Kopfsprünge und der Rücken von Mark Spitz - Florian Tietgen - E-Book

Kopfsprünge und der Rücken von Mark Spitz E-Book

Florian Tietgen

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Beschreibung

Ist die Idylle schrecklich oder der Schrecken idyllisch? Oder birgt das ganz normale Heranwachsen alltägliche Grausamkeiten, die einem lieber erspart blieben?
Wenn man nicht verreist, sind Sommerferien öde. Oder? Martin und sein älterer Bruder Frank gehen beinahe jeden Tag schwimmen, Martin lernt nicht nur Kopfsprünge, sondern wird zum heimlichen Sprungstar. Und nebenbei seift er Mark Spitz den Rücken ein.
Was in Martins und Franks Alltag zur Normalität gehört, erschrickt nur andere. Der Sommer bringt die Sonne in jedes dunkle Leben, eine Plattitüde, aber selten so war wie in diesem Sommer für Martin.

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Florian Tietgen

Kopfsprünge und der Rücken von Mark Spitz

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Qindie

Florian Tietgen: Kopfsprünge und der Rücken von Mark Spitz Seite 1 von 15

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Kopfsprünge und der Rücken von Mark Spitz

 

 

Florian Tietgen

 

Es muss der Sommer 1973 gewesen sein, ich war dreizehn Jahre alt, das Freibad Ohlsdorf war seit einem Jahr um ein Hallenbad ergänzt worden und der schöne alte Backsteineingang mit den weißen Säulen blieb geschlossen. Dafür mussten wir etwas weiter durch den neuen Eingang gehen.

Da Scham etwas für Spießer war, zog ich mich einfach um. Das Gekicher der Mädchen, die in unsere Richtung sahen, interessierte mich nicht. Ich war sicher, es galt meinem Bruder Frank, der in komischer Verrenkung versuchte, die Unterhose gegen die Badehose zu tauschen, ohne das Handtuch dabei zu verlieren oder herunterzureißen.

»Willst du, dass alle gucken oder warum machst du immer solchen Aufstand?«, habe ich ihn einmal gefragt.

»Jeder kann deine blauen Flecken sehen«, entgegnete er.

»Na und?«

 

*

 

Es war - soweit ich weiß - ein heißer Sommer. Oft stand die Hitze schon am frühen Morgen trotz des offenen Fensters in unserem Zimmer. Es lag gen Osten, genau in der aufgehenden Sonne.

»Arschloch«, murmelte ich, als Frank an meinem Bett vorbei ging. Noch war mein Bruder vierzehn, aber er war doch fast zwei Jahre älter als ich. Er war immer der Erste. Wenn wir um die Wette liefen, war er als Erster im Ziel, beim ›Canasta‹ hatte er zuerst keine Karten mehr, und spielten wir ›Kreuzchen und Kreischen‹, war seine Reihe vor meiner fertig.

Gleich würden unsere Eltern erwachen, unsere Mutter kuscheln wollen und sich unter meine Decke legen, während er in trügerischer Sicherheit unter der Dusche stünde. Möglicherweise stellte sie sich auch gleich zu ihm unter das Wasser, aber wir stritten trotzdem fast jeden Morgen, wer als Erster aufstand. Obwohl das schon vorher feststand.

 

*

 

Frank und ich gingen täglich schwimmen. Da wir nicht verreisen konnten, hatten wir einen Ferienpass, mit dem wir kostenlos den öffentlichen Nahverkehr und die Badeanstalten nutzen durften. Morgens fuhren wir mit dem Rad nach Ohlsdorf, nachmittags mit der U-Bahn oder dem Linienbus zu immer anderen Bädern, die wir ausprobieren wollten. Wir waren täglich auf Entdeckungsreise. Heute erscheint es mir, als hätte es die ganzen Ferien nicht einen einzigen Regentag gegeben.

 

*

 

Wir waren die Fahrraddiebe. Nicht, weil wir tatsächlich welche gestohlen hätten, sondern weil Frau Peterchen uns so begrüßte. Ihr gehörte das kleine Tabakgeschäft in einem Seitenflügel des alten Eingangsgebäudes. Just in dem Moment, in dem wir eines Morgens unsere Räder vor dem Schaufenster abstellten, las sie einen Zeitungsbericht mit der Überschrift ›Die Diebe kamen mit dem Fahrrad‹. Sie lachte laut, als wir ihren Laden betraten, und zeigte uns den Artikel.

»Es war Oberst von Gatow hinter dem Tresen mit der Luftpumpe«, antwortete ich. Frau Peterchen schnappte nach Luft, Frank zischte: »Es war mein blöder Bruder mit seinen noch blöderen Sprüchen.« Ich war ihm mal wieder peinlich.