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Mit Band 600 beginnt ein neuer, aufregender Zyklus - der ideale Zeitpunkt, um in die Serie einzusteigen!
Selten war es Commander Matthew Drax schwerer gefallen, sich zu konzentrieren. Die Sorge um Aruula drohte ihn zu zerfressen. Dabei war es nicht das erste Mal, dass sie für längere Zeit voneinander getrennt waren. Gewöhnen würde er sich daran wohl nie.
Am schlimmsten war die Ungewissheit. Nicht nur, was Aruulas momentanen Aufenthaltsort betraf, sondern auch den Grund für ihr plötzliches Verschwinden. Sie hatte einfach die RIVERSIDE genommen und war mit unbekanntem Ziel abgeflogen, ohne jemanden zu informieren. Ob freiwillig oder nicht, musste sich noch herausstellen.
Allein die Vorstellung, dass man die Frau, die er liebte, entführt haben könnte, trieb dem Mann aus der Vergangenheit den Schweiß aus den Poren.
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Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Was bisher geschah...
Amraka
Cartoon
Preisrätsel
Interview
Leserseite
Amphibienpanzer
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 naht der Weltuntergang: Ein gewaltiger Komet hält Kurs auf die Erde! Um ihn zu zerstören, werden von der ISS aus Atomraketen abgeschossen. Die Besatzung dreier Stratosphärenjets soll die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax.
Doch die Raketen verpuffen ohne sichtbare Folgen auf dem Himmelskörper, von dem eine bislang unbekannte Strahlung ausgeht. Der Komet »Christopher-Floyd« schlägt auf dem asiatischen Kontinent ein. Unvorstellbare Kräfte werden frei; die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...
Als Matthew und sein wissenschaftlicher Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer kurzen Ohnmacht erwachen, trudelt der Jet auf die Alpen zu! Smythe gelingt der Ausstieg per Schleudersitz. Matt kann die Maschine abfangen und notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen. Sie sprechen keine der bekannten Sprachen, und so wird aus Matt Drax »Maddrax«. Statt einer nach der Katastrophe verwüsteten Erde sieht Matt sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber.
Was er nicht ahnt: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Milliarden Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben.
Der vermeintliche Komet war eine Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, zieht Matt Drax in ein Abenteuer, das nun schon 600 Bände andauert. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig geworden ist und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn am Ende des letzten Zyklus endlich unschädlich machen kann. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine Freundin Haaley, ebenso verrückt wie er, entkommen kann.
Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft, die Archivare, unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten haben große Mühe, sie alle wieder zu schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art pflanzliches Bewusstsein der Erde, zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht.
Denn kaum ist das letzte, riesige Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmische Bedrohung gegenüber: Eine böse Entität namens »Streiter« hat die Erde im Visier, weil sie noch immer den Wandler hier vermutet, der aber längst mit den Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.
Doch die Freude ist von kurzer Dauer, als Aruula plötzlich zusammen mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt folgt ihr mit der PLASMA, einem außerirdischen Raumschiff...
Amraka
von Ian Rolf Hill
Selten war es Commander Matthew Drax schwerer gefallen, sich zu konzentrieren. Die Sorge um Aruula drohte ihn zu zerfressen. Dabei war es nicht das erste Mal, dass sie für längere Zeit voneinander getrennt waren. Gewöhnen würde er sich daran wohl nie.
Am schlimmsten war die Ungewissheit. Nicht nur, was Aruulas momentanen Aufenthaltsort betraf, sondern auch den Grund für ihr plötzliches Verschwinden. Sie hatte einfach die RIVERSIDE genommen und war mit unbekanntem Ziel abgeflogen, ohne jemanden zu informieren. Ob freiwillig oder nicht, musste sich noch herausstellen.
Allein die Vorstellung, dass man die Frau, die er liebte, entführt haben könnte, trieb dem Mann aus der Vergangenheit den Schweiß aus den Poren.
»Peilung zwei sechs fünf Komma drei sechs«, meldete der junge Mann an der Navigationskonsole, ehe er mit einem unsicheren Blick über die Schulter hinzufügte: »Westen, Sir!«
Matthew Drax, ehemaliges Mitglied der US Air Force und aktuell Kommandant eines außerirdischen Raumschiffs, gönnte dem Soldaten ein schmallippiges Lächeln. »Danke, Private, äh...«
»Boston, Sir. Ricc Boston!« Er drehte sich ein wenig zur Seite, als wollte er Matt die Brust mit dem aufgenähten Namensschild präsentieren. Im letzten Moment fiel ihm wohl ein, dass dies kein angemessenes Verhalten gegenüber einem vorgesetzten Offizier war, und er wandte sich wieder der Konsole zu.
»In Ordnung, Private Boston«, fuhr Matt fort. »Dann starten Sie mal die Triebwerke.«
»Aye, Sir«, bestätigte der Pilot.
Matt musste sich das Grinsen verkneifen, als er sich im Kommandosessel zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug. Nicht, dass er noch auf die Idee kam, aufzustehen und sich über die Schulter des Private zu beugen. Was der Junge auf keinen Fall brauchte, war ein Offizier, der ihm das Gefühl gab, kontrolliert zu werden.
Er konnte Boston gut verstehen. Er war selbst nicht anders gewesen. Nur, dass es in seinem Fall eine Northrop T-38 gewesen war und kein außerirdischer Rohstoff-Frachter, der für eine kleinwüchsige Rasse entworfen worden war, sodass man bei jedem Schritt und Tritt aufpassen musste, sich nicht den Kopf an der Decke zu stoßen.
Vermutlich hatte Captain Ashley Mara den Private deshalb ausgewählt, ihn auf seiner Mission zu begleiten. Boston besaß zwar eine durchtrainierte Figur, aber mehr im athletischen Sinne. Wäre er ein oder zwei Köpfe größer gewesen, hätte man ihn als schlaksig bezeichnen können.
Seine schwarzen, militärisch kurzgeschnittenen Haare standen im Kontrast zu der bleichen Haut, durch die das Veilchen an seinem rechten Auge nur noch deutlicher zur Geltung kam. Ebenso wie die Platzwunde über der Braue, die von Corporal Katta mit Stripes geflickt worden war.
Das blaue Auge und die Verletzung rührten von einer Auseinandersetzung mit Triell her, als sie alle unter der aggressiven Streiterstrahlung gestanden hatten.
Aber der Streiter war vernichtet – und Triell tot. Es wollte Matthew das Herz zerreißen, als er wieder daran dachte. Das neunzehnjährige Mädchen aus einer Parallelwelt hatte dank seinem instinktiven Verständnis für außerirdische Technik eine Blitzkarriere innerhalb der Dark Force hingelegt, jener militärischen Spezialeinheit, zu der auch Ricc Boston und die übrige Besatzung der PLASMA gehörte. Doch viel bemerkenswerter waren Triells Menschlichkeit gewesen, ihre Naivität und Lebensfreunde.
Victorius, der Sohn des Kaisers Pilâtre de Rozier, der in seiner Wolkenstadt Orléans-à-l'Hauteur residierte, hatte in ihr eine Tochter gesehen, während er den Vater ersetzte, den sie verloren hatte. Er war auch dabei gewesen, als sie starb, nachdem sie ihm das Leben gerettet hatte. Ein Mob, durch die Strahlung des Streiters in den Wahnsinn getrieben, hatte den Kaiser und seinen Sohn lynchen wollen...
Die erwachenden Maschinen der PLASMA holten Matt in die Gegenwart zurück. Er spürte das Vibrieren unter den Sohlen.
Unter anderen Umständen hätte er den Flug vielleicht sogar genossen, doch in diesem Fall erstickten seine Sorgen jede aufkommende Euphorie im Keim. Sorgen, die zur Abwechslung mal nicht dem Wohl der gesamten Welt, sondern lediglich seiner langjährigen Gefährtin galten: Aruula, der erste Mensch, den er nach dem Zeitsprung in die dunkle Zukunft der Erde zu Gesicht bekommen hatte, war spurlos verschwunden.
Nun, ganz so spurlos nun auch wieder nicht. Immerhin hatte sie die RIVERSIDE benutzt, jenen weltraumtauglichen Gleiter aus der Produktionsstätte des Androiden Miki Takeo, der ihnen in den letzten Jahren so treue Dienste geleistet hatte.
Der Vorteil war, dass Matt die RIVERSIDE über relativ weite Strecken anpeilen konnte. Zur Not war es sogar möglich, der Ionenspur des Gleiters folgen, die erst nach zwölf Stunden langsam zu zerfallen begann.
Das Problem war nur, dass Aruula trotz ihres Vorsprungs von nur wenigen Stunden praktisch überall sein konnte. Schuld daran war ein Wurmloch-Generator, der in der RIVERSIDE installiert war.
Die Zahl der möglichen Sprünge war zwar limitiert, aber einer genügte bereits, um Aruula tausende Lichtjahre von der Erde zu entfernen. Damit wäre eine Verfolgung praktisch ausgeschlossen.
Matt seufzte und ballte die rechte Hand zur Faust. Alles Spekulieren brachte ihn leider kein Stück näher an eine Lösung, geschweige denn an Aruula heran. Daher fokussierte er sich auf das Hier und Jetzt und betätigte den Schalter für die interne Kommunikation.
»Drax an Maschinenraum. Alles bereit für den Start?«
»Alle Kessel stehen unter Volldampf«, drang Jacksons Bass aus den Lautsprechern. »Von mir aus kann's losgehen.«
Corporal Wayne Jackson mit seiner bulligen, hünenhaften Statur war der Sonnenschein der Crew, Sprengstoffexperte und Arschloch in Personalunion. Matt argwöhnte, dass er nicht wegen seiner fachlichen und sozialen Kompetenzen an Bord weilte, sondern weil er für Ashley entbehrlich war.
»Hören Sie auf, solchen Stuss zu erzählen, und machen Sie ordentlich Meldung!«, schnauzte Brad Walther den Corporal an.
Der dunkelhäutige Sergeant war nach Matthew Drax der ranghöchste Offizier an Bord und Ashleys Stellvertreter. Dass er mit von der Partie war, zeigte dem Commander, wie ernst der Captain die Mission nahm. Walther würde ihr in Afra fehlen. Zwar hatte sie mit Rulfan einen moderaten Ersatz an ihrer Seite, aber der Neo-Barbar war nun mal kein Soldat und kannte die Dark Force nicht ansatzweise so gut wie der Sergeant, der mit der PLASMA vertraut und nach Triell der fähigste Ingenieur war.
Verflucht, dachte Matt. Wir hatten nicht mal Gelegenheit, die Ereignisse der letzten drei Tage richtig zu verarbeiten, und schon befinden wir uns auf einer neuen Mission ins Unbekannte.
»Sir, die PLASMA ist startklar«, meldete Brad Walther, räusperte sich und fügte hinzu: »Glauben Sie, dass wir unser Sonnensystem verlassen werden?«
Matt schüttelte den Kopf. »Bis jetzt scheint Aruula den Wurmlochgenerator nicht eingesetzt zu haben. Momentan führt der Kurs nach Westen, Peilung zwei sechs fünf Komma drei sechs.« Er lenkte seinen Blick zum Hauptschirm, an dessen unteren Rand die Ruinen von Château-sur-le-Terrain verschwanden und freie Sicht auf eine weitläufige Steppe gewährten, die sich bis zum Horizont erstreckte. »Halber Schub voraus!«
Eine Stunde später hatten sie bereits die Westküste des afranischen Küste erreicht. Noch immer scheute Matt davor zurück, die PLASMA mit Volllast fliegen zu lassen; zu frisch war die Erinnerung daran, wie er bei Smythes Verfolgung die Kühlrippen überhitzt hatte und eine Zwangspause in einem See einlegen musste, um sie wieder abzukühlen.
Sie waren auf einer Flughöhe von zehntausend Metern unterwegs. Unter ihnen erstreckte sich das weite Blau des Atlantischen Ozeans – beziehungsweise der Alanta-See, wie sie in der neuen Zeit genannt wurde.
Mittlerweile war klar, dass die Ionenspur der RIVERSIDE auf den südamerikanischen Kontinent wies, der von den Menschen dieser Zeit »Amraka« genannt wurde. Matt war es ein Rätsel, was Aruula dort suchte. Es sein denn, sie hatte diesen Kurs nicht freiwillig gewählt.
Der Commander öffnete einen Kanal. »Brücke an Maschinenraum. Mit dem Antrieb alles in Ordnung, Sergeant? Keine Überhitzung?«
»Bis jetzt hält alles tadellos, Sir«, erklang Walthers Stimme.
»Wunderbar. Ich komme mal zu Ihnen runter. Drax Ende.« Matt deaktivierte die Komm und erhob sich. Er musste sich dringend die Beine vertreten. Man hatte den Kommandosessel zwar ausgetauscht, wegen der niedrigen Decke aber an Beinfreiheit sparen müssen. »Sie haben die Brücke, Private.«
Er konnte förmlich dabei zusehen, wie Bostons Selbstbewusstsein schmolz wie ein Schneeball in der Sonne.
»Sir?«
Matt hob eine Braue. »Captain Mara hätte mir sagen sollen, dass Sie ein Problem mit dem Gehör haben.«
Der Knabe lief rot an. »Kein Problem, Sir. Habe Sie laut und deutlich verstanden, Sir. Übernehme das Kommando, äh, die Brücke.«
Der Commander schmunzelte. »Wie lange sind Sie schon bei der Dark Force, Private?«
»Etwas über ein halbes Jahr, Sir.«
Matt überschlug die Zeitspanne im Geiste. »Sie sind mit der dritten Welle aus Waashton nach Afra gekommen?«
»Ja, Sir.«
»Wie viele Kampfeinsätze?«
»Einer, Sir.«
Der Mann aus der Vergangenheit verzichtete darauf, nachzuhaken. Stattdessen legte er dem jungen Soldaten die Hand auf die Schulter. »Nun, das hier ist kein Kampfeinsatz. Wir fliegen nur übers weite Wasser. Sie müssen lediglich den Kurs halten und von Zeit zu Zeit die Peilung der RIVERSIDE checken. Schaffen Sie das?«
Boston lächelte schüchtern. »Ja, Sir. Natürlich, Sir.«
»Und sparen Sie sich ein paar ›Sirs‹«, fügte Matt hinzu. Er nickte aufmunternd in Richtung Sichtschirm. »Erfahrung und Intuition, Private. So etwas lernt man nicht auf dem Exerzierplatz. Halten Sie sich an Ihre vorgesetzten Offiziere und lernen Sie. Sammeln Sie Erfahrungen. Die Intuition kommt von alleine. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich mit der PLASMA vertraut zu machen.«
»Ja, Si... Commander Drax.«
Matt verließ grinsend die Brücke. Auf dem Weg zum Maschinenraum schaute er in der Krankenstation vorbei, die aus einer schmalen Pritsche, einer Sitzgelegenheit und jeder Menge Verbandsmaterial und Instrumenten bestand, die der Sanitäter in alle möglichen Fugen und Ritzen stopfte.
Matt war selbst schon Patient hier gewesen und wusste, was Corporal Katta zu leisten imstande war. Er war froh, ihn mit an Bord zu haben.
»Sind Sie zufrieden, Corporal?«, erkundigte sich Matt bei dem Sanitäter, der trotz seiner knapp dreißig Jahre bereits einen erheblichen Teil der Kopfbehaarung eingebüßt hatte. Er trug eine randlose Brille und verzog das Gesicht, als hätte er soeben festgestellt, dass die Toilette verstopft ist.
»Sir, ist das eine Fangfrage?«
»Keineswegs. Schließlich könnte ich selbst demnächst Ihre Dienste in Anspruch nehmen, da sollten Sie wohlauf sein.«
»Alles in Ordnung, Sir. Wir haben genügend Material aus den Beständen der Dark Force mitgenommen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Einzig...«
»Ja?«
»Nun...«, druckste Katta herum. »Einzig, dass hier alles an Triell erinnert, zieht mich ein wenig runter.«
»Da sind Sie nicht der Einzige, Corporal. Wir alle werden sie vermissen.« Er merkte, wie seine Stimme kratzig wurde, und wandte sich ab. »Weitermachen!«
Matts nächste Station war der Frachtraum, in dem die Ausrüstung der Dark Force untergebracht war – samt PROTO, den Rulfan beim Hort des Wissens entdeckt und mit nach Afra gebracht hatte.
Der auf vier Achsen ruhende Mehrzweck-Panzer war nicht nur schwer bewaffnet, sondern auch geländegängig. Neben einer 20-mm-Vulkan-Kanone verfügte er über einen Betäubungstaser sowie einen 30-Watt-Laser und eine äußerst leistungsfähige Sensoren-Phalanx.
Matt war froh und erleichtert, PROTO an Bord zu wissen. Umso mehr, da der Kurs nach Amraka zu führen schien. Er war ehrlich: Die Aussicht, diesem so gut wie unerforschten Kontinent einen Besuch abzustatten, behagte ihm nicht. In den letzten Jahrzehnten hatte er so gut wie jeden Flecken der postapokalyptischen Erde bereist. Er hatte Parallelwelten erkundet und war sogar in ferne Planetensysteme vorgestoßen. Nur nach Amraka hatte ihn das Schicksal bislang nicht geführt.
Es grenzte beinahe an Ironie, dass Aruula ausgerechnet dorthin unterwegs war.
»Komm schon, Teeyla«, hörte der Commander Private Dschenn sagen, als er sich dem Frachtraum näherte. »Ich verlange ja nicht, dass du mit ihm ins Bett gehst, nur dass du ihn auf andere Gedanken bringst.«
Matt blieb stehen und runzelte die Stirn.
Private Teeyla schnaubte. »Ehrlich, Risa? Du schießt einer Flegge auf fünfhundert Meter ein Auge aus, aber schaffst es nicht mal, einem Grünschnabel wie Ricc zu sagen, dass du nicht an ihm interessiert bist?«
»Ich will seine Gefühle nicht verletzen«, verteidigte sich die brünette Scharfschützin, die sich vor allem beim Angriff auf die Basis verdient gemacht hatte.
Sie war Anfang zwanzig und von zierlichem Wuchs. Ein Eindruck, der durch ihre großen rehbraunen Augen noch verstärkt wurde. Es wunderte Matt nicht, dass Boston Gefühle für sie hegte. Er war gewiss nicht der Einzige, der Dschenns Lolita-Charme erlegen war.
Erst wer sie im Kampfeinsatz erlebte, ahnte, was in ihr steckte. Matt erinnerte sich, was Ashley zu ihm gesagt hatte, nachdem sie ihm die Besatzungsliste vorgelegt hatte.
»Private Marisa Dschenn ist das mit Abstand tödlichste Mitglied Ihrer neuen Crew, Commander. Benötigen Sie stumpfe Gewalt, ist Corporal Jackson eindeutig Ihr Mann, aber falls sie jemanden brauchen, der seine Waffe gezielt und präzise einsetzt wie ein Chirurg sein Skalpell, dann sollten sie sich an Private Dschenn wenden. Lassen Sie sich von ihrem Äußeren nicht täuschen, diese Frau ist eine Killerin.«
»Sorry«, erwiderte Teeyla gerade, und Matt hörte weiter zu, »aber der gute Riccy ist leider absolut nicht mein Typ.«
»Aha«, machte Dschenn. »Und wer ist dein Typ? Bitte sag jetzt nicht Jackson, dann fange ich an zu schreien. Oh, warte. Du stehst auf unseren Commander, nicht wahr? Blonde Haare, blaue Augen. Tja, schlechte Nachrichten für dich, Teeyla: Wir sind gerade auf der Suche nach seiner Freundin.«
»Wer spricht denn vom Commander? Der muss sich erst anständig rasieren, bevor der bei mir den Höhlenforscher spielen darf.«
»Teeyla«, empörte sich Dschenn, während Matt gedankenverloren über seine stoppeligen Wangen strich. Sie hatte nicht unrecht. Eine Rasur war tatsächlich überfällig. Seitdem Aruula und er ihre Tachyonenschicht durch das Durchqueren der Wurmlöcher eingebüßt hatten und wieder normal alterten, wuchsen natürlich auch seine Haare und Fingernägel wieder in normalem Tempo.
Dschenns Kameradin kicherte.
»Ich kapier's nicht«, sagte die Scharfschützin. »Wenn du auf glattrasierte Jüngelchen stehst, ist Boston doch genau dein Mann!«
»Du raffst es einfach nicht, Risa. Vielleicht stehe ich ja generell nicht auf Kerle?« Teeyla senkte die Stimme. »Sondern mehr auf zierliche glutäugige Mädchen, die einer Flegge auf fünfhundert Meter...«
»Okee, das reicht. Ich, ähm, muss dringend PROTOS Energiespeicher checken.«
Matt zuckte zusammen, als Private Dschenn wie ein geölter Blitz um die Ecke fegte und fast gegen ihn geprallt wäre. Der Commander spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Da war er nicht der Einzige; auch Private Dschenns Konterfei bekam Farbe.
»Co-Co-Commander.« Sie warf einen unsicheren Blick über die Schulter. »W-was kann ich, äh, können wir für Sie tun?«
Am Heck des Panzers tauchte Teeylas dunkelhäutiger, kahlrasierter Kopf auf. Sie war die Soldatin, die Aruula zuletzt gesehen hatte. Im Gegensatz zum Rest der Besatzung – allesamt Nachfahren von Bunker-Communitys, den sogenannten Technos –, stammte Teeyla aus den Ruinen von Château-sur-le-Terrain.
Sie war eine der wenigen Rekruten, die sich erst vor Ort der Dark Force angeschlossen hatten. Einige hatten dies aus Überzeugung getan, um ihre Heimat gegen den Aggressor aus einer fremden Welt zu verteidigen, andere aus einem Mangel an Perspektiven.
Nach dem Verschwinden des Victoriasees hatte um die Gigantopole und das Kaiserreich von Pilâtre de Rozier ein eklatanter Mangel an Nahrung und Trinkwasser geherrscht. Davon betroffen waren vor allem die am Boden siedelnden Bewohner.
Es überraschte Matt keineswegs, dass viele Leute die Gelegenheit genutzt hatten, sich den Truppen aus Meeraka anzuschließen. Und Colonel Kormak hatte die Frauen und Männer mit offenen Armen empfangen. Darunter auch Teeyla, die trotz ihrer fünfunddreißig Jahre noch den Rang eines Private bekleidete.
Der Commander wusste nicht, zu welcher Gruppe Teeyla gehörte: den patriotischen Idealisten oder den pragmatischen Realisten. Doch allein der Umstand, dass sie als Älteste von sechs Geschwistern ihre ganze Familie durchgefüttert hatte, ließ ihn stark auf Kategorie zwei tippen.
Teeyla riss die Augen so weit auf, dass das Weiße darin förmlich leuchtete. Mit einem Satz war sie neben ihrer Kameradin, die bereits Haltung angenommen hatte.