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"Verflixt und zugenäht! Ich bin garantiert nicht der Richtige für den Fall", poltere Chiefinspektor Tanner, nachdem er uns von drei Menschen berichtet hatte, die auf ungewöhnliche Weise ums Leben gekommen waren. "Ich bin schließlich Chiefinspektor der Mordkommission und kein Tierfänger."
Suko und ich wechselten einen überraschten Blick.
"Was soll das heißen?", wollte Suko wissen.
Tanner blickte meinen Freund für drei Sekunden wortlos an, dann platzte er mit seiner Antwort heraus: "Katzen! Drei Tote innerhalb von vier Wochen, und alle drei wurden von Katzen getötet."
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Seitenzahl: 136
Cover
Impressum
Tödliche Krallen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/Doronov Oleg
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2927-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Tödliche Krallen
von Ian Rolf Hill
Erschöpft stellte Ian Hillingham sein Gepäck vor der Wohnungstür ab. Noch in Gedanken bei seinem Urlaub in Ägypten und der strapaziösen Reise, klopfte er seine Kleidung nach dem Schlüssel ab. Endlich fand er ihn und schob ihn in das schmale Schloss. Er freute sich auf sein Bett und natürlich auf die Begrüßung durch seine beiden Katzen.
Bei dem Gedanken an die lebhaften Stubentiger stutzte er. Warum schabten und kratzen sie mit ihren Pfoten nicht längst von innen an der Tür, um ihn zu begrüßen?
Normalerweise drängten sie sich an der Tür herum, bis er sie endlich geöffnet hatte, nur um dann halb beleidigt und halb erleichtert im Inneren der Wohnung zu verschwinden. Beleidigt, weil er sich erdreistet hatte, sie so lange allein und in der Obhut einer ihnen im Grunde fremden Person zu lassen. Erleichtert, weil er wieder da war und es ab sofort wieder regelmäßig Futter gab.
So lautete zumindest die Interpretation des jungen Mannes.
Der kurze Urlaub war nicht nur schön und erlebnisreich, sondern vor allen Dingen auch erholsam gewesen. Umso anstrengender konnte man dafür die Reise an sich betrachten. Ian schüttelte über sich selbst den Kopf, eine Woche Ägypten war einfach zu wenig gewesen. Zwei sollten es schon mindestens sein, wenn man bedachte, wie lange man im Flugzeug saß. Zudem musste er ja auch erst einmal zum Flughafen und wieder zurückkommen. Von der angespannten politischen Lage ganz zu schweigen.
Ian hob seine Reisetasche und seinen Rucksack an und betrat die kleine, dunkle Zweizimmerwohnung. Muffiger Geruch schlug ihm entgegen, doch das war nicht ungewöhnlich. Wenn er zu Hause war, stand eigentlich immer irgendwo ein Fenster einen Spaltbreit offen. In der vergangenen Woche aber hatte lediglich die Katzensitterin in der knappen Stunde, die sie seine Haustiere versorgte, für Frischluftzufuhr gesorgt.
Wieder dachte er an Maggy und Winston, seine beiden Katzen, die sich so untypisch verhielten. Dass sie so gar nichts von sich hören ließen, war alles andere als normal, und langsam breitete sich ein beklemmendes Gefühl in Ians Magengegend aus. Seinen geliebten Mitbewohnern war doch nichts zugestoßen?
Leise schloss er die Wohnungstür hinter sich und machte Licht. Immer noch keine Reaktion vonseiten seiner Stubentiger. Wo, zum Teufel, versteckten sich die Katzen?
Er rief ihre Namen und schnalzte mit der Zunge. Letzteres lockte zumindest den Kater Winston in der Regel aus seinem Versteck. Obwohl es sich um Geschwister handelte, die bei ihm lebten, seit sie von der Mutter entwöhnt waren, war Winston immer der Anhänglichere gewesen. Maggy hingegen hatte ihren Stolz und war eine Diva wie sie im Buche stand.
Doch dieses Mal ließ sich keine der beiden Katzen blicken. Die schmale Küche lag direkt neben der Eingangstür. Dort standen auch die leer gefressenen Futternäpfe der beiden Tiere. Ian ging zu einer kleinen Schublade und zog sie auf. Darin bewahrte er die besonderen Leckerlis für seine Lieblinge auf, und das charakteristische Knistern der Plastikverpackung war das beste Lockmittel für die eigensinnigen Geschöpfe.
Dieses Mal jedoch versagte es seine ansonsten unfehlbare Wirkung. Ian runzelte sorgenvoll die Stirn. Die Angst kroch in ihm empor und wand sich wie eine Würgeschlange um seine Kehle. Da stimmte etwas nicht. Mit der kleinen Plastiktüte in der Hand blieb er in der Tür zwischen Küche und Flur stehen, lauschte in die stille Wohnung hinein.
Vom Flur gingen drei weitere Türen ab. Eine ins Bad, eine ins Wohnzimmer und die dritte ins Schlafzimmer. Wohn- und Schlafraum lagen in bedrückender Dunkelheit. Noch beängstigender aber war die Ruhe, diese Totenstille, die sich wie ein tonnenschweres Gewicht auf das vor Kurzem noch unbeschwerte Gemüt des Mitdreißigers legte.
Wieder rief er nach seinen Katzen. Und wieder erfolgte keinerlei Reaktion. Mit vorsichtigen Schritten ging er durch den Flur auf die offene Tür zum Schlafzimmer zu. Dabei streifte sein Blick die kleine Porzellanfigur auf der Kommode. Die Skulptur stellte eine schlanke, schwarze Katze dar, die auf den Hinterläufen saß. Die Vorderbeine standen kerzengerade nebeneinander und verliehen der kleinen Figur ein majestätisches Aussehen.
Ian stutzte. Diese Figur war vor seinem Urlaub nicht da gewesen. Unter der zirka zehn Zentimeter großen Skulptur sah er eine Postkarte liegen und atmete auf. Ein Gruß seiner Katzensitterin, die ihm mitteilte, dass in seiner Abwesenheit alles in Ordnung gewesen sei und er sich bitte melden möge.
Ian schluckte. Wenn alles in Ordnung gewesen war, wieso meldeten sich Maggy und Winston dann nicht? Selbst wenn sie verärgert waren, hätte er längst etwas sehen oder hören müssen. Normalerweise wollten beleidigte Katzen ja, dass ihre menschlichen Mitbewohner erkannten, dass sie Mist gebaut hatten.
Ian wandte den Blick von der Katzenskulptur ab und ging in das Schlafzimmer. Dort hockte Maggy oft auf dem Kleiderschrank und beobachtete das Geschehen gerne von einer höher gelegenen Perspektive aus. Zudem konnte sie von dort aus auch bequem aus dem Fenster sehen. Eine Lieblingsbeschäftigung von Wohnungskatzen, wie Ian wusste.
Im Türrahmen blieb er stehen und blickte in den dunklen Raum hinein. Sein Körper warf einen Schatten in das helle Rechteck, das das Licht aus dem Flur erzeugte. Der fahle Schein einer Straßenlaterne drang von außen durch die Fensterscheibe.
Bevor Ian den Lichtschalter betätigte sah er sich in dem spärlichen Zwielicht um und schrak zusammen, als er den kleinen kompakten Körper von Maggy zusammengekauert auf dem Schrank sitzen sah. Zugleich spürte er, wie die Erleichterung den Knoten in seinem Magen löste und den Druck um die Kehle lockerte.
Befreit atmete er auf. Er lächelte und schaltete nun endlich auch das Licht im Schlafzimmer ein. Maggy schloss träge die Augen, als die Helligkeit ihre empfindlichen Sehorgane überreizte.
Von Winston sah Ian indes immer noch keine Schwanzspitze, doch den lebhaften Kater wollte er später suchen. Erst einmal musste er Maggy begrüßen. Immer noch lächelnd, ging er auf den hohen Kleiderschrank zu und hob die Arme, um die wohlgenährte Hauskatze herunternehmen zu können.
Abrupt blieb er stehen, als er das tiefe, sonore Knurren aus der Kehle des friedfertigen Tieres vernahm. Einen solchen Laut, hatte er selten von Maggy vernommen. Nur bei den notwendigen Besuchen beim Tierarzt, wenn sie mit fremden Katzen oder Hunden zusammentraf, stieß sie schon mal solche Drohungen aus. Denn um eine solche handelte es sich bei dem kehligen Knurren. Eine Drohung, die Ian unmissverständlich klarmachte, dass hier etwas nicht stimmte.
»Hey, was ist denn los, Maggy?«, fragte der junge Mann. Mehr um sich selbst zu beruhigen, denn von der Katze erwartete er selbstverständlich keine Antwort.
Langsam machte er einen weiteren Schritt auf den Schrank und die darauf hockende Katze zu. Das Knurren schwoll an. Die Angst kehrte zurück und erschwerte Ian das Atmen. Er sah, wie seine ausgestreckten Arme zu zittern begannen. Langsam ließ er den linken Arm sinken, behielt nur die rechte Hand oben, um die Katze vorsichtig zu streicheln.
Blitzschnell hieb Maggy zu und zog mit ihren ausgefahrenen Krallen vier tiefe Risse in das weiche Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger. Ian schrie auf und zog die Hand reflexartig zurück. Mit der Linken umklammerte er sie. Er war schon öfter von Maggy gehauen worden, aber immer nur spielerisch und nie mit den Krallen. Zumindest nicht absichtlich. Ein brennender Schmerz zog sich den gesamten Arm empor. Erschrocken blickte Ian abwechseln von der Verletzung zu ihrer Verursacherin.
Maggy hatte sich aufgerichtet, das Fell gesträubt. Drohend öffnete sie ihr kleines Maul und präsentiere die spitzen Fangzähne. Die Lefzen zogen sich über das Gebiss zurück, die Ohren waren angelegt. Ein bösartiges Fauchen schlug Ian entgegen. Dann ging alles blitzschnell.
Mit ausgefahrenen Krallen, die Pfoten vorgestreckt, sprang ihm Maggy entgegen. Ian wollte die Arme vor das Gesicht reißen, doch es war zu spät. Der kompakte, fünf Kilo schwere Körper der Katze traf ihn im Gesicht, schlug mit den Hinterläufen gegen den oberen Teil seiner Brust und gegen den Hals, wo sich das Tier augenblicklich mit seinen Krallen festhakte.
Nicht um Halt zu finden, nicht um sich zu verteidigen. Sondern um zu verletzen. Zu töten!
Diese Gedanken schossen in Sekundenbruchteilen durch das Hirn des verwirrten Mannes, der vor Angst und Überraschung aufschrie. Unwillkürlich taumelte er zwei, drei Schritte zurück, übersah die untere Ecke des Bettes, während Maggy mit den Vorderkrallen unbarmherzig sein Gesicht bearbeitete und tiefe, blutige Risse in das Fleisch seiner Wangen kratzte.
Dabei fauchte und schrie das Tier wie irr. Bevor Ian auch nur versuchen konnte, das tobende Bündel von seinem Gesicht zu ziehen, verlor er das Gleichgewicht und kippte über die Ecke des Bettkastens nach hinten. Wild und unkontrolliert mit den Armen rudernd fiel er rückwärts zu Boden.
Sein Hinterkopf schlug schmerzhaft auf den Nachttisch, und sein Blickfeld begann sich einzutrüben. Er spürte, wie sich Maggy von ihm abstieß und auf das gemachte Bett sprang. Wie durch einen Schleier sah er die Katze über sich auftauchen. Eine Bewegung unter dem Bett forderte seine Aufmerksamkeit. Langsam, fast wie in Trance, drehte er den Kopf und sah Winston unter dem Bett hervor auf sich zu kriechen. Die Ohren dicht an den Kopf gelegt, die Augen groß und dunkel auf ihn gerichtet, das Gebiss gefletscht.
Dumpfer Schmerz trübte Ians Wahrnehmung und Übelkeit schoss in Wellen von seinem Magen empor. Eine tiefe Traurigkeit ergriff Besitz von ihm, wurde abgelöst von schierer Todesangst als Winston mit ausgefahrenen Krallen nach seinen Augen angelte.
Ian schrie. Das war das Einzige was ihm blieb, denn bewegen konnte er sich kaum noch. Das Letzte, was er in seinem Leben sah, waren die aufgerissenen Mäuler seiner geliebten Katzen und die ausgefahrenen Krallen, die ihm erst das Augenlicht und dann das Leben nahmen.
***
Der Londoner Frühling zeigte sich dieses Jahr von seiner trüben Seite. Zumindest in den letzten Tagen bestätigte er das Klischee vom verregneten England auf ganzer Linie. Kein Wunder, dass es mit unserer Laune nicht eben zum Besten bestellt war.
Mit uns meinte ich in diesem Fall meinen Freund Suko und mich, denn unsere Sekretärin Glenda Perkins hatte beschlossen, sich nicht von uns Miesepetern den Tag verhageln zu lassen, wie sie sich ausgedrückt hatte. Aus diesem Grund war die Tür zwischen unseren Büros auch verschlossen.
Das betrübte mich, denn so war mir der Anblick meiner zauberhaften Mitarbeiterin, die der aktuellen Mode entsprechend luftig und farbenfroh gekleidet war, verwehrt. Immerhin versorgte sie uns in regelmäßigen Abständen mit den obligatorischen flüssigen Muntermachern. Für mich gab es den unvergleichlichen Kaffee, wie ihn nur Glenda Perkins zu kochen imstande war, für meinen Partner Suko stand wie immer Tee auf der Getränkekarte.
Das Essen kam direkt von unserem Stammitaliener Luigi, bei dem wir bestellt hatten. Auch hier zeigte sich Glenda als rettender Engel, denn sie hatte unsere Salate und die dazugehörigen Pizzabrötchen abgeholt.
Dass wir nicht persönlich in dem Restaurant speisten und unsere Mittagspause dort verbrachten, hatte einen einfachen und triftigen Grund, der die eigentliche Ursache für unsere schlechte Stimmung war, denn normalerweise neigten weder Suko noch ich dazu, uns vom trüben Londoner Wetter in die Suppe spucken zu lassen.
Büroarbeit war angesagt, denn auch als Geisterjäger kommt man um die Fallstricke der Administration nicht herum.
Von dem mysteriösen Täufer, der uns in letzter Zeit in Atem gehalten hatte, gab es immer noch keine Spur. Auch wenn ich durch Myxin gerade erst ein bisschen mehr über ihn erfahren hatte und wusste, dass unser geheimnisvoller Gegner mit sogenannten Dunklen Eminenzen Großes plante, waren wir in diesem Fall noch zur Untätigkeit gezwungen.
Und ein anderer Fall stand gerade nicht an, also galt es nun, Berichte zu schreiben, Spesen abzurechnen und seit Neuestem auch dem Innenministerium die Notwendigkeit unserer Spezialabteilung schriftlich zu verdeutlichen. Schließlich sollte unsere ehrwürdige Polizeiorganisation in ein neues Hauptquartier umziehen, das Curtis Green Building. Nur dass dieses nur noch sechshundert Beamten Platz bot.
Klar, dass es zu Auslagerungen und Verschlankungen kommen würde. Und da musste jede Abteilung um ihren Platz kämpfen. Und so hockte ich jetzt vor meinem Laptop und starrte verdrossen auf den Bildschirm, darauf hoffend, dass mir in den nächsten Minuten der entscheidende Geistesblitz kam.
Mein Freund Suko saß mir gegenüber und tippte wie ein Irrer auf der Tastatur herum. Zwischen seinen Lippen sah ich die Spitze seiner Zunge hervorlugen. Ein Zeichen der Konzentration. Trotzdem sah ich ihm an, dass ihm die Arbeit alles andere als Spaß machte.
So sah der Alltag von uns Geisterjägern aus, wenn wir gerade keinen Fall bearbeiten mussten. Kein Wunder, dass man da über jede Ablenkung froh war. In diesem Fall kündigte sie sich durch eine laute, polternde Stimme an, die in unserem Vorzimmer, dem Domizil von Glenda Perkins erklang.
»Wo, zum Henker, stecken die beiden Faulpelze?«, rief eine uns nur zu vertraute Stimme.
Suko und ich sahen uns über den Schreibtisch hinweg an, die Augenbrauen hochgezogen.
Was Glenda antwortete, konnte ich nicht verstehen, doch wenig später hörten wir sie mit einer Tasse klappern und dann wurde auch schon die Tür zu unserem Büro aufgestoßen.
Auf der Schwelle stand, den unvermeidlichen Filzhut auf dem breiten Schädel, unser alter Freund Chiefinspektor Tanner. In der rechten Hand den Henkel eines Bechers haltend, aus dessen Öffnung sich der Kaffeedampf kräuselte.
»Das dachte ich mir«, polterte er los, kaum dass er im Büro stand. »Während andere schwer schuften müssen, machen sich die Herren Geisterjäger einen ruhigen Tag im Büro mit Scampi-Salat und Pizzabrötchen. So ein Leben möchte ich mal haben.«
Ich grinste und ließ mich gegen die Lehne meines Bürosessels fallen, während Tanner sich den Besucherstuhl heranzog und sich setzte.
»Tanner, alter Eisenfresser«, begrüßte ich ihn und breitete die Arme aus. »Was ist das schön, dich zu sehen. Du solltest viel öfter vorbeikommen und uns den Tag mit deiner herrlichen Laune versüßen.«
Tanner runzelte die Stirn und stellte die Tasse mit dem Kaffee vorsichtig auf unserem Schreibtisch ab. Dabei beobachtete er mich, als ob er an meinem Geisteszustand zweifelte. Schließlich wandte er sich an Suko: »Ihr solltet öfter mal lüften. Scheint, als ob dein werter Kollege an akutem Sauerstoffmangel leidet.«
Suko grinste. »Aber wieso denn? Darf man sich nicht freuen, wenn unser aller Lieblings-Chiefinspektor zu Besuch kommt und Sonne in unsere Herzen lässt?«
Tanner richtete sich mit durchgedrücktem Rücken auf dem Stuhl auf. Ohne Suko aus den Augen zu lassen, rief er über die Schulter hinweg zu Glenda hinüber: »Verehrte Miss Perkins, mir scheint, Ihre Vorgesetzten sind übergeschnappt.«
Unsere Sekretärin mit dem rabenschwarzen Haar und der hellroten Bluse, erschien in der offenen Bürotür. Mit der Hand winkte sie lässig ab. »Aber Tanner, du kennst doch die beiden Kindsköpfe. Kaum sind sie einen Tag im Büro und müssen sich mit Papierkram herumschlagen, werden sie komisch. Einer von ihnen ist ja noch zu ertragen, beide zusammen sind eine echte Katastrophe. Daher kann ich ihre Freude verdammt gut nachvollziehen. Ich hoffe du hast gute Nachrichten, sprich einen Fall für die Herren, damit sie was Ordentliches zu tun bekommen.«
Ich rang in gespielter Verzweiflung die Hände und flehte Tanner an. »Ja, bitte, großer Meister. Gib uns Arbeit, gib unserem ärmlichen Dasein einen Sinn.«
Tanner zeigte mir einen Vogel, musste aber nun doch grinsen.
Suko konnte seine Neugier schließlich nicht mehr im Zaum halten und fragte unseren alten Freund von der Mordkommission nach seinem Anliegen.
Tanner nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee, ehe er anfing zu berichten. »Es geht um drei Menschen, die auf etwas ungewöhnliche Weise zu Tode gekommen sind. Dabei meine ich nicht einmal den Umstand, dass alle drei in ihren Wohnungen getötet wurden, deren Türen sorgsam verschlossen waren. Aber wie ihr euch denken könnt, wird meine Abteilung nicht ohne Grund hinzugezogen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich der Richtige für diese Angelegenheit bin.« Er schnaubte verächtlich. »Verflixt und zugenäht, ich bin garantiert nicht der Richtige. Ich bin schließlich Chiefinspektor der Mordkommission und kein Tierfänger.«
Suko und ich wechselten einen überraschten Blick.
»Was soll das heißen?«, wollte Suko wissen, obwohl er vermutlich schon ahnte, wie die Antwort lautete.
Tanner blickte meinen Freund für drei Sekunden wortlos an, dann platzte er mit seiner Antwort heraus: »Katzen! Drei Tote innerhalb von vier Wochen, und alle drei wurden von Katzen getötet.«
Ich holte tief Luft und griff nach meiner Kaffeetasse. Das war eine Überraschung. Nicht so sehr, dass ausgerechnet Katzen die Täter waren. So komisch es klingen mochte, mit solchen Attacken hatten wir durchaus unsere Erfahrungen sammeln können. Kopfzerbrechen bereitete mir vielmehr, dass die Opfer in ihren Wohnungen getötet worden waren.