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Es geht spannend weiter mit dem 2. Teil des Doppelbandes - und wenn ihr euch die Spannung nicht nehmen wollt, verkneift euch, diese Vorankündigung zu lesen!
Ein dritter Unfall? Daran glaubt niemand mehr. Ein Unbekannter scheint verhindern zu wollen, dass der Flächenräumer gegen den Streiter in Stellung gebracht wird. Oder gelten die Anschläge Matthew Drax? Und Aruula? Während noch die Schäden gesichtet werden, geschieht ein weiteres Drama - und es hat mit dem lebenden Stein zu tun.
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Was bisher geschah...
Der Medusa-Effekt
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder, und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche gegen dessen kosmischen Feind, den Streiter, zu verteidigen, woraufhin der Wandler mit den meisten Daa'muren die Erde verlässt...
Durch eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums tauchen überall auf der Erde Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unseren Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus, das Kaiserreich Pilâtre de Roziers, ein Zeitreisender aus dem 17. Jahrhundert. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten. Nach einigen Angriffen der Dunklen findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten!
Ein Absturz über der Gigantopole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: Ihre bösen Ebenbilder ermorden de Roziers Enkel und über hundert Hydriten, bevor sie sie vernichten und das Zentrum der Stadt sprengen können. Da diese daraufhin erstarrt, hoffen sie ihr Dunkles Herz zerstört zu haben – doch es lebt!
Da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, lockt einen Streiter zur Erde. Zunächst wird die kosmische Wesenheit auf den Mars treffen, weshalb der dort lebende Hydree Wang'kul Matts Geist per Hologramm zum Roten Planeten holt. Die beiden können den Streiter per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft versetzen. Dann erreicht »Robo-Smythe« mit dem gestohlenen Raumschiff PLASMA den Mars. Doch Matt arbeitet gegen ihn und Smythe muss fliehen. Sein Ziel ist die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet.
Währenddessen ringen Tom Ericson und die zwielichtige Vasraa Uon den Wurmloch-Architekten einen mobilen Generator ab, mit dem Matt & Co. eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, vom Ringplaneten- ins Sonnensystem schaffen wollen. Doch während Matt und Aruula zur Erde reisen, um dort alles vorzubereiten, bringt Vasraa das Gerät an sich und folgt ihnen. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen Parallelwelt- und Novis-Vasraa, wobei Letztere getötet wird und Erstere auf Novis eine neue Heimat findet. Damit ist der Generator wieder in Matts Hand, und auch ein weiterer Erfolg ist zu verbuchen: Es gelingt ihnen, Robo-Smythe endgültig zu zerstören.
Da geschieht in Afra Seltsames: Die Dunklen stoppen ihren Vorwärtsdrang und folgen einem Ruf zur Dunklen Stadt, um dort zu vergehen. Das Herz der Stadt ist wieder erwacht und saugt alle Energie ein, derer es habhaft werden kann – bis die vier Daa'muren Grao, Ira, Balat und Soro es in sein Koma zurückstoßen können; Letzerer opfert dafür sogar sein Leben.
Nun muss der Flächenräumer zur Erde gebracht werden, bzw. zur verlassenen Mondstation. Da seine Substanz gelitten hat, wird es nötig, ihn dort neu aufzubauen und die relevanten Komponenten einzubauen. Doch dann passieren seltsame Unfälle, bei denen Matt fast ums Leben kommt. Oder ist es Sabotage?
Der Medusa-Effekt
von Ian Rolf Hill
Quart'ol blickte auf, als er Do'ris Entsetzensschrei vernahm.
Verdutzt starrte der Hydrit seine Artgenossin an, weniger besorgt als vielmehr genervt. Die Ingenieurin war für ihre Hysterie bekannt. Sie erschrak praktisch vor ihrem eigenen Schatten.
Ihm lag eine scharfe Zurechtweisung auf der Zunge, da wurden weitere aufgeregte Rufe laut. Quart'ol drehte sich um. Sein Blick glitt über die Crewmitglieder hinweg zu der gewölbten Außenwand des inneren Habitatrings. Und was er dort zu sehen bekam, ließ selbst dem erfahrenen Hydriten das Blut in den Adern gefrieren.
Ein Schatten senkte sich auf den Flächenräumer. Wurde größer, kam näher.
Die PLASMA!
Sie befand sich auf direktem Kollisionskurs!
»Alle Mann sofort raus hier!«, brüllte Ashley Mara mit sich überschlagender Stimme.
Selbst die hartgesottene Kommandantin der Dark Force zeigte im Angesicht der nahenden Katastrophe Nerven. Vielleicht erinnerte sie der Anblick aber auch an den Absturz der Wolkenstadt Château-a-l'Hauteur, den sie ebenfalls miterlebt hatte.*
Dort musste ein ähnliches Chaos geherrscht haben, sowohl in der Stadt selbst als auch in der darunter liegenden Bodenstadt Château-sur-le-Terrain.
Und während Quart'ol noch zu begreifen versuchte, was an Bord der PLASMA geschehen sein mochte, reagierten Ashley und ihre Leute, wie man es von ihnen erwartete.
Der Captain der Dark Force hatte recht: Sie mussten den Flächenräumer umgehend evakuieren. Dank der bionetischen Raumanzüge würden sie innerhalb des Vakuums mehrere Stunden überleben. Lange genug, damit die RIVERSIDE sie einsammeln konnte.
Über den Grund für die Havarie konnten sie sich später Gedanken machen. Trotzdem sorgte Quart'ol sich um seine Freunde.
Matt Drax und Aruula hatten mit der PLASMA die ersten Komponenten des Flächenräumers durch das Wurmloch zur Erde bringen wollen. Auf dem dortigen Mond sollte die Waffenphalanx der Hydree nachgebaut werden, um gegen das Erscheinen des Streiters gewappnet zu sein, der von Wang'kul mit Hilfe des Zeitstrahls sechs Monate in die Zukunft versetzt worden war.
Doch irgendetwas musste schiefgelaufen sein, und jetzt befand sich die PLASMA auf Kollisionskurs mit dem Asteroiden und dem ohnehin schon beschädigten Flächenräumer, in dem es vor Menschen und Hydriten nur so wimmelte.
Sie alle waren damit beschäftigt gewesen, die wichtigsten Komponenten der Waffe, die nicht repliziert werden konnten, zu deinstallieren und für den Transport zur Erde zu verpacken.
Darüber hinaus schwebten noch zahlreiche Frauen und Männer im Vakuum, darunter auch Tom Ericson. Sie befanden sich per Handdüsen auf dem Rückweg zum Asteroiden, nachdem sie das außerirdische Raumschiff beladen hatten. Jetzt spritzten sie förmlich auseinander, als sie merkten, was da auf sie zukam.
Und obwohl die Handdüsen einen bemerkenswerten Schub erzeugten und ohne Verzögerung reagierten, gelang es nicht allen Menschen, auszuweichen.
Quart'ol konnte nicht erkennen, wen es erwischte; er sah nur, wie eine der winzig kleinen Gestalten vom Schatten der heranrasenden PLASMA verschluckt wurde.
Der Hydrit war wie gelähmt. Alles, wofür sie in den letzten Tagen und Wochen gekämpft hatten, würde mit einem Schlag zunichtegemacht. Wenn der Flächenräumer zerstört war, konnte es keine Rettung mehr für die Menschheit geben. Weder auf der Erde noch auf dem Mars.
Unmöglich, innerhalb weniger Wochen den Flächenräumer komplett zu rekonstruieren. Und selbst wenn man die wichtigsten Komponenten würde bergen können, wie sollte man sie ohne Raumschiff zur Erde bringen? Die RIVERSIDE hatte dafür viel zu wenig Ladekapazität.
All dies ging Quart'ol durch den Kopf, während die Katastrophe mit sadistischer Trägheit unaufhaltsam näher kam. Der Hydrit wusste, dass der Eindruck täuschte. Entfernungen waren im All nur schwer abzuschätzen, doch er brauchte kein Wissenschaftler zu sein, um zu wissen, dass ihnen nur noch Sekunden blieben, bis die PLASMA mit dem Asteroiden kollidierte.
»Bewegung!«, brüllte Ashley. »Macht, dass ihr wegkommt. Wir treffen uns bei der RIVERSIDE!«
Ihre Stimme erklang so dicht hinter Quart'ol, dass er nicht überrascht war, als sich die Hand der Soldatin auf seine Schulter legte.
»Das gilt auch für Sie!«
Quart'ol drehte sich zu Ashley um. Die ohnehin schon blasse Haut der jungen Frau war fast weiß. Er konnte nicht mal erahnen, was in ihr vorging. Sie war schließlich die Kommandantin des Schiffs, sie trug die Verantwortung. Umso erstaunlicher, dass sie die Fassung bewahrte.
»Das schaffen wir doch nie«, klackte er aufgeregt.
»Wir müssen es versuchen«, zischte sie und verschloss den Helm. Ihr Gesicht verschwand hinter seinem eigenen Antlitz, das sich auf der transparenten Oberfläche des bionetischen Visiers spiegelte.
Im nächsten Augenblick legte sich der Schatten des nahenden Unheils darüber. Ashleys Gesicht schälte sich wie eine Totenmaske aus dem dahinterliegenden Dunkel. Ihre Augen weiteten sich in blankem Entsetzen. Stumm starrte sie über Quart'ol hinweg.
Dann erfolgte der Aufprall.
Die Erschütterung war so heftig, dass sie den Hydriten und die Menschenfrau von den Beinen riss. Gemeinsam stürzten sie zu Boden. Die Anlage knirschte in sämtlichen Fugen. Gefrorenes bionetisches Material splitterte.
Quart'ol gelang es gerade noch, den eigenen Helm zu schließen, dann zerrte ihn die herausströmende Atmosphäre gemeinsam mit Ashley hinaus in das Vakuum des Alls.
Ein mörderischer Schlag traf den Hydriten, der längst die Orientierung verloren hatte. Der Schmerz drohte ihm die Besinnung zu rauben. Kurzzeitig vergaß er sogar zu atmen, in Erwartung der drohenden Vernichtung.
Die sich rasend schnell drehende Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Für Sekunden ergab sich Quart'ol der Stille, die nur von seinem heftig klopfenden Herzen unterbrochen wurde.
Bei Ei'don, so endet es also, dachte er traurig. Sinnlos...
Ein ohrenbetäubendes Crescendo aus durcheinander plappernden Stimmen erfüllte das Innere seines Helms. Quart'ol glaubte, Do'ris schrilles Organ zu vernehmen. Ein wehmütiges Lächeln huschte über seinen Lippenspalt. Wer genug Luft hatte, um zu schreien, der lebte noch.
Ein weiterer Schlag traf den Hydriten, stoppte die irrwitzige Schleuderpartie. Quart'ol vernahm das Zischen von Düsen und begriff, dass ihn jemand festhielt. Eine Stimme kämpfte sich durch den anhaltenden Aufruhr in sein Bewusstsein.
»...sen weg!«
Quart'ol erkannte in der Sprecherin Ashley Mara. Der Captain hatte ihn aufgefangen und bemühte sich um eine stabile Lage. Langsam fand der Hydrit zurück ins Hier und Jetzt. Seine Sicht klärte sich. Und was er zu sehen bekam, ließ ihn erstarren.
Ich habe versagt!
In endloser Wiederholung hallte der Vorwurf durch Matts Verstand, der bis auf die anklagenden Worte wie leergefegt war.
Hilflos musste er mit ansehen, wie die PLASMA mit dem Asteroiden kollidierte.
Vergeblich hatte er versucht, von außen in das Cockpit zu gelangen, nachdem es dort zu einer Detonation gekommen war, die eine der Scheiben zerstört und somit für einen plötzlichen Druckabfall gesorgt hatte, der den schweren Raumer aus der Warteposition gedrängt hatte.
Dies war geschehen, kurz bevor er mit Aruula und Triell die PLASMA betreten konnte, um mit den ersten Komponenten des Flächenräumers zurück zur Erde und dann weiter zum Mond zu fliegen.
Aruula war es im letzten Augenblick gelungen, Triell aus der Flugbahn des außer Kontrolle geratenen Schiffs zu bugsieren, doch das war leider auch das Einzige, was sie auf ihrer Habenseite verbuchen konnten.
Stumm starrte Matt auf den metallischen Koloss, der sich dicht neben dem Flächenräumer in das schroffe Gestein des Planetoiden bohrte, während aus der Röhre, die ursprünglich als Andockpunkt für Transportquallen gedacht war, die Besatzung der PLASMA strömte.
Die Zeit reichte jedoch nicht für eine vollständige Evakuierung. Matt konnte nur hoffen, dass alle Frauen und Männer ihre Raumanzüge getragen hatten, denn obwohl die PLASMA den Flächenräumer nicht direkt getroffen hatte, genügte der Aufprall, um die vor kurzem erst instand gesetzte Außenhülle zu zerstören.
Ganze Paneele wurden aus dem Verbund gerissen. Die künstlich erzeugte Atmosphäre entwich schlagartig in das Vakuum, alles mit sich reißend, was nicht niet- und nagelfest war. Auch Hydriten und Menschen.
Schwer vorstellbar, was da unten für ein Chaos herrschen musste. Selbst über Funk bekam er kaum etwas mit, da er den Empfang auf Kurzstrecke geschaltet hatte.
Erst jetzt, als einige der Kameraden in seine Nähe drifteten oder sich mit Hilfe der Handdüsen in Sicherheit brachten, empfing er vereinzelte Satzfetzen.
»...trophe...«
»Wo...tain?«
»....t's dir...?«
»... zur...VERSIDE!«
Obwohl der Name seines Gleiters nur verstümmelt durch den Äther drang, wirkte er wie ein elektrischer Schlag.
Plötzlich wusste Matt, was zu tun war.
Ein letzter Blick auf die PLASMA, die eben hinter dem Asteroiden verschwand, der durch den Aufprall in Rotation versetzt worden war. Riesengroß ragte der Felsbrocken vor ihm auf.
Matt deaktivierte den Funk. Er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen, musste sich vollständig auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren. Alles andere war zweitrangig. Selbst das Schicksal von Aruula, Triell, Tom und Quart'ol.
Der Mann aus der Vergangenheit ballte die linke Faust, zündete damit die Düse und wirbelte um die eigene Achse, bis die im All schwebende RIVERSIDE in Sicht kam. Dann aktivierte er auch die zweite Düse.
Matts Magen revoltierte, als der plötzliche Schub Druck auf seine Eingeweide ausübte. Möglicherweise war es aber auch der Schock, dem er die Übelkeit verdankte.
Der Ex-Commander schob die aufkommenden Gedanken an die Konsequenzen beiseite. Sie würden später noch mehr als genug Zeit haben, das Geschehen zu reflektieren. Jetzt galt es, den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Ihm kam zugute, dass er den kürzesten Weg zur RIVERSIDE hatte. Die Crewmitglieder, die sich auf dem Rückweg zum Asteroiden befunden hatten, waren hinter der PLASMA verschwunden. Matt konnte nicht mal sagen, wer von ihnen es geschafft hatte, der Katastrophe zu entgehen.
Der langgestreckte Rumpf der RIVERSIDE wurde rasch größer. Matt deaktivierte die Düsen und nutzte die Massenträgheit, um die restlichen Meter zu überwinden. So hatte er auch eine Hand frei, um über das Steuerungspanel an seinem linken Unterarm die Seitenluke zu öffnen. Jetzt musste er nur noch die Flugrichtung korrigieren.
Wie von der Sehne geschnellt schoss Matt durch die Luke ins Gleiterinnere und zündete die Düsen, um den Aufprall gegen die gegenüberliegende Wand abzumildern.
Trotzdem erschütterte er ihn bis in die Haarspitzen. Und noch während er in den Knien einknickte, verriegelte er das Schott. Dann stieß er sich ab und hangelte sich zum Cockpit, um die Schwerkraft wiederherzustellen, das System hochzufahren und eine atembare Atmosphäre zu erzeugen.
Matt krachte wie ein Stein zwischen die Sitze, klammerte sich an den Statusmonitor und rammte die Faust auf den Startknopf.
Die Lichter der RIVERSIDE fingen an zu flackern, ein leises Vibrieren floss durch ihren Rumpf. Einem anderen wäre es vermutlich gar nicht aufgefallen, doch Matt hatte in den vergangenen Jahren so viel Zeit in dem Gleiter verbracht, dass er jede noch so kleine Veränderung registrierte.
Er richtete sich auf und aktivierte den Atmosphärenregler, der auf die Bedürfnisse menschlicher Lungen geeicht war. Auf dem Statusmonitor erschienen die Werte von Luftdruck und Sauerstoffgehalt. Rasend schnell stieg die Anzeige, war aber noch weit vom Standardwert entfernt.
Keine Zeit zu warten. In voller Montur quetschte sich der Mann aus der Vergangenheit auf den Pilotensitz und startete die Triebwerke. Ein dumpfes Raunen erfüllte das Innere der Kabine, wurde mit steigendem Druck immer lauter.
Die RIVERSIDE übertrug automatisch den eingehenden Funkverkehr. Da Matt den internen Helmfunk deaktiviert hatte, hörte er nur den von der Atmosphäre übertragenen Schall.
Er konnte sich denken, dass sein Verhalten einige Fragen aufgeworfen hatte. Aber für Erklärungen fehlte ihm die Zeit, also schaltete er auch den Empfang der RIVERSIDE aus und stellte stattdessen eine Verbindung zum Bordcomputer her. Anschließend fokussierte er sich auf die vor ihm liegende Aufgabe.
Der direkte Weg zur PLASMA wurde von zahlreichen im All schwebenden Körpern blockiert. Wollte er nicht durch seine Kameraden hindurchpflügen, musste er abtauchen. Wertvolle Sekunden gingen verloren.
Matt schaltete die Bugkamera ein. Das Bild auf dem Statusmonitor wechselte. Statt der Atmosphärenanzeige erschien nun der Asteroid mit der PLASMA, die förmlich an dem im All schwebenden Gesteinsbrocken klebte und sich gemeinsam mit dem Planetoiden um dessen Längsachse drehte.
»Luftdruck bei eintausend Millibar. Sauerstoffgehalt zwanzig Komma neun Prozent«, meldete der Bordcomputer.
Der Ex-Commander registrierte die Ansage und öffnete das Visier. Die Luft aus dem Inneren vermengte sich mit dem der Gleiter-Atmosphäre. Matt gönnte sich den Luxus, für eine Sekunde die Lider zu schließen und tief durchzuatmen, um den aufkommenden Schwindel unter Kontrolle zu bringen.
»Achtung!«, meldete der Bordcomputer. »Kollisionskurs mit fremdem Objekt. Distanz fünfhundert Meter, fallend. Kontakt in dreißig Sekunden.«
Matt öffnete die Augen und korrigierte den Kurs. Trotz der behandschuhten Hände reagierte die Steuerung prompt und zuverlässig.
»Zwanzig Sekunden bis zur Kollision.«
Der Mann aus der Vergangenheit setzte sich vor den Asteroiden und beobachtete, wie die PLASMA das gesamte Sichtfeld einnahm. Er drosselte das Tempo, bis die Geschwindigkeitsanzeige auf null stand.
»Zehn Sekunden bis zur Kollision!«, meldete der Bordcomputer.
Der Ex-Commander wurde eiskalt. Er wusste, dass es jetzt auf jede Sekunde ankam, und stellte die Triebwerke auf Rückwärtsschub. So lange, bis die Geschwindigkeit synchron mit der auf ihn zukommenden PLASMA verlief und der Abstand beibehalten wurde.
»Distanz zum unbekannten Objekt bei fünfundvierzig Metern.«
Die Außenhülle des Raumschiffs schien zum Greifen nah. Die Geschwindigkeit betrug jetzt vierunddreißig Kilometer pro Stunde. Matt reduzierte sie um fünf Einheiten.
Er hielt den Atem an. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Gleich würde sich zeigen, wie gut Takeos Fähigkeiten als Ingenieur waren. Es war ja nicht so, als wäre die RIVERSIDE gerade frisch vom Stapel gelaufen.
Matthew verdrängte die Gedanken daran, was das tapfere kleine Schiff bereits alles er- und durchlitten hatte. »Vielleicht hätte ich vorher eine Vollkasko abschließen sollen«, murmelte er.
»Distanz zum unbekannten Objekt beträgt zehn Meter«, erwiderte der Bordcomputer leidenschaftslos.
Matt erhöhte die Geschwindigkeit, bis er genau einen halben Kilometer pro Stunde langsamer war als die PLASMA. Längst konnte er jede Delle und sämtliche Kratzer auf der Außenhülle erkennen.
»Distanz zum unbekannten Objekt beträgt...«
KLONK!
Der Aufprall schüttelte die RIVERSIDE durch. Matt wurde nach vorne geschleudert und klammerte sich an die Konsole. Mit einem Knopfdruck deaktivierte er die Triebwerke, ließ sich für die Dauer von mehreren Sekunden von der PLASMA zurückschieben.
Schließlich schaltete Matt den Antrieb wieder ein. Behutsam erhöhte er den Vorwärtsschub.
Der Rumpf der RIVERSIDE begann zu knirschen. Der Mann aus der Vergangenheit schloss sicherheitshalber die Cockpitabdeckung; dort draußen gab es ohnehin nichts Nennenswertes zu sehen.
»Achtung!«, meldete der Bordcomputer. »Hüllenintegrität bei siebenundsiebzig Prozent, fallend.«
Das Knirschen steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Kreischen, das Matt in den ohnehin malträtierten Ohren schmerzte. Sein Puls hämmerte hinter den Schläfen, Schwindel erfasste ihn.
Fünf Kilometer pro Stunde, und noch immer wurde die RIVERSIDE zurückgedrückt. Wurde die PLASMA überhaupt langsamer?
»Achtung! Hüllenintegrität bei einundfünfzig Prozent, fallend.«
Acht Stundenkilometer!
Irgendwo knackte etwas. Ob in seinem Kopf oder in der Hülle, vermochte Matt nicht zu sagen. Ihm wurde speiübel.
Bloß nicht auf die Konsole kotzen, dachte er in einem Anflug von Galgenhumor und verriegelte das Cockpit.
»Achtung! Hüllenintegrität bei sechsunddreißig Prozent, fallend.«
Zehn Kilometer pro Stunde.
Das Heulen der Triebwerke übertönte mittlerweile das Knirschen und Knacken der Außenhülle. Die RIVERSIDE schüttelte sich, als läge sie auf einem Rüttelsieb.