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Seit mehr als 30 Jahren ist Sebastian Thiel Marathonläufer und Triathlet. Fast von Beginn an berichtet er in Briefen an einen Freund von seinen Wettkämpfen; angefangen von einem Extremlauf über knapp 70 Kilometer in den Schweizer Bergen, über Ironman-Triathlons bis hin zu Teilnahmen am Triple-Ultra-Triathlon, bei denen er 11,4 Kilometer schwamm, 540 Kilometer Rad fuhr und 126,6 Kilometer lief. In den Briefen schreibt Sebastian Thiel nicht nur über die sportlichen Aspekte wie Zeiten und Platzierungen, sondern mehr auch über sehr persönliche Dinge, die ihn zur Teilnahme an diesen extremen Ausdauerbelastungen motivieren. Im vorliegenden Bericht schreibt er über seine Vorbereitung und erste Teilnahme an einem Triathlon über die Ironman-Distanz im August 1994 in Schwerin.
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Seitenzahl: 24
Langdistanz-Triathlon Schwerin 1994
[...] Als ich Kilometer 18 erreichte, stoppte ich meine Uhr: 9:58:21 Stunden. […] Dann kam Günter Teichmann vorbei, und ich wusste, dass er schon mal die zehnfache Ironman-Distanz bewältigt hatte. Davon hatte ich auch Rupert erzählt. Günter rief mir zu, dass ich langsam weitermachen sollte, und Rupert sagte, dass Günter noch hinter mir lag. Ich glaube nicht, dass mich das motivierte. Ich glaube, viel mehr nervte mich Rupert. Und wie auch immer es genau war, ich drückte auf meine Uhr, die seit etwa fünf Minuten stillgestanden hatte, sagte Rupert ein paar unfreundliche Worte („Leck mich am Arsch“) und schleppte mich in Richtung Kilometer 20 davon. Die weiblichen Bewunderinnen waren nicht mehr da, aber das konnte mich jetzt auch nicht mehr schockieren[...]
Vorbereitung
Berlin, den 21. August 1994
Lieber B.!
3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen: das hat mich schon lange gereizt. Nach dem Swiss Alpine Marathon im letzten Jahr, wollte ich in diesem Jahr an einem Ironman-Triathlon teilnehmen. Im Januar nahm ich mir das konkret vor und wählte den Wettkampf in Schwerin im August aus. Auch wenn dieser Wettkampf nicht unter dem Ironman-Label veranstaltet wurde, die Distanzen waren die gleichen. Nun hatte ich ein gutes halbes Jahr Zeit zum Training. Allerdings bekam ich erstmal keine Antwort, nachdem ich das Anmeldeformular angefordert hatte. Damit trat das Problem auf, dass ich mich zum Training nicht richtig motivieren konnte. Es fehlte mir der Druck, den ich mir immer damit auferlegte, mich früh für einen Wettkampf anzumelden und somit trainieren musste. Im März hatte ich mich damit abgefunden, in Schwerin nicht zu starten und erkundigte mich nach anderen Wettkämpfen, als ich doch noch die lang ersehnte Post erhielt. Ich meldete mich sofort an und verschwieg mein Vorhaben auch nicht im Freundeskreis, wie ich es vorher immer getan hatte, um mich in dieser Hinsicht nicht unter Druck zu setzen. Diesmal aber schien der Gedanke, dass es nicht klappen könnte, überhaupt nicht zu existieren. So sollte die richtige Trainingsphase im April beginnen, doch ich blieb stets hinter meinen selbst gesteckten Vorgaben zurück. Die erste Formüberprüfung nahm ich Ende April mit der Teilnahme am Marathon in Hamburg vor. Angereist war ich mit einer Bestzeit von 3:29 Stunden, die ich dort im letzten Jahr gelaufen bin und dachte trotz mangelnder langer Trainingsläufe auf eine Zeit von 3:40 Stunden zu kommen. Bis zum Halbmarathon lag ich auf einer Endzeit von 3:35 Stunden, was sich bitter rächte und bei 3:48 Stunden endete. Ich war total fertig und hatte sogar auf dem letzten Kilometer noch eine Gehpause einlegen müssen. Trotzdem blieb ich meinem Vorhaben treu, absolvierte den Brüder-Grimm-Lauf über fünf Etappen und 82 Kilometer zum vierten Mal nacheinander und in Bestzeit sowie einen Kurztriathlon auch in Bestzeit. Es ging also doch.