Heller Glanz in stiller Nacht - Vera Hewener - E-Book

Heller Glanz in stiller Nacht E-Book

Vera Hewener

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Beschreibung

Die neuen Weihnachtsgeschichten und Gedichte von Vera Hewener bereiten auf das große Fest der Liebe vor. Besinnliche und stimmungsvolle Momente laden zum Innehalten, Schmökern und Vorlesen ein. Hymnisch-gewaltige Gesänge lassen an Hölderlin und Rilke denken. SZ, 17.11.03. Tief religiöse Gedichte stehen neben humorvollen Balladen und Erzählungen. SZ, 30.10.14. Offensichtlich steckt auch ein Schalk in Hewener. SZ, 07.12.17. Einfühlsam geschriebene Geschichten. Buchtipp DieWoch 10.11.18. Das Buch weckt Kindheitserinnerungen, schafft innige Momente der Geborgenheit und Vertrautheit. Wochenspiegel, 29.10.22.

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Verlieren Engel Federn? Warum leuchten die Sterne so hell? Was hat der Nürburgring mit Nürnberger Lebkuchen zu tun? Die neuen Weihnachtsgeschichten und Gedichte von Vera Hewener bereiten auf das große Fest der Liebe vor. Besinnliche und stimmungsvolle Momente laden zum Innehalten, Schmökern und Vorlesen ein.

Vera Hewener erhielt für ihr Werk mehrere internationale Auszeichnungen und Literaturpreise, u.a. Superpremio Cultura Lombarda 2001 vom Centro Europeo di Cultura Rom (I), Grand Prix Européen de Poésie (F) 2005 vom Centre Européen pour la Promotion des Arts et des Lettres CEPAL Thionville (F), Goethe Trophäe (F) 2007, zuletzt Wilhelm Busch Preis (F) 2017.

„Heweners Sprache ist Rhythmus und Malerei." Beatrix Hoffmann, SZ, 07.05.02. "Hymnisch-gewaltige Gesänge lassen an Hölderlin und Rilke denken." Jürgen Kück, SZ, 17.11.03. "Tief religiöse Gedichte stehen neben humorvollen Balladen und Erzählungen...ein Buch zum Stöbern, Schmunzeln, Nachdenken und Innehalten für alle Generationen." Saarbrücker Zeitung, 30.10.2014. "Anmutige, unverbrauchte Bilder." Ruth Rousselange, SZ, 07.06.17. "Offensichtlich steckt auch ein Schalk in Hewener… einer der Pointen nicht scheut und es auch mal schätzt, den direkten Weg in die Herzen schlagen zu können " Anja Kernig, SZ, 07.12.17. „Das Buch weckt Kindheitserinnerungen, schafft innige Momente der Geborgenheit und Vertrautheit.“ Wochenspiegel 29.10.22. „Verszauber mit balsamischer Wirkung, Gedichte für Herz, Seele und Verstand.“ Louie, Nachrichtenblatt für Saarlouis, Ausgabe 6/23.

Inhaltsverzeichnis

Weihnachtsgeschichten

Die kleine Schneeflocke

Heller Glanz in stiller Nacht

Ochs Ludwig ist traurig

Selig sind, die Frieden stiften

Maroni fürs Herz

Die Feder

Nürnberger Lebkuchen

Wenn die Flocken Hip-Hop tanzen

Radeln fürs Christkind

Weihnachtsgrüsse aus einer anderen Welt

Seht her, ein Stern zieht uns voran

Der digitale Nikolaus

Wer ist die Weihnachtsmaus?

Weihnachtsgeschenk für Opa

Weihnachten in der Berghütte

Vieni Gésu, reste per noi

Ladinische Aussichten

Winter- und Weihnachtsgedichte

Winterpastell

Nordwind

Kommt der Frost

Dezember

Flockenlied

Das verirrte Rehlein

Oh Christrose

Weihnachtszeit

Winter in Bernkastel-Kues

Advent

Kleine Helferlein

Lockruf

Der Genießer

Adventsmarkt

Kommt ein Rentier geflogen

Wichtelei

Gute Geister

Von Norden her kommt Nikolaus

Sind’s arme Kind, sind’s reiche Kind?

Weihnachtsmarkt

Die frohe Botschaft

Im Advent

Glöckchen und Kerzen

Kerzen

Süsse Verführung

Köstliche Weihnacht

Engelwind

Chöre der Engel

Jesulein unter dem Herzen

willst uns trösten, Heiland sein

Geburtsbrief

Gottes Sohn ist Mensch geworden

Wenn wir jede Nacht an das Christuskind dächten

Innere Einkehr

Werkverzeichnis

WEIHNACHTSGESCHICHTEN

DIE KLEINE SCHNEEFLOCKE

Die kleine Schneeflocke purzelte aus den Wolken, weil der Wind so kräftig pustete. Dieser war durch die tiefen Temperaturen erkältet und musste niesen. Aus dem Schneegestöber war sie die einzige Schneeflocke, die hinausgerissen wurde. Hin- und hergeworfen taumelte sie langsam zur Erde.

Eine Krähe, die sich aufgeschwungen hatte, um von oben Nahrung zu erspähen, flog neben ihr her und spottete: „Was ist denn mir dir passiert. Glaubst du, alleine besser fliegen zu können als in deinem Schwarm oder wolltest du nur Walzer tanzen?“

„Wie kommst du denn darauf? Das ist kein Schneewalzer. Der Wind hat mich hinauskatapultiert. Er bekam einen Niesanfall“, erklärte die Schneeflocke bereits abgekämpft.

„Einen Niesanfall? Dass ich nicht lachen muss. Seit wann niest der Wind? Der stürmt und braust, weil Winter ist und von Norden her ein tiefer Luftdruck strömt“, entgegnete die Krähe.

„So, so, du musst es ja wissen. Bist du unter die Meteorologen gegangen?“ spottete nun die Schneeflocke.

Die Krähe räusperte sich: „Ich beobachte nur das Wetter. Schließlich bleibe ich hier und fliege nicht fort. Außerdem kennt jeder Vogel die Höhen und Tiefen der Wetterlage.“

„Dann kannst du mir auch sagen, wie ich wieder zurückfinde in meinen Schwarm?“, wollte die Schneeflocke wissen. Der Schneewalzer ist ganz schön anstrengend für so eine kleine Flocke wie mich.“

„Zurück? Das wird nicht mehr gehen. Der Aufwind ist viel zu stark. Setz dich einfach darauf fest und segele so hinunter. Dann kommst du auch heil an“, riet der Rabenvogel.

„Ich soll mich an die Umstände anpassen? Was soll ich denn allein auf dem Boden. Außerdem werde ich sofort zerfließen und sterben“, erregte sich die kleine Flocke, die immer noch hin und her im Wind schaukelte.

„Wenn es schneit, kann ich auch keinen Sonnenknopf drücken. Dann such ich von oben nach Nahrung. Was glaubst du, weshalb ich neben dir herfliege?“ sagte der Rabenvogel.

„Keine Ahnung. Du könntest dich auch durchwühlen und den Schnee wegschieben“, meinte die Flocke.

„Von oben kann ich aber sehen, ob noch Beeren in den Büschen oder Bäumen hängen. Das ist viel einfacher für mich“, erklärte die Krähe.

„Ich kann aber nicht zurück. Ich werde gleich vergehen“, trauerte die Schneeflocke um ihr kurzes Leben.

„Vielleicht kann ich dir ja helfen“, meinte die Krähe.

„Wie denn?“ fragte die Schneeflocke neugierig.

„Na, ich flieg jetzt unter dich und du setzt sich auf meinen Hinterkopf. Dann bringe ich dich zur Waldhütte. Dort sind die Fenster schon vereist. Wenn du dich darauf niederlässt, wird aus dir eine Eisblume“, versprach die Krähe.

„Au ja, das ist fein, das würdest du für mich tun?“, rief die Flocke voller Freude.

„Ja, ja, dann sieh dich jetzt vor. Ich fliege unter dich“, sagte die Krähe. Sie flog unter die Schneeflocke und fing sie auf.

„Hui“, rief die Schneeflocke voller Aufregung, „das Leben ist ja ein richtiges Abenteuer, wenn man sich anpasst.“

Im Tal angekommen hüpfte sie sogleich auf das Fenster der Hütte. Durch die Kälte kristallisierte sie sofort und verwandelte sich in eine vielstrahlige prächtige Eisblume. Um sich zu bedanken, klirrte sie mit den Spitzen. Fast hörte es sich an wie das Lied „Kling Glöckchen, klingelingeling, kling Glöckchen kling“.

Die hellen Töne ließen die Waldbewohner in der Stille aufhören. Was war das denn für eine wunderbare Melodie. Sie streckten die Köpfe aus ihren Verstecken und summten vergnügt mit.

„Danke“, klirrte die Schneeflocke spitz, „jetzt habe ich ein neues Leben.“

„Ist schon gut, ich habe gern geholfen“, rief die Krähe, stieß ihr berühmtes Krah-Krah aus und schlug die Flügel zusammen. Dann sammelte sie die vertrockneten Vogelbeeren auf, die der Herbst übriggelassen hatte und in den Ästen zappelten. Denn ohne Nahrung konnte die Krähe zu ihrem Familienverband nicht zurückkehren.

HELLER GLANZ IN STILLER NACHT

Es war Abend geworden. Am Himmel loderten die Sterne. Mariechen sah aus dem Fenster und wunderte sich: „Was ist denn mit den Sternen los. So haben die noch nie geleuchtet und geglänzt.“

„Vielleicht ist ein Unglück gescheh‘n“, sagte Karlchen.

„Meinst du? Vielleicht wollen sie, dass wir Hilfe holen?“ fragte Mariechen.

„Jedenfalls machen sie die Wege heller. Da findet man alles viel schneller“, meinte Karlchen.

„Wir sollten das Mama sagen. Sie weiß vielleicht, was los ist.“ Mariechen und Karlchen stürmten in die Küche.

„Du, Mama, die Sterne leuchten heute so hell. Kann das ein Zeichen dafür sein, dass jemand verunglückt ist und Hilfe braucht?“, fragte Mariechen aufgeregt.

Die Mutter schabte sich den Teig von den Fingern und sah in die besorgten Gesichter ihrer Kinder. „Warum soll denn ein Unglück geschehen sein?“, fragte sie die beiden.

„Es hat bestimmt einen Grund, weshalb sie so hell leuchten. An manchen Tagen ist die Nacht so dunkel, dass man nichts erkennen kann“, warf Karlchen ein.

„Ja, ja, bis unsere Augen sich anpassen, dauert es ein Weilchen. Aber wisst ihr, je nachdem, wie der Stand der Sonne ist, wenn sie abends unter die Erde taucht, ist es manchmal heller und manchmal ganz dunkel“, erklärte die Mutter.

„Dann würde die Sonne ja von unten scheinen“, versuchte Mariechen zu verstehen.

„Die Erde ist doch eine Kugel, wenn auch nicht ganz rund. Wenn die Sonne untergeht, dreht sie sich auf die andere Seite der Erde. Das müsst ihr euch so vorstellen. Sie versinkt am Horizont, weil sie unter die Erde taucht und von dort nach oben strahlt. Der Himmel ist dann wie ein Spiegel des Sonnenlichts. Wenn nun der Winkel steil ist, strahlt sie den Himmel stärker an. Hier bei uns ist Nacht und auf der anderen Seite der Erde Tag.“

„Ach so“, sagte Karlchen enttäuscht, „und ich dachte, die Sterne seien die Signale des Himmels“.

„Manchmal sind sie es ja auch“, versuchte die Mutter, die Kinder wieder aufzumuntern.

„Hm, wenn der Himmel nur ein Spiegel ist, ist dann der Stern von Bethlehem auch kein Bote des Christkinds?“, betrauerte Mariechen die Erkenntnis.

„Kinder, der Stern von Bethlehem verkündete ein Wunder. Da war es der Sonne egal, wie der Winkel stand. Sie strahlte so sehr, dass sogar die Engel sichtbar wurden“, erzählte die Mutter.

„Ein Wunder? Gibt es denn wirklich Wunder?“, fragte Karlchen, misstrauisch geworden.

Die Mutter rieb sich die Hände sauber und nahm die Kinder in die Arme: „Was glaubt ihr, was ich da mache?“

„Backen“, riefen beide mit großen Augen.

„Richtig. Und weshalb backe ich Plätzchen für uns?“ Die Mutter sah sie fragend an.

„Weil Advent ist“, vermutete Karlchen.

„Da hast du Recht. Es ist Advent. Und was bedeutet das?“

„Bald ist Weihnachten“, kam es Mariechen in den Sinn.

„Und an Weihnachten geschah ein Wunder. Das Jesuskindchen wurde geboren“, erklärte die Mutter weiter.

„Weshalb ist das eigentlich ein Wunder? Du hast doch auch uns Kinder geboren?“, fragte Karlchen, der sichtlich verunsichert war.

„Ja, Frauen bringen die Kinder auf die Welt. Aber das Jesuskind ist der Sohn Gottes. Die Mutter Gottes wurde ausgewählt, weil sie eine ganz junge Frau war und noch keinen richtigen Mann hatte“, tastete sich die Mutter an die Bedeutung des Weihnachtsfestes heran.

„War Josef denn nicht ihr Mann? Der Pastor hat erzählt, dass Josef Maria zur Frau nahm, als sie schwanger wurde“, versuchte Mariechen, das Puzzle zusammen zu setzen.

„Ja, er nahm sie zur Frau, weil sie ein Kind erwartete. Aber es war nicht von ihm, sondern von Gott.“

„Von Gott? Wie sollte das denn gehen? Ist der zu ihr gekommen? Aus dem Himmel?“ Karlchen wunderte sich noch mehr.

„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, das hat jedenfalls der Pastor gesagt.“ Mariechen sah die Mutter fragend an und suchte nach Bestätigung.

„So steht es geschrieben. Siehst du, das war ein Wunder. Denn Maria empfing ihr Kind durch den Geist des Herrn, weil es Gottes Wille war.“ Die Mutter bemühte sich, die Kinder zu überzeugen, obwohl die Biologie etwas anderes meinte. Der Glaube war durch wissenschaftliche Tatsachen nicht zu belegen oder zu erklären.

„Gottes Wille? Warum wollte er denn, dass Maria einen Sohn zur Welt bringt?“ fragte Karlchen interessiert.

„Die Menschen haben viel falsch gemacht und Schuld auf sich geladen. Gott wollte das gutmachen, indem er seinen Sohn schickte, damit wir Menschen verstehen, dass er der Schöpfer der Welt ist und die Liebe alles ist, was wir haben“, erklärte die Mutter weiter.

„Du meinst, er wollte den Menschen erklären, was richtig und falsch ist?“ fragte Karlchen erstaunt.

„Gott hat uns die zehn Gebote auf den Weg gegeben. Die kennt ihr doch. Wenn wir dagegen verstoßen, tun wir Unrecht. Aber Gott wollte, dass wir nicht in der Schuld versinken, wenn wir etwas Böses gemacht haben. Er wollte uns damit zeigen, dass er uns verzeiht“, holte die Mutter aus.

„Wir können also etwas falsch machen und werden nicht bestraft?“, überlegte Mariechen.

„Wenn wir es bereuen und versuchen, es wieder gut zu machen, dann wird uns auch vergeben.“

„Gott sei Dank. Mama, wir müssen dir etwas beichten. Wir haben ganz viele Kekse aus der Dose genascht. Wir wollten es wirklich nicht tun, aber sie haben uns so angelacht, dass wir nicht widerstehen konnten“, versuchte Mariechen zu erklären.