John Sinclair 2069 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2069 E-Book

Ian Rolf Hill

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Carl-Jacob, wo steckt Denise?"

Eva Carlisles Stimme schnitt wie ein Messer in das umnebelte Hirn des Fünfzehnjährigen, der die Augen verdrehte, was die Lehrerin zum Glück nicht sehen konnte. Seit Tagen schon war er mies drauf, und das Schlimme war, dass er nicht mal benennen konnte, woran das lag. Er wusste nur, dass ihn eigentlich alles anödete und wütend machte.

"Mann, woher ich soll ich das wissen?"
"Weil ihr öfter zusammen seid und ... he, verdammt ich spreche mit dir! Und nimm gefälligst die Sonnenbrille ab, wenn ich mit dir rede."
"Du kannst mich mal", zischte der Teenager. Wütend drosch er die Tür zum Klassenzimmer hinter sich zu - und ahnte nicht, dass er geradewegs in sein Verderben lief ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Lykaons Kinder

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Timo Wuerz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5929-9

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lykaons Kinder

von Ian Rolf Hill

»Carl-Jacob, wo steckt Denise?«

Eva Carlisles Stimme schnitt wie ein Messer in das umnebelte Hirn des Fünfzehnjährigen, der die Augen verdrehte, was die Lehrerin zum Glück nicht sehen konnte.

Seit Tagen schon war er mies drauf, und das Schlimme war, dass er nicht mal benennen konnte, woran das lag. Er wusste nur, dass ihn eigentlich alles anödete und wütend machte.

»Mann, woher ich soll ich das wissen?«

»Weil ihr öfter zusammen seid und … he, verdammt ich spreche mit dir! Und nimm gefälligst die Sonnenbrille ab, wenn ich mit dir rede.«

»Du kannst mich mal«, zischte der Teenager und drosch die Tür zum Klassenzimmer hinter sich zu …

»Verdammt, was, zum Teufel, machst du hier?«

»Abhängen.«

»Und mir reißt die Carlisle den Arsch auf, oder was?«

Denise zuckte mit den Schultern, wickelte gelangweilt eine Strähne ihres blonden Haares um den Zeigefinger und kaute auf einem Kaugummi herum, als gelte es einen Wettbewerb zu gewinnen. Und verdammt noch mal, selbst jetzt sah die Kleine einfach nur scharf aus.

Wie sie da mit ihrer Jeans, die durch zahlreiche waagerechte Schnitte mehr Haut entblößte als verbarg, und dem hautengen schwarzen Trägertop, auf der verschlissenen Couch fläzte.

Die abgewetzte Lederjacke hatte sie ausgezogen.

»Bist du allein?«

Denise kaute weiter wie eine Maschine und nickte bloß. Speichel sickerte aus ihrem Mundwinkel, den sie sich rasch abwischte. Carl, oder C.J., wie er von seinen Freunden genannt wurde, spürte die Erregung in sich steigen.

Vielleicht lief ja heute noch was. Weshalb sonst hätte sie herkommen sollen, zu ihm nach Hause, wo er sich gemeinsam mit seinen Brüdern eingerichtet hatte.

Alte abgewetzte Polstermöbel, eine ausrangierte Kiste der U.S. Army als Tisch und ein Flat-TV, der vom Truck gefallen war. Sogar eine eigene Küche und ein WC waren vorhanden.

Die Türen befanden sich links und rechts neben der Couch, die vor der weiß verputzten kahlen Wand stand. Den Teppich hatten sie kurzerhand herausgerissen und gingen lieber auf dem nackten Linoleum, das zahllose Risse und Spalten aufwies.

Das Haus, in dem sich ihre Wohnung befand, gehörte Jakes Altem und sollte demnächst abgerissen werden, damit er einen supermodernen Apartmentblock hochziehen und schweineteure Mieten abkassieren konnte.

Bis es so weit war, durften der Sohnemann und seine Freunde hier rumlungern, wie sich der Alte ausgedrückt hatte. Als ob es den Kerl scherte, was sein »Sohnemann« so trieb.

C.J. war es egal. So wie eigentlich alles. Alles bis auf Denise, die weiterhin ihre Haarsträhne drehte und auf ihrem Kaugummi kaute.

»Solltest du nicht in der Schule sein?«, fragte sie jetzt, ohne ihn anzublicken.

Was sollte denn der Scheiß jetzt?

»Ey, wer bist du? Meine Mutter, oder was? Ich geh in die Schule, wann es mir passt.« Er ging auf Denise zu, beugte sich zu ihr hinunter und stemmte die Fäuste beidseits ihrer Schultern auf die Rückenlehne. Deutlich fühlte er das Holz unter dem dünnen Polster. Die Beine drängte er zwischen ihre Schenkel. »Außerdem warst du auch nicht in der Schule.«

Er wollte sie auf den Mund küssen, doch sie drehte den Kopf zur Seite, sodass seine Lippen nur ihre Wange trafen. »He, was soll denn das jetzt?«

»Mir geht’s nicht gut.«

C.J. verdrehte die Augen und war froh, immer noch die Sonnenbrille auf der Nase zu haben. Er grinste und schob den Saum des Hoodies hoch. »Komm, ich hab genau die richtige Medizin für dich. Danach geht’s dir besser.«

Denise verdrehte die Augen, doch Carl tastete sich zu ihren Brüsten vor.

Er lachte weiter, bis der scharfe Schmerz zwischen seinen Beinen bis in den Schädel jagte. Ihm wurde übel und Tränen traten ihm in die Augen.

»Bist du Irre, du Dreckstück?«, brüllte er und ließ sich neben seiner Freundin auf die Couch fallen.

Denise hatte ihm einfach zwischen die Beine gegriffen und zugedrückt. Ein amüsiertes Grinsen lag um ihre Mundwinkel.

»Hab doch gesagt, dass es mir nicht gut geht.«

Im ersten Moment wollte C.J. ihr den Ellenbogen ins Gesicht rammen, allein der Schmerz in seinen Hoden hinderte ihn. Das hatte dieses Miststück nicht umsonst getan, das schwor er sich.

»Ich muss pinkeln«, grunzte er, wälzte sich von der Couch und ging auf die daneben liegende Tür zu.

Er knipste das Licht an, das den schmalen Schlauch mit dem Klosett am Ende und dem winzigen Waschbecken nur schwach erhellte. Das mochte daran liegen, dass sich die Glühbirne unter einer von Fliegendreck und Staub verschmutzten Plastikabdeckung befand, die über dem stumpfen Spiegel angebracht war.

Die altbackenen blauen Kacheln taten ihr Übriges, dass die Toilette eigentlich immer dunkel wirkte. Das kleine Fenster über dem WC war angekippt. Dennoch drang kaum Tageslicht herein, was zum einen an der schmutzigen Milchglasscheibe lag, zum anderen aber auch daran, dass das Nachbargebäude sich nur knapp einen Yard dahinter erhob.

C.J. klappte den Deckel hoch und verzog das Gesicht, als ihm der Gestank aus der Schüssel entgegenquoll. Kurz darauf erleichterte er sich in die Keramik, wobei seine Gedanken schon wieder bei Denise weilten. Ganz egal, was die Kleine hatte, heute wollte – nein, musste – er einfach ran. Ob sie wollte oder nicht …

Unwillkürlich begann er zu grinsen. Der Schmerz, der eben noch seinen Unterleib durchzogen hatte, war längst verflogen. Nur ein leichtes Ziehen im Bauch deutete darauf hin, dass seine Kronjuwelen in die Mangel genommen worden waren.

C.J. zog die Spülung und fluchte, als er sah, wie das Wasser in der Schüssel immer höher stieg.

Das fehlte noch, dass die Toilette verstopft war. Er nahm den Finger von der Spülung, damit das Klosett nicht überlief, und wollte sich bereits abwenden, als er stutzte. Etwas Weißes quoll aus dem Rohr nach oben, umkränzt von roten Schlieren, die im gelb gefärbten Wasser rasch zu einer Wolke zerfaserten.

Das Weiße waren Papiertaschentücher. Eine ganze Packung, die vermutlich zusammengeknüllt worden war, um das Blut aufzuwischen. Plötzlich grinste C.J., denn mit einem Mal war ihm klar geworden, warum Denise so rumzickte.

Die Kleine hatte ihre Tage!

Grinsend ging er zurück in den Wohnraum, wo sie sonst soffen und kifften bis der Arzt kam.

Neben der Couch blieb er stehen und starrte auf Denise hinunter, die sich in der Zwischenzeit hingelegt hatte. Die Beine wiesen in seine Richtung, so dass er über ihren schlanken Leib direkt in ihr Gesicht sehen konnte.

Also doch! Sie wollte es auch und spielte nur mit ihm. Jetzt war er an der Reihe. Langsam nahm er die Sonnenbrille ab und warf sie auf den Tisch, auf dem sich vollgequalmte Aschenbecher den Platz mit leeren Bierdosen, Porno- und Gaming-Magazinen teilten.

»Was willst du noch?«, nuschelte Denise und C.J., konnte sich das Grinsen nicht länger verkneifen.

»Rate mal.«

Und ehe sich Denise versah, warf er sich über sie, presste sie mit seinem Gewicht auf die Polster und klemmte ihre Beine unter sich ein. Beide Fäuste umklammerten ihre Handgelenke, während seine Lippen die ihren suchten.

»Lass das, Carl. Ich hab keinen Bock«, rief sie, wenn auch nicht besonders ängstlich. Das bestärkte den jungen Mann einerseits, doch zugleich fühlte er tief in sich ein Gefühl der Enttäuschung.

Da war etwas in ihm. Ein Gefühl, eine Stimme oder auch nur ein Gedanke. Der Wunsch, dass sie sich wehrte, dass sie schrie und bettelte. Und als sie merkte, dass er ihre Arme nicht freigab und seine Zunge über ihren Hals glitt, da fing sie endlich an, sich unter ihm zu winden.

C.J. krümmte den Rücken, drückten das Knie in ihren Unterleib, und Denise riss die Augen auf, die ihr förmlich aus den Höhlen quollen. Sie keuchte vor Schmerzen, und sein Atem ging schneller. Er zerrte ihre Arme nach oben, fixierte beide Handgelenke, während die rechte Hand auf Wanderschaft ging und am Saum des Tops riss.

Etwas Feuchtes klatschte ihm ins Gesicht und fiel zurück auf Denises Brust.

Hatte sie ihm gerade tatsächlich ihr Kaugummi entgegengespuckt?

Er holte aus und schlug ihr die freie Hand so heftig ins Gesicht, dass der Kopf zur Seite gerissen wurde. Kalte Wut schoss in ihm hoch, und er drohte vollends die Kontrolle zu verlieren. Bis sein Blick das vermeintliche Kaugummi fixierte, auf dem sie die ganze Zeit herumgekaut hatte.

Es war dunkelrot und glänzte, deutlich konnte er die Zahnabdrücke seiner Freundin darin erkennen. »Was … was … Scheiße, noch mal, was ist das?«

Denise drehte den Kopf zurück in die Ausgangslage, bleckte die blutverschmierten Zähne zu einem sardonischen Grinsen und tief aus ihrer Kehle drang ein kehliges Knurren. Nie zuvor hatte C.J. ein derartiges Geräusch aus dem Mund seiner Freundin vernommen.

Oder überhaupt von einem Menschen.

So knurrten doch nur Hunde, kurz vor dem Angriff.

Ein kalter Schauer rieselte ihm über den Rücken.

»Was ist, Caaarl?«, stieß Denise mit dumpfer Stimme hervor. »Hast du keine Lust mehr?«

C.J. schrie auf und warf sich zurück, rutschte dabei seitlich von der Couch und prellte sich schmerzhaft das Knie, als er auf den harten Boden stürzte.

»Komm schon«, keuchte Denise und ihr Brustkorb hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen. Wie an der Schnur gezogen, richtete sie sich auf. Der blutige Klumpen fiel von ihr herunter und platschte vor ihm auf den Boden.

»Was …? Nein!« Mehr brachte er nicht hervor. Sein Herz hämmerte in der Brust, sein Verstand setzte aus, konnte nicht begreifen, was mit seiner Freundin passiert. Ihre ehemals blauen Augen, schimmerten in einem scharfen Gelb, die eben noch geweiteten Pupillen, waren nicht mehr als stecknadelkopfgroße Punkte.

Er wusste nicht, wo er zuerst hinsehen sollte, auf das blutige Ding vor ihm auf dem Boden oder auf die veränderten Augen von Denise.

»Hab versucht, das Vieh die Toilette runterzuspülen, aber es ist stecken geblieben«, erklärte das Mädchen mit dumpf verzerrter Stimme. »Hat sich ganz schön gewehrt, die Scheißkatze. Deshalb hab ich ihr das Herz gebrochen.«

C.J. senkte den Blick und hätte sich am liebsten übergeben.

Seine gesamte pubertäre Libido war mit einem Schlag verflogen. Dafür übernahm ein anderer, instinktiver Teil seines Bewusstseins die Kontrolle. Der kalte Angstschweiß brach ihm aus sämtlichen Poren, und ein einziger Gedanke bestimmte sein Handeln. Weg hier!

Mit den Händen stützte er sich auf Kiste und Couch ab, sprang auf und sah noch in der Bewegung, wie sich Denise mit beiden Händen das Top von den Brüsten riss. »Was ist los, Carl? Willst du mich nicht mehr?«

Für einen winzigen Augenblick verharrte er auf der Stelle, und ein kleiner Rest seines triebgesteuerten Hirns veranlasste ihn zu zögern, wollte ihm Glauben machen, dass dies alles nur ein schlechter Scherz war.

Bis dort, wo eben noch das Gesicht seiner Freundin gewesen war, ein Zähne starrendes Raubtiergebiss nach ihm schnappte und dunkles Fell wuchs, wo nackte Brüste gezittert hatten.

Schreiend prallte der Teenager rückwärts, stolperte über die eigenen Beine und setzte sich auf den Hosenboden.

Brüllend und geifernd befreite sich das Ungeheuer auf der Couch von den Resten der zerfetzten Kleidung. Spitze Ohren stellten sich über dem fellbedeckten struppigen Schädel auf. Aus Denise Curtis war ein Monster geworden.

C.J. schrie und jammerte. »Bi …bitte. Bitte nicht«, stammelte er, rutschte von dem Untier weg und kam strauchelnd auf die Beine, wollte das Weite suchen.

Das Monster, der Werwolf, der eben noch ein Teenager namens Denise gewesen war, warf sich von der Couch über den Tisch hinweg auf den Jugendlichen.

Krallen zerfetzten seinen Hoodie, bekamen die Kapuze zu fassen und rissen ihn zurück.

C.J. gurgelte und schleuderte den eigenen Körper auf der Stelle herum, hob die Arme und rutschte aus dem Kapuzenpullover, der in den Klauen der Bestie zurückblieb. Die wollte über die Kiste springen und verhedderte sich in den Resten der Jeans, die um ihre Beine schlackerte.

Das war Carls Chance. Der Junge trug außer der Hose und seinen Turnschuhen noch ein ärmelloses Basketballshirt. Die Basecap war ihm mit dem Hoodie vom Kopf gezerrt worden. Taumelnd rannte er auf die Tür zu, stolperte, schlug lang hin und griff noch im Liegen nach der Klinke.

Die Bestie hinter ihm bellte und knurrte, und diese Geräusche fachten den Überlebenswillen in C.J. an. Er sprang auf die Beine, riss die Tür auf – und blieb wie angewurzelt stehen.

Vor ihm erhob sich ein wahr gewordener Albtraum, dessen Anblick sich wie eine unsichtbare Faust in C.J.s Magen grub und ihn wimmernd in die Knie zwang.

Das Geschöpf stand leicht vornübergebeugt, damit es überhaupt unter dem Türsturz hindurchpasste. Eine Wolke fauligen Gestanks schlug C.J. entgegen und raubte ihm den Atem. Mit geweiteten Augen starrte er auf das Monster und versuchte verzweifelt, den grauenerregenden Anblick zu verarbeiten.

Lediglich der Form nach erinnerte es an einen Menschen, hatte zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf und einen Körper. Und damit endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Das Wesen war nackt, und im ersten Moment glaubte C.J., es wäre gehäutet worden. Feucht schimmerte das bloßgelegte Gewebe im einfallenden Licht der Nachmittagssonne.

Die Farben changierten zwischen einem teerartigen Schwarz, einem hellen Grau und einem dunklen Rosa, wie rohes Fleisch. Nur dass sich Selbiges in der Regel nicht mehr bewegte. Dieses hier pulsierte, zog sich zusammen, löste sich schmatzend und die einzelnen Muskelstränge glitten ineinander. Bildeten regelrechte Knäule, die der Oberfläche etwas Unförmiges verliehen, so als wäre der gesamte Leib von Pusteln und Beulen übersät.

Ein schleimiges Sekret sickerte zwischen den sich bewegenden Strängen hervor, die C.J. an Würmer erinnerten.

Die Nüstern in dem augenlosen Schädel bewegten sich witternd, und das Wesen beugte sich hinunter und schien an C.J. zu schnuppern. Er würgte, und der Gestank wurde übermächtig. Er konnte den Brechreiz nicht länger zurückhalten und spuckte den angedauten Inhalt seines Magens der Kreatur vor die Füße.

Die entblößte mit einem Zischen zwei Reihen silbrig glänzender Zähne, die wie gebogene Messer in dem breiten Maul steckten, das die gesamte untere Hälfte des Schädels in Anspruch nahm.

Auf der Stirn saßen drei schimmernde Halbkugeln, in denen sich die Umgebung spiegelte, und C.J. begriff, dass dies die Augen der widerwärtigen Scheußlichkeit waren, deren überlange affenartige Arme in langen gekrümmten Krallen ausliefen.

Als säßen gebogene Klingen anstelle von Fingern an den Händen des Monsters. Wie bei dieser Horrorfigur Freddy Krüger. Nur dass die Klingen hier nicht aus Metall bestanden, sondern aus geschwärztem Gebein.

Wie hypnotisiert starrte er auf die Klaue und blendete dabei alles andere um sich herum aus. Das Tier, in das sich Denise verwandelt hatte, seine Flucht, aber auch, dass das Wesen vor ihm noch einen zweiten Arm hatte, an dessen Ende sich ebenfalls eine solche beinerne Krallenhand befand.

Er wurde schlagartig daran erinnert, als sie sich ihm buchstäblich ins Gedächtnis bohrte.

Es begann mit einem irrsinnigen Druck in der Kehle, die sich mit einer warmen, metallisch-salzigen und zugleich süßlich schmeckenden Flüssigkeit füllte, an der er sich prompt verschluckte.

Ein Hustenanfall schüttelte seinen Körper, und verzweifelt versuchte er, die Flüssigkeit auszuspucken, aber er schaffte es nicht mal mehr den Mund zu öffnen.

Und dann kam der Schmerz wie mit Tausenden und Abermillionen von Nadeln, die sich von sämtlichen Seiten in seinen Schädel fraßen, und alles um ihn herum auslöschten.

***

Knirschend gruben sich die gebogenen Krallen durch die Gaumenplatte in das Gehirn des zuckenden Opfers, das wie ein Schaschlik an der erhobenen Klaue des Ungeheuers hing, welches sich jetzt langsam zu seiner vollen Größe aufrichtete.

Denise zog die Lefzen über das Gebiss zurück und knurrte. Dank ihres feinen Gehörs hatte sie das Brechen der Schädelbasis ihres Exfreundes deutlich vernommen. Ebenso deutlich wie sie seinen Angstschweiß roch.

Auf der Zunge spürte sie noch den metallischen Geschmack des Katzenblutes, und die Bestie in ihr, die sich brutal in den Vordergrund gedrängt hatte, hoffte ihm den von Menschenfleisch hinzufügen zu können.

Und dann war dieses … dieses Ding erschienen, und sämtliche Sinne in Denise schlugen Alarm.

Sie war gerade im Begriff gewesen mit einem einzigen, riesigen Satz in Carls Rücken zu springen, als er die Tür aufgezogen hatte. Die Welle an purer Bosheit, die ihr entgegenschlug, lähmte sie auf der Stelle.

Tatenlos hatte sie mit angesehen, wie die Kreatur den Jungen tötete, der ihr erstes Opfer hatte werden sollen.

Und jetzt ließ das Monster den Arm sinken und schleuderte den Kadaver achtlos beiseite. Denise hörte das feuchte Schmatzen, mit dem sich die Krallen aus dem Schädel lösten.

Das Wesen drehte den Kopf und richtete die drei wulstigen Erhebungen auf der Stirn direkt auf sie. Denise winselte und wich zurück. Von diesem Wesen ging eine ungeheure Brutalität und Grausamkeit aus, die Verachtung sämtlichen Lebens. Selbst die Bestie, in die sich das Mädchen verwandelt hatte, wurde von der Aura des Bösen bis in die Haarspitzen erschüttert.

Die Kreatur trat auf Denise zu und streckte die besudelte Krallenhand aus, von der Blut und graue Hirnmasse auf den Boden tropften.

Zischend öffnete sich das Maul mit den rasiermesserscharfen Zähnen. Aus dem Fauchen formten sich schließlich Worte, die Denise vollends in Verwirrung stürzten. Sowohl das Mädchen, als auch die Bestie.

»Wir müssen reden.«

***