John Sinclair 2402 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2402 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Der Geisterjäger John Sinclair in der Dämonenhölle! Er und seine Gefährten dringen ein in das Reich des Spuks - und sie haben eine neue Verbündete: Pandora, die schon einmal das Unheil über die Welt brachte und deren wahre Identität Suko enthüllt worden war!
Jetzt will sie das Reich des Spuks erobern, und ausgerechnet John Sinclair und seine Freunde stehen ihr dabei zur Seite! Und dann begeht John den größten Fehler seines Lebens und entfesselt ein Inferno in der Dämonenhölle.


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Inhalt

Cover

Inferno in der Dämonenhölle (Teil 3 von 3)

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Inferno in der Dämonenhölle(Teil 3 von 3)

von Ian Rolf Hill

Wunderschön und abstoßend hässlich!

So hätte Godwin de Salier seine Umgebung beschrieben, hätte man ihn gefragt.

Wo er auch hinschaute, wucherten grünlich schimmernde Kristalle in den unterschiedlichsten Größen und Formen aus dem Boden. Einige waren haushoch, andere wiederum nicht größer als ein Mensch. Es gab sie als kegelför‍mige Hügel, als Stalagmiten oder baumähnliche Gebilde.

Und in manchen der Kristalle steckten Menschen!

Sie waren regelrecht eingewachsen, denn diese Welt war an Lebensfeindlichkeit kaum zu überbieten. Es gab weder Wasser noch Nahrung, dafür war die Luft erfüllt von flirrenden Fäden, die sich an Menschen, Tiere und selbst Dä‍monen hefteten und sie in Kristalle verwandelten.

Es war eine Hölle!

Eine Hölle, die von einer bestimmten Person beherrscht wurde. Allgemein wurde sie nur die Unheilsbringerin genannt, doch sie hatte auch einen Namen, und der lautete Pandora!

Sie war identisch mit jener Frau aus der griechischen Mythologie, der ihr Hunger nach Wissen und Macht zum Verhängnis geworden war, denn entgegen eindringlicher Warnungen hatte sie die Büchse, die ihr der Göttervater Zeus anvertraut hatte, geöffnet und damit das Unheil über die Menschen gebracht.

Pandora war verstoßen worden, doch ihr Name war nicht in Vergessenheit geraten. Und schon bald hatte sie sich im Reich der Dämonen einen Namen gemacht. Seit Jahrhunderten lenkte sie die Geschicke der Menschheit aus dem Verborgenen, doch dabei war sie schon bald einigen mächtigen Wesen in die Quere gekommen. Allen voran Lilith, der Großen Mutter, der ersten Hure des Himmels, die an der Seite des absolut Bösen, Luzifer, stand.

Pandora hatte Liliths Platz an seiner Seite einnehmen wollen, woraufhin die Große Mutter der Dämonen die Unheilsbringerin in die Verbannung geschickt hatte.

Erst der Spuk, Herrscher im Reich der Schatten und der Letzte der Großen Alten, hatte sie befreit. Und das aus gutem Grund, denn der Spuk war ein Todfeind der Hölle und immer auf der Suche nach mächtigen Verbündeten.

Zunächst hatte es auch so ausgesehen, als hätte er eine gute Wahl mit Pandora getroffen, denn sie hatte nicht nur die Ghouls unter sich vereint, sondern mithilfe der geheimnisvollen Höllenscheibe auch die Schattenkinder befreit, Kreaturen, die aus einem Seitensprung der Großen Mutter mit dem Spuk hervorgegangen waren. Zu einer Zeit, als sich der Spuk noch nicht als Namenloser den Großen Alten angeschlossen hatte, jenen finsteren Dämonengöttern, die über Jahrtausende hinweg die Geschicke des Kontinents Atlantis bestimmt hatten.

Lilith hatte gehofft, durch die Schattenkinder den Spuk beeinflussen und auf die Seite der Hölle ziehen zu können, denn der Spuk war nicht irgendein Dämon. Er besaß den Schatten des Sternenvampirs Acron, der mit den Seelen getöteter Dämonen gespeist wurde, wodurch sich seine Macht stetig potenzierte.

Aber der Spuk wandte sich von der Hölle ab und schloss sich den Großen Alten an, die schließlich ebenso von ihm verraten worden waren, wie er sein eigenes Volk verraten hatte, das jenseits der Sterne in einer weit entfernten Galaxis existierte.

Währenddessen sah sich die Hölle der Bedrohung durch die Schattenkinder ausgesetzt. Unter hohen Verlusten schaffte sie es, die Geschöpfe zu bannen. Mit einem Siegel, das identisch war mit den Zeichen in der Mitte von John Sinclairs silbernem Kreuz.

Mit der Höllenscheibe und dem Würfel des Unheils war es Pandora schließlich gelungen, das Siegel zu brechen und die Kreaturen zu befreien, und vor Kurzem war es zu einem Großangriff der Schattenkinder gekommen, dem nicht nur John Sinclairs Verbündete aus Atlantis, die bei den Flammenden Steinen in Mittelengland eine neue Heimat gefunden hatten, zum Opfer gefallen waren. Auch die Kolonie der Werwölfe und das Lager der Berserker in Alaska, nördlich des Yukon, waren attackiert worden, und ebenso das Templerkloster in Alet-les-Bains.

Godwin de Salier hatte noch versucht, mithilfe des Knochensessels zu entkommen, doch das magische Transportmittel, das aus den Gebeinen des letzten offiziellen Großmeisters der Templer, Jacques de Molay, gefertigt worden war, hatte ihm den Dienst verweigert. Und so war auch Godwin einem der Schattenkind zum Opfer gefallen.

Statt zu sterben, waren der ehemalige Kreuzritter und seine Brüder jedoch hier in dieser Kristallwelt erwacht, aber ein Freund nach dem anderen war innerhalb kürzester Zeit von den Kristallfäden eingesponnen worden und erstarrt, ohne dass Godwin etwas hätte dagegen unternehmen können.

Nur er war verschont geblieben, vermutlich weil er den Würfel des Heils bei sich trug, das Pendant zum Würfel des Unheils, der sich momentan im Besitz von Pandora befand.

Es hatte nicht lange gedauert, bis Godwin bemerkt hatte, dass er nicht der einzige Gefangene dieser Welt war, der sich noch nicht in einen Kristall verwandelt hatte. Außer ihm trotzten noch zwei weitere Personen den magischen Kristallfäden: Myxin, der Magier aus Atlantis, und Denise Curtis, die Tochter des Wolfsdämons Lykaon.

Kurz darauf war noch jemand erschienen. Eine schwarzhaarige Frau namens Chandra, die Godwin aus den Berichten seines Freundes John Sinclair kannte. Chandra war Russin und hatte eine kugelfeste Haut, die sie ebenfalls Pandora zu verdanken hatte. Außerdem war Chandra eine Nachkommin des legendären Magiers Rasputin, dem sie jahrelang mehr oder weniger treu gedient hatte. Bis zu seiner Vernichtung. Von da an hatte sich Chandra der Unheilsbringerin angeschlossen.

Hier in der Kristallwelt übernahm sie die Funktion einer Mittlerin und Botin und hatte den Gefangenen ein Angebot gemacht, das diese unmöglich ausschlagen konnten.

Denise Curtis, Myxin und Godwin de Salier sollten Pandora helfen, den Spuk zu stürzen.

In den Augen der drei Gefährten der absolute Wahnsinn. Und so war es zum Kampf mit Pandora gekommen, den das ungleiche Trio auch fast für sich entschieden hätte, hätte die Unheilsbringerin nicht noch ein Ass im Ärmel gehabt.

Genau genommen sogar zwei Asse!

Zum einen die kugelfeste Chandra, die Godwin de Salier hinterrücks niedergeschlagen hatte, zum anderen die Schattenhexe Assunga, die wie aus dem Nicht erschienen war, nachdem Pandora zusammen mit dem Würfel des Unheils verschwunden war.

Chandra hatte versucht, Myxin mit dem Leben des Templers zu erpressen, war von dem Magier aber außer Gefecht gesetzt worden. Der sah sich dafür der Schattenhexe gegenüber, die ihrerseits von Denise Curtis attackiert wurde.

Die zierliche junge Frau, die ihrem Äußeren nach höchstens neunzehn war, hatte sich in ein Monster verwandelt, einen riesigen Werwolf mit drachenartigen Schwingen.

Und in diesem Werwolf steckte die geballte Macht des Wolfsdämons Lykaon, die Assunga nun zu spüren bekommen sollte ...

Godwin de Salier beobachtete das Geschehen vom Boden aus.

Den Schlag, den ihm die schwer angeschlagene Chandra verpasst hatte, während er sich auf den Würfel des Heils konzentrierte, hatte ihn zwar außer Gefecht gesetzt, aber ihm nicht das Bewusstsein genommen. Er war zwar paralysiert, groggy, dennoch bekam er genau mit, was um ihn herum geschah. Und des‍halb sah er auch, wie Assunga ihren Mantel schloss und sich auflöste.

Einfach so.

Von einer Sekunde zur anderen war die Schattenhexe verschwunden, und De‍nise flog ins Leere. Die Bestie prallte gegen einen Kristallkegel und stimmte ein frustriertes Wutgeheul an.

Godwin konnte es ihr nicht verdenken.

Der ehemalige Kreuzfahrer und Tempelritter versuchte sich aufzurichten. Dabei bemerkte er mit einem Anflug beginnender Panik, dass seine Hände bereits von einer dünnen Schicht Kristallfäden bedeckt waren, die ohne den Schutz des Würfels von seiner Körperwärme beziehungsweise seinem Blut angezogen wurden wie Eisenspäne von einem Magneten. Selbst in seinem Haar und den Brauen hatten sie sich schon festgesetzt.

Der Würfel! Wo war der verflixte Würfel?

Chandra hatte ihn in Händen gehalten, bevor sie von Myxins mentalem Schlag zurückgeschleudert worden war. Die Russin war noch benommen, doch das würde nicht mehr lange so bleiben.

Godwin hatte zwar noch nicht persönlich mit ihr zu tun gehabt, von John Sinclair wusste er jedoch, dass sie hart im Nehmen war.

Der Templerführer wälzte sich herum. Und da sah er ihn. Der rötlich schimmernde Quader lag in Griffweite neben ihm am Boden. Godwin streckte die Hand danach aus.

Kaum berührten seine Finger das magische Artefakt, geschah zweierlei: Die Kristallfäden fielen von Godwin ab beziehungsweise schmolzen wie Schnee in der Sonne, und zudem vernahm er ein Geräusch, dass sich wie ein leises Wuuusch anhörte. Ein Lufthauch strich über seine Haut, ausgehend von der Gestalt, die aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht war.

Assunga, die Schattenhexe!

Sie lachte leise, während sie sich bückte und den Templer wie eine Puppe auf die Beine zog. Godwin quollen fast die Augen aus dem Kopf, als er sah, wie Assunga den Mund öffnete und zwei fingerlange Hauer präsentierte, die sich aus ihrem Oberkiefer schoben.

Vampirzähne!

Dem Templer blieb fast das Herz stehen. Seine Finger krampften sich um den Würfel des Heils, bloß nutzte ihm das nichts, denn eine lähmende Kälte ergriff ihn. Dann spürte er auch schon die Zähne an seiner Halsschlagader.

Denise Curtis stieß ein Knurren aus, spreizte die Schwingen und katapultierte sich mit einem gewaltigen Satz auf den Templer und die Schattenhexe zu. Dampf wölkte aus ihren Nüstern.

Zwei Körperlängen vor Godwin und Assunga landete Denise und brüllte.

Im selben Moment tauchte Myxin zwischen der Schattenhexe und der Werwölfin auf. Er streckte beide Arme aus, um die Kontrahenten auf Abstand zu hal‍ten.

»Wartet!«

Godwin war verwundert, dass Denise und Assunga dem kleinen Magier tatsächlich gehorchten. Ob es wirklich an Myxin lag, vermochte der Templer nicht zu sagen. Genauso gut konnte Chandra die Ursache sein.

Lautlos wie ein Schatten tauchte die Russin neben Godwin auf, in beiden Fäusten jeweils eine schwere Halbautomatik, deren Mündungen sie jetzt auf seinen und den Kopf von Denise Curtis richtete, während sich ihr Blick in den des Magiers bohrte.

»Schätze, wir haben ein klassisches Patt«, sagte Chandra.

Das Schwert des Eisernen Engels fegte auf Sukos Hals zu, um ihn mit einem einzigen gewaltigen Hieb zu köpfen.

Der Inspektor konnte nicht mehr ausweichen, selbst wenn er gewollt hätte. Ein anderer hatte von seinem Körper Besitz ergriffen, und dem war es egal, ob Suko lebte oder starb. Für ihn war der Freund des Geisterjägers John Sinclair nicht mehr als eine austauschbare Marionette.

Es war der Spuk!

Der Letzte der Großen Alten war in der Schlucht der Stummen Götter erschienen und hatte den Eisernen Engel verhöhnt, der daraufhin die Kontrolle verloren hatte. In seinem Hass auf den Spuk nahm er keine Rücksicht auf seine Freunde.

Doch die Klinge seines riesigen Schwerts sollte Sukos Hals nie berühren.

Ein helles Klirren erklang, als würde Stahl auf Stahl treffen. Funken sprühten. Nur wenige Zentimeter von Sukos Kehle entfernt verharrte die schwere Waffe des geflügelten Hünen. Allerdings nicht, weil er es sich anders überlegt hätte.

Die Schneide war gegen eine zweite, leicht gebogene Klinge geprallt, die am Ende eines langen Stiels saß. Der wurde von zwei unterschiedlichen Händen gehalten. Die rechte war schneeweiß und vollkommen blutleer, die linke schwarz verfault.

Beide Hände waren die der Totengöttin Hel, die mit ihrer Sense verhinderte, dass der Engel Suko enthauptete.

Der Anführer der Vogelmenschen starrte die gerade mal halb so große Gestalt an.

»Wie kannst du es wagen?«

»Komisch«, erwiderte Hel. »Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.« Sie wiegte leicht den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Eigentlich wollte ich fragen, ob du noch alle Latten am Zaun hast, aber das kommt letztendlich wohl aufs Gleiche hinaus.«

Den Worten folgte ein heiseres Lachen, das jedoch weder von Hel noch vom Eisernen Engels kam. Auch Morgana Layton, die Vierte im Bunde, hatte es nicht ausgestoßen.

Es war Suko. Beziehungsweise derjenige, der seinen Körper missbraucht hatte, um in die Schlucht vorzudringen, in der seine ärgsten Feinde eingeschlossen in einer Felswand ihr jämmerliches Dasein fristeten. Das waren die Stummen Götter, denen diese Schlucht ihren Namen verdankte. Sie waren die Erzfeinde der Großen Alten und hatten nicht nur den Würfel des Heils und die Flammenden Steine erschaffen, sie waren auch die Schöpfer des Eisernen Engels.

Mithilfe des Namenlosen, des Spuks, war es den Großen Alten gelungen, die Stummen Götter zu besiegen und für immer in eine Felswand innerhalb dieser Schlucht zwischen den Zeiten zu bannen. Erst wenn der Letzte der Großen Alten vernichtet war, würden die Stummen Götter wieder freikommen. Aus diesem Grund war der Eiserne Engel bereit, alles zu riskieren. Zu lange schon waren seine Väter gefangen. Zu lange schon litten sie unter dem Bann.

Dabei hätte der Geflügelte wissen müssen, dass jemand wie der Spuk nicht so leicht zu besiegen war. Aber offenbar war der Eiserne ein wenig dünnhäutig, seit seine Gefährtin Sedonia samt seiner Freunde Kara und Myxin spurlos verschwunden war.

Vermutlich verschlungen von einem Schattenkind.

»Was wohl deine kleine Prinzessin dazu sagen würde?«, höhnte der Spuk. »Dass du lieber deine eigenen Freunde abschlachtest, statt mich zu bekämpfen und sie zu befreien!«

Der Engel knirschte innerlich mit den Zähnen, senkte aber schließlich den Arm mit dem Schwert. Hel folgte seinem Bei‍spiel ein wenig langsamer. Morgana Lay‍ton atmete auf.

»Deine Stunde wird kommen, Spuk!«, grollte der Eiserne. »Schneller, als du denkst. Das schwöre ich dir.«

»Große Worte, Vogelmensch«, entgegnete der Spuk. »Aber wie willst du das anstellen? Nicht nur deine Freunde befinden sich in meiner Gewalt, ich habe auch beide Würfel. Ja, ihr habt richtig gehört. Ich besitze nicht nur den Würfel des Unheils, sondern auch sein Gegenstück. Und zudem habe ich die Höllenscheibe und das Buch der grausamen Träume. Damit liegt mir die Hölle zu Füßen. Und als Nächstes nehme ich mir die Flammenden Steine!«

»Nein!«, brüllte der Eiserne Engel, und für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich erneut auf Suko stürzen.

Gerade noch rechtzeitig riss er sich zusammen.

Der Spuk aber zog sich aus Suko zurück, der ein würgendes Ächzen von sich gab und zur Seite taumelte. Morgana musste ihn stützen, damit er nicht fiel.

Ein Blick in die Augen des Menschen genügte, um zu wissen, dass er alles mitbekommen hatte. Fassungslos starrte er den Eisernen Engel an.

»Suko, es ... es tut mir leid«, stammelte der ehemalige Anführer der Vogelmenschen. »Ich ... ich habe die Kontrolle verloren.«

»Wohl eher den Verstand«, kommentierte Hel.

»Das ist nicht hilfreich«, zischte Morgana.

Die Totengöttin zuckte mit den Schultern. »Aber die Wahrheit.«

»Okay, das reicht!« Suko richtete sich auf. »Der Spuk hat mich schon mehrfach benutzt. So langsam reicht es mir.«

»Das erklärt einiges«, meinte Hel. »Anscheinend brauchte er dich, um in die Schlucht der Stummen Götter vorzudringen.«

»Warum?«, wollte Morgana wissen. »Was bezweckt er damit?«

»Hast du die letzten Minuten geschlafen?«, entgegnete Hel. »Er will die Flammenden Steine und hat uns davon ablenken wollen. Ich weiß nicht, ob wir ihn noch aufhalten können, wenn er sie erst in seinen Besitz gebracht hat.«

»Kann er das überhaupt?«, fragte Suko.

»Wer sollte ihn daran hindern?«, entgegnete Hel.

Suko wurde aschfahl, und Morgana stieß einen derben Fluch aus.

Der Eiserne hob das Schwert. »Wir sollten uns sofort auf den Rückweg machen und versuchen, ihn daran zu hindern.«

»Genau das wollte ich soeben vorschlagen«, meinte Hel und nickte Morgana zu. »Bereit?«

»Bereit wofür?«

»Suko und unser eiserner Freund hier werden dem Spuk nicht viel entgegensetzen können. Schätze, es liegt an uns, ihn aufzuhalten.«

Morgana Layton starrte sie aus großen Augen an. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«

»Nun, das werden wir herausfinden!« Hel nickte dem Eisernen Engel zu. »Du hast uns hergebracht, jetzt bring uns auch wieder zurück!« Mit einem spöttischen Lächeln im Gesicht registrierte sie, wie Suko die Dämonenpeitsche kampfbereit machte. »Was hast du denn damit vor? Willst du den Spuk zu Tode kitzeln?«

»Lass das mal meine Sorge sein«, knurrte Suko.

Hel zuckte mit den Schultern. »Von mir aus. Übrigens gern geschehen, dass ich dir den Hals gerettet habe.«

»Dankeeee ...«, murmelte Suko.

Die letzte Silbe zog sich bereits in die Länge, und die Stimme des Menschen klang um ein Vielfaches dumpfer. Ohne Vorwarnung hatte der Eiserne Engel den Dimensionswechsel vollzogen. Die Schlucht der Stummen Götter mit ihrem grünlichen Himmel und der sägezahnförmigen Gebirgskette verschwamm vor Hels Augen.

Es wurde dunkel um sie herum. Allerdings nur für wenige Sekunden, dann hellte es wieder auf.

Milde Sommerluft umwehte sie. Um sie herum tauchte die vertraute Umgebung jener Lichtung auf, von der aus sie ihre Reise in die Schlucht der Stummen Götter angetreten hatten.

Hel erkannte die vier Megalithen wieder, die mit einer unglaublich starken archaischen Magie erfüllt waren, die selbst ihr Respekt einflößte. Zumindest ein wenig.

Mit einem Mal stutzte die Totengöt‍tin. Etwas stimmte nicht.

Sie hatte die Flammenden Steine als graue Stelen in Erinnerungen, die feuerrot aufleuchteten, wenn ihre Magie aktiviert wurden.

Jetzt waren sie tiefschwarz und sahen aus wie zweidimensionale Scherenschnitte. Als hätte jemand ein Stück aus der Realität herausgeschnitten. Besser gesagt vier Stücke.

Blitze zuckten aus den schwarzen Säulen.

Hel reagierte sofort und baute eine Gegenmagie auf, formte damit eine Blase, in die die Entladungen aus den Schattenstelen einschlugen.

Doch es geschah noch mehr.

Der Wald rings um sie herum erwachte zum Leben und gebar eine Armee grün geschuppter Kreaturen, die zischend und fauchend auf die Lichtung drängten und zum Angriff übergingen.

Genau dieses Bild sahen auch Sophie und ich aus luftiger Höhe.

Wir saßen in einem Hubschrauber, der eigentlich meinen Templerfreunden in Südfrankreich gehörte. Von dort aus waren wir gestartet, nachdem mich Assunga, die Schattenhexe, im Auftrag des Teufels zum Kloster gebracht hatte, um die Schattenkinder des Spuks aufzuhalten.

Das war mir sogar gelungen, wenn auch nicht ohne fremde Hilfe.

Lilith, die Große Mutter, hatte mir den Schlüssel zur Vernichtung der Schattenkinder quasi in die Hand gegeben. Es war mein Kreuz!

Normalerweise war es machtlos gegen den Spuk oder die Magie der Großen Alten. Und tatsächlich hatte mein Talisman weder auf die Aktivierung noch auf die Namen der vier Erzengel reagiert.

Dann aber hatte ich die Namen der vier Engel der Unzucht und Hurerei angerufen, deren Insignien sich unsichtbar auf der Rückseite des Kreuzes befanden.

Lilitu, Machalath, Igereth und Naema waren erschienen und hatten die Schattenkinder vernichtet. Leider zu spät, denn bis auf Sophie Blanc war das Kloster längst menschenleer gewesen, und auch Assunga war den Schattenkindern schließlich zum Opfer gefallen.