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Lustiges und Allzumenschliches, heitere Kindheitsgeschichten und Familienszenen, pittoreske Heimatgedichte und -geschichten, auch in moselfränkisch, Hundegedichte und allerlei Tierisches versammelt Vera Hewener im Buch Kinder, Hund, Familienbund zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. Den Mut zur poetischen Leichtigkeit (Anja Kernig in SZ vom 07.12.2017) belohnte die Jury der Gesellschaft zur Förderung der Kunst und Literatur CEPAL in Thionville/Frankreich beim 16. Literaturwettbewerb 2017 mit dem Wilhelm-Busch-Preis.
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Seitenzahl: 109
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Über das Buch
Lustiges und Allzumenschliches, heitere Kindheitsgeschichten und Familienszenen, malerische Gartenstimmungen, lebensfrohe Heimatgedichte und -geschichten, auch in moselfränkisch, humorvolle Tierballaden und Gedichte über Hunde versammelt Vera Hewener im Buch „Kinder, Hund, Familienbund“ zu einem Lesevergnügen der besonderen Art für die ganze Familie. Den Mut „zur poetischen Leichtigkeit“ (Anja Kernig in SZ vom 07.12.2017) belohnte die Jury der Gesellschaft zur Förderung der Kunst und Literatur CEPAL in Thionville/Frankreich beim 16. Literaturwettbewerb 2017 mit dem „Wilhelm Busch Preis“.
Über die Autorin
Vera Hewener erhielt für ihr Werk mehrere internationale Auszeichnungen und Literaturpreise u.a. „Superpremio Cultura Lombarda“ vom Centro Europeo di Cultura Rom (I) 2001, den „Grand Prix Européen de Poésie“ von CEPAL Thionville (F) 2005, Goethepreis 2013, zuletzt Wilhelm-Busch Preis 2017.
Pressesplitter
„Offensichtlich steckt auch ein Schalk in Hewener, einer, der mit heiterer Leichtigkeit Reime und Silben sammelt, bündelt und wieder streut, der Pointen nicht scheut und es auch mal schätzt, den direkten Weg in die Herzen einschlagen zu können.“ SZ 07.12.2017 Anja Kernig
In Heweners Gedichten überlagern sich die Zeiten und Epochen. Die Vergangenheit ist ihren Zeilen ebenso nah wie die Gegenwart. Die Gedichte sind im wahrsten Sinn des Wortes farbenfroh. Vera Hewener versteht das Handwerk des Dichtens.“ SZ 29.07.2009 Beatrix Hoffmann
Die Pudeldame Edeltraut
Von Osterhasen und Klapperstörchen
Kindergebet
Das Osterlamm
Püttlinger Dom
Zwergschnauzers Kaffeekränzchen
Wir machen eine Reise.
Ladinische Ostertage
Gefunden
Der Dackel
Die Höhlenkinder
Wat ach kimmt, dat kummt.
Wahre Freundschaft
Im milden Wind des Frühsommers
Löwenzahn
Jack Russel Terrier
Ballade vom wahren Schneckenputsch
Nachbarschaftshilfe
Òm Ellbach
In da Bòònt in Wellingen
Morgendämmerung im Garten
Wunderbar ist die Welt
Von Fröschen und Fliegen
Iwam Rejenbogen
Amselin im Rausch
Rooda Mòjen
Mittachsbad
Òwendschlumma
Am Flutsaum
Quallengang
Nilschwemme
Ein Sommerspiel
Liebesleid
Jahreszeiten belustigt
Litt von da Erd
Himmel und Hölle
Dahämm
Gudd gess (Moselfränkisch)
Gut gegessen (Hochdeutsch)
Der Floh
Umsonst
Vorherbst
Katzenjamma
Erster Abschied
Die Eitelkeit
Monatslist
Abschied der Gartenvögel
Herbststurm
Abenteuer Herbst
Uff da Pirsch (Moselfränkisch)
Auf der Pirsch (Hochdeutsch)
Lachwald (Moselfränkisch)
Lachwald
Nicht schlecht Herr Specht
Waldesluft
Erntezeit
Die Blätter weinen
Herbstbeginn im Pinienwald
Die Friedenstaube
Übertritt
Wetterprognose
Fruchträuber
Unwetter
Zu viel oder zu wenig?
Zwischen Wendezeiten
Die Krippe von sankt Blasius
Vogelrettung
Die Weihnachtskür
Pfannenkummer
Von Weihnachtspuppen und anderen Gaben
Abzählreime zu Weihnachten
Greesendach
Die Faschingsbraut
Der Narr
Phraserie
Wörterei
Reimerei
Der Dichter
Ausgang
Bücher von Vera Hewener
Die Pudeldame Edeltraut
war edel wie der Name.
Sie warb als holde Lockenbraut,
machte Hundereklame.
Täglich gekämmt und rausgeputzt
mit Schleifchen und mit Leibchen,
streckt sie die Vorderpfot zum Gruß
den Kunden, Rüden, Weibchen.
Als Attraktion der Hundeschau
strahlte sie von Plakaten,
der Lockenkopf, apart in Blau,
gefiel den Zuchtmagnaten.
Am Tag der großen Attraktion
stolzierte sie verherrlicht
über das große Podium
in einem kleinen Kreis herum,
vergaß das Ende der Lektion,
lachte mit einem Herrn nicht.
Das war fatal, denn dieser
war ein Magnat, ein Spießer,
stand gern im Blitzgewitterschein
und wollte angehimmelt sein.
„Aus welchem schlechten Rudel
stammt dieser dumme Pudel?“
wetterte dieser voller Schmach,
bestürzt, war voller Ungemach.
„Wer mich nicht respektiert,
das Podium verliert!“
Die Dame Edeltraute
sich die Karrier’ verbaute,
wurd fortan ständig aussortiert,
hat nie mehr auf der Schau posiert,
vor Kram sie ganz ergraute.
Z ucker verdirbt nicht ohne Grund. Ob Kristallzucker, Rohrzucker, Kandiszucker oder Fruchtzucker, immer ist er süß und verzückt den Gaumen, so dass der Genießende mit der Zunge schnalzt und seine Augen den Ausdruck höchster Befriedigung erlangen, ja manch eine Pupille sich fast orgiastisch öffnet, strahlt und funkelt, als hätte der liebe Gott die hellste seiner Eingebungen verschickt.
Der Zucker, der sich in Salz verwandelte, war die Süße eines Nachmittags, vom Himmel ersonnen, um das Leben der Menschen auf dieser Erde etwas leichter zu gestalten. Dieser Zucker stand unschuldig auf einem der Tische eines Kaffeehauses, die auf Geheiß der Kaffeehauschefin von ihren Angestellten im Freien aufgestellt und hergerichtet worden waren für die Gäste, welche sie sich zahlreich erhoffte.
Denn nicht nur der Kalender hatte den Frühling ausgerufen. Auch der Wettergott hatte Erbarmen mit den von den Trübseligkeiten des Nebels und der Kälte geplagten Zeitgenossen. So war es auch die Sonne, die Alt und Jung an diesem Nachmittag ins Freie lockte und ihnen Spaziergänge abnötigte, um dem Himmel einen Gefallen zu erweisen.
Auch ich war unterwegs, stiefelte neben meiner Mutter und meinem Vater mit meinem jüngeren Bruder und der kleinen Greta, die vergnügt im Kinderwagen thronte, durch die noch nasse Wiese, da es erst am Vortag geregnet hatte. Vielleicht war das ja auch der Grund für das unverhoffte Wetterleuchten dieses Sonntags.
Jedenfalls zog es mich immer zwei Meter weit weg von der Familienkolonne und irgendwann sagte Mutter: „Mariechen, jetzt komm endlich aus der nassen Wiese raus auf den Weg. Deine neuen Schuhe sind sonst ruiniert, bevor der Osterhase kommt und die Eier legt!“
Warum sie das nur sagte, wo sie doch genau wusste, dass ich sie letztes Jahr gesehen hatte, wie sie morgens noch flugs die angemalten Eier im Garten versteckte. So konnte ich nicht an mich halten und sagte: „Aber Mama, Hasen legen doch gar keine Eier, aber du schon!“
Etwas irritiert sah sie meinen Vater an, blickte dann streng zu mir und schimpfte: „Mariechen, so was sagt man nicht! Mütter legen keine Eier!“
Diesen Satz jedoch schnappte ein Junge der Familie auf, die uns gerade entgegen kam. „Du, Papa“, zupfte er an der Jacke seines Vaters, „legst du denn auch Eier?“ Der jedoch räusperte sich nur und meinte: „Nein, mein Junge.“
„Aber wenn Ostern ist, verwandeln sich alle Eltern in Hasen und legen dann Eier in den Garten. Und wir Kinder müssen dann so tun, als wüssten wir nicht, von wem die vielen Eier herkommen!“
„Mariechen!“, rief jetzt meine Mutter erbost, weil ihr mein Beharren auf meiner kindlichen Erkenntnis peinlich war, was ich damals jedoch nicht verstand. Ich zuckte erschrocken zusammen.
„Also gut, Eltern sind keine Eierleger“, entschuldigte ich mich, fügte aber rasch hinzu: „Hasen aber auch nicht.“ Denn von dem, was ich letztes Jahr gesehen hatte, war ich felsenfest überzeugt. Und niemand, auch nicht meine Mutter, konnte einfach ungeschehen machen, was damals passiert war.
Das war meinem Vater nun auch zu viel des Guten und er ermahnte mich in seiner ruhigen, besänftigenden Art: „Lass jetzt gut sein, Mariechen, sonst könnte es sein, dass dir niemand mehr auf dieser Welt an Ostern Eier schenkt.“
„Wenn Eltern die Eier in den Garten legen heißt das noch lange nicht, dass sie die Eier vorher selbst gelegt haben“, erklärte meine Mama jetzt.
„Aber Mama, wenn die Eltern die Eier nicht legen und die Hasen auch nicht, von wem kommen dann die ganzen Eier, die wir im Garten finden?“ fragte nun mein jüngerer Bruder verwirrt.
„Siehst du, jetzt hast du deinen Bruder um das Osterfest gebracht mit deinem vorlauten Gerede“, sagte meine Mutter, mehr ratlos als strafend und suchte nach einer Antwort.
Ich verstand. Irgendetwas Geheimnisvolles musste dahinter stecken, wenn ich zwar wissen durfte, dass Mama die Eierversteckerin war, aber es so schwer war, ihre Existenz überhaupt zu erklären. Das war wohl so etwas wie mit dem Klapperstorch. Bis heute hatte ich keine einzige Bisswunde an den schönen schlanken Beinen meiner Mutter entdecken können. Dabei hatte sie schon dreimal Kinder auf die Welt gebracht.
„Wieso, feiern wir denn dieses Jahr nicht Ostern? Bloß, weil niemand die Eier gelegt haben will, obwohl sie da sind?“ betrauerte Karlchen das Geschehen.
„Ach was, natürlich kommt der Osterhase und legt für euch Kinder Eier in den Garten, damit ihr sie finden könnt“, sagte Papa.
„Kommt“, unterbrach Mutter die Spannung, „lasst uns ins Kaffeehaus gehen. Dann könnt ihr euch ein Eis aussuchen und wir ein Stück Kuchen essen.“
So hatte sie sich das also gedacht! Sie wollte mich mit dem Eis bestechen. Ich schwieg weiter, weil ich schweigen musste, weil ich sonst in mein Zimmer ausgesperrt werden würde. Aber ich hatte trotzdem Recht. Die Eier kamen von Mama!
So saßen wir denn zu viert am Kaffeehaustisch mit Greta im Kinderwagen und schleckten brav unser Eis. Das gefiel Mama, denn sie sagte: „So ist’s recht. Schmeckt euch das Eis?“
„Ja“, sagte Karlchen mit Schokomund und klebrigen Händen.
„Hm“, brummelte ich und hoffte, in Ruhe gelassen zu werden, weil ich sonst womöglich wieder etwas Vorlautes hätte sagen können.
Als wir uns nun mit so viel himmlischer Süße und bemühtem Schweigen gegenüber saßen, kam die Kaffeehauschefin mit einem Korb voller bunter Eier an unseren Tisch. „Nun liebe Kinder, hat euch das Eis geschmeckt?“
„Ja, ganz lecker und so süß“, entfuhr es mir unversehens, froh, dass ich mein aufgezwungenes Schweigen nun brechen durfte, ohne eine Strafe befürchten zu müssen.
„Schaut mal, was der Osterhase schon gebracht hat. Die hab ich heute in der Früh in der Wiese entdeckt. Wollt ihr euch welche aussuchen?“
„Da sind sie also auch eine Eierlegerin wie meine Mutter?“ fragte ich ganz stolz ob meiner kindlichen Weisheit.
Mama und Papa erschraken, aber die Kaffeehauschefin lachte und sagte: “Liebes Mädchen, Mamas legen keine Eier, die bekommen Kinder, so wie du eins bist.“
“Aber wenn Mamas keine Eier legen, wer ist dann der Storch, der sie ins Bein beißt, damit sie Kinder bekommen können?“
Vater versank im Stuhl und Mutter haspelte mit der Gabel, die ihr schließlich auf den Boden entglitt.
„Mit den Störchen ist das so eine Sache. Die fliegen nur einmal im Jahr und kommen auch nur, wenn sie Hunger haben.“
„Nun stell sich das mal einer vor bei einer Hungersnot. So wie es uns die Schwester erzählt hat aus der Bibel mit den sieben schlechten Jahren. Das würde ja bedeuten, dass alle Frauen ununterbrochen Kinder bekommen würden, selbst die Nonnen in den Klöstern, obwohl die doch gar keine bekommen dürfen! Wenn das der liebe Gott erfährt.“
Und augenblicklich schien sich der Zuckerguss auf dem Kuchen meiner Mutter in eine Salzkruste zu verwandeln, denn sie verzog das Gesicht, als hätte sie eine völlig versalzene Suppe gegessen.
„Störche hungern anders als die Menschen, weißt du. Man muss immer Zucker aufs Fensterbrett legen, damit sie satt werden und weiter fliegen.“
„Schläfst du deshalb bei Mama, damit der Storch der Mama keine Kinder macht, Papa?“ fragte ich nun besorgt.
„Mariechen, ich schlafe bei Mama, damit immer genug Zucker auf dem Fensterbrett liegt“, versuchte mein Vater sich herauszureden in betont ruhigem Ton.
„Aber Papa, wenn immer genug Zucker auf dem Fensterbrett liegt, und kein Storch der Mama ins Bein gebissen hat, wo sind wir dann hergekommen? Dann kannst doch nur du der Mama die Kinder gemacht haben, weil du der einzige bist, der bei ihr im Bett schläft.“
„Papa“, fragte Karlchen wissbegierig, „wie machst du denn der Mama die Kinder? Beißt du dann der Mama ins Bein, wenn kein Storch in der Nähe ist?“ Jetzt herrschte eine laute Stille, was nichts Gutes bedeuten konnte. Ich hatte wohl wieder etwas Vorlautes gesagt.
„Also Kinder, wenn ihr erwachsen seid, werdet ihr das besser verstehen. Die Kinder kommen vom lieben Gott. Und ihr wisst doch, dass man den nicht einfach fragen kann. Er weiß immer, wann die Kinder kommen sollen und wann nicht. Und wenn ihr jetzt brav seid und keine dummen Fragen mehr stellt, erhört er euch irgendwann und ihr werdet es erfahren.“
Das war also das Geheimnis, der liebe Gott hatte uns gemacht! „Papa“, fragte ich jetzt leise, weil ich befürchtete, der liebe Gott könnte mir zuhören und grollen, „Papa, beten wir deshalb Vater unser im Himmel und heißen deshalb alle Gotteskinder, weil er unser Vater ist?“
Lieber Gott,
beschütz die Blumen, Gräser und Sträucher,
schick ihnen den Regen,
der sie wachsen lässt.
Lieber Gott,
beschütz die Hühner, Gänse und Hasen,
lass die Wiese wachsen,
damit sie genug Futter haben.
Lieber Gott,
beschütz die Kinder,
lass Osterhasen Eier verstecken,
damit wir in der Wiese
suchen können.
Lieber Gott,
lass Ostern werden,
sonst werden die Nester feucht
und die Eier färben ab.
Kunde: Ich hätte gerne ein Osterlamm.
Verkäuferin: Ein Osterlamm, Sie hätten gerne ein Osterlamm?
Kunde: Ja, ein Osterlamm bitte.
Verkäuferin: Was hätten Sie denn gerne davon?
Kunde: Wie, was ich gerne von dem Osterlamm hätte? Zu Ostern gibt es ein komplettes Osterlamm.
Verkäuferin: Ein komplettes Osterlamm?
Kunde: Ja, was ist daran so ungewöhnlich?
Verkäuferin: Nun, ein ganzes Lamm haben wir nicht vorrätig. Das hätten Sie vorbestellen müssen.
Kunde: Vorbestellen? Aber es ist doch Gründonnerstag.
Verkäuferin: Eben! Deshalb kann ich Ihnen auch kein ganzes Osterlamm anbieten, nur bestimmte Teile wie hier zum Beispiel das Lammfilet, Lammrücken oder Lammkotelett.
Kunde: Wenn ich es heute bestelle, könnte ich es am Samstag abholen kommen?
Verkäuferin: Das ist viel zu kurz.
Kunde: Was ist zu kurz?
Verkäuferin: Na, die Zeit bis Samstag. Karfreitag wird nicht gearbeitet!
Kunde: Können Sie es denn nicht heute schlachten?