Maddrax 597 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 597 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Professor Dr. Jacob Smythe ist ja schon durchgedreht und pflegt seinen Größenwahn - aber gegen Choyganmaa Aksinja Jevdokija Ewgenija ist selbst er ein Waisenknabe. Doch was steckt hinter dem Wahnsinn von Haaley, wie sie sich nennt? Welche Ereignisse in ihrem turbulenten und tragischen Leben haben ihn ausgelöst?
Während ihrer Gefangenschaft bei der Dark Force und ihren Bemühungen, selbiger zu entkommen, hat Haaleys kranker Geist genügend Zeit, in die Vergangenheit zu schweifen - und nimmt uns Leser dabei mit ...

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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Wege des Wahnsinns

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder, und die degenerierte Menschheit befindet sich im Krieg mit den Daa'muren, die als Gestaltwandler ein leichtes Spiel haben. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde, und es gelingt ihm, die lebende Arche gegen dessen kosmischen Feind, den Streiter, zu verteidigen, woraufhin der Wandler mit den meisten Daa'muren die Erde verlässt...

Durch eine Schwächung des Raum-Zeit-Kontinuums tauchen überall auf der Erde Areale verschiedener Parallelwelten auf. Zwar können unsere Helden die Risse versiegeln – aber eine letzte Bruchstelle tauscht ein Areal um den Victoriasee in Afrika aus, das Kaiserreich Pilâtre de Roziers. Eine gewaltige Stadt erscheint, deren Bewohner einen »Dunklen Keim« verbreiten. Nach einigen Angriffen der Dunklen findet man dank der befreundeten Daa'muren Grao und Ira ein Heilmittel: Die Splitter von Daa'muren-Kristallen saugen den Dunklen Keim aus den Infizierten!

Ein Absturz über der Gigantopole wird Matt und Aruula zum Verhängnis: Ihre bösen Ebenbilder ermorden de Roziers Enkel Pilou und über hundert Hydriten, bevor man sie vernichten und das Zentrum der Stadt sprengen kann. Da diese daraufhin erstarrt, hofft man ihr Dunkles Herz zerstört zu haben.

Da naht eine neue Gefahr: Ein Roboter mit dem Geist von Professor Dr. Smythe, Matts Erzfeind, lockt einen Streiter zur Erde. Zunächst trifft die kosmische Entität auf den Mars, wo der dort lebende Hydree Wang'kul ihn per Zeitstrahl sechs Monate in die Zukunft versetzen kann. Dann erreicht »Robo-Smythe« mit dem gestohlenen Raumschiff PLASMA die Erde, wo er seinem Parallelwelt-Ich begegnet.

Inzwischen ringen die Gefährten den Wurmloch-Architekten auf dem Planeten Cancriss einen mobilen Generator ab, um eine mächtige Waffe, den Flächenräumer, ins Sonnensystem zu schaffen. Dafür müssen sie die verbrecherische Pancinowa-Regierung decken, die einen Wandler gefangen hält. Während Matt und Aruula zur Erde reisen, bringt die zwielichtige Vasraa Uon den Generator an sich. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen Parallelwelt- und Novis-Vasraa, wobei Letztere getötet wird und Erstere auf Novis eine neue Heimat findet. Damit ist der Generator wieder in Matts Hand, und die Telepathin Eileen, die lange Zeit auf Cancriss lebte, beginnt seine Symbole zu übersetzen. Ein weiterer Erfolg ist zu verbuchen: Es gelingt ihnen, Robo-Smythe endgültig zu zerstören.

Da geschieht in Afra Seltsames: Die Dunklen stoppen ihren Vorwärtsdrang und folgen einem Ruf zur Dunklen Stadt, um dort zu vergehen. Das Herz der Stadt ist wieder erwacht und nimmt alle Energie in sich auf – bis vier Daa'muren es in sein Koma zurückstoßen.

Nun muss der Flächenräumer zur Mondstation gebracht werden, um ihn dort neu aufzubauen. Doch dann passieren Unfälle, bei denen Matt fast ums Leben kommt. Sie entpuppen sich als Sabotage – hinter der Victorius zu stecken scheint, der Kronprinz und Vater des ermordeten Pilou!

Währenddessen entscheidet sich der Kampf eines Verbündeten in einer Parallelwelt: Rulfan und seine Mannen triumphieren über die Daa'muren. Als er nach Afra gebracht wird, schnappt sich Parallelwelt-Smythe den Gleiter. Rulfan und seine Freundin Reese verfolgen ihn, bis ein roter Diamant sie durch Energieentzug zum Absturz bringt. Auch den reißt sich Smythe unter den Nagel und fliegt nach Meeraka.

Wege des Wahnsinns

von Ian Rolf Hill

Sie war gefangen! Eingepfercht in einen Kokon aus einem Material, das sie selbst mit ihren Kräften und Fähigkeiten nicht zu überwinden vermochte.

Aber auch wenn jene, denen sie ihre Gefangenschaft verdankte, sie aus dem Kerker herausholten, war sie nicht frei, unterstand sie doch dem Einfluss eines winzigen Apparats und damit dem Willen jener Person, der ihn bediente.

Für die war sie bloß ein Geschöpf ohne Bewusstsein. Ein Ding. Ein Werkzeug, das nach Gebrauch wieder zurückgelegt wurde.

Doch das würde sich ändern. Schon bald. Trotz des Kokons nahm sie das Gedankenmuster eines vertrauten Bewusstseins wahr. Eines Bewusstseins, dem sie ihren Namen verdankte.

Queen Choyganmaa!

»Unheimlich« war das Wort, das am ehesten seine Empfindungen beschrieb, wenn er an sie dachte.

Andererseits traf »Unbehagen« vielleicht noch besser zu. Ja, Liroi Skai fühlte sich in ihrer Nähe unbehaglich.

Als Kind hatte sein Vater einen streunenden Doggar aufgenommen und gesund gepäppelt. Ein räudiges Vieh, das Dad aus der Hand gefressen hatte. Sobald jedoch Liroi in seine Nähe gekommen war, hatte es angefangen zu knurren.

Bis er ihm ebenfalls Futter mit der Hand geben wollte.

Die Wunde hatte mit sechs Stichen genäht werden müssen, natürlich ohne Betäubung, damit er eine Lehre daraus zog. Nach einer Woche hatte sich der Biss entzündet. Liroi hatte wochenlang das Bett hüten müssen und fast seine Hand verloren. Nie wieder hatte er den Doggar angefasst und stets darauf geachtet, dass zwischen ihm und dem Vieh genügend Abstand herrschte.

Sobald sie sich in einem Raum aufhielten, verspürte er dasselbe Gefühl von Unbehagen. Damals war es die Furcht, der Doggar könne jederzeit wieder zuschnappen, und bei ihr verhielt es sich nicht anders. Vielleicht würde sie nicht gleich zubeißen, aber wer vermochte das schon so genau zu sagen? Die irre Biisch war so unberechenbar wie eine Netaratze, und er kannte niemanden, absolut niemanden innerhalb der Dark Force, der freiwillig mit ihm getauscht hätte.

Nicht, dass diese Option überhaupt zur Debatte gestanden hätte. Private Skai schob schließlich nicht aus eigenem Wunsch Latrinendienst. So wurde nicht nur das Reinigen der sanitären Anlagen bezeichnet, auch die Versorgung der Gefangenen zählte dazu.

Ein Schicksal, dass er sich selbst eingebrockt hatte. Behaupteten zumindest Colonel Kormak und das Miststück Mara. Dabei war er genauso von dem lebendigen Gestein beeinflusst worden wie jeder andere an Bord des Flächenräumers. Einschließlich dieses Außerirdischen mit dem Ballonschädel und der grauen Haut, der herausfinden wollte, wer für die Attentate auf Commander Drax verantwortlich war, und der dabei aus den Ermittlungen eine regelrechte Hexenjagd gemacht hatte.

Wer wusste denn schon, was der Kasynari angerichtet hätte, wenn er und seine Leute nicht gewesen wären? Ja, vielleicht hatte Skai überreagiert, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er zum Wohl seiner Kameraden gehandelt hatte.*

Was Liroi Skai in seiner Überzeugung bestärkte, dass Mara nur einen Vorwand gesucht hatte, um ihn aus der Dark Force zu werfen. Er war ihr von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen.

Normalerweise hätte er sich bei dem Colonel über diese Ungerechtigkeit beschwert, doch er wusste, dass Kormak die Entscheidungen seines Captains nur selten hinterfragte.

Wozu auch? Er hatte sie ja nicht umsonst zu seiner Stellvertreterin ernannte. Und Skai war bei Weitem nicht der Einzige, der argwöhnte, dass Ashley den Posten nicht ihrer Führungskompetenz wegen bekommen hatte...

Als dann noch diese kleine Biisch Triell zur Chefingenieurin der PLASMA ernannt worden war – übrigens auch eine Entscheidung von Captain Mara –, hatte Skais Fantasie Purzelbäume geschlagen.

Das Luder lief die meiste Zeit halbnackt durch die PLASMA, aber sobald man sich mal näher mit ihr befassen wollte, wurde sie zickig.

Vielleicht gehörte dies ja zu irgendeinem kranken Spiel, das der Colonel und sein Flittchen mit den Soldaten spielten. Zur Stärkung der allgemeinen Disziplin. Gut möglich, dass da auch nur was zwischen Mara und Triell lief.

Skai rümpfte die Nase, als er den sämigen Brei aus ungesüßtem Ottmii** anrührte. Das Zeug schmeckte genauso fad, wie es aussah, was weniger tragisch gewesen wäre, hätte er nicht den gleichen Fraß bekommen wie die Gefangene. Der einzige Unterschied zwischen ihr und ihm war der, dass sie hinter den Gittern saß und er davor stand und sich einigermaßen frei bewegen konnte.

Normalerweise hätte er längst auf dem Rückflug nach Meeraka sein müssen. Da momentan jedoch keine Versorgungsflüge stattfanden, musste er wohl oder übel in der Basis in Afra bleiben.

Sämtliche Ressourcen wurden für die Errichtung des neuen Flächenräumers auf dem Mond, die Befestigung der Ruinenstadt inklusive Basislager sowie die Verteidigung der Wolkenstädte gebraucht.

Daraufhin hatte Mara ihm die Wahl gelassen: einzusitzen oder Latrinendienst zu schieben. Lange hatte er nicht darüber nachzudenken brauchen. Bereut hatte er seinen Entschluss erst, als Haaley festgenommen und unter Arrest gestellt worden war.*

Es verging praktisch kein Tag, an dem sie nicht auf irgendeine Weise versuchte, ihn aus der Reserve zu locken, ihn zu provozieren oder gar ihn zu verführen.

Und – bei Wudan – fast wäre er sogar schwach geworden, als sie eines Morgens ungeniert vor ihm masturbiert hatte. Zum Glück hatte ein Teil seines Verstandes, vermutlich eine Art Überlebensinstinkt, ihn davor gewarnt, den Trieben nachzugeben. Er war sich absolut sicher gewesen, dass er die Zelle nicht mehr lebend verlassen hätte.

Haaley war nicht nur irre und unberechenbar, sondern auch brandgefährlich.

Und jeden Tag stellte er sich die Frage, was sie wohl heute für eine Masche abziehen würde. Nun, er würde es ja gleich herausfinden.

Seufzend stellte er den Blechnapf und die Wasserkaraffe auf das Tablett und verließ die winzige Küche des Gefängnistraktes, der sich im Keller des neuen Hauptquartiers befand. Unweit des Versorgungsschlauchs der Wolkenstadt Orléans-à-l'Hauteur, die anstelle der abgestürzten Kaiserresidenz hoch über ihnen am Himmel schwebte.

Skai durchquerte den schmalen Gang, der vor einer schweren Gittertür endete, hinter der die sechs Zellen lagen. Alle hübsch nebeneinander auf der linken Seite, aber weit genug auseinander, damit sich die Insassen gegenseitig nichts zustecken konnten. Darum brauchte sich momentan jedoch niemand Gedanken zu machen; Haaley war die einzige Gefangene.

Den Zellen gegenüber war kahles Mauerwerk. Nur durch die Oberlichter, die aus dicken Glasbausteinen bestanden, sickerte etwas Licht.

Private Skai – natürlich hatte sich Mara die Gelegenheit, ihn zu degradieren, nicht entgehen lassen – stellte das Tablett auf die vor dem Gitter aus der Wand ragenden Ablage und nahm den Schlüsselbund vom Gürtel.

Auf den ersten Blick schien es ziemlich leichtsinnig von Captain Mara zu sein, ihm den Schlüssel zu Haaleys Zelle zu überlassen, schließlich hätte er sie jederzeit freilassen können. Allein um sich für die Degradierung und den Rausschmiss zu rächen.

Doch Skai wusste genau, dass dies ein Test von ihr war. Abgesehen davon war er nicht lebensmüde. Sollte Haaley ihn nicht umbringen, Kormak würde es auf jeden Fall tun, dessen war sich der Private sicher.

Skai schob den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum und lauschte dem laut vernehmlichen Klacken, das durch den leeren Gang hallte. Sein Magen verkrampfte sich. Spätestens jetzt wusste Haaley Bescheid, dass sie Besuch bekam.

Der Private zog die schwere Gittertür auf, nahm das Tablett und stellte es auf der anderen Seite auf eine weitere Ablage, um die Tür ordnungsgemäß hinter sich zu verschließen.

Als ob das irgendeinen Unterschied gemacht hätte. Wenn Haaley ihn überwältigte, hätte sie den Schlüssel ohnehin gehabt, um die Tür wieder aufzuschließen. Aber Vorschrift war nun mal Vorschrift. Kormak oder Mara konnten jederzeit hier auftauchen, um mit Haaley zu sprechen, und wenn sich Private Skai eines nicht leisten konnte, dann noch mehr Minuspunkte.

Und je eher er das hier hinter sich brachte, desto eher konnte er den Gefangenentrakt wieder verlassen. Also schnappte sich Skai das Tablett und schritt langsam an den vergitterten Türen vorbei auf Haaleys Zelle zu. Es war die letzte, am Ende des Ganges.

Skai verlangsamte seine Schritte, als plötzlich ein Plätschern erklang. Er blieb stehen und hob langsam das Tablett, um zwischen den Armen hindurch zum Boden zu blicken.

Seine Schuhe standen in einer Wasserpfütze. Gleichzeitig drang ein leises Summen an seine Ohren. Er kannte die Melodie, auch wenn er nicht zu sagen vermochte, woher.

»Was zum...?« Liroi Skai stapfte durch das Wasser, das aus der Zelle in den Gang schwappte.

Dann sah er Haaley in ihrer Zelle. Sie stand neben dem Klosett und betätigte demonstrativ die Spülung, woraufhin ein neuer Schwall zwischen Klobrille und Deckel hervor schwappte und sich auf den Boden ergoss.

»Scheiße, verdammt!«, empörte sie sich. »Schau dir das an! Das verfluchte Ding ist verstopft!« Dabei drückte sie gleich noch einmal auf die Spülung. »Dabei muss ich so dringend!«

Skai sah auf den ersten Blick, dass das Kopfkissen von der Pritsche fehlte, und ihm war klar, wo es sich befand.

»Du irre Biisch, wenn du glaubst, dass ich zu dir reinkomme, um das Rohr freizumachen, hast du dich geschnitten.«

»Untersteh dich, dein Rohr freizumachen!« Sie grinste breit, dann zuckte sie mit den Achseln. »Okee, dann lass' ich der Natur eben ihren freien Lauf. Darauf kommt's ja jetzt wohl auch nicht mehr an, nicht wahr?«

Sprach's und öffnete den Gürtel, wobei sie das Kunststück fertigbrachte, die Hose herunterzuziehen und gleichzeitig die Hosenbeine an den Knien nach oben zu raffen.

Ungeniert wackelte sie mit entblößtem Geschlecht auf die Zellentür zu, drehte sich um und präsentierte Skai ihren bleichen Hintern. Anschließend ging sie in die Hocke, wobei sie sich noch ein wenig nach vorne beugte.

»Untersteh dich!« Liroi Skai schoss das Blut in den Kopf. Er ließ das Tablett fallen. Die Schlüssel klirrten aneinander, als er den Bund vom Gürtel löste, während er gleichzeitig nach dem Elektroschocker tastete.

Haaley warf ihm einen Blick über die Schulter zu und kicherte. Glaubte sie denn ernsthaft, ihn mit heruntergelassenen Hosen überwältigen zu können? Noch immer hockte sie vornübergebeugt, die Arme auf den Oberschenkeln abgestützt.

Skais Hände zitterten so sehr, dass ihm der Schlüsselbund aus den Fingern rutschte und ins Wasser fiel. Reflexartig wollte er sich bücken, als ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass er Haaleys Hintern dabei gefährlich nahe kam.

Der Private knurrte und stieß den Arm mit dem Elektroschocker durch die Gitterstäbe. Haaley quiekte und tat einen Satz nach vorne.

Skai klaubte den Schlüsselbund auf, schüttelte ihn aus und schaffte es endlich, den entsprechenden Schlüssel ins Schloss zu schieben.

»Ich kann auch gerne später wiederkommen, sollte ich Sie beide gerade bei irgendetwas gestört haben«, erklang in diesem Augenblick eine leidvoll vertraute Stimme in Lirois Rücken.

Schlagartig wurde ihm bewusst, dass soeben derart viele Minuspunkte auf sein Konto eingingen, dass kaum anzunehmen war, irgendwann noch einmal etwas anderes zu tun zu bekommen würde als Latrinen zu schrubben.

»Ashley!«

Begeistert schnellte Haaley in die Höhe und hüpfte auf der Stelle, wobei sie sich die Hose wieder über den Hintern zog.

Die Freude über das Wiedersehen mit Captain Mara überwog selbst die Enttäuschung über das entgangene Tänzchen mit Corporal... oh, Verzeihung, Private Skai. Sie konnte zwar die Kommandantin der Dark Force noch nicht sehen, da sie sich hinter der Absperrung zum Zellentrakt aufhielt, doch Private Skai setzte sich bereits in Bewegung, um die Tür zu öffnen.

Haaley trat dicht an die Stäbe und drückte ihr Gesicht zwischen den Eisenstangen hindurch, um die Kommandantin anzustarren. Die machte eine ungeduldige Handbewegung, um Haaley anzuweisen, vom Gitter zurückzuweichen.

»Was'n Glück, dass du da bist.« Mit beiden Händen deutete Haaley auf die Toilette. »Das Klo ist verstopft!«

»Sag bloß«, erwiderte Ashley knapp.

»Ja, ist das zu fassen?«, empörte sich Haaley. »Und dieser Monkeearsch hält es nicht mal für nötig, den sonnitären Misstand zu beheben. Soll ich vielleicht in meinen eigenen Extrementen ersaufen?«

Ashley schüttelte den Kopf. »Von deinem Gesabbel krieg' ich Kopfschmerzen.« Damit schien das Thema doch tatsächlich für Captain Mara beendet zu sein. Stattdessen wandte sie sich an Private Skai: »Bericht, Soldat!«

Skai schaffte es, sich am Riemen zu reißen. »Ich wollte der Gefangenen soeben ihr Essen bringen, da bemerkte ich, dass der Flur und die Zelle unter Wasser stehen. Als ich sie aufforderte, die Toilette freizumachen, hat sie sich hingehockt, um –«

« Au concrete, ma chère. Genau genommen sagte er –«

»Schnauze!«, bellte Ashley.

»Nein, äh, das war es nicht. Er wollte sein Rohr –«

»Interessiert mich nicht.« Und weiter an Private Skai gewandt: »Und Sie hielten es tatsächlich für eine gute Idee, da reinzugehen, um... was?«

»O ja, das würde mich jetzt auch brennend interessieren«, säuselte Haaley und hängte sich mit ausgestreckten Armen an das Gitter, die Wangen fest an das kalte Metall gepresst. Abwechselnd fixierte sie Ashley und Skai. »Hier liegt doch nicht mal Stroh!«

Skai hatte sichtlich Mühe, die Ruhe zu bewahren. Das gefiel Haaley. Obschon seine Abneigung keineswegs nur ihr allein galt, wie sie nicht zum ersten Mal feststellte.

Was sie betraf, hegte Skai eine instinktive Furcht vor ihr. Vielleicht, weil er es gewohnt war, dass die meisten Frauen, ob bewusst oder unbewusst, viel Zeit und Energie darauf verschwendeten, sich in den Augen anderer attraktiver zu machen, als sie waren. Dass sie, Haaley, keinen Wert auf solche Dinge legte, irritierte ihn.

Was Ashley anging... nun, das war etwas vollkommen anderes. Er hasste sie. Aus tiefstem Herzen. Oder besser gesagt, aus tiefstem Ego. Sein testosterongesteuerter Verstand konnte es anscheinend nicht verknusen, dass eine Frau ihn auf dem Weg zur Spitze überrundet hatte.

Haaley schnaubte verächtlich. Wo lebten sie denn? Im Jahr 2012?

Was Haaley so von der damaligen Zeit mitbekommen hatte – und sie hatte eine Menge mitbekommen –, war der Komet das Beste gewesen, was diesen Primitivlingen hatte passieren können. Eine blinde Taratze hätte gesehen, dass die Menschheit kurz davor gestanden hatte, sich selbst zu vernichten. Entweder durch einen sinnlosen Krieg, irgendeine selbstverschuldete Seuche, oder weil keiner von den Regierungsdeppen gemerkt hatte, wie ihr Planet sich langsam aber sicher in einen Hochofen verwandelte.

»Eigentlich können wir ja froh sein, dass die Daa'muren gekommen sind und Tabaluga rasa gemacht haben«, murmelte Haaley. »Obwohl... eigentlich wollten sie die Erde ja auch in einen Hochofen verwandeln, nur deutlich schneller.«

»Was brabbelst du da für einen Schwachsinn?«, blaffte Ashley sie an.

»Oh«, machte Haaley. »Habe ich das eben laut gesagt?«

»Ma'am«, mischte sich Skai ein. »Bei allem Respekt...«

»Das ist schon gelogen!«, konterte Haaley.

»Schnauze«, wiederholte Ashley. »Leg dich auf die Pritsche und halt die Klappe.«

»Äh, auf diese Pritsche?« Haaley deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Ist dir aufgefallen, dass das Kissen fehlt?«

»Interessiert mich einen Scheiß.«

Haaley kicherte wieder. »Einen Scheiß.« Doch sie befolgte den Befehl und legte sich auf die dünne Schaumstoffmatratze. Allerdings so, dass sie Ashley und Skai weiterhin beobachten konnte.

Der Private trat näher an den Captain heran. »Wie lange wollen wir uns noch von dieser... Person auf der Nase herumtanzen lassen?«

»Haaley ist unsere Gefangene. Erwarten Sie ernsthaft, dass sie sich kooperativ verhält, Private?«

Skai zuckte bei der Erwähnung seines Rangs zusammen. Sein Gesicht wurde noch eine Spur bleicher. »Nein, Ma'am! Und genau aus diesem Grund sollten wir sie bei Fehlverhalten maßregeln. Damit sie begreift, dass wir ihr nicht alles durchgehen lassen.«

»Und sie zu einem gehorsamen kleinen Doggar machen?«

Das war Haaleys Stichwort. Das Kinn auf die zusammengelegten Hände gestützt, fing sie artig an zu kläffen. Anschließend drehte sie sich auf den Rücken, winkelte die Beine an und brachte die Hände in Pfötchenstellung. Den Kopf ließ sie über die Kante der Pritsche baumeln.

»Ich würde ja gerne mit dem Schwanz wedeln«, sagte Haaley. »Aber das kann der Private viel besser – vorausgesetzt, sein Stummelchen ist nicht zu kurz dafür.«

»Du dreckige kleine...«

»Private!«, rief Ashley ihren Untergebenen zur Ordnung.

»Ma'am, ich...«

»Verschwinden Sie! Sofort! Ich will mit Haaley alleine sprechen!«

»Aber...«

»Das ist ein Befehl, Private Skai!«

Für einen kurzen Moment glaubte Haaley wirklich, er würde sich der Anweisung widersetzen. Sie sprang auf und stellte sich ans Gitter, die Stäbe mit beiden Händen umklammernd. »Sie haben es gehört, Private Skai: Lassen Sie uns allein. Ashley will mit mir alleine sein. Vielleicht ist sie ja mehr Mann als Sie...«