John Sinclair 2423 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2423 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Asmodina war zurück! Die Seele der Tochter des Teufels, meiner ärgsten Widersacherin, war aus dem ehemaligen Reich des Spuks entkommen und in den Körper meiner Freundin Kara gefahren! Und sie hatte den Eisernen Engel, der bisher ebenfalls mein Mitstreiter war, voll und ganz unter Kontrolle!
Gemeinsam hinterließen sie eine Spur aus Blut und Grauen! Suko und mir blieb nichts anderes übrig, als dieser Fährte aus höllischer Gewalt zu folgen. Doch an ihrem Ende erwartete uns nur noch größeres Entsetzen - und ein weiterer, für uns unbesiebarer Feind!

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Der Engel und die Teufelin (Teil 2)

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Der Engel unddie Teufelin(Teil 2)

von Ian Rolf Hill

Von einer Minute auf die andere schlug das Wetter um.

Aus der steifen Brise wurde ein wütender Sturm, der das ohnehin schon raue Meer im Norden Schottlands in ein zorniges, nimmersattes Monster verwandelte, das brüllend und geifernd nach dem Fischkutter schnappte. Der stemmte sich tapfer gegen die Wellen, die von Mal zu Mal höher wurden.

»Das hat keinen Zweck!«, schrie der an der Reling stehende Rory seinem äl‍teren Bruder Caleb zu. »Wir müssen abbrechen!«

Der Bug des Kutters bäumte sich auf, als er von der nächsten Welle in die Höhe gehoben wurde. Gischt sprühte übers Deck und hüllte Rorys Gestalt für Sekunden ein.

Caleb nickte. Sein Bruder hatte recht. Jetzt mussten sie bloß noch Dad da‍von überzeugen, was schwierig genug werden dürfte. Ihr Vater konnte mitunter reichlich stur sein.

Den erfahrenen Seemann plagten Sorgen.

Die Fangquote verringerte sich seit Jahren stetig. Wenn das so weiterging, konnten sie sich an einer Hand abzählen, wann die Netze gänzlich leer bleiben würden. Leer bis auf den Müll, der sich immer häufiger in den Maschen verfing. Für jeden Fisch, der fehlte, schien eine Plastiktüte oder Dose hinzuzukommen.

Schon jetzt unkten einige Fischer, dass es lukrativer wäre, den Abfall aus dem Meer zu fischen, würde nur jemand dafür Geld ausgeben. Tat aber niemand, obwohl jeder saubere Strände und Ozeane haben wollte. Allerdings nur, solange es nichts kostete.

Ein weiteres Problem, mit dem sich Caleb und seine Familie tagtäglich konfrontiert sahen, war das immer unbeständiger werdende Wetter. Auch früher hatte es schon Wetterumschwünge gegeben, aber selbst Dad musste zugeben, dass sie deutlich häufiger vorkamen und dabei immer heftiger wurden.

Trotzdem würde es nicht einfach werden, den alten Mann davon zu überzeugen, den Hafen von Westray anzusteuern, nach nicht einmal vier Stunden auf See.

Aber wo Rory recht hatte, hatte er nun einmal recht.

Caleb wartete, bis der Kutter den Wellenkamm erreichte und sich der Bug wieder senkte. Rasend schnell ging es hinab ins Tal, sodass sich der Siebenundzwanzigjährige vorkam wie auf einer Achterbahn.

Verbissen klammerte er sich mit beiden Händen an die Reling, verzweifelt nach Halt suchend. Die flachen Sohlen der Gummistiefel quietschen über die glitschigen Planken, doch die Geräusche gingen im Heulen des Sturms und dem Rauschen des Meeres unter.

Caleb schaute zum Führerstand hinüber. Die bullige Gestalt ihres Vaters zeichnete sich nur schemenhaft hinter der Scheibe ab.

Ein Blick zu Rory.

Sein Bruder stand auf der anderen Seite des Decks, den Rücken fest gegen die Reling gepresst. Das Gesicht unter der Kapuze seiner Regenjacke war nur ein verwaschener Fleck gewesen. Das änderte sich, als Rory eine Hand von der Reling löste und die Kapuze hochschob, um seinen Bruder anzuschauen.

So glaubte Caleb zumindest.

Doch dann weiteten sich Rorys Augen. Unglaube und Entsetzen eiferten in seinen Zügen um die Wette.

Im nächsten Moment fegte ein Schatten über das Deck, und Caleb traf ein mörderischer Schlag in den Nacken.

Die Welt wirbelte um ihn herum, als würde er sich im Inneren einer auf Hochtouren laufenden Wäschetrommel befinden. Einen Lidschlag später prallte er aufs Deck, rollte herum und blieb dicht an der gegenüberliegenden Bordwand liegen.

Sein Bruder Rory ragte riesengroß vor ihm auf.

Caleb wollte nach ihm rufen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.

Auch der Versuch, den Kopf zu wenden, gelang ihm nicht. Erst als das Schiff die nächste Welle emporkroch, kippte er zur Seite, und sein Blick richtete sich zur gegenüberliegenden Reling, wo er eben noch gestanden hatte.

Und noch immer stand!

Caleb begriff die Welt nicht mehr.

Deutlich sah er seine gebeugt an der Reling stehende Gestalt mit der neongelben Regenjacke. Ströme aus roter Flüssigkeit rannen über die Reflektorstreifen an der Brust.

Calebs Sicht trübte ein. Schatten krochen in sein Blickfeld und engten es ein. Bevor es gänzlich schwarz um ihn wurde, sah er sich selbst zusammenbrechen.

Und da erkannte er, dass die Gestalt, die er selbst war, keinen Kopf mehr hatte. Blut pulste aus dem offenen Halsstumpf.

Der Kutter stieg wieder höher, und Calebs abgetrennter Kopf rollte auf den enthaupteten Leichnam zu.

Noch bevor er ihn erreichte, versank Calebs Welt in ewiger Finsternis ...

Auch Finlay Lachlan hatte den Schatten gesehen.

Die schwieligen Fäuste des alten Seebären umklammerten das Steuer, als wollten sie es aus der Verankerung reißen. Natürlich hatte er mitbekommen, dass sich seine Jungs irgendetwas zuriefen, da flog plötzlich etwas übers Deck. Etwas ziemlich Großes. Größer als jeder Kormoran, den Finlay in den letzten vierzig Jahren, die er nun schon auf See verbrachte, jemals zu Gesicht bekommen hatte.

Größer sogar noch als ein Mensch.

Noch während Finlay darüber nachgrübelte, sah er, wie sich Calebs Kopf vom Rumpf löste und übers Deck rollte.

Finlays Hirn weigerte sich, das Gesehene zu akzeptieren. Wurde er allmählich senil, oder spielten ihm seine Jungs irgendeinen makabren Scherz?

Im nächsten Moment erschütterte ein gewaltiger Schlag das Boot. Als wäre etwas Schweres auf die Planken geprallt. Ein gellender Schrei hallte übers Deck.

Das war Rory.

Nur widerwillig löste Finlay Lachlan den Blick von Caleb, der aber ohnehin aus seinem Sichtfeld verschwand, als er zusammenbrach.

Dafür sah er in das Antlitz seines jüngsten Sohnes, das als verschwommener bleicher Fleck hinter der Scheibe schwebte. Und er vernahm die schweren polternden Schritte hinter sich.

Eisige Kälte rieselte dem Seemann über den Rücken. Seine Nackenhärchen sträubten sich.

Das Steuer weiterhin umklammernd, drehte er den Oberkörper, wandte den Kopf und sah die riesige geflügelte Gestalt.

In der rechten Faust hielt sie ein gewaltiges Schwert, mit dem sie ausholte und zuschlug!

Rory starrte aus schockgeweiteten Augen auf die Scheibe des Führerstands, an der grellrote Blutspritzer hinabliefen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er mitansehen müssen, wie zuerst sein Vater, dann sein Bruder brutal ermordet worden waren.

Von einer Gestalt, die es gar nicht geben durfte!

Plötzlich kippte das Deck zur Seite, der gesamte Kutter krängte nach Backbord, als er über den Wellenkamm rollte und sich dabei längsseits drehte. Jetzt, da niemand mehr am Steuer stand, wurde das Schiff zum Spielball der Elemente.

Der Fischkutter würde kentern oder an den Felsen zerschellen.

Rory schluchzte. Tränen verschleierten seinen Blick. Er war vor Angst wie gelähmt. Zwar wusste er, dass er praktisch gar keine andere Wahl hatte, als in den Führerstand zu gehen und das Steuer zu übernehmen, doch er fürchtete sich vor dem, was er dort zu sehen bekommen würde.

Im nächsten Moment zersplitterte das Fenster des Führerstands. Und nicht nur das, die ganze Wand wurde in Stücke gerissen. Funken sprühten, weil auch die Steuer- und Funkanlage zertrümmert wurde.

Rory wurde nach hinten geschleudert und prallte mit dem Rücken gegen die Reling. Fast wäre er über Bord gegangen.

Ein Schatten wühlte sich aus den Überresten des Steuerhauses. Mit ei‍ni‍gen Schlägen seines gewaltigen Schwertes fegte er die Bruchstücke zur Seite und stapfte dann auf Rory zu.

Dem Vierundzwanzigjährigen klappte die Kinnlade nach unten.

Die Gestalt war über zweiter Meter groß und schien aus Bronze gegossen zu sein. Über die Schultern ragten die Spitzen zusammengefalteter Schwingen, die sich nun spreizten und auffächerten.

In Rorys Gehirn hatte mit einem Mal nur noch ein Gedanke Platz.

Flucht!

Er musste weg hier! Sofort!

Er warf sich herum und wollte in Richtung Bug stürmen. Nur fort von dieser Horrorgestalt, die ihn an einen Roboter erinnerte.

Ein Roboter in Gestalt eines Engels!

Rory keuchte vor Entsetzen. Gleichzeitig neigte sich der Kutter abrupt nach Steuerbord. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich der Engel ab‍stieß in den bleigrauen Wolken verschwand.

Er aber hatte nur Augen für das schäumende Meer, das wie eine Wand über ihm aufragte. Eine Sekunde später fiel es auf ihn herab.

Rorys gellender Angstschrei ging im Tosen der Wellen unter. Die Wassermassen trafen ihn mit der Wucht einer Dampframme. Salzwasser sprudelte in seinen Mund.

Rory verlor die Orientierung, wollte das Wasser ausspucken, schaffte es aber nicht.

Die Welle spülte ihn von Bord.

Ein heftiger Schlag traf seine Hüfte, ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Rücken, das Gefühl wich aus seinen Beinen.

Dann schloss sich die kalte See um ihn, riss ihn hinab in die schwarze Tiefe, in das eisige Grab, das seine Leiche nie wieder hergeben würde.

Er dachte an seine Mutter, die heute vergeblich auf ihre Rückkehr warten würde, und ein tiefer Kummer erfüllte Rory. Der Druck auf seine Lunge wurde stärker, er würgte das salzige Wasser herunter, ruderte mit den Armen, doch selbst wenn ihm seine Beine noch gehorcht hätten, hätte er keine Chance gegen die tosenden Gewalten gehabt, die ihn erbarmungslos nach unten drückten.

Ein Schatten rollte auf ihn zu. Der Kutter. Das Schiff würde ihn zermalmen.

Der junge Mann hielt inne und ergab sich seinem Schicksal. Ein letztes Mal öffnete er den Mund. Salzwasser füllte seine Lungenflügel, seine Brust explodierte in grellem Schmerz.

Den Ruck, der seinen Weg in die Tiefe beendete und ihn zurück an die Oberfläche zerrte, spürte er schon nicht mehr.

Im Sturzflug war der Eiserne Engel in das Meer gestürzt, die Flügel an den Körper gelegt, den Arm mit dem Schwert ausgestreckt. Die Spitze ragte wie das Horn eines Narwals nach vorn und spießte den Götzendiener in der Kapuzenkutte auf, der über Bord gesprungen war, um seinem verdienten Ende zu entgehen.

Der Engel musste alle Kraft aufwenden, damit ihm nicht das eigene Gewicht zum Verhängnis wurde, doch es gelang ihm, sich zurück an die Oberfläche zu kämpfen.

Kaum durchbrachen Kopf und Schultern das Wasser, da spreizte der Engel die Flügel. Und er schaffte es. Die Gestalt des Eisernen erhob sich mitsamt seiner Beute aus den schäumenden Wellen.

Seine Finger verkrallten sich in der Kutte des Götzendieners.

Er brauchte nicht zimperlich zu sein, immerhin handelte es sich um einen Vasallen der Dämonen, und die verdienten keine Gnade. Der Eiserne Engel hätte sich gewiss nicht die Mühe gemacht, ihn zu retten, hätte er nicht den Auftrag bekommen, einen von ihnen zu ihr zu bringen.

Sie wartete auf einer der zahlreichen Inseln, die hier im Norden des gewaltigen Eilandes aus den stürmischen Fluten ragten. Es waren raue, karstige Felsen, unwirtlich und trist.

Trotzdem gab es hier Leben. Ein böses und dämonisches Leben. Vermummte Kreaturen, die den finsteren Götzen huldigten, die einst in unterseeischen Leichenstädten auf ihre große Stunde gewartet hatten.

Der Eiserne Engel ließ den Blick ein letztes Mal über die Wellen schweifen.

Von dem Wassergefährt, auf dem die Kreaturen unterwegs gewesen waren, war nichts mehr zu sehen. Es war längst versunken, eins geworden mit der kalten schwarzen See, in der das Grauen lauerte und der Tod allgegenwärtig war.

Der Engel kehrte zurück zur Insel, die er auf Geheiß seiner neuen Verbündeten vor wenigen

Stunden angeflogen hatte. Vor Kurzem war sie noch Kara, die Schöne aus dem Totenreich, gewesen. Tochter des weißen Priesters Delios, der zu den Weisen von Atlantis gehört hatte, die den Untergang des Kontinents schon lange vorher prophezeit hatten.

Jetzt trug sie jedoch einen anderen Namen.

Asmodina!

Auch ihr Aussehen hatte sich verändert. Und das verstörte den Eisernen Engel am meisten. Es bestand gar kein Zweifel daran, dass sie zu den Dämonen gehörte.

Auf der Suche nach seiner geliebten Sedonia, der Prinzessin von Atlantis, war der Eiserne Engel zu den flaming stones zurückgekehrt. Dort war es schließlich zu einem mörderischen Kampf zwischen ihm und Myxin gekommen, den der Magierdämon fast für sich entschieden hätte.

Mit knapper Not war ihm die Flucht gelungen. Zusammen mit Kara. Noch jetzt zierten die Narben seine Unterarme. Dort hatte ihn Suko, einer von Myxins Schergen, mit einer aus Dämonenhaut gefertigten Peitsche getroffen.

Asmodina wartete in der Ruine eines alten Hauses, vor dem der Eiserne Engel mit seiner menschlichen Beute landete. Der Wind fegte über die schroffen Felsen. Das dünne Gras beugte sich unter den stürmischen Böen, die zornig an den Schwingen des Engels zerrten, ohne ihn aufhalten zu können.

Er musste sich ducken, um das niedrige Gemäuer durch die Türöffnung zu betreten. Dahinter drängten sich die Schatten, die in dem Eisernen unschöne Erinnerungen weckten. Erinnerungen an den Spuk, den Letzten der Großen Alten, jenen uralten Götzen, die das Verderben über Atlantis und die Menschheit in Gestalt eines ölig glänzenden Gerippes mit rot glühenden Augen gebracht hatten – den Schwarzen Tod.

Der Eiserne Engel glaubte Bewegungen in den Schatten auszumachen. Finstere Gestalten, Dämonen.

Er ließ den Götzendiener fallen und zog das Schwert. Durch die winzigen Fensteröffnungen, kaum größer als Schießscharten, fiel nur wenig Licht, nicht genug, um die Finsternis zu erhellen.

Der Engel stieß mit einem Fuß gegen eine leere Getränkedose, die mit einem hohlen Klappern über den steinigen Boden rollte. Der war übersät mit leeren Verpackungen, in denen sich einst menschliche Nahrung befunden hatte. Er selbst war nicht darauf angewiesen, sie hingegen schon.

Trotz ihrer äußerlichen Veränderung war ihr Körper noch immer menschlich, mit all seinen Schwächen.

Ein Wispern und Raunen mäanderte durch die Dunkelheit, hallte in seinem Schädel wider.

»Warum hat das so lange gedauert?«, kreischte es hinter ihm.

Der Eiserne Engel brüllte auf, fuhr herum und schlug noch aus der Drehung heraus mit dem Schwert zu.

Asmodis materialisierte dort, wo der Spuk einst seine Verbündeten empfangen und seine Audienzen abgehalten hatte. Der Thronsaal lag in einer Grotte, in deren Wänden sich die verdrehten Leiber von Dämonen und Menschen abzeichneten. Ein unbeteiligter Beobachter hätte vielleicht angenommen, dass hier ein begnadeter, wenn auch wahnsinniger Bildhauer am Werk gewesen wäre, doch der Teufel wusste es besser. Es waren keine Reliefs oder Fresken, sondern echte Körper, die mit den Felsen verschmolzen waren.

Das Zentrum des Saals bildete ein Thron aus menschlichen Gebeinen, der auf einem Podest stand, zu dem mehrere Stufen emporführten.

Wenn sich der Spuk dort gezeigt hatte, dann in einer Kutte, die einem lebenden Schatten geglichen hatte. Ein Gesicht war unter der hochgezogenen Kapuze nie zu erkennen gewesen, nur die Augen hatten stets in einem unheilvollen Rot geglüht.

Nun, der Spuk war Geschichte, und das Reich der Schatten hatte eine neue Herrscherin.

Pandora!

Nackt fläzte sie auf dem knöchernen Thron. Ein Bein hielt sie angewinkelt, sodass der Fuß auf der Sitzfläche ruhte. In der linken Hand hielt sie einen Kelch, der aus dem beinernen Schädel eines Menschen gefertigt worden war.

Der Zeigefinger ihrer rechten Hand spielte scheinbar gelangweilt mit einer Strähne ihres nachtschwarzen Haars. Bevor sie sich den Schatten des Sternenvampirs angeeignet hatte, der dieses Reich durchdrang und dem Spuk letztendlich seine wahre Macht verliehen hatte, war ihr Haar goldblond gewesen.

Asmodis ließ seinen Blick über Pandoras üppige Formen schweifen. Er spürte das Verlangen, sich diesen Körper zu nehmen. So wie er es schon einmal getan hatte.

Damals, als ...

»Hast du genug gesehen?«

Asmodis fletschte grinsend sein Gebiss. »Du bist noch schöner geworden, Eva.«

»Nenn mich nicht so! Für dich bin ich immer noch Pandora!«

Der Teufel schnaubte, und eine Schwefelwolke stob aus seinen Nüstern. »Du vergisst wohl, mit wem du redest?«

»Natürlich weiß ich das.« Sie kicherte. »Die Hörner sind schließlich kaum zu übersehen. Sag, wer hat sie dir eigentlich aufgesetzt?«

Der Teufel stampfte mit dem Huf auf. Ein Blitz fuhr aus seinen Augen und traf den Kelch, der in Stücke zersprang. Der Inhalt spritzte auf Pandoras entblößten Leib.

»Denk ja nicht, dass dich deine neue Position unangreifbar macht«, drohte Asmodis. »Das Schicksal des Spuks sollte dir eine Lehre sein. Und er war bedeutend mächtiger als du.«

Die Unheilsbringerin richtete sich auf. Ihre roten Augen glühten noch stärker. Schatten flossen aus ihrem Haar und sickerten in die schneeweiße Haut, die sich verdunkelte, bis sie so schwarz wie Ebenholz war. Ein Gewand aus lichtloser Finsternis wallte um ihren nackten Leib.

»Was willst du, Satan?«, zischte Pandora.

»Du hast ihre Seele entkommen lassen! Warum?«

»Von wem sprichst du?«

»Treib keine Spielchen mit mir, Eva! Du weißt genau, wen ich meine. Asmodina!«

Pandora hob den Kopf und neigte ihn leicht zur Seite. »Ich dachte, du würdest dich darüber freuen! Sie ist immerhin deine Tochter. Und sie hat jetzt den Körper von Kara, der Schönen aus dem Totenreich. Einer Feindin der Hölle, wenn ich mich recht entsinne. Außerdem gehörte Kara zu John Sinclairs Team.«

Asmodis lachte hämisch. »Willst du dich bei mir anbiedern?«