John Sinclair 2418 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2418 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Pandora hat das Reich des Spuks übernommen, in dem die Seelen der getöteten Dämonen gefangen sind und auf ewig leiden müssen. Oder zumindest sollte es so sein! Denn Pandoras Kräfte sind nicht stark genug, sie alle gefangen zu halten. Eine der Dämonenseelen ist ihr entkommen!
Und die kehrt auf die Erde zurück, um Rache zu üben! Rache an der Detektivin Jane Collins!
John Sinclair und Suko müssen um das Leben ihrer Freundin kämpfen ‒ und treffen auf einen Feind, den sie längst für ausgelöscht hielten!

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Schatten der Vergangenheit

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Schatten derVergangenheit

von Ian Rolf Hill

Tiggers Fauchen riss Irma Swift aus dem Schlaf.

Ihr Herz hämmerte und klopfte so stark, dass sie befürchtete, es könne jeden Augenblick zerreißen. Stechende Schmerzen zuckten bei jedem Schlag durch ihren Brustkorb. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre Hän‍de und Füße waren eiskalt.

Die Siebenundsechzigjährige zitterte am ganzen Leib. Mit brennenden Augen starrte sie in die Dunkelheit. Irma spürte, wie Tigger mit einem Satz vom Bett sprang, um durch den Spalt zwischen Schlafzimmertür und Rahmen in den dahinterliegenden Flur zu schlüpfen.

Irma dagegen hatte nur Augen für den Schatten, der sich bedrohlich am Fußende ihres Bettes aufrichtete. So finster und schwarz, dass er sich selbst von der nächtlichen Dunkelheit deutlich abhob.

»Nein!«, wimmerte Irma. »B-bitte nicht! Nicht schon wieder!«

Es war nicht das erste Mal, dass der Schatten Irma heimsuchte.

Zuerst hatte sie ihn für eine Täuschung ihrer Sinne gehalten, eine Halluzination. Vielleicht auch für eine Folge des grauen Stars, der angeblich erfolgreich operiert worden war. Zunächst waren es ja nur schattenhafte Bewegungen in den Augenwinkeln gewesen. Erst vor drei Nächten hatte sie ihn zum ersten Mal richtig gesehen.

Bis sie das Licht eingeschaltet hatte. Da war der Schatten so plötzlich verschwunden, als wäre er ausgelöscht worden.

Was irgendwie noch seltsamer gewesen war, denn eigentlich entstanden Schatten doch erst, wenn Licht vorhanden war. Aber dazu hätte es schließlich jemanden oder etwas geben müssen, der oder das diesen Schatten warf.

Gestern war er schon deutlich näher gerückt.

Allerdings nur bis zur Mitte des Raums. So dicht wie heute war er ihr noch nie gekommen.

Irma schnürte sich die Kehle zu. Aus ihrem Mund drangen nurmehr erstickte Laute. Sie war unfähig, den Blick von dem Schatten abzuwenden, während sie mit zitternder Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe tastete.

Der unheimliche Schemen ähnelte von der Form her einem Menschen. Er hatte zwei Arme und Beine sowie einen fassförmigen, massigen Rumpf. Der Kopf ragte als gewölbte Halbkugel aus dem Schultergürtel, so als hätte der Mensch, der diesen Schatten warf, keinen Hals.

Irmas Herz trommelte weiter im Stakkato. Sie bekam keine Luft. Hilflos öffnete sie den Mund. Ein gequältes Giemen drang aus ihrer Kehle.

Endlich – endlich! – fanden ihre Finger den Schalter der Nachttischlampe.

Just in dem Augenblick, als sich der Schatten nach vorne beugte, den Arm hob und die Hand nach Irma ausstreckte. Die drückte den Schalter. Die Glühbirne flammte auf.

Und zersprang!

Irma stieß einen gellenden Schrei aus, der in dem animalischen Fauchen unterging, das der Schatten von sich gab, als er sich auf sein Opfer stürzte.

Mit dem Schrei kam der alles verzehrende Schmerz in der Brust. Irma quollen die Augen aus den Höhlen. Der Schrei, wenn es überhaupt einer gewesen war, erstickte in einem qualvollen Gurgeln. Ihre Zunge kribbelte, wurde taub. Etwas unfassbar Kaltes, Bösartiges kroch darüber hinweg und bahnte sich seinen Weg in ihren Leib, füllte die Lungenflügel, die sich aufblähten, als wollten sie platzen.

Der Arm, dessen Hand noch immer auf dem Schalter der Nachttischlampe ruhte, fiel kraftlos herab.

Ein letzter schlürfender Atemzug, dann erschlaffte der Körper von Irma Swift.

Mit starren, weit geöffneten Augen lag ihr Leichnam im Bett. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Zumindest für die nächsten dreieinhalb Minuten. Dann zuckte der Leichnam, als würde Strom durch ihn hindurchfließen.

Und dann zuckte das Herz. Erst einmal, dann ein zweites Mal. Und schließlich fing es wieder an zu schlagen. Mühsam und schmerzhaft.

Irmas Lippen zitterten, ihre Lider flatterten. Ein hohles Ächzen drang aus ihrem Mund, zusammen mit einem leisen Kichern.

Ja! Ja, er hatte es geschafft! Endlich! Endlich war er wieder frei!

Na schön, der Körper war vielleicht nicht ideal, aber in seiner Situation durfte er nicht wählerisch sein. Er konnte froh sein, dass er überhaupt wieder eine fleischliche Hülle besaß.

Und mit ihr kam der Hunger.

Das Wesen in Irma Swift knurrte, schmatzte und leckte sich mit der bläulich verfärbten Zunge über die trockenen, rissigen Lippen. War da nicht eben noch eine Katze gewesen?

Er wühlte in Irmas Gedächtnis. Lange brauchte er nicht zu suchen, bis er fündig wurde. Mit krächzender Stimme rief er nach dem Kater, der Irma Swifts Ein und Alles gewesen war.

»Komm, Tiggerchen! Komm zu Mami!«

In einer anderen Sphäre, jenseits der irdischen Dimensionen, lag das Reich des Spuks. Es war eine Welt ohne Anfang und Ende. Eine Dimension des Schreckens, die sich stets neu erfand.

Ihr früherer Beherrscher, der Namenlose, der sich selbst als Spuk bezeichnet hatte, hatte sich immer wieder neue Methoden einfallen lassen, um die Seelen der Dämonen, die sein Reich nährten, zu foltern und zu martern. Er hatte sich an ihren Qualen geweidet und ergötzt.

Er war ein grausamer Herrscher gewesen. Ein Dämon, dessen Sadismus und Brutalität selbst die Hölle hatte erzittern lassen. Doch auch er hatte seinen Meister gefunden.

Genau genommen eine Meisterin, die jetzt durch die Schlucht mit den steilen Felswänden schritt, deren oberes Ende sich in einem dunkelvioletten Dunst verlor. Wie eine Kuppel spannte sich der Dunst über diesen Teil ihres neuen Reiches, das sie dem Spuk entrissen hatte.

Sie, die Unheilsbringerin!

Die Frau, die der Schöpfer angeblich aus Erde geformt hatte. Sie hatte viele Namen, doch nur die wenigsten wussten, dass sie alle ein- und derselben Person gehörten.

Einige kannte sie unter dem Namen Eva. Es war ihr erster, den sie kurz nach ihrer Erschaffung getragen hatte. Nachdem sie aus dem Paradies vertrieben worden war, hatte sie sich jedoch einen anderen zugelegt, der für die Menschen zu einem Synonym für Unheil und Zerstörung geworden war: Pandora!

Die Menschen kannten viele Geschichten darüber, wie das Böse beziehungsweise die Sünde in die Welt gekommen war. Eine erzählte von einer Schlange, die Eva dazu gebracht hatte, von der Frucht des Baums der Erkenntnis zu essen. Eine andere berichtete von einer Büchse, die Pandora im Auftrag des Göttervaters Zeus hatte hüten, jedoch unter keinen Umständen öffnen solle.

Pandora, längst vom Stachel des Bösen vergiftet, hatte der Versuchung nicht widerstehen können und damit Leid und Elend und Tod über die Menschheit gebracht.

Und wie in jeder Geschichte, so steckten auch in diesen ein Körnchen Wahrheit. Und vielleicht sogar noch mehr ...

Doch sie waren nur der Beginn einer langen Reise durch die Geschichte der Menschheit, die von Pandora stets begleitet und auf die eine oder andere Weise beeinflusst worden war. Und jetzt stand sie hier, als neue Herrscherin des Schattenreichs.

Ihr ehemals goldenes Haar war schwarz geworden. Wie lebende Schatten umschmeichelte es ihr schmales engelsgleiches Gesicht, dessen Haut ebenfalls dunkel geworden war. Schwarz war auch ihr Gewand. So schwarz, dass es so aussah, als wäre ein Stück aus der Wirklichkeit herausgeschnitten worden, sodass man einen Blick in das dahinterliegende Nichts werfen konnte. Diese Schwärze war absolut. Sie schluckte jegliches Licht, saugte es auf wie ein Schwamm.

Es war der Schatten des Sternenvampirs Acron, der nach den Seelen getöteter Dämonen hungerte. Die Macht, die ihm innewohnte, war gewaltig!

Pandora hatte noch nie etwas Vergleichbares gespürt. Selbst mit dem Würfel des Unheils, jenem magischen Quader, den die Großen Alten vor Äonen erschaffen hatten, vermochte sie diese Kraft kaum zu bändigen. Ihr fehlten das Wissen und die Erfahrung.

Und genau das war das Problem!

Was hätte sie mit dieser Macht nicht alles anfangen können!

Mit schweren Schritten durchquerte Pandora die Schlucht. Ihre Blicke glitten über die schroffen Felswände. Aus deren Rissen, Spalten und Klüften sickerten Schatten wie Öl und verloren sich zwischen den Gesteinsbrocken, die den Grund der Schlucht bedeckten.

Einige von ihnen waren mannshoch, andere nicht größer als eine Faust, doch sie alle hatten eine bestimmte Eigenschaft, denn sie waren in gewisser Weise lebendig.

Jedes Mal, wenn Pandoras nackter Fuß einen dieser Steine berührte, jedes Mal, wenn ihre Hand über einen der Quader hinwegstrich, erklang ein Winseln, Wimmern und Wehklagen, als würde ein Sturm durch die Schlucht fegen. Dabei war es vollkommen windstill. Es waren die Seelen der getöteten Dämonen, die der Spuk in diese Steine gebannt hatte. Doch erst wenn sie jemand berührte, durften sie ihre Qualen hinausschreien.

Es war die Schlucht der jammernden Steine.

Hierher wurden vor allem die Seelen niederer Dämonen gebracht, was nicht bedeutete, dass sie hier für alle Zeiten bleiben mussten. Manchmal hatte sich der Spuk einen Spaß daraus gemacht, die Seelen zu extrahieren, um sie auf andere Weise zu quälen. Die meisten jedoch waren schlicht und ergreifend vergessen worden. Selbst die Echsenkrieger des Spuks hatten sich nur selten hierher verirrt.

Nach dem Inferno in der Dämonenhölle, die mit der Entmachtung ihres damaligen Herrschers geendet hatte, hatten die restlichen Echsenkrieger die Flucht ergriffen. Zumindest jene, die nicht getötet worden waren. Viele waren es nicht, die dem Massaker entgangen waren, und die wenigen, die noch existierten, streunten ziellos durch das Schattenreich.

Pandora ließ sie gewähren. Sie hatte Wichtigeres zu tun, als sich um die versprengten Dienerkreaturen des Spuks zu kümmern. Es gab andere, die Jagd auf sie machten. Ghouls durchstreifen das Reich. Sie stammten aus der Kristallwelt, in der Pandora die Leichenfresser aus den Überresten von Menschen erschuf, die von den Kristallfäden eingesponnen wurden.

Anfangs, kurz nachdem sie die Herrschaft über das Schattenreich angetreten hatte, hatte sie ihren Diener Xorron auf die Echsenkrieger angesetzt. Als Training, damit sich der Herr der Zombies und Ghouls an seinen neuen Körper gewöhnen konnte. Die schwachen Gegner hatten ihn jedoch schnell gelangweilt. Er hatte sich nach größeren Herausforderungen gesehnt.

Nun, die hatte er bekommen.

Und er hatte sie allesamt gemeistert. Zuletzt hatte er sogar den Drachen Koshi besiegt und das Auge der Amaterasu zerstört. Bis er von Susanoo hinaus ins Meer geschleudert worden war.*

Pandora hatten mit dem Gedanken gespielt, ihn zurück in ihr Reich zu holen, doch dann hatte sie es sich anders überlegt.

Xorron konnte sehr gut auf sich allein aufpassen. Außerdem zürnte sie ihm, da er ihre Dienerin Chandra getötet hatte. Pandora hatte sie zu seiner Braut erkoren. Schon vor Jahren, kurz bevor Xorron von John Sinclair in ihrer Kristallwelt vernichtet worden war. Anscheinend war Xorron mit Pandoras Wahl nicht einverstanden gewesen. Generell zeigte er nach seiner Wiederauferstehung deutliche Zeichen von Aufmüpfigkeit. Er war rebellisch und aufsässig.

Auch um dieses Problem würde sie sich beizeiten kümmern müssen, doch zunächst gab es Dringlicheres, das ihre Aufmerksamkeit erforderte.

Zum Beispiel die Schlucht der jammernden Steine.

Unvermittelt blieb Pandora stehen. Ihre Hand hatte einen Felsbrocken berührt, ohne dass dieser einen Laut von sich gegeben hätte. Langsam wandte sie sich zu ihm um. Auf den ersten Blick bemerkte sie die zahllosen Haarrisse, die das schroffe Gestein durchzogen.

Die Unheilsbringerin brauchte den Würfel des Unheils nicht zu aktivieren, auch ohne seine Hilfe spürte sie, dass dieser Stein ›leer‹ war. Die Seele, die ihm innegewohnt hatte, war verschwunden. Möglicherweise huschte sie als Irrwisch durch diese Welt. Vielleicht war sie aber auch entkommen ...

Die neue Herrscherin des Schattenreichs stieß ein unwilliges Knurren aus, und für die Dauer eines Wimpernschlags glühten ihre Augen rot auf. Eine magische Entladung traf den Stein, der in einer Wolke aus Staub zerstob. Zugleich setzte das Heulen und Wehklagen ein.

Pandora zuckte zusammen.

Im ersten Moment dachte sie, der sich langsam setzende Staub wäre für das Wimmern verantwortlich, doch das war unmöglich. Die Steine reagierten nur auf Berührungen lebender Kreaturen, egal, ob menschlich oder dämonisch.

Außerdem erklangen die Geräusche nicht in unmittelbarer Nähe. Sie entstanden vielmehr hinter ihr, auf der anderen Seite der Schlucht!

Und es war mehr als ein Stein, der berührt wurde.

Pandora fuhr herum. War wagte sich ohne ihre Erlaubnis hierher? Echsenkrieger, die ihren entthronten Herrn und Meister rächen wollten?

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf Pandoras Lippen. Ein Lächeln, das in der nächsten Sekunde gefror. Mehrere Steine bewegten sich. Allerdings nicht von allein. Unter ihnen musste sich etwas befinden, das sie nach oben drückte.

Die ersten kleineren Gesteinsbrocken kullerten zur Seite. Der Boden unter Pandoras Füßen erzitterte. Die Unheilsbringerin starrte auf den mannshohen Steinquader, der sich langsam nach vorn neigte und auf sie zu kippte.

Ein Mensch hätte sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen müssen, um nicht zerquetscht zu werden. Doch Pandora war kein Mensch. Nicht mehr zumindest. Sie brauchte nicht mal den Würfel des Unheils zu bemühen, um sich in einen Schatten zu verwandeln. Der zerfaserte wie eine Rauchfahne und glitt um den fallenden Brocken herum, nur um sich eine Sekunde später auf seiner Oberseite wieder zusammenzusetzen.

Pandora trat an den Rand des Felsens und senkte den Blick. Aus dieser Position heraus beobachtete sie, wie etwas aus den Spalten und Klüften im Boden quoll.

Es war rötlicher Schleim, der die Form eines Tentakels bildete, durchwirkt von bläulichen Adern, die teilweise so dick wie Pandoras Arme waren. Der Fangarm selbst hatte die Ausmaße eines mittleren Baumstamms. Und er blieb nicht der einzige. Noch sechs weitere schoben sich aus der Tiefe, gefolgt von einem zyklopischen Leib, der vor Pandora emporwuchs. Das wunderschöne Antlitz einer Frau schimmerte in der Mitte des schleimigen Gebirges.

Pandora wusste längst, wer sie da besuchte. Sie kannte den Leib dieses Geschöpfes sehr gut.

Es war Lilith, die Große Mutter!

»Die Toten kommen, um dich zu holen, Barbara!«

Josh Robinson hob die Hände und formte die Finger zu Krallen. Dabei riss er auf theatralische Weise die Augen auf, bis das Weiße darin leuchtete.

Er wollte dadurch unheimlich und bedrohlich wirken, doch in Wahrheit sah er einfach nur albern aus.

Dana Gladstone gluckste.

»Ich heiße nicht Barbara, und du bist der schlechteste Zombie, den ich je gesehen habe!«

Josh blieb stehen und ließ enttäuscht die Schultern hängen. »Kannst du nicht wenigstens so tun, als würdest du dich fürchten?«

Dana trat dicht an ihren Freund heran und strich ihm zärtlich über das Revers seiner Jacke. »Geht es dir dann besser?«

»Vielleicht!« Auf den Lippen ihres Freundes erschien ein spitzbübisches Grinsen.

Dana hob die Schulter, als würde sie frieren. »Oh, neeein! Bitte lass das, Johnny. Du weißt, dass ich mich sonst zu Tode fürchte!« Sie senkte die Schultern und hob den Blick. »Besser?«

Er wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ein wenig.«

Dana stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Freund auf die Lippen.

Josh zog sie fester in seine Arme und erwiderte den Kuss. Dass sie mitten in der Nacht auf einem Friedhof standen, störte ihn nicht im Mindesten. Der Weg über den Friedhof war eine ganze Ecke kürzer.

Außerdem eignete er sich prima für den kleinen Schabernack, den sich Josh mit seiner Freundin erlaubt hatte. Nicht dass sie das nicht hätte kommen sehen. Josh war ein Horrorfreak. Er konsumierte alles, was nur irgendwie mit dem Thema zu tun hatte. Egal, ob als Film, Game oder Roman. Dazu zählten auch die Klassiker des Genres wie »Die Nacht der lebenden Toten«, den Dana ihm zuliebe erst vor wenigen Tagen geguckt hatte.

Dafür, dass sie eigentlich überhaupt nicht auf diese alten Schwarzweiß-Schinken stand, hatte er ihr ganz gut gefallen. Bis auf die paar Albernheiten zu Beginn des Streifens. Der erste Zombie war wirklich zum Schreien komisch gewesen, und sie war kurz davor gewesen, Josh zu bitten, den Film auszuschalten. Doch dann war die Handlung schlagartig ins Rollen gekommen, und plötzlich hatte sie es auch überhaupt nicht mehr gestört, dass er ohne Farbe gedreht worden war.

Josh und Dana waren seit knapp fünf Monaten ein Paar und noch genauso verliebt wie am ersten Tag. Kennengelernt hatten sie sich über Tinder. Dana hatte vor einem halben Jahr mit ihrem damaligen Freund Schluss gemacht, nachdem dieser sie mit seiner Ex betrogen hatte, und eigentlich war sie noch gar nicht bereit für was Neues gewesen. Sie hatte sich nur aus Langeweile mit Josh getroffen und um das Gefühl der Einsamkeit zu vertreiben.