaluf können Sie feiern.“ Cynthia zwinkerte den beiden zu.

Noemi hob abwehrend die Hand. „Vielen Dank für den Hinweis, aber eher, weil wir dieses Gebiet dann meiden werden.“

Alle Anwesenden lachten.

„Im Ernst, Sie haben hier im Umfeld viele Restaurants, auch Cocktailbars mit Livemusik, aber das hier ist keine Partymeile, deshalb habe ich die Villa auch ausgesucht“, sagte Caro.

Noemi berührte sie am Unterarm. „Und das haben Sie gut getan.“ Sie wandte sich an Karl. „Und wir zwei inspizieren jetzt unser Zimmer, das sicherlich genauso schön ist wie der Rest des Hauses, und lassen die beiden Damen mal wieder ihrer Arbeit nachgehen.“

„Benötigen Sie Hilfe mit den Koffern?“, fragte Cynthia.

„Ich bitte Sie. Sie sagten ja, wir müssen keine Treppen hoch?“ Noemi sah Cynthia an, die nickte. „Dann ist das kein Problem, die haben ja Räder und lassen sich mit einer Hand fahren. Wenn ich da an früher denke, wo Koffer noch getragen werden mussten.“ Sie vollführte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber nun ist es wirklich genug. Vielen Dank für den freundlichen Empfang.“

„Schön, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen, und sollten Sie irgendetwas brauchen, wir sind gerne für Sie da“, sagte Caro.

Karl und Noemi bedankten sich und gingen dann mit ihren Koffern, die sich tatsächlich mit einer Hand schieben ließen, in Richtung der Zimmer.

„Süß, die beiden“, sagte Cynthia.

„Total. Ich hoffe, wenn Juan und ich deren Alter erreicht haben, sind wir auch noch so liebevoll miteinander.“

„Und glücklich.“ Cynthia presste die Lippen aufeinander.

„Du machst das übrigens wirklich super“, sagte Caro. Einerseits, weil Cynthia das Kompliment verdient hatte, andererseits, da sie wusste, dass das Thema Zweisamkeit ein schwieriges für sie war. Seit sie vor zwei Wochen ihre Arbeit in der Villa begonnen hatte, war die Sprache nur selten auf Tims Vater gekommen, der wohl ihre letzte wirkliche Beziehung gewesen war. Anfangs hatte Caro sich eingeredet, dass es daran lag, dass sie Cynthias Chefin war, aber sie verband darüber hinaus ein eher freundschaftliches Verhältnis. Während Cynthia in anderen Themenbereichen mitteilsamer war, schien es doch in der Angelegenheit selbst begründet zu sein, dass sie kaum darüber sprach.

„Vielen Dank! Muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht erwartet habe, wie viel Freude mir der Kontakt mit den Gästen bereitet. Wahrscheinlich war ich da durch die Callcenterarbeit falsch geprägt.“

„Ging mir ebenso. Meinen früheren Job als Krankenschwester habe ich anfangs geliebt, besonders den Umgang mit den Patienten. Aber die Arbeitsumstände, der Schichtdienst, Dauerstress und schließlich auch die hohe Anzahl unzufriedener Patienten haben irgendwann fast dazu geführt, dass ich mit niemandem etwas zu tun haben wollte.“

„Bin ich froh, das zu hören“, sagte Cynthia, schlug sich dann die Hand vor den Mund und riss die Augen auf. „Sorry! Das hörte sich jetzt seltsam an. Natürlich nicht, dass es dir so ergangen ist, nur, dass jemand anderes ebenfalls diese Gefühle hatte wie ich. Dachte schon, ich wäre ein schlechter Mensch.“

Caro, die hinter den Tresen getreten war, streichelte Cynthia über die Schulter. „Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Außerdem glaube ich, dass tragischerweise diese guten Menschen besonders anfällig dafür sind, im allgemeinen Stress und der Unzufriedenheit zu ertrinken. Eben weil sie sich die zu Herzen nehmen und versuchen, daran etwas zu ändern.“ Sie sah auf die Uhr. „Jetzt sollte ich aber wieder hoch, gleich ist Mittagspause, und Felipe steht mit hungrigen Kursteilnehmern auf der Matte.“

„Dann werde ich dich nicht aufhalten.“

„Hättest du Lust, im Anschluss wieder mit mir die Reste zu essen?“ Caro lachte. „Das hört sich mal verführerisch an.“

Cynthia nickte grinsend. „Aber wenn die Reste so gut sind wie bei dir, ist mir die Bezeichnung dafür herzlich egal.“

„Gut gesprochen.“ Damit wandte Caro sich zum Gehen und erklomm die Stufen, die ins Obergeschoss führten.

Cynthia erledigte ihre Arbeit nicht nur hervorragend, es tat einfach gut, Unterstützung zu haben. Auch jemanden, mit dem sie sich austauschen konnte. Mittlerweile hatten sie sich die Aufgaben aufgeteilt. Caro kümmerte sich um die Küche und die Organisation im Hintergrund, während Cynthia die Rezeption betreute und die Buchhaltung übernommen hatte.

„Und, Rodrigo? Kommst du voran?“, fragte Caro auf Spanisch, als sie die Küche betrat.

„Si, jefa!“, entgegnete der fünfundfünfzigjährige Exil-Kubaner und zwinkerte Caro zu.

Seit einem Monat arbeitete er nun hier, ebenfalls eine Entscheidung, über die sie sich täglich freute.

Rodrigo war nicht nur freundlich und bei den Gästen durch seine höfliche und stets fröhliche Art beliebt, er konnte auch kochen. Außerdem brachte er durch seine Herkunft geschmacklich eine exotische Note ein, die ihre Art der Zubereitung auf hervorragende Weise ergänzte. Außerdem war er sich nicht zu schade, Julia, dem Zimmermädchen, unter die Arme zu greifen, wenn es beispielsweise an einem Tag durch viele Abreisen zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen in diesem Bereich kam.

„Das sieht super aus“, sagte sie, als sie die Teller betrachtete, die Rodrigo vorbereitet hatte. „Und genau pünktlich. Die Teilnehmer sollten jede Minute eintreffen.“

Wie aufs Stichwort ertönte Stimmengewirr, das sich die Treppe hinaufbewegte.

„Dann mal los.“ Caro nahm sich drei Teller, die Art, die zu tragen, hatte Rodrigo ihr beigebracht, und verließ damit die Küche.

Die von Felipe angeführte Künstlergruppe war bereits dabei, ihre Plätze einzunehmen. „Ich hoffe, Ihr habt Hunger?“, fragte Caro den Kursleiter.

„Por cierto, Caro.“ Felipe machte eine ausholende Handbewegung, die alle im Raum befindlichen Personen einschloss. „Waren alle fleißig, da haben sie sich das hervorragende Essen verdient.“

„Da bin ich mir sicher.“ Caro servierte die drei Teller, die sie hereingetragen hatte, und wandte sich dann erneut an Felipe. „Ist alles in Ordnung mit unserem Kunstwerk?“

Felipe nickte eifrig. „Das lasse ich nicht mehr aus den Augen.“

„Glaube ich dir. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass einem so etwas im Leben zweimal passiert, aber wir wollen das Glück nicht herausfordern“, entgegnete Caro. Nach der Beichte ihres ehemaligen Mitarbeiters Benjamin hatte Señora Gasperro von der Denkmalschutzbehörde zwar anerkannt, dass Caro keine Schuld traf, dennoch war man nach dem, was passiert war, umso wachsamer, was den Schutz des Mosaiks im Künstlerzimmer anbelangte. Nachdem die defekte Fliese durch einen fachkundigen Restaurator ersetzt worden war, hatte Señora Gasperro darauf bestanden, die Kameraüberwachung beizubehalten. Zumindest in den Zeiten, in denen niemand zur Aufsicht da war. Außerdem mussten nun regelmäßige Protokolle mit Fotonachweisen an die Behörde geschickt werden.

Dies bedeutete natürlich Mehrarbeit, die Caro jedoch gerne in Kauf nahm, da sich dadurch die horrende Strafe umgehen ließ. Ob und in welcher Form Benjamin für die Beschädigung des Kunstwerkes zur Rechenschaft gezogen worden war, entzog sich ihrer Kenntnis, und sie hatte sich auch nicht getraut, Gasperro danach zu fragen.

Als sie zur Küche zurückkehren wollte, wäre sie um ein Haar mit Cynthia zusammengeprallt, die an sie herangetreten war. „Cynthia, sorry. Habe dich nicht kommen hören. Alles in Ordnung?“

Wie ihre Mitarbeiterin den Ellenbogen umfasst hielt und von einem Bein auf das andere trat, verriet Caro, dass dem nicht so war. Dennoch wartete sie ab, bevor sie die junge Frau mit weiteren Fragen löcherte.

„Da ist jemand unten und will mit dir sprechen.“

Caro fasste sie an der Schulter und führte sie in Richtung Küchentür, damit sie außerhalb der Reichweite der Ohren der Kursteilnehmer waren. „Wer ist da unten?“

„Das ist genau der Punkt. Du hast es mir gegenüber nur mal angedeutet, aber ich denke, das ist der Mann, der dich vor wenigen Monaten verlassen hat.“

Als hätte ihr jemand mit einer Keule einen Schlag auf den Schädel verpasst, taumelte Caro zurück. Froh, dass sie nahe an der Wand standen, und diese somit zum Abstützen da war. Ihre Beine fühlten sich weich an. Die Heftigkeit der Reaktion überraschte sie ebenso wie Cynthias Aussage, dass er da war.

„Daniel“, flüsterte sie, als sei der Name selbst eine Zauberformel, die nicht zu laut ausgesprochen werden durfte.

„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte nun Cynthia.

So schnell können die Rollen getauscht werden, dachte Caro. „Ja.“ Sie räusperte sich. „Nein. Ich weiß es nicht.“

„Soll ich ihn wegschicken?“

Caro schüttelte den Kopf. „Was hat er gesagt? Was will er?“

„Hat nur nach dir gefragt, dann gesagt, dass ihr euch sehr gut kennt und er mit dir sprechen will.“

„Hat er sich vorgestellt?“ Auch wenn es unwahrscheinlich erschien und nicht zu Cynthia passte, keimte Hoffnung in ihr auf, dass es sich lediglich um ein Missverständnis handelte und unten ein anderer Mann wartete.

„Daniel Micks, und ehrlich gesagt, hat er nicht nur gesagt, dass ihr euch sehr gut kennt, sondern ein Paar wart.“

Caro presste die Lippen zusammen und nickte knapp. „Ich sage Rodrigo eben Bescheid.“ Kurz verschwand sie in der Küche, um Rodrigo zu bitten, das weitere Servieren zu übernehmen. „Okay.“ Ihre schweißnassen Handflächen wischte sie an der Hose ab. „Dann los.“

Ohne eine Erwiderung Cynthias abzuwarten, ging Caro los. Eine Nachfrage, ob sie wirklich bereit sei, hätte nur das Zaudern in ihr befeuert.

Doch es ist Zeit, ihm entgegenzutreten, sagte sie sich, während sie ihren Oberkörper straffte und die Stufen hinabstieg.

2

Obwohl ihr der dunkelgelockte Hinterkopf über dem breiten Kreuz wohl bekannt war, redete sie sich ein, dass es ein Irrtum war. Sich jemand einen Scherz erlaubte. Doch dann drehte sich Daniel um, was sich in Caros Wahrnehmung in Zeitlupe abspielte. Als sei sie Protagonistin in einem Liebesfilm und träfe ihre große Liebe wieder.

So ein Quatsch! Du hast keinerlei Gefühle mehr für ihn. Ihr Herz jedoch, das einen Sekundenbruchteil aussetzte, als das Gesicht ihres Ex-Freundes vom Glanz seines Grinsens geflutet wurde, schien da zumindest geteilter Meinung zu sein.

Wochen und Monate, Ungewissheit, Wut und Verzweiflung, für diesen kurzen Augenblick wurden sie zu Schemen, die der Teil in ihr, der an einer nostalgischen Erinnerung ihrer längst vergangenen Beziehung festhielt, ignorieren wollte.

„Caro! Wie schön dich wiederzusehen.“ Er kam auf sie zu, breitete die Arme aus.

Schluss jetzt!, schrie eine Stimme in ihrem Kopf und war ein Weckruf, der sie zusammenfahren und zurückweichen ließ.

„Was ist los?“, fragte Daniel, und Caro dankte ihm für diese blödsinnige Frage, die ihrem Ärger, der sich endlich wieder brennend in ihr eingenistet hatte, eine Steilvorlage bot.

„Was los ist?“, zischte sie. „Das fragst du?“ Sie sah sich um, erblickte aber nur Cynthia, die in etwas Abstand hinter ihr stand und betreten zu Boden blickte. „Komm mit!“ Sie packte Daniel am Arm und zog ihn in das kleine Büro hinter der Rezeption.

Dort angekommen, schloss sie die Tür. „Was los ist, kann allenfalls ich fragen. Wobei es für diese Frage viel zu spät ist. Was zur Hölle willst du hier? Das ist die einzige Frage, die ich dir stellen will.“

Daniel kratzte sich am Hinterkopf und betrachtete seine Schuhe. „Ich kann verstehen, dass du sauer bist.“

„Sauer?“ Caro rieb sich die Augen. „Ich gebe dir zwei Minuten, um zu erklären, warum du hier bist. Das ist mehr, als du verdient hast.“

„Du hast recht. Ich habe Scheiße gebaut, große Scheiße. Vor allem hätte ich mit dir reden sollen.“

Sie biss die Zähne zusammen, um ihm nicht an den Kopf zu schleudern, dass dies eine großartige Idee war, die ihm hätte früher einfallen sollen. „Deine Zeit läuft ab“, sagte sie stattdessen und genoss die Genugtuung, die sie empfand, als Daniel auf ihre Äußerung zusammenzuckte.

„Es gab einen Notfall in Deutschland. Meine Schwester hatte einen Unfall.“

„Deine Schwester?“ Caros Augen verengten sich. „Die, mit der du seit Jahren nicht mehr in Kontakt stehst?“

„Das stimmt, aber ich bin weiterhin ihr Notfallkontakt.“

„Was bedeuten würde, dass sich jemand meldet, der deiner Schwester zu Hilfe gekommen ist, und nicht deine Schwester selbst.“

„Sorry, das habe ich falsch ausgedrückt.“ Er wollte weitersprechen, aber Caro erhob die Hand, um ihm Schweigen zu gebieten.

„Genug, Daniel. Was auch immer zwischen uns war, es ist vorbei und das ist auch gut so. Du hast mich im Stich gelassen und mich dadurch tief verletzt, aber ich habe weiter gemacht, und weißt du was?“ Sie tat einen Schritt auf ihn zu und breitete die Arme aus. „Mein Leben ist besser denn je zuvor. Mir ist egal, warum du abgehauen bist, und mir ist ebenfalls egal, warum du zurückgekehrt bist. Ich weiß nur, dass du keinen Platz mehr in meinem Leben hast.“

„Aber Caro. Ich …“

„Spar dir das! Es hat mich Zeit gekostet, wieder zu Menschen Vertrauen fassen zu können. Es gibt neue und besondere Menschen in meinem Leben, die mir dabei geholfen haben. Einen ganz besonderen, meinen neuen Freund.“

„Du hast einen neuen Freund?“ Daniel kaute auf seiner Unterlippe.

„Allerdings. Ein Mann, dem du nicht das Wasser reichen kannst. Aber das ist auch egal.“ Sie ging zur Tür. „Du wirst jetzt gehen und nicht mehr herkommen. Ich habe dich aus meinem Leben gestrichen und würde dir empfehlen, dass du das auch mit mir tust.“

Er vergrub die Hände in den Taschen und schob die Unterlippe vor, und einen Moment glaubte Caro, dass er sich weigern würde, das Büro zu verlassen. „Es tut mir wirklich leid“, sagte er.

Sie öffnete die Tür, und er ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen, an ihr vorbei. „Cynthia. Würdest du Herrn Micks bitte hinausbegleiten?“

Cynthia, die am Rezeptionstresen stand, nickte.

Caro schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihr Herz raste, und sie rang um Atem. Bist du zu hart gewesen? Sollte er nicht die Möglichkeit bekommen, sich zu erklären? Nein!, entschied sie dann. Es ging nicht nur um das plötzliche und unangekündigte Verschwinden, sondern auch darum, dass sie, bis auf die eine Textnachricht, nichts mehr von ihm gehört hatte. Und nun, einige Monate später, spazierte er in die Lobby und wollte ihr alles erklären?

Du hast dich korrekt verhalten, sagte sie sich und massierte die Schläfen. Juan hatte recht. Daniel war ein Windei und würde auch stets eines bleiben. Sei froh und dankbar, dass nun ein Mann anderen Kalibers an deiner Seite ist. Der Gedanke ließ eine Frage aufblitzen: Sollte sie Juan von Daniels Auftauchen erzählen? Nicht, weil sie glaubte, noch ernsthafte Gefühle für ihren Ex-Freund zu haben, dies war ihr klar. Und den kurzen Augenblick beim ersten Zusammentreffen konnte sie sich, ihrer Überraschung und kurzzeitiger Nostalgie geschuldet, verzeihen, sondern, da Juan sicherlich außer sich wäre.

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Es war Cynthia.

„Ich weiß, dass ich dir die Frage vorhin schon mal gestellt habe, aber geht es dir gut?“

Caro zuckte die Achseln. „Ich muss oben sehen, ob bei Rodrigo alles in Ordnung ist. Wenn wir zusammen essen, erzähle ich dir ein bisschen was, okay?“

„Gerne.“ Cynthia strich ihr über den Arm. „Aber nur, wenn du das möchtest, und es dir hilft.“

„Ich denke, das tut es. Und außerdem“, Caro stieß einen Laut aus, der eine Mischung aus Schnauben und Lachen war, „bist du ja jetzt ohnehin schon mittendrin. Unfreiwillig natürlich, was mir leid tut.“

„Das muss es nicht. Du kannst ja nichts dafür. Die Dinge kommen, wie sie kommen.“ Ihr Blick ging in die Ferne. „Das muss man leider akzeptieren.“

„Ist wohl so.“ Caro sah auf die Uhr. „In einer Stunde? Dann kann ich mit Rodrigo noch die Küche aufräumen und sauber machen.“

„Prima.“

Ihr Geist zeichnete Daniels Gesicht, vor allem den traurigen Blick seiner braunen Augen, als sie ihn und seine Erklärungsversuche abgewürgt hatte, in ihr Bewusstsein. Während sie die Stufen erklomm, ließen die Gedanken daran den Eispanzer, den sie ihm gegenüber um ihr Herz gelegt hatte, zwar nicht vollkommen schmelzen, sorgten aber für feine Haarrisse darin. Hättest du dir nicht wenigstens die ganze Geschichte anhören sollen?

Nein!

Doch die Risse im Eispanzer blieben sichtbar und bargen die Möglichkeit, diesen zu sprengen.

3

„Der hat ja Nerven!“ Juan ließ seine Faust auf den Küchentresen prallen.

„Was ist denn los?“ Caros Großmutter kam mit großen Augen in die Küche.

„Nichts weiter“, beeilte Caro sich zu entgegnen. Da sie ohnehin schon mit sich haderte, ob die Entscheidung, Juan von Daniels Auftauchen zu berichten die richtige war, hatte sie vor, dies gegenüber ihrer Oma zu unterlassen. Was würde es auch bringen, außer sie in Unruhe zu versetzen?

Aus dem Augenwinkel registrierte sie, dass Juan ansetzte, etwas zu sagen, und sah ihn daraufhin vielsagend an, was der verstand und stumm blieb. Ihre Großmutter, die nicht auf den Kopf gefallen war, begriff die Situation ebenso.

„Dann lass ich euch mal weiter unterhalten. Ich werde mich oben auf die Terrasse setzen“, sagte sie.

„Mach das. Wir gesellen uns gleich zu dir mit dem Abendessen.“ Caro wartete ab, bis ihre Großmutter die Treppe zum Obergeschosse erklommen hatte. „Ich will nicht, dass sie sich unnötig Gedanken macht.“ Sie erfasste Juans Hand. „Und du ebenfalls nicht.“

„Es ist nur – ich habe dich erlebt, als er abgehauen war. Und ich ziehe wirklich meinen Hut vor dir, wie du damit umgegangen bist, und dennoch alles gemeistert hast.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich sorge mich nur, dass dieser unheilvolle Geist aus der Vergangenheit dir deine Zukunft versaut.“

Das wird er nicht, dachte sie, und ihr Mund war bereit, dies auszusprechen. Doch, war Juans Sorge nicht berechtigt? Erinnere dich an deine Reaktion, als du ihm gegenüber getreten bist, mahnte sie sich. „Ich verstehe dich, und du hast recht.“

„Nicht, dass du denkst, es geht mir um Eifersucht.“ Juan führte ihre Hand zum Mund und küsste sie. „Wobei ich lügen würde, wenn ich sagte, dass die sich nicht auch meldet. Aber darum geht es nicht. Sondern, dass der Kerl dich fast in einen Abgrund gerissen hätte. Wie ich schon sagte, das liegt nicht in deiner Person begründet, ganz im Gegenteil. Daran hätte jeder zu knabbern gehabt, und du hast das bravourös gemeistert. Aber du bist auch nur ein Mensch.“ Wieder küsste er ihre Hand. „Verstehst du, was ich dir sagen möchte?“

„Klar.“

„Du weißt, dass ich dich nicht bevormunden möchte und dir zutraue, damit umzugehen?“, fragte er, als habe er ihre Gedanken gelesen.

„Hmm“, machte sie und zog die Brauen zusammen.

„Dachte ich’s mir doch.“ Er seufzte und ließ ihre Hand los. „Sag mir, wenn ich zu weit gehe. Wir sind noch nicht lange zusammen, und das Letzte, was ich für dich sein will, ist ein Partner, der deine Handlungsfähigkeit infrage stellt.“

„Das weiß ich. Und das hast du auch noch nie.“

„Danke.“ Liebevoll strich er ihr über die Wange. „Du weißt auch, wie ich dich und deine Stärke bewundere, aber auch die Stärksten von uns müssen nicht mit dem Feuer spielen.“ Er hob abwehrend die Hände, als er erkannte, wie sie Luft holte, um etwas zu entgegnen. „Falsche Formulierung. Mein früherer Chef pflegte zu sagen, man muss nicht über jedes Stöckchen springen, das einem hingehalten wird.“ Er fasste sie an der Schulter. „Und in diesem Falle sprechen wir von Baumstämmen, sogar einem, an dem noch die ausladende Krone hängt.“

Das brachte Caro zum Grinsen. „Schön gesagt.“

„Ich bitte dich nur um eines.“

„Und das wäre?“

„Wenn er wieder auftaucht und du bemerkst, dass dir das Ganze zu viel wird …“ Er streichelte ihre Schulter.

Sie nickte. „Dann werde ich mich bei dir melden.“

„Oder bei sonst jemandem. Wenn dir das lieber ist, hol Cynthia zu Hilfe, die ist ohnehin vor Ort.“ Er nahm die Hand von ihrer Schulter und knuffte liebevoll hinein. „Frauen wie ihr brauchen schließlich keinen Kerl, um mit einem fertig zu werden.“

Die Woge der Zuneigung, die sie durchflutete, war so heftig, dass sie die Arme um ihn schlang, sich an ihn drückte und ihm einen leidenschaftlichen Kuss gab, den Juan zunächst überrascht, dann durchaus angetan erwiderte.

„Wofür war das?“, fragte er im Anschluss, immer noch verdutzt dreinblickend.

„Einfach, weil mir wieder mal bewusst wurde, welch ein Glück es ist, dich zu haben.“

„Na, das ist doch ein gutes Schlusswort zu dem Thema, oder?“

„Sehe ich auch so.“ Sie holte die Platte mit kalten Tapas, die sie für das Abendessen vorbereitet hatte, aus dem Kühlschrank und ging dann die Treppe hinauf. Juan folgte ihr, Weinflasche und Brotkorb tragend.

Ein gutes Schlusswort. Sie wägte Juans Aussage in der geistigen Hand und hätte sie damit zu gerne zu den Wahrheiten gelegt, die abgehakt werden konnten. Doch eine Ahnung, die ihr ein Ziehen im Magen verursachte, sagte ihr, dass es dafür zu früh war.

4

„Alles in Ordnung?“, fragte Cynthia und verstärkte so Caros Eindruck eines Déjà-vus, der durch ihren Hinweis eingeleitet wurde, dass unten jemand wäre, der mit Caro sprechen wolle. „Jetzt verstehe ich!“ Mit der Hand schlug sich Cynthia an die Stirn. „Nach gestern erwartest du natürlich etwas anderes. Aber keine Sorge. Ist eine sehr nette Frau, die keine Vergangenheit mit dir teilt und sich einfach vorstellen möchte.“

„Okay“, stieß Caro wie einen Seufzer aus.

„Tut mir leid.“ Cynthia legte ihr den Arm um die Hüften. „Da schüttest du mir gestern dein Herz aus, und ich knalle dir das so an den Kopf. Echt unsensibel.“

„Schon gut. Bin auch etwas überempfindlich.“

„Nach gestern nicht verwunderlich.“

„Dann wollen wir die Señora nicht warten lassen.“

In der Lobby erwartete sie eine Frau mit lang-gelockt schwarzen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren, die sogleich mit einem Lächeln auf Caro zukam. „Ich freue mich so, Sie kennenzulernen“, sagte sie auf Spanisch.

„Ebenfalls“, entgegnete Caro, woraufhin sich die Unbekannte, ihre ausgestreckte Hand ignorierend, vorbeugte, um ihr links und rechts Wangenküsse zu geben. Das brachte Caro zum Lachen. Du bist so deutsch, dachte sie dann.

„Ich heiße Elena“, sagte die Frau, deren Gesichtsausdruck verriet, dass es ihr Schwierigkeiten bereitete, Caros Lachen einzuordnen.

„Ich habe nur gerade bemerkt, wie deutsch ich bin“, sagte Caro. „Freue mich aber über die herzliche Begrüßung.“

Elenas Miene verriet, dass sie immer noch nicht begriff, worauf Caro hinauswollte.

„Das Küssen“, sagte Caro. „Das gibt es Deutschland nur unter Freunden oder zumindest Bekannten.“

„Selbstverständlich. Darüber habe ich nicht nachgedacht. Entschuldigung.“

„Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Es zeigt mir, dass ich mich noch mehr an mein neues Zuhause gewöhnen muss, und das auch unbedingt will.“ Caro war stolz, dass ihr Spanisch mittlerweile ausreichte, um das auszudrücken. Cynthia, die die Sprache einige Jahre in der Schule gelernt hatte, sprach zwar deutlich besser als sie, aber so langsam hatte sie sich auf ein Level hochgekämpft, dass der Austausch über einfache Themen möglich war. Was auch daran lag, dass Juan immer wieder Spanischlektionen in ihr Zusammensein einflocht.

„Ich bin deine Nachbarin.“

„Tatsächlich?“

Elena nickte eifrig. „Du kennst die Minigolfanlage schräg hinter euch?“

„Ja. Gehört die dir?“

„Nicht ganz.“ Was sie dann ausführte, sprengte Caros Spanischkenntnisse, so dass sie Cynthia hilfesuchend anschaute.

„Die Anlage wurde geschlossen. Bereits zum Ende der letzten Saison, und nun wurde auf dem Gelände ein Tierheim eröffnet“, übersetzte Cynthia.

„Sprichst du Englisch?“, fragte Caro Elena, was diese bejahte, woraufhin sie sich in einer Mixtur aus Spanisch und Englisch weiter unterhielten.

Sie erfuhr, dass Elena das Tierheim erst vor wenigen Tagen eröffnet hatte und von einigen ehrenamtlichen Helfern unterstützt wurde.

„Ich habe überhaupt keine Bauarbeiten bemerkt“, sagte Caro.

„Die waren auch nicht notwendig. Zum Minigolfplatz gehört ein größeres Gebäude, in dem ursprünglich mal ein Restaurant war. Das haben wir umgenutzt. Planen aber in nächster Zeit, anzubauen. Doch dafür sind wir auf Spenden angewiesen.“ Sie grinste. „Keine Sorge, ich bin nicht hier, um dich um eine Spende zu bitten.“

Caro lächelte ebenfalls. „Ich würde dich sehr gerne unterstützen, ich liebe Tiere und finde eine solche Arbeit wichtig und unbedingt unterstützenswert, aber“, sie präsentierte Elena die Handflächen, die sie auf Hüfthöhe hielt, „ich habe mein Geschäft ebenfalls erst vor Kurzem eröffnet, da muss ich auf jeden Cent achten.“

„Das verstehe ich. Wie lange gibt es das Hotel denn schon?“

„Gute drei Monate. Soll ich dich mal herumführen?“, fragte Caro.

„Sehr gerne!“

„Das ist wirklich wunderschön. Großartig, was du hier aufgebaut hast“, sagte Elena am Ende der Besichtigung, das Caros Lieblingsplatz, die Terrasse bildete.

„Vielen Dank! Aber die Ehre gebührt nicht mir alleine.“ Mit der Hand vollführte sie eine ausholende Bewegung, die den Raum einschloss. „Ein Projekt dieser Größe stemmt niemand ohne Hilfe.“

„Kann ich aus eigener Erfahrung unterschreiben. Ohne die vielen Helfer wäre auch das Tierheim nicht zu realisieren gewesen.“

„Und ihr habt schon Bewohner, also Tiere dort?“

„Der Umbau ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber ja – es haben sich schon Tierchen eingemietet.“ Sie runzelte die Stirn. „Wobei ich das nicht verharmlosen sollte. Hier ist es nicht anders als wahrscheinlich überall auf der Welt, wir Menschen pflegen immer noch einen problematischen Umgang mit den anderen Spezies dieses Planeten.“

„Vielen bedeutet ihr Auto mehr als der Hund.“

„Leider wahr. Was natürlich nicht bedeutet, dass es auch viele wunderbare Personen gibt, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Solche, die mich unterstützen.“ Elena ließ ihren Blick über die Bucht schweifen.

Das sich fein kräuselnde Meer erinnerte mit seiner spärlichen Bewegung an einen See. Davor bettete sich der Strand, der zum Saisonbeginn mit Liegestühlen und Sonnenschirmen beimpft worden war, und an dem sich bereits die ersten Urlauber dem Sonnenbaden hingaben.

„Kann man sich das Tierheim anschauen?“, fragte Caro.

„Aber klar doch! Ich würde mich freuen, dir ebenfalls alles zu zeigen.“ Elena sah in Richtung Speisesaal, der durch das aufgeschobene Glasfaltelement unmittelbar in die Terrasse überging. „Was würdest du denn von einem Hotelhund halten?“

„Hotelhund?“

„Ich dachte nur“, sie sah Caro in die Augen, „ich habe ein Gespür für Menschen, die gut zu Tieren sind. Und ich glaube, du bist so einer.“

„Wie gesagt, ich liebe Tiere. Kann aber nicht mit viel Erfahrung aufwarten. Als Kind hatte ich mal einen Hamster, danach ein Kaninchen. Aber keinen Hund, obwohl ich immer einen haben wollte. Aber meine Mutter –“ Sie winkte ab.

„Die müsstest du jetzt nicht mehr fragen.“ Elena grinste.

„Stimmt. Nur meine Großmutter.“

Elena hob die Brauen. „Tu abuela?“

Caro nickte. Ihr gefiel das spanische Wort „abuela“, das Großmutter bedeutete. Für sie hatte es einen zärtlicheren Klang als das deutsche Pendant. „Sie lebt bei mir. Mit mir.“

„Das finde ich toll! Du hast sie aus Deutschland hierher geholt?“

„Es war die einzige Möglichkeit, in ihrer Nähe zu sein und ihr zu ersparen, dass sie in eines dieser Heime kommt.“

„Ich muss meine vorherige Aussage korrigieren.“

Nun war es Caro, die fragend die Brauen hob.

„Ich glaube nicht, dass du ein Mensch bist, der gut zu Tieren ist, ich weiß es. Jemand, der so etwas tut, hat ein großes Herz.“

„Danke.“ Caro schlug die Augen nieder.

„Es tut mir leid, aber ich sollte wieder los. Bei uns ist noch einiges zu tun.“

„Selbstverständlich.“ Caro sah Elena an. „Bei uns ebenfalls, und ich werde dich in den nächsten Tagen besuchen kommen. Versprochen.“

„Wollen wir unsere Nummern tauschen? Dann können wir uns abstimmen?“

„Klar. Gerne.“

Caro geleitete Elena zum Ausgang, wo sie sich voneinander verabschiedeten.

Ein Hund, dachte Caro, denn das Zusammentreffen mit der Tierheimbetreiberin ließ eine Idee in ihrem Kopf reifen. Womöglich war das keine schlechte Idee.

5

Was für eine nette Frau, dachte Elena, als sie von der Villa Caro fortging und den Weg zum Minigolfplatz einschlug. Sie war einer der Menschen, bei denen man den Eindruck hatte, sich schon deutlich länger zu kennen. Sie hoffte, Caro würde ihre Ankündigung wahr machen und sie im Tierheim besuchen kommen.

Wie jedes Mal, wenn sie die Anlage betrat und an den Bahnen vorbeiging, stellte sich eine kindliche Freude ein, und sie fühlte sich in Urlaube mit ihren Eltern zurückversetzt, die sie bereits auf Mallorca verbracht hatten. Sie und ihre Familie stammten aus Nordspanien, und bereits früh war in ihr der Wunsch aufgekeimt, nach Mallorca überzusiedeln. Ein Traum, den sie vor zehn Jahren in die Tat umgesetzt hatte.

Sie passierte ihre Lieblingsbahn, die Nummer zwölf, auf der die Spieler den Golfball durch eine sich drehende Windmühle spielen mussten. Natürlich drehte sich diese nicht mehr, allein schon die breiten Risse im Beton der Bahn hätten jeden Versuch, hier erfolgreich zu sein, zunichtegemacht. Und dennoch sah sie vor ihrem geistigen Auge Menschen, die sich daran versuchten und lachend den Kopf schüttelten, wenn der Ball von einem der Mühlenflügel zurückprallte.

Das Gebäude, in dem sie das Tierheim aufbauten, war ein schlichter, einstöckiger Bau mit einhundert Quadratmetern. Nicht wirklich viel und bei weitem nicht ausreichend für die vielen Tiere, um die sich leider gekümmert werden musste.

Aber es ist ein Anfang, sagte sie sich. Poco a poco. Stück für Stück. Du musst nur am Ball bleiben.

„Gut, dass du wieder da bist“, begrüßte sie Larissa, die Elena nicht nur unterstützte, sondern bereits seit einigen Jahren ihre Freundin war. „Lino hat sich mal wieder verkrochen, und wir haben schon alles versucht.“

„Auch Leberwurst?“, fragte Elena und wusste schon, als sie es aussprach, dass die Frage überflüssig war.

Larissa stemmte die Fäuste in die Hüften. „Meine Liebe, meinst du eigentlich, ich hätte keine Ahnung von Hunden?“

„Natürlich nicht.“ Elena berührte Larissa grinsend am Arm.

Larissa lächelte zurück. „Aber zumindest scheine ich mich nicht so gut mit Lino zu verstehen wie du. Auf dich hört er sicherlich.“

„Werde es versuchen.“ Im Innern bestand das Gebäude lediglich aus einem großen Raum, in den mit Maschendrahtzaun einige Parzellen eingezogen worden waren, die als Tierzwinger dienen sollten. Alles wirkte provisorisch und nicht so, wie sie sich das vorstellte, aber es war zumindest eine Lösung, die zehn Tieren einen Platz bieten konnte, wovon vier bereits besetzt waren.

Fünf, wenn man Lino hinzuzählte, was nicht so einfach war, denn Lino war ein Spezialfall. Und dieser Spezialfall hatte seine besonderen Verhaltensweisen und Vorlieben. Vor allem die, sich unter den Rollen Maschendrahtzauns zu verschanzen.

„Wie schafft er das bloß, dort immer wieder drunter zu finden?“ Elena schüttelte den Kopf, als sie vor Linos Höhle in die Hocke ging. Ursprünglich wollten sie mit dem Maschendraht nur das Gelände einzäunen, schließlich sollte keiner der Bewohner ausbüxen und auf der Straße überfahren werden. Aus Geldmangel hatten sie dann die Gitter für die Tierboxen nicht kaufen können, so dass Elena auf die Idee gekommen war, die vorerst ebenfalls aus dem Draht zu erstellen. So konnten sie zumindest schon mit der Arbeit beginnen, was ihr auf den Nägeln brannte. Schließlich gab es zu viele Tiere, die ihre Hilfe benötigten.

Larissa, die neben sie getreten war, zuckte die Achseln. „Auf jeden Fall will er da auch nicht rauskommen.“

„Na, komm, mein Süßer“, sagte Elena und streckte die Hand in die Höhle, in der Lino hockte.

„Hab ich es nicht gesagt?“ Larissa warf die Hände in die Luft, denn kaum hatte Elena ihren Lockruf ausgesandt, krabbelte der kleine Kerl wie selbstverständlich aus seinem Versteck hervor. „Ich glaube, den musst du behalten.“

Elena, die Lino auf den Arm genommen hatte, drückte ihm einen Kuss auf das Köpfchen, das wie das restliche Fell weiß-schwarz gefleckt war und das ein weißes und ein schwarzes Ohr zierte. „Um ehrlich zu sein, würde ich ihn auch nur ungern hergeben. Immerhin hat er mich ausgesucht.“

„Wie meinst du das?“, fragte Larissa.

„Habe ich dir die Geschichte nicht erzählt?“

„Du hast zwar gesagt, dass du ihn gefunden hast, aber ins Detail bist du nicht gegangen. Irgendwas kam dazwischen.“

„Wie meistens“, sagte Elena und ihr Blick ging kurz in die Ferne. „Wenn sie mir jemand erzählt hätte – wahrscheinlich würde ich sagen, das ist die Werbegeschichte eines Tierheims.“

„Du machst es aber spannend.“ Larissa grinste. „Fängst du jetzt mal an, oder was?“

„Ist ja gut.“ Elena kraulte Lino hinter dem Ohr, woraufhin der ausgiebig gähnte. „Du kennst doch die Minigolfbahn mit dem Becken? Das war früher mit Wasser gefüllt, und man musste den Ball über eine Art Schiene darüber hinweg befördern.“ Sie bemerkte Larissas Blick, der ihr bedeutete, endlich zum Punkt zu kommen. „Ist auch nicht so wichtig. Wichtiger ist, dass kein Wasser im Becken war. Nicht auszudenken – sorry.“ Sie streichelte Lino das Köpfchen. „Ich hatte gerade den Pachtvertrag unterschrieben und wollte mich hier noch mal umsehen. Und als ich so über den Platz schlendere, höre ich ein Fiepen. Anfangs habe ich geglaubt, mir das einzubilden, doch dann habe ich genau gelauscht und bin darauf zu. Ich komme an das Becken, schaue hinein und sehe dieses Kerlchen darin liegen.“

„Nicht dein Ernst.“

„Siehst du. Habe dir doch gesagt, dass mir die Geschichte keiner glaubt.“

„Jetzt red schon weiter!“