John Sinclair 1910 - Logan Dee - E-Book

John Sinclair 1910 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Das schaurige Heulen des Windes erfüllte die Nacht. Der Sand klebte unter Alans nackten Füßen. Vor ihm erstreckte sich der Pazifik wie ein riesiger schwarzer Spiegel. Selbst das Mondlicht schienen die dunklen Fluten zu verschlucken. Und während Alan über den Strand Richtung Wasser schritt, ahnte er, dass in dieser Nacht alles anders sein würde. Er wollte schreien, aber es war, als ob ihm jemand die Kehle zudrückte. Er wollte umkehren, aber etwas zwang ihn, weiterzugehen...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Schrecken von San Diego

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Netfalls – Remy Musser

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-0910-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Schrecken von San Diego

von Logan Dee

Das schaurige Heulen des Windes erfüllte die Nacht. Der Sand klebte unter Alans nackten Füßen. Vor ihm erstreckte sich der Pazifik wie ein riesiger schwarzer Spiegel. Selbst das Mondlicht schienen die dunklen Fluten zu verschlucken. Und während Alan über den Strand Richtung Wasser schritt, ahnte er, dass in dieser Nacht alles anders sein würde.

Er wollte schreien, aber es war, als ob ihm jemand die Kehle zudrückte. Er wollte umkehren, aber etwas zwang ihn, weiterzugehen …

Noch einmal blickte Alan zurück zum Beachclub. Er müsste längst geschlossen haben, doch hinter den Fenstern sah Alan flackerndes Kerzenlicht und, er erkannte in dem Schein die vielen Gestalten. Einige davon kamen ihm bekannt vor.

Das war doch Carl! Alans Bruder Carl, der erst vor zwei Wochen gestorben war! Die angespülten Reste, die das Meer schließlich wieder ausgespuckt hatte, hatten nicht mehr an einen Menschen erinnert. Nur noch an unförmige Fleischklumpen, die auch von einem Tier hätten stammen können, wenn die Forensiker sie nicht eindeutig Carl zugeordnet hätten.

Alan erinnerte sich an die Beerdigung, daran, wie er die ganze Zeit auf den Sarg gestarrt und sich vorgestellt hatte, was von Carl jetzt darin lag: ein paar Fleischfetzen, nicht mehr.

»Carl …«, murmelte er, aber etwas zwang ihn, den Kopf wieder nach vorne zu drehen und den Blick auf den Pazifik zu wenden. Genau so, wie etwas seine Schritte lenkte.

Du willst da nicht rein!, dachte er. Nicht heute Nacht. Und überhaupt nicht in der Nacht!

Wenn Alan surfte, war helllichter Tag. Es schien die Sonne. Er hatte die Musik der Wellen im Kopf.

Doch heute Nacht hatte er das Gefühl, als sei ein anderer in seinem Kopf. Er hatte ihn hierhergeführt, und nun stand er hier am Strand, und die ersten Wellen schnappen gierig nach seinen Füßen.

Heute Nacht war das Meer nicht wie sonst seine Freundin. Es war etwas Monströses. Etwas Gefährliches. Und Alan spürte, dass es nicht nur sein Leben wollte, sondern auch seine Seele.

Trotzdem wehrte er sich nicht. Willenlos ließ er das Surfbrett ins Wasser gleiten. Dann legte er sich darauf und ruderte mit den Armen hinaus auf die See.

Er fragte sich, was er hier sollte. Weit und breit war keine Welle zu sehen. Noch immer lag der Pazifik spiegelglatt vor ihm. Alan fragte sich besser nicht, was unter der schwarzen Oberfläche lauerte. Er wollte es nicht wissen.

Noch einmal blickte er zurück. Carl und die anderen standen jetzt am Ufer. Er konnte sie jetzt besser erkennen. Das war gar nicht Carl. Oder nicht der Carl, den er gekannt hatte. Der Mann am Ufer, der ihn entfernt an seinen Bruder erinnerte, war eine blutige Karikatur, zusammengesetzt aus dem, was das Meer vor ein paar Wochen ans Ufer gespült hatte.

Und auch die anderen Leute an seiner Seite waren nicht lebendig. Wie durch ein scharfes Fernglas sah er ihre aufgedunsenen Leiber, blanke Knochen, die sich durch fauliges Fleisch gebohrt haben.

Das Licht der Laternen tanzte auf ihren Gesichtern, als stünden sie in Flammen. Er blickte in augenlose Höhlen, sah gebleckte Zähne in lippenlosen Mündern.

Regungslos sahen sie zu, wie er immer weiter hinausschwamm.

Und plötzlich wusste er, dass sie auf ihn warteten. Und dass er, wenn er zurückkehrte, genauso tot sein würde wie sie.

***

»Alan, wach auf! Bitte wach auf!«

Als er die Augen aufschlug, schrie er noch immer. Erst ganz allmählich drang die Stimme seiner Lebensgefährtin in sein Bewusstsein. Und allmählich begriff er, dass er wieder mal nur geträumt hatte.

Wie jede Nacht in den letzten Wochen.

Alan Rockmayer war kein Mann, der etwas auf Träume gab. Schon gar nicht auf Albträume. Er war jemand, der mitten im Leben stand. Wenn überhaupt, dann hatte der braungebrannte, muskulöse Surfer mit den hellblauen Augen und schulterlangen schwarzen Haaren seinen Traum mit seiner eigenen Surfschule verwirklicht.

Doch der Mann, der nun neben Brenda Hamilton erwacht war, erinnerte kaum mehr an den athletischen, immer optimistischen Menschen, mit dem sie seit einem halben Jahr Bett und Wohnung teilte. Im Licht der Nachttischlampe wirkten seine Wangen eingefallen. Die Augenlagen in tiefen Höhlen. Er schaute sie an wie ein Drogensüchtiger auf Entzug.

»Bitte – bitte hilf mir, Brenda!«, stammelte er und streckte die Arme nach ihr aus.

Als sie sich an ihn drückte, spürte sie, dass er schweißgebadet war. Und dennoch hatte er kein Fieber. Seine Haut war eiskalt.

»War es wieder der Traum?«, fragte sie.

Er nickte und drückte sich noch enger an sie.

Seit Wochen ging das nun schon so. Jede Nacht wachte er mehrmals schreiend auf. Und jedes Mal war der Traum schrecklicher, und es dauerte noch länger, bis Alan in die Wirklichkeit zurückfand.

»Ich habe Carl gesehen«, stammelt er.

»Carl?« Also hatte der Albtraum eine weitere Steigerung des Schreckens für ihn erreicht. Alan hatte ihr von den Schatten hinter den Fenstern des Beachclubs erzählt, die er im Traum so furchterregend empfunden hatte.

Sie strich ihm beruhigend über die Haare und küsste ihn. »Es war nur ein Traum, ein dummer Traum …«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Er stieß sie plötzlich weg. »Nein, es war mehr als ein Traum! Ich schwöre dir, ich habe Carl erkannt! Und er wollte mir etwas mitteilen!«

»Unsinn! Du hast geträumt. Wie jede Nacht.« Sie rieb sich den Ellenbogen. So hart hatte er sie noch nie angefasst. Und die Art, wie er sie nun ansah, gefiel ihr auch nicht. So, als machte er sie dafür verantwortlich, dass er seit Wochen keinen Schlaf mehr fand.

»Nein, das war mehr als ein Traum. Ich schwöre dir, ich habe Carl gesehen. Es war schrecklich. Er war nur noch ein aus Leichenteilen zusammengesetzter Zombiefreak.« Er griff zu der Zigarettenpackung neben sich auf dem Nachttisch und steckte sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen. Seine Hände zitterten, als er ein Streichholz entzündete.

Erst als er einen tiefen Zug genommen und den Rauch wieder ausgestoßen hatte, fuhr er fort: »Ich schwöre dir, Brenda, er wollte mir irgendetwas sagen. Ich habe gesehen, wie er mir zuwinkte … Die letzten Sekunden sind wie weggewischt. Ich erinnere mich nicht, was danach geschah.«

Brenda sah ihn verzweifelt an. »Du machst mir Angst, Alan. Du musst zu einem Psychiater. Ich verstehe ja, dass dich der Tod deines Bruders mitgenommen hat. Aber es war ein Hai, der ihn getötet hat. Daran ist nichts Übernatürliches. Er ist tot. Und deine Träume sind nichts anderes als … Träume.«

Automatisch reichte er ihr die Zigarette. Auch Brenda nahm einen tiefen Zug. »Ich wollte, du hättest recht«, sagte er. »Wenn es so einfach wäre …«

»Versprich mir, dass wir gleich morgen früh einen Arzt aufsuchen.«

»Einen Seelenklempner? Du glaubst also wirklich, ich bin verrückt?«

»Nein, nur ein bisschen mit den Nerven herunter.«

»Morgen früh kommen ein paar neue Schüler.«

»Du meinst Schülerinnen?«, Brenda lächelte. Sie wusste genau Bescheid. »Dann müssen die Damen halt mit mir vorlieb nehmen. Ich werde dich vertreten.«

Brenda war eine sehr gute Wellenreiterin, dennoch nahm Alan sie gerne auf den Arm, wenn sie in seiner Schule aushalf.

»Die werden sich bedanken, wenn du Ihnen beibringst, welches Make-up man am besten beim Surfen benutzt und welche Sonnencreme wasserresistent ist.«

Brenda musste grinsen und knuffte ihm in die Seite. Sie war froh, dass er seinen Humor wiedergefunden hatte. Offensichtlich war der Traum doch nicht so schlimm gewesen.

»Wie wär’s, wenn du die Zigarette zu Ende rauchst und dann das Licht wieder ausschaltest?« Der Wecker zeigte kurz nach Mitternacht an.

Alan nickte. »Mach ich. Aber vorher muss ich unter die Dusche. Ich bin nassgeschwitzt.«

Bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal zu ihr um: »Es tut mir leid, dass ich gerade etwas grob zu dir war.«

»Ist schon in Ordnung, Liebling. Hauptsache, du gehst morgen zu einem Arzt. Versprichst du es?«

»Versprochen.«

Sie sah ihm nach, wie er hinausging und löschte seufzend das Licht.

Alan schlurfte ins Bad und drehte die Dusche auf. Aber er ging nicht darunter.

Er hatte Brenda nur beruhigen wollen. Sie ging ihm auf die Nerven mit ihrer ewigen Forderung, sich einem Arzt anzuvertrauen. Was wusste sie denn schon!

Das, was er Nacht für Nacht erlebte, konnte kein Arzt der Welt verstehen. Er verstand es ja selbst nicht. Er wusste nur, dass es an seine Substanz ging. Und dass es mehr zu bedeuten hatte. Carl! Er hatte ihn gesehen. Und er hatte ihm zugewinkt.

Auf nackten Sohlen schlich Alan Rockmayer zur Eingangstür des Holzbungalows. Er schlüpfte nach draußen und schloss die Tür leise hinter sich. Der kleine Pfad vor dem Bungalow führte direkt zum Strand.

Der Mond schien hell in dieser Nacht. Anders als in seinem Traum. Aber ansonsten hatte er das Gefühl, dass alles fast genauso war.

Carl hatte ihm zugewinkt. Weil er ihm etwas zu sagen hatte? Wollte er ihm mitteilen, was wirklich mit ihm passiert war? Wer ihn getötet hatte. Alan glaubte nicht an die Version, dass ihn ein Haifisch angegriffen hatte. Haifischbisse sahen anders aus. Und Haifische kotzten ihre Opfer auch nicht wieder aus. Sie verschlangen sie mit Haut und Haaren.

Wie von selbst – wie im Traum! – setzte er einen Fuß vor den anderen. Es zog ihn zum Strand. Es war völlig windstill. Anders als im Traum. Wenigstens das! Ein beruhigender Gedanke.

Und doch war Alan fast erleichtert, als endlich der breite Strand vor ihm auftauchte und Carl diesmal nichtzu sehen war.

Auch sonst war weit und breit kein Mensch in Sicht. Der Strand von La Jolla lag einsam und verlassen da. Er erstreckte sich zu beiden Seiten. Links waren weit entfernt die Lichter von San Diego zu sehen. Ansonsten war es dunkel. Selbst der Himmel war heute sternenlos.

Bisher hatte Alan bewusst nicht hinunter zum Pazifik geblickt. Als er es nun nachholte, wäre er am liebsten umgekehrt. Zurück in seinen sicheren Bungalow. Zurück ins Bett. In Brendas warme Arme.

Das Meer sah genauso aus wie in seinem Traum. Eine pechschwarze glatte Fläche. Wie schwarzer Schlick oder dickflüssiges Erdöl. Nirgendwo war ein Wellenkamm zu erkennen.

Da stimmte etwas nicht! Wäre er nicht sicher gewesen, dass er hellwach war, hätte er die Erscheinung als Traum abgetan.

Er musste seinen Blick regelrecht losreißen und ließ ihn nach rechts wandern. Dort oben erhob sich der Beachclub. Eigentlich war es eine bessere Holzbude, eine Strandbar, deren abblätternder weißer Lack nach einem neuen Anstrich schrie.

Aber es war ihr Königreich. Dort trafen sie sich, all die Surfer, Beachboys und Beachgirls, die Alten, die von vergangenen Paradiesen und der perfekten Welle schwadronierten, ebenso wie die Jungen, die das unbeschwerte Leben am Strand erst seit Kurzem gegen einen sicheren Job in der Großstadt getauscht hatten.

Jetzt lag der Beachclub völlig dunkel da. So, wie es sein musste, jetzt nach Mitternacht. Keine Schatten hinter den Fenstern. Kein flackernder Lichtschein. Keine Toten, die wiederauferstanden waren.

Plötzlich schlug ihm ein warmer Windhauch ins Gesicht. Angeekelt verzog er das Gesicht. Der Wind trug den Gestank von Fäulnis mit sich. Und er kam vom Meer.

Obwohl sich alles in ihm sträubte, blickte er erneut auf den Ozean. Die Oberfläche hatte sich verändert. Es schien, als brodelte sie. Blasen stiegen auf und zerplatzen, sobald sie eine gewisse Größe erreicht hatten. Das gab es nicht! Das konnte nicht sein! Niemand würde ihm das glauben!

Und doch konnte er nicht anders, als das Schauspiel fasziniert zu betrachten. Nun war unter der Oberfläche ein roter Schimmer zu sehen, der sich rasch ausbreitete. Wie ein loderndes Feuer, das in der Hölle entfacht worden war.

Höllenfeuer! Das traf es.

Merkwürdigerweise kam ihm nicht einmal in den Sinn, dass das eigentümliche Licht und das Brodeln auch eine natürliche Ursache haben konnten. Obwohl sie sich in Kalifornien befanden und zwischen San Francisco und San Diego immer wieder kleinere Erdbeben zu spüren waren, waren sie lange von »The Big One« entfernt – dem immer wieder heraufbeschworenen Jahrhunderterdbeben. Niemand unterbrach mehr seine Morgendusche oder stieg aus dem Bett, wenn die Erde mal kurz zitterte.

Und was war mit einem Seebeben? Einem unterirdischen Vulkanausbruch?

Nein, das hier war etwas völlig anderes. Und es ging völlig lautlos vonstatten. Auch spürte Alan kein Beben unter seinen Füßen. Allein der Gestank aus Fäulnis, Schwefel und etwas Undefinierbarem sagte ihm, dass das, was er gerade erlebte, etwas völlig anderes sein musste.

Da sah er die Gestalt. Sie befand sich weit draußen auf dem Meer. Es war ein Surfer!

Alan konnte es nicht fassen. Wer wagte sich mitten in der Nacht und unter solchen Umständen hinaus? Das konnte nur ein Irrer sein! Dennoch erwachte sofort seine Hilfsbereitschaft. Einem Gleichgesinnten zu helfen, gehörte zum Ehrenkodex. Auch wenn man sich dabei selbst in Gefahr brachte.

Als er genauer hinsah, fiel ihm auf, dass mit dem Surfer etwas nicht stimmte. Ein geisterhaftes weißes Licht umgab ihn. Und obwohl nach wie vor kein einziger Wellenkamm zu erkennen war, glitt der Surfer auf seinem Brett wie auf einem Boot dahin.

Abermals packte Alan das Grauen. Erst die merkwürdige See. Dann der Gestank. Und jetzt noch dieser seltsame Surfer.

Doch es kam noch schlimmer für ihn. Der Surfer war vielleicht noch fünfhundert Meter entfernt, als sich in dessen Rücken das Meer erneut veränderte. Etwas braute sich dort zusammen. Eine gigantische Wand aus wirbelnder Schwärze! Sie überragte den Surfer um mehrere Dutzend Meter und formte sich zu einer grotesken Gestalt.

Alan musste den Kopf weit in den Nacken legen, um in deren Gesicht zu blicken. Er erkannte in der Schwärze eine zur Wut verzerrte Fratze. Augen, in deren Tiefen das Höllenfeuer loderte. Der Kopf der Kreatur war mit mehreren spitzen Hörnern besetzt. Als sie den Rachen aufriss, war darin das gleiche Höllenfeuer zu erkennen wie in den Augen.

Alan wandte den Blick ab. Er konnte es nicht mehr ertragen. Schreiend sank er in die Knie, wälzte sich im Sand und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Er erwartete nicht, diese Nacht zu überleben.

***

Als Brenda aus einem unruhigen Schlaf erwachte, hörte sie das Rauschen. Sofort kam ihr zu Bewusstsein, dass Alan hatte duschen wollen. Sie schaute auf den Wecker. Die Leuchtzeiger wiesen auf halb drei.

Also lief das Wasser seit über zwei Stunden!

Sofort war sie aus dem Bett und lief ins Badezimmer. Alan hatte sich in den letzten Wochen so sehr verändert, dass sie ihm alles zutraute. Sogar, dass er sich etwas antat. Der entsetzliche Tod seines Bruders hatte ihn aus der Bahn geworfen. Und dann noch diese schrecklichen Träume, die ihn Nacht für Nacht um den Schlaf brachten. Umso erleichterter war sie, als sie erkannte, dass niemand im Bad war.

Die Dusche lief trotzdem.

Sie stellte sie ab. Danach durchsuchte sie die Wohnung nach Alan. Sie rief mehrmals seinen Namen. Aber er antwortete nicht. Soweit sie es überblicken konnte, waren auch noch seine Kleidung und Schuhe alle da.

War er so hinausgegangen? Er hatte, als er das Bett verlassen hatte, nur Boxershorts getragen.

Die Tür war nicht abgeschlossen. Aber das war sie nie. In ihrer Hütte gab es nicht viel zu holen. Das Teuerste war Alans Surfbrett. Es war sein ganzer Stolz: eine Sonderanfertigung mit einer speziellen Bemalung eines polynesischen Tiki-Künstlers.

Brenda zog sich etwas über und ging hinaus. Auch draußen war nirgendwo eine Spur von Alan zu entdecken. Rufen wollte sie nicht nach ihm, um nicht die Nachbarn aufzuwecken, die in den billigen Bungalows rechts und links von ihnen wohnten. Die meisten waren zwar tolerant, aber Alans Verhalten in den letzten Wochen hatte dazu geführt, dass manche von ihnen sich schon bei ihr nach seinem Zustand erkundigt hatten. Sie wollte das Feuer nicht noch mehr schüren.