Landser an der Ostfront  - "Vorwärts Grenadiere!" - Division Großdeutschland im Angriff - Wolfgang Wallenda - E-Book

Landser an der Ostfront - "Vorwärts Grenadiere!" - Division Großdeutschland im Angriff E-Book

Wolfgang Wallenda

0,0

Beschreibung

Die im April 1942 neu aufgestellte Infanterie-Division (mot.) "Großdeutschland" sollte ein Eliteverband der Wehrmacht werden. Neben freiwilligen, teils kampferprobten Landsern, wurde die Einheit aufgrund einer Sonderbestimmung des OKW abschließend nur von jungen Männern aufgefüllt, die nicht vorbestraft waren, eine Mindestgröße besaßen und keine Brillenträger waren. Ihren ersten Einsatz erhielt die Division während der Sommeroffensive 1942 an der Ostfront. Von ihrem Winterquartier aus, stießen einzelne Truppenteile weit ins feindliche Hinterland vor und konnten strategisch wichtige Ziele einnehmen und halten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 193

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Juni 1942 – die neu aufgestellte Infanterie-Division „Großdeutschland“ dringt tief ins feindliche Hinterland vor

Im Waffenlärm schweigen die Gesetze.

Marcus Tullius Cicero

Krieg ist nicht mehr die Ultima ratio, sondern die Ultima irratio.

Willy Brandt

Inhaltsverzeichnis

Deutsch-Sowjetischer Krieg

Nationalsozialistische Ziele

Deutsche Kriegsplanung

Weisung Nr. 21

Eroberungsstrategie

Vernichtungspläne und Mordbefehle

Massenmorde an Zivilisten

Partisanenkrieg

Holocaust

Vergewaltigungen

Rote Armee

Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen

Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen

Einzelnachweise

Daten

Division Großdeutschland

Geschichte

Entstehung

Kriegseinsatz

Feldzug gegen die Sowjetunion

Einsatz als Division

Spezielle Abzeichen

Kriegsverbrechen

Gliederung

Verstärktes Infanterie-Regiment (mot.) Großdeutschland

Kommandeure

Bekannte Divisionsangehörige

Verweise

Literatur

Einzelnachweise

Dienstgrade in der Wehrmacht:

Mannschaften und Unteroffiziere

Offiziere

Offiziersanwärter

Erläuterung zum Roman

„Vorwärts, Grenadiere!“ – Division „Großdeutschland“ im Angriff

Glossar zum Roman

Aus dem allgemeinen Landser-Jargon

Deutsch-Sowjetischer Krieg

Bedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges

1941:Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Wjasma-Brjansk – Rostow – Moskau

1942:Rschew – Charkow – Unternehmen Blau – Unternehmen Braunschweig – Unternehmen Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars

1943:Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr

1944:Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest

1945:Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Niederschlesien – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Oder – Berlin – Prag

Der Deutsch-Sowjetische Krieg war ein Teil des Zweiten Weltkrieges. Die sogenannte Ostfront bildete von 1941 bis 1944 die wichtigste Landfront der Alliierten im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich und seine Verbündeten. Im damaligen Deutschen Reich wurde er als Russland- oder Ostfeldzug bezeichnet, in der Sowjetunion als Großer Vaterländischer Krieg (russisch Великая Отечественная война/Welikaja Otjetschestwennaja woina). Er begann am 22. Juni 1941 mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und endete nach der Schlacht um Berlin am 8./9. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.

Adolf Hitlergab seinen Entschluss zu diesem Angriffskrieg dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) am 31. Juli 1940 bekannt und befahl am 18. Dezember 1940, ihn bis Mai 1941 unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ militärisch vorzubereiten. Damit wurde bewusst der am 24. August 1939 geschlossene deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt zu brechen beabsichtigt. Um für die „arische Herrenrasse“„Lebensraum im Osten“ zu erobern und den „jüdischen Bolschewismus“ zu vernichten, sollten große Teile der sowjetischen Bevölkerung vertrieben, versklavt und getötet werden. Das NS-Regime nahm den millionenfachen Hungertod sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten bewusst in Kauf, ließ sowjetische Offiziere und Kommissare aufgrund völkerrechtswidriger Befehle ermorden und nutzte diesen Krieg zur damals so bezeichneten „Endlösung der Judenfrage“.

Nach anfänglichen deutschen Erfolgen leiteten sowjetische Siege in der Schlacht um Moskau Ende 1941 und vor allem in der Schlacht von Stalingrad 1942/43 Deutschlands vollständige Niederlage ein. Nachdem im Sommer 1943 das deutsche „Unternehmen Zitadelle“ gescheitert war, ging die Initiative endgültig auf die Rote Armee über. Nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944, der auf die Eröffnung der lange erwarteten „Zweiten Front“ in Westeuropa durch die westlichen Alliierten folgte, war die Wehrmacht militärisch geschlagen und konnte nur noch hinhaltenden Widerstand leisten.

Vor allem wegen der von Deutschen geplanten und ausgeführten Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung starben im Kriegsverlauf zwischen 24 und 40 Millionen Bewohner der Sowjetunion sowie etwa 2,7 Millionen deutsche Soldaten. Dieser Krieg gilt wegen seiner verbrecherischen Ziele, Kriegsführung und Ergebnisseallgemein als der „ungeheuerlichste Eroberungs-,Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte kennt“.[1]

Nationalsozialistische Ziele

Geplante Vorstoßrichtungen im Unternehmen Barbarossa 1941

Der Deutsch-Sowjetische Krieg geht wesentlich auf die ideologisch-politischen Ziele des Nationalsozialismus zurück, der sich als radikalen weltanschaulichen Gegenentwurf zum Bolschewismus sah. Diesen betrachtete Hitler in seiner Programmschrift Mein Kampf (1925) als eine auf Welteroberung ausgerichtete Tyrannei eines angeblichen „Weltjudentums“. Dessen Vernichtung und die Unterwerfung der angeblich von ihm abhängigen „rassisch minderwertigen“ Slawen seien unausweichlich, um den deutschen „Ariern“ den ihnen zustehenden „Lebensraum im Osten“ zu verschaffen. Diesen zu erobern, war ein Hauptziel der NS-Außenpolitik.

Die beabsichtigte Eroberung großer Teile Osteuropas knüpfte zwar an ältere Ziele der traditionell antikommunistischen Militäreliten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik an; auch die dazu notwendige Aufrüstung, der Bruch des Versailler Vertrages und der Austritt aus dem Völkerbund waren schon um 1930 weitgehend Konsens in der Reichswehr. Den deutschen Militärs ging es aber im Wesentlichen um eine Revision der Ergebnisse des Ersten Weltkriegs. Die auf reinem Rassismus beruhende Lebensraum-Politik der NS-Führung und deren Absicht, die Sowjetunion als Staat und zugleich ihre tatsächlichen oder vermuteten Eliten zu vernichten, gingen jedoch weit über diese früheren Ziele hinaus.[2]

Hitlers Außenpolitik ab 1933 stellte sein langfristiges Eroberungsziel zunächst zurück. Schon seine Rede vor höchsten Reichswehrvertretern am 3. Februar 1933 deutete es aber an (siehe Liebmann-Aufzeichnung). Er betonte es später immer wieder gegenüber der Wehrmachtführung, etwa während der Sudetenkrise. Die auf Massenvernichtung und Germanisierung ausgerichteten Ziele des NS-Regimes zeigten sich im Polenfeldzug, in dem eigens aufgestellte Einsatzgruppen zum Teil mit der Wehrmachtführung abgesprochene Massaker an Angehörigen der Führungseliten und an Juden verübten.[3] Diese spezifisch nationalsozialistischen Vernichtungsziele sollten für Planung und Führung des Krieges gegen die Sowjetunion eine bestimmende, „nie gesehene Dimension“ erreichen, die ihn von allen vorherigen Kriegen auch des NS-Regimes unterschied.[4]

Deutsche Kriegsplanung

Weisung Nr. 21

Nach Hitlers Bekanntgabe seines Kriegsentschlusses am 31. Juli 1940 begannen OKW, OKH und OKM mit der strategischen Kriegsplanung und ließen jeweils unabhängige Angriffsstudien erstellen, die ab 3. September zusammengeführt und Hitler am 5. Dezember vorgelegt wurden. Am 18. Dezember 1940 erließ Hitler als Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht die „WeisungNr. 21“ an den Wehrmachtführungsstab im Oberkommando der Wehrmacht (OKW): Damit befahl er den Oberkommandos der drei Wehrmachtteile, den Angriff auf die Sowjetunion bis zum Mai 1941 gezielt vorzubereiten, um „auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa)“. Es gelte, „die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres zu vernichten“ und eine Linie zu erreichen, von der aus die Luftstreitkräfte der Sowjetunion deutsches Gebiet nicht mehr angreifen könnten. Endziel der Operation sei die „Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie Wolga–Archangelsk“, also die Besetzung des Großteils der europäischen Sowjetunion.[13]

Eroberungsstrategie

Anders als beim Westfeldzug stimmten Hitler und Wehrmachtführung über die Strategie und Ziele dieses Krieges weitgehend überein. Die bis dahin erstellten operativen Angriffspläne der drei Wehrmachtteile sahen eine Kette von Umfassungsbewegungen und Kesselschlachten mit dem Ziel vor, die Rote Armee zu vernichten. Während Walther von Brauchitsch und Franz Halder hauptsächlich direkt auf Moskau vorstoßen wollten, befahl Hitler jedoch in seiner „Weisung Nr. 21“, dass die „Mitte der Gesamtfront nur Voraussetzungen für das Eindrehen schneller Truppen nach Leningrad und dem Donezbecken schaffen“ solle. Hitler wollte die angestrebte Linie in einem Blitzkrieg von bis zu 22 Wochen erreichen; General Erich Marcks kalkulierte nur bis zu 17 Wochen. Schnelle Verbände sollten keilförmige Breschen in die Abwehrkräfte der Roten Armee schlagen, diese von rückwärtigen Verbindungen abschneiden und ihre Verbände am Ausweichen hindern; marschierende Verbände sollten sie einkesseln. Danach sollten die motorisierten Kräfte weiter nach Osten vorstoßen.

Das deutsche Ostheer gliederte sich in drei Heeresgruppen:

Heeresgruppe Nord (Leeb) mit der 16. Armee (Busch), Panzergruppe 4 (Hoepner) und der 18. Armee (Küchler)

Heeresgruppe Mitte (Bock) mit der 4. Armee (Kluge), Panzergruppe 2 (Guderian), Panzergruppe 3 (Hoth), 9. Armee (Strauß) und 2. Armee (Weichs)

Heeresgruppe Süd (Rundstedt) mit der 17. Armee (Stülpnagel), Panzergruppe 1 (Kleist), 6. Armee (Reichenau) und der 11. Armee (Schobert) aus dem damals bereits besetzten Nordnorwegen und aus Nordfinnland zwei Korps des Armeeoberkommandos Norwegen (Falkenhorst).

Die Luftwaffe trat mit vier Luftflotten an, die jeweils im Bereich einer Heeresgruppe agierten, aber selbstständig waren:

Luftflotte 1 (Keller)

Luftflotte 2 (Kesselring)

Luftflotte 4 (Löhr)

Luftflotte 5 (Stumpff) (nur in Nordfinnland und Nordnorwegen stationierte Verbände).

Auch von Norwegen aus sollten Angriffe gegen die Sowjetunion unternommen werden. Sie zielten insbesondere auf Murmansk und die dortige Eisenbahnverbindung, die Murmanbahn, über die später britische und US-amerikanische Hilfslieferungen in die Sowjetunion gelangten. Mehrere Unternehmen in Richtung Murmansk ( „Unternehmen Silberfuchs“, Platinfuchs) und auf die Murman-Bahn (Unternehmen Polarfuchs) blieben erfolglos. Dies lag zum einen an den extremen klimatischen Verhältnissen, der langen Polarnacht sowie dem weglosen Tundren-Gelände, zum anderen an den hier nur schwachen deutschen Kräften.

Der sechswöchige, im April 1941 begonnene Balkanfeldzug verzögerte den vorgesehenen Angriffstermin um einen Monat, obwohl er nach Meinung der Militärs auch die Ausgangschancen für den deutschen Überfall auf die Sowjetunion verbessern sollte. Trotz der Verzögerung plante die Wehrmachtführung, noch vor Einbruch der Rasputiza, der sogenannten „Schlammzeit“, entscheidende Siege zu erzielen und den Feldzug bis zum Wintereinbruch zu beenden. Etwa 50 bis 60 Besatzungsdivisionen sollten im Land verbleiben; nur für diese wurde eine besondere dem russischen Winter angepasste Kleidung eingeplant.

Vernichtungspläne und Mordbefehle

Nach der strategischen Kriegsplanung der Wehrmacht trat diese im Frühjahr 1941 in ihre konkrete operative Phase. Nun wurden ihre Aufgaben mit denen der ab 1941 in Teilbereichen zu einer Parallelarmee ausgebauten SS und verschiedenen Polizeikräften für die zu erobernden Gebiete aufeinander abgestimmt.

Am 13. März 1941 erließ Hitler die „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Barbarossa“: Damit übertrug er Heinrich Himmler, seit 1934 der „Reichsführer SS“, besondere Vollmachten für „Sonderaufgaben im Auftrag des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben“. Dazu ließ das Reichssicherheitshauptamt vier sogenannte Einsatzgruppen aufstellen.[14] Sie sollten laut Hitlers Richtlinien alle „verdächtigen“ und „sonstigen radikalen Elemente “sowie„ Juden in Partei- und Staatsstellungen“ ermorden. Heydrich präzisierte diesen Mordbefehl Hitlers mit Geheimbefehlen an die Leiter der Einsatzgruppen, Pogrome der örtlichen Bevölkerung gegen Juden anzuheizen.[15]

Am 30. März 1941 proklamierte Hitler vor 250 Wehrmachtgenerälen den kommenden Krieg als „Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander“ und als „Vernichtungskampf“. Er forderte die „Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz“. Diese Absicht und Forderung floss in einige Anordnungen des OKW und OKH für den bevorstehenden Krieg ein.

Nach dem „Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtbarkeit im Gebiet Barbarossa“ vom 13. Mai 1941 mussten Straftaten von Wehrmachtangehörigen gegen Zivilisten nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Der Erlass befreite die Wehrmachtsoldaten von Bindungen an Völkerrechtsnormen und leistete Willkür- und Gewaltakten gegenüber der sowjetischen Bevölkerung Vorschub. Die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“ vom 19. Mai 1941 forderten von der Truppe „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden“. Die „Richtlinien für die Behandlung der politischen Kommissare“ vom 6. Juni 1941 befahlen der Wehrmacht, die „politischen Kommissare grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.“ Die „Bestimmungen über das Kriegsgefangenenwesen“ von 16. Juni 1941 forderten „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen bei den geringsten Anzeichen von Widersetzlichkeit, insbesondere gegenüber bolschewistischen Hetzern“. Demgemäß wurden die „Zehn Gebote für die Kriegführung des deutschen Soldaten“, die in die Umschläge jedes Soldbuchs eingeklebt waren und unangebrachte Grausamkeiten oder völkerrechtswidriges Verhalten untersagten, außer Kraft gesetzt.[16] Die Mordbefehle wurden nach Kriegsbeginn zum Teil weiter verschärft oder ihre Anwendungsbereiche ausgedehnt. So befahl Reinhard Heydrich den „Höheren SS- und Polizeiführern“ am 2. Juli 1941, den Kommissarbefehl vom 6. Juni wie folgt umzusetzen: „Zu exekutieren sind alle Funktionäre der Komintern (wie überhaupt die kommunistischen Berufspolitiker schlechthin), die höheren, mittleren und radikalen unteren Funktionäre der Partei, der Zentralkomitees, der Gau- und Gebietskomitees, Volkskommissare, Juden in Partei- und Staatsstellungen.“

Mit diesen verbrecherischen Befehlen bereitete das NS-Regime den Deutsch-Sowjetischen Krieg als Vernichtungskrieg vor. OKW und OKH gaben die Befehle an untere Offiziersränge weiter; Widerspruch der Empfänger dagegen blieb aus. Damit ließ sich die Wehrmacht in Hitlers Lebensraum-Programm einbinden. Dies erklären Fachhistoriker mit der antisemitischen, rassistischen, antibolschewistischen und antislawischen Prägung des deutschen Offizierskorps, das die Novemberrevolution 1918 Juden und Kommunisten anlastete, wobei sie diese gleichsetzte, dem langjährigen Führerkult, imperialistischen Zielen und Selbstüberschätzung nach dem Westfeldzug. [17] Hitlers Kriegsziele und die der Wehrmachtführung deckten sich weitgehend: So fassten einige führende Generäle das Ziel, die Sowjetunion zu zerschlagen und ihr Gebiet für wirtschaftliche „Autarkie“ Deutschlands auszubeuten, schon vor Hitlers Kriegsentschluss am 31. Juli 1940 ins Auge. Sie befürworteten im März 1941 daher auch die als notwendig erachtete Aufgabe, erwarteten sowjetischen Widerstand durch Terror zu brechen, um „Ruhe im Rücken der Front zu schaffen“, und betrachteten dafür aufgestellte Einsatzgruppen als Entlastung.[18]

Logistiker der Wehrmacht errechneten, dass die deutschen Einheiten nur bis zu einer Linie entlang Pskow,Kiew und der Krim versorgt werden konnten. Da Hitler die Eroberung Moskaus im Rahmen eines einzigen ununterbrochenen Feldzuges verlangte, sollte die Wehrmacht durch die rücksichtslose Requirierung von Nahrungsmitteln und kriegswichtigem Material aus den zu erobernden Gebieten versorgt werden. Weil ein Bedarf von jährlich fünf Millionen Tonnen Getreide aus der UdSSR berechnet wurde, um die Nahrungsmittelversorgung des Deutschen Reiches zu sichern,[19] während die UdSSR 1940 auf handelspolitischer Basis nur 1,5 Millionen Tonnen hatte liefern können,[20] plante Görings Vierjahresplanbehörde vor dem Überfall, durch gezielte Unterversorgung der sowjetischen Bevölkerung möglichst große Mengen an Getreide, Fleisch und Kartoffeln auszubeuten. Die ganze Wehrmacht sollte ernährt werden, indem „das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird“; dabei kalkulierte man ein, dass „zweifellos zig Millionen Menschen verhungern“.[21] Das NS-Regime verband bei dieser Hungerpolitik kriegswirtschaftliche Nützlichkeitserwägungen mit rassistischen Motiven. Christian Gerlach sieht darin einen Hungerplan;[22] andere Historiker bestreiten einen dezidierten Plan und sprechen von einem „Hungerkalkül“. Die meisten Historiker sehen aufgrund der einschlägigen Dokumente darin keinen Gegensatz.[23] Der Osteuropa-Historiker Hans-Heinrich Nolte schätzt sieben Millionen Hungertote unter insgesamt 26 bis 27 Millionen sowjetischen Kriegstoten; er berücksichtigt dabei russische Forschungen.[24] Der Yale-Historiker Timothy Snyder nennt 4,2 Millionen sowjetische Hungertote in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten.[25]

Zudem hatte Himmler ab September 1939 umfassende Pläne zur millionenfachen Deportation („Umsiedlung“) von „Slawen“ und die folgende „Eindeutschung“ eroberter Gebiete angestoßen und in Polen umzusetzen begonnen, wobei bereits zehntausende der Deportierten starben. Diese Pläne wurden ab 1941 enorm ausgeweitet und in einen „Generalplan Ost“ integriert. Dieser sah vor, die deutsche „Volkstumgrenze“ fast 1000 km nach Osten zu verschieben, den Großteil der dort lebenden zunächst auf 30, 1942 auf bis zu 65 Millionen geschätzten Sowjetbürger hinter den Ural bzw. nach Sibirien zu vertreiben und einige Hunderttausend „slawische Untermenschen“ als Arbeitssklaven zum Bau von „Wehrsiedlungen“ für „Germanen“ bzw. „Volksdeutsche“ zu benutzen.[26]

Ein Großteil der Verbrechen im Deutsch-Sowjetischen Krieg waren keine gewöhnlichen Kriegsverbrechen, da der NS-Staat die im Kriegsvölkerrecht vorausgesetzte Rechtsgleichheit der Gegner schon vor dem Krieg außer Kraft setzte und Massentötungen bereits im Vorfeld ideologisch gewollt, geplant, befohlen, als unvermeidbare Folge einkalkuliert und legitimiert hatte. Die historische Forschung spricht daher von Massenverbrechen, die auch Kriegsverbrechen einschließen.[88]

Massenmorde an Zivilisten

Nach Angaben von Christian Gerlach[89] ermordeten die deutsche Wehrmacht und die SS allein in Weißrussland bei Massakern gegen die Zivilbevölkerung 345.000 Menschen, dabei waren die Opfer meist Frauen und Kinder, denn die Männer waren bei der Roten Armee oder bei den Partisanen. In der Regel wurden dabei die Menschen in großen Gebäuden wie Scheunen zusammengetrieben und mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren erschossen. Danach wurden, obwohl viele noch lebten, die Gebäude abgebrannt. So starben beispielsweise in Oktjabrski bei einem solchen Massaker 190 Menschen. Anschließend wurden alle Häuser des Dorfes angezündet. In Weißrussland wurden auf diese Weise 628 Dörfer vollständig zerstört, in der Ukraine waren es 250.

Partisanenkrieg

In Polen, auf dem Balkan und in der Sowjetunion hatten die deutschen Besatzer von vornherein verbrecherische Ziele. Der „Generalplan Ost“ sah die Dezimierung der slawischen Bevölkerung um etwa 30 Millionen und die Unterdrückung der verbleibenden Menschen vor. Die Maßnahmen der Deutschen waren brutal: Die Schulen oberhalb der vierten Klasse in den eroberten Gebieten der Sowjetunion wurden geschlossen, die Juden erschossen, Zwangsarbeiter wurden in das Deutsche Reich gebracht und die Kriegsgefangenen wurden menschenunwürdig behandelt.

Dies steigerte den Hass der Bevölkerung gegen die deutschen Besatzer. In der Sowjetunion, in Griechenland und in Jugoslawien (unter Marschall Tito) kämpften Partisanenarmeen, teils waren sie kommunistisch, teils nationalistisch. Die polnische Heimatarmee allerdings konnte nur auf wenig Unterstützung von außen hoffen. Aus dem ständigen Kleinkrieg gegen die deutsche Armee gingen die Partisanen häufig als Sieger hervor.

Da Partisanen nicht als Kombattanten im Sinne der Haager Landkriegsordnung galten, wurden sie nicht als Kriegsgefangene behandelt. Gefangene Partisanen oder als Partisanen Verdächtigte wurden hingerichtet. Häufig folgten Partisanenangriffen brutale Bestrafungsaktionen, sogenannte „Sühnemaßnahmen“, gegen die Zivilbevölkerung. Gegen Ende des Krieges konnten die Partisanen größere Gebiete von den deutschen Besatzern befreien. Unter dem Tarnmantel der sogenannten Partisanenbekämpfung wurden auch unter Einbeziehung von Wehrmachtangehörigen gleich weitere unliebsame Personen liquidiert.

Holocaust

Die im Frühjahr 1941 aufgestellten vier deutschen Einsatzgruppen A, B, C und D begannen unmittelbar nach Kriegsbeginn mit Massenmorden an Juden und Kommunisten oder an als solche betrachteten Personen hinter der Front. Sie berichteten Hitler auf seinen Befehl regelmäßig darüber und ermordeten im ersten Kriegsjahr nach eigenen Angaben fast eine Million Menschen. Die Wehrmacht verhielt sich unterschiedlich; einige Kommandeure gaben die Befehle nicht weiter, andere unterstützten die SS aktiv. Soldaten, die sich weigerten, an den Mordaktionen teilzunehmen, wurden in der Regel jedoch nicht bestraft, mussten aber teilweise Nachteile in Kauf nehmen.

Der international renommierte britische Historiker und Hitlerbiograph Ian Kershaw resümiert den Zusammenhang dieses Krieges mit dem Holocaust wie folgt:

„Es war kein Zufall, dass der Krieg im Osten zu einem Genozid führte. Das ideologische Ziel der Auslöschung des ‚jüdischen Bolschewismus‘ stand im Mittelpunkt, nicht am Rande dessen, was man bewusst als einen Vernichtungskrieg angelegt hatte. Er war mit dem militärischen Feldzug untrennbar verbunden. Mit dem Anrücken der Einsatzgruppen, das in den ersten Tagen des Angriffs einsetzte und durch die Wehrmacht unterstützt wurde, war die völkermordende Natur dieser Auseinandersetzung bereits eingeleitet. Die deutsche Kriegführung im Russlandfeldzug sollte sich schnell zu einem umfassenden Völkermordprogramm entwickeln, wie es die Welt noch nie gesehen hatte. Hitler sprach während des Sommers und Herbstes 1941 zu seinem engeren Gefolge häufig in den brutalsten Ausdrücken über die ideologischen Ziele des Nationalsozialismus bei der Zerschlagung der Sowjetunion. Während derselben Monate äußerte er sich bei zahllosen Gelegenheiten in seinen Monologen immer wieder mit barbarischen Verallgemeinerungen über die Juden. Das war genau die Phase, da aus den Widersprüchen und dem Mangel an Klarheit in der antijüdischen Politik ein Programm zur Ermordung aller Juden im von den Deutschen eroberten Europa konkrete Gestalt anzunehmen begann.[90]“

Dem US-amerikanischen HolocaustforscherChristopher Browning zufolge „setzten die Vorbereitungen auf das ‚Unternehmen Barbarossa’ eine Kette von verhängnisvollen Ereignissen in Gang, und der mörderische ‚Vernichtungskrieg’ führte dann rasch zum systematischen Massenmord, zuerst an den sowjetischen und bald darauf auch an den anderen europäischen Juden“.[91] Dabei zeigen Forschungsergebnisse einer internationalen Historikerkommission 2010, dass „nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 das Auswärtige Amt die Initiative zur Lösung der ‚Judenfrage‘ auf europäischer Ebene“ ergriffen hatte.[92] Der MGFA-Historiker Rolf-Dieter Müller schrieb in doppelter Hinsicht von dem „anderen Holocaust“. Zum einen sei das „Unternehmen Barbarossa“ von vornherein als Eroberungs- und Vernichtungskrieg geplant und geführt worden und den Bürgern der Sowjetunion als „slawische Untermenschen“ ein ähnliches Schicksal wie den Juden zugedacht worden. Zum anderen habe bald nach Beginn des Russlandfeldzugs die planmäßige Ermordung der Juden selbst im Fokus der Verbrechen gestanden.[93] Während der deutschen Besatzungszeit wurden in den von Deutschland okkupierten Territorien der damaligen UdSSR ca. drei Millionen Juden umgebracht.[94]

Vergewaltigungen

Vergewaltigungen durch Soldaten der Wehrmacht blieben bis Anfang der 2000er Jahre weitgehend unerforscht.[95] Omer Bartov erinnert an eine Kampagne in der Wehrmacht, beispielsweise seitens der Division Großdeutschland, der 18. Panzer-Division oder der 12. Infanterie-Division, die Soldaten von einer „Fraternisierung“ mit russischen Frauen abzuhalten.[96] Die Beziehungen zu russischen Frauen waren untersagt, weil diese „rassisch minderwertig“ seien und daher einen „unwürdigen“ Umgang für einen deutschen Soldaten darstellten.[96] Die Truppen wurden angewiesen, stärkste Zurückhaltung zu üben.[96] Die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten sollte damit verhindert werden. Auch verdächtigte man Frauen der Agentinnen- oder Partisaninnentätigkeit.[96] Deutsche Soldaten, die einer Vergewaltigung überführt waren, wurden mit vier[97] und bis zu acht Jahren Haft[98] bestraft (Urteil gegen Sanitäts-Soldat an der Westfront). [99] Das deutsche Strafrecht galt für Soldaten im Krieg.[100]

Birgit Beck sieht im Problem der „dürren“ Quellenlage,[101] dass offenbar seitens der zuständigen Disziplinarvorgesetzen bei der Wehrmacht nicht immer Interesse daran bestand, „sexuelle Gewalt gegen Zivilisten unnachgiebig zu verfolgen und zu ahnden, da im Rahmen des rassenideologisch motivierten Eroberungs- und Vernichtungskrieges die Demütigung der Bevölkerung einen festen Bestandteil der Kriegsführung darstellt.“[102] In ihrer 2004 publizierten Dissertation zu sexueller Gewalt von Wehrmachtsoldaten weist Beck darauf hin, dass vor allem der „Kriegsgerichtsbarkeitserlass“ vom 13. Mai 1941, der Straftaten deutscher Soldaten gegen sowjetische Zivilisten dem militärgerichtlichen „Verfolgungszwang“ entzog, damit die Grundlage für die Strafverfolgung sexueller Delikte zerstörte und ihre Erfassung weitgehend verhinderte.[103] Vergewaltigungen sowjetischer Frauen durch deutsche Soldaten seien am häufigsten „im Rahmen der Einquartierungen in zivile Häuser, bei angeordneten Requirierungen oder im Zusammenhang mit Plünderungen“ erfolgt.[104] Regina Mühlhäuser bestätigt in ihrer einschlägigen, speziell auf den Deutsch-Sowjetischen Krieg bezogenen Dissertation 2010 diese Befunde und stellt fest, dass die wenigsten von Wehrmachtsoldaten begangenen sexuellen Gewalttaten disziplinarische Konsequenzen nach sich zogen oder gerichtlich geahndet wurden.[105] Sie erklärt diesen Umstand auch damit, dass dominantes männliches Sexualverhalten „als Ausdruck von soldatischer Stärke betrachtet wurde“ und deshalb „die Truppenführer sowie die Führungen von Wehrmacht und SS sexuelle Gewalttaten in weiten Teilen in Kauf genommen“ hätten.[106] Die Sowjetunion legte in und nach dem Krieg dokumentierte Fälle von Notzuchtverbechen vor. Diese ließen jedoch offen, ob Wehrmacht-, SS- oder Polizei-Verbände diese Verbrechen begangen hatten.[107] Zudem wurden ausschließlich Augenzeugenberichte übergeben.[107]

Rote Armee

Catherine Merridale und Norman M. Naimark schätzten die Zahl der von sowjetischen Soldaten vergewaltigten deutschen Frauen auf mehrere Hunderttausend,[108] Heinz Nawratil und Barbara Johr auf zwei Millionen.[109] Zahlreiche Familien entzogen sich der Gewalt durch Suizid. In Budapest wird die Zahl der vergewaltigten Frauen auf 50.000 geschätzt, viele davon wurden ermordet.[110] Die nationalsozialistische Propaganda unter Joseph Goebbels charakterisiert die sowjetischen Soldaten als Vergewaltiger, die deutsche Mädchen und Frauen in unvorstellbarer Zahl schändeten, um „das Bild der Roten Armee als einer asiatischen Horde zu verstärken“.[111]

Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen

Obwohl das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen vom 27. Juli 1929 für die Unterzeichner auch gegenüber Staaten bindend war, die ihm nicht beigetreten waren, wurde es gegenüber sowjetischen Soldaten nicht angewendet. Auch laut Haager Landkriegsordnung (HLKO) von 1907, die als Völkergewohnheitsrecht angesehen wurde, hätten die kriegsgefangenen Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte entsprechend der HLKO behandelt werden müssen, zumal die Sowjetunion am 17. Juli 1941 erklärte, „sie wolle auf der Basis der Gegenseitigkeit die HLKO einhalten, der sie bis dahin nicht beigetreten war“ – doch in einer „von Hitler selbst formulierten Antwortnote“ lehnte die deutsche Seite am 21. August 1941 brüsk ab, denn „es lag nicht in Hitlers Interesse, auf diesem Kriegsschauplatz kriegsvölkerrechtliche Regeln gelten zu lassen.“[112] Entsprechend verfügten bereits die „Bestimmungen über das Kriegsgefangenenwesen“ vom 16. Juni 1941: „Der Bolschewismus ist der Todfeind des nationalsozialistischen Deutschland. Daher rücksichtsloses und energisches Durchgreifen bei den geringsten Anzeichen von Widersetzlichkeit, insbesondere gegenüber bolschewistischen Hetzern. Restlose Beseitigung jedes aktiven und passiven Widerstandes.“ [113] In einer vom OKW am 8. September 1941 verschärften „Anordnung für die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener“ wurde verfügt: „Der bolschewistische Soldat hat jeden Anspruch auf Behandlung als ehrenvoller Soldat nach dem Genfer Abkommen verloren […] Waffengebrauch gegenüber sowjetischen Kriegsgefangenen gilt in der Regel als rechtmäßig.“[114] Der so genannte Kommissarbefehl führte dazu, dass SS-Einsatzkommandos die Gefangenenlager nach Politkommissaren und anderen „politisch untragbaren“ Personen durchkämmten. Diese Gefangenen wurden einer „Sonderbehandlung“ zugeführt, das heißt, sie wurden in Konzentrationslager überführt und dort meist sofort erschossen.[115]